Neun von zehn von Idris ([Wataru x Ryousuke]) ================================================================================ Kapitel 1: Und so ----------------- „Ich hab nachgedacht“, verkündet Wataru. „Ganz was Neues“, erwidert Ryousuke schläfrig und mit einem Lächeln, das die Schärfe aus den Worten nimmt. Sie liegen nebeneinander auf dem Boden, haben Musik laufen und drücken sich gemeinsam vor den Mathehausaufgaben. „Hey!“ Wataru hebt die Hand, um ihm in die in die Rippen zu boxen. Auf halbem Weg fällt ihm ein, dass das keine gute Idee ist, weil sie heute ihm Training ineinander gekracht sind, wobei er Ryousuke mindestens drei Rippen angeknackst hat. Deswegen endet der geplante Stoß in einer Mischung aus sanftem Knuffen und ungelenkem Tätscheln. Ryousuke hebt amüsiert die Augenbrauen. „Sorry“, sagt Wataru zum zehnten Mal, seine Hand immer noch zaghaft über Ryousukes Rippen. „Schon okay, ich bin nicht aus Zuckerwatte“, erwidert Ryousuke. Auch zum zehnten Mal. Er wackelt albern mit den Augenbrauen, während er sich ein weiteres Erdbeer-Pocky zwischen die Lippen schiebt. Sie sind schon eine ganze Weile nicht mehr allein gewesen, fällt Wataru auf, ein kurzer, ein unendlich banaler kleiner Nebengedanke, der ihm in der Magengrube zieht. Früher haben sie abends öfter einfach am Strand gesessen, der Sonne beim Untergehen zugesehen, und schweigend eine Zigarette hin und hergereicht. Oder ‚Crows Zero‘ zum hundertsiebenundachtzigsten Mal gesehen und wie gebannt sämtliche Dialoge von Genji, Tamao und Tokio mitgesprochen. Sie machen das nicht mehr. Oder nicht mehr so oft. Irgendwie ist das in den letzten Wochen und Monaten völlig untergegangen, neben Schule und Tumbling, neuen Leuten, Wettbewerben und Stress mit alten Gangbekannten. „Das ist ein ziemlich langer Gedanke“, sagt Ryousuke gedehnt. „Muss ich mir Sorgen machen?“ „Nein.“ Wataru schüttelt hastig den Kopf. Er stellt fest, dass seine Hand immer noch auf Ryousukes Rippen liegt und nimmt sie verlegen da runter. „Das war ein anderer Gedanke.“ Ryousuke verzieht den Mund erst zu einem ungläubigen O und gleich darauf zu einem breiten Grinsen. „Zwei Gedanken auf einmal. Sollen wir die Olympiade benachrichtigen?“ Wataru schnaubt und schnippt ihm mit den Fingern gegen die Wange, weil das eine Stelle an Ryousuke ist, die ausnahmsweise mal nicht mit blauen Flecken übersät ist. Ryousuke atmet prustend aus und lacht. Er schlägt halbherzig in seine Richtung, aber Wataru ist nicht in der Stimmung zu rangeln und deswegen landet Ryousukes Arm ungehindert auf seiner Brust. Keiner von ihnen hält es für nötig ihn von da zu entfernen. „Ich habe über Mizusawa nachgedacht“, sagt Wataru schließlich. „Und?“ „Na ja…über…“ Er räuspert sich und macht ein paar ungelenke Handbewegungen. „Du weißt schon.“ „Ne, ich weiß von nichts“, sagt Ryousuke gedehnt. „Ich habe darüber nachgedacht, was er uns im Trainingslager gesagt hat. Das mit… Kiyama. Und so.“ Ryousuke starrt ihn an, so lange, dass Wataru sich schon fragt, ob das vielleicht doch kein so gutes Thema war. „Wow“, sagt er schließlich langsam. „Okay. Schon okay. Ich bin nicht total überrascht. Ich hab mich schon länger gefragt, ob du nicht vielleicht…“ „Was?“ protestiert Wataru und setzt sich hastig auf. „Hey! Was? Nein! Was? Ich meine doch nicht mich… ich bin gar nicht… was heißt hier nicht überrascht? Was? WAS?“ Er kann gar nicht so schnell protestieren wie ihm heiß und kalt wird. Was soll DAS denn jetzt wieder heißen?! „Okay.“ Ryousuke blinzelt überrascht und schiebt sich an der Wand entlang in eine aufrechte Position, so dass sie sich gegenüber sitzen. „Sollte keine Beleidigung sein. Hatten wir uns nicht alle darauf geeinigt, dass es nichts Schlimmes ist?“ „Ist es ja auch nicht! Aber ich meinte doch nicht, dass ich… man… Ryousuke!“ Mit einem frustrierten Geräusch fährt Wataru sich durch die Haare. „Ich meinte eher, dass eben keiner von uns anderen schwul ist. Und sich keiner so richtig in ihn reinversetzen kann. Und ob das nicht… keine Ahnung. Ob das nicht total traurig ist für ihn. So einsam. Weißt du?“ „Hm“, macht Ryousuke nachdenklich. Er hat nach dem Ofuro vergessen sein kleines Zöpfchen in den Pony zu drehen, und seine Haare hängen offen und in wilden, blonden Strähnen in sein Gesicht. „Kann schon sein“, sagt er schließlich. „Aber woher willst du wissen, dass keiner von uns darüber nachgedacht hat?“ „Was? Über Kiyama?“ „Nein. Jungs.“ Ryousuke rollt mit den Augen. „Keine Ahnung. Es sagt wenigstens keiner was. Und wir reden ja auch über alles andere. Wir reden über Satoshis Herzprobleme, wenn er anfängt sich zu überanstrengen“, gibt Wataru zu Bedenken. „Wir reden mit Hino, wenn er abdreht wegen seinem Vater. Wir räumen Eisenstangen wegen Kiyama weg, wenn eine zufällig irgendwo rumliegt. Wir nehmen Rücksicht auf Nippori wenn Sachen zu viel kosten, weil wir über seine Finanzlage Bescheid wissen. Und wir reden über Yuutas Gefühle. Damit er nicht daran erstickt.“ Ryousuke grinst und beißt sich auf die Unterlippe, so dass ein koboldhaftes Lächeln dabei herauskommt. „Über Gefühle reden wir ziemlich viel“, stellt er fest. Wataru wirft ihm einen strafenden Blick zu, der nur halb ernst gemeint ist, bevor er fortfährt. „Wir sind einfach in allem besser, wenn wir miteinander reden. Aber wir reden nie… darüber.“ Ryousuke legt die Stirn in Falten. „Falls du vorschlägst, dass wir als Gemeinschaftserfahrung mal schwule Pornos gucken, steige ich aus. Ich kann nicht kommen, wenn mir Leute wie Kaneko oder Satoshi dabei über die Schulter gucken.“ „Ryousuke!“ Wataru wirft ein Kissen nach ihm. Ryousuke fängt es mit einer Hand und stopft es sich hinter den Kopf. „Ich sags ja nur.“ Gleich darauf seufzt er und zieht eine Grimasse. „Tut mir leid“, schiebt er hinterher und zupft an den Ärmeln seines Pullovers herum. „Das war blöd.“ „Schon okay.“ „Ich weiß was du meinst und… mir tut es auch leid, dass wir nie darüber reden und dass Mizusawa ganz alleine damit ist. Frag ihn doch einfach. Ob er einen neuen Kiyama hat?“ „Das ist sehr intim“, gibt Wataru zu Bedenken. Ryousuke rollt mit den Augen. „Wir diskutieren unsere sämtlichen Gefühlen in der Gruppe am Strand, und DAS ist dir auf einmal zu intim?“ „Aber das ist was anderes! Ich wüsste nicht was ich sagen sollte. Ich weiß nicht mal genau wie sich das anfühlt!“ „Was?“ „Na ja… mit einem Jungen. Küssen und so.“ Wataru macht eine vage Handbewegung bei dem ‚und so‘ und errötet unwillkürlich. ‚Und so‘ hat er bisher noch nicht mal mit einem Mädchen gemacht. Und geküsst hat ihn auch nur ein einziges Mal jemanden, nämlich Minako in der siebten Klasse und das auch nur, weil sie eine Wette verloren hat. Er hat also überhaupt keine Ahnung. Von irgendwas. So ungerne er das auch zugibt. „Oh“, sagt Ryousuke langsam. „Okay.“ Er hat die Beine angezogen und ein Streifen Orange der untergehenden Sonne fällt über seine geringelten Socken. Er sieht plötzlich sehr verlegen aus. „Wenn du einen Jungen küssen müsstest… nur um mal zu probieren wie es ist, mit wem würdest du es dann tun?“ fragt er unvermittelt. Seine Finger spielen immer noch an den Ärmeln seines Pullovers herum und sein Blick flackert zwischen Watarus Gesicht und dem Fußboden hin und her. „Wieso müsste ich?“ fragt Wataru interessiert. „Weil mir jemand eine Waffe an den Kopf hält oder sonst das Ende der Welt droht oder weil…?“ „Nein, einfach weil… ich weiß nicht, tu es fürs Team.“ „Fürs Team. Okay.“ Wataru nickt und denkt nach. „Kein Schauspieler oder so“, fügt Ryousuke hinzu. „Jemand Reales. Aus der Schule“, ergänzt er leise, wie einen Nachgedanken. „Na ja, definitiv nicht Akabane. Satoshi, Hino und Kaneko sind auch raus“, zählt Wataru auf. „Die sind viel zu jung.“ „…Nippori?“ Wataru schüttelt den Kopf. „Der ist wie mein kleiner Bruder, das wäre total seltsam. Mizusawa geht auch nicht.“ „Wieso nicht? Der ist total niedlich“, gibt Ryousuke zu Bedenken. „Ist er. Aber ich will nicht, dass seine erste schwule Erfahrung sowas Halbgares, Experimentelles mit jemandem ist, der keine Ahnung hat, was er da tut.“ „Macht Sinn“, murmelt Ryousuke und fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe. „Da bleiben ja nicht mehr viele übrig“, stellt er fest. Da ist ein Unterton in seiner Stimme, den Wataru nicht zuordnen kann. Vielleicht Kiyama, überlegt er. Sie kennen sich schon ewig und drei Tage. Und außerdem würde Kiyama kein großes Ding aus daraus machen. Das wäre bestimmt eine sehr entspannte Angelegenheit. Aber vermutlich auch nicht sonderlich aufregend. Oder Yuuta. Weil… Yuuta. Wataru ist ja nicht blind, okay? Yuuta hat… einen Mund. Und Lippen. Und so. Über die Wataru noch nie näher nachgedacht hat. Niemals. Nicht eine Sekunde. Er weiß das nur… aus Gründen. Die ihm grade nicht mehr einfallen. Aber bestimmt waren es ganz wichtige Gründe, die ihn dazu veranlasst haben irgendwann im Training mal zehn Minuten lang auf Yuutas Lippen zu starren, während der was über die Relevanz des Absprungwinkels erzählt hat. „Yuuta“, murmelt er und schiebt eilig hinterher: „Oder Kiyama. Einer von beiden. Egal wer. Vermutlich. Denke ich. Und du?“ Ryousuke antwortet nicht sofort. Er hat den Kopf zur Seite gelegt und seine Ponyfransen fallen tief in seine Augen. Eine Weile sagt er gar nichts und Wataru fragt sich überrascht, ob das die falsche Antwort gewesen ist und wieso er bis eben nicht wusste, dass es überhaupt eine falsche Antwort gibt bei diesem Spiel. „Du bist so ein Vollpfosten“, sagt Ryousuke schließlich. „Was?“ Verwirrt sieht Wataru ihm dabei zu wie er sich an der Wand entlang nach oben schiebt, die Schultern gebeugt und einen Arm beschützend über seine angeknacksten Rippen gelegt. Er springt auf. „Hey, warte! Was hab ich denn gemacht?“ „Nichts.“ „Aber…?“ „Ich sollte mal wieder zu Hause vorbeischauen“, erwidert Ryousuke spröde. „Sonst vergessen die Alten noch, dass ich existiere. Scheint ja nicht allzu schwer zu sein.“ „Was? Ryousuke!“ Wataru greift nach seinem Arm. „Jetzt warte doch! Was ist denn los?“ Irgendetwas in Ryousukes steifer Haltung zerspringt wie ein viel zu angespannter Faden, er wirbelt zu ihm herum und faucht: „Du bist ein Idiot, das ist los!“ Wataru starrt ihn an. Er hat keine Ahnung, was er gemacht hat, echt nicht, aber das hatte er das letzte Mal auch nicht und da ist Ryousuke gleich losgezogen und hat sich an den nächstbesten kriminellen Typen verkauft und wäre halbtot geschlagen worden, wenn Wataru nicht dazwischen gegangen wäre. „Geh nicht!“ bringt er hervor. Yuuta, denkt er, ist nicht der Einzige in ihrem Verein, der nicht besonders konstruktiv mit seinen Gefühlen umgeht und sie lieber in sich reinfrisst. Überrascht hebt Ryousuke die Augenbrauen. Sein Blick wandert auf Watarus Hände, die in sein T-Shirt verkrallt sind. „Ich wandere nicht nach Europa aus“, stellt er fest, als ob Wataru derjenige ist, der gerade hoffnungslos überreagiert. „Ich gehe nur zwei Blocks weiter.“ „Ich renne dir hinterher“, droht Wataru und ballt entschlossen die Fäuste. „Und frage was los ist, bis du antwortest.“ Ryousuke seufzt und seine Schultern sacken nach unten. Mit einem Mal sieht er weniger aggressiv und viel mehr müde aus. Müde und frustriert. „Ich hätte dich gewählt“, sagt er leise. Es klingt wie ein Geständnis. „Häh?“ fragt Wataru verwirrt. „Ich wähle immer dich.“ Ryousuke zuckt mit den Schultern und lässt den Kopf nach unten sinken. „Weil du überhaupt der einzige Mensch bist, dem ich vertraue. Und weil ich offenbar ein Idiot bin.“ Es dämmert Wataru mit ungefähr fünfundachtzig Stunden Verspätung, dass sie immer noch bei dem Thema Küssen sind. Dabei einen Jungen zu küssen. „Oh“, sagt er überfahren. Und dann: „OH. Warte… was?“ Im Nachhinein fällt ihm selber auf, dass Ryousuke in dieser Aufzählung von potentiellen Kandidaten nicht dabei war. Weder in der „AUF KEINEN FALL“-Ecke noch in der „Vielleicht“-Ecke oder in irgendeiner anderen Ecke. „Ich hab dich nicht vergessen“, beteuert er. Ryousuke schnaubt und rollt mit den Augen. „Klar.“ „Ehrlich. Ich zähl dich nur nicht zu einer dieser Gruppen“, gesteht er leise. „Weil ich dich immer… bei mir mitzähle?“ Ryousuke hebt fragend die Augenbrauen. Wataru kratzt sich verlegen am Kopf, unsicher wie er formulieren soll, dass er – was ihm gerade selbst schmerzhaft bewusst wird – Ryousuke immer als selbstverständlich anwesend voraussetzt. Nämlich neben sich. „Wenn ich mir vorstelle wie ich jemand küsse, stell ich mir dabei vor, dass du neben mir stehst und das kommentierst“, murmelt er schließlich, unsicher, ob das rüberbringt, was er sagen will. „Als ob wir sogar das… zusammen machen. Weil wir immer alles zusammen machen. Wenn ich mir Dates mit Mari-chan vorgestellt habe, warst du in meinem Kopf auch irgendwie dabei.“ „Na toll“, sagt Ryousuke. Es klingt resigniert. „Hm?“ „Wie soll ich denn sauer auf dich sein wenn du sowas sagst? Das ist total bescheuert. Und… nett. Denke ich.“ „Tut mir leid?“ „Sollte es auch“, grummelt er. Aber er sieht schon weniger so aus, als ob er jeden Moment wütend durch die Tür nach draußen stürmt und das ist schon mal sehr beruhigend. Wenn Ryousuke wütend nach draußen stürmt, läuft er nämlich durch finstere Bahnübergänge und zettelt Prügeleien an. „Es ist nicht weil ich dich nicht sexy finde“, sagt Wataru. „Du bist nämlich wirklich sexy. Und wunderschön. Und so. Und das sage ich nicht nur als bester Freund und weil es mein Job ist.“ Ryousuke pustet ein paar blonde Strähnen aus seinen Augen und blickt überall hin, nur nicht in Watarus Gesicht. „Übertreib es nicht.“ „Ist mein Ernst.“ Sie stehen still voreinander, ein bisschen unbeholfen und mit einem Gefühl wie Bauchschmerzen zwischen sich. „Du hättest mich gewählt?“ fragt Wataru perplex. Er kann das irgendwie nicht fassen. „Hm“, macht Ryousuke unbestimmt. „Aber wieso…?“ „Ich sagte doch, vielleicht ist Mizusawa nicht der Einzige, der über sowas nachdenkt“, platzt es aus Ryousuke heraus. Defensiv zieht er die Schultern hoch. Wataru starrt ihn mit aufgerissenen Augen an. „Über Kiyama?“ „Ich hau dich gleich.“ „Oh…“ „Ja“, ist die patzige Antwort, weil ‚patzig‘ Ryousukes Standardeinstellung ist, wenn er mit Dingen, Gefühlen oder Menschen hoffnungslos überfordert ist und sich nur keine Schwäche anmerken lassen will. „Aber wir haben bisher ja auch nie darüber geredet. Bis Mizusawa damit angefangen hat, war das sowieso nie Thema.“ „Bin ich dein Kiyama?“ fragt Wataru leise und genauso überfordert. „Was? Nein! Du bist mein Wataru. Und offensichtlich bist du ein Idiot.“ Ryousuke rollt mit den Augen. Er drückt die Hand auf Watarus Brust und schubst ihn zurück. Es ist sachter als gewöhnlich. „Aber möglicherweise warst du es mal.“ Er zuckt peinlich berührt mit den Achseln. „Irgendwann. Vor einer halben Ewigkeit. Keine Ahnung. Da haben die Dinosaurier noch die Erde bevölkert, so lange ist das schon her. Lässt du mich jetzt gehen?“ „Aber…“, protestiert Wataru, der gar nicht weiß, wo er anfangen soll. Es ist als ob die ganze Welt plötzlich auf dem Kopf steht. „Ich springe nicht von ‚ner Brücke“, sagt Ryousuke. Er schüttelt hastig den Kopf als Wataru die Hand nach ihm ausstreckt und weicht noch ein Stück zurück. „Ich versprech‘s. Aber ich… ich kann das jetzt nicht.“ Abrupt dreht er sich um. Diesmal hält Wataru ihn nicht auf. Er ist viel zu sprachlos dafür. Kapitel 2: Küss mich -------------------- „Küss mich“, befiehlt Wataru atemlos. Er ist den ganzen Weg zur Schule gerannt. „Vergiss es!“ knurrt Ryousuke und läuft schnurstracks an ihm vorbei. „Du hattest deine Chance.“ „Warte, warte! Jetzt warte doch!“ Wataru sprintet ihm hinterher und breitet die Arme vor ihm aus. „Lass uns doch… können wir wenigstens darüber reden?“ „Nein, können wir nicht!“ Okay, das läuft alles nicht so wie geplant. Er hat die ganze Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht. Über alles was Ryousuke gesagt hat, über das Küssen und über Jungs, über Yuutas verdammte Lippen, und über die Tatsache, dass er vielleicht möglicherweise irgendwann mal Ryousukes Kiyama gewesen ist. Nichts davon hat irgendeinen Sinn ergeben. Nicht mal jetzt bei Tageslicht betrachtet macht das Sinn. Alles was Wataru weiß ist, dass vorher alles gut war und jetzt ist es das nicht mehr, und er hat sich in den Kopf gesetzt, dass es wieder gut werden wird, wenn sie nur endlich diesen doofen Kuss hinter sich bringen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ein Kuss. Ein einziger. Wie lange kann das schon dauern? Zehn Sekunden? Vielleicht zwanzig? Dann werden sie beide merken, dass es gar nichts besonderes ist, sondern vermutlich ziemlich dämlich. Dann wird Ryousuke aufgehen, dass er gar nichts verpasst hat mit Wataru, und Wataru wird aufgehen, dass einen Jungen zu küssen auch nicht besonders spannend ist und vielleicht hört er dann endlich auf in unpassenden Momenten an Yuutas verdammten Mund zu denken. Und dann kann alles so weiter gehen wie vorher. Mehr will er doch gar nicht. ist das zu viel verlangt? „Aber ich will dich küssen!“ ruft er Ryousuke verzweifelt hinterher. Auf dem Schulhof bleiben Leute stehen und starren ihn an. Okay. Möglicherweise hat er diese Taktik nicht so gut durchdacht. „Sag mal, geht’s noch?“ faucht Ryousuke und zerrt ihn eilig hinter die Turnhalle. Dort angekommen schubst er Wataru gegen die Wand und breitet entnervt die Arme aus. „Möchtest du vielleicht noch eine Durchsage über den Lautsprecher machen?“ fragt er. „Ich bin nicht sicher, ob die Mittelschule nebenan das auch mitgekriegt hat.“ „Sorry“, murmelt Wataru. Ryousuke verdreht die Augen. „Außerdem was soll das werden? Ein Mitleidskuss? Das ist echt das Letzte was ich von dir will, vielen Dank auch.“ „Aber es ist nicht aus Mitleid. Wirklich nicht!“ beteuert Wataru. „Es wäre einfach… praktisch!“ „Ich hoffe um deinetwillen, dass DAS nicht deine Vorstellung von Flirten ist, denn das ist grauenhaft.“ „Ich will doch nur, dass du über mich hinwegkommst!“ „Ich BIN über dich hinweg, du Honk! Ich bin so weit weg, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“ Verzweifelt klappt Wataru den Mund zu. Vielleicht sollte er am besten gar nichts mehr sagen, er macht alles nur noch schlimmer. Er ist echt nicht gut in sowas. Es hat schon seine Gründe, wieso er bisher noch nie eine Freundin hatte. Und wieso er immer nur in panische Schnappatmung verfällt wenn sich hübsche Mädchen in seiner Gegenwart befinden und er keinen einzigen Ton herausbekommt. Weil nämlich sowas dabei rauskommt, wenn er den Mund aufmacht. „Sei nicht sauer auf mich“, sagt er schließlich leise. „Bitte.“ Es gibt nur ganz wenige Dinge auf der Welt, die er unangenehmer findet, als das Gefühl wenn Ryousuke sauer auf ihn ist. Das kommt direkt nach dem Gefühl wenn seine Mutter sauer auf ihn ist. „Ichhabdichlieb“, schiebt er noch leiser hinterher. „Oi!“ protestiert Ryousuke. „Du kannst nicht jedes Mal Liebe auf mich werfen, bis alles wieder gut ist! Das geht nicht!“ „Du bist mein allerbester Freund auf der ganzen Welt.“ Ryousuke seufzt. Einen Moment lang ist er still und starrt überall hin nur nicht auf Watarus Gesicht. „Was gibt’s denn da zu glotzen? Verzieht euch!“ raunzt er ein paar Schüler aus dem Jahrgang unter ihnen an, die ein paar Meter von ihnen entfernt stehen geblieben sind und sie anstarren. Hastig laufen sie weiter. „Ugh.“ Ryousuke tritt gegen die Wand und schiebt wütend die Hände in die Hosentaschen. Wataru wartet. Ryousuke seufzt erneut. „Ich bin nicht sauer auf dich“, sagt er schließlich, und Wataru spürt wie er zum ersten Mal an diesem Tag wieder Luft bekommt. „Aber das andere…“ Ryousuke schüttelt den Kopf. Seine Finger spielen unruhig mit den Trägern seines Rucksacks. „Ich will nicht darüber reden. Lass uns das einfach vergessen, okay? Es war ´ne blöde hypothetische Frage, nichts weiter. Ich wünschte, ich hätte sie nie gestellt.“ „Aber jetzt weiß ich, dass du darüber nachdenkst“, protestiert Wataru. „Und jetzt denk ich auch darüber nach. Und du weißt wie das jedes Mal endet, wenn einer von uns was in sich reinfrisst.“ „Einer heult“, erwidert Ryousuke trocken. „Am Strand.“ „Das ist mein Ernst!“ „Okay, okay. Ist ja gut.“ Ryousuke reibt sich mit der Handfläche übers Gesicht. Er sieht müde aus, fällt Wataru verspätet auf, so als ob er auch die ganze Nacht wachgelegen und sich hin und her gewälzt hätte. „Nach der Schule, okay? Ich komm zu dir und dann… dann reden wir darüber.“ „Okay.“ Wataru nickt eifrig. „Nur reden!“ „Versprochen.“ „Und komm bloß nicht wieder an mit ‚Küss mich‘, sonst hau ich dich!“ Da Ryousuke als einziger Mensch auf der ganzen Welt wirklich alle Stellen kennt, an denen Wataru unendlich kitzelig ist (und das niemals rauskommen darf), hält Wataru wohlweislich den Mund. Kapitel 3: Neun von Zehn ------------------------ ‚Ich muss nochmal nach Hause‘, murmelt Ryousuke nach der Schule und verschwindet bevor Wataru ihn aufhalten kann. Ein Teil von Wataru hat berechtigte Bedenken, dass das ein Versuch ist sich vor diesem Gespräch zu drücken. Aber um Punkt acht steht Ryousuke tatsächlich auf der Matte. Er hat unbehaglich die Schultern hochgezogen und trägt das schwarze T-Shirt mit silbernem Aufdruck, dass Wataru ohne Mühe als sein Date-Shirt identifizieren kann. Seine Haare sind noch feucht im Nacken. „Hast du extra frisch geduscht?“ rutscht es Wataru heraus. „Nicht wegen dir“, erwidert Ryousuke sofort. Wataru macht den Mund auf und gleich wieder zu. Er sollte sich da ganz bedeckt halten, immerhin ist er derjenige, der sich grade eine dreiviertel Stunde lang die Zähne geputzt hat. Zur Sicherheit. Außerdem hat er zwischendurch angefangen einen schwulen Porno zu gucken, was sich als großer Fehler herausgestellt hat. Nach zwei Minuten hat er ihn völlig traumatisiert wieder ausgemacht, weil da ganz furchtbare Dinge mit einem Schaf, einem Kürbis und einem Bügeleisen angestellt worden sind. Danach hat er zehn schreckliche Minuten lang daran gezweifelt ob er überhaupt eine Sexualität hat und in seinem Leben jemals wieder eine Erektion bekommen wird. Weil Au. Au. Au. Nicht doch. In seinem Zimmer angekommen stehen sie fünf endlos lange Minuten schweigend in der Gegend herum und gucken sich nicht an. „Bist du... bist du wirklich nur hier um zu reden?“ fragt Wataru schließlich. „Weil dann können wir auch runtergehen und uns von meiner Mutter Omurice machen lassen.“ Ryousuke hört auf Interesse an Watarus DVD-Sammlung vorzuheucheln, die er eh in und auswendig kennt und hebt die Augenbrauen. „Hast du sie noch alle? Sollte ich jemals vor deiner Mutter übers Knutschen reden, dann nur, weil ich ihr unzüchtige Angebote unterbreite, sonst garantiert nicht.“ „Oi! Ryousuke!“ Ryousuke wirft ein Kissen in seine Richtung ohne hinzusehen. Dann seufzt er und schneidet ein paar komplizierte Grimassen. „Ne“, murmelt er schließlich. „Oh gut“, sagt Wataru erleichtert. Nichts gegen Reden. Er redet viel und gerne und über jeden Scheiß. Aber irgendwie wäre das jetzt irgendwie doch ziemlich antiklimatisch gewesen. Außerdem hat er jetzt schon mal stundenlang Zähne geputzt. Ryousuke macht eine auffordernde Handbewegung. „Bringen wir es hinter uns. Ich hab heute auch noch was anderes vor.“ „Klar. Okay.“ Wataru nickt. Mit einem Mal schlägt ihm das Herz bis zum Hals. Wie? Jetzt gleich? Hier und jetzt? Jetzt sofort? Auf der Stelle? „Wo ähm...?“ Ryousuke räuspert sich und hebt betont gleichgültig mit den Schultern. „Wo willst du mich haben?“ Irgendetwas an diesem Satz sorgt dafür, dass Watarus Sexualität, von der er eben noch dachte, dass sie für immer verloren ist, mit einem Schlag wiederhergestellt ist. „B-Bett?“ krächzt er mit weit aufgerissenen Augen. Es zuckt um Ryousukes Mundwinkel. „Jetzt mal langsam mit den jungen Gäulen.“ „Nein, ich meinte...“ Wataru spürt wie er rot wird. „Das meinte ich nicht. Ich meinte nur... willstdudichhinsetzen?“ Er kann das nicht im Stehen. Es besteht eine mindestens 85% Wahrscheinlichkeit, dass er dabei ohnmächtig wird, genauso wie in der siebten Klasse, und deswegen ist es besser, wenn er sich eh schon auf dem Boden befindet. Ryousuke wirft einen Blick auf Watarus ausgerollten Futon, kaut auf der Unterlippe, blickt an die Decke und wieder zurück auf den Boden und murmelt: „Klar. Wieso nicht“, als ob ihn das alles überhaupt nichts angeht. Sie sitzen sich gegenüber, zwischen ihnen ist immer noch ein halber Meter Platz, und Watarus Hände sind jetzt schon komplett nassgeschwitzt. Vielleicht hätte sie doch erst noch Omurice essen sollen, denkt er panisch. Oder noch eine Nacht drüber schlafen. Oder das College abwarten. Eigentlich kann man sich doch auch als Rentner noch gut küssen… Abwartend sieht er Ryousuke an, aber der ist vollkommen beschäftigt damit intensiv die Tatamimatte anzustarren, an der er grade herum zupft. „Müssen... müssen wir uns jetzt irgendwie absprechen?“ fragt Wataru schließlich. „Alter, das ist keine Prügelei. Du kannst einfach anfangen.“ „Ich? Wieso ich?“ „Weil du derjenige bist, der wissen wollte wie sich das anfühlt. ‚Mit einem Jungen und so‘.“ Ryousuke macht Gänsefüßchen mit den Fingern. Immer noch ohne aufzusehen. „Aber du bist derjenige, der überhaupt schon Leute geküsst hat“, gibt Wataru zurück. „Ich hab doch keine Ahnung.“ „So viel kann man da nicht falsch machen“, murmelt Ryousuke und klingt so als ob man dabei eine ganze Menge falsch machen kann. „Ist ja nicht das Kama Sutra. Ich sag dir nachher wie du warst.“ Er reibt sich mit einer Hand in den Nacken und hat den Blick wieder überall nur nicht auf Watarus Gesicht. Wataru setzt an zu protestieren, denn seine Erfahrung beschränkt sich wirklich auf Minako, 7. Klasse, verlorene Wette und so, und Ryousuke ist doch derjenige mit den acht Freundinnen, aber dann hält er inne. ‚Weil du überhaupt der einzige Mensch bist, dem ich vertraue‘, hallt in seinem Kopf wieder wie ein schlecht eingestelltes Radio. Es geht nicht ums Küssen, wird ihm mit einem Mal klar, wie ein Schlag in die Magengrube, es geht nicht einmal darum einen Jungen zu küssen oder eine uralte Schwärmerei zu bewältigen. Es geht ums Vertrauen. Bei Ryousuke geht es immer ums Vertrauen. Und Ryousuke hat ihm gestern eine riesige Vertrauensbombe vor die Füße geworfen mit all den halben Sätzen und Andeutungen, die er geliefert hat. Vielleicht ist Mizusawa nicht der einzige, der darüber nachdenkt. Vielleicht warst du mal meine Kiyama. Vielleicht… Vielleicht. Er sieht Ryousuke an, der extra frisch geduscht hat, auch wenn er es nicht zugeben will, und der sein Date-Shirt angezogen hat, weil das hier wichtig und besonders ist. Ryousuke, der verlegen auf den Boden und die Wände starrt und nicht weiß was er mit seinen Händen tun soll, und versucht seine Nervosität mit coolen Sprüchen zu überspielen. Und dann schämt Wataru sich ein bisschen, weil seine ursprüngliche Intention war es einfach nur hinter sich bringen. ‚Einfach hinter sich bringen‘ ist keine Option mehr, spätestens seit Ryousuke in seinem Date-Shirt hier aufgetaucht ist. „Augenblick“, sagt er aus einer spontanen Eingebung heraus und springt auf. Er knipst die viel zu helle Deckenlampe aus und wühlt in seiner Schublade nach Streichhölzern. Seine Mutter stellt sowieso ständig Kerzen auf, dann kann er sie auch benutzen. „Besser?“ fragt er, als das Zimmer zwei Minuten später in warmes gedämpftes Licht von einem halben Dutzend flackernder Kerzen getaucht ist. Ryousuke schnaubt. „Du musst mich nicht erst verführen, ich bin leicht zu haben. Ich sitze ja schon hier.“ Aber er sieht dankbar aus, soweit Wataru das in dem flackernden Licht erkennen kann, und er hat aufgehört nervös an der Matte herum zu zupfen. „Bereit?“ fragt Wataru mit klopfendem Herzen. „Bereit wenn sie es sind, Sergeant Pembry.“ „Echt jetzt? Musst du grade jetzt die Szene zitieren wo Hannibal Lecter dem Polizisten das halbe Gesicht auffrisst?“ „Sorry, sorry.“ „Okay.“ Wataru atmet langsam aus und fährt sich mit den feuchten Handflächen über seine Jeans. „Aber... lach mich nicht aus, okay?“ „Mach ich nicht.“ Beim ersten Mal geht alles schief. Da ist viel zu viel Abstand zwischen ihnen, Wataru weiß nicht wohin mit seinen Händen und sie drehen zur gleichen Zeit den Kopf zur Seite und stoßen mit der Stirn aneinander, bevor ihre Lippen sich überhaupt berühren. Ryousuke fängt prustend an zu lachen. „Ich hasse dich“, stellt Wataru fest, während er sich den Kopf reibt. „Ich lache nicht über dich, ich lache mit dir“, beteuert Ryousuke. „Ich lache aber gar nicht, du Pfosten.“ Danach fühlt sich wenigstens die Atmosphäre etwas besser an, entspannter und vertrauter, und nicht mehr wie in einem schlechten Film. Und auch nicht mehr wie in ‚Schweigen der Lämmer‘. Im Endeffekt KANN das gar nicht peinlicher werden als mit Minako in der siebten Klasse, vermutet Wataru. Das sollte ihn wahrscheinlich beruhigen. „Das wird so nichts. Los, komm her“, befiehlt er und er weiß nicht, was es an diesem Satz ist, aber Ryousuke atmet heftig aus, und rutscht gehorsam ein Stück näher zu ihm. Diesmal legt Wataru die Arme um ihn. Vielleicht ist das kitschig und vielleicht macht man das nur mit Mädchen, Wataru weiß es nicht, aber es ist das Einzige, was sich richtig anfühlt. Und wenn Ryousuke ihn deswegen auslachen will, soll er das tun. Aber Ryousuke lacht nicht. Ryousuke wendet ihm den Kopf zu, vertrauensvoll und mit geschlossenen Augen, und diesmal treffen sich ihre Lippen auf halbem Weg. Und dann küsst Wataru ihn richtig. Feine, helle Haarsträhnen kitzeln seine Wange. Ryousukes Lippen sind weich und nachgiebig, und er riecht gut, das ist das erste was Wataru auffällt. Er riecht gut, nach Shampoo und Minze, nach sauberer Wäsche und ein bisschen aufgeregt, warm und verschwitzt. „Oh...“, haucht Wataru, sprachlos, atemlos. Angenehm überrascht. Er weiß nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund hat er angenommen, dass Küssen bei zwei Jungen hart und finster und herausfordernd sein müsste. Wie ein Duell. „Das zählt nicht ...“, flüstert Ryousuke gegen seine Lippen. „Mach nochmal.“ Wataru gehorcht. Er hatte irgendeinen Plan. Möglicherweise. Er hat da mal was gelesen, wie man den Kopf drehen soll oder sowas, aber das alles verschwimmt in einem Nebel aus 'Oh!' und 'oh ja', als Ryousuke folgsam unter ihm die Lippen öffnet. Alles an Ryousuke, der sonst nur aus Ecken und Kanten und abweisenden Sprüchen besteht, ist plötzlich weich und willig und ungewohnt verletzlich, und seltsamerweise gibt das Wataru mehr als sämtliche Pornos zusammen. Er fühlt sich erhitzt und atemlos und ein bisschen benebelt, als er irgendwann langsam den Kopf zurücknimmt. „War...war das okay?“ flüstert er heiser. Ryousuke hat ein verträumtes, kleines Lächeln auf den Lippen und schmiegt sich in Watarus Armen wie eine dahin geschmolzene Filmschönheit. Seine langen dunklen Wimpern werfen malerische Schatten auf seine Wangenknochen, als er blinzelt. „Hmm“, murmelt er. „Neun von zehn, würde ich nochmal tun.“ „Neun? Wieso nur neun?“ „Wenn ich zehn sage, bildest du dir noch was drauf ein. Und ein bisschen mehr Zunge beim nächsten Mal. Außer du küsst eine Nonne. Mönch. Wie auch immer.“ Wataru lacht atemlos. „Ich… okay, ich merk‘s mir.“ Er versucht sich aufzurichten, aber das stellt sich als schwieriger heraus als geplant, weil Ryousuke absolut keine Anstalten macht sich zu bewegen und immer noch völlig knochenlos in seinen Armen liegt. „Könntest du...? Wenn ich dich jetzt loslasse, fällst du auf den Boden“, bemerkt er. „Dann lass halt nicht los“, erwidert Ryousuke pragmatisch und legt den Kopf auf Watarus Schulter. Okay, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. - „Ich... ich bin möglicherweise ein bisschen weniger heterosexuell als ich dachte“, gesteht Wataru irgendwann später an diesem Abend. Viel später. Eine kalte Dusche, eine Sinnkrise und ein Videospiel später, genauer gesagt. Ryousukes Antwort besteht darin, dass er lacht und lacht und lacht, bis er beinah erstickt. Sobald er wieder Luft bekommt, tätschelt er mitfühlend Watarus Kopf. „Willkommen im Club.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)