Traumfänger von Trollprinzessin ================================================================================ Kapitel 1: Der Pakt ------------------- Unsicher berührten meine Füße den hölzernen Parkettboden. Auf dem Absatz drehte ich mich um, nur um augenblicklich mit der Nase gegen das Glas eines Panoramafensters zu stoßen. Ich blinzelte und wie von selbst wanderte mein Blick hinunter in die Tiefe. Ein unangenehmer Kloß setzte sich im Hals fest, schien sich dabei fest verhakt zu haben. Wo genau ich mich hier befand, konnte ich nicht sagen. Geschweige denn, warum ich überhaupt in dieses Hochhaus gegangen war. Wenn man das Gebäude denn als solches bezeichnen konnte. Das Stockwerk befand in einer Etage, wo selbst die Spitze des Fernsehturms einem niedlichen Einfamilienhaus glich. Mir wurde nach und nach die nicht greifbare Höhe bewusst und ein schwindeliges Gefühl machte sich im Kopf breit. Seufzend wand ich mich wieder um, versuchte mich irgendwie ein wenig abzulenken. Vor mir erstreckte sich ein schlichter, unbesetzter Empfangsbereich und auch wenn vereinzelte Pflanzen drapiert herum standen, wirkte der Raum kühl, künstlich und äußerst unpersönlich. Hallenden Schrittes bewegte ich mich vorwärts, da ich mich nun doch ein wenig umsehen wollte. Direkt vor dem Tresen angekommen, stoppte ich und sah mich nach links und rechts um. Ich war allein. Kurzerhand wurde der helle Gang zu meiner Linken unter die Lupe genommen und ich stellte fest, dass es sich hier wohl um gehobene Appartements handeln musste. Wohnflächen, wie im sanierten Ost-Berlin, die teuer verhökert wurden und dabei sämtlichen Charme des alten Kiezes zerstörte. „Darf ich fragen, was du hier zu suchen hast?“, eine forsche Stimme riss mich aus den Gedanken und erschrocken fuhr ich zusammen. Aus dem Schatten eines herunter gelassenen Rollos trat ein Mann hervor und bewegte sich gemächlich in meine Richtung. Ertappt suchte ich nach Erklärungen, stammelte jedoch nur ein nervöses „Tut mir Leid, ich… ich wollte mich nach einer Wohnung umgucken.“ Nun stand er direkt vor mir und endlich konnte ich ihn mir genauer ansehen. Er musste mittleren Alters sein, da sich die Farbe seines Haares in grau meliert zeigte. Auch die eine oder andere Falte unter den Augen verriet, dass er schon lange keine 20 mehr war und dennoch wirkte er durchaus attraktiv. Der hellgraue Anzug samt der gepflegten Erscheinung hatte definitiv seine Wirkung. „So so…“, sprach er langsam und selbst seine Stimme klang sehr angenehm. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich kann dir helfen.“ Der letzte Satz hallte in meinen Ohren wieder. Warum wusste ich nicht, doch ich wusste, dass sich diese Aussage nicht nur auf mein Wohnungsproblem bezog, sondern eher auf… alles. „Nun.“, er legte seine Hände auf meine Schultern und sah mir tief in die Augen. „Ich gebe dir einen Monat Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Einen Monat. Dann schreite ich ein.“ Ich nickte nur, da ich mich absolut nicht in der Lage fühlte, auch nur irgendeinen Ton von mir zu geben. Um nicht zu sagen, dass mich diese Situation völlig überforderte. Zögernd wand ich mich von dem Mann ab und fand mich plötzlich wieder vor der Ausgangsstelle am Panoramafenster wieder. „Vergiss eines nicht!“, rief er mir noch hinter her, „Du darfst niemandem, ich wiederhole, niemandem davon erzählen – sonst platzt der Deal!“ Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter und wieder nickte ich nur, ehe ich mich langsam wieder hinunter fallen ließ. Ein penetrantes Piepsen drang an meine Ohren und ehe ich mich versah, hielt ich auch schon mein Handy in der Hand, um den Wecker auszuschalten. Die Sonne kroch gerade am entfernten Horizont auf und warf warmes Licht in mein Schlafzimmer. Mit einem beklemmenden Gefühl im Magen legte ich das Gerät wieder zur Seite und sammelte mich für einen Moment. „Du darfst niemandem, ich wiederhole, niemandem davon erzählen – sonst platzt der Deal!“ rotierte es in meinem Kopf, welchen ich daraufhin leicht schüttelte. Wie gruselig. In langsamen Bewegungen schob ich meinen noch müden Körper aus dem Bett und dachte über die Bilder des letzten Traumes nach. Ob ich die Nacht wohl meine Seele an den Teufel verkauft hatte? Kapitel 2: Zombie-Invasion -------------------------- Angst. Dieses beklemmend-erdrückendes Gefühl namens Angst überfiel mich aus einem Hinterhalt und packte mich mit eisernem Griff. Auch wenn ich nicht wirklich begriff, was genau hier gerade passierte, hallte das Wort „Weg!“ penetrant in meinem Kopf wieder. So schnell mich meine Beine, die bereits die Konsistenz von Wackelpudding besaßen, tragen konnten, stürmte ich das nächstbeste Gebäude und verriegelte die Tür. Erschöpft lehnte ich mich dagegen und starrte in den langen, dunklen Korridor vor mir. Ich war allein. Lediglich mein eigener Atem war zu hören, welcher flach, aber geräuschvoll den Raum füllte. Gerade wollte ich mich auf den Boden sinken lassen, da riss es mich auch schon wieder in Fluchtbewegung und das obwohl ich noch immer nicht wusste, wovor ich denn nun eigentlich davon lief. Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein schien mich jedoch zu warnen und sendete dabei eindeutige Signale: Rette dich. Ohne weiter über mein Handeln nachzudenken, riss ich die nächste Tür in meiner Nähe auf und erstarrte augenblicklich. Da stand es. Ja. Es. Ein Wesen, wie man es sich nur in den schlimmsten Albträumen ausmalen konnte. Ein Wesen, dem man nie im Leben begegnen wollte. Geschweige denn im Dunkeln. Ein Zombie. Das ausgemergelte Gesicht stierte mich leer und leblos an. Von Farbe auf der Haut konnte keine Rede mehr sein. Kreideweiß zog sie sich über den kaputten Körper, wobei diverse Blutgefäße schwarz hervor schimmerten. Der Untote stöhnte kaum hörbar. Es schien, als ob er atmen wollte. Ich wollte schreien. Den Bildern, die sich in meinem Kopf fest setzten, irgendwie Luft machen, doch über meine Lippen kam kein einziger Ton. Es dauerte einige Momente, ehe ich mich doch noch dazu durchrang, die Tür einfach wieder zu zuknallen und den Korridor blind entlang zu rennen. Hin und wieder versuchte ich mich an weiteren Ausgängen, doch überall lungerten diese schrecklichen Wesen. Sie versuchten nach mir zu greifen, streckten ihre modrigen Arme aus und griffen letztendlich doch nur ins Leere. Sie wollten mich verwandeln. In eine von ihnen. Wo ich mich befand, wusste ich nicht. Längst hatte ich mich durch etliche Räume und weitere Gänge geschlagen und taumelte durch ein Labyrinth aus weißen Wänden. Ich rannte und rannte. Für eine Verschnaufpause blieb keine Sekunde Zeit. Aus jeder Ecke und jedem Winkel schienen diese schrecklichen Wesen zu springen. Meine Beine spürte ich längst nicht mehr. Meine Gedanken, um Pläne für einen endgültigen Fluchtweg oder sogar Rückschlag zu schmieden, hatten bereits ebenso ihre Koffer ins Nirvana gepackt. Ich fühlte nichts bis auf diese tiefe Angst. Weg! Weg! Weg! Plötzlich sprang ich durch ein offenes Fenster. Erst in der Luft bemerkte ich den Ortswechsel. Umso überraschter fand ich mich auf einem sehr breiten Fenstersims wieder. Schnell wand ich meinen Kopf, doch ich wurde nicht verfolgt. Ein Zombie oder ähnliches war nicht zu sehen. „Na, auch auf der Flucht?“, hörte ich eine tiefe Männerstimme fragen. Ein paar Meter vor mir saß jemand. Er schien völlig entspannt und vor allem völlig unbeeindruckt vom Szenario. Leise, aber warm lächelte er mich an. Unsicher trat ich auf ihn zu: „Tja, da sind wir wohl zu zweit hier, was?“ Er nickte nur. Endlich gönnte auch ich meinen Beinen eine kleine Pause und setzte mich direkt neben ihn. Zusammen ließen wir unsere Blicke über die Stadt schweifen und es dauerte eine Weile, bis ich endlich das unangenehme Schweigen brach: „Das wars dann wohl. Wir werden sterben.“ Es war viel mehr eine nüchterne Feststellung, als eine große Überraschung und wieder erhielt ich lediglich ein wortloses Nicken. Dieses Mal ergriff er jedoch meine Hand und drückte diese beinahe zärtlich. Wenigstens war nicht allein. Dankbar lehnte ich mich an seine Schulter und genoss das Gefühl dabei. Von Angst war längst keine Spur mehr in Sichtweite. Im Gegenteil. Ich fühlte mich frei und beinahe erlöst. „Nun, wo wir beide das Ganze hier eh nicht mehr überleben, können wir die Zeit bis dahin doch wenigsten zu unseren Gunsten nutzen...“ Diese anzüglichen Worte drangen an meine Ohren und ich konnte nicht wirklich zuordnen, von wem sie ausgingen. Sie setzten sich einfach in meinem Bewusstsein fest. Ich musste grinsen. „Warum eigentlich nicht?“ Kurzerhand spürte ich, wie mein Rücken auf die steinerne Unterfläche gedrückt wurde. Auch wenn der Mann sich direkt über mir befand, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. Die langsam aufgehende Sonne behinderte meine Sicht. Anhand der Konturen sah ich allerdings, wie er sich langsam zu mir hinunter beugte. Heißer Atem streifte meine Wange und wanderte dabei über das Schlüsselbein. Wie ein Blitzschlag schrie eine innere Stimme in mir auf. Irgendetwas stimmte hier nicht! Panisch drückte ich gegen das Gewicht und dann sah ich sie: Bleiche, vernarbte Haut. Ein Zombie! Dieser Mistkerl hatte sich doch tatsächlich eben verwandelt! Grollend knurrte er mich an, versuchte seine Zähne in mein Fleisch zu bohren. Jedoch war es nur der Geifer, der mich tatsächlich berührte. Meine Haut blieb verschont. Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen konnte, schob ich den Mann immer weiter von mir weg, bis er letztendlich über den Rand in die Tiefe stürzte. Kein Schrei hallte zu mir auf. Nichts. Es war vollkommen still um mich herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)