Demonic Rewind von Flordelis ([Demonic Reverie]) ================================================================================ Kapitel 16: Du kommst von hier? ------------------------------- „Der Limbus ist die Grenze zwischen dieser Welt und Niflheim. Nur dank ihm ist es möglich, dass Dämonen in unsere Welt gelangen können.“ „Wen interessiert denn der Scheiß?“ Patrok sah zu Kian hinüber, der ihn derart grob unterbrochen hatte. Die Stirn des Mannes war gerunzelt, während Kian hauptsächlich genervt aussah. „Die Frage ist doch, wie wir hier rauskommen. Nicht, warum es dieses Ding überhaupt gibt.“ Cathan saß noch immer auf dem Boden, gegen eine Straßenlampe gelehnt. Seine Regenerationskräfte wirkten weiterhin, aber da es nur damit zu lange dauerte, kniete auch Amari neben ihm, um heilende Magie auf ihn zu wirken. Die fremde Energie wirkte wie ein kühler lindernder Balsam auf und unter seiner Haut. Gleichzeitig löste sie aber auch ein unangenehmes Kribbeln aus, während die Fremdheit durch seinen Körper pulsierte. Er wusste schon, weswegen er Heilmagie nicht mochte. Wenigstens konnte Cathan sie so näher betrachten. Amari wirkte wesentlich ernster und sogar noch distanzierter als er sie in Erinnerung hatte. Ihre Brauen waren leicht zusammengezogen, ihr Blick fokussierte sich vollkommen auf seinen Oberkörper. Sie trug einen bis an ihre Fußknöchel reichenden braunen Rock, der ihm furchtbar unpraktisch in dieser Welt vorkam, aber er war überraschend sauber, genau wie ihr schwarzer Pullover. Dabei fiel ihm auf, dass Patrok sogar einen dunklen Anzug trug, der auch wie neu aussah. Entweder waren sie derart gute Kämpfer oder es gab in dieser Welt, dieser Grenze, gute Modeläden. „Mich interessiert schon, was genau das hier eigentlich ist“, mischte Cathan sich in die Unterhaltung von Patrok und Kian ein. „Und wie wir hier landen konnten. Ich denke, das ist ziemlich wichtig.“ Kian sah ihn an, als wolle er widersprechen. Aber er sagte nichts, schnaubte stattdessen nur und wandte sich dann beleidigt wieder ab. Cathan fragte sich, ob zwischen ihm und Kian in der anderen Zeitachse auch eine Verbindung existiert haben mochte, so wie zwischen Luan und ihm. Luan, der ihn sogar Papa genannt hatte. Hoffentlich ging es ihm gut. „Natürlich weiß ich nicht, wie der Limbus überhaupt entstehen konnte“, fuhr Patrok fort. „Aber dass du über Abteracht zurückkehren wolltest, war ein gesunder Instinkt, Cathan.“ Wenigstens etwas Gutes, das er im Limbus bewirkt hatte. „Der Kraftkern von Abteracht ist mit dem Limbus verbunden, deswegen hättet ihr dort auch eigenhändig ein Portal öffnen können.“ Kian kratzte sich an der Wange. „Kraftkern, huh?“ Cathan dachte derweil über etwas anderes nach. Wenn der Kern von Abteracht mit dem Limbus verbunden war, galt dasselbe dann auch für Niflheim? War es am Ende nur dieser Kristall, der es Dämonen ermöglichte, in der normalen Welt zu existieren? Wenn er nun zerstört werden würde … Patrok griff sich nachdenklich an sein Kinn. „Ihr beide seid jedenfalls hier gelandet, weil es gerade jemanden in dieser Welt und seinem Limbus gibt, der den Weltenbrecher in seine Hände bekommen will.“ Er sah zu Kian hinüber, der wieder schnaubte. „Es ist Atanas, oder? Der Alte muss es sein!“ „Das kann nicht sein“, widersprach Cathan. „Atanas erinnert sich nicht an seine Vergangenheit. Er hat nichts mehr mit Weltenbrechern zu tun.“ „Vielleicht tut er auch nur so.“ Kian ließ sich nicht davon abbringen. „Ohne Ciar kann der Alte doch kein guter Mensch werden, das glaube ich nicht.“ „Was hat Ciar damit zu tun?“ Ein lautes Knurren unterbrach das Gespräch. Es kam scheinbar aus der Entfernung, war aber derart laut, dass Cathan ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Patrok sah die Straße hinab und schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns hier nicht so sehr über etwas aufregen. Emotionen setzen in dieser Welt Schwingungen frei, die von Dämonen aufgespürt werden. Und nicht alle sind daran interessiert, dich einfach nur zu trösten oder sich mit dir zu freuen.“ „Du kennst dich hier aber gut aus“, brummte Kian. „Wir sind auch schon lange hier. Jedenfalls kann ich dir mit Sicherheit sagen, dass Atanas nicht hierfür verantwortlich ist. Wir haben das bereits eingehend untersucht.“ Amari beendete das Wirken des Zaubers endlich und erhob sich. Mit festem Blick, aber immer noch leiser Stimme, mischte sie sich nun ebenfalls in das Gespräch ein: „Wir kennen den Namen des Verantwortlichen nicht, aber er kommt aus einer anderen Welt, so viel ist sicher.“ Patrok half Cathan nach oben, während er weiter erklärte: „Cerises Existenz schützt normalerweise diese Welt, damit keine Aggressoren von außerhalb eindringen können. Vermutlich konntest du dir ja auch bereits denken, dass diese Welt ganz … außergewöhnlich ist.“ Nicht so wirklich, deswegen konnte er nur mit dem Kopf schütteln. „Oh.“ Patrok warf einen kurzen Blick zu Amari, die diesen stumm erwiderte. Cathan war überzeugt, dass die beiden eine starke Verbindung miteinander besaßen, und gerade miteinander kommunizierten. Vielleicht dachten sie aber auch nur dasselbe, weil sie sich so ähnlich waren oder derart lange kannten. „Wie auch immer.“ Patrok sah wieder Cathan an. „In diesem Fall musst du mir glauben, dass diese Welt Schauplatz einiger außergewöhnlicher Geschehnisse ist – und war.“ „Vor dem Wechsel der Zeitachse“, fügte Amari hinzu. Also wussten sie davon? Patrok führte diesen Punkt gar nicht erst aus. „In all den Welten, die vom Weltenwächter bewacht werden, gibt es immer wieder ganz besondere Exemplare. Das kann aus den unterschiedlichsten Gründen sein.“ „Welten, in denen sich nie Menschen entwickelt haben“, erklärte Amari. „Welten, deren Entwicklung für immer auf dem Level des Mittelalters bleiben. Oder auch Welten, in denen sich die Lebensgeschichte des Weltenwächters mit Variationen wiederholt.“ Das passte alles nicht zu ihrer Welt. Cathan sah Amari fragend an und wartete auf ihre weitere Erklärung. Allerdings präsentierte sie diese nicht. Stattdessen war ihr Blick bereits wieder auf Patrok gerichtet. Dieser fuhr mit einem anderen Thema fort: „Weil diese Welt derart besonders ist, lockt sie sehr viele Personen aus anderen Welten an, die versuchen, davon zu profitieren. Entweder indem sie die Kraftquelle zu stehlen oder die Welt zu zerstören versuchen, um diese Energie einfach freizusetzen.“ „Kein Witz?“, fragte Kian. „In der Welt gibt es so etwas?“ „Jede Welt besitzt eine gewisse Energiequelle“, antwortete Patrok. „Aber nicht in jeder ist sie derart stark wie etwa hier. Diese Welt ist das Licht, und diejenigen, die davon profitieren wollen, sind die Motten.“ War das der Grund, weswegen es die Dämonen in die Welt der Menschen zog? Was wollten sie dort überhaupt? Kane, sein eigener Dämon, schwieg in seinem Inneren. Aber Cathan hatte ihn schon vor langer Zeit danach gefragt. Damals war die Antwort aber auch nur Ratlosigkeit gewesen. Kane erinnerte sich nicht, was in seinem letzten Leben geschehen war oder weswegen er plötzlich in einem Menschen lebte. Dieselbe Antwort hatte er von jedem anderen Dämonenjäger bekommen, den er gefragt hatte. Möglicherweise war diese Energiequelle dafür verantwortlich. Hier darüber nachzudenken war aber sinnlos. Er müsste zurück und mit Parthalan darüber sprechen. Vielleicht könnte dieser wesentlich besser darüber nachdenken. Da Cathan nicht mehr schwankte, gab Patrok ihnen zu verstehen, dass sie gehen sollten. Zu viert setzten sie also ihren Weg fort in Richtung von Abteracht. „Was macht ihr eigentlich hier?“, fragte Cathan, da es offenbar nichts mehr zu erklären gab; jedenfalls schwiegen die beiden. „Ihr seid vor Jahren verschwunden ...“ Und niemand hätte gedacht, einen von ihnen jemals wiederzusehen, besonders Konia nicht. Da Patrok diesmal eine Antwort schuldig blieb, übernahm Amari das: „Wir waren in Muspelsheim, um die Erinnerungsfetzen eines Weltenzerstörers zu vernichten, ehe sie zu einem Dämon anwachsen und damit gefährlich werden.“ „Daran erinner ich mich“, kommentierte Kian. „Das waren die Erinnerungen von diesem Ares-Typ.“ Amari nickte ihm zu. „Ares Liam, korrekt. Aber er stellt seit dem Wechsel der Zeitachsen keine Gefahr mehr dar. Also gab es irgendwann keine Erinnerungsfetzen mehr, deswegen sind wir hierher zurückgekommen.“ Cathan betrachtete die blau leuchtenden Käfer, die sich leise summend in dem grünen Licht der Laternen sammelten. „Aber weswegen hierher? Warum nicht zu Konia?“ Wären sie dann rechtzeitig gekommen, um ihr menschliches Ich zu retten? Nein, vermutlich nicht. Es war schon lange weg. Nicht einmal mehr Kieran kannte es. Amari antwortete nicht. Deswegen warf Kian auch noch etwas ein: „Warum weißt du überhaupt was von dem Zeitdingens-Wechsel? Außer Jii hat das keiner mitbekommen.“ „Ich komme von hier. Wesen des Limbus sind frei von Zeit. Also kann ein Wechsel der Zeitachsen uns auch nicht beeinflussen.“ Cathan war erst von der Tatsache, dass der Limbus offenbar frei von Zeit war, fasziniert. Aber dann entdeckte er doch etwas, das ihn noch mehr interessierte. „Du kommst von hier?“ Sie blickte ein wenig zur Seite, nickte aber. „Ich bin hier im Limbus geboren, als einer von ihnen.“ „Deine Eltern und ich haben sie dazu überredet, den Limbus zu verlassen“, sagte Patrok. „Aber wir hielten es für besser, uns hier erst einmal zu verstecken, bis wir ergründen können, was für diesen Wechsel verantwortlich ist. Ich habe davon allerdings auch nichts mitbekommen, ich verlasse mich nur auf Amaris Worte.“ Das erforderte wirklich viel Vertrauen. Aber Amari wirkte auch nicht wie jemand, der log. Sogar Cathan hätte ihr das auf Anhieb geglaubt. „Ihr habt euch die ganze Zeit hier versteckt?“ Kian rümpfte die Nase. „Was für ein lausiges Versteck.“ „Es war der beste Ort, um dennoch im Auge zu behalten, was in der Welt, besonders in Cherrygrove, vor sich geht.“ Amari nickte nach den Worten ihres Mannes. „Cherrygrove ist ein Ort, an dem viele Fäden zusammenlaufen. Womöglich wegen des Energiekerns, aber das weiß ich nicht genau. Im Gegensatz zu den anderen hier, kann ich ihn und seinen Einfluss nicht spüren.“ Vielleicht war der Einfluss auch nicht für jeden direkt spürbar oder nur ein Gefühl, das man nicht näher benennen konnte, einen aber in diese Stadt zog. Jedenfalls hatte Cathan auch noch niemals den Wunsch verspürt, die Stadt zu verlassen, nicht einmal für einen kurzen Urlaub. Möglicherweise interpretierte er aber auch zu viel hinein. Das leise Lachen einiger Pflanzen war erneut zu hören, dann ging das Tuscheln los. Es schien, dass bei ihnen alles okay war. Es gab also keinen weiteren aggressiven Dämon in der Nähe. Inzwischen waren am Rand der Straße wieder Schatten aufgetaucht, die ihnen keine Aufmerksamkeit schenkten. Sie gingen ihren eigenen Dingen nach, was hauptsächlich daraus bestand, dass sie über den Gehweg schlichen, den Blick meistens nach unten gerichtet. Kian beobachtete diese Wesen aufmerksam. „Warum sieht hier alles so menschlich aus, nur voll verdreht? Albträume würden sich niemals mit sowas abgeben.“ „Albträume haben wohl wirklich keinen Spaß“, bemerkte Cathan. Darauf wandte Kian ihm den Blick zu und schien ihn geradewegs damit erdolchen zu wollen. „Albträume haben eben echte Probleme, anders als Dämonen. Anscheinend lieben die es ja, die Haustiere von Menschen zu sein! Wahrscheinlich haben Dämonenjäger eigentlich voll den chilligen Job und tun nur so, als ob es voll anstrengend wäre.“ Cathan war nie ein Traumbrecher gewesen, hatte sich nie eingehender mit Albträumen befasst, deswegen musste er erst seine Gedanken sammeln, ehe er darauf etwas erwidern konnte, um seinen Berufsstand zu verteidigen – doch Amari kam ihm bereits zuvor: „Wir sind keine Haustiere! Es gibt nur manche von uns, die den Menschen gern ähnlich wären. Das schafft uns wieder neue Probleme. Außerdem gibt es auch unter den Albträumen solche, die menschlich werden wollen. Oder wie erklärst du dir, dass du in einer menschlichen Form existierst? Der Weltenbrecher könnte auch eine Bestie sein – und doch bist du als Mensch geformt worden.“ Kian schien genauso überrascht über ihren Redeschwall zu sein wie Cathan, sie sahen sie beide nur schweigend an. Jedenfalls im ersten Moment. Kian öffnete bereits den Mund, um etwas zu erwidern, da blieb Patrok stehen und fuhr zu ihnen herum. „Das reicht jetzt. Wenn ihr euch weiter streitet, werden wir nie den Limbus verlassen.“ Er war vollkommen ruhig, aber ein entferntes Grollen unterstrich dafür seine Worte. Derart laut wie es dennoch war, musste es ein großes Monster sein. Cathan konnte auf diese Begegnung verzichten. Deswegen legte er eine Hand auf Kians Schulter. „Keine Sorge, ich kümmere mich schon darum, dass er fortan ruhiger wird.“ Patrok sah zwischen ihnen beiden hin und her, sein Blick weiterhin derart kühl und auch etwas desinteressiert. Aber schließlich nickte er und drehte sich wieder in die andere Richtung. „Wir sind bald da. Danach könnt ihr toben, so viel ihr wollt.“ Amari und er setzten den Weg bereits fort, Cathan und Kian blieben aber erst noch stehen. Letzterer riss sich los, schnaubte und richtete seine Kleidung. „Was denkt der eigentlich, wer er ist?“, zischte er. „Als ob der uns herumkommandieren könnte! Lässt du dir das gefallen?!“ Kian war es sicher nicht gewohnt, herumkommandiert zu werden, Cathan dagegen schon. Deswegen störte es ihn auch nicht, wie er erklärte. Kian wirkte darüber nicht erfreut, er sagte aber nichts mehr. Stattdessen schnaubte er noch einmal und schloss sich dann wieder Amari und Patrok an. Cathan folgte seinem Beispiel. Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, bis sie dort ankamen, wo Abteracht in der Realität war. Im Limbus befand sich hier allerdings nur ein Baum. Er erinnerte an jenen, in dem der Energiekern lagerte, aber es waren keine rosa Blüten auszumachen. Statt diesen lag etwas über den Ästen, das auf den ersten Blick wie eine rote Decke aussah. Aber es bewegte sich, tropfte herunter und bildete rote Pfützen zwischen den Wurzeln. Es roch nicht nach Blut, eher nach Wachs, aber es wurde in den Lachen nicht hart, deswegen blieb Cathan ratlos zurück. Eine Öffnung im Stamm enthüllte eine Schwärze, die tiefer erschien als alles, was er jemals zuvor gesehen hatte. Wenn er zu lange hineinstarrte, glaubte er, hineinzufallen und verschluckt zu werden – und gleichzeitig spürte er das Verlangen, sich in die Schwärze fallenzulassen und endlich alle Sorgen und Probleme hinter sich zu lassen. Ein Gefühl von Euphorie überkam ihn, wollte ihn dazu bewegen, diesem Verlangen zu folgen, aber noch war er der Herr seiner Sinne. Mit aller Gewalt brachte er sich dazu, den Blick abzuwenden und wieder Patrok anzusehen. „Wie öffnen wir nun das Portal?“ Der Gefragte hob schweigend einen Finger und richtete seine Aufmerksamkeit nun selbst auf den Baum. Er sah nicht in die Schwärze hinein, sondern betrachtete den übrigen Stamm. Nach einigen Sekunden legte er eine Hand auf eine bestimmte Stelle. Die Rinde leuchtete auf, eine glühende Spur zog sich durch die tiefen Risse darin, ließ andere Teile des Baumes leuchten, bis er schließlich vollständig in Licht getaucht war. Auch die rote Flüssigkeit war nun von einem eigentümlichen Glanz umgeben. Sogar die Schwärze war von unzähligen Sternen erhellt und hatte seine Anziehungskraft vollkommen verloren. „Das ist das Portal“, erklärte Patrok. „Es ist jetzt mit der normalen Welt verbunden, also können wir hindurchgehen.“ „Wohin führt es normalerweise?“, fragte Cathan. Er bekam keine Antwort, aber das sagte bereits mehr als er wirklich wissen wollte. „Werdet ihr mitkommen?“ Patrok suchte Amaris Blick, sie nickte. „Die feindliche Entität versteckt sich vielleicht hier, aber wir können sie nicht finden – und damit auch nichts weiter herausfinden. Deswegen wird es Zeit, den Limbus zu verlassen.“ „Wir müssen ebenfalls mit Parthalan über das Geschehen sprechen“, erklärte Patrok weiter. „Es wird leichter werden, gegen den Feind vorzugehen, wenn alle Jäger davon wissen.“ Kian grummelte leise, er zweifelte wohl immer noch daran, dass Dämonenjäger ein schweres Leben hatten. Aber keiner von ihnen ging darauf ein, um das Grollen nicht erneut zu provozieren. Patrok nickte ihnen zu. „Ihr solltet zuerst gehen. Der Limbus beruhigt sich mit Sicherheit, sobald ihr nicht mehr hier seid.“ Natürlich, die beiden waren emotionsarm genug, dass sie keinerlei Probleme hier verursachen dürften. Deswegen stimmte Cathan auch sofort zu. „Lass uns gehen, Kian.“ Hoffentlich wird er dann bald wieder Luan. Wenn er so blieb wie im Moment, könnte das einige Probleme in Abteracht verursachen, und das könnte gerade niemand von ihnen gebrauchen. „Von mir aus“, brummte Kian. Ohne jede weitere Aufforderung, ging er auf die mit Sternen gesprenkelte Fläche zu – und verschwand darin. Das schlechte Gewissen nagte bereits an Cathan; er hätte eigentlich vorgehen müssen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Aber nun war es bereits zu spät und er konnte ihm nur noch folgen. Nach einem letzten Nicken in Richtung ihrer beiden Begleiter, ging Cathan ebenfalls mit festen Schritten auf das Portal zu. Im letzten Moment wollte er zurückweichen, aber da griff seine rechte Hand bereits nach den Sternen – und weißes Licht überschattete seine Augen vollständig, bis er sie endlich schloss. Vor seinem geistigen Auge sah er unzählige Sterne, hörte das Rauschen des Weltalls, das er von NASA-Aufnahmen kannte. Sein Herzschlag beruhigte sich immer mehr, bis er schließlich nur noch Frieden spürte. Und inmitten dieses Gefühls hörte er die Stimme eines Mannes: Sie schien von weit her zu kommen, deswegen konnte er nicht verstehen, was gesagt wurde. Dabei glaubte er, dass es wichtig war. Aber gleichzeitig störte es ihn auch nicht weiter, dass er es nicht verstand. So war es eben, also warum sollte er sich darum kümmern? Dann verschwanden die Sterne und auch das Gefühl der Ruhe. Cathan öffnete seine Augen wieder. Er war nicht mehr im Portal. Er stand in Abteracht, in dem Raum, in dem auch der Energiekern aufbewahrt wurde. Hinter sich spürte er die davon ausgehenden Wellen. Vor ihm standen Luan – die Augen waren wieder grün, sein Blick ging unsicher umher – und Parthalan, der ihn gewohnt ernst ansah. Einen kurzen, schönen Moment lang wollte er sich einreden, dass alles nur ein Traum gewesen war, aber dann zerstörte Parthalan diese Illusion: „Willkommen zurück, Cathan. Ich freue mich schon auf deinen ausführlichen Bericht.“ Cathan nickte. Parthalans Blick wanderte über seine Schulter, hinter ihm erschienen weitere Personen, die von dem Vizeanführer mit einem Nicken begrüßt wurde. „Und auf euren Bericht bin ich auch gespannt, Patrok und Amari.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)