Zodiac von BleedingRose ================================================================================ Kapitel 1: Die Rückkehr eines Jägers ------------------------------------ Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson le village de étoiles! Zwei Wochen wohne ich jetzt schon mit meinem Vater, meiner Stiefmutter und meinen Stiefgeschwistern Thea und Maik, in diesem Kaff. Meine Mutter ist hier aufgewachsen und laut meiner Tante, die hier ebenfalls aufwuchs und noch immer hier wohnt, wollte sie niemals von hier fort gehen. Das kann ich ja nicht so richtig glauben. Ich meine, wer lebt schon gerne in einem kleinen Städtchen, welches kaum mehr als Eintausend Einwohner hat? Also ich nicht. Dementsprechend bin ich natürlich auch alles andere als begeistert hier zu sein. Und doch bin ich es. Aber sicher nicht freiwillig. Nein. Ich bin hier, weil ich vor gut einem viertel Jahr, Nacht für Nacht, ein und denselben merkwürdigen Traum hatte. Ich sah mich, wie ich von einem riesigen Ungeheuer verfolgt und zerfleischt wurde. Anfangs habe ich mir nichts daraus gemacht. Für mich war das lediglich ein schlechter Traum. Ein klassischer Albtraum eben. Doch irgendwann kam mir das dann doch merkwürdig und auch ein wenig gruselig vor, und ich erzählte meinem Vater davon. Der wurde augenblicklich bleich im Gesicht und zitterte am ganzen Körper. Ich fragte ihn ob alles mit ihm ok sei oder ob ich einen Arzt rufen soll. In seinem Alter ist schon ein mancher an einem Herzinfarkt gestorben. Noch am selben Abend erzählte mir mein Vater etwas, was ich erst für einen schlechten Scherz hielt. Unsere Familie soll nämlich angeblich aus Hexen bestehen. Wir unterhielten uns stundenlang über meine Mutter und darüber, dass auch sie manchmal solche Träume hatte. Träume die wahr werden und das ich wohl ihre Fähigkeit vererbt bekommen habe. Gott habe ich gelacht. Ich sah meinen Vater an und konnte mich nicht mehr halten. Ich viel rücklings auf mein Bett und hielt mir den Bauch. Minutenlang lag ich so da und sah dabei meinen Vater aus tränenden Augen an. Doch etwas in seinen Augen brachte mich dazu mich zu beruhigen. Ich setzte mich wieder auf und sah meinem Vater in seine Augen. Auch in ihnen standen die Tränen, doch es waren keine Freudentränen. Ich umarmte ihn fest und irgendwann sind wir beide eingeschlafen. Dann verging eine Woche, als mein Vater uns ohne Vorwarnung mitteilte, dass wir Berlin verlassen und in seine alte Heimat ziehen werden. Genauso wie ich, waren auch meine Stiefmutter, sowie Maik und Thea nicht sehr begeistert von der Idee gewesen. Doch mein Vater blieb Stur und deswegen sind wir jetzt hier. In einem kleinen Städtchen, nahe der französischen Grenze. Und das nur wegen mir, und damit sich mein Traum nicht bewahrheitet. Um den nötigen Schutz zu erhalten und auch um mich später selber verteidigen zu können, soll ich von nun an, von zwei Junghexen, im Umgang mit der Magie, unterrichtet werden, und von einem Loup-Garou, was auch immer das sein mag, in Selbstverteidigung. Na wenn das mal kein Grund zur Freude ist. Kennengelernt habe ich die drei sogar auch schon. Sie waren eigentlich ganz nett, doch das wird sich bestimmt noch ändern, denn da ich nicht gerade ein Schnelllerner bin, dürften sie sicher bald genervt von mir sein. Also ich wäre es. Ich bleibe schnaubend stehen und gehe erschöpft in die Hocke. Dann schaue ich mich ein wenig um und stelle fest, dass ich mich mal wieder verlaufen habe. Und das in einer Kleinstadt. Kopfschüttelnd hole ich meine Wasserflasche aus meiner Bauchtasche und nehme einen kräftigen Schluck. Wieso passiert sowas aber auch immer mir. „Guten Morgen Selest.“ Mit meiner Wasserflasche in der Hand erhebe ich mich und sehe Constantin und Jolina, zwei meiner Lehrer, auf mich zu laufen. Ich verstaue mein Trinken wieder in meine Tasche und komme ihnen ein wenig entgegen. „Hallo ihr zwei“, begrüße ich sie und sehe auf meine Armbanduhr. Sie zeigt 6:37 Uhr. „Was macht ihr denn schon so früh hier?“ Zuerst werde ich von Jolina umarmt und dann von Constantin, wobei dieser mich fast zerdrückt. Da weiß wohl einer nicht wo hin mit seiner Kraft. „Hey nicht so fest“, beschwere ich mich leicht schnaubend. Jolina, welche ab und zu noch als Gelegenheitsmodel arbeitet, zieht ihren Freund von mir weg, sodass ich wieder anständig Luft bekomme. „Wir haben ein paar Croissants geholt“, plappert sie fröhlich drauf los und deutet auf die Tüte in Constantins Hand. „Magst du mit uns Frühstücken?“ Ich bin gewillt nein zu sagen, aber die Aussicht meiner Stiefmutter noch ein wenig länger entfliehen zu können, kann ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem hat es noch was Positives. Ich muss nachher den Weg nach Hause nicht alleine finden, da sie mich bestimmt dorthin begleiten werden. Wir sind in der kleinen Zweitwohnung meiner Tante, in der derzeit Constantin, Jolina und Kira wohnen angekommen und ich muss gestehen; sie gefällt mir. Sie ist modern eingerichtet und erinnert mich ein wenig an die Wohnung meines besten Freundes Emanuel. Nur das diese Wohnung hier viel aufgeräumter ist als seine. Hier sieht man definitiv an, dass zwei Frauen im Haus mit wohnen und für Ordnung sorgen. Constantin gießt sich gerade die dritte Tasse Kaffee ein, weswegen er sich einen Seitenhieb von Jolina einfängt. Sie meckert ihn voll, dass vielleicht noch andere etwas von dem Kaffee abhaben wollen, zum Beispiel sie, aber davon lässt er sich aber nicht stören. Im Gegenteil, er steckt seiner Freundin die Zunge raus. Wirklich sehr erwachsen von ihm. Ich stehe von meinem Platz auf und gehe ans Fenster, um einen Blick in den kleinen Garten zu werfen, der sich im Innenhof befindet. Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass in ihm noch immer alle Blumen blühen, was mich etwas stutzig macht. „Das ist Kiras Garten“, höre ich Jolina sagen. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand stellt sie sich neben mich und sieht ebenfalls nach draußen. „Ein Zauber liegt über ihn, damit die Blumen das ganze Jahr über blühen können.“ „Fällt ja gar nicht auf“, sage ich und lasse meinen Blick über die Dächer schweifen. Die umliegenden Häuser sind allesamt größer als dieses hier. „Habt ihr denn keine Angst dass das jemand sieht und unangenehme Fragen stellt? In eurer Stadt werden jawohl nicht alle Hexen und so sein, oder?“ „Natürlich nicht“, kichert Jolina. „Die meisten die hier leben sind stink normale Menschen.“ Das war ich bis vor kurzem auch noch, denke ich und lehne mich mit dem Rücken am Fensterglas an. Ich hatte von Magie keine Ahnung gehabt – was ich im Grunde immer noch nicht habe – und führte ein ganz normales und zufriedenes Leben. Daran war auch nichts Verwerfliches. Zwar empfand ich mein Leben manchmal als etwas langweilig und monoton, aber dennoch war ich im Großen und Ganzen völlig zufrieden damit. „Der Mensch sieht nur das was er sehen will“, erklärt Constantin. „Für das meiste was um sie herum passiert, sind sie so ziemlich blind. Vor allem hier.“ „Das mag ja sein, aber nicht alle sind so“, gebe ich zu bedenken. „Es gibt genug Menschen die ihre Augen überall haben und nur darauf warten etwas zu finden, worüber sie tratschen können.“ Bei uns im Viertel war das jedenfalls so. Ich stoße mich vom Fenster ab und setze mich neben Constantin. „Aber sag mal, was meinst du damit, dass die Menschen vor allem hier blind sind?“ „Das könnten wir dir jetzt zwar erklären, aber ich fände es besser, wenn du das nächste Woche, wenn Halloween ist, einfach selber herausfindest. Dann wirst du schon wissen was wir meinen.“ „Jolina hat Recht. Und was Kiras Garten betrifft, darüber brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen“, sagt Constantin. „Deine Tante hat den Garten extra noch mit einem Illusionszauber versehen. Sollte also wirklich mal einer genauer hinsehen, dann sieht er den Garten in Jahreszeitgemäßem Zustand.“ Einen Illusionszauber? Hm. Ich würde nur zu gerne wissen wozu ich alles im Stande sein werde. Was für magische Kräfte ich wohl besitzen werde, abgesehen von diesen Träumen. Meine Tante sagte mir, dass mein Vater Jahr für Jahr einen Magiedämmungszauber über mich hat sprechen lassen, welcher meine Zauberkräfte bannt. Der Tod meiner Mutter hatte ihn damals so sehr mitgenommen, dass er das für das Beste hielt. Er wollte nicht, dass ich mein Leben auch wegen der Magie lassen muss, so wie Mom. „Ich sollte so langsam aber sicher wieder nach Hause gehen. Mein Vater macht sich sonst sorgen um mich, wenn ich noch länger weg bleibe.“ „Sollen wir dich vielleicht begleiten?“, fragt mich Constantin. Er ist gerade dabei unser Frühstücksgeschirr in die Spüle zu legen. Vielleicht ist ja er dafür verantwortlich, dass es im ganzen Haus so sauber ist. Wenn ich ihn so beobachte kann das sogar gut möglich sein, denn er verzieht keine Miene. „Gerne.“ Ich lächle Jolina an, die neben mir steht. „Mein Orientierungssinn ist nicht gerade der beste.“ Ich ziehe mir meine Schuhe an und greife dann nach meiner Jacke. „Das haben wir mitbekommen“, schmunzelt sie. „Du bist vorhin ganz schön weit vom Weg abgekommen, meine Liebe. Hast wohl keine Angst vorm großen bösen Wolf, was. Brauchst du aber auch nicht zu haben. Conny ist auch in seiner Wolfsgestalt ein ganz lieber.“ Also scheint ein Loup-Garou sowas wie ein Werwolf zu sein, gut zu wissen. „Na sie hat ja aber noch nicht Derek kennengelernt“, sagt Constantin, der nun auch zu uns stößt und sich seine Jacke schnappt. Doch anstatt sie anzuziehen, schmeißt er sie sich über den linken Arm und hält uns dann die Tür auf. „Bitte die Damen.“ „Ich war vorhin etwas in Gedanken“, rechtfertige ich mich. Ich lege mir meinen Schal um und lasse Jolina dann den Vortritt. Sie drängt sich an Conny vorbei und drückt ihn im Vorbeigehen einen kleinen Kuss auf die Wange. „Danke, Schatz.“ „Schließlich erfahre ich nicht jeden Tag dass ich eine Hexe bin und von irgendeinem Monster gejagt werde.“ Ein zittern jagt durch meinen Körper und ich sehe kurz das Bild dieses Monsters, vor mir aufblitzen. Jolinas Handschuhbedeckte Hand kommt auf meiner Schulter zum Liegen und sie lächelt mich an. Augenblicklich geht es mir wieder besser. „Mach dir keine Sorgen, Selest. Wir werden schon dafür sorgen das sich dein Traum nicht bewahrheitet.“ „Jolina hat Recht. Wir werden nicht zulassen dass dir etwas passiert. Verlass dich drauf.“ Ich hoffe es.   Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant Ungeduldig sitze ich im Garten meiner Ziehmutter auf einer Bank und warte darauf dass sie mit ihrer Besprechung fertig ist, und endlich zu mir kommt, um mir zu sagen, warum sie mich hat rufen lassen. In letzter Zeit ist es nicht oft vorgekommen, dass ich zu ihr kommen sollte. Sie weiß ja am besten, was für schmerzhaften Erinnerungen dieser Ort in mir hervorruft. Ihr dürfte es da nicht anders gehen. Nur liebt Antoniella ihren Garten einfach viel zu sehr, als das sie ihn meiden würde. Dennoch ist mir schon aufgefallen, dass sie hier nicht mehr so oft ist wie früher. Ich habe den Garten auch einmal so geliebt wie sie es noch immer tut. Kein Wunder, immerhin wuchs ich hier auf und habe viele schöne Erinnerungen an diesen Ort. Da war die Welt ja auch noch in Ordnung, denke ich und wische mir einmal über meine rechte Wange. Ich sehe auf meine Hand herab, die ein wenig feucht von der leichten Tränenspur ist. Drei Wochen ist nun her, dass ich meine beste Freundin verloren habe. Ihre Leiche wurde nie gefunden, das war auch der Grund warum ich die ersten Tage an Antoniellas Worte, Eileen sei gestorben, gezweifelt habe. Doch letzten Endes musste auch ich mir eingestehen, dass sie Recht hatte. Immerhin ist Antoniella, als Hohepriesterin ihres Zirkels, mit jedem einzelnen Mitglied verbunden und spürt, wenn jemand dem Tode nahe, oder wie in Eileens Fall, sogar gestorben ist. Die nächste Träne die meine Wange herunterläuft, wische ich ebenso weg wie die erste. Ich muss schnellstens aufhören an Eileen zu denken, bevor ich noch richtig mit weinen anfange. „Entschuldige, dass du so lange warten musstest“, ertönt Antoniellas weiche Stimme. Elegant wie immer, schreitet sie die Stufen, die vom Wintergarten in den Garten führt hinunter. Ihre langen schwarzen Haare hat sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden und zusätzlich noch mit Blumenspangen verziert. Sie streicht ihr altmodisches Kleid glatt, ehe sie sich neben mich auf die Bank setzt. Derek, ihr Bodyguard, bleibt in einiger Entfernung von uns stehen. Ich schenke meiner Ziehmutter ein zaghaftes Lächeln und versuche so gut es geht den braungebrannten und muskelbeladenen Loup-Garou hinter uns auszublenden. In seiner Gegenwart fühle ich mich immer wie ein kleines Kind, und das, obwohl er gerade mal acht Jahre älter ist als ich. „Fanny sagte es sei wichtig“, fange ich an. Ich mag es nicht wenn Stille zwischen uns herrscht und das, wo ich eigentlich eher ein ruhiger Typ bin und gerne meine Ruhe habe. Aber bei ihr ist das anders. Immerhin kann sie Gedanken lesen und davon macht sie gerne gebrauch. Vor allem bei mir. „Du weißt ja das ich Eileen...“ Ich schließe meine Augen, kaum dass sie ihren Namen erwähnt und atme einmal tief ein, „beim diesjährigen Zirkeltreffen als meine Nachfolgerin benennen wollte.“ Ich nicke leicht. Antoniella dreht sich zu mir um und greift sanft nach meinen Händen. Wie immer sind sie Eiskalt. „Es hätte ihr gefallen wenn ich dich als meine Nachfolgerin benenne. Du hast das Potential dazu.“ Ich löse mich von meiner Ziehmutter und stehe dann abrupt auf. Ein paar Sekunden lang bleibe ich noch stehen um mich zu sammeln, ehe ich leise: „Ich kann das nicht“, flüstere ich und dann fluchtartig den Garten verlasse. Ich renne an den blauen Rosen und den roten chinesischen Nelken, welche sie so sehr liebt vorbei. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Derek mir folgt, doch das interessiert mich herzlich wenig. Wie kommt Antoniella nur auf die blöde Idee mich als ihre Nachfolgerin benennen zu wollen? Der Großteil des Zirkels kann mich nicht ausstehen und die die mich halbwegs leiden können, zählen zu meiner sozusagener Familie. Und das sind nun wirklich nicht viele. Wieso also ich? Weil ich Potential habe? So ein Unsinn. Ich benutze ja nicht mal mehr Magie. „Kira warte“, ruft Derek mir hinterher. Da er schneller als ich ist, hat er mich nach wenigen Schritten, leider auch schon eingeholt und hält mich nun am Handgelenk fest. Dieser verdammte Loup-Garou. Ich versuche mich ihm zu entziehen, obwohl das recht wenig Sinn ergibt, da er mir natürlich Kräftemäßig haushoch überlegen ist. „Was denkt sie sich dabei?“, schimpfe ich, nachdem ich mich etwas beruhigt habe – wenn auch nicht ganz. „Ich bin noch nicht mal eine Phönix-Hexe. Ich kann... Das Triumvirat wird das niemals erlauben.“ Und ich will es auch gar nicht. Ich meine… Was habe ich schon davon? Nichts. Jedenfalls nichts außer Scherereien. Und Probleme habe ich weiß Gott schon so genug. Da muss ich mir nicht noch mehr davon aufhalsen. Derek sieht mich mit emotionsloser Miene an. Seine dunkelblauen Augen bohren sich in meine grünen. Nach gefühlten 10 Minuten wende ich meinen Blick gen Boden. „Das haben sie bereits“, klärt er mich ungewohnt sanft auf und lässt mein Handgelenk wieder los. „Beim Zirkeltreffen nächste Woche werden sie es offiziell machen.“ Wirklich? Also damit hätte ich nun nicht gerechnet. Erstens, weil mich, wie bereits erwähnt, so gut wie kein Mitglied der noch vorhandenen Zirkel mag – inklusive des Triumvirats – und Zweitens, weil es noch nie vorgekommen ist, dass ein fremdes Zirkelmitglied, die Nachfolge einer Hohepriesterin angetreten ist. Das ergibt ja auch überhaupt keinen Sinn. Jeder Zirkel verwendet schließlich eine andere Form der Magie und folgt auch anderen Lehren. Die Stonehenge-Hexen beispielsweise mögen keine Loup-Garou in ihrem Zirkel, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo die Übergriffe der Hexenjäger immer häufiger werden, sollte man nicht auf die Stärke der Gestaltwandler verzichten. Doch Xenia, die Hohepriesterin der Stonehenge-Hexen, bleibt, was das betrifft eisern. Was auch immer sie für Gründe dafür haben mag, ich verstehe sie nicht. Ich beschließe mich auf den Heimweg zu machen. Da ich ohne Auto hier bin, dürfte das gut zwei Stunden dauern, was bedeutet, dass ich pünktlich zum Mittag zu Hause sein kann. Hoffentlich hat Constantin war anständiges gekocht. Ich winke Derek zum Abschied zu und bin gerade mal drei Schritte weit gekommen, als er mich erneut am Handgelenk festhält. „Was soll das werden“, fragt er und sieht mich dabei streng an. Ernsthaft. Würde ein Lächeln ihn umbringen? „Ich will nach Hause“, antworte ich ihm monoton. Was soll ich denn sonst tun? Etwa mit ihm eine Runde durch den Wald laufen? Als wenn er gerne Gesellschaft um sich hätte. Das ist mal eine Sache, die er und ich gemeinsam haben. Da fragt man sich doch echt, warum wir beide keine Freunde sind. Eigentlich müssten wir zwei auf einer Wellenläge sein. Wir hassen beide die Gesellschaft von anderen; Grübeln fast den ganzen Tag vor uns hin und sind totale Spaßbremsen – zumindest wenn man Constantins Worten Glauben schenken darf. Wir sind quasi wie füreinander geschaffen und doch können wir uns nicht wirklich leiden. Was wohl auch daran liegt, dass Derek niemanden so wirklich leiden kann, abgesehen von seinem kleinen Bruder natürlich. Bei dem scheint Derek immer wie ausgewechselt zu sein. „Das du nach Hause willst ist mir schon klar, aber warum gehst du in diese Richtung? Mein Auto parkt auf der Südseite des Anwesens. Und jetzt komm endlich.“ Und schon zieht mich Derek hinter sich her. Ich stolpere fast über einen morschen Ast, kann mich aber gerade so noch fangen. Warum kann er aber auch nicht mal etwas vorsichtiger sein. Nicht jeder hat schließlich solch einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn wie er. Kann ja auch nicht jeder ein durchtrainierter Loup-Garou sein. „Du willst mich also ernsthaft nach Hause fahren?“, frage ich, obwohl diese Frage genaugenommen sinnlos ist. Was sollte es sonst für einen Grund für ihn geben, mir zu sagen wo sein Auto parkt. Und doch ist die Frage gerechtfertigt, denn Derek hat mich noch nie nach Hause gefahren. Irgendetwas an dem heutigen Tag gefällt mir nicht. Und dabei hat der gerade erst mal angefangen. „Lady Antoniella bat mich, von nun an nicht mehr von deiner Seite zu weichen.“ „Was?“ Ich entziehe mich Dereks eisernen Griff und bleibe abrupt stehen. „Wieso?“ „Ich glaube nicht das ich dir das erkläre muss, Kira.“ Wie nicht anders zu erwarten, motzt Derek mich an – statt mir eine vernünftige Antwort zu geben – und läuft dann einfach weiter. Da mir eh nichts anderes übrigbleibt folge ich ihm. Auch wenn ich keine wirkliche Lust dazu habe. Aber was soll ich machen. Ihm weglaufen geht schlecht, da er mich in weniger als einer Sekunde wieder eingeholt hätte. Ich folge Derek also stumm und überlege, wer dann jetzt an Antoniellas Seite ist, wenn Derek von nun an bei mir ist. Vermutlich wird Xander seinen Platz einnehmen, was mich nicht wundern würde. Immerhin sind er und meine Ziehmutter seit Jahren ein Paar. Ich mag Xander. Zwar wirkt er auf den ersten Blick, durch seine mehr als imposante Gestalt, seiner etwas dunkleren Hautfarbe und dem meist grimmig schauenden Gesichtsausdruck – was Derek eindeutig von ihm hat – sehr gefährlich, doch das täuscht. Xander Morgen ist einer der gutherzigsten Menschen die ich kenne. Eileen und ich haben früher sogar daran gezweifelt, ob er und Derek wirklich miteinander verwandt sind, so unterschiedlich wie sie sind. Doch wenn man sie erst einmal in ihrer Wolfsform gesehen hat, dann ist jeder Zweifel dahin. Die beiden sehen nämlich nicht nur gleich aus, abgesehen von der Größe – Derek ist etwas größer als sein Onkel, sondern sie agieren auch fast identisch. „Mein Onkel passt auf Lady Antoniella auf“, sagt Derek, so als wüsste er dass ich bis eben noch darüber gegrübelt habe, wer seinen Posten übernimmt. „Und jetzt komm endlich. Wir müssen meinen Bruder noch von seinem Unterricht abholen und dann ein paar Sachen von uns daheim holen. Also Trödel bitte nicht rum.“ „Moment mal. Heißt das etwa ihr werdet bei uns wohnen?“ „Ja.“ Das wird ja immer besser. Ich stöhne frustriert auf. Gegen Paul habe ich ja nichts, der ist immerhin noch nett, aber Derek... Ich bin mal sehr gespannt was Constantin dazu zu sagen hat. Immerhin können sich er und Mr. Schweigsam, so gar nicht ausstehen. Und jetzt sollen sie auch noch unter einem Dach zusammen leben. Zwei Loup-Garou. Eigentlich kein Problem, solange sie wenigstens demselben Rudel angehören, doch das ist bei den beiden ebenfalls nicht der Fall, da Derek ein Alpha ist und Constantin ein Rudelloser. Das kann also nur schief gehen.   Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson Kaum das ich zuhause angekommen bin, höre ich auch schon die Stimme meiner Tante aus dem Wohnzimmer brüllen. So wie es aussieht haben sie und mein Vater mal wieder Streit. Das ist ja nichts Neues. Seit wir hier sind, bekriegen die beiden sich immer nur dann, wenn sie alleine sind. Sobald meine Stiefmutter oder Stiefgeschwister zu Hause sind, verhalten sie sich zivilisiert. Das bedeutet also, dass wir drei alleine sind. Sehr schön. „Ich fühle mich nun mal wesentlich wohler, wenn meine Tochter in meiner Nähe ist“, brüllt mein Vater zurück. Ich lehne mein Ohr an die Wohnzimmertür an, und lausche dem weiteren Streitgespräch. „Das verstehe ich ja, aber du kannst sie nicht beschützen, Daniel. Ohne deine Magie hast du nicht die geringste Chance gegen Lykan. Ich will sie dir ja nicht wegnehmen, Herrgott nochmal.“ Doch das reicht mir nicht. Meiner Neugierde völlig verfallen, blinzle ich durchs Schlüsselloch ins Wohnzimmer. Mein Vater sitzt auf unserem dunkelroten Sofa, während meine Tante mit verschränkten Armen vor ihm steht. „Ich kann sie nicht auch noch verlieren, Sis. Selest ist doch alles was ich noch habe“, sagt mein Vater. Meine Tante hockt sich vor ihn hin und nimmt ihn sachte in den Arm. „Das weiß ich, Daniel. Das weiß ich.“ Wahnsinn. Für so Mitfühlend habe ich meine Tante nicht gehalten. Auf mich hat sie immer solch einen strengen und kalten Eindruck gemacht. Ich öffne die Tür und gehe ohne was zu sagen auf meinen Vater zu. Er sieht mich mit traurigen Augen an, schenkt mir aber dennoch ein kleines Lächeln. „Deine Tante und ich müssen mit dir reden, Liebes.“ Ich nicke und setze mich neben meinen Vater aufs Sofa. Meine Tante setzt sich uns gegenüber, auf den Glastisch. Ich sehe beide nacheinander erwartungsvoll an. „Ich habe deinem Vater eben schon erklärt dass unsere Hohepriesterin es für besser hält – ich bin übrigens derselben Meinung wie sie, wenn du zu Kira und den anderen ziehst.“ Ich will sofort protestieren, doch meine Tante schneidet mir mit einer schnellen Handbewegung das Wort ab. „Es ist nur für so lange, bis du dich selber verteidigen kannst, Liebes. Ende des Jahres verliert der Zauber über dich seine Wirkung und wir können mit deinem Training anfangen. Doch bis es soweit ist, bist du angreifbar.“ Mein Vater greift nach meiner Hand und drückt sie fest. Daraufhin lehne ich mich an seine Schulter an. „Was deine Tante damit sagen will ist, dass ich dich nicht beschützen kann. Nicht so wie die drei das können. Auch wenn es mir absolut nicht gefällt, aber hier bist du nicht sicherer als du es in Berlin wärst. Und ich will das du sicher bist.“ „Das weiß ich doch, Dad. Und es ist ok, wirklich“, schniefe ich und drücke mich enger an ihn. „Wirklich?“ Meine Tante sieht mich überrascht an. „Ja. Es ist ok. Ich meine, ich will schließlich nicht als Futter irgendeines Ungeheuers enden, also… denke ich, ist es wohl ok. Außerdem sind Constantin und Jolina echt nett und Dad ist nicht aus der Welt. Ich kann ihn jederzeit besuchen kommen.“ Mein Vater hält meine Hand noch immer fest umklammert und drückt sich jetzt seinerseits dichter an mich. Dann nimmt er mich richtig in den Arm und flüstert mir ins Ohr. „Ich will das du nicht mehr alleine raus gehst, ok? Nimm immer einen der anderen mit. Versprich es mir, Selest.“ Ich sehe meinen Vater empört an. Wieso verlangt er von mir, dass ich nicht mehr alleine raus gehen soll? In meinem Traum war es doch stockdunkel als ich angegriffen und ermordet wurde. Also kann mir doch Tagsüber nichts Schlimmes passieren. Oder etwa doch? „Ich kann mir denken was dir gerade im Kopf umherschwirrt, Kindchen. In deinen Träumen siehst du zwar was passieren wird, aber nie genau wann.“ „Heißt das“, unterbreche ich meine Tante, „dass es überall passieren kann. Also auch hier… hier bei euch?“ „Nein“, kommt es wie aus der Pistole geschossen, von meiner Tante. „Du warst in deinem Traum alleine als du angegriffen wurdest, nicht wahr?“ Ich nicke. „Also wird es auch nur dann passieren wenn du alleine bist. Und genau deswegen solltest du vermeiden alleine zu sein. Verstehst du das?“ Ich seufze. Na das klingt doch großartig. Ich werde nicht mal mehr alleine aufs Klo gehen dürfen, wenn das so weiter geht. Ich finde es ja schön dass sich meine Familie solche Sorgen um mich macht, aber was ist mit Constantin, Jolina und Kira? Haben sie auch nur einmal an die drei gedacht? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass auch nur einer von ihnen es so toll finden wird, mich immer um sich zu haben. Irgendwann will doch jeder einmal seine Ruhe haben. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stehe ich auf und verlasse das Wohnzimmer. Die besorgten Blicke meines Vaters und meiner Tante spüre ich zwar, aber ich ignoriere sie. Ich muss jetzt erst einmal alleine sein, da es wohl auch das letzte Mal sein wird. „Pack deine Sachen zusammen“, höre ich Fanny mir noch hinterherrufen. „Ich fahre dich gleich rüber.“ Ich antworte ihr nicht. Es ist mittlerweile abends und ich sitze zusammen mit Jolina, Constantin, Kira und mir zwei Unbekannten, im Wohnzimmer. Meine Tante hatte mich, kaum dass ich meine Sachen zusammengepackt hatte, zu ihnen gefahren und allen Anwesenden erklärt, warum ich jetzt bei ihnen wohnen werde. Darüber hinaus haben Jolina, Constantin und ich erfahren dass Derek – das ist der ältere der beiden Neuen – ab jetzt zusammen mit seinem kleinen Bruder Paul, hier ebenfalls wohnen wird. Constantin war alles andere als einverstanden damit gewesen, musste sich dann aber, nach minutenlangem Protest, geschlagen geben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er nun am weitesten weg von Derek sitzt. Constantin hat es sich vor dem Kamin, in dem ein warmes und angenehmes Feuer lodert, bequem gemacht. Auf seinem Schoss sitzt Jolina. Ich habe es mir in dem einzigen vorhandenen Sessel bequem gemacht. Mir gegenüber auf der Couch sitzen Kira und Paul, während Derek mit verschränkten Armen, am Türrahmen angelehnt dasteht. „Wenn es stimmt was Fanny uns sagte – und davon gehe ich mal stark von aus – dann wäre es besser wenn Selest erstmal bei einem von uns mit im Zimmer übernachtet“, bricht Constantin die eisige Stimmung im Raum. Seit meine Tante wieder gegangen ist und uns somit allein gelassen hat, hat niemand mehr auch nur ein einziges Wort gesagt. Auch ich nicht, dabei habe ich sehr viele Fragen an meine neuen Mitbewohner. Erste wäre gewesen… Wer ist eigentlich dieser Lykan, von dem vorhin, beim Streit zwischen meinem Vater und meine Tante, die Rede war. „Ich würde sagen wir quartieren sie fürs erste bei Kira ein.“ Jolinas Vorschlag wird von dieser schnaubend zur Kenntnis genommen. Da scheint jemand genauso wenig von begeistert zu sein wie ich. Dabei habe ich generell nichts gegen Kira, überhaupt nichts. Aber von den dreien, also Kira, Jolina und Constantin, komme ich mit ihr halt am wenigsten aus. Ich weiß auch nicht woran das liegt. Vielleicht ja daran, dass Kira immer so etwas Kaltes ausstrahlt. „Warum ausgerechnet bei mir“, beschwert sie sich prompt und sieht Jolina zornig an. „Na weil Constantin und ich uns schon ein Zimmer teilen und Derek und Paul sich ebenfalls. Da bleibst halt nur du übrig, Kira.“ „Und sieh es mal so, du hast dann endlich mal etwas Gesellschaft. Das wird dir gut tun, glaub mir. Einsamkeit steht dir nämlich nicht so gut.“ „Vielleicht will ich keine Gesellschaft haben. Schon einmal daran gedacht?“ Constantin grinst vor sich hin und Kira wirft eines der Kissen nach ihm. Er weicht dem heranfliegenden geschickt aus und versteckt sich dann hinter seiner Freundin. Jolina greift nach dem Kissen und schlägt es Constantin um die Ohren. Der hört augenblicklich auf zu lachen und giftet nun seinerseits seine Freundin an. Das hält allerdings nicht lange und er entschuldigt sich. „Sorry“, sagt er, aber nicht zu Kira, wie ich erwartet habe, sondern zu Jolina, die ihn noch immer finster ansieht. Was ist denn mit denen los. Um die Stimmung um neunzig Grad zu drehen, da ich nicht will dass die drei sich meinetwegen noch richtig in die Wolle bekommen, versuche ich einfach mal das Thema zu wechseln. Und natürlich auch, weil ich mehr über diesen Lykan erfahren will. Wenn ich nämlich mit meiner Vermutung richtig liege, dann scheint es sich bei dem ja um meinem zukünftigen Mörder zu handeln. Ich habe also ein gutes Recht zu erfahren wer oder besser gesagt was er ist. „Sagt mal“, versuche ich vorsichtig ihre aller Aufmerksamkeit zu erlangen. Es scheint zu klappen, denn Jolina und Constantin streiten sich nicht mehr und auch Kira sieht nun zu mir rüber. „Wer ist eigentlich Lykan? Dieser Namen viel vorhin, als meine Tante und mein Vater sich unterhalten haben.“ Oder gestritten. Constantin und Jolina wechseln mit Kira einen seltsamen Blick aus, den ich nicht einordnen kann. Es vergeht fast eine ganze Minute, ehe ich endlich eine Antwort auf meine Frage bekomme. Überraschenderweise ist es aber Derek der mir antwortet. Er kann also doch reden. „Lykan ist der älteste und auch gefährlichste unter den Wolfsmenschen“, erklärt er mir mit seiner rauchigen Stimme. Irgendwie hat sie Ähnlichkeit mit der meines besten Freundes Emanuel. „Jahrhunderte lang hat er Jagd auf junge und noch recht unbeholfene Hexen gemacht.“ „Der Legende nach soll der Loup-Garou, der ihn damals erschaffen hat, sich an den Hexen rächen wollen, weil ihr unsersgleichen früher als Sklaven gehalten habt. Zwar ist sein Erschaffer irgendwann Anfang Fünfzehnhundert gestorben, aber Lykan existiert noch immer. Keiner weiß wieso er noch am Leben ist, aber es geht das Gerücht um, dass er das Herz seiner Opfer isst und dadurch die Unsterblich erlangt hat“, fährt Constantin fort. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Was ja aber auch kein Wunder ist bei dem was ich eben gehört habe. Zusätzlich wird mir unerträglich heiß und das liegt definitiv nicht am Kaminfeuer. „Soll das heißen, dass er nur hinter mir her ist, weil er mein Herz will?“, stelle ich die Frage aller Fragen. Ich sehe einen nach dem anderen an und erkenne, dass sie ausnahmslos alle denselben Gesichtsausdruck aufgelegt haben. Sie haben Mitleid mit mir – sogar dieser Derek. „So weit wird es gar nicht erst kommen, Selest“, versucht Constantin mich aufzumuntern. Das rechne ich ihm wirklich hoch an, nur leider klappt das nicht vermutlich erhofft. Aber wie soll es das auch, immerhin habe ich gerade erfahren, dass irgend so ein alter und gefährliches Wolf-was-auch-immer-Dingens, mein Herz will. „Conny hat Recht. Wir sind schließlich hier und…“ „Und was Jolina“, schnauze ich sie an, auch wenn es mir sofort leid tut. Immerhin wollen sie mir ja nur helfen. „Derek hat doch eben gesagt, dass dieser Lykan verdammt alt und gefährlich ist. Was bitte schön wollt ihr da gegen ihn ausrichten? Ich meine nichts gegen euch, aber… seht euch doch mal an. Ihr seid selber kaum älter als ich. Paul sogar wesentlich jünger. Wie zum Teufel soll ich da von euch verlangen, dass ihr euer Leben für mich aufs Spiel setzt? Mag ja sein das meine Tante das kann, aber ich kann es nicht. Und ich will es auch nicht.“ „Selest, wir…“ „Lass gut sein, Jolina“, schneide ich ihr das Wort ab. Ich erhebe mich und nehme meine Reisetasche hoch, die noch immer neben dem Sessel auf dem Boden liegt. „Ich muss jetzt ein wenig für mich alleine sein und… ach ich weiß doch auch nicht. Das ist einfach viel zu viel für mich momentan“, schluchze ich. Wie ich es doch hasse so schwach zu wirken. Ich fahre mir mit der freien Hand durch die Haare. Ich versuche meinen schnellschlagenden Puls etwas runterzufahren. „Kann mir einer von euch sagen wo mein Zimmer ist? Ich würde mich gerne hinlegen und ein wenig schlafen.“ „Wendeltreppe hoch und die zweite Tür auf der rechten Seite“, erklärt Kira. Ich bedanke mich bei ihr und gehe sofort nach oben.   Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant „Und was machen wir nun“, fragt Jolina. Sie erhebt sich von Connys Schoß und setzt sich in den nun freien Sessel. „Auch wenn ich Selest verstehen kann, so können wir nicht die Gefahr in der sie sich befindet, einfach verleumden. Hast du morgen schon irgendwas Wichtiges vor, Kira?“ „Nein! Wieso, ihr etwa?“ „Naja!“ Constantin kratzt sich am Kopf. „Wir wollten morgen für drei Tage nach Paris fahren. Verlängertes Wochenende, sozusagen.“ „Bitte? Und das wo wir hier gerade alle Hände voll zu tun haben. Spinnt ihr? Das könnt ihr aber getrost vergessen.“ Verlängertes Wochenende, ich fasse es nicht. „Fahrt ruhig“, sagt Derek und stößt sich endlich mal vom Türrahmen ab. Er setzt sich neben Paul aufs Sofa. Meinen giftigen Blick ignoriert er. „Ich bezweifle das in den nächsten Tagen etwas passiert. Und eine großartige Hilfe wirst du darüber hinaus wahrscheinlich eh nicht sein, Constantin. Meinen Segen habt ihr.“ Dereks unterschwelliger Tonfall ist mir nicht entgangen und Conny leider auch nicht. Er erhebt sich, um sich womöglich auf seinen Kontrahenten zu stürzen, doch ich stelle mich Kopfschüttelnd zwischen die beiden Streithähne. Eine heftige Prügelei zwischen beiden können wir beim besten Willen nicht gebrauchen. Ich wende mich an Derek. „Und was machen wir wenn Lykan genau das ausnutzen wird? Dann bist du der einzige der hier wirklich kämpfen kann.“ „Hey“, beschwert sich Paul. „Ich bin auch noch da.“ „Ja. Aber du hast dich erst ein einziges Mal gewandelt und außerdem glaube ich kaum, dass Derek dich gegen Lykan kämpfen lässt, dafür bist du noch viel zu jung.“ „Lass ich ihn wirklich nicht“, bestätigt Derek sofort. „Und was euch betrifft“, wende ich mich an die beiden Verliebten. „Wie kommt ihr nur auf den Gedanken in den Urlaub zu fahren, während ganz offensichtlich Lykan hier umherschleicht? Er hat schon eine von uns getötet, soll Selest jetzt etwa die nächste sein. Wollt ihr das?“ „Natürlich nicht“, sagt Constantin und sieht mich entschuldigend an. „Die Fahrt ist nur schon lange geplant gewesen und… Ich habe Jolina den Parisaufenthalt zum Geburtstag geschenkt. Sie hat sich drauf gefreut. Und ich mich auch, immerhin haben wir schon lange nichts mehr so wirklich alleine unternommen.“ Das ist ja alles schön und gut, aber diese Reise kann man ja nun wirklich verschieben. Ich meine, ich gönne ihnen ja ein wenig Zeit zu zweit, aber nicht gerade jetzt. Jolina und Conny sind beide mit den Geschichten um Lykan aufgewachsen, sie wissen also wie gefährlich er ist. Und wenn er wirklich hinter Selest her sein sollte, dann brauchen wir jeden einzelnen von uns. Falls das überhaupt ausreicht. Ich erhebe mich von Sofa und steuere die Wendeltreppe an. Bevor ich in mein Zimmer rauf gehe um mich schlafen zu legen, drehe ich mich noch einmal zu den anderen um. „Ich kann euch nicht dazu zwingen hierzubleiben“, sage ich an Constantin gewandt. „Aber ich bitte euch darum, morgen nicht zu fahren. Wenn ihr aber unbedingt fahren wollt, dann tut es. Ich nehme es euch nicht übel.“ Wie könnte ich auch. Ich weiß nicht mehr wie oft ich mir schon gewünscht habe von hier wegzukommen und sei es nur für ein paar Tage. Einfach mal was anderes sehen als unsere kleine Stadt und vor allem mal andere Leute kennen zu lernen. Mir ist durchaus klar dass ich als Menschenscheu gelte und generell gesehen diese meide, aber das eine hat mit dem anderen ja nicht unbedingt was zu tun. Ich muss ja nicht mit den Menschen reden, um sie kennen zu lernen. Es würde mir ja schon ausreichen sie einfach nur zu beobachten und zu studieren. Einmal bin ich bisher hier weggekommen. Das war vor vier Jahren, als ich zusammen mit Eileen und Xander an die Ostsee gefahren bin. Viel weiß ich von dem Urlaub nicht mehr, da mittlerweile wieder so vieles um uns herum geschehen ist, aber eins weiß ich noch ganz genau. Ich habe es genossen. Oben angekommen, öffne ich sofort meine Zimmertür und habe meine Hand schon am Lichtschalter, als mir einfällt, dass ja Selest hier ist. Da sie bestimmt schon schläft, nehme ich die Hand dort wieder weg und verlasse mein Zimmer, um erstmal ins Bad zu gehen. Ich putze mir die Zähne und ziehe dann mein Schlafzeug an, welches ordentlich zusammengelegt in deinem der Regale liegt. Sobald alles erledigt ist, gehe ich in mein Zimmer zurück und versuche mich dort blind zu orientieren. Ohne Probleme erreiche ich mein Bett. „Ich hoffe es stört dich nicht wenn ich außen schlafe“, höre ich Selest sagen. Sehen tue ich sie ja nicht. „Ist ok“, antworte ich ihr und krabble an der Wandseite entlang ins Bett. Ich decke mich zu, ziehe meine Beine etwas an meinen Körper und drehe mich zur Wand hin, sodass ich mit dem Rücken zu Selest liege. „Tut mir leid dass ich euch solche Umstände mache“, erklingt nach ca. zehn minütiger Stille, Selest müde Stimme. „Schon ok“, meine ich nur. Sie kann ja im Grunde nichts dafür. Doch warum ist Lykan ausgerechnet hinter ihr her? Klar, sie ist eine unerfahrene Junghexe – die bis vor kurzem nicht mal wusste das sie eine Hexe ist – und damit passt damit klar in sein Beuteschema, aber dennoch. Irgendwas scheint hier faul zu sein, nur was? Was hat Selest nur an sich, dass Lykan es so deutlich auf sie abgesehen hat. Den Erzählungen nach hat er immer nur willkürlich gemordet. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man uns irgendwas verschweigt. Vielleicht sollte ich Antoniella morgen mal darauf ansprechen. Ich kenne sie gut genug um zu erkennen wenn sie mir was verschweigt. „Versuche etwas zu schlafen“, rate ich Selest. Ich schließe meine Augen und befinde mich ein paar Minuten später im Land der Träume.   Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson Kira und ich verlassen gerade den Bäcker, bei dem wir fünf Croissants und sieben helle, sowie drei dunkle Brötchen gekauft haben. Die Verkäuferin war nicht gerade das was man nett nennt, ganz im Gegenteil. Sie war sowas von unfreundlich, das ich kaum Worte dafür finde. Und dabei heißt es immer der Kunde sei König. Aber naja. Vielleicht hängt ihre schlechte Laune aber auch damit zusammen, dass wir es gerade mal kurz nach halb sechs haben. Die gähne laut und halte mir schnell die Hand vor den Mund. „Letzte Nacht habe ich eindeutig zu wenig Schlaf bekommen und dafür viel zu viel nachgedacht“, sage ich laut und eher zu mir selber. Die Sache mit diesem Lykan schwirrt mir noch immer im Gedächtnis rum und ich glaube nicht, dass sich das bald ändern wird. Warum muss der aber auch ausgerechnet hinter mir her sein. Ich habe ihm doch nichts getan. „Glaubst du dass er das Interesse an mir verliert, wenn ihm klar wird, dass er mich nicht alleine antreffen wird.“ Ich weiß nicht wieso ich Kira das frage. Vielleicht weil ich die Stille nicht mehr ertragen kann, die zwischen uns herrscht, oder aber weil es mich wirklich interessiert. „Das glaube ich eher nicht“, antwortet Kira mir, was mich wirklich überrascht. Gestern Abend, bei dem Gespräch mit den anderen, hatte ich das Gefühl das sie mich nicht so wirklich leiden kann und kaum Wert darauf legt, was mit mir passiert. Aber naja. Dass sie mir auf meine Frage antwortet, muss ja nicht zwangsweise bedeuten dass wie beide Freunde werden. Wahrscheinlich antwortet sie mir sogar nur aus reiner Höflichkeit. „Ich weiß zwar nicht warum er es auf dich abgesehen hat, aber ich denke das da mehr dahinter steckt. Irgendwas sagt mir, dass er nicht einfach nur dein Herz will.“ Das hört sich aber nicht gut an und dennoch bestätigt das meine Befürchtungen. „Aber warum, wenn es ihm im Grunde doch nur darum geht. Wieso geht er dann das Risiko ein vielleicht getötet zu werden?“ „Ich glaubt nicht dass er das in Betracht zieht. Falls er überhaupt nachdenken tut. Wolfsmenschen gelten nicht gerade als schlau, musst du wissen. Sobald ein Mensch sich in einen Wolfsmenschen gewandelt hat, übernimmt das Tier die Oberhand. Bei den Loup-Garou ist das wiederum anders. Da harmonieren Tier und Mensch miteinander, meistens jedenfalls. Aber Ausnahmen gibt es ja bekanntlich überall.“ Kira sieht mich entschuldigend an. Wir biegen in eine dunkle Gasse ein, als ich ein langgezogenes Knurren höre. Erschrocken bleibe ich stehen. „Was war das?“, frage ich und schaue zu Kira, die ebenfalls stehengeblieben ist. In ihrem Gesicht steht blankes Entsetzen. „Das war das Knurren eines jagenden Wolfes.“ Oh bitte lass es nicht Lykan sein, bete ich und sehe mich hektisch um. Kira greift nach meinem Arm und zieht mich mit sich. Beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert. Wir beide rennen so schnell wir können. „Ist das…“ „Ich fürchte ja“, beantwortet Kira mir meine unausgesprochene Frage. Sie klingt mehr als gehetzt dabei. „Vielleicht ist es ja Derek. Oder Constantin.“ Kann ja sein, oder nicht? Ich glaube zwar nicht dass es einer von ihnen ist, aber wünschen würde ich es mir. Ich muss an meine Tante denken und daran das sie mir gestern noch sagte, dass Lykan nur dann angreifen wird, wenn ich alleine bin. Da hat sie sich jawohl geirrt. Oh wenn ich die in die Finger kriege, oder auch nur herausfinde dass sie mich mit dieser Äußerung einfach nur beruhigen wollte, dann kann sie aber was erleben. Ich wurde von ihr und meinem Vater, nun wirklich lange genug angelogen. Ich habe ein Recht auf die Wahrheit… und zwar die ganze Wahrheit. „Derek würde sich niemals durch ein Knurren bemerkbar machen, noch nicht einmal wenn er sauer auf mich wäre. Constantin schließe ich auch aus und Paul... der hat seine erste Wandlung zwar erst hinter sich, aber ihn können wir auch ausschließen. Der hat sich unter Kontrolle, darüber hinaus würde Derek ihn nicht alleine nach draußen lassen.“ „Es gibt doch bestimmt noch mehr Loup-Garou, oder? Derek, Constantin, Paul und dieser Lykan werden jawohl nicht die einzigen sein.“ „Lykan ist ein Wolfsmensch und kein Loup-Garou“, berichtigt Kira mich. Wenn ich nicht solch eine heiden Angst hätte, würde ich sie jetzt fragen was es da für einen Unterschied gibt, aber da wir momentan wirklich andere Sorgen haben, lass ich es lieber bleiben. Erneut höre ich dieses gefährlich klingende Knurren, welches jedoch im Gegensatz zu dem vorherigen, diesmal lauter klingt. Und das kann nur eines bedeuten. Lykan ist uns nah. Viel zu nah. Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant Noch immer halte ich das Handgelenk von Selest fest umklammert und ziehe sie hinter mir her. Wir hätten durch die Innenstadt zurückgehen sollen und nicht durch die dunklen Seitengassen. Das haben wir nun davon. Sollte Lykan jetzt angreifen, haben wir nicht mal mehr genug Platz um seinen Angriffen auszuweichen. Verdammt aber auch. Wir haben es fast geschafft. Vor uns kann ich schon die Beleuchtung unserer Straße erkennen, als sich mit einmal ein dunkler Schatten vor uns auftut. Selest schriller Schrei lässt mich abrupt inne halten. Einen halben Meter vor uns steht er. Lykan! Zu erkennen ist er an seiner fast 3 Meter hohen Gestalt – wenn er auf seinen Hinterbeinen steht – und an seinem linken fehlenden Auge, welches er vor Jahrhunderten schon, bei einem Kampf mit einem Hexenjäger, verloren hat. Bedrohlich kommt er auf uns zu und fletscht mit seinen blutverschmierten Zähnen. Bevor ich auch nur reagieren kann, macht Lykan einen gewaltigen Satz auf uns zu und drängt uns beide auseinander. Mit einer seiner Pranken schlägt er nach mir und fegt mich gut einen Meter von sich. Hart schlage ich gegen einen Müllcontainer und bleibe etwas benommen liegen. Meine Sicht ist verschwommen und mein Kopf fühlt sich schwer an. Mühsam versuche ich mich aufzusetzen, was mir unter Schmerzen auch gelingt. Ich lehne meinen Rücken an den schwarzen Müllcontainer und hole erst einmal kräftig Luft. Meine Lungen brennen und am liebsten würde ich jetzt meine Augen schließen und schlafen. Doch das kann ich nicht. Ich muss unbedingt wach bleiben und Selest helfen. Ich höre Selests Schrei und blinzle mehrmals, damit sich meine Sicht endlich aufklärt. Wenigstens scheint er sie noch nicht getötet zu haben. Ich erkenne die Umrisse von Selest. Sie liegt mit dem Rücken auf dem kalten Steinboden und sieht mit Angsterfülltem Gesicht in Lykans Fratze. Speichel läuft ihm aus dem Maul, welches plätschernd neben ihr landet. Selest versucht von Lykan wegzukriechen. Doch vergebens. Er greift mit seiner blutverschmierten Pranke nach ihr und hindert sie so daran, weiter von ihm wegzukommen. Er beugt sich zu ihr runter, sodass sein Speichel ihr nun ins Gesicht tropft. Angeekelt dreht sie es von ihm weg. Wut erfasst mich. Wut auf mich selbst, weil ich nichts anderes tun kann als hilflos mit anzusehen, wie Selest von Lykan weiter zu Boden gedrückt wird. Seine Zähne sind ihr ganz nah. Wenn doch nur Jolina hier wäre, dann könnten wir es eventuell mit Lykan aufnehmen, aber ich alleine? Und das auch ohne meine Magie? Seit drei Jahren habe ich sie nun schon nicht mehr benutzt. Habe jegliche Art der Magie verweigert, seit ich erfahren habe, dass meine Eltern wegen ihr gestorben sind. Zwar kenne ich die genauen Umstände nicht – Antoniella ist diesbezüglich mehr als schweigsam – aber fakt ist: Die Magie nahm mir das, was das wichtigste in meinem Leben hätte sein sollen; meine Eltern. Ich befinde mich wirklich in einer Zwickmühle. Wenn ich nichts unternehme, wird Selest sterben. Denn auch wenn Lykan bis jetzt noch nichts weiter getan hat als sie anzustarren und vollzusabbern, bin ich doch der felsenfesten Überzeugung, dass er hier ist um sie zu töten. Und das kann ich nicht zulassen. Doch was soll ich dagegen tun? Ich habe nicht allzu viele Möglichkeiten. Genaugenommen habe ich nur eine. Ich muss ihn von Selest weglocken. Ich rapple mich auf und stütze mich noch eine Sekunde lang am Container ab, ehe ich auf Selest und Lykan zu schwanke. Wie nicht anders erwartet, hat Lykan mich bemerkt, was auch nicht allzu schwer ist, so wie ich vor mich hin keuche. Er lässt tatsächlich von Selest ab und dreht sich zu mir um. Ein tiefes Knurren entweicht seiner Kehle. Er scheint sauer zu sein. Wieder schlägt Lykan mit seiner Pranke nach mir, doch diesmal bin ich vorbereitet. Ich ducke mich unter ihr weg und befinde mich nun zwischen Selest, die immer noch am Boden liegt, und Lykan. Das scheint ihm nicht zu passen. „Geh mir aus dem Weg, Hexe“, höre ich eine dunkle und doch recht klare Stimme. Verdutzt sehe ich mich kurz nach einer weiteren Person um, aber außer uns dreien ist niemand zu sehen. Kann es etwa sein das... Nein. Das ist unmöglich. Wolfsmenschen können in ihrer verwandelten Form nicht sprechen. Zumindest habe ich noch nie davon gehört dass sie dazu imstande sein sollen. Aber andererseits klang es auch eher so, als würde die fremde Stimme telepathisch mit mir kommunizieren. „Ihr wirkt überrascht, Kleines.“ Schon wieder. Lykans sabbernde Fratze verzieht sich zu einem Lächeln. Je näher er mir kommt, desto deutlicher erkenne ich es. Selest, die sich mittlerweile aufgerappelt hat – zitternd spüre ich sie dicht hinter mir stehen – zupft an meinem Ärmel. „Lass uns einfach verschwinden“, flüstert sie mir zu. „Wir sind doch fast zu Hause.“ „Wir wären niemals schnell genug“, flüstere ich zurück. Ich greife mit meiner rechten Hand nach hinten und schiebe Selest weiter weg, da uns Lykan, für meinen Geschmack, viel zu nah ist. Ich kann seinen faulen Atem riechen. „Ich will nur die Phönix hinter dir. Gib sie mir und ich lasse dich am Leben.“ „Vergiss es“, zische ich und gehe weiter auf Abstand. Wenn wir das hier überstehen, dann werde ich in den alten Büchern sämtliche Berichte über Wolfsmenschen noch einmal gründlich durchgehen müssen. Vielleicht finde ich ja irgendwo den Beweis dafür, dass sie tatsächlich telepathische Fähigkeiten haben. „Dummes Kind. Ich habe zwar den Befehl dich am Leben zu lassen, aber davon das du unversehrt bleiben musst war nicht die Rede.“ Was meint er denn damit? Das wird hier ja immer verwirrender. Ehe ich mich weiter mit den beiden Fragen beschäftigen kann, wieso Lykan meinen Tod nicht will, dafür aber unbedingt den von Selest – der Loup-Garou der ihn einst gewandelt hat kann den Befehl nicht gegeben haben, der ist schon lange tot – da springt Lykan auf uns zu. Bevor er uns beide erreicht, schupst Selest mich zur Seite. Und während ich hart mit dem Kopf auf dem Boden aufschlage, knallt Lykans Körper gegen den von Selest und reißt sie so erneut zu Boden. „Du bist genauso dumm“, höre ich erneut diese dunkle und bedrohliche Stimme. „Anstatt dich selber in Sicherheit zu bringen, rettest du die Wicca. Hast du vergessen, dass ich ihren Tod nicht will? Ich will nur deinen.“ Ich sehe gerade so noch wie Lykan sein Maul aufreißt und seine spitzen Zähne zum Vorschein kommen. Selest spitzen Schrei nehme ich kaum mehr wahr, da sich eine Dunkelheit um mich legt und ich das Bewusstsein verliere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)