Der etwas andere Urlaub von Catastros ================================================================================ Kapitel 1: Überraschungen und Stoffchaos ---------------------------------------- Das schrille Klingeln des Weckers hallte durch die Stille. Schon wieder brach ein neuer Tag an, der sich kaum von den Anderen unterscheiden würde. Genervt stellte der rothaarige den Wecker ab. 5 Uhr war einfach viel zu früh, um wirklich erholt zu sein. Doch es half nichts. Wenn er nicht schon am frühen Morgen Bekanntschaft mit Boris und dem Boden machen wollte, musste er jetzt aufstehen und sich fertig machen. Die Morgenwäsche war schnell erledigt und auch die Sachen zogen sich beinahe wie von selbst an. Innerhalb von Minuten war er im Speiseraum. Nach all den Jahren ging das alles schon automatisch. In aller Ruhe trank er seinen Kaffee, als seine Teamkameraden zu ihm stießen. Keiner sprach ein Wort, jeder von ihnen war noch immer im Dämmerschlaf und sie wussten wie sehr es ihr Teamleader hasste, wenn seine Ruhe am Morgen gestört wurde. Zu Talas Leidwesen betrat Boris den Raum, der auch noch genau auf sie zu. Grade dessen Stimme konnte er am frühen Morgen gar nicht ertragen. "Ich erwarte euch in 10 Minuten in meinem Büro!", erklang die strenge Stimme, bevor Boris direkt wieder verschwand. Fragend sahen sich die Vier an, denn keiner wusste den Grund. Normalerweise legte Boris keinen Wert darauf dass sie so früh bei ihm auftauchten. So würden sie auch nicht pünktlich beim Training sein, wenn sie sich erst eine Pauke von Boris anhören mussten. Mit einem stummen seufzen erhob sich der Leader schließlich, gefolgt von seinem Team. Den Weg zu Boris kannten sie inzwischen alle auswendig. Talas Füsse trugen ihn Automatisch zur Höhle des Löwen. Wer hier Angst zeigte war verloren. Selbstbewusst klopfte der Leader an die schwere Tür und stand wenige Sekunden später dem lila Haarigen gegenüber. Hinter seiner Mauer aus Eis versteckt, hörte er sich gelangweilt an was der Leiter der Abtei zu erzählen hatte. Als das Team schließlich vor ihm, stand legte Boris den Brief auf den Tisch und sah das Team vor sich an. "Die BBA hat uns geschrieben. Dickenson ist der Meinung allen Teams einen Urlaub zukommen zu lassen." Man konnte den Spott regelrecht fühlen, den Boris gegen die BBA entgegen brachte. "Voltair und ich haben uns dazu entschieden euch mit zu schicken. Eure Aufgabe wird sein, die anderen Teams auszuhorchen und ihre neuen Taktiken heraus zu finden. Der Urlaub dauert 3 Wochen und ich erwarte von jedem einen ausführlichen Bericht. Tala wird in dieser Zeit das komplette Training für euch übernehmen. Leistungsabfall wird nicht geduldet, also denkt nicht mal dran euch auf die faule Haut zu legen." Hätte er gekonnt, hätte Tala jetzt mit den Augen gerollt. War doch klar dass das Training wieder an ihm kleben blieb. Er hatte schon gewusst, dass nichts gutes auf sie zu kam. Das tat es nie, wenn Boris sie extra ins Büro bestellte. "Für heute habt ihr frei, der Flug geht morgen 8 Uhr. Ach ja… das Geld schickte die BBA, auch für Sommersachen. Scheint wohl ins warme zu gehen" Ein fieses grinsen lag auf seinen Lippen. Schließlich durften sie gehen. Während sein Team begeistert war, das sie mal raus kamen aus diesem Loch, war Talas Laune in den Keller gesunken. Sommersachen... Er hasste warme Länder. Mied sie wie die Pest. Noch ehe er sich versehen konnte, schleppte ihn sein Team in die Innenstadt. Vielleicht würde er dort mal zur Ruhe kommen. Mit den anderen Teams wollte er eh nichts zu tun habe, wie er den Bericht später zustande bekam, war ihm grade auch egal. Nun musste er sich einer ganz neuen Herausforderung stellen. Klamotten einkaufen. In der Abtei war dies deutlich leichter, immerhin wurde dort vorgeschrieben was er tragen musste. Jetzt wo er vor diesem großen Berg aus Stoff stand, wurde ihm erst Bewusst welche Qual es war, eine Wahl zu haben. Er konnte sich nicht einmal in Ruhe die Schaufenster ansehen, da wurde er auch schon in den ersten Laden geschleift. Da sie ja in Moskau nicht unbekannt waren, kam ihnen auch sofort eine Verkäuferin zur Hilfe, die richtigen Kleidungsstücke aus zu suchen. Dabei kam sie mehrmals auffällig nahe, was Tala mit einem kalten Ausdruck quittierte. Er wusste wirklich nicht, was immer alle so toll fanden an ihren Fans. Sie waren aufdringlich und machten ständig in den unpassendsten Moment Fotos. Nach schier endlosen Stunden in der Stoffhölle, wie Tala fand, gingen sie dann auch endlich in die Abtei zurück. Es hatte gedauert, bis sie alle ihre Outfits gefunden hatten. Als Tala sich das erste Mal im Spiegel gesehen hatte, in kurzen Hosen und T-Shirt, hatte das so vollkommen fremd auf ihn gewirkt. Seine Teammitglieder hatten sich einen Spaß daraus gemacht, ihn alle möglichen Outfits vor zu schlagen. Angefangen von Hawaii-Hemden bis hin zu kurzen Shorts, die kaum seinen Hintern bedeckten. Der merkwürdigste Anblick jedoch war, sich selbst in einer Badehose zu sehen. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass er so was jemals brauchen würde. Allerdings schien dies auch der ungewollte Höhepunkt ihres kleines Ausfluges zu sein. Als die Verkäuferin ihn sah, wurde sie schlagartig leuchtend Rot, während die restlichen Drei anfingen lauthals zu lachen. Ein leises Seufzen entkam ihm Tala. Er hatte gewusst, dass sich seine Teamkameraden auf den Urlaub freuten. Doch gerade benahmen sie sich beinahe wie kleine Kinder, was sich auch nach einer kleinen Ansage nicht änderte Noch auf dem Weg zur Abtei dachte er darüber nach, warum man sie mit eingeladen hatte. Das Russische Team war nun nicht gerade der Liebling aller. Er rechnete schon fest damit, dass es zum Streit kommen würde. Vielleicht würde er später eine Erklärung finden. Der nächste Tag brach an und nach mehrmaligen versuchen einfach ab zu hauen und den „Urlaub“ einfach wo anders zu verbringen, saß er schließlich doch im Flieger. Verstimmt saß Tala in seinem Sitz und versuchte sich auf sein Buch zu konzentrieren. Während des ganzen Fluges sprach der rothaarige kein Wort, ihm schwirrte zu viel im Kopf herum. Nicht nur, dass er keine Lust auf den ganzen Zirkus hatte. Nein, am Ende war er es auch noch, der Boris Bericht erstatten musste. Das die Anderen einen Schreiben mussten, diente nur der Beschäftigung. Damit sie nicht wirklich noch anfingen sich zu amüsieren. Das Training konnte er auch nicht schleifen lassen. Am Ende würde er sonst noch die Wut des Lilahaarigen spüren und den ganzen Mist wieder ausbaden, wenn sie zurück waren. //Was denkt sich die BBA eigentlich, wir gehören zu Biovolt. Denen muss doch klar sein das Boris das ausnutzen wird für seine Pläne// Selbst seine Gedanken schienen in seinem Kopf wütend aufzuschreien. Der Flug zog sich hin wie zäher Kaugummi, in den man versehentlich rein tretet und einfach nicht mehr abbekommt. Endlich waren sie an ihrem Ziel. Die Karibik. Furchtbar. Beinahe hätte er direkt den Rückflug genommen, hätten ihn Bryan und Spancer nicht sicherheitshalber in die Mitte genommen. Am Ende würden sie es alle ausbaden müssen, wenn einer Mist baute. Schnell hatten sie ihre Koffer geschnappt und sich auf den Weg gemacht. Sie wurden mit einem Bus abgeholt und zum Hotel gefahren. Der größte Schock jedoch bekam Tala, als er hörte, dass es nur 2er Zimmer gab. //Anscheint haben sie daran wohl gespart// dachte er nur und bekam seinen Schlüssel in die Hand gedrückt. Doch schon kam die Verwirrung. Jeder von ihnen hatte einen Schlüssel bekommen, jedoch schienen es Drei verschiedene Zimmer zu geben. Von der Rezeptionistin erfuhren sie, dass es wohl Probleme bei der Zimmerzuteilung gegeben hatte. Zwar hatte Mr. Dickenson die Liste gefaxt, dennoch war wohl irgendwas durch einander gekommen. Mehrmals wurde ihnen versichert, dass es ihnen leid täte. Tala konnte sich beinahe schon vorstellen, was passiert war. Vermutlich hatte der Fresssack und sein Team das Chaos gestiftet. Bei Tyson musste man einfach mit allem rechnen. Murrend fuhr er nach oben zu seinem Zimmer und schloss die Tür auf. Noch war er alleine und er hoffte, dass dies noch eine ganze Weile so bleiben würde. So ganz konnte er sich auch nicht vorstellen, dass Mr. Dickenson irgendwelche Fehler machen würde. Das ganze war nur noch ein größeres Rätsel als der plötzliche Urlaub. Er stellte seinen Koffer ab, als auch schon erneut die Tür aufging.. Kapitel 2: Ankunft und schlechte Zimmeraufteilung ------------------------------------------------- ~*~ Am Tag zuvor bei den Bladebreakers ~*~ Mr. Dickenson war persönlich zu seinem Team gefahren, um ihnen die Überraschung mit zu teilen. Und eine Überraschung war es wirklich. Während Tyson und Max sich in die Arme sprangen, sich freuten und johlten, saß Ray sanft lächelnd da und versuchte sie ein wenig in ihrer Euphorie zu stoppen. Nur Kai saß etwas abseits, die Arme vor der Brust verschränkt, betrachtete er das Ganze mit seinem kühlen Blick. Begeistert war er wirklich nicht. So ganz und gar nicht. Er hielt es für keine gute Idee. Sie würden das Training schleifen lassen, den anderen Teams womöglich einen Vorteil verschaffen! Und das nur, weil Tyson sicherlich während des ganzen Urlaubs nicht einmal an Sport und Training denken würde. Ehr das Gegenteil. Er würde ganze Fresswettbewerbe veranstalten. Wie man mit so einer Einstellung Weltmeister bleiben wollte, wusste Kai wirklich nicht. Doch er selber würde das Training ganz sicher nicht vernachlässigen. Sollten die Anderen doch machen, was sie wollten. Er würde seine Nerven dafür nicht verschwenden. Dabei sah er sie bereits jetzt förmlich an ihm vorbei ziehen. Dieser Urlaub würde wohl alles an Selbstbeherrschung kosten, was er zu bieten hatte, um nicht jeden Tag erneut aus zu flippen… In Ruhe erklärte Mr. Dickenson alles, wann und wohin der Flug ging, wie das mit der Verpflegung war – ein Thema, dass besonders Tyson interessierte, wie nicht anders zu erwarten – und welche Teams außer ihnen eingeladen worden. Im Grunde gab es nur eine Regel, die sie beachten sollten: Spaß haben. Sich ein wenig erholen, damit sie bei der nächsten Weltmeisterschaft wieder Fit durch starten konnten. Und dennoch traute Kai dem ganzen einfach nicht. Niemand konnte so… verrückt sein und so viel Geld ausgeben. Denn sie waren wirklich nicht wenige Teams, die damit zusammen kamen. Es würde ihn nicht wundern, wenn Mr. Dickenson kurzerhand das ganze Hotel gemietet hatte. Das war doch total verrückt. Irgendwo musste es doch einen Harken geben. Vielleicht war er auch noch zu sehr geprägt, von dem Leben in der Abtei. Aber so viel Großzügigkeit konnte einfach niemand in sich haben. Nachdem alles gesagt worden war, wurde Kai von dem Älteren Mann ein Umschlug überreicht. Auch ohne hinein zu sehen, wusste der Blader was drin war. Mit einem klassischem „Mh“, nahm er ihn entgegen. Der Abschied verlief kurz und knapp und für einen kurzen Moment herrschte Ruhe in dem kleinen Raum, während er die Blicke seiner Teamkameraden auf sich spürte. Mit einem leisen „Ratsch“ öffnete er den Umschlag und verteilte das Geld gerecht. Dabei konnte er sich ein kleines Seufzen gerade noch verkneifen. Er wusste eh schon wie das Enden würde. Tyson würde alles für Essen und Souvenirs ausgeben und Max würde seinen Anteil teilen um Tyson aus der Patsche zu helfen, Kenny würde wohl alles in Beyblade Teile oder Technikkram stecken. Lediglich Ray würde vernünftig und überlegt damit umgehen. Was er selbst aber mit dem Geld machen sollte, war ihm unklar. Ein Kai Hiwatari brauchte schließlich keine kurzen Sachen, keine Souvenirs oder unnötigen Kram. Das bisschen Wärme würde ihm schon mit Sicherheit nichts anhaben können, immerhin hatte er schon ganz andere Dinge überstanden. Wichtig war ihm nur, dass sein Training nicht unter diesem unnötigen Urlaub litt. Der nächste Tag war Stress pur für den Leader. Wie jeden Tag stand er als erstes auf, um sein morgendliches Training zu absolvieren. Wenigstens diese kurzen Minuten am Tag hatte er Ruhe. Ruhe vor anderen Menschen. Vor schreienden Kindern, vor nervenden Fans und was sonst noch alles seine Wege kreuzte. Er hatte einfach einen leeren Park und seinen stetig gleichmäßigen Atem, der ihn begleitete. Als er jedoch nach einer kurzen Dusche seine Tasche schnappte und sich auf dem Weg zu dem Dojo machte, vor dem sie sich verabredet hatten. Doch bereits von weitem erkannte er den genervten Chinesen. Er konnte sich schon vorstellen was passiert war. Während alle ihre Sachen am Vortag gepackt hatten, hatte Tyson leichtsinnig geglaubt dies Heute tun zu können. Er hatte verschlafen und versuchte nun mit Max alles zusammen zu suchen, während ihnen die Zeit davon rannte und sie drauf und dran waren ihren Flug zu verpassen. Er hatte mit so etwas bereits gerechnet. Als sie schließlich im Flieger saßen, den sie gerade noch rechtzeitig erreicht hatten, versuchte der junge Leader den Kindergarten einfach aus zu blenden. Zum Glück hatte er einen Platz weit hinten bekommen, an dem er wenigstens ein bisschen Ruhe hatte. Trotzdem spürte er genau wie er langsam Kopfschmerzen bekam. Leicht massierte er sich die Schläfen, innerlich fluchend und hoffend, dass er die Idioten bald los sein würde. Oder sie wenigstens Ruhe geben würden. Immerhin würden sich sicherlich auch bald die ersten Passagiere beschweren und Kai wollte nicht, dass man ihn dafür verantwortlich machte. Er würde einfach so tun, als würde er nicht dazu gehören. Egal, ob man sie erkannte oder nicht. Was bei Tysons auftreten wohl nur eine Frage von Minuten war. Doch die Zeit schien nur langsam dahin zu krauchen. Es fühlte sich an, als würden sie niemals ankommen. Dabei war der Älteste der Bladebreakers Gedanklich bereits abgetaucht. Der neue Trainingsplan und neue Taktiken, die er ausprobieren wollte, wurden bereits gründlich abgewogen, um die Zeit wenigstens etwas sinnvoll zu verbringen. Es gab noch einiges was er verbessern wollte, damit Dranzer noch stärker wurde. Am Ende waren seine geschlossenen Augen nicht nur Tarnung, um ein wenig Ruhe zu haben. Tief war er eingeschlafen. Froh, nicht noch weitere Störungen mit zu bekommen. Als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten wurden sie in einem kleinen Shuttle Bus direkt zu ihrem Hotel gefahren. Jetzt bloß schnell auf die Zimmer und Ruhe. Doch schon lauerte der nächste Ärger auf ihn. Dort stellte er dann aber schon den nächsten Ärger fest. Die Zimmer waren bereits aufgeteilt und von Mr. Dickenson festgelegt worden, eine kleine Information, die man ihnen im Voraus nicht mitgeteilt hatte. Vielleicht hatte man es für Selbstverständlich gehalten. Oder gedacht, dass sie sich eh so entscheiden würden. Dennoch ärgerte es Kai. Hoffentlich gab es keine Dreierbelegung. Max und Tyson wurden zusammen in ein Zimmer gesteckt, was wohl niemanden direkt überraschte. Nachdem auch Ray und Kenny ihren Anmeldezettel ausgefüllt hatten, bekamen auch sie gemeinsam ein Zimmer. Zurück blieb der Russe, der für einen Moment durch atmete und sich auf sein Einzelzimmer freute. Bis er erfuhr, dass es so etwas nicht gab… Oder einfach aus Boshaftigkeit nicht reserviert worden war. War doch klar gewesen, dass an diesem Urlaub irgendwas faul war. Er hatte es doch von Anfang an geahnt! Kai durfte sich mit einem unbekannten das Zimmer teilen. Begeisterung war wirklich was anderes und man konnte es in seinem Gesicht deutlich sehen, dass es Kai nicht gefiel. Doch noch bevor irgendwelche Fragen oder Vermutungen seitens seines Teams aufkamen, schnappte er sich den Schlüssel und fuhr zu seinem Zimmer hoch. Nun, zum Glück war es nicht Tyson und schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Dachte er. Doch als er die Tür aufschloss und langsam aufstieß, stockte ihn für einen kurzen Moment der Atem, bevor sich Wut in ihm breit machte und sein Blick deutlich an Kälte zunahm. Kapitel 3: Das ist ja wohl ein schlechter Scherz ------------------------------------------------ Eisblaue Augen treffen auf Feuerrote. Als hätte man zwei Raubtiere zusammen gesperrt, starrten sich die Beiden Konkurrenten einfach nur an. Jede Bewegung könnte bereits eine zu viel sein. Die Luft war bis zum bersten angespannt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Beiden aufeinander losgingen. Erst als die Tür langsam ins Schloss fiel, schien sich die Anspannung zumindest für einen Moment zu legen. "Das Ist doch ein schlechter Scherz!", beschwerte sich der Rothaarige Leader. Hingegen seiner Erwartungen, blieb Kai vollkommen ruhig, zumindest äußerlich. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass seine Begeisterung im Grunde nicht vorhanden war. Nun, dass ging ihnen wohl Beiden so. Lediglich Kais Blick schien noch eine Spur kälter zu werden, finsterer. Ein Wunder, dass diese Steigerung überhaupt noch möglich war. Man musste schon genau hinsehen um den Unterschied zu erkennen. Genervt stellte der Blaugrauhaarige seine Tasche aufs Bett und atmete tief durch, um Herr der Lage zu werden. Ihn würden keine Zehn Pferde in diesem Zimmer halten. Warnend warf er dem Älteren einen Blick zu. In Talas Kopf ratterte es derweil. //Wenn ich den alten Sack von der BBA in die Finger kriege ist der so was von dran.// Seine Rache würde keine Grenzen kennen. Erst ging es in die verhasste Wärme und nun sollte er sich ein Zimmer mit Kai teilen? Er sollte wirklich mit dem nächsten Flugzeug nach Moskau zurückkehren. Wie schlimm konnte Boris Strafe schon werden? Zeugte es nicht von Loyalität, wenn er lieber bei Boris blieb als hier Urlaub zu machen? Als wenn Kai seine Gedanken lesen konnte grinste er schelmisch und blickte zu seinem EX-Partner. "Was denn? Hast du so viel Schiss vor mir, dass schon zurück zu Boris willst?! Es ist doch ganz wie früher, in den guten alten Zeiten! So lange du mir nicht in die Quere kommst ist alles gut." Sie hatten schon einmal eine Ewigkeit aufeinander gehockt, immerhin kamen sie Beide aus der Abtei. Er drehte sich um, mit der festen Absicht das Zimmer direkt wieder zu verlassen. Tala lachte kalt auf, als Kai gerade die Türklinke runter drücken wollte. "Du kannst noch immer Situationen nicht richtig einschätzen, was? Wer von uns Beiden will den hier gerade den Raum verlassen? Feigling! Halt dich mal lieber an deine eigenen Ratschläge. Ich bin schließlich nicht einer deiner Kindergarten Kollegen. Ich weiss schon wie ich dich meiden kann, wenn ich das will". Der Spott in Talas Stimme war nicht zu überhören. Noch ehe sich der Rothaarige versah, war Kai bei ihm und packte ihn am Kragen. "Nenn mich nie wieder so!" Die Stimme des Halbrussen war Eiskalt und duldete keine Widerworte. Jeder normale Mensch hätte jetzt wohl das Weite gesucht. Selbst seine Freunde hätten es wohl mit der Angst bekommen, doch Tala blieb vollkommen ruhig. Unbeeindruckt duldete er den Griff am Kragen und sah Kai beinahe schon gelangweilt an. "Und was wenn ich mich nicht daran halte? Was willst du dann tun Kai? Willst du mich etwa Schlagen?", fragte er amüsiert nach. "Du weisst doch genau dass ich dahingehend abgehärtet bin. Egal was du sagst oder tust, du kannst mich nicht verletzten Kai!" Während er mit Kai sprach löste er langsam die fremde Hand von seinem Kragen. Fest schaute er dem Jüngeren in die Augen. Dass er Kai schon nach wenigen Sekunden so reizen konnte, gefiel dem Leader. Vielleicht würde der Urlaub doch noch Spaß machen. //So egal scheint es ihm doch nicht zu sein, wenn ich ihn so schnell auf die Palme kriege//, stellte Tala in Gedanken fest. "Ich habe es nicht nötig dich zu schlagen, dabei würde ich mir nur die Hände schmutzig machen." Kais Blick ruhte auch weiterhin kalt auf dem Rothaarigen und nahm jede Regung in dessen Augen war. Er wollte es genau sehen, wenn er einen Wunden Punkt traf. "Wolltest du nicht gehen?", fragte Tala ruhig nach. "Ich gehe wann ich das will, dass ist das Schöne daran wenn man Frei ist. Man kann es sich selbst aussuchen wohin man gehen will und wann man es will. Aber warum erzähle ich dir das eigentlich? Du bleibst ja lieber Voltairs und Boris, kleiner Schoßhund!" Dieser Satz hatte nun wirklich gesessen, dass konnte er deutlich in den Augen des Rothaarigen sehen. "Im Schoßhund Dasein kennst du dich ja selbst bestens aus. Erst Voltaire und nun Dickenson. Für irgendwem musst du wohl immer das Stöckchen holen was Kai? Aber ich bin lieber ein Schoßhund als Voltairs Enkel, das bindet nämlich nicht so sehr wie Blutsverwandtschaft. Pass aber lieber auf das du nicht so wirst wie er. Obwohl...für diesen Posten hast du wirklich viel zu viele Skrupel." Für einen Moment schien es Kai den Boden unter den Füßen weg zu ziehen. Tala wusste eindeutig zu gut wie man konterte und seine Argumente waren leider treffend. Vor Wut hatte Kai seine Hände zu Fäusten geballt. Seine Knöchel traten weiß heraus. Tala schien beinahe genüsslich betont zu haben, dass Kai mit Voltair Verwandt war. Sie wussten Beide wie sehr Kai es selbst hasste, aber seine Familie konnte man sich nicht aussuchen. Das Fass war gerade eindeutig übergelaufen und ehe er noch endgültig die Beherrschung verlor, verliess er ohne ein weiteres Wort ihr gemeinsames Zimmer. Kapitel 4: Zank und Sand ------------------------ Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, blieb Kai stehen und lehnte sich von außen dagegen. Dieser verdammte Rotschopf. Noch immer fand er die richtigen Worte, Worte, die schärfer waren als jedes Schwert. Bisher hatte es nur Tala geschafft, ihn so aus der Fassung zu bringen. Ein leichtes ziehen riss ihn aus seinen Gedanken. Seine Fingerknöchel traten Weiß raus und eine feine rote Spur glitt über sie und tropfte leise zu Boden, als er die Fäuste noch etwas mehr ballte vor Wut. Nur mit Müh öffnete er die Hände langsam wieder und betrachtete die kleinen Wunden. Er war nicht nur einfach wütend. Talas Worte hatten ihn verletzt, auf eine Art wie es nur der Russe schaffte. Sie waren beide nie die Vertreter großer Worte gewesen, aber dafür wussten sie umso besser damit um zugehen. Langsam stieß er sich von der Tür ab. Ehe er sich noch weiter in seine Wut hinein steigerte ging er trainieren. Der Russe blieb so oder so ein Arsch. Während dessen hatte sich Tala auf den Balkon gestellt und genoss die Aussicht auf das Meer. Eine leichte Brise wehte. Dass Kai ohne ein weiteres Wort gegangen war, hatte ihn überrascht. War er vielleicht einen Schritt zu weit gegangen? Man musste schon echt Glück haben um Kai mit Worten so in die Flucht zu schlagen. Das war fast so, als hätte Tala die Nadel im Heuhaufen gefunden. Nun da Kai weg war, nutzte er die Chance um sich alles in Ruhe ansehen und sich kurz umzuziehen. Draußen herrschten locker 30°C und mit seinen normalen Klamotten, würde er schneller an Überhitzung sterben als ihm lieb war. Er hatte sich gerade ein frisches Oberteil angezogen, als es an der Tür klopfte. War Kai zurück gekommen? Doch als er die Tür öffnete, starrte er in die Gesichter seines restlichen Teams. Ohne ihm eine Wahl zu lassen hatten sie kurzerhand beschlossen den Strand unsicher zu machen. Natürlich musste er mit, da brachten auch die Proteste nichts. //Ich verbrenne doch sofort..//, dachte er leicht genervt. Am Ende gab er sich geschlagen und zog sich seine Badesachen an. Kurz noch packte er ein paar Sachen für den Strand ein, bevor er den Anderen folgte. Zu seinem Glück fanden sie direkt einen Platz im Schatten eines großen Strandschirmes, unter dem sich Tala legte. Auch wenn er es nicht zu gab, jetzt wo er hier in Ruhe lag und den Blick auf das Meer hatte, musste er zugeben das es wirklich schön war. Seine Sonnenbrille aufsetzend, fing er an sich ein zu cremen. Er hatte nicht vor am Ende dem Rot seiner Haare Konkurrenz zu machen. Unterdessen zog Kai straff sein Trainingsprogramm durch und liess sich von der Hitze nicht bezwingen. Für ihn ging die körperliche Fitness vor, da musste auch Dranzer durch, vielleicht war für diesen die Hitze sogar angenehm. Den Schal ablegend, kniete er sich in den Sand und begann mit seinen Liegestützen. Er hatte noch nie einfach nur Urlaub gemacht. Das kam für ihn auch gar nicht erst in Frage. Das Training ging immer vor. Unterdessen kam Ray erfrischt aus dem Meer um sich nun etwas auszuruhen. Als er bei seinem Handtuch ankam, staunte er nicht schlecht als er Tala lesend dort vorfand. Wenn er ehrlich war, war ihm der Russe schon immer etwas unheimlich gewesen. Diesen nun wie einen normalen Menschen am Strand zu sehen, machte es irgendwie noch gruseliger. Doch Tala wollte sicher auch nur seine Ruhe haben hier und keinen Ärger verbreiten. "Hi", sagte er ruhig als er sich auf sein Handtuch neben dem Leader setzte. Dieser war so vertieft in sein Buch gewesen, dass er Ray nicht sofort bemerkte. Etwas verzögert erwiderte er die Begrüßung. Dennoch hielt er sofort unbemerkt Ausschau nach Tyson und dem Rest des Teams. Zum Glück war der Rest des Kindergartens noch draußen im Meer spielen. Er wollte sich Entspannen und nicht weiter aufregen. Ray war für ihn in Ordnung, dieser war wie Kai eher von der ruhigeren Besonneneren Sorte. Jetzt wo Ray aber den Leader der Demolitionboys sah, fragte er sich wo sein Leader war. Kai hatte noch gar nicht zum täglichen Mittagstraining gerufen, vor dem sich Tyson immer am liebsten versteckte. "Sag mal, kann es sein das du mit Kai in einem Zimmer bist Tala?", fragte er schwarzhaarige einfach nach. Es war doch blödsinnig sich anzuschweigen nur weil sie in verschiedenen Teams waren. Gelassen schlug Tala sein Buch zu und setzte sich auf um sich eine Kippe anzuzünden. "Ja tue ich, aber ich denke mal dass Kai heute Abend wieder auszieht." Nun hatte er Rays Aufmerksamkeit. "Ausziehen? Warum denn das? Habt ihr euch gestritten?" Irgendwie file es ihm schwer, sich dass wirklich vorzustellen, zumindest im klassischen Sinne. Kai und Tala waren Beides keine Menschen die laut wurden. Kai teilte lieber mit gezielten Worten aus, bis er einen an die Wand gespielt hatte. Bisher hatte es nur Tyson einige Male geschafft, dass ihr Leader laut wurde. "Ein wenig. Aber das war sicher nur der Ausdruck seiner Freude, weil er sich das Zimmer mit mir teilen darf." Entgegnete Tala gelassen und blickte hinaus aufs Meer. Wenn er drüber nachdachte, war es das erste Mal, dass er es mit eigenen Augen sah. Ray schüttelte mit einem Lächeln den Kopf und folgte Talas Blick aufs Meer. "Ärgere ihn nicht so sehr. Du weisst doch das er es nicht einfach hat." Als hätte jemand nur auf das Stichwort gewartet, hörte man plötzlich ein lautes "DAICHI!" über den halben Strand hallen. Seufzend fasste sich Ray an den Kopf, während Tala leise lachte. "Ich verstehe sowieso nicht wie ihr das aushaltet, das erklärt aber seinen Knall...irgendwie." Ray räusperte sich leise, bevor er den Rothaarigen anblickte. "Ich möchte damit eigentlich sagen, dass du vielleicht ein wenig auf Kai aufpassen solltest. Wie ich ihn kenne hat er sich nicht mal Sommersachen mitgenommen und rennt hier bei der Hitze in voller Montur rum." Ray machte sich eben Sorgen um sein Team. Sie waren wie eine zweite Familie für ihn geworden. Mit einem Lächeln erhob er sich, um den Streit zwischen Tyson und Daichi zu schlichten, bevor sie noch den ganzen Strand in Aufruhr versetzten. Tala blieb an seinem Platz, scheinbar unbeeindruckt von dem was Ray gesagt hatte, doch in seinen Gedanken ging er nochmal kurz alles durch. //Der sture Esel würde lieber sterben als von mir Hilfe anzunehmen//, stellte er dann Kopfschüttelnd fest. Schließlich drehte er sich auf den Bauch und lass sein Buch in Ruhe weiter. Um Kai würde er sich heute Abend kümmern. Vielleicht konnte er mit ihm beim Training reden. Trainieren würde er eh nur spät abends und in den Morgenstunden. Tagsüber war es einfach zu heiß. Noch bevor er auch nur einen Muskel aufgebaut hätte, wäre er am Hitzschlag gestorben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)