Licht im Schatten von Rolly ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Akashi suchte mit ruhigem Blick die Fläche draußen ab, die er von hinter dem Eingang zur großen Industriehalle sehen konnte. Obwohl er stillschweigend und äußerlich in vollkommener Ruhe, die Augenlider das kleinste Bisschen gesenkt, wartete, fühlte er innerlich eine für ihn gänzlich untypische Unruhe aufsteigen. Hinter ihm dudelte Akkordeon-Musik, die er extra für das jahrmärktlichen Flair engagiert hatte und er konnte noch Daikis lautstarke Proteste hören, die er gegen Satsuki wetterte. Normalerweise hätte er damit gerechnet, dass Daiki mit gewaltiger Verspätung aufkreuzte - vermutlich erst zum geplanten Turnier - doch er hatte wohlweislich vorher Satsuki kontaktiert und sie gebeten, dafür zu sorgen, dass er nicht schwänzte. Satsukis Idee dahingehend war anscheinend gewesen, ihn so zu fesseln, dass selbst Daiki mit seiner Stärke und seinem Geschick sich nicht herauswinden konnte. Er war gezwungen, Satsuki zu folgen. Womit er nicht gerechnet hatte war, dass der Seirin-Clan der letzte sein würde, der erscheint, und das auch noch mit Verspätung. Es brachte seinen Plan durcheinander und obwohl Akashi mit eiserner Selbstbeherrschung gesegnet war, konnte er die innere Unruhe, die ihn befiel, nicht zurückdrängen. Wenn Kuroko nicht bald aufkreuzte, würde ihm nicht viel Zeit bleiben, seinen Plan umzusetzen. Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer bei dem Gedanken daran. Es ging hier schließlich dieses Mal um viel mehr, als es ihm jemals gegangen war. Endlich bemerkte Akashi in der Ferne dunkle Silhouetten, die sich näherten. Da Seirin der einzige Clan war, der noch fehlte, konnte es niemand anderes mehr sein. Und dennoch beschlich Akashi eine düstere Vorahnung. Je näher die Silhouetten kamen und je klarer Akashi sie erkennen konnte, desto sicherer wurde er sich, dass es sich nicht um Seirin handeln konnte. Den ihm so bekannten eisblauen Schopf konnte er unter ihnen nicht ausmachen. Seirin würde niemals ohne Kuroko auflaufen. Es dauerte nicht lange, da waren die Silhouetten nah genug, dass Akashi sie nun erkennen konnte. Unter anderen Umständen wäre ihm dieser Clan gleichgültig gewesen. Unter anderen Umständen hätte er sich einen Dreck darum geschert, dass sie uneingeladen aufkreuzten. Doch es waren keine anderen Umstände, und Hanamiya war der Ninja, den Akashi heute hier am allerwenigsten gebrauchen konnte. Doch genau dieser kam ihm entgegen, verschmitzt grinsend und die Hintergedanken klar in seinen Augen lesbar. Akashi hätte wissen müssen, dass die Götter es ihm nicht einfach machen würden. Innerlich seufzte er, als er sich ebenfalls innerlich selbst tadelte. Wie hatte er auch erwarten können, dass etwas, das mit Kuroko zu tun hatte, nach Plan ablaufen würde? Kuroko würde sich wohl immer seinen besten Plänen entziehen. "Akashi-san", begrüßte Hanamiya ihn und die anderen Mitglieder seiner Gruppe grinsten lediglich. Hanamiya versuchte nicht einmal, seine offensichtliche Antipathie zu verbergen. Früher hätte es Akashi vermutlich dazu getrieben, grobe Maßnahmen zu ergreifen, doch dank Kuroko war auch das nicht mehr Teil von ihm. Er verdankte Kuroko mehr, als dieser vermutlich wusste. "Hanamiya", erwiderte Akashi kühl. Nur weil er jetzt nicht mehr der kalkulierende, emotionslose Kaiser war, hieß das noch lange nicht, dass er seine bessere Seite allen zeigen musste, vor allem denjenigen, die seine Pläne durcheinander brachten. "Ich bedaure, dass unsere Einladung wohl auf dem Postweg verloren gegangen sein muss", säuselte Hanamiya immer noch mit demselben Grinsen im Gesicht. Er stemmte die Hände in die Hüften und sah so siegessicher und arrogant aus, dass selbst Akashi ihm gern eine Faust ins Gesicht schmettern würde. Doch seiner eisernen Selbstkontrolle sei Dank würde Akashi so eine Schande nicht passieren. "Ich bedaure ebenfalls, denn wir haben keine versendet", entgegnete Akashi, auch wenn er wusste, dass er wohl keine Wahl haben würde, als Hanamiya und sein Team hereinzubitten. Alles andere wäre zutiefst unhöflich einem anderen Clan gegenüber. Hanamiya schien das ebenfalls zu wissen, denn sein arrogantes Grinsen verschwand nicht für eine Sekunde. "Oh, wir sind untröstlich", säuselte er weiter. Akashi allerdings hatte genug, und es waren noch nicht einmal fünf Minuten, die sich unterhalten hatten. "Ich habe keine Geduld für eure kindischen Spielchen. Tretet ein oder kehrt um, es ist euch überlassen." Akashi schenkte Hanamiya das kälteste Lächeln, das er kannte, und auch wenn es nicht mehr ganz so kalt aussah wie vor seiner Niederlage gegen Seirin, würde ein ungeübtes Auge den Unterschied vermutlich nicht bemerken. So wie Hanamiya. Es war eine Genugtuung für Akashi, dass Hanamiyas Grinsen endlich zu einer bitteren Grimasse wurde. Er ging an Akashi vorbei hinein, sodass ihre Schultern sich streiften, und wisperte bedrohlich, "Oh, ich bin sicher, wir werden uns köstlich amüsieren." Sein Team folgte ihm und schon bald waren sie hinter der nächsten Ecke verschwunden. Akashi erlaubte sich, zu seufzen. Er würde sich mit dem Kirisaki Daichi Clan wohl noch rumschlagen müssen, denn es stand Hanamiya förmlich ins Gesicht geschrieben, dass er etwas geplant hatte. Als er sich wieder dem Eingang zuwandte, fiel endlich die Spannung von ihm ab so als hätte sie gar nicht existiert. In der Ferne konnte er erneut Silhouetten erkennen, doch dieses Mal gab es keine Zweifel. Akashi erkannte Kurokos eisblauen Schopf von Weitem, genauso wie Kagamis rote Haare. Es versetzte ihm einen leichten Stich, dass die beiden immer zusammen rumhingen, doch davon würde er sich nicht hindern lassen. Nicht im Geringsten. "Seirin", begrüßte Akashi sie, als sie endlich am Eingang angekommen waren. "Akashi-kun, danke für die Einladung und entschuldige, dass wir zu spät sind", erwiderte Riko und schickte Kagami einen Todesblick, bevor sie sich wieder fröhlich lächelnd Akashi zuwandte. Akashis Antwort war ein mildes Lächeln. Sie war eine mehr als würdige Koordinatorin und Mitglied des Seirin Clans, was bedeutete, dass sie für Kuroko wichtig war. "Willkommen." Akashi zwang sich, jeden der Spieler einzeln anzusehen, bevor er sich schließlich erlaubte, nach Kagami an Tetsu hängen zu bleiben, der seinen Blick erwiderte. Tetsu wich niemals einem Blick aus. Es brachte Akashi erneut zum Lächeln. Ihm entging nicht, wie Kagami das Lächeln bemerkte und einen entgeisterten und misstrauischen Gesichtsausdruck machte. "Tretet ein und amüsiert euch, das Turnier startet um fünf", sagte Akashi in seiner typisch ruhigen Stimme. Kuroko sah ihn immer noch an und trotz seines ausdruckslosen Gesichts konnte Akashi erkennen, dass Kuroko ein kleines Bisschen misstrauisch war. Anscheinend war seine Beobachtungsgabe nur noch besser geworden seit Teiko. Doch auch das hatte Akashi bereits bedacht. Dieses Mal würde ihm so etwas Wichtiges nicht entgehen. Dieses Mal würde er Kurokos Herz gewinnen, statt es zu verlieren.   #   Es hätte so perfekt sein können. Nach seiner Eröffnungsrede, die zum Glück noch pünktlich gehalten werden konnte, und einem weiteren Routinecheck fand Akashi Kuroko zusammen mit Kagami an einem Kunai und Shuriken Stand. Aomine hatte sich, wie erwartet, dazu gemischt und eine Diskussion mit Kagami angefangen, welche Kunai besser waren. Auch Kise hatte Akashi erwartet, der vergeblich zu intervenieren versuchte. Nur Kuroko schien die rege Diskussion zu ignorieren und stattdessen die Kunai vor seiner Nase zu betrachten. Typisch für Kuroko und viel zu liebenswert für Akashis Geschmack. Er brauchte einen Moment, um seine innere Entzückung zu bändigen, bevor er an Kuroko herantrat. Kuroko sah ihn aus den Augenwinkeln kurz an und Akashi meinte, einen winzigen Anflug eines Lächelns erkennen zu können. "Tetsu", begrüßte Akashi ihn erneut, erfreut darüber, dass er sich immer noch bestens im Griff hatte und dass die anderen Wunder gerade gründlich beschäftigt waren. "Akashi-kun", erwiderte Kuroko und sah ihn dieses Mal an. Er schien darauf zu warten, dass Akashi weitersprach, denn er blieb stumm. Auch das hatte Akashi erwartet. Aber Akashi wusste genau, was er tat. Und er war noch nie jemand gewesen, der seine Ziele nicht offen dargelegt hatte. Zudem verdiente Kuroko es, zu erfahren, was Akashi fühlte. "Können wir-", setzte Akashi an, doch natürlich kam ihm genau derjenige dazwischen, den Akashi von Anfang an am liebsten wieder rausgeschmissen hätte. "Sieh an, sieh an, der Schatten von Seirin." "Hanamiya-san?" Kuroko sah ihn überrascht an. Er hatte wohl genauso wenig mit dem Kirisaki Daichi Clan gerechnet wie Akashi selbst. Hanamiya grinste sein schelmisches Grinsen und Akashi brauchte nicht einmal sein Emperor Eye, um zu wissen, dass er etwas im Schilde führte. Nur Aomine, Kagami und Kise schienen nichts von alldem mitzubekommen, immer noch sehr in ihre Diskussion vertieft. "Ich hoffe, ihr amüsiert euch bombastisch", säuselte Hanamiya, bevor er kehrt machte und in Richtung Taucheraquarium verschwand. Akashi war sein amüsiertes Grinsen und das unheilverkündende Blitzen in seinen Augen nicht entfallen. Und diese plötzliche Unterbrechung kam nicht aus heiterem Himmel. Es war geplant. Auch wenn Akashi jetzt viel lieber seinen Plan, Kurokos Herz zu gewinnen in die Tat umsetzen würde, konnte er das nicht ignorieren. Sein Erfolg hing mitunter auch an dem Erfolg des Festes. "Tetsu... das gefällt mir nicht, ich werde ein Augen auf ihn werfen müssen." Akashi wollte sich abwenden und Hanamiya folgen, doch Kurokos Hand an seinem Arm stoppte ihn. "Ich komme mit", sagte Kuroko und drückte sanft Akashis Arm, bevor er wieder losließ. Die Stelle, an der Kuroko ihn berührt hatte, kribbelte nach und Akashi unterdrückte ein Lächeln. Zusammen und ohne, dass es Kagami, Aomine oder Kise bemerkten, folgten sie Hanamiya bis zum Taucheraquarium, wo sie ihn verloren, nachdem er mitten durch die Seiho Clan Gruppe lief, die Akashi kurz grüßten. Als die Gruppe schließlich weitergezogen war, gab es keine Spur mehr von Hanamiya. Akashi presste kaum merklich die Lippen fester aufeinander. Es war das Einzige, das er sich erlaubte, um seinen Ärger darüber auszudrücken. Kuroko stieß leicht mit seiner Schulter gegen Akashis und zuckte mit den Achseln, wie um zu sagen, dass er Hanamiya auch aus den Augen verloren hatte und sie jetzt nichts machen konnten. Und er hatte ja Recht. Akashi erwiderte darauf ein Lächeln. "Wo wir schon hier sind, lass uns tauchen gehen", meinte Kuroko dann und für die nächsten fünfundvierzig Minuten konnte Akashi Kuroko oberkörperfrei und in Badeshorts betrachten. Wer hätte gedacht, dass Hanamiya auch Vorteile mit sich bringen konnte.   #   Akashis eiserne Selbstbeherrschung bröckelte um ihn herum und er konnte nicht verstehen, warum jetzt, wo Kuroko doch schon wieder T-Shirt und Shorts anhatte, und nicht vor noch zehn Minuten, als er oberkörperfrei und in Badehose im Taucheraquarium nach Schätzen getaucht hatte. Jetzt liefen ihm lediglich ein paar vereinzelte Wassertropfen im Nacken hinunter, verschwanden im Shirt, und er hatte ein Handtuch über dem Kopf hängen. Akashi sollte das nicht so sexy finden wie er tat. Er trat an Kuroko heran, Gedanken daran, die Wassertropfen von dessen Haut zu lecken, verdrängend, und wuschelte ihm stattdessen die Haare durch das Handtuch. "Ah!" gab Kuroko überrascht von sich und drehte sich zu Akashi um, sein Gesichtsausdruck immer noch scheinbar blank, doch Akashi konnte seine leichte Verlegenheit spüren. Genau darauf hatte er hingearbeitet. Das Fest war voll im Gange, die Geräusche des Menschengewirrs außerhalb der an das Taucheraquarium grenzenden Umkleide drangen durch die gekippten hohen Milchglas-Fenster herein und Kuroko sah Akashi in die Augen. Er beschloss, dass dieser Moment perfekt war, um es Kuroko zu sagen. "Tetsu", fing er an, sanft und leise, weil die romantische Atmosphäre um sie herum danach förmlich bettelte. "Wenn ich das Turnier mit Rakuzan gewinne... bitte ich dich, mit mir auszugehen." Kurokos Augen weiteten sich um Millimeter und es wäre kaum jemandem aufgefallen - aber Akashi sah die Überraschung darin. Dann senkten sich Kurokos Augenbrauen genauso kaum merklich zu einem entschlossenen Ausdruck. "Nein", erwiderte Kuroko genauso leise, jedoch nicht sanft, und Akashi brauchte einen Moment, um die Antwort zu verarbeiten. Du hast es vermasselt, wisperte die Stimme seines anderen Ichs. Du hast ihn wieder verloren. Ich hätte es richten können. Akashi machte einen unwillkürlichen Schritt zurück und konnte fühlen, wie seine Selbstbeherrschung ihm entglitt wie Wasser zwischen den Fingerritzen. Er spannte seinen Kiefer an, presste die Zähne fest zusammen und versuchte, nicht ganz so verzweifelt auszusehen wie er befürchtete, dass er bereits aussah. Kuroko jedoch schenkte ihm sogar ein Lächeln. Ein deutliches, offenes Lächeln. "Es ist nicht so, wie du denkst", erklärte Kuroko, doch es erklärte für Akashi rein gar nichts. Kuroko ergriff seine Hand. "Komm, lass uns als nächstes zum Autoskooter", sagte er und zog Akashi aus der Umkleide und zurück ins bunte Getrubel. Akashi sah aus den Augenwinkeln ein paar Männer in Wartungsuniformen das Taucheraquarium absperren, pünktlich um zwei Uhr, wie er zuvor geplant hatte. Alles lief nach Plan, nur Kuroko nicht. Akashis Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich kann deinen Schmerz verschwinden lassen, sagte sein anderes Ich. Ich kann es besser machen. Doch Akashi wusste, dass es nicht stimmte. Er wusste, dass es nur anders wehtun würde und er dadurch nur wieder seine Probleme ignorieren würde. "Oh", machte Kuroko plötzlich und betastete seine Short-Taschen auf der Suche nach etwas. "Ich habe mein Portemonnaie vergessen. Bin gleich wieder da." Kuroko hastete zurück in die Umkleide und Akashi hörte, wie die Tür hinter ihm mit einem sanften Klicken ins Schloss fiel. Als würde selbst die Welt ihm mit einer Metapher zu verstehen geben, dass die Tür zu seiner Beziehung mit Kuroko sich ebenfalls geschlossen hatte. Er bemerkte, wie nach einer Weile die Wartungsmänner wieder verschwanden - alles schien in Ordnung zu sein. Nur Kuroko brauchte untypisch lange. Trotz seiner Aufgewühltheit - seine Eingeweide schienen sich schmerzhaft zu winden und sein Herz wollte nicht aufhören, zu stechen - spürte er die Präsenz hinter ihm noch bevor Hanamiya ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Dein Fest scheint ein voller Erfolg", sagte Hanamiya, seine Stimme triefend vor Verachtung. Der Kerl konnte auch nichts und niemanden leiden. "An deiner Stelle würde ich nicht so nah am Aquarium stehen - wer weiß, was für ein Boom einen erwartet." Für einen kurzen Moment verstand Akashi aufgrund seiner umher wirbelnden Gedanken nicht, was Hanamiya damit bezwecken wollte, doch dann realisierte sein plötzlich noch schmerzhafter pochendes Herz es schneller als sein Verstand. "Du... eine Bombe...? Tetsu ist noch da drin", flüsterte Akashi sich selbst zu, doch es hatte auch den Effekt, dass Hanamiyas Gesichtszüge entglitten und er Akashi entgeistert mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. "Was?! Es sollte doch bei der Wartung niemand mehr da drin sein!" Doch Akashi ignorierte ihn, als er auf einmal das Gefühl bekam, den Boden unter seinen Füßen verloren zu haben und alle Geräusche um ihn herum plötzlich gedämpft waren. Er rannte los, so schnell er konnte, auch wenn es sich anfühlte wie in Zeitlupe, so klischeehaft es auch klang. Die Tür zur Umkleide erschien in seinen Augen größer und näher als alles andere, und doch so weit entfernt, als würde er sie niemals erreichen. Doch seine Hand schloss sich zitternd um den Knauf und er riss die Tür auf, suchte hektisch die Kabine nach dem so vertrauten blauen Schopf ab, bis er ihn entdeckte, wie er auf dem Boden hockte und unter dem Schlitz der Schließfächer nach seinem Portemonnaie tastete. "Tetsu!", rief Akashi fast hysterisch - erleichtert, dass er ihn gefunden hatte und gleichzeitig in Todesangst, weil er in seinem Kopf praktisch das Ticken der Bombe hören konnte und sie nicht draußen in Sicherheit waren. Kuroko zuckte erschrocken zusammen, zog seine Hand zurück und wirbelte zu Akashi herum, der es noch schaffte, Kuroko zu packen und hochzuziehen. Doch dann hörte er den lautesten Knall, den er je gehört hatte. Glas splitterte hinter ihm und das einzige, das er noch tun konnte, war Kuroko an seine Brust zu pressen und ihn abzuschirmen vor der Explosion. Eine Druckwelle knallte mit voller Wucht gegen seinen Rücken und für den Bruchteil einer Sekunde konnte er nicht mehr atmen. Dann verschluckte ihn die Schwärze... Er hatte ein Piepen im Ohr, sein Kopf dröhnte wie eine Armada von Presslufthammern und sein ganzer Körper pochte vor Schmerz. Bis er sich bewegte und eine Schmerzwelle durch seinen Rücken auslöste. Er stöhnte und öffnete mit großer Kraftanstrengung die Augen. Sein Blick fokussierte sich auf dem Gesicht vor ihm - Kuroko - und der lange Kratzer quer über Kurokos Wange zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er brauchte einige Momente, um auch an dem Piepen in seinen Ohren vorbeizuhören. "Akashi? Akashi, hörst du mich?" Kurokos Gesicht war zu einer verängstigten Fratze verzogen und seine Stimme klang dringlich, als müsste Akashi ihm schnell antworten. Doch Akashis Körper wollte ihm nicht so recht gehorchen. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Rückseite sich nass und kalt anfühlte, vom Kopf bis zu den Füßen. Kuroko redete weiter auf ihn ein, fragte ihn erneut, ob er Kuroko verstand, ob er bei Bewusstsein war. Akashi öffnete seinen Mund und versuchte, zu bejahen, doch es kam nur ein erneutes gegurgeltes Stöhnen heraus. Also nickte Akashi einfach. Der Kratzer an Kurokos Wange blutete und Akashi hob seine Hand, um das Blut vorsichtig wegzuwischen. Vermutlich drückte er seinen Daumen fester in Kurokos Haut als er beabsichtigte, aber Kuroko ließ sich nichts anmerken. Sein Ausdruck wurde, wenn überhaupt möglich, nur verzweifelter. Akashi wollte diesen Ausdruck aber nicht mehr an ihm sehen. Nicht noch einmal. "Hnngh... Tetsu", schaffte er es schließlich zu sagen. Das sollte Kuroko fürs Erste beruhigen. Und Akashi hatte Recht. Kuroko stieß ein erleichtertes Wimmern von sich und lächelte sogar ein wenig, auch wenn es immer noch gequält aussah. Er ließ seinen Arm wieder fallen, als der ihm zu schwer wurde, und er landete platschend im Zentimeter hohen Wasser. "Akashi, du musst mir sagen, wo es wehtut, okay?", redete Kuroko wieder auf ihn ein, und dieses Mal nahm Akashi es viel aufmerksamer wahr und auch seine anderen Sinne schienen sich wieder rapide zu verbessern. Das Piepen ließ jedoch nur langsam nach und auch der Schmerz verschlimmerte sich um Einiges. Er verzog sein Gesicht, als eine weitere Welle des Schmerzes durch seinen Rücken zog. "Rücken", krächzte er schließlich, denn auch wenn ihm alles weh tat, so schien sein Rücken doch das meiste der Explosion abbekommen zu haben. Jetzt, wo er wieder voll bei Bewusstsein war, konnte er sich an alles bestens erinnern. Auch an das Splittern des Glascontainers. Er war erstaunt, dass die Umkleide nicht überflutet war mit Wasser und Scherben. Kuroko drehte ihn währenddessen vorsichtig an den Oberarmen auf die Seite, um seinen Rücken zu inspizieren und aus den Augenwinkeln sah Akashi, wie Kuroko das Blut aus dem Gesicht wich und seine Augen sich minimal weiteten. Anscheinend sah sein Rücken furchtbar aus. Das hatte er aber auch erwartet. Dass er bei Bewusstsein war, war für ihn schon Glück genug. Er musste mehr Glück gehabt haben, als er verdiente. Kuroko schien bis auf den Kratzer auf der Wange auch in Ordnung. Das war das Wichtigste. "Du blutest", sagte Kuroko gepresst und die Hand an seinem Oberarm schien zu zittern - Akashi konnte die Vibration spüren, die seine Schulter herauflief. Er wollte Kuroko beruhigen, doch er wusste, dass alle optimistischen Worte jetzt nicht helfen würden. Er konnte nicht so tun, als sei alles in Ordnung, wenn sein Rücken schmerzte wie tausend Messerstiche und er sich nicht einmal selbst aufrichten konnte. "Sanitäter", presste Akashi heraus und musste prompt husten, sodass der Schmerz ihm erneut den Rücken heraufschoss. Kuroko hielt ihn an den Schultern fest, seine Finger krallten sich fester zu als es angenehm war, aber Akashi tat sowieso schon alles weh und wenn es Kuroko half, dann würde er es mit Leichtigkeit ignorieren. Als der Hustenreiz endlich verflogen war und Akashi wieder die Augen öffnen konnte, blickte Kuroko ihn entsetzt an und kaute an seiner Unterlippe. "Wir können die Sanitäter nicht selbst rufen...", sagte Kuroko schließlich und als Akashi nichts darauf erwiderte, fuhr er fort, "Die Wand und Teile der Decke sind eingestürzt und ein paar Trümmer blockieren die Tür..." Akashi hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde. Jetzt verstand er allerdings auch, warum die Umkleide nicht überflutet war. Die Trümmer der Wand mussten das Wasser ausgesperrt haben. Allerdings hatten sie auch die Tür blockiert. Soweit hatten sie also nicht ganz so viel Pech, wie sie hätten gehabt haben können. "Wir können nur darauf warten, dass jemand von draußen die Sanitäter ruft...", sprach Kuroko aus, was Akashi dachte. Das war ihre einzige Chance. Falls denn überhaupt jemand vermutete, dass noch jemand hier war. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hanamiya sie anonym rufen würde, war zwar groß, aber Akashi konnte nicht ausschließen, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Irgendjemand würde die Explosion dennoch mitbekommen haben. Das Taucheraquarium befand sich in der Nähe der Stände, und auch das Café-Restaurant war nicht weit. Jemand würde auch unabhängig von Hanamiya Hilfe holen. Sie waren nicht aufgeschmissen. Akashi versuchte, sich aufzusetzen, doch die Muskeln in seinem Rücken zu benutzen schmerzte mehr, als er dachte. Kuroko schien seine Absicht jedoch verstanden zu haben und half ihm in eine halbwegs aufrechte Position. Er wand einen Arm um Akashis Schultern und drückte ihn mit der Schulter gegen sich, damit er sich anlehnen konnte, ohne seinen Rücken weiter zu verletzen. Es war sehr aufmerksam von Kuroko, aber Akashi hatte auch nichts Geringeres von ihm erwartet. Er wünschte nur, es würde etwas mehr dahinter stecken, als alte Freundschaft. "Tetsu...", fing Akashi wieder an. Er hatte zwar Kuroko gebeten, im Falle eines Sieges mit ihm auszugehen, aber er hatte ihm nicht gesagt, was er fühlte. Auch wenn er Kuroko nicht sofort gewinnen konnte, hieß das für Akashi jedoch noch lange nicht, dass er aufgeben würde. Und sein Plan B sollte erfolgreich enden, auch wenn es um Einiges länger dauern würde als sein ursprünglicher Plan. Der Kratzer an Kurokos Wange zog Akashis Blick erneut auf sich, jetzt, wo er einen so freien Blick auf Kurokos Profil hatte. Er konnte sich einfach nicht helfen, als seinen rechten Arm wieder zu heben. Dieses Mal hatte er genug Körper-Koordination und Feinmotorik, dass er es schaffte, seine Hand sanft an Kurokos Wange zu legen und genauso sanft mit dem Daumen das Blut wegzuwischen, das inzwischen schon halb getrocknet war. Kuroko wandte sich ihm zu. Dieses Mal waren sie sich viel näher. Akashis Kopf lehnte seitlich an Kurokos Schulter und sein Gesicht war nur Millimeter von Kurokos entfernt. Akashi wollte ihm sagen, dass er sich in Kuroko verliebt hatte. Er wollte. Aber die aufrechte Position schien noch schlimmer für seinen Kreislauf zu sein als Akashi erwartet hatte und Kurokos Gesicht verschwamm vor seinen Augen. Dagegen anzublinzeln half nichts und auch seine Arme und sein Kopf fühlten sich mit einem Mal wieder schwerer an. "Akashi? Akashi, hör zu, ich-", hörte Akashi Kuroko sagen. Es klang dringlich und Akashi öffnete die Augen, um ihn anzusehen, während er mit Akashi sprach. Aber er konnte nur noch ein paar Mal blinzeln, bevor seine Augenlider ihm nicht mehr gehorchten und geschlossen blieben. Er hörte Kuroko noch einmal seinen Namen sagen - gehetzt und irgendwie panisch - doch dann nahm er nichts mehr wahr.   #   "Er sollte jetzt zu sich kommen", sagte eine weibliche Stimme, die Akashi vage bekannt vorkam. Die Vermutung lag nahe, dass sie Akashi meinte, immerhin war er es, der vorhin noch mit einer Verletzung am Rücken das Bewusstsein verloren hatte. Da sie anscheinend mit jemandem sprach, der sich offensichtlich dafür interessierte, wie es Akashi ging, wollte er diese Person nicht länger auf die Folter spannen und schlug die Augen auf. Die Heiler hatten gute Arbeit geleistet. Das einzige Überbleibsel des Schmerzes, den er vorhin noch so schrecklich intensiv wahrgenommen hatte, war ein leichtes Pochen in seinem Rücken, wie eine Verspannung. Also setzte er sich ohne Probleme auf und stellte fest, dass es nicht nur eine Person war, die sich anscheinend sorgte, sondern gleich... acht, ausgenommen der Heilerin, die ebenfalls noch im Raum stand. Seine ehemaligen Teamkameraden hatten sich alle versammelt - Kise hockte direkt vor seinem Bett mit einer weinerlichen Miene, Momoi stand aufrecht neben ihm, die Hände besorgt vor der Brust verschränkt, Midorima lehnte am Fuß des Bettes gegen das Gestell, die Arme verschränkt und scheinbar desinteressiert, doch Akashi konnte die Sorge in seinem Gesicht sehen; Aomine lehnte gegen die Wand neben dem Fenster, ebenfalls mit verschränkten Armen und Kagami tat es ihm gleich auf der anderen Seite neben dem Fenster, Murasakibara saß auf einem Stuhl neben Midorima und hielt eine Tüte Gummibonbons in der Hand. Und Kuroko stand neben Momoi, Akashi am nächsten, und sah im direkt in die Augen. Obwohl sein Wohlergehen verkündet worden war, schien die Stimmung angespannt. "Seijuro, wie geht es dir?", fragte eine weitere Person im Raum, nämlich sein Vater, der etwas hinter der Truppe an seinem Bett stand, im strikten eleganten Anzug und neutralem Gesichtsausdruck. "Mir geht es gut, Vater. Entschuldige den Vorfall", erwiderte Akashi. Er hoffte nur, dass sein Vater es sich nicht doch anders überlegen würde und ihm den Ninja-Clan verbieten würde. Er hatte sich diesen Fehler eigentlich nicht erlauben dürfen. Das würde Konsequenzen geben, das wusste Akashi. Er musste jetzt besonders vorsichtig sein und seinen Vater auf keinen Fall noch mehr aufregen, als er ohnehin schon getan hatte. "Darüber sprechen wir später, Seijuro. Deine Freunde haben mich über das Turnier informiert. Ich habe es auf den morgigen Tag verlegt und deinen Gästen bereits mitgeteilt", war alles, was sein Vater noch sagte, bevor Akashi - weil er wusste, wann sein Vater Gespräche beendete - sich leicht verneigte und sein Vater daraufhin mit der Heilerin den Raum verließ. Akashi hörte, wie Kagami kaum hörbar erleichtert seufzte. Er konnte es Kagami allerdings nicht übel nehmen, denn innerlich hatte auch Akashi erleichtert aufgeatmet. Die Spannung im Raum ließ merklich nach. "Akashicchi! Geht's dir wirklich gut?", heulte Kise auch prompt los und Momoi stimmte mit ein. Doch Akashis Blick blieb an Kuroko hängen, der ihn immer noch intensiv anstarrte. Seltsamerweise störte es Akashi nicht. "Ja, mir geht's gut. Die Heiler haben gute Arbeit geleistet." Um es zu demonstrieren, schlug er die Bettdecke auf und stieg aus dem Bett. Er hatte seine perfekte Körperkoordination wieder und das Pochen in seinem Rücken war so unterschwellig, dass er es kaum bemerkte, wenn er sich nicht gerade darauf konzentrierte. Er stahl einen heimlichen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch und war etwas überrascht, dass es bereits fast zwanzig nach fünf war. Kein Wunder, dass sein Vater das Turnier verlegt hatte. "Hey, Akashicchi, ist das deine Violine?", fragte Kise auf einmal und Akashi wandte sich dem Blondschopf zu, nur um zu sehen, wie dieser seinen Violinenkoffer hoch hielt und Akashi begeistert ansah. Akashi wusste, was kommen würde, noch bevor Kise den Mund wieder aufmachte. "Spiel uns was vor!" Natürlich würde Akashi das tun müssen. Immerhin befand er sich anscheinend in seinem Zimmer. Zu Hause. Und seine Freunde hatten vermutlich vorher noch nie eine Villa betreten, mit Ausnahme von Midorima. Er wusste jetzt schon, dass er wohl dazu gezwungen werden würde, eine Führung zu veranstalten. Durch einen Seitenblick auf Kuroko sah er allerdings, dass auch dieser interessiert schien. Niemand von ihnen hatte Akashi je spielen gehört. Nicht einmal Midorima, obwohl dieser schon einmal zu Besuch war. Er wusste, dass es niemanden überraschen würde, wenn er perfekt vorspielte. Das war alles, was er kannte - alles, was er tat, zu perfektionieren, damit sein Vater zufrieden war. Und dennoch hatte er ihn heute enttäuscht. Er gab sich seinem Schicksal geschlagen und hielt seine Hand Kise entgegen, was dieser natürlich sofort als Zustimmung interpretierte und ihm den Koffer reichte. Akashi baute geschickt und elegant die Violine zusammen und ging mit gezielten Schritten zum Klavier, das ebenfalls in seinem Zimmer stand. "Kise, du kannst mir helfen", sagte er, und auch wenn er diese Aufgabe gerne Kuroko gegeben hätte, wusste er, dass es Kise freuen würde, das tun zu dürfen. Wie erwartet eilte der zu ihm, gespannt wie ein Hundewelpe. Akashi lächelte innerlich darüber. Kise war auch anders als früher. Dank Kuroko. Ihnen allen ging es besser dank ihm. Akashi öffnete die Klappe des Klaviers und legte die Tasten frei. Er tippte einmal auf das kleine A, um es Kise zu zeigen. "Tippe bitte ab und zu auf diese Taste, damit ich die Violine stimmen kann." Kise tat, wie ihm geheißen, und es dauerte ein klein wenig, bis Akashi die Violine richtig gestimmt hatte. "Hat jemand einen Wunsch?", fragte Akashi dann, schaute in die Runde, doch sie alle sahen eher fraglos aus. Vermutlich weil außer Midorima keiner von ihnen klassische Musik hörte. Unerwarteter weise sah Kuroko ihn wieder so intensiv an, als hätte er doch einen Wunsch. Akashi hob fragend eine Augenbraue und daraufhin sprach Kuroko tatsächlich. "Was würdest du gern spielen, Akashi-kun?" Es war eine so einfache Frage. Und doch brachte sie Akashi leicht durcheinander, sodass er einige kurze Momente lang Kuroko lediglich ansah. Normalerweise spielte Akashi immer die Stücke, die ihm sein Vater auftrug, oder die ihm sein Privatlehrer aufgab. Normalerweise hatte Akashi keine Zeit für Präferenzen. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, welche Stücke er lieber mochte als andere. Allerdings... allerdings war da ein Stück, das ihm schon am Herzen lag. Es war nicht sehr komplex oder schwer, weil er noch so klein war, als er es gespielt hatte. Doch seine Mutter hatte es geliebt. Er legte den Kinnhalter der Violine ans Kinn, schloss die Augen und fing an zu spielen. Der Frühling von Vivaldi war ein fröhliches Stück, wenn auch sehr kurz, aber es brachte dennoch ein Lächeln auf seine Lippen. Kuroko musste das irgendwie gewusst haben, Akashi war sich sicher. Aber er nahm es Kuroko nicht übel, dieses Mal ihm einen Schritt voraus gewesen zu sein. Kurokos Ziel musste gewesen sein, dass Akashi sich besser fühlte, und er genoss das warme Gefühl, das sich von seinem Bauch aus ausbreitete bei dem Gedanken, dass Kuroko sich so um ihn sorgte. Obwohl es so simpel war, bekam er heftig Beifall von Kise, Momoi und sogar Kagami, Aomine und Murasakibara stimmten ein. Kurokos Blick klebte immer noch an ihm und er lächelte sogar sanft. Es war etwas seltsam nach Kurokos Eröffnung, dass er nicht mit Akashi ausgehen würde. Aber Akashi würde nehmen, was er kriegen konnte und nicht von seinem Plan abweichen. "Akashi-kuuun." Dieses Mal war es Momoi. Akashi hätte wissen müssen, dass sie ihm keine Pause geben würden. "Wo wir schon hier sind... zeigst du uns die Villa?" Ihre Augen glänzten aufgeregt und auch Kise folgte ihrem Beispiel. Sie alle sahen auf einmal viel interessierter aus, aber das hatte Akashi auch erwartet. Sogar Kuroko war noch stiller geworden und bedachte Akashi wieder mit einem seiner intensiven Blicke. Akashi lächelte Momoi an. "Folgt mir." # Akashi hatte gewusst, dass der Rundgang nicht gut gehen würde. Er hatte schon die ganze Zeit Kagami und Aomine im Blick gehabt und darauf geachtet, dass die beiden nicht in einen Konflikt gerieten. Aber natürlich mussten sie in die Schwimmhalle gehen, die ein riesiges Schwimmbecken fasste (vier Bahnen von fünfundzwanzig Metern Länge). Und natürlich musste er sich von Kuroko ablenken lassen. Kuroko wirkte schon bevor sie eingetreten waren nervös und hibbelig, auch wenn das sonst niemandem aufzufallen schien. Als sie eintraten, wich die Farbe aus Kurokos Gesicht und Akashi konnte nicht umhin, besorgt seine Aufmerksamkeit auf ihn zu fokussieren. Doch das hätte er sich besser überlegen sollen, denn kaum hatte er sich von den beiden "Raubkatzen" abgewandt, hatten sie sich auch schon in den Haaren. "Ich wette, Bakagami kann gar nicht schwimmen", stichelte Aomine und brachte damit den Stein zum Rollen. "Pfft! Du schließt wohl von dir auf andere, Ahomine!" "Hey, ihr beiden, haltet die Klappe, ihr seid zu laut", regte sich Midorima auch prompt auf, und auch Kise schien einlenken zu wollen. "Aominecchi, du solltest nicht-" Akashi wandte sich wieder schnell den beiden Streithähnen zu und wollte sie gerade zurechtweisen, aber natürlich war es schon zu spät. Aomine und Kagami hatten sich beide im Schwitzkasten und versuchten den jeweils anderen zu Boden zu bekommen. Natürlich würde das auf dem Schwimmhallenboden nicht gut gehen. Akashi sah es vorher noch bevor es passierte. Kagami rutschte aus, als er auf eine Stelle trat, die noch nass war, und auch Aomine verlor dadurch den sicheren Halt. Sie stolperten beide einige Schritte in Richtung Becken, bevor sie endgültig das Gleichgewicht verloren und beide ins Wasser platschten. Akashi zwang sich, nicht mit den Augen zu rollen, als die beiden Idioten auftauchten und bedröppelt zu den anderen hoch sahen. "In der Umkleide sind Handtücher im Schrank", richtete er ihnen aus und starrte sie noch einige kurze Momente lang an, um ihnen genügend Angst zu machen, dass sie sich nicht wieder an die Gurgel gehen würden. "Shintaro, würdest du ihnen die Umkleide zeigen?", bat er dann Midorima, bevor er sich betont abwandte, um Kuroko wieder zu beobachten, doch der stand nicht mehr neben Akashi. Für einen Moment setzte sein Herz aus und er glaubte, Kuroko hätte sich davon geschlichen, aber dann entdeckte er ihn auf den Bänken vor der Fensterfront, die einen wunderbaren Blick auf den Garten ermöglichte. Kuroko allerdings sah nicht hinaus, sondern hockte mit gesenktem Kopf da, mit den Händen am Rand der Bank abgestützt, als müsse er sich festhalten. Alarmiert schritt Akashi auf ihn zu und hockte sich vor ihm hin, sodass er von unten in sein Gesicht sehen konnte. Kuroko war immer noch blass, aber er schien nicht kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Vielleicht... Nein, Akashi war sich sicher, dass Kuroko wohl mehr von der Explosion beeinflusst war, als zuvor angenommen. "Tetsu?", sprach Akashi ruhig und leise, und es wirkte. Kuroko blickte ihn an, seine Augen weit aufgerissen, obwohl er ganz offensichtlich die Muskeln in seinem Gesicht anspannte, damit er nicht zu aufgewühlt auf andere wirkte. Akashi schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Komm, Tetsu, wir gehen weiter. Die Schwimmhalle ist sowieso nicht besonders interessant." Jetzt schienen auch die anderen zu bemerken, dass etwas nicht in Ordnung war, denn auf einmal tauchte Kise neben Akashi auf und plumpste neben Kuroko auf die Bank, um einen Arm um Kuroko zu legen. Kise bemerkte Akashis irritierten Blick nicht, sondern drückte Kuroko an sich. Momoi blieb neben Akashi stehen. Sie sah ebenfalls genervt aus, vermutlich weil sie Kuroko ebenfalls an sich drücken wollte, so wie Akashi sie kannte. "Kurokocchi! Was ist los? Du siehst nicht so gut aus!" "Ich bin okay...", murmelte Kuroko, doch natürlich wurde er ignoriert. Sogar Murasakibara trat heran und verwuschelte Kurokos Haare. "Alles okay, Kurochin?" Als Akashi sich wieder aufrichtete, wanderten allerdings alle Blicke wieder zu ihm. Schließlich wusste er, wie er mit dieser Truppe umgehen musste, auch wenn sie nicht mehr sein Team waren. "Wir gehen. Dort ist eine Tür in der Fensterfront zum Garten hinaus. Geht schon mal vor, ich hole die anderen aus der Umkleide ab." Akashi hätte es natürlich viel lieber gehabt, wenn er mit Kuroko hätte allein sein können. Aber Kuroko sah ihn so dankbar an, dass er es den anderen doch nicht mehr übel nehmen konnte. Ohne es zu wollen, lächelte Akashi. Akashi zum Lächeln bringen zu können gegen seinen Willen würde wohl immer eine von Kurokos Fähigkeiten sein. Diesen Aspekt nicht mehr unter seiner eigenen Kontrolle zu haben... damit konnte Akashi allerdings sehr gut leben. Als Akashi mit den anderen drei im Schlepptau in den Garten trat, stellte er erleichtert fest, dass es Kuroko besser gehen musste. Jetzt hing Momoi an ihm, aber Kuroko schaffte es, auf den Beinen zu bleiben, also musste er wieder soweit in Ordnung sein. Als Akashi auf ihn zuging und ihn fragen wollte, wie es ihm ging, hatte er allerdings plötzlich Kise vor sich, der ihn begeistert ansah. "Akashicchi! Ist das da hinten ein Stall? Können wir uns das ansehen?" Akashis und Kurokos Blicke kreuzten sich und Kurokos Gesichtszüge schienen entspannt und sogar etwas amüsiert zu sein. Vielleicht sollte Akashi also nachgeben und Kuroko diesen Spaß lassen. "Folgt mir", sagte Akashi nur und schritt zielstrebig auf den Stall zu. Es war außerdem nicht so, dass er nicht gerne herkam. Yukimaru, sein Schimmel, war immer ein erfreulicher Anblick für ihn und eine gute Gesellschaft. Akashi wollte nur nicht, dass es jemandem auffiel, wie sehr er sich eigentlich darüber freute, eine Ausrede zu haben, Yukimaru jetzt zu besuchen. Als er jedoch wieder in Kurokos Richtung blickte, bemerkte er, wie Kuroko ihn mit einem Lächeln bedachte, und Akashi wusste, dass es Kuroko aufgefallen war. "Oooh, sind die süß!", rief Momoi, als sie hereintraten und die Pferde sahen. Sie hatten zehn Boxen mit Pferden, allerdings gehörten nur drei von ihnen der Akashi-Familie. Die anderen bezahlten dafür, ihre Pferde hier unterstellen zu dürfen. Momoi war bereits zum ersten Pferd herangetreten und streichelte es. Sie sah entzückt aus. Auch Murasakibara hatte sich zu einem Pferd gesellt - und es war kein großes Wunder, dass er sich das größte davon ausgesucht hatte, das lustigerweise auf den Namen Dino hörte. Kagami und Aomine, wen wunderte es, stritten sich darum, wer zuerst die schwarze Stute streicheln durfte, die in der Box hinter Dino hauste, und Kise hatte bereits seinen Kopf gegen den fuchsfarbenen Hengst in der hintersten Box gelehnt und schwebte metaphorisch wohl irgendwo in den Wolken. Nur Midorima ging direkt auf Yukimaru zu und begrüßte den alten Schimmel, noch bevor Akashi es tun konnte. Es erfreute Akashi, dass Kuroko ihm ebenfalls zu Yukimaru folgte, und dass Midorima so viel Wahrnehmungsgabe besaß, dass er bemerkte, wann er gehen sollte - und verschwand zu Kise und dem fuchsfarbenen Hengst. "Yukimaru, mein Junge", begrüßte nun auch Akashi den Schimmel, der sich ihm sofort über dem Tor zur Box entgegenstreckte. Yukimaru wieherte vor Freude und Akashi konnte sich einfach nicht beherrschen - er musste Yukimarus Hals umarmen und sein Gesicht in dem kurzen Fell kurz verstecken. Für einen kurzen Moment erlaubte er sich, sich darüber zu freuen, dass Yukimaru so viel Lebensenergie besaß und immer noch bei ihm war. Als er sich wieder von dem Schimmel löste, bemerkte er, wie Kuroko dicht neben ihm stand und ihn mit einem unleserlichen Blick ansah. Ihre Arme berührten sich fast, Akashi konnte die Wärme von Kurokos Körper spüren. Und irgendetwas in Kurokos Blick ließ ihn erstarren. Er konnte nicht wegsehen oder sich losreißen, aber das wollte er auch nicht. Ohne seinem Körper den Befehl gegeben zu haben, lehnte er sich etwas vor und Kuroko machte keine Anstalten, der Nähe auszuweichen. Allerdings bewegte er sich Akashi auch nicht entgegen, und auch wenn Akashi Kuroko in diesem Moment am liebsten geküsst hätte, wollte er es nicht ohne Kurokos Zustimmung tun, also verharrte er, blieb hängen in Kurokos Fängen. Er wollte es sich selbst nicht gestehen, aber tief drinnen wusste Akashi, dass Kuroko ihn in seinem Bann hatte. "Akashi-kun", wisperte Kuroko, seine Stimme sanft wie Seide. Er sah Akashi mit einem klitzekleinen Lächeln an, doch dieses kaum sichtbare Lächeln sagte Akashi mehr, als Worte es getan hätten, und er fragte sich erneut, warum Kuroko ihm so auswich, obwohl er doch... obwohl er doch jetzt deutlich zeigte, dass er Akashi nicht abgeneigt war. Denn Akashi war nicht blind und auch nicht naiv. Er erkannte, wenn jemand Interesse hatte. Aber Kuroko musste einen Grund haben... Akashi musste ihn nur herausfinden. "Bei der Explosion...", fuhr Kuroko fort und sein Lächeln verschwand, wohl als er sich daran erinnerte, wie sie eingesperrt gewesen waren, "Als du... als du verletzt warst und kurz davor warst, das Bewusstsein zu verlieren, da habe ich dir etwas sagen wollen, aber ich weiß nicht, ob du es noch mitbekommen hast." Akashi hielt den Atem an und sein Herz zog sich zusammen. Konnte es sein...? "Falls du es nicht mehr mitbekommen hast... ich habe-" Doch Kuroko konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen, denn hinter ihnen wurde es erneut laut. "Bakagami!", rief Aomine erbost und Kagami erwiderte sein übliches "Ahomine!". Momoi und Kise versuchten, die beiden zu beruhigen, doch wie immer wurden sie von ihnen ignoriert. Midorima machte es außerdem nicht besser, indem er sich noch lautstark über die beiden aufregte, dass sie ihm zu viel Lärm machten. Murasakibara schien das alles jedoch kalt zu lassen, denn er ignorierte alles und streichelte einfach Dino weiter, schien sogar in einem leisen Gespräch mit dem Hengst. Vermutlich übers Essen. Akashi seufzte dieses Mal hörbar, und so wenig wie er das jetzt am Hals haben wollte, er musste die beiden wieder einmal stoppen. "Daiki, Kagami, bitte macht keinen Radau hier im Stall, es macht die Pferde nervös." Er sprach mit einer honigsanften Stimme, doch er lächelte nicht und Blickte die beiden Streithähne lediglich unbeeindruckt an, was Aomine sofort dazu veranlasste, von Kagami abzulassen und sich am Hinterkopf zu kratzen, während Kagami wie es schien einfror. Seine weit geöffneten Augen deuteten darauf hin, dass er wohl doch, wenn nicht Angst, so zumindest Respekt vor Akashi hatte. Genau so, wie es sich gehörte. "Ich glaube, das reicht für heute. Ihr solltet zurück zum Fest - es gibt eine Feuer-Show und an den Ständen werden Drinks angeboten - oder in eure Unterbringungen." Natürlich kam das kollektive Gestöhne darüber, dass sie schon gehen mussten, wie von Akashi erwartet. Er war zwar enttäuscht, dass Kuroko ihm nicht hatte sagen können, was er auf dem Herzen hatte, doch Kuroko stand immer noch so dicht neben ihm. Ihre Arme berührten sich jetzt sogar und es machte zu einem kleinen Teil wieder gut, dass seine Freunde so eine Chaostruppe waren.   #   Akashi zwang sich, den Blick nicht zu senken und weiter in die Augen seines Vaters zu sehen. Sein Vater saß tatsächlich ausnahmsweise nicht hinter seinem Schreibtisch, sondern verzichtete auf den zusätzlichen physischen wie emotionalen Abstand durch den massiven Mahagoni-Tisch. Er stand nur wenige Schritte von Akashi entfernt und es machte Akashi innerlich nervös und er hatte große Probleme, seine Muskeln still zu halten. Sein Vater hatte das bei ihren Gesprächen seit Jahren nicht mehr gemacht. "Seijuro, ich erwarte für das nächste Mal von Beginn an schärfere Sicherheitsvorkehrungen." Akashi hatte vieles erwartet. Dass sein Vater ihm nach diesem Fest verbieten würde, weiterhin Mitglied des Ninja-Clans zu sein, dass er ihm mitteilen würde, er sei nicht würdig, weil er einen so gravierenden Fehler zugelassen hatte, dass er nicht in der Lage war, festliche Aktivitäten zu planen, auch wenn es darum ging, freundschaftliche Verhältnisse zwischen ihren Clans aufrecht zu erhalten. Aber nicht das. Das... kam beinahe schon einem Kompliment gleich, wenn es von seinem Vater kam. Sein Vater sah ihm streng in die Augen. "Deinem schnellen Handeln allein ist es zu verdanken, dass keiner der Gäste verletzt wurde." Akashi dachte, er hörte nicht recht. Er konnte es nicht verhindern, dass seine Augen sich weiteten, oder dass sein Mund sich millimeterweit öffnete vor Überraschung und er vermutlich wie ein Fisch glotzte. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Es war, als wären sämtliche seiner Nervenzellen lahmgelegt und sein Denken kam zu einem Stillstand. "Ich hoffe, es wird kein nächstes Mal geben, damit auch du keine Verletzungen mehr davonträgst." Akashi musste die letzten Reste seiner eisernen Selbstkontrolle zusammenkratzen, um nicht seine Kinnlade fallen zu lassen. Sein Vater hatte noch nie so deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich um Akashi sorgte. Akashi wusste es zwar - er war sein Vater und manchmal zeigte er es in seinem Handeln, und Akashi wusste, dass er immer nur das Beste für Akashi wollte - aber solch deutliche Worte hatte sein Vater noch nie gesprochen. Wenn Akashi es nicht besser wüsste, hätte er gedacht, es sei ein Traum. "Ich werde dem morgigen Turnier beisitzen", verkündete sein Vater zum Schluss und ging an Akashi vorbei zur Tür. Er legte Akashi im Vorbeigehen nicht die Hand auf die Schulter, aber er ging so dicht wie noch nie an Akashi vorbei. Es fühlte sich an, als hätte er es getan. Bevor sein Vater aus dem Zimmer trat, spürte Akashi, wie er sich noch einmal umwandte und zu Akashis Rücken sprach. "Deine Mutter wäre stolz auf dich." Akashi drängte die Tränen zurück, die in seinen Augen brannten.   #   Das Turnier lief gut und ohne Zwischenfälle. Hanamiya musste selbst einen Schreck bekommen haben, sodass er sich im Hintergrund aufhielt und nichts anstellte. Wie erwartet hatte Akashi mit seinem Team sämtliche Runden gegen die anderen Teams gewonnen, ebenso wie Seirin wieder einmal den Sieg in ihren errungen hatte. Akashi war zwar nervöser an diesem Tag und seine Augen glitten immer wieder zu den Zuschauertribünen, um die Reaktionen seines Vaters zu sehen, aber er wusste zu verhindern, dass es seinen Kampf beeinflusste. Sein Vater konnte nicht unzufrieden mit ihm sein, wenn er gewann, und er gewann in guter Form. Und auch wenn er Seirin dieses Mal nicht unterschätzte und trotz seines Vorausblicks waren sie gleichauf. Von beiden Teams klebten die Klamotten durch den Schweiß an ihren Leibern, beide Teams atmeten schwer und waren erschöpft, und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Akashi wollte trotz Kurokos Ablehnung das Spiel gewinnen. Vor allem jetzt, wo sein Vater ihn beobachtete. Doch am Ende wurde ihm seine Fixierung auf Kuroko zum Verhängnis, denn der Schatten von Seirin schaffte es tatsächlich, Akashi dieses Mal abzulenken - und das nur, weil seine Augen zu den Zuschauertribünen blickten, genau dorthin, wo sein Vater hockte. Es ließ Akashi für einen Moment stocken und innehalten, was den allermeisten überhaupt nicht aufgefallen wär - es war so kurz. Doch für Kuroko war es lang genug, vor Akashis Augen zu verschwinden. Im nächsten Moment hatte Akashi ein Kunai (ein ungeschärftes - die Sicherheit ging vor) am Hals und Kuroko hielt sein linkes Handgelenk fest, dicht hinter ihm stehend, sodass ihre Oberkörper sich berührten. Der Schiedsrichter addierte zwei Punkte für Seirin. Dann piepte der Summer und der Schiedsrichter rief Seirin als Sieger aus. Kuroko ließ den Kunai sinken, aber hielt ihn weiterhin am Handgelenk fest. Er zog leicht, sodass Akashi sich von selbst zu ihm umdrehte. "Akashi-kun, nach der Bombe, bevor du das Bewusstsein verloren hast, hab ich dir gesagt, dass ich mich auch in dich verliebt habe." Akashi stockte der Atem. "Und ich würde gern mit dir ausgehen, aber ich will kein Preis sein, den du gewinnen kannst. Ich will mich selbst für dich entscheiden." Akashi unterdrückte einen wehleidigen Laut, der versuchte, seiner Kehle zu entweichen. Sein Herz flatterte und er konnte immer noch nicht ganz glauben, was er da hörte. Kuroko drückte leicht sein Handgelenk und lächelte ihn an. So hatte Akashi das noch nicht betrachtet. "Bitte triff mich nach deiner Abschlussrede am Eingang, okay?" Damit ließ Kuroko von ihm ab und verschwand für die Preisvergabe. Akashi hielt seine Rede in einem eher beduselten Zustand. Er hatte es nur seiner Selbstbeherrschung und Disziplin zu verdanken, dass er die Rede fehlerfrei über die Runden bekam und die Veranstaltung für diesen Tag abschloss. Er erhaschte sogar seinen Vater dabei, wie er ihm ein klitzekleines Lächeln schenkte, das sein Vater jedoch sofort verbarg, weil er es offenbar nicht hatte öffentlich zeigen wollen. Es war aber zu spät und Akashi hatte es gesehen. Er wusste immer noch nicht, womit er all das Glück, das er zu haben schien, verdient hatte. Kuroko wartete wie versprochen am Eingang auf ihn, an der Tür lehnend. "Akashi-kun", grüßte er Akashi mit lachenden Augen. Kuroko hatte diesen Blick auch schon vorher gezeigt, aber erst jetzt bemerkte Akashi das Leuchten darin. "Tetsu." "Wie lautet deine Antwort?", fragte Kuroko ohne Umschweife. Natürlich wusste Akashi sofort, was er meinte. Immerhin war Kuroko es gewesen, der ihn gefragt hatte. Akashi hätte von Anfang an darauf zuarbeiten sollen. Er hätte es von Anfang an durchschauen sollen, aber selbst Akashi konnte nicht klar denken, wenn es um Kuroko ging. Es war seltsam schön, zu wissen, dass er nicht perfekt sein konnte. "Meine Antwort lautet dir gegenüber immer 'Ja', Tetsu", antwortete er lächelnd. Kuroko ergriff Akashis Kragen, zog ihn zu sich und presste seine Lippen auf Akashis. So viele Dinge kamen so unerwartet für Akashi in den letzten zwei Tagen. Aber diesen Kuss... diesen Kuss hatte er erwartet und Kuroko hatte ihn nicht enttäuscht. Es begann sanft und erkundend, aber irgendwann fand Akashi seine Hände in Kurokos Haar und Nacken und Kurokos waren an seiner Hüfte und drückten Akashi näher, ihre Oberkörper waren aneinander gepresst und ihre Küsse wurden hungrig und tollpatschig und ihre Nasen stießen aneinander... bis sie sich wieder von einander lösten, etwas schwer atmend, ihre Lippen leicht geschwollen und ihre Körper erhitzt. Akashi fragte sich, warum sie das nicht schon viel eher gemacht hatten. Doch dann fiel ihm ein, dass er sich auch noch auf etwas anderes den ganzen Tag schon gefreut hatte. Kuroko hob fragend eine Augenbraue als Akashi ihn angrinste. "Einen Moment, das wird dir gefallen", sagte Akashi ihm, löste sich aus der Umarmung und kramte sein Ersatzhandy hervor (sein Handy war bei der Bomben-Aktion leider im Wasser ersoffen). "Security, bitte zeigt ihm jetzt den Ausgang", sagte Akashi, erhielt eine Bestätigung und legte auf. Kuroko schien nach einigen kurzen Momenten zu verstehen, was das bedeutete und spiegelte Akashis Grinsen. Nicht sehr viel später hörten sie Hanamiyas Jammern, als zwei Security-Männer ihn zum Ausgang schleiften. Als er Akashi sah, verzerrte sich sein Gesicht in eine wütende Fratze. "Akashi! Was soll das! Sag den Gorillas, sie sollen mich loslassen!" Akashi sah ihn unbeeindruckt an, es schlich sich sogar etwas mehr Kälte in den Blick, als er gewollt hatte. "Sei froh, dass dir keine schlimmeren Konsequenzen drohen. Du solltest dir das nächste Mal wohl überlegen, was du tust. Wenn jemandem, der mir am Herzen liegt, auch nur ein Haar gekrümmt wird und du deine Finger im Spiel hast, solltest du um dein Leben rennen." Hanamiya öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Seine Augen waren weit geöffnet und er sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Akashi wusste, wie er wirken konnte, wenn er so wirken wollte. Und gerade jetzt wollte er Hanamiya so viel Angst machen, wie nötig war. Die Security schmiss ihn raus und er wagte es nicht, sich wieder hinein zu schleichen. Kuroko kicherte. "Das war befriedigend." "In der Tat", stimmte Akashi zu und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er ergriff Kurokos Hand und zog ihn zu sich, was Kuroko zuließ. Es fühlte sich gut an, dass Kuroko sich nicht mehr gegen ihn wehrte. Und alles, was er dafür machen musste, war, sich von Kuroko wählen zu lassen. "Ich kenne ein paar Orte, an denen uns niemand stören wird", sagte Akashi, darauf hoffend, dass Kuroko nicht abgeschreckt werden würde, was er jedoch nicht erwartete. Kuroko sah ihn mit seinem typischen blanken Gesichtsausdruck an, doch Akashi konnte das verschmitzte Grinsen darunter erkennen. "Wie wär's mit einer Tour?", fragte Kuroko und Akashis Magen zog sich auf eine angenehme Art zusammen. Wie gut, dass sie noch den nächsten Tag hatten. Genug Zeit, um nicht nur die geheimen Orte zu erkunden, die Akashi kannte... Akashi wusste nun, dass Kuroko tatsächlich kein Preis war, den er gewinnen musste, oder um den er kämpfen musste. Für alle anderen war Kuroko der Schatten, aber für Akashi... für Akashi war er ein Licht, das beschlossen hatte, auf ihn zu scheinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)