Die Nacht im Hotel (Arbeitstitel) von Simura ================================================================================ Wir brauchen einen Arzt ... --------------------------- Als Shudder unten an der Rezeption angekommen war wurde er bereits erwartet. Ein großes Wesen mit lächerlich langen Armen und Beinen stand in der Eingangshalle. „Guten Tag Dr. Nye, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte der Alchemist höflich. „Guten Tag, ich möchte ein Zimmer buchen. Wann taucht das Hotel in Australien auf?“, fragte das Zwitterwesen mit der ungewöhnlichen hohen Piepsstimme. „In Ordnung, das Hotel wird in einer halben Stunde in Nordamerika auftauchen. Der nächste Ort wird Australien sein.“ „Bestens, dann buche ich ein Zimmer für genau diesen Zeitraum.“ „Möchten Sie in ein spezielles Zimmer.“ „Eins mit einem großen Bett.“ „Hier ist der Schlüssel für Zimmer Nummer 10. Bei weiteren Fragen, wenden Sie sich bitte an mich.“ „Ich denke nicht, dass etwas vorfallen wird.“ Shudder reichte es den Schlüssel und nickte. Die nächsten Stunden vergingen ruhig. Dann klingelte das Telefon. Es war Bliss. Er bestellte eine neue Tasse Tee. Shudder seufzte und setzte sich in Bewegung. „Hier ist deine Kanne Tee.“ „Vielen Dank, kannst du mir gleich eine Tasse einschenken?“ „Natürlich, was macht das Fieber?“ „Ist noch da.“ „Hier deine Tasse.“ Bliss nahm sie dankbar an und richtete sich leicht auf. „Kein Wunder, dass das Fieber nicht weg geht. Lappen und Wasser haben Zimmertemperatur angenommen. Warte, ich geh kühles holen.“ „Du bist so eine gute Krankenschwester. Du hast nicht zufällig ein passendes Leibchen?“ Anton stoppte abrupt in seiner Bewegung. „Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?“ „Nichts.“ „Ich glaub‘ dass dir das Fieber zu Kopf steigt.“ „Möglich.“ „Wenn es schlimmer wird, dann kann ich dir einen Arzt empfehlen.“ „Ach wirklich?“ „Ja, er ist gerade angekommen.“ „Du hast für mich extra einen Arzt kommen lassen?“ „Für dich doch immer. Ich kann ihn auch gleich fragen, ob er ein Wundermittel für dich hat.“ „Das ginge auch.“ „Dann entschuldige mich bitte.“ Shudder ging zur Rezeption zum Telefon und wählte die Nummer 10. Es wurde abgenommen. „Was für eine Überraschung. Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mr. Shudder?“ „Ich entschuldige mich für die Störung, aber ich habe einen Krankheitsfall im Hotel und wollte Sie fragen, ob Sie kurz nach ihm sehen könnten. Ich vermute, er hat eine Grippe.“ Anton versuchte so gut wie möglich sein Unbehagen zu unterdrücken. „Ich werde jetzt mal nach ihm sehen, in welchem Zimmer ist er?“ „Danke, er ist auf dem Zimmer Nummer 3. Ich werde Sie dort erwarten.“ Er legte auf und ging zu Bliss Zimmer. Er kam gleichzeitig mit dem Zwitterwesen an. „Lassen Sie mich bitte zuerst alleine zu ihm gehen.“ Es nickte. Shudder klopfte und trat ein. Ließ aber die Tür offen. „Der Arzt kommt jetzt rein.“ „Du hast es wirklich gemacht.“ „Sie können jetzt reinkommen.“ Nye schlich ins Zimmer. „Wollen wir mal sehen, was er hat.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst.“ Das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du wolltest einen Arzt und jetzt steht einer vor dir.“ Währenddessen hatte sich der Doktor neben Bliss gesellt und legte ihm unverfroren seine Hand auf die Stirn. Bliss machte einen Satz zurück. „Er hat Fieber, jedoch ist es nicht sonderlich hoch.“, meldete es. „Wie sieht es mit Halsschmerzen aus oder mit Kopfschmerzen?“ „Der Hals kratzt etwas und die Nase ist zu, ansonsten habe ich nichts.“ „Also ist sie erst dabei sich auszubreiten. Das ist gut. In meinem Zimmer habe ich Tropfen, welche gut dagegen wirken. Diese muss er inhalieren, dann sollte es mit seiner Nase und seinem Hals besser gehen. Die Temperatur sollte sich von selbst regeln. Jedoch haben Sie eine strenge Bettruhe einzuhalten bis Sie völlig genesen sind.“ „Danke für ihre Hilfe.“ „Und ich werde hier nicht gefragt?“, krächzte Bliss. „Du hast erst wieder was zu melden, wenn du genesen bist.“, herrschte Shudder ihn an. „Bekomme ich dafür die Übernachtung umsonst?“ „Ist das nicht ein bisschen zu viel verlangt?“ „Nö.“ „Finde ich schon, wie wäre es mit der Hälfte?“ „Dreiviertel.“ „In Ordnung, dieses eine Mal.“ „Wenn das alles war, gehe ich jetzt zurück auf mein Zimmer.“ „Das war alles, danke für Ihre Hilfe.“ „Dann kommen Sie mit Mr. Shudder. Dann gebe ich ihnen die Tropfen.“ „Gut.“ Das Zwitterwesen nickte und schlurfte aus dem Zimmer. Anton folgte ihm. Es ging in sein Zimmer. Shudder wartete. Er hörte es in einer Tasche wühlen und es kam zum Hotelbesitzer zurück in der Hand ein kleines Fläschchen mit lila Flüssigkeit. „Nur ein Tropfen in ein großes Becken mit heißem Wasser. Den Dampf muss er einatmen. Wenn es innerhalb von einer Stunde nicht besser wird oder es sogar schlechter werden sollte, dann geben Sie drei Tropfen in eine mit heißem Wasser gefüllte Badewanne. Er muss mindestens zehn Minuten und höchstens eine viertel Stunde im Wasser sein.“ „Gibt es bekannte Nebeneffekte?“ „Nicht dass ich wüste.“ Shudder bedankte sich und ging zurück zu seinem Patienten. Man sah ihm sein Unbehagen an. „Du vertraust doch nicht etwa diesem Zwitter?“ „Es hat keinen Grund, uns zu schaden.“ Bliss sah nicht überzeugt aus. „Wie fühlst du dich?“ „Wenn ich‘s mir recht überlege, geht es mir schon viel besser.“ „Du bist ein schlechter Lügner.“, erwiderte Anton, ging auf ihn zu und überprüfte seine Temperatur. „Ich hole jetzt alle Sachen und du bereitest dich darauf vor, dich an den Tisch zu setzen.“ Er bekam ein kurzes Nicken als Antwort. Der Alchemist brauchte nicht lange alles zusammen zu stellen. Für Bliss Geschmack beeilte er sich zu sehr. Er traute den Tropfen nicht. Doch es half nichts. Bestimmt bugsierte Anton ihn in den Stuhl. Misstrauisch beobachteten die hellblauen Augen das Fläschchen. Das Wasser färbte sich leicht violett, nachdem Anton einen Tropfen dazu gegeben hatte. Shudder merkte die Skepsis des Anderen. Deswegen ergriff er die Initiative, packte den Größeren im Nacken, schob seinen Kopf über die Schüssel und schmiss ein Handtuch über ihn. Bliss wehrte sich nicht. „Wenn dir etwas komisch vorkommt, dann sag Bescheid.“ „Das werde ich.“ So verweilten sie zehn Minuten. Dann nahm Anton das Handtuch wieder weg und begutachtete den Kranken. Er sah unverändert aus. „Hat sich was verändert?“ „Nicht das ich was gemerkt habe.“ „Am besten ruhst du dich noch was aus. In einer Stunde komme ich wieder.“ „War das eine Drohung?“ „Kommt ganz drauf an …“ „Dann lasse ich mich mal überraschen.“ Ohne ein weiteres Wort zu wechseln verließ Shudder das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)