Another You von Black-Starshine ================================================================================ Kapitel 2: Pile of shards ------------------------- Pile of shards Wer die Wirklichkeit verläßt, um die Wahrheit zu finden, findet nur die Scherben, die er verursachte, als er die Wirklichkeit verlassen hatte.   Moya Yassine (*1981)     Wie so oft klangen die melodischen Laute des Klaviers durch die Wohnung. Mit einer erdrückenden Aura wanderten sie nach draußen und ließen auch diejenigen zuhören, die dem nicht lauschen wollten. Nachdenklich harrte Makoto in seiner Position aus. Er wusch das Geschirr ab und hörte im Hintergrund die sanften Berührungen von Mimi, die dem Instrument einfühlsame, jedoch traurige, Klänge entlockte. Sein Blick trübte sich, wenn er daran zurückdachte, wie emotional und voller Freunde ihre Stücke doch gewesen waren, als sie noch mit dem Yagami zusammen gewesen war. Wenn er ehrlich war, war er nie wirklich warm mit Taichi geworden. Seine Art und Weise war zwar sympathisch, doch allein die Tatsache, dass er seine kleine Schwester heiraten wollte, machte ihn zum Feind Makotos. Erst spät hatte er dem Brillenträger beweisen können, dass er ebenso gut auf Mimi aufpassen konnte wie Makoto selbst. Doch sie hatten beide versagt. Zähneknirschend umfasste der braunhaarige den Schwamm, mit welchem er den Topf ausspülen wollte. Egal, was Mimi wiederfahren war, es hatte dafür gesorgt, dass sich seine Schwester verlor und in einem tiefen Meer der Einsamkeit sowie des Schmerzes versank. Er hasste es, ihr nicht helfen zu können. Sie lebten schon seit zwei Jahren zusammen, fern von der Vergangenheit und trotzdem schaffte er es nicht, bei ihr durchzudringen, ihr näher zu sein oder ihr zu helfen. Sie verschwand immer mehr in der Durchsichtigkeit.   Erschrocken fuhr er zusammen, als er das Klirren der Klingel vernahm. Beinah hätte er den Topf in seinen Händen fallen lassen, doch schaffte er es noch, diesen zu fassen. Schnell trocknete er sich seine Hände ab und schritt aus der Küche. Das Klavierspiel war verstummt.   „Nii-saaaannn!!!“, kam ihn die quirlige Stimme seiner jüngsten Schwester entgegen, die ihm freudig in die Arme sprang und sich nah an ihn drückte. „Ich hab‘ dich so vermisst!!!“, flötete sie weiter und er glaubte, etwas Feuchtes in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Makoto und Mimi waren einfach nach Amerika gezogen und hatten damit ihre kleine Schwester in Amerika zurückgelassen. Nicht unbedingt die freundlichste Geste, doch da sie ihren Abschluss noch beenden musste und er Mimi nicht alleine lassen wollte, hatte er diese Entscheidung getroffen und Mira diese akzeptiert. Sie vermissten einander, aber das war natürlich nur menschlich. Dementsprechend herzlich erwiderte der Ältere auch die Umarmung. „Ich dich auch, meine Kleine!“, erklärte er sanft. Doch er spürte noch in der Umarmung, wie sich die Haltung von Mira verkrampfte. „Onee-chan…“, flüsterte Mira ehrfürchtig und Makoto lockerte im Folgenden schon seine Umarmung von der Kleineren. Auch er wand seinen Blick nach hinten und sah in das Gesicht seiner anderen Schwester.   Leider sah er nicht die Emotionen, die er sich erhofft hätte. Wie immer waren die Blicke von Mimi sehr distanziert und resigniert. Kein Lächeln zierte ihre Lippen. Er spürte, dass Miras Körper immer mehr bebte und das Schluchzen drang überdeutlich an sein Ohr. Es zerriss ihm förmlich das Herz, dass Mira diese Repräsentation von Mimi sah und direkt deren Leid teilte.   Trotz des anfänglichen Schocks ließ es sich Mira nicht nehmen, sich von Makoto zu lösen und zu ihrer Schwester zu gehen, nur um diese ebenfalls in eine Umarmung zu schließen. Als Mimi diese erwiderte, glaubte Makoto einen Moment lang etwas in ihren Augen wiederzuerkennen, doch legte sich das Gefühl recht schnell wieder. „Ich freue mich sehr, dich hier zu haben, Mira-chan!“, flüsterte Mimi ihrer kleinen Schwester zu und drückte diese nah an sich. Mimi selbst schluckte einen Kloß herunter und versuchte ihre äußere Fassade aufrecht zu halten. Damals hatte sie sich geschworen, sich nicht mehr der Schwäche der Tränen hinzugeben und niemanden mehr die Chance zu geben, sie zu verletzen. Doch seit Langem spürte sie ihr Herz wieder klopfen und das warme Blut durch ihre Venen pumpen. Bisher hatte sie sich gefühlt, als sei sie in einem kalten Winter gefangen. Allein mit Miras Anwesenheit – ein Stückchen Heimat – fühlte es sich an, wie ein loderndes Feuer, das noch nicht gänzlich in ihrem Herzen verloschen war. Daher schloss Mimi die Augen und drückte Mira näher an sich, länger, als sie sonst bei irgendjemanden die Nähe gesucht oder gar gebraucht hätte.   ~♫~♪~~♫~♪~~♫~♪~   „Hier soll also die Party steigen? Genügend Platz scheint ihr ja zu haben!“ Yamato verdrehte nur die Augen. „Nein… wir schmeißen die Party im Keller und stapeln die Gäste…“, erwiderte der Blonde missmutig und ließ seine Hände in seine Hosentaschen gleiten. Der Yagami hatte ja eine Laune. Das konnte noch heiter werden. Es wirkte nicht so, als sei er gerne nach Amerika gekommen. Leider konnte das Yamato sogar verstehen. Er hätte es sogar nachvollziehen können, wenn Taichi ihm erklärt hätte, nicht zu kommen. Die Gefahr, seiner Ex-Verlobten zu begegnen, war natürlich hoch. Wobei Yamato nicht glaubte, dass sie auf der Feier auftauchen würde. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt mit ihm sprach. Zwar hatte er dem Yagami versprochen, auf seine große Liebe Acht zu geben, doch da Mimi niemanden an sich heranließ, gestaltete sich besagtes Unterfangen natürlich als schwierig.   Taichi schloss einen Moment die Augen. Er ließ seinen Frust an seinem besten Freund aus und das am zweiten Tag seiner Anwesenheit. Allein der Umstand, sich auf den Unicampus zu befinden, machte die Sache nicht besonders einfach. Jeden Moment könnte er Mimi begegnen. Zumal es nicht allein Mimi war, deren Aufeinandertreffen schwer wäre. Auch Yamato und er hatten sich auseinandergelebt. In seiner wohl dunkelsten Zeit hatte sich sein bester Freund dazu entschlossen, musikalisch Karriere zu machen und Amerika zu studieren. Natürlich freute sich Taichi für den Ishida, dass er seinen Traum einen Schritt weiterkam, doch er verlor damit seinen besten Freund. Ein herber Rückschlag für die vergangene Zeit.   „Meine Güte, könnt ihr nicht einfach knutschen, anstatt so deprimiert nebeneinander dazustehen?“, kam die drängende Stimme Daisukes aus dem Hintergrund und riss die beiden Älteren aus den Gedanken. Dass sie nicht alleine waren, fiel den beiden erst in diesem Moment wieder ein. Auch Joe, Daisuke wie auch Koushiro hatten sich dem Trupp angeschlossen, die Lokalität der Party anzusehen. In der Verbindung Yamatos waren schon alle voller Tatendrang alles vorzubereiten. Seine Mitbewohner dekorierten eifrig und Getränke wie auch Anlagen für die Musik wurden geliefert. Abgesehen von Mira hatten die jungen Erwachsenen ein Hotel bezogen, denn weder in den Studentenverbindungen, noch in der Wohnung von Makoto und Mimi war Platz für die bunte Gruppe. Die Mädchen hatten geschlossen beschlossen, bei Sora im Hotel zu bleiben. Diese wollte noch nicht gleich auf Yamato oder Mimi stoßen, denn noch immer stand das Vergangene zwischen ihnen. Ken und Cody wie auch Takeru hatten beschlossen, noch einige Besorgungen zu machen und waren in der Stadt unterwegs, während die restlichen Jungs sich die Lokalität der heutigen Party ansehen wollten.   Daisuke bekam einen Schlag in die Seite. Mahnend sah ihn Koushiro an, wobei Taichi und Yamato nur zur Seite sahen. „Geht es ihr gut?“, erklang die Frage von Yamato, wobei die gleiche Frage auf Taichis Zunge lag. „Den Umständen entsprechend… aber sie ist hier…“, erwiderte Taichi kurz angebunden. „Wie geht es Mimi?“, fragte nun auch der Yagami. Der Angesprochene verzog das Gesicht. Was sollte er seinem besten Freund nur darauf antworten. Mimi ging es nicht gut. Das würde der Brünette auf dem ersten Blick erkennen. Aber es war nicht die Aufgabe von Yamato, zwischen den beiden zu vermitteln. Zumal er mit Mimi nicht so viel Kontakt hatte, wie er es gerne hätte. „Es geht… sie schlägt sich durch…“, erwiderte er murmelnd. Keine zufriedenstellende Antwort. Das entging auch Koushiro nicht, der am liebsten direkt bei den Tachikawa aufgeschlagen wäre. Doch er befürchtete, dass Mimi sich komplett versperrte, wenn er sie überrumpelte. Allerdings tat es auch ihm für Taichi leid. Koushiro glaubte jedoch nach wie vor daran, dass Taichi Mimi zurückholen konnte.   „Wie geht es dir?“, fragte Yamato, sah Taichi aber noch immer nicht an. Auch der Angesprochene sah überall hin, nur nicht zu dem Blonden. „Läuft…“ „Boah… Ihr habt voll dem Stock im Arsch! Sagt euch doch einfach, dass ihr einander vermisst?! Das ist ja nicht auszuhalten!“, knurrte Daisuke aufgebracht und stapfte auf den Boden. „Daisuke!“, mahnte Joe, der dem Jüngeren in die Seite stieß. Jedoch scheinbar einen Moment zu stark, so dass der Motomiya an Halt verlor und so ungünstig fiel, dass er beinah die Treppe runtergefallen wäre. Jedoch waren seine akrobatischen Bewegungen dabei sehr amüsant, so dass sich die anderen ein Lachen nicht verkneifen konnten. „Bei deinen Bewegungen stellt sich die Frage, wer wirklich den Stock im Arsch hat!“, lachte Taichi, während Yamato dem zustimmte. Daisuke schnaubte nur, plusterte seine Wangen beleidigt auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn man so Freunde hat…“, kicherte auch Koushiro, während ihm auffiel, dass sich Yamato und Taichi vielsagende Blicke zuwarfen.   Damit hatte Daisuke wohl das erste Eis gebrochen.   ~♫~♪~~♫~♪~~♫~♪~   „Wo…. Das Kleid ist wirklich wunderschön…“, mit einem Strahlen in den Augen betrachtete sich Hikari im Spiegel. Vor sich hielt sie ein weißes Kleid, die Arme mit Spitze ausgestattet und der Rücken komplett frei, so dass ihre Wirbelsäule zu sehen war. Mit pinken Applikationen bekam das Kleid einen individuellen Touch, während eine passende Schleife unter der Brust zu sehen war. „Du bist wirklich ein Ausnahmetalent, Sora-chan… Ich verstehe nicht, warum man dich noch immer nicht entdeckt hat!“, flüsterte auch Miyako, die neben Hikari stand und diese begeistert ansah. „Ich hab‘ dir auch ein Kleid mitgebracht!“, lächelte die Ältere und zog aus dem Koffer ein weinrotes Kleid heraus. „Nicht dein Ernst, oder?“, fragte Miyako direkt und schritt zu Sora. Die Violetthaarige bekam Tränen in die Augen und sah Sora bewundernd an. „Oh Gott… Es ist so schön!“, sprach sie aus. „Und sexy…“, mischte sich auch Hikari ein, die auf einen langen Riss am Bein deutete. „Es ist traumhaft!“, erklärte sie und tanzte vor dem Spiegel umher. Traurig sah Sora zu ihrem Koffer. Noch drei weitere Kleider waren in dem Behältnis. „Sora-chan… geht es dir gut?“, fragte die Yagami und kniete sich zu ihrer Freundin, die auf dem Bett saß. „Sind das noch Kleider für Mira-chan und…“ „Ja… für Mimi auch…“, murmelte die Rothaarige. Miyakos Blick trübte sich etwas und Hikari senkte den Blick. Beide Mädchen legten ihre Kleider vorsichtig zur Seite.   Damals waren sie eine Clique gewesen, die besten Freundinnen. Sie alle hatten sich immer alles erzählt, sich ausgeweint und Geheimnisse miteinander geteilt. Doch die Geschehnisse rund um Mimi hatten sie von gerade dieser entrissen. Als die erfuhren, dass Mimi nach Amerika gegangen war, war es zu spät gewesen, sie zu fragen. Die Tachikawa hatte keinem der Mädchen erzählt, was sie plante, warum sie gegangen war oder wie es zu dieser Entscheidung kam. Sie stellte Sora und die anderen vor vollendete Tatsachen. Die Versuche, Mimi telefonisch oder anders zu erreichen scheiterten. Sie hatten es sogar versucht, nach Amerika zu reisen und sie persönlich zur Rede zu stellen, doch Makoto hatte sie davon abgehalten und es den Mädchen ausdrücklich verboten. Mimi wollte weder jemanden sehen noch sprechen, hieß es damals. Bis heute war der Kontakt vollkommen entglitten und die Freundschaft schien nur noch ein Scherbenhaufen zu sein.   „Meint ihr, Mimi kommt auch zur Party?“, fragte Miyako vorsichtig. Hikaris Blick verdunkelte sich etwas. Für sie war Mimi immer eine große Schwester gewesen, besonders, als sie mit ihrem Bruder zusammengekommen war. Doch es fiel ihr schwer, der Tachikawa zu verzeihen, was sie Taichi angetan hatte. Sie wussten alle, dass ein triftiger Grund hinter diesem Entschluss gestanden haben musste und waren vorsichtig mit verhängnisvollen Aussagen, doch jedes Mal, wenn Hikari an den seelischen Zustand ihres Bruders dachte, wurde die Jüngste wütend. In Mimi hatte er seine große Liebe gefunden. Dass sie ihm am Altar hatte stehen lassen, hatte sein Innerstes auf grausamste Weise zerbrochen und keiner wusste, ob es sich flicken ließ. Taichi hatte noch mehr als die Mädchen selbst versucht, Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Allerdings schenkte man ihm nur ein Schweigen. Mehr als ein halbes Jahr war Taichi kaum mehr ansprechbar, in sich versunken, hatte sich in die gemeinsame Wohnung von ihm und Mimi verbarrikiert und sich seiner Trauer allein hingegeben. Von heut auf morgen kündigte er den Mietvertrag und zog in ein anderes Stadtviertel, stürzte sich in sein Studium und begrüßte seine kleine Schwester mehr als einmal mit einer anderen Frau im Bett. Doch seine Seele blieb verschlossen. Das einzige, was von dem damaligen Anführer der Digiritter übrig war, war ein Schatten seines Selbst und ein Scherbenhaufen seines Glücks.   „Wäre es denn gut, wenn sie erscheinen würde?!“, fragte die Yagami daher auch und das recht geradeaus. Erschrocken sahen die beiden anderen zu der Braunhaarigen auf. Hikari klammerte sich mit den Fingern in ihre Strickjacke. „Versteht mich nicht falsch… Wir können es ihr nicht verbieten. Aber Mimi hat sich jahrelang nicht bei uns gemeldet und uns nicht einmal eine Erklärung für ihr Handeln gegeben. Sie hat Taichi das Herz gebrochen. Ich weiß nicht, was damals passiert ist. Aber…aber…wenn Taichi sie erneut sieht… Ich will nicht, dass man ihm nochmal so weh tut. Er hat sich einigermaßen damit abgefunden, dass…dass…“, sie verstummte. Hikari bemerkte selbst, dass ihre Worte keinen Sinn machten. Wohl jeder wusste, dass Taichi sich mit den Gegebenheiten nicht abgefunden hatte und noch immer nach Antworten verlangte.   „Ich fände es gut, wenn sie auftauchen würde…“, flüsterte plötzlich Miyako. „Sie hat uns einfach zurückgelassen, ohne eine Erklärung, ohne einen Grund… Das genau ist sie uns allerdings schuldig. Es ist so viel kaputtgegangen. Die ehemalige Gruppe der Digiritter ist in Zwei gebrochen…“, erklärte sie. Sora schluckte. „Aber nicht nur wegen Mimi…“, flüsterte diese niedergeschlagen. „Wir sind alle erwachsen geworden. Es war womöglich nur eine Frage der Zeit, dass wir uns auseinanderleben!“, murrte Hikari und ließ sich neben Sora auf dem Bett nieder. „So ein Quatsch! Wir sind die Auserwählten und wir sind dafür bestimmt, für immer Freunde zu bleiben. Durch ein solches Geschwätz versuchen wir doch nur unsere Angst zu verbergen, erneut verletzt zu werden…“ Miyako flüsterte ihre Worte zum Ende nur noch und senkte den Blick. „Ich will nicht einsehen, dass alles zu Bruch gegangen ist. Auch einen zerbrochenen Spiegel kann man wieder reparieren. Wir sind alle zusammen, selbst, wenn wir nicht am gleichen Ort sind. Wir werden für immer Freunde sein. Daran glaube ich!“   ~♫~♪~~♫~♪~~♫~♪~   Nachdenklich ließ Taichi seine Hände in seine Hosentaschen gleiten, während er den Vorbereitungen für die Party zuschaute. „Willst du sie sehen?“, brachte ihn eine Frage vollkommen aus dem Konzept. Verwirrt sah er auf und direkt in die blauen Augen seines besten Freundes. Koushiro und Joe unterhielten sich mit den Mitbewohnern von Yamato. „Wen sehen?“ „Mimi natürlich, wen sonst!?“, konterte er mit einer Gegenfrage. Taichi fuhr es eiskalt den Rücken runter. „Sie…sie sehen? Ist sie denn hier?!“, fragte er. „Die Wohnhäuser befinden sich alle auf dem Campus. Es sind nur zehn Minuten Weg bis zur Uni…“, erwiderte der blonde Musiker schulterzuckend. „Sie will mich doch gar nicht sehen…“, knurrte der Braunhaarige und sah zu Boden. „Das kannst du nicht wissen, wenn du es nicht versuchst…“, erwiderte der Ishida.   „Hey Yama!!!“, rief Daisuke plötzlich und drängte sich zu den beiden Älteren durch. „Habt ihr für die Party auch genug zu trinken da?!“, fragte er mit großen Augen. Yamato hob nur die Augenbrauen. „Nein… Natürlich nicht. Hier gibt es nur Apfelsaft…“, gab der Angesprochene sarkastisch zur Antwort. „Dann besorg‘ ich noch was!“ Damit drehte sich der Motomiya schon um und wollte schon losgehen, um andere zum Helfen zu animieren, als Yamato schnell nach seiner Kapuze griff und ihn aufhielt. „Bist du blöd oder so?! Natürlich haben wir hier Alkohol und anderes… Wir sind in Amerika!“ „Dann solltet ihr dringend was trinken… ihr wirkt noch immer, als hättet ihr einen Stock im Arsch!“, lachte der Freund von Mimis Schwester. Seine braunen Augen ging zu Taichi. „Vielleicht solltet ihr Mimi einfach was ins Getränk machen, dann fällt es ihr sicher auch einfacher, mit dir zu reden!“, sprach er unbedacht auf. Taichi verzog wütend das Gesicht und Yamato war kurz davor, dem Jüngeren eine zu verpassen. „Daisuke! Weißt du eigentlich, was du hier sagst?!“, fragte er wütend. Der Angesprochene sah Yamato unbeeindruckt an. „Ja, weiß ich. Und ich habe die Schnauze voll, dabei zusehen zu müssen, wie unsere Freundschaft immer mehr zu Bruch geht!“, entgegnete er wütend. „Es ist nicht gerade so, als hätten wir uns das aussucht!“, kam es nun auch von Taichi. Die beiden Anführer der Generationen funkelten sich an. „Nein! Aber ihr habt den Frust und die Trauer auch nicht für euch gepachtet! Es gibt mehr Menschen, die unter dem Bruch der Freundschaft leiden! Mira-chan hat ihre Schwester verloren und keiner bewegt sich auch nur einen Schritt!“   „Wir haben es doch versucht!“ „Wie?! Indem du mal eben hinterher nach Amerika gereist bist?! Weißt du denn schon, warum Mimi-chan gegangen ist?!“, fragte Daisuke Yamato mit stechendem Blick. Dieser wich dem Blick schuldbewusst aus und sah zur Seite. „Es ist offensichtlich, dass ihr wehgetan wurde. Doch anstatt ihr zu helfen, rüstet ihr euch mit der Argumentation, es ja versucht zu haben! Jetzt haben wir alle, als Freunde, die Chance, für sie da zu sein! Also kneift die Arschbacken zusammen! Einen Scherbenhaufen kann man auch zusammensetzen, aber, wenn man aufgibt, dann verteilen sich die Scherben und der Kummer schneidet tief ins Blut!“, erwiderte er. Taichi wie auch Yamato sahen sich verwirrt an. Seit wann bekam Daisuke solche intellektuellen Ausdrücke zu Stande?   Doch Taichi verstand, worauf der Jüngere hinauswollte. Wenn er zurückdachte, dann waren die Jüngeren viel optimistischer an die Sache herangetreten. Während Taichi schon aufgegeben hatte, versuchte es Miyako bei Mimi weiter sowie Daisuke, der Mira bei ihrem Unterfangen unterstützte, weiter. Sie kamen beide nicht besonders weit, doch sie sahen die jetzige Situation als neue Chance. Taichi hatte die letzten Jahre tatsächlich aufgeben, sich von seinem Kummer zerfressen lassen und alles in das Studium und Liebschaften gesteckt. Nichts konnte ihn ablenken. Traf man einmal die wahre Liebe, dann vergaß man diese nie. Besonders, wenn sie gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde.   „Man, solche Worte aus deinem Mund ist man ja gar nicht von dir gewohnt…“, meinte Yamato mit einem belustigten Unterton und wuschelte dem Motomiya durch den Kopf. Dieser zog sich dem direkt zurück, wand den Blick ab, verschränkte die Arme vor der Brust und verzog seinen Ausdruck. „Ich mach das nicht wegen euch…!“, erwiderte er trocken. Er schloss einen Moment seine Augen und atmete tief durch. „Mira-chan ist sich sicher, dass nur Taichi einen Zugang zu Mimi findet. Sie leider sehr unter der Situation und hatte wahnsinnige Angst, Mimi heute zu treffen. Die beiden hatten kaum Kontakt und wenn, dann hat Mimi lieber Nachrichten verschickt, anstatt mit ihrer Schwester zu telefonieren. Alle leiden unter der Situation. Besonders aber darunter, nicht zu wissen, was eigentlich los ist.“ „Findet ihr es richtig, die gesamte Last auf Taichi abzuwälzen?“, fragte nun auch Yamato gereizt nach. Doch Daisuke schmunzelte nur, was den Blonden nur noch mehr provozierte.   „Nein… Es ist sicher nicht richtig… Aber immerhin hat er nun seinen besten Freund wieder an seiner Seite!“, erwiderte der Jüngere und verschränkte erneut seine Arme hinter dem Kopf. Eigentlich war er nicht der Charakter, der jemanden eine solche Last aufbürdete. Doch sie alle hatten Augen im Kopf und sahen, dass Taichi unter der Situation litt. Er hatte sich, genau wie Mimi, von der Gruppe abgespalten und sie ihrem eigenen Schicksal überlassen. Tatsächlich verstand Daisuke, dass sie beide – Mimi wie Taichi – zunächst für sich allein mit der Situation zurechtkommen mussten und auch wollten. Doch betrachtete man die Situation realistisch, dann war nun die Zeit gekommen.   Die Zeit, alle Scherben wieder aufzusammeln… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)