Hensel und Gretel von SnowWhiteApple ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hensel und Gretel Prolog Es war einmal in einem fernen Land, tief in einem dunklen und furchterregenden Wald. Noch viel tiefer in diesem gottverlassenen Stück Erde, war ein riesiges Anwesen, das dem eines Königs gleichte. Dieses ungewöhnliche Märchenschloss glänzte weiss im Mondlicht und golden im Schein der Sonne. In diesem einzigartigen Haus lebte ein Mann, der durch das Holzfällen und dem daraus resultierenden Verkauf, des Holzes zu etwas Geld gekommen war. Er lebte dort viele Jahre glücklich mit seiner kleinen Familie. Aber eines Tages geschah ein Missgeschick und seine geliebte Frau, die ihm vor einigen Jahren ein wunderhübsches Kind schenkte, tödlich verunglückte. Seit dem Tod seiner Frau lebten also nur noch er, sein Sohn Hensel und der Hausvorstand, der den Namen Gretel trug, im Haus. Das Leben der Drei war glücklich und floss nur so vor sich hin, bis der junge Hensel schließlich 17 Jahre alt war. Der Vater fühlte sich dann aber doch zu einsam und brachte eine neue Frau, die das Loch in seinem Herzen füllen sollte, in das Haus seiner einstig glücklichen Familie. Genau dort in diesem Moment des Umbruches beginnt unsere Geschichte über ewige Jugend, Intrigen und Mord. Hensel und Gretel Hensel blickte gedankenverloren in die unendlichen weiten des blauen Himmels. Er war extrem angespannt und versuchte verzweifelt sich wieder zu beruhigen. Er wünschte sich das ihm in diesem Moment alles egal war aber es gelang ihm nicht. Der Junge war so vertieft, das er nicht einmal bemerkte, dass sich jemand neben ihn kniete und ihn sanft an der Schulter berührte: „Hensel, was hast du?“ Der junge Mann erschrak kaum merklich und drehte sich zu den Fragenden, der nur einige Jahre älter war, als er selbst. „Gre ich habe dich gar nicht bemerkt.“ Während sich Hensel gerade hinsetzte und die Grasreste von seiner Kleidung entfernte, lächelte Gre seinen blonden Schützling an: „Das habe ich gemerkt, du warst so in Gedanken versunken, dass ich mich sorgte. Was ist denn mit dir?“ Hensel sah Gre mit seinen himmelblauen Augen in die smaragdgrünen Augen: „Heute ist der Tag an dem diese Frau in unser Haus einziehen wird. Ich habe sie nur einmal gesehen und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie über dem Aspekt, dass ich auch hier lebe glücklich ist. Wenn du mich fragst, ist sie nur hinter dem Vermögen meines Vaters her. Das wäre für mich die einzige Erklärung. Was meinst du, wieso sollte sonst eine alleinstehende junge Frau bei einem verwitweten Mann einziehen, den sie erst seit einem Monat kennt.“ Gre lachte nur noch mitfühlender, streifte sich durch sein ebenfalls blonde kurzes Haar und setzte sich zu ihm, auf den Rasen. „Ach Hensel, wenn sie schon so schnell zusammenziehen ist es glaube ich die wahre Liebe und keine Angst ich bin sicher das sie dich auch schon bald lieben wird, wenn sie dich nur besser kennt.“ Hensel blickte den jungen Mann, der mitte zwanzig war und ein wohlgeformten Gesicht besaß, an: „Vermutlich hast du recht.“ Nach einer kurzen Pause, fand Hensel der mit seinen fast achtzehn Jahren noch sehr jungenhafte Züge an sich hatte, seine Stimme wieder: „Darf ich dich etwas persönliches fragen?“ Der 1.80 m große Mann blickte auf seinen zehn Zentimeter kleineren Freund: „Nachdem ich schon, seit so vielen Jahre hier bin, musst du mich doch nicht mehr fragen. Sag es einfach frei heraus.“ Hensel blickte wieder in den Himmel: „Wieso haben deine Eltern dir den Namen Gretel gegeben obwohl du doch ein Junge bist? Außerdem sagtest du doch einmal, dass deine Eltern und älteren Brüder alle Jäger seien, also warum bist du dann als Hausvorstand hierhergekommen statt ihnen nachzueifern? Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich bin nur neugierig, ich habe dich nämlich sehr gern und wünsche mir, dass du für immer hier bleibst.“ Gre blickte nun auch in den mittlerweile wolkenbehangenen Himmel. „Keine Angst ich verstehe dich nicht falsch. Der Grund warum ich nicht zu einem Jäger geworden bin, liegt wohl daran, dass ich durch meine sieben Brüder bereits mitbekommen habe, dass dieser Job nicht mein Fall ist. Sie alle und auch meine Eltern sind Jäger und in den ersten 17 Jahren meines Lebens, wurde ich auch zu einem solchen ausgebildet. Meine Eltern waren damals sehr enttäuscht als ich meinen eigenen Weg außerhalb der Gemeinschaft wählte, aber mittlerweile haben sie es akzeptiert und freuen sich das ich glücklich bin.“ Gre wirkte bedrückt, zeigte aber sofort wieder durch ein breites Lächeln das er mit seinem Leben zufrieden war. „Wie ich dann hierher gekommen bin, weißt du ja. Ich habe dich, als du neun warst im Wald gefunden, als du dich völlig verlaufen hattest. Damals war ich auch 17, so wie du heute, und irgendwie genauso verloren wie du. Ich habe dich dann nach Hause gebracht und da wir uns so gut verstanden und dein Vater den Haushalt, neben Arbeit und Kind nicht mehr alleine hinbekommen hat, fragte er mich ob ich nicht dableiben will und so war das dann auch.“ Einige beschämte Minuten Später begann er dann endlich weiterzuberichten wie er zu seinem ungewöhnlichen Namen gekommen war. „Zu meinen Namen bin ich gekommen, weil ich nur ältere Brüder habe und meine Mutter sich sehr sicher war, dass ihr letztes Kind ein Mädchen wird. Als dem dann nicht so war, war nur ein Mädchenname für mich ausgesucht. Meine Eltern fanden es damals wohl sehr lustig mich dann so zu nennen. Naja ich habe mich daran gewohnt und mit dem Rufnamen Gre bin ich doch irgendwie ganz glücklich.“ Der Zuhörer saß mit einem leichtem Kichern neben ihn und fragte: „Das haben sie gemacht um dich zu ärgern, das ist voll gemein?“ Gretel erhob sich: „Naja, das glaube ich irgendwie nicht, sie waren damals einfach nur enttäuscht das ihnen das ersehnte Mädchen nicht beschert wurde. Aber jetzt komm, es ist schon spät, lass uns hineingehen und uns was schickes anziehen, damit wir einen guten Eindruck machen. Ich bin ohnehin schon sehr gespannt wie die Frau, für die dein Vater sein Klosterdasein aufgegeben hat, aussieht.“ Hensel erhob sich nun auch: „Ich bin froh, wenn Vater glücklich ist aber ich wollte eigentlich nie das sich etwas ändert. Ich liebe es das nur wir drei...“ Der blonde überlegte kurz und presste hervor: “...hier sind.“ Zu mehr war er nun nicht mehr fähig, er blickte zu Boden und verstummte. Gre konnte ihm nur zustimmen. „Ganz ehrlich ich bin auch deiner Meinung. Ich habe in der Zeit in der nur wir eine … Familie... waren nie etwas vermisst, ganz im Gegenteil.“ Die neue Frau Die beiden jungen Männer warteten nun umgezogen im grün bewachsenen Garten. Nach einigen Minuten Einsamkeit gesellte sich nun auch der Hausherr zu ihnen. Er reichte Gre die Hand und umarmte seinen Sohn kurz. „Du brauchst keine Angst zu haben, sie ist eine gute Frau. Du wirst nach so langer Zeit wiedereinmal eine Mutter haben und du Gre, du kannst mit deinen Studien intensiver fortfahren. Ich hoffe aber, dass du auch weiterhin bei uns bleibst.“ Gre nickte lächelnd: „Ich will nichts anderes als hierbleiben. Ich liebe euch genauso wie meine eigene Familie.“ Nun mischte sich auch Hensel ein: „Dann sind wir uns ja einig. Alles andere als das, wäre auch falsch. Ich liebe Gre wie einen großen Bruder.“ Einen Augenblick später fuhren auch schon vier bespannte Kutschen vor. Die erste hielt an und ein schwarz gekleideter Kutscher half einer jungen Dame in einem feinen dunkelblauen Rüschenkleid vom Kutschbock. Die Frau spannte einen dunklen Sonnenschirm auf, der ihr Schutz bieten sollte, und schritt langsam auf die Wartenden zu. Sie küsste ihren neuen Mann auf dem Mund und dieser umarmte sie wiederum innig. Nach ihrer herzlichen Begrüßung, stellte er die beiden Männer, die an seiner Seite standen und sich eigentlich fehl am Platz fühlten, vor. „Das ist mein geliebter Sohn Hensel und dieser junge Mann ist unserer Hausvorstand, beziehungsweise großartige Stütze, seit dem Tod meiner ersten Frau.“ Während der stolze Vater von einen auf den anderen wies, musterte die neue Frau beide von Kopf bis Fuß. „Ich dachte, nach deinen Erzählungen, dein Sohn wäre jünger, er ist doch eigentlich schon fast alt genug, um das bequeme Leben im Haus seines Vaters aufzugeben.“ Hensels Vater sah seine Frau etwas ungläubig an: „Aber Schatz, er ist erst achtzehn und mein ein und alles. Außerdem hat er seine schulische Ausbildung, noch lange nicht beendet, schließlich soll er einmal meine Firma leiten und sie für weitere Generationen erhalten.“ Die Frau an seiner Seite, versuchte sich aus der Affäre zu ziehen und blickte nur noch zu ihren Mann: „Natürlich hast du recht, er ist noch fast ein Kind.“ Sie reichte ihm kurz die Hand und ignorierte Gre. Hensel schüttelte die Hand seiner neuen Mutter nur widerwillig, hatte er mit seiner Vermutung doch recht? Nach kurzer Überwindung reichte sie nun auch Gre die Hand. Doch dieser war misstrauisch und als seine Hand die Hand der Frau berührte, durchzuckte ihm ein ungutes Gefühl. Die Frau richtete sich wieder an ihren Mann: „Schatz zeigst mir bitte mein Zimmer ich möchte mich etwas ausruhen, dein Sohn kann sich ja derweil um mein Gepäck kümmern.“ Der Vater nickte nur seinem Sohn zu und verschwand mit ihr im Haus. Hensel drehte sich noch einmal um und wand sich dann an seinen besten Freund: „Glaubst du immer noch an die wahre Liebe zwischen den Beiden?“ Gre schüttelte den Kopf: „Sie ist merkwürdig. Ich kann aber nicht sagen in inwiefern. Es ist einfach nur so ein Gefühl, was sich meiner bemächtigt.“ Die Beiden sahen sich noch kurz an und wiesen die Kutschern und deren Helfer den Weg ins Zimmer der neuen Hausherrin. Einige Koffer wurden in ihr Zimmer getragen, wieder andere, darunter die größten wurden in den Keller verbracht. Nachdem die Arbeit der Helfer erledigt war und sie bezahlt wurden verließen sie das Haus wieder. Der Traum Die drei Männer waren Mittlerweile im Esszimmer versammelt und warteten auf das besondere Essen, was ihnen die Herrin versprochen hatte. Sie war schon über drei Stunden in der Küche, doch als die Männer schon begannen unruhig zu werden, servierte sie ihre zubereiteten Speisen. Der Tisch füllte sich immer mehr, aber der Vater blickte sich verwundert um: „Es sieht alles sehr lecker aus und du hast dir wirklich mühe gegeben, aber nur Kuchen, Torten, Lebkuchen und Kekse. Das ist doch alles so ungesund.“ Es stimmte was der Mann sagte, alles was seine Frau auch noch auf den Tisch stellte, waren nur süße Leckbreien. Sie trat nun an den Tisch und förderte alle zu essen auf. Hensel, hatte große Probleme mit dieser Frau überhaupt ein Wort zu wechseln, da sie die ganze Zeit nur darüber redete, was sie sich wünschte und das sein Vater ihr sofort alles versprach. Sie beanspruchte sogar den Keller für sich, um wie sie es nannte, sich dem Heilpflanzenstudium zu widmen. Aber trotz dieser Tatsache, versuchte er sich natürlich zu benehmen, nachdem er sie noch einige Male musterte, fiel ihm auf das die Frau die gerade noch so jung wirkte, nun einige Falten bekommen hatte, die sie eben noch nicht hatte. Er überlegte und begann sie sarkastisch auszufragen. „Oh Mutter, ich weiß, das man eine Dame so etwas nicht fragt, aber ich möchte schon gerne wissen wie alt du denn eigentlich bist?“ Die Frau, der die Frage sichtlich unangenehm war, antwortet kurz angebunden: „dreiundzwanzig Jahre.“ Hensel wunderte sich: „Ah, da bist du ja doch jünger als Gretel, du siehst auch jung aus aber ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber du hast schon einige tiefe Falten am Hals.“ Die Frau verzog das Gesicht versuchte aber sichtlich ruhig zu bleiben: „Was redest du da, ich habe keine Falten. Ich bin makellos.“ Nun mischte sich der Vater ein: „Aber er hat recht, Schatz, du hast wirklich einige Falten am Hals. Aber das ist nicht schlimm, ich bin auch nicht mehr der jüngste und jeder wird einmal alt."“ Die Gesprächspartnerin wurde auf einmal bleich an und flüsterte: „Ja, jeder wird einmal alt, jeder außer mit mir.“ Keiner schien sie zu hören und so erhob sie sich, ging zu ihrem Mann und küsste ihm auf die Stirn. „Ich möchte meine Sachen auspacken und gehe hinunter in den Keller.“ Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden, kurz darauf auch der Vater von Hensel. Die beiden verbliebenen Männer konnten sich nur ausschweigen, über das eigenartige Verhalten der neuen Mutter. Es war mittlerweile Nacht geworden und Stille ging durch die Gänge des weitläufigen Anwesens, doch plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille. Hensel schrak auf und stürzte aus dem Bett. Er trat im Schlafanzug aus seinem Zimmer und horchte in die Dunkelheit, aber es blieb still. Er wanderte zwei Zimmer weiter und klopfte an die Tür. Nach einigen Minuten öffnete Gre, in einer leichten Hose bekleidet, die Tür. „Hensel was hast du denn?“ Der Junge sah etwas eingeschüchtert aus: „Diesen Schrei, hast du den nicht gehört?“ Sein gegenüber schüttelte mit dem Kopf: „Nein, da war nichts, das hast du bestimmt nur geträumt.“ Der Blauäugige wirkte verwirrt: „Nein, nein es hat ein kleines Kind geschrien. Ich meine es schien mir so real.“ Gre umarmte den Verängstigten: „Mein armer Kleiner, alles gut. Willst du bei mir schlafen, so wie früher als du Alpträume hattest.“ Hensel ließ sich von seinem Freund in dessen Zimmer führen: „Du hast wirklich nichts gehört? Es war so real.“ Gre lächelte: „Es war nur ein böser Traum. Komm lass uns jetzt schlafen gehen.“ Die Hexe Mittlerweile war eine Woche vergangen. Der Vater hatte sich mit seiner Frau eingelebt, die fast die meiste Zeit im Keller verbrachte. Gre und Hensel hatten sich währenddessen im Hintergrund gehalten und waren nur noch mehr zusammengewachsen. Das ging so lange bis sich der Vater auf Geschäftsreise begab und seine Familie sich selbst überlies. Die beiden Jungen waren gerade dabei die Hausarbeit zu erledigen, da die neue Frau im Haus, seit der Vater fort war, nur noch Süßigkeiten herstellte und sich im Keller verbarg. „Gre, was meinst du tut sie dort unten? Ich kann sie oft dort unten schreien hören. Manchmal ist es so als würde sie jemanden anschreien und manchmal kommt es mir so vor, als würde sie vor Schmerzen schreien.“ Gre hielt in seiner Tätigkeit inne: „Ich kann es dir auch nicht beantworten. Doch mit diesen Geräuschen muss ich dir zustimmen. Aber irgendwie will ich gar nicht wissen was sie tun. Wir sollten wohl aber definitiv mit deinem Vater reden, wenn er wieder da ist. Sie ist eigenartig und seit dem er nicht mehr da ist, behandelt sie uns wie ihre Diener.“ Hensel stellte nun auch den Besen, den er benutzte an die Wand: „Du hast recht. Weißt du, ich kann auch ihre Begrüßung nicht mehr vergessen. Vielleicht sollten wir...“ Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, kam die Frau die Gesprächsthema Nummer eins war, hinein: „Hey ihr Schnattergänse, ihr sollt doch die Küche putzen. Naja jetzt gehst du Butler in die Stadt einkaufen und du Junge putzt die Kellertreppen, die sind sehr schmutzig und geh bloß nicht in den Keller. Dort führe ich meine Forschungen mit Heilpflanzen durch, diese sind sehr lichtempfindlich. Sollte ich dich im Inneren erwischen, werde ich deinen Vater überreden dich rauszuwerfen.“ Die beiden Männer sahen sich nur Verständnislos an. „Los haltet nicht Maulaffen feil, tut was ich euch sage, sonst schmeiße ich euch schon jetzt raus.“, zeterte sie noch während sie verschwand. Hensel machte keine anstalten sich zu bewegen, Gretel ermahnte ihn aber: „Wir müssen es tun sonst wird sie uns vor deinem Vater als die Bösen darstellen. Ich weiß wie es dir geht, mir geht es genauso, schließlich zeigt sie jetzt ihr wahres Gesicht, aber wir werden das hier noch so lange durchziehen, bis dein Vater wieder da ist.“ Die beiden setzten sich in Bewegung und machten sich an ihre Aufgaben. Hensel begab sich zur Küche um sich neues Putzzeug zu holen. Dabei ging er wie immer an dem großen Ofen vorbei in dem das Brot und der Kuchen gebacken wurde. Er sah hinein und bemerkte das etwas darin backte. Ihm fiel auf, das der Inhalt keinerlei Ähnlichkeiten mit Backwerk hatte. Er beobachtet wie sich langsam blasen auf die Oberfläche bildeten und er wusste was sich darin befand: „Fleisch. Sie macht heute also endlich mal Fleisch.“ Er ging weiter und holte die Dinge, weswegen er gekommen war. Nun ging es für ihn daran die Kellerstufen zu putzen. Er tauchte seinen Putzlappen ins Wasser, rang ihn aus und wickelte ihm um die Borsten seines Besens. Hensel wischte einige Male über die erste Stufe und während er mit dem hartnäckigen Schmutz kämpfte, ließ er seine Gedanken schweifen: Was tue ich hier nur für diese Frau? Verzeih mir Gre, ich kann das nicht. Er stellte das Wischzeug zur Seite und ging die Stufen weiter nach unten. Er öffnete die Kellertür und sah sich vorsichtig um. Was er dort sah ließ ihn die Sprache verschlagen, überall getrocknete Kräuter, ein großer Kessel und getrocknetes Fleisch was von der Zimmerdecke hing. Er sah sich weiter um und konnte Augen und diverse Tierteile in Einmachgläsern sehen. Als er sich noch weiter umblickte sprang ihn eine schwarze Katze auf den Kopf, riss ihn um und tapste weiter die Treppe nach oben: „Verdammt, eine schwarze Katze, ist diese Frau etwa eine Hexe?“ Der Junge verstummte in seinem Selbstgesprächen, als er ein leises Wimmern vernahm. Er blickte sich erneut um und ging in den hinteren Teil des Kellers und plötzlich, da war es wieder, das Geräusch streifte ihn wie ein kurzer Windhauch. Doch etwas Bedrohliches schien es nicht zu sein, er war nur ein leises: „Hilfe!“ Der Hörende ergriff nun auch die Stimme: „Ist da jemand?“ Doch da war wieder dieser Laut. Er folgte der zarten, verstummenden Stimme und landete in einem weiteren Hinterzimmer des Kellers. Was er dort erblickte ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, er sah drei an Beinen und Händen gefesselte, völlig überfütterte Kinder, die in ihrem eigenen Dreck lagen. Er sah sich die Kinder, die alle samt verwahrlost wirkten, an und lief zuerst zu dem einzigen Mädchen und versuchte sie zu befreien: „Wie seit ihr hierher gekommen?“ Das Kind antwortete ihn zittrig und sichtlich ausgemergelt: „Sie hat uns gefangen um uns zu essen.“ Der Junge hielt kurz inne und lauschte dem Mädchen: „Sie ist eine hässliche vernarbte Hexe und frisst Kinder, um ihre Jugend zu erhalten.“ Hensel hatte das Mädchen inzwischen befreit und machte bei den beiden Jungen weiter. „Wie lange seit ihr schon hier?“ Wieder antwortete nur das Mädchen: „Wir waren erst woanders. Im alten Haus waren wir so an die drei Wochen, aber da waren wir noch zu acht.“ Der Junge riss die Augen vor Schock weit auf. Er musste an den Schrei, von vor einigen Tagen denken, war da etwa auch ein Kind gestorben? Er schüttelte den Gedanken ab und befreite nun auch den letzten Jungen. Er führte die Kinder nach aus dem Haus und auch schließlich raus aus den dunklen Wald, der auch zu ihrem Grundstück gehörte. Als er sich vergewisserte das die Kinder allein nach Hause finden würden, eilte er zu seinem Haus zurück um vor Gre dazusein und ihn zu warnen. All diese Geschehnisse dauerten weniger als eine halbe Stunde. Als er nun sein Haus wieder betrat, hatte sich nichts verändert, keiner war da. Er eilte in die Küche und öffnete die Lücke zum Ofen in dem immer noch das Fleisch köschelte. Er packte das Stück Fleisch, was die Form eines Torus hatte, trug es mit sich und warf es in den brennenden Kamin des Wohnzimmers. Es bildeten sich immer mehr Verbrennungen an der Oberfläche, es löste sich immer schneller auf und zerfiel binnen von Minuten zu Asche. „Was hast du getan?“, erschallte es hinter ihm. Er drehte sich um und erblickte seine neue Mutter mit der schwarzen Katze im Arm. Panik stieg nun in dem Jungen auf, wusste er doch, zu was diese Frau fähig war, er versuchte aber selbstbewusst zu wirken: „Ich habe die hilflose Wesen befreit, die du gefangen gehalten hast.“ Er betrachtete sie genau, diese Frau die sich für dreiundzwanzig ausgab, war schon um Jahre gealtert. „Ich brauche diese Kinder, sonst bin ich nur ein Alters schwaches ..?“ Hensel beendete wutgeladen ihren Satz „..Monster. Die Kinder haben mir erklärt, dass du sie essen wolltest um ewige Jugend zu erlangen, aber eine Frage musst mir mir beantworten. Wenn du nur hinter der Jugend her bist, wieso hast du meinen Vater gezogen.“ Die Frau, die sich immer weiter in ihre derzeitige Situation hineinsteigerte, schrie: „Ich bin schön und jung und habe so ein Leben in Reichtum und Liebe einfach verdient. Aber du willst mich leiden sehen, du willst nicht das ich bleibe.“ Die schwarze Katze sprang wieder blitzschnell auf den Jungen zu und attackierte ihn erneut. Der Junge versuchte sie abzuschütteln, taumelte und fiel auf die Kante des Tisches, der neben dem Kamin stand. Er blutete und blieb bewusstlos am Boden liegen. Das Ende Gre war gerade auf den Weg vom Markt wieder nach Hause. Er hatte alle Einkäufe erledigt und stand jetzt vor seinem geliebten zu Hause, welches allerdings anders wirkte als noch einige Stunden zuvor. Nichtsdestotrotz betrat er das Haus und stellte die Einkäufe in der dunklen und unbeheizten Küche ab. Er blickte sich unbeirrt um und streifte durch das Untergeschoss, er versuchte seinen Freund zu finden: „Hensel, wo bist du?“ Der Rufende wurde immer panischer und fing an zu schreien, eine Antwort erhielt er schließlich aber nur von einer ihm verhassten Person. Die Hexe stand wieder mit ihrer Katze auf dem Arm vor ihm, ihr Gesicht war verhüllt und ihr Körper nach vorn gebeugt: „Schrei nicht so herum, der Junge ist weg.“ Gre ignorierte sie und rannte ins Wohnzimmer, aus dem sie gekommen war und zum erloschenen Kamin. Dort kniete er sich nieder um einige Blutstropfen auf dem Boden zu finden. Die Hexe stand nun auch wieder hinter ihm. Er drehte sich um und fauchte sie an: „Was hast du ihm angetan?“ Die Frau antwortet nicht. Er griff sie an, riss ihr im Handgemenge das Tuch vom Gesicht und sprang zum Kamin zurück. Dort angekommen suchte er nach einer Waffe und griff nach einem der Schürhaken. Er erschrak beim Anblick, den sie rotzt bot und musterte ihr gealtertes und vernarbtes Gesicht: „Du bist eine verdammt Hexe. Oh Gott und ich habe es noch nicht mal gemerkt?“ Die Hexe kicherte grell: „Du könntest mich auch nicht erkennen. Durch die Kinder die ich gegessen habe, konnte ich mein selbst verschleiern. Schade ist nur, dass dein Freund mein essen freigelassen hat, aber er hat ja auch dafür bezahlt.“ Gre dachte sich verhört zu haben. Sein Hensel, den er liebte wie einen kleinen Bruder, hatte dafür bezahlt das er kleine unschuldige Kinder gerettet hat. Er hob zornesbleich den Schürhaken und rannte auf sie zu: „Du hast ihn doch nicht etwa..? Weißt du ich bin einmal ein Hexenjäger gewesen, erlernt habe ich das Handwerk von meiner Familie. Vor so viele Jahre habe ich dieses Leben schon aufgegeben, weil ich irgendwie Mitleid mit den Kreaturen hatte, aber jetzt verstehe ich endlich den Sinn hinter unseren Arbeit.“ Er stürzte auf sie zu und schlug der Hexe mit dem Eisenhaken ins Gesicht. Die Hexe schrie vor Schmerzen auf und ihr Gesicht, mit samt der Haut und der Augen begann vom Knochen zu schmelzen. Die Hexe floh angsterfüllt vor ihrem Peiniger in Richtung Küche. Gre ließ aber nicht locker, er war auf Rache aus und verfolgte sie in einem langsamen Schritttempo: „Weißt du wieso sich dein Gesicht auflöst? Du bist eine Kreatur, aus der finsteren Seite der Welt und hast dich dem Teufel verschrieben und Eisen ist eines eurer Schwächen.“ Die Hexe versuchte ihr Gesicht durch ihrer Hände aufrechtzuerhalten. Sie war verzweifelt und flehte: „Bitte ich will noch nicht sterben. Sei nicht mehr so wütend auf mich, weißt du dein kleiner Freund, er lebt noch, ich habe ihn im Keller angebunden. Er blutet zwar aber er lebt. Bitte geh hinunter, befreie ihn und wenn ihr wieder heraufkommt bin ich weg.“ Die neue Frau von Hensels Vater hatte sich mittlerweile vor dem geöffneten Ofen geflüchtet. Gre überlegte und blickte in die Unendlichkeit der Flammen: „Wie alt bist du nun eigentlich wirklich und komm uns nicht wieder mit dreiundzwanzig.“ Die Hexe rührte sich nicht von der Wärme des Ofen weg: „zweihundertachtzig“ Gre ging in sich sich: „Du hast deine Lebenserwartung um mehr als das vierfache überschritten. Wie viele Kinder müssten für diesen Frevel sterben?“ Sie Antwortete nicht, doch natürlich musste sie das auch nicht, er wollte die Antwort gar nicht wissen. Er schritt auf sie zu, rammte ihr den Schürhaken in die Brust und stieß sie mit aller Kraft in den Ofen. Noch während sie erbärmlich aufschrie schloss er die Ofentür. Die Hexe jaulte erbärmlich auf und jammerte um Hilfe. Gretel der nicht auf sie hören konnte schloss die Klappe und die Geräusche verstummten mit dem Schließen. Der Verursacher beobachtete die Szene noch einige Sekunden und verschwand dann Richtung Keller. Er rief nach seinem Freund und hörte wenige Momente später eine Antwort. Er stürmte zum Ursprung und stand auch schon vor ihm. Hensel war na Armen und Beinen gefesselt und blutete am Kopf, aber sonst schien er unversehrt. Gre rannte zu ihm und berührte sein Gesicht.: „Oh mein kleiner Bruder du blutest. Bitte Verzeih mir, dass ich deine Bedenken so lange ignoriert und als Träumereien abgetan habe.“ Hensel lächelte nur gequält: „Das ist alles halb so schlimm, aber könntest du mich bitte losmachen.“ Gre reagierte sofort, führte seinen Freund aus dem Keller und noch während das passierte, erzählte er erneut von seiner Familie die nicht nur Jäger sondern Hexenjäger waren. Als sie aus dem Keller wieder herauskamen warteten schon Hensels Vater und einige Männer aus dem naheliegenden Dorf auf sie. Der Vater trat zu seinem Sohn, der von Gre gestützt wurde. „Mein armer Junge, ich bin Schuld, ich habe mich entwickeln lassen. Wo ist die Hexe?“ Hensel wusste nichts zu sagen, so sprach Gre für ihn: „Ich habe die Hexe im Ofen verbrannt und Hensel hat die unschuldigen Kinder befreit, die im Keller angebunden waren.“ Der Vater lächelte: „Das wissen wir doch schon längst, die Kinder haben uns gewarnt. Also ist sie jetzt Tod?“ Gre sah den Vater noch Hensel an und nickte: „Die Hexe ist Tod, kein Kind muss sich mehr vor ihr fürchten.“ Epilog Einige Wochen waren mittlerweile seit den Ereignissen vergangen, alles hatte sich wieder zur Normalität gewandelt. Während die Vater weiter seinen Alltag pflegte, trainierten die beiden Jungen im eifrig im Garten. Hensel würde von Gre, durch einen gezielten Schlag zu Boden geschickt, richtete sich gleich wieder auf, blieb aber auf der Wiese sitzen: „Gre wieso hast du eigentlich aufgehört ein Jäger zu sein?“ Der junge Jäger setzte sich neben ihn: „Weist du, es ist schon schön ein Held zu sein und die Dankbarkeit der Menschen zu genießen, aber ich wollte damals einfach nur normal sein. Ich wurde siebzehn Jahre lang zum Jäger ausgebildet und beneidete die anderen Kinder, das sie einfach ihren Weg gehen könnten. Doch muss ich sagen, dass ich meine Ausbildung nicht bereue, sie hat uns beiden das Leben gerettet.“ Hensel blickte ihn mitfühlend an: „Du hast recht, ich weiß ja wie du aufgewachsen bist. Wir machen das hier ja auch nur um uns zu verteidigen, wenn mein Vater sich wieder mal in einen Hexe verlieben sollte.“ Er sah sich um und dann seinem Freund in die Augen: „Alles was ich mir wünsche, ist für immer mit dir hier in diesem Haus zu Leben.“ Gre lächelte ebenfalls: „Das wünsche ich mir auch.“ Beide blickten in die unendlichen Weiten des blauen Himmel und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. ~~~~~~~~~~Ende~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)