Urlaubsreif von flower_in_sunlight (Seto x ?) ================================================================================ Kapitel 5: 11.2. Mittwoch ------------------------- Ein vorwitziger Sonnenstrahl kitzelte Seto an der Nase und weckte ihn. Langsam öffnete er die Augen. Er hatte sich am Vortag sofort nach dem Essen ins Bett gelegt. Eigentlich hatte er noch etwas lesen wollen, doch dann siegten die Nachwirkungen der heißen Dusche und die Kuschligkeit des Schlafanzugs, den ihm Mokuba zu Weihnachten geschenkt hatte. Sein kleiner Bruder behauptete zwar das Gegenteil, aber offensichtlich diente dieses Geschenk dazu, dass er mehr schlief. Auch hatte er keine Ahnung wie genau dieses bis dato ungetragene Kleidungsstück seinen Weg in den Koffer gefunden hatte. Doch jetzt war ihm so behaglich zu Mute, dass er sich wieder tiefer in die Bettdecke kuschelte und den Blick nach draußen genoss. Er würde dieses Teil nie anziehen dürfen, wenn er am nächsten Tag arbeiten wollte! Der Himmel war in der Nacht anscheinend aufgerissen und bot nun die perfekte Leinwand zwischen den Bäumen, um über dem Meer den Sonnenaufgang zu zeigen. In für den Winter typischen, kräftigen Orangetönen wurde alles gefärbt, auf das das frühe Licht fiel. Seto lag einfach nur da und betrachtete das Spektakel, das sich ihm bot. Aber plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Wasser und er setzte sich auf. Langsam erhob sich eine Gestalt aus den Fluten. Allmählich war erkennbar, dass es sich hierbei um einen Mann handelte. Als das Wasser nur noch hüfttief für ihn war, strich er sich das Haar aus der Stirn, doch Seto konnte auf Grund des Gegenlichts sein Gesicht nicht erkennen. So blieb ihm nur die Betrachtung des Körperbaus des anderen: groß, schmal, dennoch anscheinend trainiert. Auf halber Höhe des Strandes hob er elegant etwas vom Boden auf und verschwand dann zwischen den Bäumen zu seiner Rechten. Ein paar Mal rieb er sich verwirrt über die Augen, schließlich konnte er nicht glauben, was er gerade gesehen hatte. Das Wasser musste doch viel zu kalt sein zum Schwimmen um diese Jahreszeit! Außerdem hatte die Gestalt nicht unbedingt menschlich gewirkt. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass das alles nur Einbildung gewesen war. Genau. Er war verblüffenderweise immer noch müde und hatte einfach ein bisschen halluziniert. Unter normalen Umständen wäre es besorgniserregend für ihn, doch hier hielt er es einfach nur für ein Trugbild des frühen Morgenlichts. Wahrscheinlich war ihm am meisten geholfen, wenn er sich wieder die Decke bis zum Kinn hochzog und weiterschlief. Es war bereits 10 Uhr durch, als Shin Yuki in die Küche rief für das Frühstück von Nummer 4. „Nachdem du gestern so besorgt warst, als er nichts wollte, darfst du heute wieder ausrücken zur Raubtierfütterung“, lächelte Shin sie mit blitzenden Augen an. Sie schnitt ihm eine Grimasse und fragte schlicht: „Was bekommt er denn?“ „Warmen Griespudding mit unserem selbstgekochten Apfelmus.“ Yuki zog nur stumm eine Augenbraue nach oben und schnappte sich dann die Transportkiste. Sie hegte gewisse Zweifel, behielt sie jedoch für sich. Der Anblick des Himmels hob nach den Tagen grauen Winterwetters ihre Stimmung erheblich und so pfiff sie während des Laufens etwas vor sich hin, was Prokofjews „Peter und der Wolf“ hätte sein können. Diesmal erwartete er sie bereits an der Tür. Die kurze Wartezeit hatte er genutzt, um runter an den Strand zu gehen und nach Beweisen für die Erscheinung früher am Morgen zu suchen. Allerdings war er nicht wirklich fündig geworden. Der Sand war so fein, dass sich keine Abdrücke dauerhaft darin hielten. Dafür hatte er nun aber viel davon in den Sohlen hängen. „Guten Morgen!“, grüßte Yuki ihn bester Laune, während ihr Blick auf sein Schuhwerk fiel. „Sie wollen gleich wieder los?“ „Nein, ich hab mir nur kurz die Beine vertreten.“ Irritiert registrierte er, dass sie anscheinend aufatmete. „Allerdings habe ich noch eine Frage an dich. Kann man hier eigentlich schwimmen? Das Meer lädt geradezu dazu ein, wenn man es die ganze Zeit betrachtet.“ Ihre Mundwinkel schnellten nach oben. „Ja, schwimmen kann man hier. Auch wenn ich Ihnen kein Bad direkt im Meer empfehlen würde. Es ist um die Jahreszeit sehr kühl und generell ist die Strömung sehr stark, selbst wenn nicht gerade Ebbe ist. Aber wir haben mehrere beheizbare Becken für die Gäste mit Meerwasser. Aber im Winter sind die meisten davon trocken gelegt.“ Seine Miene verfinsterte sich leicht. „Kein Grund gleich so traurig zu sein. Immerhin haben Sie in Hinblick darauf wirklich Glück. Kommen Sie mal mit.“ Sie winkte ihm, ihr zu folgen, und lief zur dem Meer zugewandten Seite des Hauses. Vor der mit Holz verkleideten Terrasse blieb sie stehen und hielt auch ihn zurück, als er sich auf jene stellen wollte. Ohne genauer hinzusehen betätigte sie einen Knopf an der Hausfassade und erklärte weiter: „Da manche unserer Gäste lieber für sich bleiben, sind unter manchen Terrassen kleinere Becken installiert. Normalerweise wird das bei der Reservierung angegeben.“ Gut 10 Zentimeter vom vorderen Rand entfernt tat sich eine kleine Kluft auf, die sich rasch zum Haus hin vergrößerte. „Es bietet natürlich nicht so viel Platz wie unser eigentliches Becken am Hauptgebäude, doch wenn man nicht auf Strecke schwimmen möchte sollte es ausreichen. Sehen Sie mit dem Knopf hier schließen Sie den Boden wieder. Darum würde ich Sie wirklich bitten, wenn Sie fertig sind, damit die Wassertemperatur erhalten bleibt. Geöffnet habe ich mit diesem. Haben Sie noch Fragen?“ Seto schüttelte den Kopf und starrte verdattert in das Poolbecken, in dem sich leichte Wellen durch die Pumpe bildeten. Mit so etwas hätte er hier nicht gerechnet. Bis auf einen schmalen Rand hatte sich der Terrassenboden vollkommen unter das Haus zurückgezogen und immerhin eine Fläche freigelegt, die dem des Wohnzimmers in nichts nachstand. Auch verblüffte es ihn, dass Yuki ihn so verstanden hatte, als wolle er tatsächlich an diesem Tag schwimmen, vermutlich sogar in Kürze. Wieso eigentlich nicht. Er drehte sich zu ihr um. „Danke, das war alles. Mein Frühstück nehme ich an. Darf ich?“ Prompt hatte er die Kiste, auf die er zuvor gedeutet hatte, in der Hand. „Dann viel Spaß beim Schwimmen!“, rief Yuki noch über ihre Schulter, bevor sie den Rückweg antrat. Er selbst betrat das Haus wieder durch die Vorderseite. Die Kiste wurde in der Küche abgestellt und unschlüssig das Badezimmer betreten. Lust hatte er schon, sich ins Wasser zu stürzen. Aus dem untersten Stapel im Schrank griff er sich ein großes Handtuch und durchquerte das Wohnzimmer in Richtung Terrassentür. Bis auf die Unterhose zog er sich aus und legte alles fein säuberlich auf einen kleinen Haufen, bevor er die Tür öffnete. Die Februarluft war trotz des Sonnenscheins weiterhin kühl, was er auf der nun nackten Haut deutlich spüren konnte. Umso flinker war die Tür bis auf einen Spalt zugezogen und landete das Handtuch am Beckenrand. Erstaunt stellte er fest, nachdem er sich einfach am Stück ins Wasser hatte gleiten lassen, dass es genau die richtige Temperatur hatte. Warm genug, um nicht zu frieren, aber kühl genug, um einen längeren Aufenthalt möglich zu machen. Vielleicht würde er tatsächlich hier den Vormittag verbringen. „Du hast lang gebraucht, Yuki.“ Verwundert blickte Hans von der Küchenuhr zu ihr. „Ich hab ihm noch den Pool gezeigt“, antwortete sie ihm kurz, bevor sie sich vor Shin aufbaute. „Wie kommst du dazu, ihm unser Apfelmus anzudrehen!“ Vorher war ihr nicht eingefallen, was sie an der Frühstückszusammenstellung gestört hatte, doch auf dem Rückweg war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. „Was hast du denn?“ Er schien sich keiner Schuld bewusst. „Du weißt doch ganz genau, was für Nebenwirkungen es haben kann!“, konkretisierte sie, während er immer noch keine Miene verzog. „Achso, das. Ich gehe nicht davon aus, das er einen so hyperempfindlichen Magen hat wie ...“ „Du hast mit dem Mus bereits mehr als einmal fast eine Vollblockade sämtlicher Badezimmer erreicht! Die einzigen die sich noch rühren konnten, waren du, ich und der Chef! Selbst Hans hat es umgehauen!“ „Dann sei doch froh, dass dein Magen so gesund ist und alles verträgt“, entgegnete Hans mit einem Lächeln, in der Hoffnung ihr so halbwegs den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Was ist mit gesunden Mägen? Ich hab nur meinen Namen gehört“, mischte sich nun der Dritte im Bunde der Magenunempfindlichen ein. „Nicht so wichtig Chef“, antwortete Shin, „Yuki regt sich nur gerade darüber auf, dass ich für Nummer 4 Apfelmus zum Griespudding mitgeschickt habe. Dabei habe ich das nur gemacht, damit er sich nicht zu weit vom Haus entfernt, falls er auf die Idee kommen sollte, dass gute Wetter für weitere Wanderungen nutzen zu wollen, und sie sich keine Sorgen machen muss.“ Für einen kurzen Moment entgleisten dem Chef und Yuki die Gesichtszüge, während Hans stur weiter die Vorbereitungen für das Mittagessen traf. Doch dann brach das Lachen mit einem einleitenden Prusten aus beiden heraus. Fünf Minuten später keuchten sie vor Seitenstechen und versuchten wieder richtig Luft zu bekommen. Allmählich gelang es dem Chef wieder zusammenhängende Sätze heraus zu bringen. „Shin“, begann er mit dem strengsten ihm momentan zur Verfügung stehenden Tonfall, „dir ist hoffentlich bewusst, dass es keine Lösung ist, die Suche nach unseren Gästen zu vereinfachen, indem du sie für den Rest des Tages notgedrungen ans Badezimmer fesselst?“ Ein reuiges Nicken. „Aber allein für die Idee würde dir...“ „WER ZUM TEUFEL HAT HIER SEINEN SCH*** NEOPREN-ANZUG SO UNORTHODOX AUFGEHÄNGT“, kam ein Schrei aus dem Keller des Hauses, gefolgt von wütendem Stapfen auf der Treppe. 2 Sekunden später flog die entsprechende Küchentür auf und gab den Blick frei auf das puterrote Gesicht von Cian. Demonstrativ blickte der Chef in eine andere Richtung, während er in den Fokus des Rothaarigen geriet. „WIE OFT“, da fiel ihm auf, dass er aus Rücksichtnahme auf seine Kollegen seine Lautstärke etwas herunterschrauben sollte, „muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie nicht so Ihren Anzug unten aufhängen können! Natürlich bin ich froh, dass er nicht mehr oben im Wohnbereich den Boden nass tropft. Aber muss es denn immer in der Nähe der frischen Handtücher und gesteiften Servietten sein?“ Kurzentschlossen entschied sich Hans für Konfliktminderung und schritt mit der Frage „Magst du einen Whiskey?“ ein, bevor sich der Chef zu Wort melden konnte. Cian wandte sich zu ihm um und erwiderte mit: „Hast du denn einen leichten Schotten hier oben?“ Hans bestätigte mit einem Grinsen, nahm aus einem der Schränke ein kleines schmales, hohes Glas und eine Flasche mit goldener Flüssigkeit und schenkte etwa zwei Finger breit ein. „Achtjährig. Wenig Phenol“, informierte er Cian, wobei er ihm das Glas übergab. Vorsichtig setzte dieser das Glas an die Lippen und nahm andächtig einen ersten Schluck. „Ein wirklich guter Tropfen. Womit wir wieder beim Thema wären. Chef, was haben Sie diesmal zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“ „Es war früh am Morgen und ich wollte kein Licht anmachen?“, versuchte er es vorsichtig. Cian lies sich die Antwort bei einem weiteren Schluck durch den Kopf gehen. Mittlerweile war seine Gesichtsfarbe wieder normal. „Chef, ich hätte Sie nie mit den Gebräuchen von Cork für die Zeit zwischen den Jahren bekannt machen dürfen!“ Noch ein kleiner Schluck. „Auch wenn Sie es eindeutig übertreiben. Wie lange waren Sie heute im Wasser?“ Innerlich atmete er auf. Cian wirkte manchmal wie ein aggressiver Braunbär – und das nicht nur dem Auftreten nach – doch dann war er wieder ruhig und friedlich wie das Wetter auf den meisten Postkarten aus seiner Heimat, die schon so manchen unbedarften Touristen getäuscht hatten. „Eine Stunde. Heute aber nicht auf Strecke, bin mehr getaucht und kurz nach Sonnenaufgang zurück gewesen. Leider ist mir da nicht aufgefallen, dass der Anzug zu nah an den fertigen Servietten hing.“ Eigentlich brauchte Cian keinen Alkohol um wieder runter zu kommen, doch anscheinend war noch etwas anderes vorgefallen. „Sonst alles in Ordnung? Oder gab es Stress mit einem der Gäste?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Wie man's nimmt, Chef“, brach die für Cork typische Sprachmelodie langsam durch. „Heut in der früh sind doch die Gäste aus Nummer 5 abgereist. Normalerweise bin ich da alleine in zwei-drei Stunden durch und dann glänzt die Bude wieder. Aber diesmal sah es dort aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen! Ich hab mir erstmal alles an Schmutzwäsche geschnappt was ich finden konnte und hier her gebracht. Mir graut es jetzt schon davor, wieder dahin zu müssen. Hab auf dem Weg hierher schon einen halben Rosenkranz zur Beruhigung gebetet!“ Da war ein falsch aufgehängter Neopren-Anzug natürlich ein rotes Tuch gewesen. „Okay, dann geh ich jetzt und sehe mir das Durcheinander mal an. Du kommst bitte nach, sobald die Maschinen laufen.“ Gut abgetrocknet hatte er sich wieder angezogen. Auf die anschließende Dusche hatte er verzichtet. Zu sehr mochte er den Geruch von Meersalz. Zwei ganze Stunden hatte er im Wasser verbracht. Die Zeit vergessend war er geschwommen, getaucht und hatte sich sogar dazu hinreißen lassen ein wenig zu planschen. Doch jetzt stand er hungrig in der Küche und betrachtete den Inhalt der Kiste, die ihm Yuki gegeben hatte. Der Griespudding war bestimmt nicht mehr warm, dafür war er zu lange im Wasser geblieben. Beides wäre vermutlich zu viel, wenn er um eine ähnliche Zeit sein Mittagessen bekam wie an den Tagen zuvor. Das Apfelmus konnte man bestimmt auch noch gut als Nachtisch oder zwischendurch essen. Daher stellte er es in den Kühlschrank und verschwand mit der Puddingschüssel ins Wohnzimmer. Zu seiner Verblüffung war noch eine gewisse Grundwärme vorhanden und so konnte er sich damit auch von innen noch ein bisschen wärmen. Anschließend spülte er ab und blätterte durch den Ausstellungskatalog des New Yorker Guggenheim Museums. Vielleicht würde er es bei seiner nächsten Geschäftsreise in die Staaten endlich schaffen, ihm einen Besuch abzustatten. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, zückte er sein Walkie Talkie. „Yuki, kannst du bitte kommen, wenn du mit dem Mittagessen fertig bist? Das Gröbste haben wir zwar bereits beseitigt, aber es geht doch schneller, wenn noch ein Paar Hände mehr anpackt. Danke.“ Ihre Antwort wartete er gar nicht mehr ab, sondern versuchte weiterhin die dunklen Flecken aus dem hellen Teppich zu bekommen. Der würde wohl auch direkt in die Reinigung müssen. Nach Cians Laune hatte er so einiges erwartet, doch das, was er tatsächlich vorgefunden hatte, hatte sämtliche Erwartungen übertroffen. Wie konnte man nur...! Benahmen die sich in ihren eigenen vier Wänden etwa genauso? Eigentlich hatte er bereits anfangen wollen, doch als Cian zu ihm stieß hatte er sich vor Schock immer noch nicht rühren können. Die Möbel waren verrückt und vollkommen neu arrangiert, der Boden und die Teppiche verdreckt. Der Inhalt der Schränke lag quer verteilt im ganzen Haus und war jetzt – zweieinhalb Stunden später – immer noch nicht an all seinen angestammten Plätzen. Doch was ihn am meisten erbost hatte, war die Tatsache, dass die Bilder abgehängt in einer Ecke achtlos abgestellt worden waren und seine Bücher eselsohrig offen herum lagen. Das würde definitiv noch ein Nachspiel haben! Zwar schien noch alles da zu sein, doch diese Familie kam ihm garantiert nicht noch einmal auf das Gelände! Die ersten zwei Stunden hatte sie damit verbracht, alles wieder zu verstauen. Mehrere Kerzenständer waren angeschlagen. Eine Schreibtischschublade scheinbar mit Tinte geflutet worden. Nur Cians Anwesenheit hielt ihn davon ab auszurasten. Am liebsten hätte er auch einen Whiskey gehabt oder irgendwas zum Schmeißen, etwas zum drauf einschlagen. Irgendwas. Dabei hatte war er doch auf dem Hinweg so guter Laune gewesen! Natürlich hatte er sich bereits Gedanken gemacht, doch dann hatte er es durch die Bäume hindurch platschen hören und hatte einen kleinen Umweg zu Nummer 4 zurück gemacht. Für einen kurzen Moment hatte er sich den Anblick eines total selbstvergessenen Seto Kaibas erlaubt, der allein in dem Becken unter der Terrasse vor sich hin planschte. Doch dann war ihm eingefallen, dass er auch bei keinem anderen Gast schauen würde – schließlich war das mit einer der wichtigsten Bestandteile seines Konzepts. Und dann kam er zu Nummer 5 und musste sehen, dass sein Konzept mit Füßen getreten wurde! „Chef, lassen Sie es. Das wird so nichts mehr. Der muss professionell gereinigt werden“, wurde er aus seinen düsteren Gedanken gerissen. „Machen Sie lieber in der Küche weiter. Mit dem Bad bin ich durch. Ich kümmer mich jetzt hierum und mach dann mit den Schlafzimmern weiter.“ Mit einem bloßen Nicken bestätigte er und ging in die Küche. Dort warteten Berge schmutzigen Geschirrs auf ihn. Offensichtlich war es immer nur benutzt worden und statt das Schmutzige zu waschen, wurde lieber Neues aus den Schränken genommen. Zum Glück hatte er sich darüber bereits gründlich aufgeregt. Denn wenn selbst Kaiba laut Yuki es schaffte abzuwaschen, sollte dies doch auch allen anderen möglich sein, oder? Seufzend ließ er das Wasser ins Spülbecken laufen und breitete auf einem Teil der Arbeitsplatte Geschirrhandtücher aus. Es wäre ein hoffnungsloses Unterfangen alles auf dem Abtropfgestell platzieren zu wollen. Sein einziger Lichtblick war Yuki, die bald zu ihnen stoßen müsste. Vielleicht konnte sie parallel schon abtrocknen und wegräumen, während seine Hände langsam runzlig wurden. Sein Nachmittag war ruhig gewesen. Keine Stunde nach Beginn seiner Lektüre war Yuki erneut erschienen, hatte das Mittagessen gebracht und dabei etwas gemurmelt von einem dringenden Notfall in einem der anderen Häuser, wegen dem sie bereits jetzt das Essen verteilte. Also hatte er, weil er der Portion Spaghetti mit frischer Tomatensoße nicht hatte widerstehen können, seinen aufbegehrenden Magen ignoriert und die Mahlzeit noch warm sofort vertilgt. Anschließend hatte er sich den Katalog fertig angesehen und hatte zu etwas über die Berliner Museumsinsel gewechselt. Kopfschüttelnd hatte er sich erneut gewundert, was alle an dieser Nofretete so schön fanden. Ihr fehlte sogar ein Auge, aber alle Welt bewunderte sie für ihre Schönheit. Kunst war eben doch Geschmackssache. Bis er das nächste mal Hunger bekam, war es draußen bereits dunkel und er hatte zu einem schmalen Liebesroman gewechselt, bei dem er jedes Mal, wenn er die Seite umblätterte, den Autor am liebsten verklagt hätte. So viel Blauäugigkeit hielt doch kein normaler Mensch im Kopf aus! Wenigstens war es schnell vorbei und er sah sich wieder einmal bestätigt, weshalb es doch ganz gut war, nicht auf Frauen zu stehen. So wirklich würde er wohl nie aus ihnen schlau werden und diese ganzen Spielchen waren ihm eh zu wider. Bereits auf den letzten zehn Seiten hatte er sich intensiv Gedanken über sein Abendessen gemacht und empfand nun das Apfelmus als passend. Damit war er sich wenigstens sicher, dass es auch kalt schmeckte. Also stand er auf, lief zügig auf den Kühlschrank zu, entnahm ihm das auserwählte Gefäß, ließ die Tür schwungvoll wieder zu klappen und suchte sich einen Löffel. Im Wohnzimmer ließ er die angefangene Playlist weiterlaufen und setzte sich so, dass er hinaus in die Dunkelheit blicken konnte, während er Löffel um Löffel das Mus vernichtete. Anschließend wusch er ab, packte zumindest die Schüssel in die kleinere Transportkiste, die Yuki mittags noch nicht mitgenommen hatte, und stellte sie zu der anderen in den Flur. Eine Weile noch genoss er die Musik und legte sich dann schlafen. Eine Stunde später schlug er ruckartig die Augen auf. Was war das für ein Geräusch gewesen? Irgendwie hinterließ es ein seltsames Gefühl in seinem Bauch. Er lauschte nun genauer. Waren das etwa Einbrecher? Zwar klang es nicht danach, doch vorsichtshalber schaltete er doch die Nachttischlampe an. Die Anlage hatte er definitiv ausgeschaltet. Da ertönte erneut das Geräusch und er sah verwirrt an sich herab. Es stammte direkt aus seinem Bauch! Sollte er tatsächlich etwas nicht vertragen haben? Wenn ja, würde diese Nacht nicht sehr lustig für ihn werden, geschweige denn erholsam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)