The Jewel Within My Heart von Rolly (Kaito/Akako (mit viel Aoko+Akako Freundschaft)) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er zischte und brodelte. Immer noch, Stunden nach seiner Fertigstellung. Akako hielt die Phiole gegen das helle Sonnenlicht, das durch die breiten Fenster der Schule in den Gang schien, und bewunderte die tiefrote Farbe der brodelnden Flüssigkeit. Sie hatte alles richtig gemacht, auf die Minute genau. Sie zählte lautlos von drei an rückwärts, und gerade als sie 'Null' mit dem Mund formte, erstarb das Brodeln. Die Flüssigkeit gab noch einen letzten PLOP von sich, bevor völlige Stille einkehrte. Akako grinste. Der Liebestrank war erfolgreich. Sie versteckte die Phiole geschickt in ihrem Ärmel und marschierte los zur Mensa. Triumphierend kichernd ging sie den Gang entlang. Dieses Mal war ihr Plan perfekt. Kaito Kuroba würde endlich ihr Sklave sein, so wie es sich für jeden Mann auf dieser Welt gehörte! All die fehlgeschlagenen Versuche auf ihrem steinigen Weg hatten sie fast die Hoffnung aufgeben lassen, auch wenn sie das nie und nimmer zugeben würde - immerhin hatte sie einen Ruf zu verlieren. Doch dieses Mal, sobald die süße, rote Flüssigkeit der Liebe in Kaitos Venen pulsierte, würde sie gewinnen. Noch bevor sie die große Halle der Mensa betrat, hallte ihr Stimmengewirr und Lärm entgegen. Sie suchte die Halle systematisch von einer Seite zur anderen ab, ihre Augen überflogen sich lautstark unterhaltende Paare und Grüppchen, Schüler die wild gestikulierten und sich ohne Ende Essen in den Mund stopften, bis sie endlich ihr Ziel erblickte und vergeblich versuchte, den plötzlichen Hüpfer ihres Herzens zu unterdrücken. Kaito saß ziemlich zentral an einer der langen Bänke, ein Tablett mit ekligem Kantinenfraß und Orangensaft vor sich, und lachte. Ihm gegenüber und Akako mit dem Rücken zugewandt saß unverkennbar Aoko - ihre wilde Haarpracht verriet sie. Akako stellte sich in die Schlange, holte ihr eigenes Tablett ab, wobei sie dem Orangensaft drei Tröpfchen des Liebestranks zufügte, und drängte sich durch die Menge und Kaito entdeckte sie kurz bevor sie ankam. Er sah nicht sehr begeistert aus. "Ah, Akako..." Sofort drehte Aoko sich um und lächelte Akako freundlich an. "Akako-chan! Setz dich zu uns!" Akako fragte sich jedes Mal wieder, wie dieses Mädchen so nett zu ihr sein konnte. Immerhin war Akako so oft so unfreundlich und gemein zu ihr. Wie konnte man so naiv sein? Doch genau diese Eigenschaft an Aoko machte es ihr so einfach, ihren Plan in die Tat umzusetzen. "Danke", erwiderte Akako ihr lächelnd und setzte sich direkt neben Kaito. Sie übersah nicht das Zucken von Aokos Mundwinkel als sie das tat. Das Mädchen war also tatsächlich eifersüchtig und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Noch war da nichts, worauf sie eifersüchtig sein konnte - doch das sollte sich bald ändern. Sie schob sich ihr Tablett zurecht, wobei sie - natürlich völlig ohne Absicht - Kaitos Orangensaft umstieß. Aoko japste laut auf und Kaito schmiss seine Arme hoch, was völlig unnötig war, da der Inhalt seines Glases sich auf dem Tablett und teilweise auf dem Tisch verteilte, und nicht auf ihm. "Oh, das tut mir leid!", entschuldigte Akako sich pflichtbewusst, "Hier - du kannst meinen haben, ich hol mir einen neuen!" Sie stellte ihm ihr Glas hin und sprang auf. "Nimm Servietten mit, wenn du schon auf dem Weg bist!", rief Kaito ihr hinterher. Er klang leicht verärgert und resigniert - doch Akako ignorierte das offensichtliche Fehlen positiver Empfindungen ihr gegenüber und den Stich in ihrem Herzen, der damit einherging. Das hatte rein gar nichts zu bedeuten. Als sie wiederkam, Orangensaft und Servietten parat, fiel ihr das Glas fast aus der Hand bei dem Anblick. Der Orangensaft, der sich vorhin noch langsam und eher kleinflächig auf dem Tablett und Tisch ausgebreitet hatte, hatte sich nun um einiges vervielfacht, vor allem auf dem Tisch. An Kaitos Seite tropfte er sogar am Rand hinunter. Ihr Orangensaftglas, das sie Kaito gegeben hatte, rollte langsam im Halbkreis auf eine Tablettkante zu, klirrte leise dagegen und blieb liegen. "Es tut mir so leid, Akako-chan!", entschuldigte sich Aoko wehleidig bei ihr, die Handflächen wie zum Beten aneinander gepresst und vor ihren Mund haltend. Alles in Allem wirkte Aoko wie das Bildnis von Kummer und Sorge. "Kaito und ich haben uns gestritten und ich hab dabei aus Versehen deinen Orangensaft auch noch umgekippt!" Akako spürte, wie ihr Auge zu zucken begann. Sie zwang sich dennoch zu einem Lächeln - schließlich durfte ihr Plan nicht auffliegen. Und sich über so etwas unnötig aufzuregen würde garantiert Kaitos Misstrauen wecken. "Ist schon gut, ich habe immerhin damit angefangen," sagte Akako, streng bemüht den Ärger ihrer Stimme fern zu halten. Sie sah kurz zu dem Glas, das sie in der Hand hatte. "Du kannst dann das hier haben, ich hol mir noch einen..." Sie reichte Aoko und Kaito die Servietten und das Glas und wollte gerade zum dritten Mal zur Theke, da hielt Aoko sie auf. "Ich gehe! Diesmal bin ich schließlich Schuld!" Und damit sauste sie los, noch bevor Akako protestieren konnte. Sie setzte sich wieder auf ihren Platz und beobachtete Kaito beim putzen. Wenn sie ihn genauer betrachtete, sah er wirklich sehr gut aus. Fein gezeichnete Gesichtszüge, wunderschöne blaue Augen, geschickte, lange Finger... Sie wünschte nur, ihr Herz würde mit diesem verdammten Stakkato aufhören, das es schon die ganze Zeit veranstaltete. "Hilfst du mir, oder willst du mich den Rest der Pause nur anstarren?", fragte Kaito plötzlich und riss sie aus ihren Gedanken. Sie schnaubte. Eigentlich waren Tätigkeiten wie diese unter ihrer Würde. Aber es war Kaito. Warum also sollte sie ihm diesen kleinen Gefallen ausnahmsweise nicht mal tun? Sie griff nach einer der Servietten und begann, mit Kaito zusammen die gelbe Fruchtsaftbrühe vom Tisch zu tupfen. "Ach, übrigens," fing Kaito an, ohne seinen Blick von der gelben Sumpflandschaft auf dem Tisch und ihren langsam aber sicher gelb durchweichten Servietten zu wenden. Er klang ziemlich selbstzufrieden. "Was genau hast du in den Saft getan?" Akako fror mitten in der Bewegung ein. Dieser Kerl! Er hatte es doch tatsächlich gewagt, sie zu durchschauen! Sie rümpfte die Nase und sah stur nach vorn. "Das ist jetzt auch egal!" Als würde sie sich ihm entblößen! Dann schoss es ihr durch den Kopf und sie drehte ihm ihr Gesicht zu, ihn aus schmalen, misstrauischen Augen anblickend. "Das hast du absichtlich getan." Kaito grinste süffisant und zeigte ihr ein Victory-Zeichen. "Weißt du, ich kenne dich eben schon 'ne Weile - und du würdest niemals so ungraziös und vor allem absichtlich jemandes Glas umstoßen, wenn du nicht was geplant hast." Akako könnte schwören, ihr Herz setzte kurz aus. Er beachtete sie also? Das klang so, als sei sie ihm eben doch nicht vollkommen gleichgültig. Aber sie durfte sich bloß nicht in etwas hineinsteigern. Das ging nicht. Denn sie war erstens eine Hexe, die ihre Fassung um jeden Preis bewahren musste, und außerdem... "Da bin ich wieder!" Aoko ließ sich auf ihren Platz fallen und legte eine weitere Ladung Servietten auf den Tisch. "Für alle Fälle!" Außerdem war da noch Aoko. Akako entging nicht, wie Kaito sie, ganz kurz nur und als niemand sonst hinsah, warm anlächelte, so als sei sie wertvoller als der wertvollste Edelstein auf dieser Welt. Es war ein flüchtiger, fast unbemerkter Blick... doch er war da und er galt Aoko. Nicht ihr. "Pass bloß auf, du Tollpatsch, sonst schmeißt du deins auch noch um!", rieb Kaito Aoko unter die Nase, die sich auch gleich über ihn aufregte. Es wäre ja ganz süß mit anzusehen, dachte Akako, wenn ihr eigenes Herz sich bloß nicht so schmerzhaft zusammenziehen würde.   ***   Akako saß, die Beine angezogen, vor dem großen, schwarzen Hexenkessel. Der Raum war abgeschlossen und sie hatte sogar ihren kleinen, hässlichen, fetten Zwerg von Diener ausgesperrt. Alles war dunkel, mysteriös und magisch, genau wie sie es mochte. Die Schwärze war ihr Freund und Helfer durch so manch einsame Zeit. Die Dunkelheit hatte sich unzählige Male wie eine wärmende Decke um sie gehüllt und sie glauben lassen, sie sei nicht allein, beschützt, sicher. Gerade jetzt hätte sie genau das gebrauchen können. Doch gerade jetzt saß sie in dem völlig abgedunkelten Kellerraum... und fand es immer noch nicht dunkel genug. Es wühlte sie auf und ließ ganz langsam kalte Panik aufsteigen, und ihr Magen verknotete sich. Die Dunkelheit hatte noch nie verfehlt, ihr Geborgenheit und ein entspanntes Gefühl von Sicherheit zu geben. Sie hatte sich immer am wohlsten in ihr gefühlt. Wie zu Hause. Vielleicht mehr zu Hause als in ihrem Haus, egal wo sie war. Sie schloss die Augen, um auch den letzten kleinen Rest Licht, der sich vielleicht noch durch irgendwelche Ritzen bahnte, aus ihrer Wahrnehmung zu verbannen. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Effekt. Das kalte, widerliche, zerrende Gefühl in ihrer Magengegend wollte nicht verschwinden, egal wie sehr sie sich dagegen sträubte. Was war bloß los mit ihr? Was lief so falsch? Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so... hilflos und verzweifelt gefühlt. Und das alles nur wegen einem Magier ohne echte Zauberkraft. Das alles nur wegen Kaito Kuroba. Wie hatte dieser Kerl es nur geschafft, sie so sehr zu ändern? Seufzend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen, sich vor und gegen ihre Knie lehnend. Es hatte alles keinen Sinn. Ihre ganzen Tricks wirkten nicht bei Kaito. Gleich vom ersten Augenblick an hatte Kaito sich ihr widersetzt. Ihre Kraft wirkte bei ihm nur begrenzt, und selbst wenn sie es mal schaffte - Kaito trickste sich immer wieder aus allen Situationen. Es war wirklich nicht fair. Vielleicht... vielleicht musste sie mal eine neue Strategie fahren. Eine, die nicht auf ihre Zauberkraft baute. Sie hob langsam ihren Kopf, ein Ausdruck von Erstaunen auf ihrem Gesicht. Das war die Lösung. Sie musste aufhören, in Schubladen zu denken. Vor allem musste sie ihren Scheuklappenblick ablegen, der ihr bisher nur die eine Strategie aufzeigte. Eine Horizonterweiterung war genau das, was sie jetzt gebrauchen konnte. Doch in welche Richtung sollte sie schauen? Sie hatte noch nie versucht, etwas irgendwie anders zu regeln als mit Zauberei und Manipulation. Vielleicht das Gegenteil? Ohne Zauberei und mit Ehrlichkeit? Das... waren komplett neue Aussichten. Und wenn sie sich an die Interaktionen der anderen erinnerte... waren sie nicht ziemlich nett zu einander? Selbst in ihren Sticheleien. Also vielleicht... musste sie einfach nur versuchen, freundlich zu sein? Sie schlang ihre Arme fest um ihre Beine und lächelte entschlossen in die Dunkelheit hinein. Und endlich begann sie, sich wieder wohl zu fühlen in ihrem Element. Es war als legte die Dunkelheit ihr eine warme Hand auf die Schulter. Wie um sie in ihrer Entscheidung zu unterstützen. Sie würde das hinbekommen. Schließlich war sie eine Hexe.   ***   Akako starrte nach vorn, direkt in das Gesicht ihrer Geschichtslehrerin, deren Mund sich bewegte, als würde sie etwas sagen. Bestimmt tat sie das auch, doch zu Akako drang nichts davon durch. Sie hatte ihren Kopf auf ihrer linken Hand abgestützt und musste nach außen hin total entspannt wirken, schließlich hatte sie ihren besten gelangweilten Gesichtsausdruck drauf; und das Gelehne auf ihrer Hand schrie förmlich 'du langweilst mich zu Tode'. Innerlich könnte es nicht gegenteiliger sein. Die Handfläche, auf der sie lehnte, schwitzte - vielleicht war es auch ihre Wange, das konnte sie so genau nicht sagen. Ihr Herz trommelte wild gegen ihre Brust und ihr Magen verknotete sich unangenehm. So, dachte Akako, muss sich ein Schauspieler vor seinem allerersten Auftritt mit Publikum fühlen: nervös und leicht übel. Das, was Akako vorhatte, unterschied sich allerdings auch nicht sonderlich von so einem Theater-Auftritt. Immerhin wollte sie zum allerersten Mal auf ihre liebsten Waffen verzichten: ihren Charme, ihre Magie und ihre fortgeschrittenen Fähigkeiten zur Manipulation. Und jetzt, da sie hier war, in der Schule, nur einige Sitzplätze von Kaito entfernt, und ihren neuen Plan in die Tat umsetzen wollte, fühlte sie sich ratlos. Als hätte sie überhaupt keinen Schimmer, was sie da tun sollte. Was sie, so gesehen, auch nicht hatte. Sie wusste nur, dass sie versuchen musste, ihre Magie aus dem Spiel zu lassen und nicht zu manipulieren, worunter auch zählte, ihren Charme zurückzuschrauben - was eigentlich unnötig war, da der bei Kaito anscheinend sowieso nicht wirkte. Schon fast den ganzen ersten Unterrichtsblock hatte sie sich fieberhaft versucht, Szenarien auszudenken, in denen sie sich wie eine ganz normale Schülerin gab, doch dabei war nichts herausgekommen. Wie sollte es auch? Immerhin war sie nie eine ganz normale Schülerin gewesen, hatte noch nie das Leben eines normalen Mädchens gehabt. Solange sie denken konnte, war sie schon eine Hexe. Ihre Eltern hatten sie so großgezogen. Magie war allgegenwärtig für sie; so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen. Normalität - das kannte sie nur aus den Medien. Und nun auch aus dem Schulalltag, in den sie sich allerdings noch recht einfach hatte eingliedern können. Denn was konnte hier schon großartig schief gehen? Der gesamte Ablauf war fest geregelt, die Verhaltensregeln in der Schulordnung waren unmissverständlich, die Schüler saßen die meiste Zeit sowieso still an ihren Bänken, schrieben mit oder hörten zu. Selbst die Pausen liefen größtenteils sehr geregelt ab. Zumindest in der Mensa, aus der Akako sich nur selten heraus bequemte. Man brauchte sich nur zu einer Gruppe zu setzen und Konversationen zu halten, und schon hatte man eine Beschäftigung bis zum nächsten Unterrichtsblock. Nur Kaito und Aoko schienen diesen Alltag fast täglich zu durchbrechen mit Kaitos Tricksereien, die er 'Magie' nannte, und ihrem ständigen Gezanke während des Unterrichts. Sämtliche Lehrer hatten bereits resigniert und ließen sie machen - außer sie störten den Rest der Klasse so sehr, dass es den Unterricht lahmlegte. Fast hätte Akako geseufzt, doch das verlagerte sie ebenfalls nach Innen, während ihre Lehrerin immer noch weiterredete, ohne dass auch nur ein Wort bei Akako ankam. Wie sollte sie normal sein, normal handeln, und dabei auch noch authentisch wirken? Wie sollte sie an Kaito rankommen durch eine Methode, die sie noch nie getestet hatte? Von der sie noch nicht einmal wusste, ob sie überhaupt funktionieren würde? Sie riss ihren Blick von ihrer Lehrerin los und ließ ihn zu Kaito rüber wandern, der den Kopf auf die Tischplatte gelegt hatte und dessen Augenlider gefährlich tief sanken, wieder halb hoch flatterten, nur um dann erneut zu fallen. In genau diesem Moment traf es sie; es fühlte sich ein wenig so an als hätte ein Schnellzug sie erwischt, denn in diesem Augenblick blieb ihr Herz tatsächlich für einen kurzen Moment stehen. Und sie wusste, dass sie Kaito wollte. Niemanden sonst, sondern nur ihn. Nur diesen verspielten Pseudo-Magier mit der Resistenz gegen ihre Reize. Aber sie wollte ihn nicht etwa, weil er sich so gegen sie sträubte - es war absolut keine Trotzreaktion. Sie wusste, dass es viel tiefer ging. So tief, dass sie sich davor fürchtete, in die unbekannte Tiefe zu steigen und sich deshalb nicht traute, dieses Etwas zu definieren, ihm einen Namen zu geben. Sie konnte nicht. Plötzlich riss Kaito seine Augen auf und wandte langsam seinen Kopf, bis er Akako anblickte - und sie fühlte sich ertappt, doch sie konnte ihren Blick einfach nicht abwenden, egal was sie dachte. Kaitos Blick raubte ihr ein kleines Bisschen den Atem. Und dann schlich sich ein klitzekleines Lächeln auf sein Gesicht und Akakos Herz sprang von Null auf Hundertachtzig; es kam mit so einer Wucht zurück, dass sie sich fühlte, als könne sie nicht mehr atmen. Doch dann war der kurze Moment vorbei und Kaito sah wieder nach vorn und ihr Herz beruhigte sich und ihre Lungen füllten sich wieder mit Sauerstoff. Doch selbst als ihr Herz sich beruhigte - es hörte nicht auf, leicht beschleunigt gegen ihre Brust zu trommeln, solange Kaito in ihrer Nähe war. Scheiße, dachte sie, ihr Plan MUSSTE einfach aufgehen, sonst würde sie sterben, ganz bestimmt. Mit dieser erneuten Entschlossenheit versuchte Akako, sich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren, aber auch wenn sie nun die Worte ihrer Lehrerin erreichten, so ergaben sie in ihrem Kopf immer noch keinen Sinn und fügten sich nicht zu den Sätzen zusammen, zu denen sie gehören sollten. Dann brach der Redeschwall ihrer Lehrerin ab, fast gleichzeitig mit dem Gong, der das Ende der Stunde kennzeichnete. Rasch aber graziös erhob Akako sich von ihrem Stuhl und schlenderte wie zufällig in Kaitos Richtung. Als sie ihn erreichte, stand Aoko bereits an seiner Bank und schien auf ihn zu warten. Kaito hingegen ließ sich alle Zeit der Welt. "Hey", brachte Akako hervor und als beide zu ihr aufsahen, kehrten all ihre Zweifel mit einem Mal zurück. Trotzdem unterdrückte sie das nervöse Zittern, das sich durchzusetzen versuchte, und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Habt ihr heute schon was vor?", fragte sie, bemüht, lässig zu klingen. Sie hatte allerdings das Gefühl, es nicht ganz geschafft zu haben. Kaito sah sie skeptisch an, während Aoko sie freundlich wie immer anlächelte. Es war auch Aoko, die ihr antwortete. "Ich habe noch keine Pläne für heute und soweit ich weiß Kaito auch nicht, stimmt's?", fragte sie dann an Kaito gewandt, der ihr einen kurzen Blick schenkte, bevor er zu Akako zurückkam. "Nein, hab noch nichts vor." "Wie- wie wärs mit einem Kinobesuch? Es läuft ein neuer Actionfilm, der euch gefallen könnte. Er basiert vage auf Kamen Yaiba", erzählte Akako ihnen. Es war schließlich nicht so, als hätte sie sich nicht vorbereitet. Sie hatte gewissenhaft nachgeforscht, und da Kinobesuche eine Norm für Freunde zu sein schienen, wollte sie es gleich mal damit versuchen. Als sowohl Kaito als auch Aoko sie schief ansahen, befürchtete sie fast, dass alles, was nur schief gehen konnte, schief gehen würde. Doch dann lächelte Aoko sie breit und ehrlich an. Nur Kaito blieb skeptisch wie immer. "Sehr gern, Akako-chan! Aoko würde gern mit dir ins Kino! Kaito auch, STIMMTS?", meinte Aoko dann und stierte Kaito streng an, der sich schließlich fügte und etwas murmelte, das wie eine Zustimmung klang. Na also, dachte Akako, geht doch. Aber das flaue Gefühl, das sich langsam in ihrem Magen ausbreitete, setzte sich fest und wollte einfach nicht verschwinden. Sie hoffte nur, dass es sich als falsche Besorgnis herausstellte.   ***   Akako fiel ein Stein vom Herzen, als sie tatsächlich mit Kaito und Aoko am Schalter des Kinos stand. Um ehrlich zu sein, hatte Akako schon fast damit gerechnet, dass Kaito sich eine faule Ausrede einfallen lassen würde, um wegzukommen. Doch die war ausgeblieben. Und nun standen sie hier und alle bis auf Kaito sahen auch ziemlich fröhlich aus. Und bis auf die Dame hinter dem Schalter, die Akako anstierte und mit den Fingern auf dem Tresen trommelte, als wär sie irgendwie ungeduldig. Dann machte es 'Klick' bei Akako und sie räusperte sich, bevor sie drei Karten für den Film Der Dunkle Rächer bestellte und mit ihren Anhängseln ein Stück zur Seite ging, um den nächsten in der Schlange durch zu lassen - sie wie sie es die Leute vor ihr hat tun sehen, und sie wollte ja netter und zuvorkommender und normaler sein. Für Kaito. Akako drückte Kaito die Karten in die Hand und ließ es so aussehen, als würde sie Kaito dazu kommandieren, sich darum zu kümmern, weil sie selbst sich natürlich nicht mit so einem Kinderkram beschäftigte. Dann fiel ihr ein, dass sie doch gerade diese manipulative Art ablegen wollte. Sie hätte sich selbst dafür ohrfeigen können, wenn sie zu derlei Handlungen neigen würde. Und das alles nur, weil sie neu war in diesen Dingen und noch keinerlei Verhaltensmuster kannte, an die sie sich halten konnte. Sie wollte es eigentlich nicht einmal sich selbst eingestehen, aber es setzte ihr zu. Schließlich war sie eigentlich selbstbewusst und wusste, wie sie auftreten musste. Noch nie hatte sie absolut keine Ahnung gehabt, wie sie sich verhalten sollte. Bis jetzt. Und es machte sie unsicher, was sie wiederum ängstigte. Denn das hätte sie sich wirklich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Dass sie einmal Angst hatte. Allein die Vorstellung löste in ihr immer noch Spott aus - doch genau das war es, was sie empfand. Glücklicherweise riss Kaito sie in diesem Augenblick aus ihren Gedanken, rollte grinsend mit den Augen und ging voran, wahrscheinlich um die Karten irgendwie einzulösen. Aoko griff sich Akakos Arm und zog sie mit sich, was Akako dieses Mal einfach geschehen ließ. Auch als Aoko anfing, auf sie einzureden und über den Film zu spekulieren, hielt Akako sich zurück. Erst als es darum ging, sich auf ihre zugewiesenen Plätze zu setzen, schälte sie sich aus Aokos Klammergriff. "Akako-chan, ist heute ein besonderer Tag?", fragte Aoko unvermittelt und Akako wäre beinahe zusammengezuckt, doch sie konnte ihre Fassung bewahren und wandte sich ruhig Aoko zu. "Was sollte denn heute sein?", fragte sie, bemüht, lässig zu klingen, um jeglichen Verdacht im Keim zu ersticken. Es schien auch zu funktionieren, denn Aoko wirkte plötzlich wieder unsicher, so wie sie es häufig wurde, wenn jemand sie in Frage stellte. Doch sofort, als Akako diese Erkenntnis kam, verfluchte sie sich und ihre festgefahrenen Verhaltensmuster, die jedes Mal wieder durchzudringen schienen. Sie hatte Aoko unbewusst manipuliert. Mal wieder. "Ich weiß nicht", meinte Aoko mit fragender Miene, "Sonst lädst du uns nie irgendwohin ein..." Akako setzte ihr übliches Lachen auf, mit leicht zurückgeworfenem Kopf, vorgehaltener Hand und allem. "Darf ich euch nicht mal einladen? Wir sind doch Freunde." Akako sagte das, ohne groß überlegt zu haben. Immerhin wollte sie genau das bezwecken - dass sie wirklich Freunde wurden. So ganz offiziell. Sie hatte nie erwartet, dass Aoko praktisch zu einem nervlichen Wrack mutieren würde - obwohl Akako nicht einmal eine Ahnung hatte, wieso eigentlich. Aokos Augen fingen plötzlich an, verräterisch zu glänzen, und sie biss auf ihre Unterlippe, die leicht zitterte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, doch ihr Mund bildete ein Lächeln. Insgesamt sah sie sehr bizarr aus - genauso wie der Ausbruch, der darauf folgte. Aoko schmiss sich Akako entgegen, ohne Vorwarnung, ohne Grund, und umklammerte Akako so fest als würde sie diese tatsächlich zerquetschen wollen. "Kyaaa! Aoko ist so glücklich! Du hältst Aoko wirklich für eine Freundin!" Akako erstarrte, als die Räder in ihrem Hirn sich drehten und sie verstand, was hier gerade ablief. All dieser Aufruhr wegen einer solchen unbedeutenden Äußerung wie Wir sind doch Freunde? Obwohl Akako mehr als nur ein Bisschen verwirrt war, schaffte sie es, ihre Arme unter dem Klammergriff einer emotional sehr aufgewühlten Aoko anzuheben und die Umarmung zu erwidern, in der Hoffnung, Aoko würde so von ihr lassen. Allerdings quetschte Aoko sie nur noch mehr, bis sie Akako schließlich genauso abrupt losließ, wie sie diese angefallen hatte. Sie erinnerte Akako in diesem Moment ein wenig an ein tollwütiges Tier. Vielleicht ein tollwütiges Kaninchen. Aoko wischte mit ihrem Ärmel über ihre Augen und grinste Akako mit so einem breiten Grinsen an, dass diese glaubte, ihr Kopf würde gleich entzwei reißen. "Aoko, ist das nicht ein klein wenig melodramatisch?", kam es von Kaito, der auf Aokos anderer Seite saß, Kinn auf die Hand gelehnt, die er auf seinem Knie abstützte und die beiden mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck - mit Ausnahme der erhobenen Augenbrauen - anblickte. Aoko blies sich gerade auf, wohl um Dampf an Kaito abzulassen, doch genau in dem Augenblick ging das Licht aus und Aoko beließ es dabei, die Luft hörbar aus ihrer Nase zu lassen, um Kaito wenigstens ein wenig zu zeigen, dass sie es nicht billigte, diesen Moment von ihm verhöhnen zu lassen. Der Vorhang öffnete sich und gab die Leinwand fei, auf der die Werbung eingeblendet wurde, die sie nun erst ertragen mussten, bevor sie sich den Film ansehen konnten. Doch Akako interessierte sich nicht so sehr für die projizierten Bilder auf der Leinwand. Sie beobachtete viel lieber ihre beiden Begleiter. Aus den Augenwinkeln - sie wollte ja nicht enttarnt werden - sah sie, wie Kaito Aoko mit einem neckischen Grinsen in die Seite piekte, woraufhin Aoko zusammenzuckte und fast im selben Augenblick sich noch Kaito zudrehte und ihm die Faust über den Schädel zog. Kaito rieb sich die Stelle, während er sich leise wimmernd bei Aoko beschwerte, die ihn erst streng und mit verschränkten Armen bedachte, letztendlich aber doch nachgab und sanft über die sich wahrscheinlich bildende Beule auf Kaitos Kopf strich, die sie eigentlich selbst verursacht hatte. Kaitos Gesichtsausdruck wurde dabei ganz... weich und sanft. Und Aoko lächelte ihn ehrlich an, als wäre es einer von diesen Momenten zwischen ihnen... einer von ihren Momenten. In denen Akako manchmal glaubte, dass die beiden genau wussten, was sie für einander bedeuteten. Doch dann verschwanden diese leichten Nuancen wieder so schnell und spurlos wie sie erschienen waren. Manchmal, dachte Akako, war es wirklich frustrierend, die beiden so zu sehen und genau zu verstehen, was Sache war, und doch jedes Mal wieder das gleiche Ergebnis zu beobachten - keiner der beiden reagierte entsprechend darauf. Weder Kaito noch Aoko machten Anstalten, zuzugeben, was sie da so klar zeigten. Akako fiel dabei eine kleine Sache auf. Während Aoko sich fröhlich der Leinwand zuwandte, sah Kaito sie noch den Bruchteil einer Sekunde mit traurigen Augen an. Doch das reichte Akako, um sich ein Bild zu machen. Und sie hatte da genaue Vorstellungen, was Kaito Sorgen bereitete. Es war genau die Tatsache, die Akako helfen würde, Kaito für sich zu gewinnen. Denn Kaito Kuroba würde niemals eine Beziehung mit Aoko anfangen, ohne ehrlich mit ihr zu sein. Vollkommen ehrlich. Doch genau das konnte er nicht tun. Er würde ihr vielleicht niemals erzählen, dass er gleichzeitig Kaito Kid war. Genau das brachte Akako den Vorteil. Sie wusste um Kaitos Doppelleben. Und Kaito wusste, dass es ihr klar war - und dass sie ihn niemals verraten würde. Und darauf wollte Akako bauen. Sie musste nur Kaitos Gefühle ändern. Ein finsterer Blick schlich sich auf ihr Gesicht. Sie hatte viel Arbeit vor sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)