Quick Time Event von Flordelis ================================================================================ Kapitel 8: Genau wie mein Vater mir damals. ------------------------------------------- [LEFT]Da Faren nicht wusste, wann Cowen mit der Arbeit anfing – er wusste ja nicht einmal, wo er arbeitete – wartete er einfach schon ab sechs Uhr morgens. Vincent hatte er erzählt, dass er zu einem wichtigen Treffen nach Abteracht gehen musste, das verschaffte ihm mindestens fünf Stunden. Er saß ein paar hundert Meter vom Haus entfernt in seinem Wagen – ein alter gebrauchter dunkelblauer Ford Fiesta, der günstig zu haben gewesen war und seinen Zweck erfüllte –, den Cowen sicher nicht kannte, nicht einmal vom Vorabend, so dass er hoffentlich nicht auffiel.[/LEFT] [LEFT]Normalerweise schlief er um diese Zeit noch oder war gerade erst ins Bett gegangen, aber nicht nur wegen seines Jobs. Schon vor diesem war er eine Nachteule gewesen, jetzt hatte er lediglich auch eine Arbeit, die ihm das ermöglichte, statt ihm dazwischenzufunken. Um nicht einzuschlafen, befütterte er seinen lodernden Hass gegenüber Cowen stetig, was nicht schwer war. Ein Mann wie er, der nicht einmal davor zurückschreckte, seinen eigenen Bruder zu misshandeln, musste einfach gehasst werden. Für alle Fälle trank er dazu noch einen Kaffee, den er sich unterwegs gekauft hatte. Der Plastikbecher war noch heiß, aber dennoch behielt er ihn stets in der Hand, was auch dazu beitrug, dass er nicht einschlief.[/LEFT] [LEFT]Nachbarn von Cowen liefen oder fuhren an ihm vorbei, schenkten ihm aber kaum einen Blick jenseits des neugierigen Blitzens, sobald ihnen auffiel, dass er nicht hierher gehörte. Selbst als er einem von ihnen zuwinkte, wandte dieser nur geradezu empört das Gesicht wieder ab. Es war definitiv nicht die Nachbarschaft, die Faren sich ausgesucht hätte.[/LEFT] [LEFT]Parthalan würde es hier aber vermutlich lieben.[/LEFT] [LEFT]Als es auf sieben Uhr zuging – und er keinen Kaffee mehr hatte –, überlegte er, ob Cowen möglicherweise arbeitslos war. In diesem Fall könnte er ewig darauf warten, dass der Mann verschwand. Aber nein, er konnte sich nicht vorstellen, dass eine derart überhebliche Gestalt nicht arbeitete. Außerdem stand ein blitzblank aussehender schwarzer Neuwagen in der Einfahrt, den konnte man sich nicht vom Arbeitslosengeld leisten; ihm gelang das ja nicht einmal mit seinem Gehalt von Abteracht.[/LEFT] [LEFT]Endlich – pünktlich um 7:15 Uhr – öffnete sich die Tür des Hauses. Cowen trat heraus, natürlich in einem Anzug, der aussah als käme er gerade aus einer Reinigung, in seiner Hand trug er eine teuer aussehende Aktentasche. Er warf einen kurzen Blick ins Gebäude zurück – möglicherweise sagte er noch etwas zu Ferris –, dann verschloss er die Tür; so gründlich, dass er sogar noch einmal testete, ob sie wirklich zu war. Erst als er damit zufrieden war, lief er zum Auto hinüber. Faren rutschte tiefer auf seinem Sitz, um nicht gesehen zu werden. Sämtlicher Hass, den er empfand, flammte noch einmal stärker auf. Wäre sein Körper ein Gebäude, so gelang es diesem Gefühl, sogar den Dachfirst zu erreichen.[/LEFT] [LEFT]Cowen setzte sich in den Wagen, legte die Tasche fein säuberlich auf den Beifahrersitz und kontrollierte dann alle Spiegel. Er verstellte nichts, also gehörte es möglicherweise einfach zu seinem gewöhnlichen Ablauf. Obwohl es harmlos war, hätte Faren ihn dafür am liebsten zu Boden geschlagen. Schließlich startete er das Auto und fuhr los.[/LEFT] [LEFT]Um auf keinen Fall noch entdeckt zu werden, lehnte Faren seinen Oberkörper auf die Seite. Dazu hob er seine linke Hand an seinen Mund und begann damit, auf den Knöcheln zu nagen. Er versuchte so, seine Wut ein wenig in den Griff zu bekommen, aber es gelang ihm kaum. Am liebsten hätte er seinen eigenen Wagen benutzt, um Cowen in einen Unfall zu verwickeln, bevorzugt mit tödlichem Ausgang. Aber das war eine dumme Idee, wie ihm sofort bewusst wurde. Zum einen konnte er nicht ausschließen, dass er ebenfalls schwer verletzt oder gar getötet wurde, außerdem würde sein Wagen dabei in Mitleidenschaft gezogen – und dann war da noch der ganze Ärger mit der Polizei und mit Vincent, der dabei unwiderruflich entstünde.[/LEFT] [LEFT]Außerdem ist es natürlich falsch, Leute zu töten, yare yare yare.[/LEFT] [LEFT]Der Wagen fuhr langsam an ihm vorbei, dafür schien er ewig zu brauchen. Plötzlich überkam ihn der Gedanke, dass Cowen ihn trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen entdeckt hatte, dass jeden Moment seine Tür geöffnet und er rausgezogen und geschlagen wurde, bis seine Knochen brachen und splitterten. Sein Puls schnellte schlagartig in die Höhe, gemeinsam mit seiner Atmung. Er fühlte sich zurückversetzt in seine Kindheit, als er bei jedem kleinen Geräusch fürchten musste, von seinem Vater zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die Schmerzen in seinem gesamten Körper, das Brennen in seiner Speiseröhre, nachdem er sich übergeben hatte, die Tränen auf seinem Gesicht, an all das erinnerte er sich, während er so dalag und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Im Moment könnte er Vincents beruhigende Stimme gebrauchen. Seine andere Hand griff bereits nach seinem Telefon, aber noch konnte er sich beherrschen. Wie erbärmlich wäre das, jetzt bei Vincent angekrochen zu kommen? Nur um zu hören, dass er projizierte?[/LEFT] [LEFT]Als die Geräusche des anderen Motors endlich in der Ferne verklangen, normalisierte sich sein Zustand langsam wieder. Vorsichtig setzte er sich aufrecht hin, wobei er erwartete, in Cowens Gesicht zu starren – doch die Straße war leer.[/LEFT] [LEFT]Faren atmete erleichtert auf. Nun war er aber umso mehr überzeugt, dass er Ferris aus diesem Haus rausholen müsste. Er könnte nicht bei seinem Bruder bleiben, wenn er auch nur halb so schlimm war wie Farens Vater. Nicht jeder konnte das durchstehen. Selbst ihm war das nicht wirklich gelungen.[/LEFT] [LEFT]Statt weiter zu zögern oder doch noch Vincent anzurufen, stieg er aus dem Auto. In der kühlen Morgenluft fröstelte er erst, aber das durfte ihn nicht abhalten. Er warf einen Blick in beide Richtungen der Straße. Sie war leer, Cowen war wirklich fort. Wenn er ihn richtig einschätzte, käme er in den nächsten acht Stunden bestimmt nicht zurück, weil er gewissenhaft mit seiner Arbeit beschäftigt war. Selbst wenn er zum Mittagessen heim käme, so wie sein Vater früher, blieben Faren mindestens vier Stunden.[/LEFT] [LEFT]Mit großen Schritten überquerte er die Straße, bis er vor der Haustür stand. Er könnte klingeln, aber da abgeschlossen worden war, glaubte er nicht, dass Ferris öffnen würde. Also musste er sich etwas anderes überlegen.[/LEFT] [LEFT]Er ging an der Mauer entlang. Die Fenster kamen nicht in Frage, sie waren alle geschlossen und in diesem Zustand schwer zu öffnen, ohne dabei Schaden zu verursachen. Außerdem wäre er vorne zu schnell einem Nachbarn aufgefallen, der dann vielleicht die Polizei rief – und das wollte er aus offensichtlichen Gründen lieber vermeiden.[/LEFT] [LEFT]Also bog er um die Ecke, aber die Fenster an der Seite waren ebenfalls geschlossen und zu gut einsehbar. Hinter dem Haus fand er einen gut gepflegten Rasen vor, der von einem hohen Zaun umgeben war; Cowen wollte also auch von seinen Nachbarn nicht beobachtet werden. Die ebenerdigen Terrasse, die nur aus steinernen Platten bestand, schien regelmäßig von jemandem geputzt zu werden. Normalerweise wuchs in solchen Ritzen auch immer Gras, aber hier war nichts davon zu sehen.[/LEFT] [LEFT]Natürlich nicht, darauf achtet er bestimmt auch immer.[/LEFT] [LEFT]Er wusste nicht viel über Cowen, aber bislang sah es ganz danach aus, als lege er viel Wert auf Perfektion. Jedenfalls für alles, was sichtbar war. Seine Manieren könnten dagegen noch ein paar Lektionen vertragen, bevor sie ebenfalls seinen Ansprüchen entsprachen.[/LEFT] [LEFT]Seine Aufmerksamkeit wandte sich der Terrassentür zu. Sie war geschlossen, aber das hatte er schon erwartet. Zu seinem Glück handelte es sich dabei aber um eine solche, die auch von außen aufgeschlossen werden konnte. Möglicherweise wurde sie auch als Hintertür genutzt oder war zumindest als solche gedacht.[/LEFT] [LEFT]Er tastete seine Taschen ab, wobei ihm auffiel, dass seine linke Hand schmerzte. Als er vorhin darauf gebissen hatte, musste er sich verletzt haben, ohne es zu merken. Aber auch das war kein Grund für ihn, aufzugeben, es blutete auch nur ein wenig.[/LEFT] [LEFT]Schließlich beförderte er den gesuchten Draht und die Feile zutage. Damit kniete er sich vor die Tür und versuchte das Schloss zu knacken. Er hatte nicht viel Erfahrung darin und es seit Jahren nicht mehr getan, deswegen dauerte es länger als ihm lieb war. Diesen Skill hatte er auf der Straße von einem Trickdieb gelernt, der hin und wieder auch gern in kleinere Läden eingebrochen war. Dafür hatte Faren das nie genutzt, er war nur in leerstehende Häuser eingedrungen, ohne dafür Fenster einzuschlagen, damit die Kälte keinen Einzug halten konnte. Bei einer solchen Aktion war er dann Kieran begegnet, während dieser gerade auf der Jagd gewesen war.[/LEFT] [LEFT]Er fluchte innerlich, als er mit der Feile abrutschte und einen hässlichen Kratzer am Schloss hinterließ. Warum musste er gerade jetzt wieder an Kieran denken?[/LEFT] [LEFT]Rasch verscheuchte er den Gedanken, um sich erneut dem Einbruch zu widmen. Dabei tröstete er sich damit, dass es für eine gute Sache war. Er wollte Ferris helfen, indem er ihn von diesem Ort wegholte, dafür musste er eben zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Wenigstens kam ihm hier zugute, dass Cowen diesen großen Zaun aufgestellt hatte, so konnten die Nachbarn ihn nicht bei seinem Einbruchsversuch beobachten. Obwohl die Chancen gut standen, dass es ohnehin niemanden interessierte. Vermutlich war Cowen schließlich mit keinem von ihnen befreundet oder auch nur bekannt. Aber er musste sichergehen.[/LEFT] [LEFT]Nach einer viel zu langen Zeit gab das Schloss endlich nach und die Tür ließ sich öffnen. Faren atmete auf, dann betrat er das Haus so leise wie möglich. Schließlich wollte er Ferris ja nicht erschrecken.[/LEFT] [LEFT]Kaum stand er im Wohnzimmer, aktivierte sich sofort sein Jäger-Sinn. Er spürte die Überreste eines machtvollen Dämons, genau hier, in diesem Raum. Aber nichts deutete auch nur im Entferntesten auf einen Kampf oder irgendeine Art von Zerstörung hin. Welche Form mochte der Dämon besessen haben? Was hatte er hier gewollt? Und warum war um das Haus herum nichts von ihm zu spüren gewesen?[/LEFT] [LEFT]Die Sorge um Ferris übernahm die Oberhand. Er achtete nicht mehr darauf, ob er leise war, sondern durchschritt das Erdgeschoss so schnell wie möglich und ging nach oben. Er wusste noch genau, hinter welchem Fenster er den Schemen gesehen hatte, vor der entsprechenden Tür blieb er wieder stehen. Er klopfte erst einmal, auch wenn seine Angst ihn dazu bringen wollte, direkt hineinzustürmen, nur um zu sehen, wie es ihm ging. Aber wenn er Ferris einen Herzinfarkt bescherte, war ihm auch nicht geholfen.[/LEFT] [LEFT]„Herein“, erklang es höflich aus dem Inneren.[/LEFT] [LEFT]Faren öffnete die Tür. Vincent hatte ihm einmal erklärt, dass der persönliche Lebensraum eines Menschen viel über diesen aussagen konnte, aber hier wäre selbst er überfragt gewesen. Abgesehen von einem gänzlich weiß bezogenen Bett, einem einfachen Tisch, einem Schrank und einem Bücherregal – in dem nur Sachbücher standen – gab es nämlich nichts in Ferris' Zimmer, nicht einmal Poster oder zumindest Bilder an den Wänden. Es überraschte Faren aber nicht, denn es sah fast genauso aus wie bei ihm damals und das stärkte seinen Verdacht nur umso mehr.[/LEFT] [LEFT]„Faren?“[/LEFT] [LEFT]Ferris' Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn. Sein Freund saß auf dem Bett und sah ihn mit großen Augen an. „Bist du echt da?“[/LEFT] [LEFT]Faren schloss die Distanz zwischen ihnen und setzte sich neben ihn. Er musterte, was er von Ferris sehen konnte, aber er entdeckte keine Verletzungen. Das musste jedoch nichts bedeuten. „Was hat er dir angetan?“[/LEFT] [LEFT]„W-wovon redest du?“ Seine Stimme zitterte.[/LEFT] [LEFT]„Ich weiß, dass er dir etwas angetan hat. Genau wie mein Vater mir damals.“ Er hatte Ferris einen Teil seiner Geschichte erzählt, ohne ins Detail zu gehen, also müsste er wissen, was er meinte. „Deswegen kann ich nicht zulassen, dass er das weiterhin macht!“[/LEFT] [LEFT]„Nein!“, protestierte Ferris sofort. „Cowen tut mir nichts an! Er ist ein guter großer Bruder!“[/LEFT] [LEFT]Er leugnete es, natürlich. Faren hatte das damals auch getan, vor den Lehrern, der Polizei, dem Jugendamt … einfach vor allen, die ihn irgendwann einmal gefragt hatten. Deswegen wusste Faren auch, dass es schwer werden könnte, Ferris zu überzeugen, dieses Haus zu verlassen.[/LEFT] [LEFT]„Wie bist du eigentlich reingekommen?“, fragte sein Freund plötzlich.[/LEFT] [LEFT]„Hm? Oh, ich hab die Terrassentür geknackt.“[/LEFT] [LEFT]Ferris' Augen weiteten sich. „Du kannst das?“[/LEFT] [LEFT]„Ja, ein bisschen. Das hab ich auf der Straße gelernt.“[/LEFT] [LEFT]„Das ist ganz schön cool.“[/LEFT] [LEFT]Faren wollte noch mehr darüber reden, aber da wurde ihm bewusst, dass Ferris nur versuchte, das Thema zu wechseln und ihn abzulenken. Auch eine Taktik, die immer gut funktioniert hatte für ihn.[/LEFT] [LEFT]Statt weiter darauf einzugehen, griff Faren nach dem Handgelenk seines Freundes und rollte trotz dessen Protests einen seiner Ärmel nach oben.[/LEFT] [LEFT]„Du blutest, Faren!“[/LEFT] [LEFT]„Nur ein bisschen, und das ist jetzt auch nicht wichtig.“[/LEFT] [LEFT]Wie erwartet fand er nicht nur Blutergüsse, sondern auch Verbrennungen daran vor, manche der Verletzungen waren sogar älter. „Er hat Feuer benutzt?“[/LEFT] [LEFT]Ferris schüttelte mit dem Kopf. „Das war nur ein Unfall. Als ich heimlich rauchen wollte, Cowen sieht das nämlich nicht so gern.“[/LEFT] [LEFT]„Du hast dir selbst eine Zigarette angezündet?“, fragte Faren skeptisch.[/LEFT] [LEFT]Er erinnerte sich noch gut daran, dass Ferris bei ihrem Treffen zu ängstlich dafür gewesen war. Das hatte sich bestimmt nicht so sehr gewandelt, dass er sich dann sogar verbrannte – mehrmals.[/LEFT] [LEFT]Ferris reckte trotzig das Kinn. „Manchmal mache ich das. Was ist schon dabei?“[/LEFT] [LEFT]„Und die Blutergüsse?“[/LEFT] [LEFT]„Ich schlafwandle, und laufe gegen Türen.“[/LEFT] [LEFT]Das zu diskutieren funktionierte wohl nicht, deswegen ließ Faren seinen Arm wieder los. Allerdings dachte er nicht daran, zu gehen, jedenfalls nicht allein. „Okay, was muss ich tun, damit du jetzt mit mir dieses Haus verlässt?“[/LEFT] [LEFT]„Du kannst gar nichts tun.“[/LEFT] [LEFT]Faren sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Er überlegte fieberhaft, welches Argument ihn damals überzeugt hätte, aber es war nicht einfach. Er war derart eingeschüchtert gewesen, dass er alles getan hatte, was sein Vater von ihm wollte. Selbst für seine eigenen Bestrafungen war er manchmal zuständig gewesen und das auch noch sehr gründlich. Er war nicht einmal aktiv von zu Hause weggelaufen – er war nur einfach nicht mehr zurückgegangen. Deswegen verstand er Ferris' Ablehnung, aber das machte alles nur schlimmer. Er befand sich im Zwiespalt, ohne eine Lösung zu finden, er hatte einfach nicht genug darüber nachgedacht.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich schlich sich Mitleid in Ferris' Mimik. „Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Es ist wie es ist. Aber es ist ziemlich cool, dass du sogar einbrichst, um nach mir zu sehen.“[/LEFT] [LEFT]„Nach gestern habe ich keine andere Möglichkeit mehr gesehen.“[/LEFT] [LEFT]„Ich hab mitbekommen, dass du hier warst.“ Für einen kurzen Moment sah Ferris glücklich aus, doch sofort verfinsterte sich seine Miene. „Aber ich hab auch gehofft, dass du es jetzt gut sein lassen würdest. Cowen war nicht sehr begeistert, dass du hier warst.“[/LEFT] [LEFT]„Das heißt nur, dass ich ein guter Einfluss für dich bin. Deswegen will er mich von dir fernhalten.“[/LEFT] [LEFT]Ferris stieß ein genervtes Stöhnen aus. „Langsam glaube ich, es wäre besser gewesen, dir nie zu begegnen. Es ist alles vollkommen in Ordnung, also kannst du wieder gehen!“[/LEFT] [LEFT]Die Worte trafen Faren mitten in die Brust, aber er ließ sich davon nicht beirren. Sein Freund wurde nur deswegen wütend, weil er auf die Wahrheit pochte. Er machte es genau richtig, auch wenn es schmerzhaft war.[/LEFT] [LEFT]„Wenn alles in Ordnung ist, kannst du mir ja sagen, warum er dich verletzt hat.“[/LEFT] [LEFT]„Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das selbst war!“, brauste Ferris auf. „Ich weiß ja nicht, was du über mich denkst, aber ich bin eigentlich ein ziemlicher Idiot und total ungeschickt. Da passiert einem sowas schon mal. Wir können nicht alle so perfekt sein wie du!“[/LEFT] [LEFT]Den letzten Satz spuckte er geradewegs aus, als sei er etwas Widerliches. Unwillkürlich wich Faren auf dem Bett ein wenig zur Seite, um wieder Distanz zwischen sie zu bringen. Allerdings glaubt er nicht, dass diese Aggression tiefgreifend war. In Ferris' Augen glaubte er, die ersten Anzeichen von Tränen zu sehen. Aber er gab sich erstaunlich viel Mühe, um nicht zu weinen. Schließlich schnaubte er sogar. „Könntest du jetzt bitte einfach wieder gehen? Bevor Cowen zurückkommt und ich noch mehr Ärger wegen dir bekomme?“[/LEFT] [LEFT]Faren wollte ihn gerade darauf hinweisen, dass der andere bestimmt nicht vor Ende seines Arbeitstags zurückkäme, als er draußen plötzlich einen Motor hörte. Ferris sprang auf und huschte ans Fenster. „Das ist er!“[/LEFT] [LEFT]„Kann gar nicht sein.“ Faren stand ebenfalls auf, seine Beine fühlten sich an als wären sie aus Wachs. Er stellte sich neben seinen Freund und stellte fest, dass Ferris recht hatte: Cowen parkte den Wagen gerade in der Einfahrt.[/LEFT] [LEFT]„Das ist eigentlich gar nicht seine Art“, murmelte Ferris. „Hat er hier einen Alarm installiert?“[/LEFT] [LEFT]Faren war allerdings bei einer anderen Erklärung: Die dämonische Aura! Ein Dämon muss es ihm verraten haben![/LEFT] [LEFT]Er müsste Cowen nur mit einem Angriff zuvorkommen, dann könnte er ihn nach Abteracht bringen und Ferris wäre wieder sicher. Dieser Plan könnte auch funktionieren und das sogar ohne jemanden überzeugen zu müssen.[/LEFT] [LEFT]„Du musst jetzt wirklich gehen“, dränge sein Freund. „Cowen dreht sonst durch.“[/LEFT] [LEFT]„Schon auf dem Weg.“[/LEFT] [LEFT]Faren verließ das Zimmer und ging locker die Treppe hinunter, überzeugt davon, dass sein Plan die gewünschten Früchte tragen würde. Unten angekommen hörte er noch, wie die Haustür aufgeschlossen wurde – dann spürte er einen heftigen Schlag auf seinen Hinterkopf. Der Boden kam ihm viel zu schnell entgegen, der Aufprall ließ seine Schulter taub werden, aber er spürte keine Schmerzen. Dafür verschwamm seine Sicht immer mehr, und obwohl er lag, glaubte er zu schwanken. Schwarz polierte Schuhe traten in sein Blickfeld.[/LEFT] [LEFT]„Also stimmt es.“ Cowens Stimme drang nur wie durch Watte zu ihm durch. „Jemand ist hier ins Haus gekommen.“[/LEFT] [LEFT]Ferris sagte etwas, aber die Worte erreichten Faren nicht. Ein schwarzer, immer dichter werdender Schleier legte sich vor seine Augen und nahm gleichzeitig sein Bewusstsein mit sich. Sein Inneres fühlte sich so dumpf an wie schon lange nicht mehr. Wann war das gewesen? Als Kieran nicht zurückgekehrt war?[/LEFT] [LEFT]Mit aller Macht kämpfte er darum, seine Augen offenzuhalten. Er durfte nicht ausgerechnet hier ohnmächtig werden, nicht auf diese Weise, nicht bevor er Ferris gerettet hatte. Das wollte er sagen, seinem Freund zurufen, zu fliehen, solange er konnte, aber seine Lippen bewegten sich nicht. Über so viel Ungerechtigkeit hätte er am liebsten wütend mit den Füßen aufgestampft, egal wie Vincent darüber geurteilt hätte. Unwillkürlich musste er innerlich lachen. Würde er ihm nun immer noch versichern, dass er nur projizierte und es Ferris gut ging?[/LEFT] [LEFT]Cowen kniete sich neben ihn, seine blauen Augen schienen Faren regelrecht aufzuspießen. „Sieht aus als müsste dir jemand endlich Manieren beibringen.“[/LEFT] [LEFT]Für einen kurzen Moment war es, als spräche sein Vater mit ihm. Genau dieselben Worte, derselbe Tonfall. Farens Brust zog sich zusammen.[/LEFT] [LEFT]Aber hinter Cowen glaubte er, noch eine Gestalt auszumachen. Eine Frau. Sie musterte ihn mit Zufriedenheit und einiges an Neugierde. Sie machte keine Anstalten, ihm zu helfen. Sie passte nicht hierher.[/LEFT] [LEFT]Ist sie …?[/LEFT] [LEFT]Dann gelang es ihm nicht mehr, weiterhin die Augen offenzuhalten. Gegen seinen Willen fielen sie ihm zu und er verlor endgültig das Bewusstsein.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. 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