Chakra von abgemeldet (Das Wesen ohne Seele) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Der Wecker klingelte schrill. Roman war am Ende wohl doch eingeschlafen. Wobei es sich nur anfühlte wie einmal Augen zumachen und nach einer Sekunde wieder auf, hatte er trotzdem ganze sechs Stunden geschlafen. Schläfrig fuhr Roman sich durch das Gesicht. Er fischte nach seinem Telefon um den Wecker daran abzustellen. Als er auf das Display schaute runzelte er verblüfft die Stirn. Denn sein Wecker war überhaupt nicht gestellt. Doch woher kam dann dieses unerträgliche laute klingeln? Roman schepperten schon die Ohren, als das klingeln endlich aufhörte. Erleichtert atmete er aus und drehte sich auf die Seite um noch fünf Minuten zu schlafen. Aber es blieb nicht lange ruhig. Plötzlich hörte Roman alle möglichen Geräusche. Einer sang unter der Dusche, ein Wasserkocher pfiff, Schritte halten durch den Wohnblock und alles schien aus dem gesamten Haus zu kommen. Waren die Wände hier so dünn? Fragte sich Roman der schon fast keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, wegen den ganzen Geräuschen um ihn herum. Durch den vielen Geräuschen hindurch vernahm er ein klopfen. "Bist du wach?" Fragte eine Stimme und Roman erkannte, dass das Klopfen von seiner Zimmertür kam und die Stimme zu Elizabeth Storm gehörte. Nachdem er sich auf ihre Stimme und das Klopfen konzentrierte, waren alle anderen Geräusche plötzlich wie weggeblasen. Roman runzelte die Stirn. Stand aber nun aus seinem Bett auf und öffnete seine Zimmertür einen Spalt. Elizabeth stand davor und war schon fix und fertig angezogen. "Morgen." Sagte sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. "Morgen." Grüßte er zurück und versuchte genau so warm zu lächeln aber wahrscheinlicher war es, dass Roman sehr müde aussah und auch klang. "Ich wollte mir gerade Kaffee machen und wollte wissen ob du auch einen haben willst?" Kaffee? Irgendwie konnte Roman noch keine klare Gedanken fassen, er stand ziemlich neben sich und starrte Elizabeth eine ganze Weile verwirrt an. Bis er endlich raus brachte: "Äh ja, dass wäre super." Das Mädchen mit den schwarzen Haaren, die sie heute zu einem Dutt gebunden hatte, nickte und drehte sich um, um Richtung Küche zu verschwinden. "Danke!" Rief Roman schnell hinterher, bevor seine Mitbewohnerinnen denken könnte, er wäre unfreundlich oder so was. Elizabeth blickte zu ihm lächelnd zurück und ging dann in die Küche. Roman selber blieb verpennt an seiner Zimmertür stehen. Er müsste sich fertig machen aber er war gerade noch viel zu müde. Außerdem war ihm der Gedanke immer noch komisch, dass er wieder normal zur Schule gehen würde. Er gähnte und streckte sich einmal. Dann kamen die lauten Geräusche so schnell wieder zurück wie sie vorhin gegangen waren. Schmerzlich verzog Roman sein Gesicht. Er hörte bis hierhin die Kaffeemaschine in der Küche aber gleichzeitig hörte er aber auch die Nachbarn frühstücken. Oder nein, es waren nicht die Nachbarn, es waren die Leute die 3 Stockwerke unter Roman lebten. Er hörte sogar das Kauen. Sein Kopf fing an zu schwirren und schwarze Punkte tanzten vor Romans inneren Auge. Seine Sicht wurde langsam verschwommen und der Lautstärkepegel stieg nochmal an. Roman sah den Boden schon immer näher kommen als er im Augenwinkel Elizabeth war nahm, die zu ihm hineilte. Sie ergriff seinen Arm und hielt Roman auf den Beinen. Zu den vielen Geräuschen kam plötzlich noch ein schreckliches Hungergefühl dazu und Romans Augen brannten. Was war nur los mit ihm? ~ Ein leichter Wind huschte über Romans Haut. Es fühlte sich an, als würde der Wind ihn trösten wollen. Die angenehme Dunkelheit die er während seines Komas immer gespürt hatte, war wieder da und umarmte Roman wie eine Mutter ihr Kind. Aber er wusste, so konnte es natürlich nicht bleiben. Wobei er sich so gerne fallen lassen würde. Dann würde nichts mehr weh tun. Ein beißender Geruch trug der gerade noch angenehme Wind heran und Roman spürte wie sein Körper zurück kehrte. Nun war der Wind ein kalter und beißender Sturm. Roman fröstelte. Er kniff die Augen noch stärker zusammen, wobei sie schon zu waren. Vielleicht könnte er so zurück in die Dunkelheit kehren. Doch es half nichts. Er schlug die Augen auf und blickte in dunkle Regenwolken die mit schneller Geschwindigkeit über ihn hinwegzogen. Der Wind pfiff. Er verstand erst gar nicht wo er war. Unter ihm spürte er steinernen Boden. Es war diese Art von Boden, der aus kleinen Sternchen bestanden und diese bohrten sich in Romans Rücken wie etwas was unbedingt Aufmerksamkeit von dem Schwarzhaarigen haben wollte. Ein krächzen von einem Rabe war zu hören. Das Rauschen der vollen Straßen. Füße die eilig über den Asphalt huschten. Stimmengewirr. Roman atmete trotzdem erstaunlich ruhig. Ein und Aus. Aus und Ein. „Du bist wieder wach." Trang eine sanfte Stimme an seine Ohren. Die Stimme war fast nur ein Flüstern. Dennoch war sie klangvoll und Roman verstand jedes Wort. Er spürte eine warme Hand die sich zu einem seiner Schulterblätter schob und ihn mit leichten Druck nach oben drückte. Roman übernahm das Aufsetzen dann von selber und blickte danach zu der Person neben sich. Sie sahs in der Hocke. Ihre zweifarbigen Augen betrachteten ihn. Er konnte nicht genau sagen was ihre Augen für Gefühle widerspiegelten. War es Sorge? Angst? Roman schüttelte innerlich den Kopf. Nein, beides war es nicht. Es war doch eher ein wissender Blick. Er erinnerte sich, dass so auch die Ärzte geschaut hatten als Roman aufgewacht war. Seine Mitbewohnerin wusste etwas und es war nichts gutes. Das war sicher. Aber sie sagte nichts. Kein Wort drang über ihre Lippen. Nur ihre zweifarbigen Augen schienen zu sprechen aber leider konnte Roman immer noch nicht lesen, was sie sagten. „Was ist passiert?" Stellte er die dominanteste Frage. Er dachte seine Stimme würde schwach und zitterig klingen aber im Gegenteil. Sie war stark. Stärker als sie je nach seinem Aufwachen war. Elizabeth öffnete ihren Mund und schloss ihn direkt wieder. Sie wusste nicht welche Worte sie wählen sollte, nahm Roman an. Eine ganze Weile war es Still. Außer den Hintergrundgeräuschen des Ostviertels natürlich. „Okay." Sagte Elizabeth so plötzlich, dass Roman fast zusammengezuckt wäre. Das Mädchen mit den braunen Haaren drückte ihre Hände auf ihre Oberschenkel und stand somit auf. Ein paar Strähnen ihres Haars haben sich von ihrem Dutt gelockert und wehten nun in dem eisigen Wind. Sie strich sich die widerspenstigen Strähnen hinters Ohr. Die jedoch anscheinend ihren eigenen Willen besaßen, denn sie fingen an sich wieder im Wind zu wiegen. „Du musst mir eine Frage beantworten." Sie strich sich die braunen Strähnen ein zweites Mal hinter das Ohr. „Sag bitte einfach nur ‚Ja' oder ‚Nein'." Ihr Blick war an den Horizont geheftet, als würde es ihr sehr schwerfallen die Worte zu formen und sie Roman zu sagen. Roman stand in der Zwischenzeit auf. Auch diesmal verschätzte er sich wieder. Er dachte seine Beine würden Pudding sein, aber nein, sie waren kräftig und hielten ihn. Als er aufstand, spürte er zwar jeden Muskel sich bewegen aber es war nicht schmerzlich, sondern sein ganzer Körper sprühte quasi vor Kraft. Für einen kurzen Augenblick durchfuhr ihn ein kribbeln. Er spürte Erleichterung. Sein Körper schien ihm wieder zu gehorchen. Das war in den letzten zwei Wochen ganz anders gewesen. Alles hatte geschmerzt und sein eigener Körper war ihm fremd. Roman erkannte erst jetzt an welchem Ort er war. Es war das Dach des Hochhochs in dem seine und Elizabeth Wohnung lag. Sie musste ihn hier hochgetragen haben. Roman Gedanken brachen abrupt ab, denn ein blaues und ein grünes Auge war nun auf ihm gerichtet. Diesmal wirkte das Blau noch eisiger und das Grün noch strahlender. „Bist du ein Chakra?" Fragte Elizabeth mit ernster Stimme und ihr Blick ruhte auf Roman. In dem Moment wäre Romans Herz gerne zersprungen. Denn er sollte mit ‚Ja' oder ‚Nein' antworten und ihm wurde schlagartig klar das es ein unumstösslicher Fakt war, dass es keine Antwort da zwischen gab. „Nein!" Wollte er Schreien aber sein Mund blieb geschlossen. Vor seinem inneren Auge blitzten die Bilder der Mordnacht seines Vaters wieder auf. Der Chakra hatte in dieser Nacht Romans Seele gefressen. Wütend ballte er seine Hände zu Fausten. Seine Fingernägel gruben sich in seine Haut und er spürte einen kurzen Schmerz aufflackern. Er löste seine Fäuste wieder und versuchte sich krampfhaft zu entspannen. Er wünschte sich er würde sich wieder wie gerade füllen. Erleichtert. Aber das Gefühl kam nicht wieder. Elizabeth Blick bohrte sich langsam in seine nicht vorhandene Seele. Sie würde wohl nicht locker lassen. Aber was würde die Braunhaarige tun, wenn er ‚Ja' sagen würde? Roman huschte mit seinen Augen über ihren Körper. Es schien nicht so, dass sie irgendwo eine Waffe hatte aber er konnte sich natürlich auch irren. Roman ordnete seine Gedanken, jedenfalls versuchte er das. Er ging den Morgen noch einmal durch. Die lauten Geräusche vielen ihn sofort wieder ein und auch gerade konnte er wieder unbeschreiblich gut hören. Solche Symptome hatte er erst heute bekommen. Es musste sich also etwas geändert haben. Plötzlich spürte er eine warme Flüssigkeit an der Stelle seiner Narbe. Die direkt neben seinem Herzen. Dort wo die künstliche Seele war. Wieso spürte er das jetzt erst? Im Nachhinein stellte Roman fest, dass es die ganze Zeit schon da war. Blut. Blut tropfte aus seiner Narbe und rann seinen Körper runter. Panisch griff er an die Stelle der Narbe. Im selben Moment veränderte sich der Blick von Elizabeth. Sie runzelte die Stirn und trat näher an ihm ran. Vorsichtig aber bestimmt knöpfte sie Roman das Hemd halb auf. Nun lag seine Narbe offen da und der Wind der über das warme Blut nun wehte, lies Roman frieren. Er startete sogar ein Versuch Elizabeth Hände von ihm weg zustoßen aber das Mädchen vor ihm gab ihm keine Chance. Sie tastete sich an die Narbe heran und beäugte sie weiterhin Stirn runzelnd. „Was ist das?" Sie schaute weiterhin auf die Narbe. Ihre Hände wurden von seinem Blut rot gefärbt aber das schien ihr nicht wirklich was auszumachen. Froh darum, dass Elizabeth nun eine andere Frage stellte, antwortete Roman: „Mir wurde eine künstliche Seele eingesetzt." Die Finger von Elizabeth diesen die Narbe los und sie schreckte beinah schon davor weg. „Igitt!" Erfuhr es der Braunhaarige. Sie verzog das Gesicht angewidert. „Ihr Menschen seid immer gleich. Anstatt eine wirkliche Lösung zu finden, unterdrückt ihr das Problem einfach." Murmelte sie eher zu sich selber und betonte ‚Problem' dabei ironisch. Ihre Augen schauten hoch zu Roman. Roman selber war etwas verwirrt über die Worte seiner Mitbewohnerin. „Ich bin kein Arzt aber ich bin mir sicher, deine künstliche Seele ist kaputt." Sagte sie und kramte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, welches sie dafür benutzte Romans Blut notdürftig von ihren Fingern zu wischen. Roman hatte keine Ahnung wie er sich nun fühlen sollte. Einerseits machte die Tatsache das seine künstliche Seele zerstört war ihm furchtbar Angst, aber andererseits hatte er auch nicht das Gefühl von vorhin vergessen. Erleichterung. Sein Körper fühlte sich auch ohne diese Erleichterung immer noch stark an. Und das wobei in ihm gerade ein ähnlicher Sturm herrschte wie um ihn. „Du bist also ein Chakra." Elizabeths Stimme holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Irgendwann merkte er wie sein Kopf nickte. Was? Nein! Aber die Wahrheit war nunmal klar. Dennoch wollte sich Roman erst noch etwas dagegen wehren. Aber die Wahrheit war nunmal eine feste Tatsache. Dennoch wollte sich Roman erst noch etwas dagegen wehren. Er hätte aber eigentlich nicht antworten müssen, denn als er verraten hatte, dass er eine künstliche Seele besäßen hatte, war doch eigentlich die Katze schon aus dem Sack. Elizabeth schien aber nicht aufgebracht, verängstigt oder ähnliches. „Bist du...?" Mehr Worte kamen nicht raus, denn er hatte ein Problem das Wort ‚Chakra' zu formen, als würde es es besser machen, wenn man es nicht aussprechen würde. Elizabeth verstand aber was er Fragen wollte und antwortete mit einem: „Ja, ich bin ein Chakra." Bei ihr schien das Wort nicht merkwürdig zu klingen. Wahrscheinlich weil es zu ihr gehörte wie für Roman zu sagen ‚Ich bin ein Mensch'. Aber das war eins mal. Er nickte weil er nichts anderes zu Stande brachte. „Wie lange bist du schon einer?" Fragte die Braunhaarige und beäugte ihn diesmal interessiert. „Sechs Monate." Antwortete er. „Aber ich lag davon fünf Monate und zwei Wochen im Koma." Erklärte er und knöpfte sein Hemd wieder zu welches von seinem Blut besudelt war. Diesmal nickte Elizabeth. Roman fragte sich wie lange sie schon in diesem Zustand war, traute sich aber die Frage nicht laut zustellen. „Ich denke dein Zusammenbruch hattest du wegen deiner künstliche Seele. Sowas ist unnatürlich und kann nur Probleme bringen." Unnatürlich? Wie bitte?! Was war denn daran natürlich eher keine Seele zu haben als eine Künstliche? Roman konnte es nicht fassen wie Elizabeth darüber redete. „Dein Gehör." Sie tippte auf ein Ohr von sich. „Ist nun dreifach so stark als vorher, deswegen musst du es gut kontrollieren können. Sonst brichst du nachher nochmal zusammen." Erklärte Elizabeth als würde sie übers Wetter reden. Das erklärte jedoch einiges. Deswegen hatte er so gut gehört und tat es jetzt auch noch. „Ich hab dich hier hochgebracht weil der Wind sehr beruhigend ist und alle Geräusche dämpft." Erklärte sie weiter. Roman konnte Wiedermal nur nicken. So verdammt verwirrt war er über alles. Eine kurze Stille herrschte bevor Elizabeth Handy piepste. „Mist." Murmelte sie als sie auf das Display schaute. „Die ist von Blue." Sagte sie und schaute von ihrem Smartphone hoch. „Er fragt wo wir bleiben." Seufzte Elizabeth und steckte das Gerät zurück in ihre Jeans. Roman durchfuhr plötzlich ein Angstgefühl. Blue dachte er wäre geheilt. Er dachte sein bester Freund wäre ein Mensch. Zwar mit einer künstliche Seele aber ein Mensch. Doch das war nun nicht mehr der Fall. Eigentlich war es seit sechs Monaten nicht mehr der Fall aber den Gedanken schob Roman mal ganz weit weg. Würde er Blue davon erzählen? Er musste zugeben, er hatte keine Ahnung. Eigentlich vertraute er Blue. Er war sein aller bester Freund seitdem Kindergarten. Aber er vertraute ihm halt nur 'eigentlich'. Doch eine andere Frage blitzte in seinem Kopf auf: Würde Blue ihn noch als besten Freund an sehen, wenn er wüsste was Roman nun war? ~ Das Schulgebäude lag grau und trostlos umgeben von frierenden Bäumen. Auf dem Schulgelände war schon nichts mehr los, da es schon viertel nach Acht war. Roman und Elizabeth joggten gerade die letzten Stufen zum zweiten Stockwerk hoch. Dort lag ihre Klasse. Den gesamten Weg hatten die zwei kein Wort mehr miteinander gewechselt. Roman wusste einfach nicht was er sagen sollte und Elizabeth ging es anscheinend ähnlich. Die letzte Stufe war geschafft. Nun bogen sie rechts in den Flur ein. Fahles Licht der aufgehenden Sonne schimmerte mysteriös in dem menschenleerem Flur. Roman hörte Lehrer sprechen und Gemurmel von Schülern aber ansonsten war es Still. Elizabeth, die vor ihm gelaufen war, ergriff die Türklinke ihrer Klasse. Doch bevor sie sie runter drückte, drehte sie sich zu Roman und fragte: „Bereit?" Es war schon fast seltsam ihre Stimme zuhören, fand der Schwarzhaarige. Wieso wusste er auch nicht. Vielleicht lag es daran mit was er diese Stimme verband. Die Wahrheit... Die Wahrheit über sich. Die Gewissheit das er ein Chakra war. Roman gelang es zu nicken, wobei er kein bisschen bereit war. Doch dem braunhaarigem Mädchen reichte das und sie drückte die Klinke runter und betritt den Klassenraum. Roman folgte ihr und hielt dabei den Atmen an. Es würde merkwürdig sein, alle seine Mitschüler wieder zu sehen. Der Lehrer, in dem Falle Herr Jackson, blickte auf als die zwei Gestalten den Raum betraten. Er hatte gerade etwas von der Entwicklung der Römer erzählt und hinter ihm baute sich ein wirres Tafelbild auf mit Kringeln, Pfeilen und Stichpunkten. Roman sah schon wie sich eine Augenbraue von Herrn Jackson anfing sich zu heben, als er durchblickte das Roman in der Klasse stand, der Schüler der ein halbes Jahr im Krankenhaus wegen eines Chakras-Angriffes war. Also senkte sich die Augenbraue wieder und er sagte mit förmlicher Lehrerstimme: „Herr Whitehill, willkommen zurück." Roman nickte stumm. Erst wollte er sich ein Lächeln aufzwingen aber dann lies er es doch weil im wieder einfiel wie bescheuert Herr Jackson war. Innerlich schüttelte er sich. Nein, dieser Geschichtslehrer war wirklich keiner der guten Lehrkräfte. Und aufeinander spürte er sie. Die Blicke. Die Blicke seiner Mitschüler und es kam ihn fast so vor, dass er ihre Gedanken hören könnte: „Oh mein Gott, dass er das überhaupt erlebt hat." „Der Arme." „Wie schrecklich." und „Wie war es wohl einen Chakra gegenüber zu stehen." Roman schielte zu Elizabeth die neben ihm am Lehrerpult stehen geblieben war und unbeeindruckt zu Herr Jackson schaute, der nun angefangen hatte ihr deutlich zu machen wie sehr er es nicht duldete das sie ständig zu spät kommen würde. Er wollte sich auf die Standpauke konzentrieren um die Blicke zu vergessen die sich in seinen Körper bohrten aber das gelang ihm überhaupt nicht. Es fühlte sich eher wie ein schrecklicher Albtraum an, wo alle Schüler gruselige zombiemäßige Augen besaßen, die hungrig danach waren alles über Romans Leiden zu erfahren. Er schluckte die aufkommende Panik hinunter und riskierte es zurück zu seinen Mitschülern zu schauen. Ein bisschen Erleichterung machte sich in seine Magengegend breit, denn noch lange nicht alle Schüler starten ihn an. Manche quatschten leise mit den Sitznachbarn, kritzelten irgendwas auf ihren Blöcken oder schauten gelangweilt aus dem Fenster. Roman atmete ganz leise aus. Das war alles nur Einbildung gewesen. Ein Streich seiner Angst. Natürlich schauten tatsächlich welche mit fragenden Blicken zu Roman aber eigentlich war alles wie immer. In einer Welt mit Chakras, waren Mitschüler die mal einen Angriff miterlebten, halt nichts ungewöhnliches. Daraus schloss Roman, dass niemand, oder wenigstens die Schüler nicht, die echte Geschichte kannten. Sehr wahrscheinlich wussten sie nur, dass Roman einen Chakra-Angriff erlebt hatte und verletzt wurden war. Er sollte sich manchmal nicht all zu wichtig vorkommen. Denn im Grunde war er nur irgendein Schüler auf irgendeiner Schule. Dann entdeckte er ein Gesicht was ihm wieder halt in der Realität gab. Blue Morgan hing wie immer kippelnd auf seinem Stuhl in der letzten Reihe und grinste Roman an nachdem er in seine Richtung gesehen hatte. Roman zog einen Mundwinkel hoch. Das war sowas wie ein halbes Lächeln, wenn es sowas überhaupt gab. Herr Jackson war nun endlich fertig mit der Ansprache, die Elizabeth geduldig abgewartet hatte ohne ein Pieps zu sagen. Er gab ihnen das Zeichen, dass sie sich setzen dürften. Elizabeth ging voran. Stolz und überhaupt nicht eingeschüchtert von der Standpauke, schob sie sich auf dem Stuhl neben Romans besten Freundes. Der Schwarzhaarige wollte sich gerade zu den Zwei gesellen, als die Stimme von Herrn Jackson ihn zum Stoppen zwang. „Und Sie, Herr Whithill, kommen in Zukunft bitte auch nicht mehr zu spät." Ja, jetzt war ihm wieder ganz klar: Dieser Lehrer war ein Arsch. Er erwiderte nichts auf die Aussage des Geschichtenlehrers, setzte sich stumm wieder in Bewegung und setzte sich neben Elizabeth. Sobald Roman sich gesetzt hatte, fing Herr Jackson auch schon wieder an über die Römer zu berichten. Keine Ahnung was er über sie erzählte, aber was gab es schon über Römer zu erzählen? Sie haben Kriege geführt, komische Gewänder getragen und die berühmten Römersandaalen erfunden. Roman schaltete komplett ab und bettete seinen müden Kopf in seine Arme die er auf den Tisch als ein Art Kissen geformt hatte. Nun hieß es abwarten und den Tag so gut wie es ging überstehen. ~ Stunden zogen an Roman vorbei. Er konnte sich an keinen einzigen Unterricht richtig erinnern, denn die meiste Zeit schlief er halb. Er merkte aber das sich Blue und Elizabeth immer wieder nett unterhielten und miteinander scherzten. Anscheinend verstanden sich die beide gut. Roman fühlte sich etwas wie Luft, natürlich wollte er auch gerade Luft sein aber er hatte erwartet das Blue ihn trotzdem irgendetwas erzählen würde. Doch sein bester Freund redete nur mit Elizabeth, die er übrigens Lizzy nannte. Irgendwie hatte Roman das Gefühl, dass Elizabeth die ernste Seite war und Lizzy die lustige, denn sie scherzte und lachte zusammen mit Blue. Andererseits konnte er das nicht sicher sagen, denn im Grunde kannte er seine Mitbewohnerin nicht. Blue kannte sie bestimmt schon besser. Aber eine Sache wusste er, die Blue nicht wusste. Nämlich das 'Lizzy' ein Chakra war. Endlich klingelte es zur großen Pause. Roman atmete erleichtert aus. Nun hatte er den Tag beinah überstanden. Nur noch Deutsch und Sport. Viele Schüler gingen in der großen Pause nach Draußen um sich Essen zu holen, eine zu rauchen oder einfach um sich die Beine zu vertreten. Alle verließen den Klassenraum, außer Elizabeth, Blue und Roman. Nein das war nicht ganz richtig, auf der anderen Seite der Klasse saß ein Mädchen mit braunen langen Locken, die ihre Spitzen in einem sanften dunklen Grünton gefärbt hatte. Sie hatte Kopfhörer im Ohr die die Farbe ihrer Haarspitzen widerspiegelten. Sie wippte unter dem Tisch mit dem Bein, welches sie über das andere gelegt hatte, zum Takt der Musik die sie wohl gerade hörte. Sie kam Roman nicht bekannt vor, zugegeben er kannte die meisten aus seiner Klasse nicht wirklich, dass kam aber auch dadurch das die Klassen jedes Jahr wieder anders eingeteilt wurden. Dennoch kam ihm dieses Mädchen absolut fremd vor. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien ähnlich wie Roman komplett abgeschaltet zu haben. „Wer ist das?" Fragte er frei hinaus und unterbrach damit Elizabeth und Blues Gerede über die letzte Mathematikstunde. Beide blickten Roman fragend an. Er nickte in die Richtung des Lockenkopfes. Blue und Elizabeth drehten sich um und dann wieder zurück. „Sie ist vor zwei Wochen hier hergezogen." Erklärte Blue und hatte sein übliches Gesicht aufgelegt, welches er immer hatte wenn er etwas über andere Leute erzählen durfte. Leider war sein bester Freund manchmal eine richtige Klatschtante oder wie er gerne sagte: Informant. „Ihr Name ist Gwen Snow." Seine Stimme wurde ein flüstern: „Sie hat in den ganzen zwei Wochen kein Wort mit jemand gewechselt. Es heißt außerdem, dass sie eine Geisel von Chakras war." Bei dem Wort 'Chakras' wäre Roman beinah zusammengezuckt aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Also nickte er einfach nur. Blue hatte anscheinend nicht weiter Lust über Gwen Snow zu reden, denn er lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. „Wie kommt ihr so zu recht?" Fragte er an ihm und Elizabeth gerichtet. „Gut." Sangen er und sie ihm Chor und lächelnden ein bisschen zu übertrieben. Blue verzog das Gesicht aber lies es Ihnen durchgehen. So wie er sein bester Freund kannte, wird dieser ihn deswegen nochmal privat fragen. Zwischen den Dreien entstand eine Stille. Erst wusste er nicht was er sagen sollte, wobei es schon was zu erzählen gab, zum Beispiel das er nun ein seelenfressendes Monster war. Doch dann fiel ihm die erste Begegnung mit Elizabeth ein. „Als ich gestern in die Wohnung kam, hätte Elizabeth mich fast mit einem Messer erstochen." Erzählte er im humorvollen Tonfall die Geschichte von gestern. Elizabeth sprang darauf an und verdrehte lächelnd die Augen. „Das ist ja wohl ein bisschen übertrieben." Sagte sie. Roman war froh das nun ein normales Gespräch in Gange kam. „Was? Das Messer hat schon meine Nase beinah berührt." Er übertrieb natürlich aber er wollte damit Elizabeth necken. Auch darauf sprang sie wieder an und lachte. „Wieso wolltest du meinen besten Freund erstechen?" Fragte Blue danach leicht erschrocken. „Ich hab Musik gehört und Gemüse geschnitten." Erzählte sie die Geschichte weiter, dabei machte sie pantomimische Bewegungen. „Dann kam Roman rein und ich habe mich schon lange nicht mehr so erschrocken." Endete Elizabeth und lachte wieder. Nun stimmte Blue in das Lachen ein. Auch er musste lachen. Es klappte also doch. Ein normales Gespräch. Er hatte tatsächlich befürchtet, dass es zwischen ihm und seiner Mitbewohnerin nun immer so komisch sein würde. Aber vielleicht würde das doch nicht so sein. Roman nahm ein Geräusch war. Das Schieben eines Stuhls. Er blickte in die Richtung des Geräusches und stellte fest, dass das Mädchen mit den Grünen dunklen Spitzen aufgestanden war. Nun wo sie ihre Augen auf hatte, erkannte Roman ihre Augenfarbe. Sie waren genau so Grün wie ihre Haarspitzen. Sie schob sich fast geräuschlos aus dem Raum. Irgendwas umgab dieses Mädchen. Aber Roman konnte nicht beschreiben was es war und dann war sie auch schon aus dem Klassenraum verschwunden und das Gefühl ebenso. Roman konnte sich das Gefühl, nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Er schloss daraus,nasses nur was belangloses gewesen sein musste. Deswegen beschäftigte er sich nicht weiter mit Gwen Snow, sondern redete noch etwas mit Elizabeth und Blue. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)