Erwachen von BloodyRubin (Nichts ist, wie es scheint) ================================================================================ Kapitel 8: Angriff ------------------ „Ashiba Kenjiro!“ Die Stimme knallte wie eine Peitsche und der Braunhaarige schreckte hoch. Direkt vor ihm stand der Lehrer und blickte auf ihn hinab. „Na, gut geschlafen?“ fragte er kühl, während die anderen Schüler lachten. „Ich habe nicht...ich meine...“ begann Kenjiro unsicher, doch sein Lehrer schien ihm nicht zu glauben. „Dann kannst du mir sicher sagen, in welchem Jahr Ludwigs Onkel und Schwiegervater, Phillipp der 4., gestorben ist, oder?“ sagte er mit böse glitzernden Augen. „Ähm...1654?“ Die Klasse lachte noch lauter – bis auf den Lehrer, der wütend aussah. „Nein. 1665. 1654 war das Jahr von Ludwigs Krönung.“ „Oh...tut mir leid.“ kam es kleinlaut von dem Braunhaarigen. Das Gelächter brachte ihn dazu, verlegen auf sein Pult zu blicken. „Ich muss sagen, dass ich ein solches Betragen nicht von dir erwartet hätte.“ Kenjiro schwieg und der Lehrer fuhr fort. „Ich will nachher mit dir sprechen. Warte nach dem Unterricht vor der Klasse, verstanden?“ „Verstanden.“ fügte sich Kenjiro niedergeschlagen. „Schön. Wir machen weiter. Und ich erwarte, dass alle zuhören.“ Sofort wurde es still und der Lehrer machte mit seinem Vortrag weiter. Der Braunhaarige merkte, wie ihn jemand anstarrte und drehte sich zu Izuya um, der neben ihm saß. Moment...der neben ihm saß? Normalerweise war Izuyas Platz in der ersten Reihe, da die Lehrer schnell gemerkt hatten, was passierte, wenn man Kenjiro und seinen besten Freund zusammensteckte. Izuya grinste ihn an. Kenjiro mochte das Grinsen nicht. Es war irgendwie...falsch. „Hast du etwa gepennt? Du scheinst ja völlig übermüdet zu sein.“ Er beugte sich leicht vor. „Hättest du nicht geschnarcht, wäre es bestimmt niemandem aufgefallen.“ „Was tust du hier?“ erwiderte der Braunhaarige und runzelte die Stirn. „Wir gehen in dieselbe Klasse, hast du das schon vergessen?“ „Ich meinte: Warum sitzt du neben mir?“ Das Grinsen wurde noch breiter und ein leichter Anflug von Unruhe überkam Kenjiro. Was war bloß mit Izuya los? Er wirkte so anders. Dann wurde es ihm klar und er zuckte zusammen. Das Grinsen seines besten Freundes war zu breit. Niemand konnte seinen Mund so verziehen. Izuyas Gesicht wirkte wie eine hässliche, gierige Fratze, die sich immer mehr in die Länge zu zerren schien. Mehr und mehr nahm er das Gesicht eines Monsters an. Selbst seine Augen waren anders. Statt der hübschen, saphirblauen Augen schienen nun rotglühende Kohlen ihn hungrig zu mustern. „Wenn du willst, sorge ich dafür, dass du nie wieder einschläfst.“ sagte Izuya mit einer heiseren Stimme, die überhaupt nicht zu ihm passte und beugte sich noch weiter vor, sodass sich ihre Gesichter fast berührten. Nun erkannte Kenjiro, dass die Zähne seines besten Freundes zu messerscharfen Fängen geworden waren. „Ich kann dich auch für immer schlafen lassen, wenn dir das lieber ist.“ hauchte Izuya und kicherte bösartig. „Komm mir nicht zu nahe.“ erwiderte Kenjiro und rückte von ihm weg. Ihm war vollkommen klar, dass er wieder träumte, aber wie sehr er es auch versuchte, er konnte nicht aufwachen. Panisch sah er sich in der Klasse um. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sämtliche Köpfe hatten sich zu ihm umgedreht und alle Gesichter hatten sich verändert. Wie Izuya waren sie langgezogen und grinsten ihn unheimlich an. „Ashiba...“ krächzte es von vorne und der Braunhaarige sah zu dem Wesen, das normalerweise sein Klassenlehrer war. „Es ist Essenszeit. Willst du nicht bei uns bleiben? Wir sind alle so hungrig...“ Kenjiro schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Dann fiel ihm etwas an seinen Arm auf. Er wirbelte herum und bemerkte, dass Izuya sich hinabgebeugt hatte. Seine Haare waren es gewesen, die Kenjiro bemerkt hatte. Einen verwirrten Moment lang dachte der Braunhaarige, sein bester Freund würde seinen Arm küssen. Doch als dieser sich zurückzog, lief Kenjiro Blut über die Stelle. Izuya hatte ihn nicht geküsst. Er hatte ihn gebissen. „Weg mit dir!“ rief Kenjiro und sprang auf. Wie auf ein geheimes Zeichen taten es ihm die anderen Schüler nach und bildeten eine undurchdringliche Mauer vor der Tür. Der Braunhaarige überlegte fieberhaft, wie er den Wesen, die ihn allesamt mit glühenden Augen beobachteten und anfingen, ihn langsam in eine Ecke des Klassenraumes zu drängen, entkommen konnte. „So hungrig...so hungrig...“ echoten sie und zogen einen Kreis um Kenjiro, drängten ihn weg von den Fenstern und kamen immer näher. „Lass uns essen...lass uns zerreißen...gib uns dein Fleisch...“ Izuya, der dem Braunhaarigen am nächsten war, schnappte nach ihm und dieser konnte nur knapp ausweichen. Das brachte Izuya dazu, wieder zu kichern. „So zart...und das Blut...so köstlich und warm...“ Die restlichen Schüler zogen den Kreis enger. „Nein...lasst mich in Ruhe...“ keuchte Kenjiro und versuchte, sich weiter zurückzuziehen. Doch nun war er so weit in die Ecke gezwungen worden, dass er nicht mehr weiter konnte. „Nur noch einmal...nur einen Bissen...“ kicherte Izuya. Er trat direkt vor den Braunhaarigen. Dieser schlug nach seinem besten Freund und dieser packte sein Handgelenk. Verzweifelt zog Kenjiro, um sich zu befreien, doch das Monster vor ihm hielt ihn wie in einer Schraubzwinge. Er biss wieder zu und ein neues Rinnsal von Blut lief nun über Kenjiros Handgelenk. Trotzdem spürte er keinerlei Schmerz. „Lass uns auch etwas übrig...“ sagten die anderen und Izuya trat widerwillig zurück. Nun drangen die restlichen Klassenkameraden auf den Braunhaarigen ein, der nun keinerlei Chance mehr hatte, zu fliehen. Zwei Mädchen bissen ihm in die Schultern und Izuya, der ihn immer noch gepackt hielt, zerrte ihn in den Kreis der Umstehenden. Wo Kenjiro auch hinsah, grinsten ihn die langen Fangzähne an. Gleich sechs Schüler fielen nun über Kenjiro her, schlugen ihre Zähne in seinen Körper und zogen sich dann kichernd zurück. Der Braunhaarige hatte nun an mehreren Stellen gut sichtbare Bissspuren und das Blut tropfte träge vor seinen Augen auf den hellgrauen Linoleumboden. Schwach versuchte er immer noch, sich irgendwie zu verteidigen. Aber er war alleine und um ihn herum standen etwa fünfzehn von diesen...Dingern sowie der Lehrer. Was konnte er schon tun? Wieder griffen sie an und noch mehr Wunden blieben auf Kenjiros Körper zurück. Hatte er sich vorher gewünscht, nur ganz kurz schlafen zu können, so wollte er nun nichts sehnlicher, als aufzuwachen, wo er zwar müde, aber in Sicherheit sein würde. Und während seine Klassenkameraden ihn mit gierigem Blick zerfleischten, wurde es schon wieder finster um ihn und er stürzte ins Nichts, bis er sich auf der Liege in dem fensterlosen Raum wiederfand. „Bitte, bleib ganz ruhig, Ashiba-kun.“ hörte er Shins Stimme neben sich. „Du bist ganz plötzlich zusammengebrochen.“ „Aber...ich war doch eben noch in der Klasse...und die anderen haben mich attackiert... Wie...?“ „Es tut mir so leid, Ashiba-kun. Ich würde gerne mehr tun, aber ich habe versprochen, dass ich...nicht so wichtig.“ brach der Schwarzhaarige hastig ab. Misstrauisch begutachtete Kenjiro Shin. Es gab keinen Zweifel. Shins türkise Augen waren unverwandt auf den Boden gerichtet, als ob er es nicht über sich brachte, den Braunhaarigen anzusehen. „Weißt du was? Ich glaube, dass du für diese Alpträume verantwortlich bist.“ Kenjiro richtete sich auf und lehnte sich nach vorne. Shin war bei seinen Worten zusammengezuckt und blickte ihn nun doch an. Seine Augen zeigten eine Mischung aus Sorge und Trauer. „Das bin ich nicht, ich schwöre es.“ sagte er hastig. „Ach nein? Und warum bist du dann ständig hier? Ich kenne weder diesen Ort noch dich und ich würde gerne wissen, was das alles zu bedeuten hat. Also?“ „Ich kann nicht...Ich habe es versprochen. Du musst es selber herausfinden. Es tut mir unendlich leid, aber...es ist so besser für dich.“ „Besser?“ fauchte der Braunhaarige zurück. „Inwiefern?“ Doch Shin schüttelte nur den Kopf und allmählich wurde es immer schwärzer um Kenjiro. „Bitte verzeih mir...“ hörte er den anderen noch sagen, dann umschlang die Schwärze ihn und er fiel ein weiteres Mal, aufgelöst, wütend und vollkommen ratlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)