I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 11: Der Neue -------------------- Anna: Immer wieder betrachtete ich den Blondhaarigen aus den Augenwinkeln. So ganz vertrauen konnte ich ihm einfach nicht. „Und du willst wirklich hier bleiben?“, ertönte wie aus dem Nichts seine Stimme. „Ja“, antwortete ich etwas unsicher. „Und dir ist es egal, wie viele Leute er schon auf dem Gewissen hat?“ Ich schluckte. „Daran kann man wohl schlecht etwas ändern“, murmelte ich. Er lachte spöttisch. „Du bist wirklich eigenartig. Er hat versucht dich des Öfteren zu töten und du vertraust ihm doch so viel?! Nur weil er sich von seiner netten Seite zeigt? Pey könnte schnell wieder zu dem werden, wer er war, bevor er dich getroffen hat“, sagte er mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht. „Was meinst du damit?“, wollte ich wissen und wandte mich endlich um. „Pey ist ein Killer. Ihm ist es scheißegal wer sein Opfer ist, Hauptsache er wird satt. Er macht keinen Halt vor Kindern oder zierlichen Frauen, nur weil sein Gewissen ihm einreden könnte, dass es falsch ist.“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Das brauchst du mir doch nicht alles sagen… Das hab ich mir alles schon gedacht. Doch anscheinend hat er sich zum Besseren verändert, daher will ich nicht wissen, was in seiner Vergangenheit passiert ist… Geschehen ist geschehen und das kann man jetzt eh nicht mehr geradebiegen… „Willst du wissen, wie es weitergegangen ist?“ Ich horchte auf. „Aber ich dachte ihr wolltet eine Pause machen…“ „Interessiert mich doch nicht, was die anderen wollen. Ich will hier so schnell wie möglich wieder weg, also kann ich dir den Rest auch so erzählen.“ Zögerlich nickte ich. Es war keiner da, der seinen Teil der Geschichte bejahen konnte, dennoch ging ich nicht davon aus, dass er mich jetzt noch verarschen wollte. Sonst müsste er ja noch länger hier bleiben. ~Rückblende~ „Wie lange müssen wir noch in dieser beschissenen Welt bleiben? Wir haben doch den größten Teil der Reliquien wieder eingesammelt. Vater sollte es dabei beruhen lassen und wir gehen wieder nach Hause!“, motze ich meinen Bruder an, der neben mir auf einem Ast hockte und eine Schule beobachtete. „Jetzt halt doch mal deine Fresse, Rel! Es ist nur noch eine Sache übrig, okay?! Wenn wir das Buch in die Hände bekommen, können wie wieder nach Hause. Es ist echt nicht zum Aushalten mit dir… Vater hätte mir alleine den Auftrag überreichen sollen, dann hätte ich dich nicht an der Backe hängen!“ Raym war schon ziemlich angepisst, da es nicht das erste Mal an diesem Tag war, dass ich rum meckerte. „Ich bin müde“, quengelte ich weiter. „Ich schmeiß dich gleich runter“, knurrte der Türkishaarige mit den goldenen Strähnen. „Für mich ist es zu auffällig, wenn ich da rein spaziere“, zischte er und sah mich durchdringend an. „Waaarte mal, du erwartest doch nicht wirklich von mir, dass ich DA reingehe?!“ „Was denkst du, warum wir die Eingangshallen die ganze Zeit observieren? Wir müssen diesen Type finden, der das Buch gekauft hat…“ Ich verdrehte die Augen. Vor vier Tagen hatten wir von einem Informanten unseres Vaters erfahren, dass das Buch in diese Stadt gelangt war und in einem Laden lag, der sehr schwer zu finden sei. Viele Läufer waren schon ausgeschwärmt, um diesen Laden zu finden, doch bis dato ohne Erfolg. Raym und ich hatten uns sogar unter das Frischfleisch gemischt und umher gefragt… Ja, so tief waren wir schon gesunken. Einen Tag später hatten wir tatsächlich einen brauchbaren Hinweis bekommen und den Laden aufgesucht. Der alte, müffige Verkäufer hatte uns zuerst keines Blickes gewürdigt, doch als mein Bruder direkt auf ihn zugesteuert war und ihn beim Kragen gepackt hatte, hatte er uns registriert. Sein Blick war panisch umher gehuscht. „Wir suchen ein dickes, schwarzes Buch. In der Innenseite prangt ein großes umgedrehtes Pentagramm. Wir wissen dass es in deinem Besitz ist, also rück es raus!“, hatte mein Bruder ihn angezischt. „Ich-ich habe dieses Buch nicht mehr. Ge-gestern kam eine Gruppe j-junger Leute und einer ha-hat es gekauft…“, hatte er gewimmert. Die Augen meines Bruders hatten vor Zorn schon angefangen Türkis zu leuchten. „Wie lautet der Name??“ Der Verkäufer hatte gewimmert und schon Rotz und Wasser geheult, er wolle nicht sterben und er wusste ja nicht dass dieses Buch so wichtig war und, und, und… Das Gejammer hatte ich mir nicht bis zum Ende angehört. Ich hatte mich in der Zwischenzeit ein bisschen umgesehen und interessante Dinge gefunden. Raym hatte kurzen Prozess mit dem alten Sack gemacht und ihm die Kehle rausgerissen, nachdem er endlich brauchbare Informationen bekommen hatte. „Fertig?“, hatte ich ihn gefragt und war wieder zu ihm getreten. Nachdem er genickt hatte, zeigte ich ihm eine Kette, an der ein umgedrehtes Pentagramm hing. Sechs Rubine verzierten es, sie sahen aus wie Blutstropfen. Die Kette hatte ich noch mitgenommen, dann waren wir aus dem Laden gegangen. Mein Bruder hatte noch ein paar Worte gemurmelt und der Laden war in Flammen aufgegangen. Und jetzt waren wir seit verdammten zwei Tagen auf der Suche nach diesem Typen der das Buch gekauft hatte. Die spärliche Beschreibung half uns nicht wirklich weiter, denn es gab einen Haufen schwarzhaariger Typen auf einer Schule. Zum Glück gab es in dieser Stadt nur eine Gesamtschule, was uns unsere Suche sichtlich erleichterte. Der Verkäufer hatte gesagt, dass der Junge ungefähr 1,63m groß war und das Alter hatte er auf 14 oder 15 geschätzt. Also mussten wir nach einem Acht- oder Neuntklässler ausschauhalten. „Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du in der Schule spionierst. Da bekommt man eher was raus, als von hier oben die Schüler zu beobachten, ob sich einer verdächtig verhält“, meinte Raym nachdenklich. „Never!“ „Man Rel, je länger du dich meinen Vorschlägen wiedersetzt, desto länger müssen wir hier bleiben“, seufzte er genervt. „Ach scheiße… Meinetwegen…“, knurrte ich, „Ab morgen geh ich da runter… Es sollte nicht allzu schwer sein, sich dort unterzumischen.“ Mein Bruder nickte und so zogen wir uns für den heutigen Tag zurück. Am nächsten Tag standen wir schon in aller Frühe vor dem Haupteingang. Durch einen kleinen Zauber hatte ich es hinbekommen, mein Aussehen in das eines 14-Jährigen verändert. Glücklicherweise hatte ich meinen schwarzen Rucksack von zu Hause mitgenommen, den ich jetzt notdürftig als Ranzen benutzte. Was Stifte und Blöcke anging, so hatten wir uns gestern wirklich noch auf den Weg gemacht und hatten ein paar gekauft. „Verdammt… ich hab da keinen Bock drauf… Was ist, wenn ich die Beherrschung verliere und jemanden so ganz ausversehen die Kehle raus reiß?“ Raym verpasste mir mit seiner Faust einen Schlag auf den Kopf. „Au! Man, wofür war das denn?“, grummelte ich. „Nicht so laut, du Schwachkopf! Wenn das jemand hört können wir das hier gleich sein lassen!“ Ich kniff meine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Die Schule war menschenleer, als wir eintraten. Da ich mich ja nicht einfach in irgendeine Klasse setzten konnte, musste ich mich zuerst anmelden. Es war mitten im Schuljahr, doch Raym hatte sich eine gute Geschichte ausgedacht, dass sie mich noch aufnehmen würden. Die Sekretärin musterte uns einen Augenblick. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie meinen Bruder. „Mein Name ist Pan Saitan, wir haben einen Termin mit dem Schulleiter.“ „Haben Sie gestern angerufen?“ Raym nickte. Wenigstens unsere richtigen Namen hätte der Idiot ändern können… Die Sekretärin führte uns zum Büro des Schulleiters und klopfte an. Dann verschwand sie einen Augenblick darin, um etwas zu klären. „Du wirst kein Wort sagen, verstanden?! Die Story muss glaubwürdig rüber kommen, also musst du verstört wirken… oder so.“ Ich sah ihn missbilligend an. „Glaub mir, ich bin verstört.“ Er boxte mir in die Seite. „Scheiße man, lass den Mist!“ Die ging auf und wir wurden hereingebeten. Vor dem großen Tisch standen zwei Stühle auf denen wir Platz nahmen. „Guten Morgen“, begrüßte uns der Schulleiter. Er war ein dicklicher Mann mit einem komischen Schnurrbart. In meinen Augen wirkte er echt schräg. Diese aufgesetzte Freundlichkeit, dieses ekelhafte Grinsen. „Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte er, nachdem mein Bruder uns vorgestellt hatte. „Wir sind heute hier, um meinen Bruder wieder in der Schule anzumelden. Vor einem Jahr hatten unsere Eltern einen tödlichen Autounfall und seit dem ist Lucien der Schule ferngeblieben. Wir sind zu dem Endschluss gekommen, dass es vorerst nur ein Versuch ist, ob er schon bereit ist, wieder am Schulalltag teilzunehmen, deswegen bitte ich Sie, meinen Bruder an Ihrer Schule aufzunehmen.“ Der Mann grübelte kurz. „Aber wieso so kurz vor den Sommerferien? Es sind noch knapp vier Wochen bis dahin. Wäre es nicht sinnvoller, Ihren Bruder erst nächstes Jahr einzuschulen?“ „Natürlich wäre das sinnvoller, jedoch wollten wir ausprobieren, ob es nicht doch schon zu früh ist und er sich übernimmt.“ Der Schulleiter nickte. „Das ist ein sehr guter Gedanke. Nun ja, wenn das so ist, kann er die kommenden Wochen gerne die Schule besuchen. Er würde dann nach den Sommerferien im neuen Schuljahr mit den anderen Schülern das Neunte Schuljahr starten, wenn ich das hier richtig lese. Sie sind 14?“ Die letzte Frage war an mich gerichtet und ich nickte zaghaft. Innerlich hätte ich kotzen können. Warum musste ich auch so eine Memme spielen?! „Okay, wenn Sie möchten, können Sie Ihren Bruder gleich hier lassen und er kann sich den heutigen Tag mal ansehen.“ „Das klingt wirklich gut, was meinst du Lucien?“ Wieder nickte ich. Lange würde ich diese Rolle nicht aushalten… Der Schulleiter und Raym regelten noch die restlichen Papiere, dann verabschiedete sich mein Bruder von mir und ich war dem Irrsinn hier alleine ausgesetzt. Zusammen mit dem dicklichen Mann schritt ich die Flure entlang zu dem Klassenzimmer meiner neuen Klasse. „Wenn es Ihnen zu viel wird, kann ich das verstehen. Sie müssen auch nicht auf Anhieb mitmachen. Folgen Sie dem Unterricht so gut Sie können.“ „Sie können mich ruhig Duzen. Sonst komm ich mir so alt vor“, sagte ich mit einem leichten Lächeln. Wenn der Fette wie alt ich wirklich bin. Dem würde die Kinnlade bis auf den Boden reichen. Vor dem Klassenzimmer blieb er stehen und klopfte einmal, dann öffnete er die Tür. Alle Augenpaare richteten sich auf mich und den Dicken. „Guten Morgen“, grüßte er die Schüler, welche ihm sofort zurückgrüßten. „Kai, könntest du bitte kurz mit raus kommen?“ Der Lehrer nickte und gab seinen Schülern noch schnell einen Arbeitsauftrag. Draußen vor der Tür musterte er mich kurz, dann wandte er sich fragend an seinen Chef. „Das hier ist Lucien Saitan. Er wird die letzten vier Wochen noch in deiner Klasse unterkommen. Aus persönlichen Gründen konnte er am Unterricht nicht teilnehmen und sieht sich mal den Unterricht an. Die Arbeiten und Tests wird er nicht mitschreiben, das werde ich den Kollegen auch noch mitteilen.“ Der Lehrer nickte. „Okay, ich denke das wird funktionieren.“ Dabei lächelte er mich freundlich an, was ich ebenfalls mit einem Lächeln registrierte. Dann verabschiedete sich der Rektor und ich war mit dem Lehrer allein. „Lucien war dein Name?“, fragte er mich. Ich nickte. „Ich bin Herr Bartels. Freut mich dich in meiner Klasse willkommen zu heißen. Du brauchst keine Angst haben, deine neuen Mitschüler sind sehr nett und ich denke ihr werdet euch auch gleich ganz super verstehen.“ Dieser Enthusiasmus war nichts für mich, dennoch kam ich hier nicht mehr weg und bedankte mich einfach. Herr Bartels öffnete die Tür und somit begann der eigentliche Teil meines Aufenthalts. Ich musste herausfinden, wer von diesen Pisskindern das Buch gekauft hatte. Kinder erzählten sich so viel, da würde ich bestimmt etwas herausbekommen. In der Klasse kam sofort heftiges Gemurmel auf, als ich mit Herrn Bartels zusammen in den Raum trat. „Leute, seid mal ruhiger. Ich möchte euch euren neuen Klassenkameraden vorstellen. Das ist Lucien Saitan und er wird die letzten vier Wochen ein Teil dieser Gemeinschaft sein. Bitte seid nett zu ihm okay?“ Ein einheitliches Ja wurde durch den Raum gebrüllt. Nun kam die nächste Aufgabe… Wo verdammt sollte ich mich hinsetzten? Ein Junge in der letzten Reihe rief mich dann schließlich zu sich und ich setzte mich neben ihn. „Hi, ich bin Greg“, stellte er sich vor. „Lucien“, antworte ich eintönig und nahm einen Block heraus. Ich hatte noch nicht einmal einen Plan, was das hier gerade für ein Fach war. „Wie kommt es, dass du in den letzten vier Wochen erst hier auftauchst?“, wollte er wissen. Oh man, diese Menschenkinder… Fragten die immer so viel? „Aus persönlichen Gründen“, sagte ich und nahm mir nun einen Stift aus meinem Mäppchen. „Bist nicht so gesprächig, was?“ Ich schüttelte den Kopf. Der Lehrer fuhr mit dem Unterricht fort. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich mich gerade im Deutschunterricht befand. Innerlich fing ich fast an zu heulen. Schule war wirklich das Schlimmste, was es auf der Erde gab. Ja, da hatte ich doch ein bisschen Mitleid mit den Menschen. Aber sie konnten froh sein, dass sie nur 10 – 13 Jahre in die Schule gehen mussten. Bei uns dauerte die Schulzeit wesentlich länger. Es kam immer darauf an, in welchem Stand man geboren wurde. Wenn man wie ich zum höchsten Rang gehörte, musste man auch mehr lernen. Der Unterricht flog regelrecht an mir vorbei und ich überlegte krampfhaft, wie ich meine Mission erfüllen konnte. Greg und seine Freunde führten mich in der Schule herum und gaben mir sogar einen Stundenplan. Sie waren so nett zu mir. Wenn sie wüssten, dass sie gerade mit einem mehrfachen Mörder durch die Schule rannten, der nichts anderes im Kopf hatte, als diesen verdammten Hunger zu unterdrücken, würden sie sich nicht so viel mit mir unterhalten, geschweige denn mir blind vertrauen. „Leute, das ist Lucien“, stellte Greg mich seinen restlichen Freunden vor. Wir waren außerhalb des Schulgebäudes und standen zusammen mit den anderen hinter der Turnhalle. In der Nähe sah ich ältere Schüler, die am rauchen waren. „Was machen wir hier?“, fragte ich Greg und verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das andere. „Glaubst du an dunkle Magie?“, fragte mich der Schwarzhaarige aus heiterem Himmel. „Was?“ Hatte ich mich da verhört oder hatte er das ernst gemeint?! „Man Greg, fang nicht schon wieder damit an!“, herrschte ihn ein Braunhaariger an. „Es hat doch nicht funktioniert, schon vergessen? Oder ist dir irgendwas aufgefallen?“, fragte der kleine Junge mit den roten Haaren. „Wir müssen es noch einmal machen. Wahrscheinlich haben wir eine Kleinigkeit nicht beachtet“, meinte der Schwarzhaarige. Ein anderer Schwarzhaariger, welcher ein paar Zentimeter kleiner als Greg war schnaufte angestrengt auf. „Nochmal mach ich den Mist bestimmt nicht mit. Mir ist es immer noch peinlich, dass ich da überhaupt zugestimmt habe.“ Der Braunhaarige nickte ihm zu. „Wenn ich fragen darf, wovon redet ihr?“, wollte ich wissen. Das konnte doch nicht wahr sein. Da war ich gerade einmal zwei Schulstunden hier und schon hatte ich den Typen gefunden? Das konnte doch echt nicht wahr sein. „Damien hat vor ein paar Tagen in so nem komischen Laden ein Buch gekauft und seitdem labert Greg nur noch von dunkler Magie und so nem Schwachsinn.“ „Warte, warte… Wer hat das Buch gekauft?“, fragte ich nach. Der kleinere Schwarzhaarige hob die Hand. „Aber frag mich nicht, warum ich es gemacht habe. Letztendlich ist Greg der Einzige, der an den Scheiß glaubt und deswegen so aufgedreht ist“, sagte Damien augenverdrehend. Bingo! Das sind die Flachpfeifen! „Und, wo ist das Buch jetzt?“, fragte ich interessiert. „Bitte sag nicht, dass du auch darauf abfährst?!“, fragte mich ein anderer Junge verstört. Er hatte ebenfalls schwarze Haare, jedoch mit rötlichem Ansatz. Wahrscheinlich hatte er sie sich gefärbt. Wenn ich mich Recht erinnerte, war sein Name Luka. „Ist doch ganz cool“, meinte ich und schmunzelte innerlich. Das lief ja wie am Schnürchen. „Bei mir zu Hause“, sagte Damien. „Darf ich es mal sehen?“ Die Jungs um mich herum sahen mich mit gemischten Ausdrücken im Gesicht an. Greg grinste über beide Ohren, Damien und Devin schüttelten den Kopf und der Rest schien eher ungläubig zu sein. „Ja! Treffen wir uns heute Abend in der Halle!“, grinste Greg. „Warum erst heute Abend?“, wollte Damien wissen. „Weil ich noch was zu erledigen habe“, kam als Antwort. Den restlichen Tag konnte ich kaum noch abwarten. Ich musste Raym so schnell wie möglich Bescheid sagen, dass ich das Buch so gut wie in meinen Händen hatte. Greg nannte mir am Ende der letzten Stunde die Adresse zu der ich kommen sollte und eine Uhrzeit, dann verabschiedete er sich von mir und ich konnte endlich dieses öde Gebäude verlassen. „Und? Hast du was rausgefunden?“, fragte mein Bruder, der mich am Haupteingang abfing. „Ich hab‘s“, grinste ich. „Was? Wo?“ Er war sichtlich verwundert und glaubte mir kein Wort. „Jetzt noch nicht. Heute Abend bekomm ich es.“ Ich erzählte ihm von meinem Tag und von den Jungs. „Was machen wir mit ihnen? Sie wissen über den Inhalt Bescheid.“ Ich überlegte nicht lange. „Wir killen sie, ganz klar. Soweit ich weiß haben sie es noch niemanden erzählt. Tragisch, tragisch. Aber gut für uns, dann bleibt der Inhalt unter uns und keiner wird je von den Zaubersprüchen erfahren.“ Raym nickte zustimmend. Also mussten wir nur noch ein paar Stunden abwarten und dann konnten wir uns unser Eigentum zurück holen. ~Rückblende~ „Du verarschst mich doch, oder?“, fragte ich den Blondhaarigen. „Nope. So war der Plan und wir haben ihn auch durchgezogen… Dumm nur, dass die Jungs zu dem Zeitpunkt das Ritual schon durchgeführt hatten. Den ausschlaggebenden Punkt haben mein Bruder und ich gemacht. Damals hatte ich es für einen Scherz gehalten, dass sie diesen Zauber ausgesprochen hatten. Und seit dem hab ich die Jungs an der Backe. Eigentlich sind sie gar nicht so nervig, wie ich es am Anfang dachte. Wir haben uns gut zusammengerafft und uns in schwierigen Situationen geholfen…“ Er lächelte sacht. Er kam mir plötzlich so nett und freundlich vor, aber das konnte auch nur eine Masche sein. „Wer ist dein Vater, dass er dir und deinem Bruder so eine Aufgabe auferlegt hatte?“ Rel lachte. „Mein Vater ist der Teufel höchstpersönlich.“ Ich sah ihn missverständlich an. Seine Miene wurde ernster. „Nein, ich meinte das ernst. Mein Vater ist der Teufel.“ Sprachlos starrte ich ihn an. „Du glaubst mir nicht, stimmt‘s?“ Ich schüttelte den Kopf. Er setzte sich aufrecht hin und nahm sein ledernes Armband ab, welches ich bis dato nicht bemerkt hatte. Auf der Innenseite seines Handgelenks prangten zwei Zeichen. Das erste war die Zahl 666, darunter ein umgedrehtes Pentagramm. „Dieses Zeichen bekommt jeder hochrangige Dämon in unserer Welt und diese Zahl“, er deutete auf die 666, „bekommt jeder Dämon, der zum Stammbaum unserer Blutlinie gehört. Diese Zeichen wachsen von selbst und man bekommt sie nie wieder los. Die Tätowierungen die du bei Pey und bei den anderen gesehen hast, unteranderem auch bei mir, bilden sich nach der Verwandlung oder nach der Geburt aus. Du wirst nie einen Dämon ohne eine Tätowierung sehen. Das ist sozusagen unser Markenzeichen.“ Nachdem er mir das erklärt hatte, bedeckte er die Zeichen wieder mit dem Armband. „Und warum verdeckst du sie dann?“ Er sog scharf die Luft ein. „Es ist eine Qual in diese Familie herein geboren zu sein. Ich kann von Glück reden, dass ich noch mehr Geschwister habe, die vor mir die Thronfolge annehmen können. Würde ich auf ewig in dieser Welt festsitzen würde ich mich wahrscheinlich am Ende freiwillig von jemanden Läutern lassen…“ Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „Aber damals wolltest du doch so unbedingt zurück, oder?“ Er lachte düster. „Ja, das stimmt. Aber nachdem mein Bruder gestorben ist, hat es für mich keinen Sinn mehr gemacht, nach Hause zurück zu kehren. Dort erwarten mich nur meine bescheuerten Halbgeschwister und mein Vater…“ „Was-was ist mit deiner Mutter?“, fragte ich zaghaft. „Ich hatte nie eine Mutter. Mein Vater hat viele Frauen und nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten, hat er sie getötet. Er hält sie alle wie Sklavinnen und würdigt seine Kinder noch nicht mal eines Blickes. Einzig und allein sein ältester Sohn ist ihm wichtig. Jaromir… so ein beschissener Name…“ Der Blondhaarige stand auf. „Den Rest kann dir Pey erzählen, ich hau mich jetzt auch aufs Ohr.“ Ich nickte und sah ihm hinterher, bis er im dunklen Schlafzimmer verschwand. Da ich ein leichtes Hungergefühl verspürte, machte ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen, legte mich danach auf das Sofa und schaltete den Fernseher aus. Ich war selbst schon ziemlich müde, daher schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen. Die gesammelten Informationen wirbelten wie Irre durch meinen Kopf. Ich musste sie sortieren und auswerten, aber das verschob ich lieber auf später. Und so kam es, dass ich unruhig ins Land der Träume versank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)