Tokyo Bay von Ruka_S_Orion (Neustart) ================================================================================ Kapitel 24: ------------ „Wie war Ihr Wochenende?“ „Fantastisch! Danke der Nachfrage.“ „Nach links oben gucken… Rechts oben… Sehr gut. Arme hoch und strecken!“ Haruka gehorchte. Das Lächeln im Gesicht ihrer Ärztin war sicher ein gutes Zeichen. „Sie haben sich geschont?“ „War nicht einfach, aber ja. Habe mich brav erholt. Keine Form körperlicher Ertüchtigung.“ Setsunas linke Braue zuckte. „Gut zu wissen. Sie können sich wieder anziehen.“ Sie griff nach Harukas Krankenakte und setzte sich hinter ihren Schreibtisch, ihrer Patientin gegenüber. Ein paar Notizen, dann sah sie wieder auf. „Treten Sie in dieser Woche weiterhin noch etwas kürzer, bis zum Schuljahresende bleiben Sie vom Sportunterricht befreit und kommen Sie am Mittwoch zum Fäden ziehen. Alle Achtung, Tenoh-san. Dass sich Ihr Körper so schnell nach solch einer Tortur erholt, ist bemerkenswert.“ „Das liegt an der guten Pflege“, zwinkerte Haruka, ihr Hemd zuknöpfend. „Das Mädchen?“ Die Blondine nickte. „Haben Sie ihr das schon mal gesagt?“ Harukas Augen trafen die Setsunas. >Ganz schön private Fragen…< „Sicher nicht oft genug. Für sie würde ich jede Kugel abfangen.“ Mit einem gezwungenen Lächeln empfang Haruka Sanji vor seiner neuen Wohnung. Schon gestern hatte sie weniger Zeit mit Michiru verbringen können, weil sie zum Arzt musste, heute sollte sie Sanji und Takuzo bei ihren Umzügen helfen und morgen musste sie erst zum Fäden ziehen und anschließend zur Pressekonferenz. Wenigstens hatte Michiru versprochen, sie dahin zu begleiten. „Kannst du mal aufhören, mich so vorwurfsvoll anzustarren?!“ Schwer atmend stellte Sanji einen seiner Kartons ab. „Mach ich doch gar nicht!“, rechtfertigte sich Haruka. „Doch, und wie! Und zickig bist du auch noch. Ist ja kaum auszuhalten.“ „Sei froh, dass ich überhaupt hier bin. Eigentlich bin ich noch krankgeschrieben.“ Sanji schluckte. Er wollte dem Thema aus dem Weg gehen. Bis vor kurzem war er der Einzige gewesen, der genauer über Harukas Verhältnis zu Hikaru Bescheid wusste. Er hatte betreten geschwiegen, als sie sich vor gut einer Stunde von ihrem Trainer eine Standpauke hatte anhören müssen. Takuzo hatte nicht glauben können, dass sich sein Schützling ihm nicht anvertraut hatte. „Ich sag ja schon nichts mehr…“, gab Sanji kleinlaut zurück und begann damit, seine Küchenschränke einzuräumen. Seine Einladung zum Abendessen hatte Haruka abgelehnt. Mit ihrer schlechten Laune wäre sie für ihre alten Teamkollegen ohnehin keine angenehme Gesellschaft gewesen. Nun lag sie in ihrem Bett, vermisste ihren Engel und wartete auf den erlösenden Schlaf, der die Zeit endlich wieder schneller vergehen ließ. „Was gibt´s da so zu grinsen?“ Haruka hatte die Augen geschlossen, als sich Setsunas Hände ihrer Stirn näherten, um die Strips von ihrer Schläfe abzuziehen. „Keine Ahnung. Fühlt sich einfach gut an, von einer so schönen Frau umsorgt zu- AUTSCH!“ Empört sah sie zu der Ärztin auf, die ihr gerade anscheinend mit voller Absicht in ihren noch nicht ganz verheilten Cut gestochen hatte. Setsuna nagelte sie mit ihrem Blick fest. „Ich hoffe, solche Sprüche klopfen Sie nicht bei jeder Frau!“ Haruka hob die Brauen. „Was? Ähm, nein… Ich wollte Ihnen nur ein kleines Kompliment machen. Aber gut, dann nehme ich es gleich wieder zurück“, antwortete sie in gereiztem Tonfall. Setsuna seufzte. „Hauptsache, Sie heben sich noch welche für Michiru auf.“ Haruka schloss wieder ihre Augen. „Keine Sorge. Ich sagte doch, dass sie mir alles bedeutet. Sie hat morgen übrigens Geburtstag.“ „Ach ja? Schon ein Geschenk?“ Abermals begann Haruka zu grinsen. „Jap. Aber das bekommt sie erst später. Ist noch nicht vollständig gebucht.“ „Gebucht?“ „Ich will sie entführen. Ins Warme. Sobald wir unser Abschlusszeugnis haben.“ Setsuna zögerte. Vorsichtig tupfte sie eine Salbe auf Harukas Cut. Dann lehnte sie sich gegen ihren Schreibtisch und wartete darauf, dass Haruka ihre Augen von selbst öffnete. Endlich trafen sich ihre Blicke. „Ich hoffe, das haben Sie mit ihren Eltern abgesprochen?!“ Haruka blinzelte ungläubig. Wieso interessierte sich ihre Ärztin eigentlich so für ihre Beziehung? „Noch nicht. Ihr Vater ist aber schwer in Ordnung. Er wird sicher nichts dagegen haben.“ „Und ihre Mutter?“ Haruka senkte die Lider. „Stiefmutter. Keine Ahnung. Ich kenne sie nicht. Aber Michiru spricht nur in den höchsten Tönen von ihr.“ Abrupt stand sie auf, ging zu einem kleinen Spiegel, der an der Wand gegenüber hing und begutachtete die frische Narbe. „Ich freue mich schon darauf, sie hoffentlich bald mal kennenzulernen.“ Nachdem Haruka einen Abstecher in ihre Wohnung unternommen hatte, um ihre Schuluniform gegen eine Jeans und ein schwarzes Hemd zu tauschen, bog sie mit ihrer Yamaha jetzt wieder in Michirus Straße ein. Die Malerin wartete bereits vor der Tür. Sie hatte sich nach der Schule von ihrer Freundin zuhause absetzten lassen, um selbst in eine blaue Bluse und eine mattschwarze Kunstlederleggins zu schlüpfen und ihr Makeup aufzufrischen. Trotz des Visiers an ihrem Helm konnte Haruka ihren lüsternen Blick nicht verbergen. Michiru setzte sich ihren Helm auf, schwang ein Bein über die Maschine und schmiegte sich eng an die Rennsportlerin. „Sprachlos?“ Haruka schluckte. Sie saß kerzengerade, spürte jede Rundung der Schönheit hinter ihr. Die schnurrende, leise Stimme sorgte endgültig für eine Gänsehaut. „Du musst losfahren. Sonst kommen wir zu spät“, fügte Michiru flüsternd hinzu. Auf dem Parkplatz, der zum Bürokomplex von Harukas neuem Rennstall gehörte, wimmelte es bereits von Journalisten. Allerdings schoss niemand Fotos. Das war Teil der Abmachung. Rahmenbedingungen für die Pressekonferenz. Takuzo und Sanji warteten in der Eingangshalle ungeduldig auf Haruka. Neben den beiden stand der Pressesprecher des Hauptsponsors. Es war ein kleingewachsener Mann mit blondem Haar und grauen Augen, der Haruka noch vor den Anderen begrüßte und sie augenblicklich mit Verhaltensregeln überhäufte. Er führte das Quartett in ein Büro, in dem Harukas neue Teamkollegen warteten. Asai Yusako thronte an der Spitze des breiten Tisches aus massivem Eichenholz und starrte in die Leere, bis die Hauptakteure des heutigen Treffens eintrafen. Augenblicklich erhob er sich, legte Haruka einen Arm über die Schultern und führte sie hinaus in den Korridor, um mit ihr unter vier Augen zu sprechen. „Okay, Tenoh-san“, begann er sofort, „Um das klarzustellen, Ihr Onkel ist ein Schwein.“ Haruka hob überrascht die Brauen. „Ich hoffe, dass er hinter Gitter wandert und da nie wieder rauskommt. Dass Sie nun nicht gerne über ihn reden wollen, ist verständlich. Ich verstehe, dass Sie am liebsten alles vergessen würden, was zwischen Ihnen und ihm vorgefallen ist. Diese Pressekonferenz gilt hauptsächlich Ihrem neuen Vertrag, aber machen wir uns nichts vor. Die wollen wissen, was passiert ist. Selbst wenn wir mit dem Rauswurf drohen, werden die Fragen stellen. Die werden fragen, was in Nagoya war, so oder so. Also haben wir vereinbart, dass Sie von vornherein die Karten auf den Tisch legen.“ Haruka senkte den Blick. Sie ahnte, wohin das Gespräch führen würde. „Sobald die Konferenz eröffnet wurde, werden Sie zu Ihrem Onkel Stellung beziehen. Auch zu Ihrer… nennen wir es ‚Flucht‘ aus Nagoya. Dann erst werden wir uns dem eigentlichen Punkt zuwenden: Ihrem Vertrag.“ Haruka schwieg. „Ich weiß, dass Sie sich das anders vorgestellt haben, aber nur so wird das was. Wir könnten das Thema ignorieren, aber binnen Minuten würde das reinste Chaos ausbrechen.“ Haruka nickte. Mit dem gesamten Team wurde noch einmal alles durchgesprochen. Yusako, Takuzo, der Pressesprecher, der Chefmechaniker, ein weiterer Fahrer des Teams, Haruka und Michiru sollten sich den Journalisten stellen. Es war klar, dass Haruka auch zu ihrer Beziehung mit Michiru befragt werden würde, also entschied die Malerin von sich aus, dass sie mit auf die Bühne gehörte. Jetzt war es soweit. In einem benachbarten Büro herrschte bereits aufgeregtes Stimmengewirr, das weiter anschwoll, als das Team den Raum und die Bühne betrat. Als alle hinter ihren Mikros platzgenommen hatten, stand der Pressesprecher auf und verkündete abermals die Rahmenbedingungen für diese Konferenz. Als er sich gesetzt und Haruka auffordernd zugenickt hatte, verstummten auch die letzten Journalisten. Die Pressekonferenz dauerte volle zwei Stunden an. Nachdem Haruka für sich das Thema rund um Hikaru beendet hatte, wurden einige der Journalisten so aufdringlich, dass sie von der Security rausgeworfen wurden. Die dadurch erworbene Ordnung wurde bald wieder auf den Kopf gestellt, als Michiru mit Harukas Vergangenheit als Herzensbrecherin konfrontiert worden war. Hin und wieder wurden doch noch seriöse Fragen gestellt, unter anderem zu der Karriere der Violinistin, die durch ihre Beziehung mit dem Rennprofi ohne Frage einen Schub bekommen würde. Aber auch in diesem Punkt wurden einige Gäste so dreist, dass sie den Raum verlassen mussten, bevor endlich das eigentliche Hauptthema – Harukas neuer Vertrag und die kommende Saison – angesprochen wurde. Erschöpft ließ sich Michiru in Harukas Arme fallen. Mittlerweile standen sie wieder im benachbarten Büro im Kreise des neuen Teams, abgeschirmt vor neugierigen Kameras und Journalistenaugen. „Sind Pressekonferenzen immer so anstrengend?“, seufzte sie resignierend. Haruka atmete tief durch und vergrub ihr Gesicht in der welligen Mähne. „Das kommt immer auf die Themen an. Wir hatten heute viele Kategorien. Und einige davon gingen weit ins Private. Dafür hast du dich aber wirklich gut geschlagen.“ „Findest du? Ich weiß nicht… Ein paarmal hab ich mich ziemlich nackt und überfordert gefühlt.“ Eine tiefe Stimme antwortete ihr: „Ihr wart wirklich gut. Ihr beide. Dass du dich irgendwie nackt fühlst, ist normal, Michiru-san. Natürlich ist das unangenehm, aber glaub mir, wenn du diese Geier nicht genug fütterst, werden die dein Privatleben zerreißen.“ Michiru drehte sich um und sah in die gütigen Augen Harukas Trainers. Er und einige Kollegen wollten Haruka und Michiru zum Abendessen einladen, die jedoch dankend ablehnten. Es war schon nach neun und in solch großer Runde würde der Abend sicher nicht vor Mitternacht enden. Die Journalisten hatten in der Zwischenzeit auch den Parkplatz geräumt und Harukas Yamaha stand etwas verlassen abseits der Fahrzeuge ihrer Teammitglieder. Michiru wanderte abwesend neben der Athletin her durch die Dunkelheit. Plötzlich blieb die Blondine stehen und Michiru sah fragend auf. „Du warst fantastisch. Mach dir keine Sorgen. Du hast alles richtig gemacht. Die lieben dich. Wie könnten sie das nicht tun?“ Michiru lächelte verlegen. „Meinst du? Ein paar Fragen waren doch sehr speziell… Und ich bin mir nicht sicher, ob ich immer das ausdrücken konnte, was ich wollte… Zum Beispiel wegen meiner Karriere. Ich glaube, ein paar von denen glauben immer noch, ich wäre mit dir zusammen, um berühmt zu werden…“ Sofort zog Haruka ihre Freundin in ihre Arme. „Rede nicht solchen Quatsch. Ich weiß, dass es nicht so ist. Alles andere ist nebensächlich. Außerdem waren auch etliche seriöse Zeitschriften dabei. Sicher wird auch dein Bild in den nächsten Tagen wieder mehr durch die Medien gehen, aber nur, um dich vorzustellen. Als Künstlerin. Als Geigerin. Als die wundervolle Frau, die mich erobert hat.“ Haruka festigte ihr Versprechen durch einen innigen Kuss, den Michiru bald nur noch erwidern konnte. „Was machen wir heute noch?“, fragte Haruka, nachdem sie sich wieder von der Streicherin gelöst hatte. Ihre Atmung hatte sich beschleunigt und ihre Wangen hatten einen hitzigen Rotschimmer angenommen. Michiru tippte ihr grinsend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Du, meine Liebe, bringst mich schön nach Hause. Wir haben morgen Schule. Vergiss das nicht.“ Haruka stöhnte genervt. „Aber ein schnelles Abendessen ist doch noch drin, oder nicht?“ Mit ihren Händen auf Michirus Rücken drückte sie die Malerin eng an sich und sah ihr bettelnd in die Augen. „Zum Schlafen ist es noch zu früh und ohne dich weiß ich nichts mehr mit mir anzufangen.“ Die Schwimmerin versuchte gar nicht erst, einen Seufzer zu unterdrücken. Stattdessen griff sie energisch in Harukas Nacken, um sie erneut zu küssen. „Nur ein kurzes Abendessen. Ohne Dessert. Ohne Absacker. Und um zehn ist Feierabend, verstanden?“ >War ja wieder klar! Ausgerechnet heute spinnt dein verdammtes Handy! Natürlich!< Wie besessen raste Haruka durch Tokios Straßen. Im Slalom schlängelte sie sich durch den Verkehr, flog noch kurz nach der Gelbphase über Kreuzungen, kümmerte sich nicht um die Geschwindigkeitsbegrenzung. Gerade, als sie ihre Maschine zum Stehen brachte, zog Michiru die Eingangstür hinter sich zu. „Hey, mein Engel!“ Schon stand Haruka vor ihr, hob sie hoch und küsste stürmisch ihre Lippen. Automatisch hatte Michiru ihre Pianistin umklammert, schreckte jedoch sofort wieder zurück. Haruka verstand sie ohne Worte. „Schon gut, alles bestens. Ist nur noch ein blauer Fleck. Tut überhaupt nicht mehr weh.“ Michiru war zunächst skeptisch, konnte der Anziehungskraft der Athletin jedoch nicht länger widerstehen. Ihr war nicht aufgefallen, wie sie von Haruka zu ihrem Motorrad getragen worden war. Jetzt wurde sie behutsam auf dem lederbespannten Sitz abgesetzt. „Happy Birthday, mein Liebling“, flüsterte ihr der Rennprofi zu. „Deine Geschenke gibt´s später.“ „Geschenke? Mehrere?“ Die Blondine grinste. „Ja. Das Erste sollst du übermorgen bekommen. Wenn du nichts anderes vorhast. Und vielleicht… Also wenn du keine Einwände hast… Würde ich gerne da weitermachen, wo wir letztes Wochenende aufgehört haben.“ Haruka wollte den Kuss schon wieder aufnehmen, als ihr die Malerin den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Okay. Aber diesmal fragst du selbst. Heute Nachmittag kommen Mamoru und Usagi zum Kaffeetrinken. Und dich will ich dabei haben.“ „Was machst du denn so lange? Ich sagte doch, du brauchst dich für meine Familie nicht raus zu putzen.“ „Ich putze mich nicht raus…“ Haruka war schon vor Minuten in ihrem Schlafzimmer verschwunden, um sich etwas ‚Angemesseneres‘ anzuziehen. In einer schwarzen Hose und einem royalblauen Top kam sie endlich wieder heraus. Außerdem schlüpfte sie in ein weißes Hemd, das sie bis unter die Brust zuknöpfte. „Bin ja schon fertig…“ Sie schloss gerade den letzten Knopf, als Michiru plötzlich vor ihr stand. Die Schwimmerin richtete Harukas Kragen, strich anschließend über den weißen Stoff. „Ich liebe deinen Stil, Haruka. Egal, ob feminin oder maskulin. Dir steht irgendwie beides.“ Ihre Augen wanderten über den kräftig gebauten und dennoch weiblichen Körper. Als sie aufsah, blickte sie in ein noch glücklicher strahlendes Grün, als sie es je gesehen hatte. „Was ist?“, grinste die Streicherin verliebt. Haruka legte ihre Hände in Michirus Taille, zog sie eng an sich und küsste zärtlich ihren Hals. Dann hauchte sie ihr ins Ohr: „Ich könnte längst nicht mehr aufzählen, weshalb ich dich liebe, denn du bringst mir immer wieder neue Gründe.“ Verspätet erreichten Haruka und Michiru die Wohnung der Familie Kaioh. Kaum hatte Michiru die Wohnungstür geöffnet, sprang ihr schon Hotaru in die Arme. Haruka folgte ihrer Freundin zögerlich. Vorsichtig riskierte sie einen Blick ins Wohnzimmer. Usagi, Mamoru und Toshio saßen bereits an der gedeckten Kaffeetafel. Die Männer unterhielten sich angeregt, Usagi hingegen schien ihren Träumen nachzugehen. Als Haruka in ihr Blickfeld trat und ihr zuzwinkerte, schrak sie erst auf, bevor sich ihre Mundwinkel weit nach oben zogen und sie aufstand, um die Sportlerin mit einer stürmischen Umarmung zu begrüßen. „Ist Mama noch in der Küche?“, fragte Michiru, nachdem sie ihr Geschenk von Mamoru und Usagi, eine neue Ausrüstung zum Zeichnen mit allem Drum und Dran, ausgepackt hatte. Die Antwort hatte sich erübrigt, als plötzlich die Tür aufging und Setsuna die Geburtstagstorte hereintrug. Haruka hatte gerade ein Gespräch mit Usagi anfangen wollen, als die von der in der Tür erscheinenden Torte abgelenkt wurde. Grinsend folgte Haruka ihrem Blick. Dann erstarrte sie. Ihre Brauen zogen sich ungläubig zusammen, ihre Lippen kräuselten sich vor Skepsis. Setsuna hatte Haruka augenblicklich erspäht. Michiru kam ihr entgegen, um ihr den Kuchen abzunehmen. „Setsuna, das ist…“ Sie hielt inne. Fragend sah sie von ihrer Stiefmutter zu ihrer Freundin. Setsuna setzte sich endlich in Bewegung und wollte der Blondine die Hand reichen. Ihre granatroten Augen strahlten Wärme, Offenheit und Fürsorge aus, doch ließen sie die gelähmte Haruka nicht aus ihrem Bann. „Hallo, Tenoh-san.“ Die Athletin wollte antworten, nahm den Handschlag jedoch sprachlos an. „Was ist los? Warum so wortkarg? So kenne ich Sie doch gar nicht“, lächelte die Ärztin noch breiter. „Ihr kennt euch schon?“ Michiru beobachtete die Begegnung noch immer voller Neugierde. Haruka nickte langsam, Setsuna hingegen erklärte ausführlicher: „Sicher. Tenoh-sans schnelle Genesung ist nicht allein dein Verdienst, Chiru.“ Michiru hob die Brauen, stellte die Torte auf dem Tisch ab und wandte sich wieder den beiden Frauen zu. „Wieso hast du denn nicht gesagt, dass Setsuna deine Ärztin ist, Haruka?“ Die Pianistin war noch immer gelähmt. „Ich… ähm… Ich wusste nicht, dass… Also es war mir nicht klar…“ „Ich glaube, Tenoh-san hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet in meinem Wartezimmer landen würde“, zwinkerte Setsuna. Langsam erwachte Haruka aus ihrer Starre. „Ähm, Haruka reicht vollkommen aus.“ Endlich schüttelte sie auch die ihr angebotene Hand. „Okay. Dann bestehe ich auch auf Setsuna.“ Kaum hatten Harukas Finger die zarte, warme Haut berührt, legte sich ihre Anspannung. Ihr Griff wurde fester. „Also gut. Setsuna. Jetzt ist wirklich offensichtlich, weshalb Michiru immer so von ihrer Mutter schwärmte.“ Die linke Braue der Ärztin hob sich. So schnell war die Unsicherheit der Herzensbrecherin verflogen. 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