Das Schicksal der Äußeren Kriegerinnen von Ruka_S_Orion ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Als das Kosmische Schwert zu Boden fiel, wirbelte es dichten, stinkenden Staub auf. Eine zunächst nur einzelne Träne folgte dem Talisman. Dann sackte seine Herrin selbst in sich zusammen. Uranus‘ Blick wanderte langsam durch die Ruinen. Der Palast lag in qualmenden Trümmern. Direkt vor ihr mit Blut verschmiertem Gesicht, Brandmalen und triefenden Wunden am ganzen Körper, Sailor Venus, die sich scheinbar mit letzter Kraft zum einst strahlenden, jetzt leblosen Ritter Kunzite geschleppt hatte. Wenige Schritte weiter erkannte sie Nephrites Leichnam mit verkohltem Fleisch, was darauf hindeutete, dass er gegen einen ganzen Gewittersturm gekämpft haben musste. Die übrigen Krieger und Kriegerinnen, deren Körper schier überall verstreut lagen, waren nicht weniger entstellt. Schließlich fanden Uranus‘ Augen Pluto, die weinend und schreiend die leblose Prinzessin an sich drückte. Ihre Kiefer bissen hart aufeinander. Der Strom ihrer Tränen wurde nicht länger zurückgehalten. Sie war zu spät. Alles war verloren. Ihr Licht war erloschen. Unter einem verzweifelten Schrei schlug Uranus ihre Fäuste auf die nunmehr tote Oberfläche des Mondes. Erst nach vielen Schlägen visierten ihre Augen abermals das Bild Serenitys an. Sie kroch zu der einstigen Thronerbin, wollte in ihr Gesicht sehen. Keine Aura, kein Licht, kein Leben. Der Engel war verloren. Uranus presste ihre Lider aufeinander, bevor sie in Plutos Chor der Verzweiflung mit einstieg. Lange dauerte es, bis sich auch Neptune aus ihrer resignierenden Starre löste. Ihre Tränen hatte sie stumm vergossen. Auch sie sah sich um, den Spiegel in ihrer rechten Hand kaum noch sicher haltend. Ihr kurzer Weg führte sie zu ihrem einstigen besten Freund, dem Ritter der Intelligenz und des Trostes. Sie kniete neben ihm nieder, um seine geweiteten, toten Augen schließen zu können. Irgendetwas ließ sie aufhorchen. Ein Gefühl? Ein Ruf? Sie sah sich um. Neben ihr und ihren beiden Gefährtinnen lebte noch etwas anderes an diesem untergegangenen Ort. Etwas Machtvolles, ein sterbender Funke. Neptune erhob sich. Hektisch suchte sie die Umgebung ab. Schließlich rannte sie los, mitten durch die Trümmer ihrer Heimat. Sie kam der Quelle der schwachen Aura näher. Endlich erreichte sie die Ruinen des Gebetsraumes. Ehrfürchtig blieb sie stehen. Eine Katze. Eine weinende Katze, die ihrer sterbenden Königin zu Füßen lag. Queen Serenity hob ihr Zepter. Der Silberkristall erstrahlte. Pluto riss ihre Augen auf. Der Körper in ihren Armen wurde leichter. „Nein. Nein!“, schrie sie immer verzweifelter. „Geh nicht! Du darfst nicht verschwinden, Prinzessin! Serenity, lass mich nicht zurück! Nimm mich mit dir!“ Immer fester versuchte sie, den blasser werdenden Engel zu umarmen, aber sie hatte keine Chance. Seine Konturen verschwammen. Sailor Pluto resignierte. Sie legte eine Hand auf die Wange der Prinzessin. Langsam beugte sie sich vor. Unter Tränen flüsterte sie mit brüchiger Stimme: „Es tut mir so leid, Princess. Bitte verzeih, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte. Ich liebe dich, Serenity! Das werde ich bis in alle Ewigkeit.“ Die granatroten Augen schlossen sich, als kirschrote, warme Lippen zartrosafarbene, erkaltete küssten. Sailor Uranus wandte den Blick ab. Ihre Hand drückte die ihrer Prinzessin noch fester, bis die sich gänzlich auflöste. Die Windkriegerin kauerte sich zusammen, zitternd und stumm weinend. Von jetzt an hatte sie kein Recht mehr auf ihr Dasein. Ihr Herz gab den Wunsch auf, weiterzuschlagen. Neben den tiefen Schluchzern ihrer Gefährtin direkt neben ihr, ertönten plötzlich näherkommende Schritte. Uranus spürte, wie sich Neptune neben ihr niederließ. Als sich deren Arme um sie legten, begann ihr Körper, sich noch heftiger zu schütteln. Es kam ihr fast töricht vor, die andachtsvolle Stille zu durchbrechen, aber nach einer Weile flüsterte Neptune ihren trauernden Gefährtinnen zu: „Wir haben noch eine letzte Aufgabe.“ Unerwartet schrie Uranus aus: „Was? Neptune! Welche Aufgabe? Was ist uns geblieben?! Wir haben versagt! Wir konnten sie nicht beschützen! Unser ganzes Dasein hat keinen Sinn mehr, wir haben alles verloren!“ Neptune hielt dem kalten Blick ihrer Geliebten stand. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Wir dürfen jetzt nicht zerbrechen. Noch nicht. Eine letzte Pflicht müssen wir noch erfüllen. Darum sind wir noch am Leben.“ Uranus wandte sich ab. Ihren verzweifelten Schrei richtete sie in die fernen Weiten ihres untergegangenen Königreiches: „Wieso?! Wieso sind wir noch länger hier? Warum sind wir dazu verdammt, noch am Leben zu sein? Wieso durften wir nicht mit ihnen kämpfen? Wir haben versagt!“ Immer wieder wiederholte sie leiser werdend: „Wir haben versagt…“ Neptune sah zu Pluto, die sich noch immer über den blutgetränkten Staub beugte, ihre Tränen flossen unaufhörlich über ihr verzerrtes Gesicht. Nicht einen Laut gab die Wächterin von sich. Entschlossen stand Neptune auf. „Wir haben keine andere Wahl. Es ist die letzte Gelegenheit, unseren Fehler wiedergutzumachen.“ Nach einer Weile sah Uranus zu ihr. Verständnislos brachte sie hervor: „Was gibt dir diese Hoffnung? Was können wir noch tun?“ „Wir sind die letzten Überlebenden unseres Reiches. Dass wir noch hier sind, hat einen Grund. Unsere Königin hatte uns fortgeschickt, um aus der Ferne zu wachen. Sie rief uns nicht, als sie uns gebraucht hätte. Und dafür hatte sie ihre Gründe. Sie rief uns nicht, damit wir überleben. Wir blieben zurück, um alles zu beenden.“ Uranus zögerte. Nachdenklich sah sie sich erneut um. Erst jetzt erkannte auch sie, dass kein toter Körper mehr von dem vergangenen Kampf zeugte. Abermals wanderte ihr Blick zu Neptune, dann zu dem Spiegel in deren Händen, schließlich zu ihrem eigenen Talisman. Drei Herzen vereint. Drei Herzen, die den Schlüssel bildeten. Drei Herzen, die blieben, um alles zu beenden. Uranus sah zu ihrer noch immer reglos dasitzenden Freundin. „Sailor Pluto!“, hörte sie Neptunes Stimme. Langsam sah die Angesprochene auf. „Du bist unsere Anführerin. Du weißt von der Macht, die uns gegeben wurde. Leite uns ein letztes Mal an. Führe uns auf dem Weg in unseren eigenen Untergang.“ Die Wächterin antwortete nicht. Stattdessen führte sie ihre Hände langsam zu ihrem Garnet Orb. Sie befreite ihn von seinem Zepter. Mit Blick auf die granatrote Kugel flüsterte sie: „Meine letzte Pflicht. Ich bin es dir schuldig, wenigstens diese letzte Aufgabe für dich zu erfüllen, Prinzessin.“ Und endlich erhob sich die Hüterin der Zeit. Sie hielt ihre Augen geschlossen, den Garnet Orb vor ihrer Brust. Einen Augenblick später glomm das Symbol auf ihrer Stirn auf. Neptune stellte sich ihr gegenüber und tat es ihr gleich. Zögerlich griff Uranus nach dem Kosmischen Schwert. Als die Lichter der Kriegerinnen am hellsten erstrahlten, verbanden sie sich. Drei Herzen vereint… Eine neue Energie wurde erweckt. Sie entsprang den Senshi, wehte ihnen gleichermaßen entgegen. Immer stärker wurde sie, erwachte förmlich zum Leben. Urplötzlich erstarb das Licht von Uranus, Neptune und Pluto. Die Kriegerinnen sanken erschöpft in sich zusammen. Pluto war die Erste, die es wagte, aufzusehen. Ein dunkler Schimmer glomm direkt über ihnen, im Zentrum der Strahlen ein zarter Körper, zerbrechlich, trotzdem ging von ihm diese unbeherrschbare Aura aus. Die schlanke Gestalt reckte ihr Gesicht nach oben, hielt ihr Zepter sicher in der Hand. Als sie aufsah, entfachte sie einen ganzen Sturm von Energiewellen. Langsam sank dieses Symbol des Untergangs zu Boden. Sailor Saturn ließ ihren Blick über die versammelten Kriegerinnen, dann über den zerstörten Palast wandern. Sie lächelte. „Hoffnung und Wiedergeburt beginnt immer mit dem Ende.“ Sie hob ihr Zepter. "Habt keine Angst.“ Die Sense senkte sich. Uranus, Neptune und Pluto wurden zu Boden gedrückt. Nur Sekunden später fanden sie sich in absoluter Stille und Schwärze wieder. Neptune regte sich als erste. Sie setzte sich auf, sah auf ihre Hände. „Ich fühle… mich so leicht…“, flüsterte sie. Uranus streckte ihren Rücken durch. „Ich fühle die Wärme in meiner Brust. Sie befreit mich. Ich kann sie rufen hören, unsere Prinzessin.“ Tränen der Erleichterung flossen über ihre Wange. „Wir dürfen zu ihr, wir dürfen ihr folgen!“ Neptune seufzte auf, als das grelle Licht aus ihrer Brust hervorschoss. Sie war nicht im Stande, etwas zu sagen. Nur Pluto begriff ihren Fluch. Mit weit aufgerissenen Augen stürzte sie zu ihren Freundinnen. Ihrem eigenen Körper entsprang kein Licht, sie selbst würde nicht befreit werden. Panisch griff sie nach Neptunes warmer Hand. „Nein! Ihr dürft mich nicht zurücklassen! Lasst mich nicht mit meinem Fluch allein!“ Neptune sah traurig lächelnd in die nassen Augen ihrer Gefährtin. Plötzlich lehnte sie sich vor, um die Wächterin zu küssen. Sie wollte, dass ihre Energie in der letzten Kriegerin weiterlebte. „Unsere Seelen bleiben vereint, auch wenn unsere Herzen nicht weiterschlagen.“ Die Panik in Pluto wuchs nur weiter an. Plötzlich spürte sie, wie sie von hinten umarmt wurde. „Du trägst das schwerste Schicksal, Pluto. Aber wir werden zurückkehren. Warte auf uns. Warte auf sie.“ Damit lehnte sich auch Uranus vor, um die zitternden Lippen zu küssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)