Urlaubsreif von flower_in_sunlight (Seto x ?) ================================================================================ Kapitel 1: 7.2. Samstag ----------------------- Er sah aus dem Fenster seines Sportwagens. Noch könnte er zurück fahren nach Domino City, zu seiner Firma, zu seinem gar nicht mal mehr so kleinen Bruder. Das Licht draußen war für Februar typisch eher fahl und die umliegenden Bäume schluckten einen Großteil dessen, was tatsächlich die Wolkendeck passierte. Er hatte sich also wirklich dazu überreden lassen Urlaub zu nehmen und für zwei Wochen nur in absoluten Notfällen erreichbar zu sein. Zum Glück war Mokuba mittlerweile erwachsen genug, um genau zu wissen, was er als Notfall ansah und was nicht. Vielleicht hatte er sich diese Auszeit tatsächlich verdient. Vor einer Woche war Mokuba mit dieser Idee gekommen. Meinte, er habe von einer Fotografin von einem super tollen Hotel erzählt bekommen, das sehr viel Wert auf Diskretion und die Privatsphäre der Gäste lege, und er habe doch seit 2 Jahren keine echten Urlaub mehr gehabt. Er würde sich den Bekanntenkreis seines Bruders wohl einmal genauer ansehen müssen. Mit einem Ruck öffnete er die Autotür, stieg aus und ging die wenigen Meter zur Tür des kleinen Ferienhauses. In der E-Mail hatte gestanden, der Schlüssel sei hinter dem Schild der Hausnummer versteckt. Es ließ sich erstaunlich leicht zur Seite schieben und gab den Blick auf eine Einbuchtung frei, in der ein Schlüssel mit Anhänger drin lag. So schloss er auf, holte seinen Koffer aus dem Auto und machte den ersten Schritt in das Gebäude, das ihm in der nächsten Zeit als Rückzugsort dienen würde. Seine Augen zuckten zum Kontrollbildschirm. Der Schlüssel von Nummer 4 war aus seinem Versteck genommen worden. Mister Kaiba hatte also tatsächlich beschlossen, dass sein Hotel gut genug war, um es zu betreten. Am liebsten hätte er ihm bereits den Zutritt zum Gelände verweigert, als er sah, wer in dem dunklen Sportwagen saß. Doch leider hatte sie ihn gebeten, spontan für 2 Wochen den Bruder eines Freundes aufzunehmen. Da war er mehr oder minder machtlos gewesen. Er würde also 2 ganze Wochen lang Mister Eisschrank-hochnäsiger-Arsch beherbergen und mit ihm genauso umgehen, wie mit jedem anderen Gast auch. Seufzend lehnte er sich im Bürostuhl zurück und raufte sich die noch am Morgen ordentlich zurück frisierten Haare. Innerlich ärgerte es ihn, dass zu dem von ihm ausgearbeiteten Konzept das Abschaffen von Kameras um die Unterkünfte gehörte. Nur zu gern hätte er Kaibas Gesicht gesehen, wenn er zum ersten Mal sah, was er in den letzten Jahren geschaffen hatte. Vielleicht half ihm Ablenkung. Er könnte sich in der Küche nützlich machen und seine Angestellten etwas entlasten – auch wenn im Februar nicht sehr viel los war. Wobei, besser nicht. Am Ende war er noch versucht, das Essen seines neuesten Gastes zu vergiften. Lieber nahm er sich noch einmal die Buchungsplanung für März vor und las im Anschluss das Buch von Stephen Hawking weiter, das er am Vortag begonnen hatte. Seto Kaiba hatte erwartet, dass sich die triste Stimmung im inneren des Hauses fortsetzen würde. Jedoch wurde er eines Besseren belehrt. Nach dem kurzen Flurbereich, in dem er die Schuhe wechselte (eine Bitte, die auch in der E-Mail gestanden hatte), stand er in einem großzügigen, offenen Wohnzimmer, dass mit seiner bodentiefen Verglasung den Blick auf den nahen Strand und die silbergraue Brandung freigab. Die Einrichtung sah gemütlich aus, gleichzeitig war sie von hochwertiger Qualität, in vielem erkannte er Designerstücke. In seinem Rücken befanden sich Türen zu Badezimmer, ein offener Durchgang zu einer kleinen Küche und als Teil des Raumes das Schlafzimmer. Er sah Trennwände, die in Schienen an Decke und Boden liefen und wohl Privatsphäre geben sollten, falls man nicht quer durchs Wohnzimmer auf das Meer blicken wollte. Als er auf dem Esstisch, der bequem für 6 Leute ausreichte, ein Blatt Papier sah, stellte er den Koffer, den er wieder in die Hand genommen hatte auf den Boden. Herzlich willkommen Herr Yamazaki, Er hatte wohl weislich nicht unter seinem richtigen Namen gebucht – man konnte ja nie wissen, wer vielleicht mitlas. Wir freuen uns Sie in unserem Hotel begrüßen zu können. Da Sie bereits unsere Regeln bei der Buchung erhalten haben, wünschen wir Ihnen hiermit nur noch einen wunderschönen und erholsamen Aufenthalt. Die Küche ist voll ausgestattet, inklusive Lebensmittel. Falls Sie jedoch etwas zusätzlich möchten oder für Sie gekocht werden soll, lassen Sie es uns bitte wissen. Für weitere Fragen wählen sie bitte die Personal-Taste der Kontrolleinheit neben dem Wohnzimmereingang. Ihr Hotel Team Leicht zog er die Augenbrauen zusammen. Das Hotel schien wirklich keinen Namen zu haben. Anfangs hatte er sich gewundert, als er via E-Mail alle Formalitäten geklärt hatte. Die Adresse hatte Mokuba auch von dieser Fotografin – sie schien hier öfter herzukommen. Das Blatt zurücklegend öffnete er ein Seitenfach an seinem Koffer und holte seinen Laptop heraus. In einem der Sessel sitzend fuhr er das Gerät hoch und wartete auf die Herstellung der Internetverbindung. Und wartete. Bereits leicht genervt ging er ins Verbindungsmenü und suchte nach dem WLAN-Netz. Es wurde keines angezeigt. Also stellte er die Satelitenfunktion ein. Immer noch kein Netz. Langsam beschlich ihn ein gewisses Unbehagen und er fischte sein Smartphone aus der Hosentasche. Kein Netz. Wenn das ein Scherz sein sollte, war es auf jeden Fall kein guter. Binnen Sekunden stand er vor der Kontrolleinheit für das Haus und hämmerte auf die Personal-Taste. Im Angestellten-Raum flammte die Kontrollleuchte auf und im schnellen Rhythmus ertönte das Signal. Yuki blickte nur kurz drauf, um bestätigt zu sehen, dass es sich dabei um die Nummer 4 handelte und stürzte schon zur Tür hinaus. Anscheinend gab es bei dem neuen Gast bereits Probleme. Sie sprintete die 300m zum Ferienhaus und öffnete ungefragt die Tür. Die stabilen Schuhe, die es ihr ermöglicht hatten auf dem Waldweg zu rennen hatte sie schnell ausgezogen und stand nun in Socken im Eingang des Wohnzimmers und wartete auf die Reaktion des Gastes, dessen eisblaue Augen immer noch fest auf die Kontrolleinheit gerichtet waren. Es dauerte eine Weile, bis Seto die schmale Figur am Rande seines Gesichtsfeldes sah. Dunkle Hose, heller, aber gut geschnittener Pulli. „Sie wünschen?“, fragte die Person. Seto blinzelte leicht verwirrt. Er hatte ihr Kommen nicht bemerkt, fasste sich dafür jedoch erstaunlich schnell. „Das. W-LAN. Funktioniert. Nicht!“, fuhr er sie an. „Wieso?“ Sie blickte ihn so unschuldig an, als hätte sie ihn nicht verstanden. „Und, wo liegt Ihr Problem?“ - „Ich habe auch keinen Empfang mit meinem Handy“, besann er sich gerade noch rechtzeitig, bevor er noch eine Stufe lauter geworden wäre. „Ich verstehe Ihr Problem noch immer noch nicht. Es gibt hier kein W-LAN und auf dem gesamten Gelände sind Störsender verteilt. Das gehört zu unserem Konzept der Diskretion und Wahrung der Privatsphäre unserer Gäste. Natürlich können Sie außerhalb der Anlage ganz normal ihr Mobiltelefon nutz...“ - „Ich will den Hotelmanager sprechen. SOFORT.“ „Natürlich.“ Yuki nahm sich gerade noch die Zeit, um sich ihre stabilen Schuhe wieder anzuziehen, bevor sie durch die Haustür verschwand. 50 Meter weiter zog sie ihr Walkie-Talkie und sprach hinein: „Chef, es gibt ein Problem. Der neue Gast versteht unser Konzept nicht und - ...“ Kurz zögerte sie „... will mit Ihnen persönlich sprechen.“ Sie wusste nicht wie er es schaffte, doch ihr Chef stand bereits vor dem Hauptgebäude und erwartete sie. „Was genau ist vorgefallen?“, wollte er in ruhigem Tonfall von ihr wissen. Yuki atmete einmal tief ein, mehr um sich selbst zu beruhigen als um Luft nach dem kurzen Sprint zu bekommen, und erklärte dann kurz: „Er hat sich beschwert, dass es kein W-Lan gibt. Und anscheinend verwirrt ihn das so sehr, dass er Sie nun persönlich sprechen will.“ Er zuckte mit den Schultern. „Dann werde ich mal nach ihm sehen. Geh in die Küche und lass dir von den Jungs eine heiße Schokolade machen.“ Yuki deutete eine Verbeugung an und flitzte davon. Was hatte der Idiot gemacht, dass sie solche Schwierigkeiten hatte, ihre gute Laune beizubehalten? Sie war normalerweise durch nichts klein zu kriegen und behielt auch in den schwierigsten Situationen ihr Lächeln, doch diesmal hatte sie es alle Mühe gekostet, sich ihm gegenüber nichts anmerken zu lassen. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er sich persönlich der Sache annahm. Entspannt schlenderte er den Waldweg zu Nummer 4 entlang. Als er die Tür aufgehen hörte, blickte er in den Flur. Zunächst sah Seto nur eine dunkle Hose, ein schwarzes Hemd und ebenso schwarze, schicke Lederschuhe, die ihr Besitzer in Ruhe auszog und durch schwarze Pantoffeln ersetzte. Erst danach trat der Ankömmling ins Wohnzimmer, wo Seto ihn genauer betrachten konnte. Er war schlank, schien aber sportlich und trug das blonde Haar fein säuberlich nach hinten gekämmt. Einen Mantel oder Pulli hatte er trotz der kühlen Temperaturen draußen anscheinend nicht getragen. Doch was ihn am meisten überraschte, war, dass sein Gegenüber größer war als er selbst. Das war er definitiv nicht gewohnt. „Meine Mitarbeiterin sagte mir, Sie hätten Verständnisprobleme mit unserem Hotelkonzept“, wurden seine Betrachtungen unterbrochen. „Ja.“ Leicht musste Seto schlucken. Das erste Wort war ihm unsicherer entwichen als er gewollt hatte. „Ich bezahle nicht ein kleines Vermögen für den Aufenthalt hier, um dann kein W-LAN zu haben. Ich habe ein Firma zu leiten!“ Langsam gewann er seine Sicherheit zurück. „Außerdem habe ich meinem Bruder versprochen, im Notfall erreichbar zu sein.“ Der andere wirkte wenig beeindruckt. „Ich verlange umgehend, dass dieses Versäumnis behoben wird!“ Der andere zuckte noch immer nicht mit der Wimper, erwiderte aber nach einem Augenblick, in dem sich beide stumm ansahen: „Ich bedaure sehr, doch das werde ich nicht. Es macht den besonderen Reiz dieses Ortes aus, dass unsere Gäste für eine Weile nicht erreichbar sind. Viele kommen sogar extra deswegen hier her. In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr sein Handy auszuschalten, um ungestört zu sein und dem hektischen Alltag zu entfliehen. Und um Ihren Bruder müssen Sie sich keine Sorgen machen. Er hat meine Telefonnummer, auf der er mich jederzeit erreichen kann, wenn etwas sein sollte.“ Seto setzte zu einer pampigen Antwort an, wurde allerdings zu schnell unterbrochen. „Ich rate Ihnen, die Zeit hier zum Entspannen zu nutzen. Die Anlage ist groß genug für ausgiebige Spaziergänge. Über die Kontrolleinheit haben Sie Zugang zu unserer umfassenden Musiksammlung. Allerdings würde ich Ihnen für den Beginn ein Buch empfehlen. Ich wünsche Ihnen hiermit nochmals einen wunderschönen Aufenthalt. Falls noch etwas sein sollte – Sie wissen ja, wie sie mich erreichen. Auch wenn ich Sie bitten würde, dafür nicht immer meine Mitarbeiter durch die Gegend zu scheuchen.“ Mit diesen Worten ging er zurück in den Flur, nutzte den kleinen Schemel dort, um sich die Schuhe wieder zu binden und war genauso schnell aus der Tür wie er hineingekommen war. Draußen vor der Tür atmete er erst einmal aus. Er hatte es tatsächlich geschafft! Er hatte ein (halbwegs) normales Gespräch mit Seto Kaiba geführt, ohne aufbrausend zu werden, die Beherrschung zu verlieren oder sich von ihm unterkriegen zu lassen. So gesehen war es ein Sieg auf der ganzen Linie. Doch eine Kleinigkeit schmälerte seine Freude darüber. Er hatte zumindest ein kleines Zeichen des Wiedererkennens erwartet. Nichts Großes. Kein „Wie geht es dir nach so langer Zeit?“, keine sonstige verbale Äußerung diesbezüglich. Aber zumindest ein kurzes Aufblitzen der blauen Augen hatte er für selbstverständlich gehalten. Dann eben nicht. Wahrscheinlich war es auch besser so. Schließlich hatte sich einiges seit ihrem letzten Zusammentreffen geändert und eigentlich sprach das für ihn, wenn er nicht mehr so leicht erkannt wurde, von jemandem, der nur sein früheres Ich kannte. Er fing an eine kleine Melodie zu pfeifen, während er zurück in sein Büro lief. Schließlich wartete dort noch eine Menge Arbeit auf ihn. Und er sollte nach Yuki sehen. Am besten teilte er auch gleich den anderen mit, wie mit dem neuesten Gast umzugehen war. Verdutzt blickte Seto noch für eine Weile auf die von außen geschlossene Tür. Zum ersten Mal wusste er ganz genau, wie sich seine Angestellten und Mitarbeiter in der Firma fühlen mussten, wenn er ihnen etwas mitteilte, das sie nicht verstanden und er für selbstverständlich hielt. Er mochte dieses Gefühl eindeutig nicht. Wie alt war dieser Hotelmanager? Höchstens so alt wie er selbst! Und er hatte sich von ihm darstellen lassen als wäre er ein ungelehriger Schuljunge! Glücklicherweise würde er erst wieder mit ihm zu tun haben, wenn er es selbst wollte. Was also anfangen mit all seiner freien Zeit? Für einen kurzen Moment hatte er mit dem Gedanken gespielt, einfach seinen Koffer zu nehmen und zurück nach Domino zu fahren. Doch dann sah er auch schon Mokubas anklagenden Blick vor sich, der sich betonte, wie wichtig eine Auszeit für ihn sei, und der auch leicht böse war und ihm zum x-ten Mal erklärte, wie schwierig es war so spontan zu dieser Zeit ein Hotelzimmer zu bekommen – besonders hier. Also musste er wohl oder übel bleiben. Seine Sachen wollte er trotzdem noch nicht auspacken. Suchend sah er sich im Raum um. Was konnte er nur anstellen? Raus in das ungemütliche Wetter, von dem er froh war, ihm entflohen zu sein? Sich einfach hinlegen auf das einladende Sofa? Sein Blick blieb an einem raumhohen Bücherregal hängen, das die Wand kurz vor dem Schlafzimmer einnahm. Entschlossen trat er näher heran. Die obersten Reihen waren gefüllt mit Science-Fiction, gefolgt von Fantasy. Die Böden darunter enthielten Klassiker, denen sich gut 20 Bücher anschlossen, die er als Bestseller der letzten 12 Monate identifizierte. Mittlerweile musste er sich leicht vorbeugen, um die Titel lesen zu können. Denn bis jetzt hatte noch nichts sein Interesse geweckt. Liebesromane, darunter auch die mit diesen kitschigen Titelbildern. Jetzt kniete er sich hin. Die nächste Reihe waren auch noch Romane, die eher auf eine weibliche Leserschaft abzielten. Um die unterste Reihe zu begutachten, musste er sich auf alle Viere lassen. Verwundert blinzelte er. Er kannte keinen einzigen der Titel! Neugierig zog er ein beliebiges Buch heraus, richtete sich in Seiza auf und betrachtete es. Der Einband war schlicht, der Titel von Hand daraufgeschrieben, offensichtlich nachträglich, als habe der sein Besitzer nicht aller Welt mitteilen wollen, was er da las. Mit wachsendem Interesse schlug Seto die erste Seite auf und begann zu lesen. Schnell wurde ihm klar, weswegen der ursprüngliche Einband überdeckt worden war. Mit so einem Buch wollte man sich wahrlich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen – er zumindest. Auch zu Hause hätte er so etwas nie lesen können. Zu vorwurfsvoll hätte Mokuba ihn angesehen, nachdem er dessen gesamte Pornosammlung aus erzieherischen Gründen aus der Villa hatte entfernen lassen. Schließlich wollte er nicht, dass sich sein kleiner Bruder ein verqueres und falsches Bild von Sexualität angewöhnte. Vor allem bei ihrer sozialen Stellung konnte er sich das nicht erlauben. Er hatte sein eigenes Leben so weit wie möglich skandalfrei gehalten und so hoffte er es auch für seinen kleinen Bruder – selbst wenn der mit 22 etwas andere Vorstellungen vom Leben hatte als er selbst. Aber dieses Buch hier war wie geschaffen für ihn und traf endlich einmal seine Bedürfnisse und es gab niemanden, der mitbekam, was er las, niemanden vor dem er sich rechtfertigen musste. Endlich konnte er in Ruhe einen Shonen-Ai-Roman lesen, ohne sich dabei seltsam zu fühlen. So merkte er anfangs auch nicht wie die Zeit verstrich. Erst nach einer Stunde wurde ihm bewusst, dass er es leider nicht mehr gewohnt war längere Zeit in Seiza zu sitzen. Leicht ächzend erhob er sich und ging, den Finger als Lesezeichen nutzend, hinüber zu dem Sessel, in dem er bereits zuvor gesessen hatte und machte es sich wieder bequem. Vielleicht würde dies doch ein schöner Urlaub werden. Er konnte in Ruhe lesen, würde nicht gestört werden von der Firma oder sonst wem und, was ihn ursprünglich hatte einwilligen lassen, er würde über den 14. Februar nicht in Domino sein. Nicht, dass er Schokolade nicht mochte – im Gegenteil, er mochte sie viel zu sehr, achtete aber gleichzeitig darauf, nicht zu viel von ihr zu essen. Theoretisch deckte das, was er an Schokolade an diesem einzigen Tag bekam, seinen Jahresbedarf vollständig ab (inklusive dem Teilen mit Mokuba). Doch sie kam immer von Frauen. Frauen, die der Meinung waren, dass er mit seinen 28 Jahren im perfekten Heiratsalter wäre und sich eine Frau suchen solle. Frauen, die der festen Überzeugung waren, sie seien diese eine für ihn. Frauen, die beratungsresistent waren, wenn er ihnen freundlich aber entschieden eine Abfuhr erteilte und ihre Schokolade nicht annahm. Frauen, die ein kleines Detail, das zugegebenermaßen niemand kannte, übersahen. Denn er, Seto Kaiba, war schwul. Es wurde bereits allmählich draußen dunkel, als er das nächste Mal seine Lektüre unterbrach. In seiner Nähe stand eine kleine Leselampe, doch bevor er sie anknipsen konnte, fiel ihm etwas anderes auf als das fahle Licht im Zimmer. Wann bitte schön war seine Hose so eng geworden? Verwunderlich war es zwar eigentlich nicht, wenn man bedachte was er die letzten Stunden gelesen hatte, doch normalerweise hatte er sich „unten rum“ deutlich besser im Griff. Auf jeden Fall würde er Taschentücher brauchen. Wenig begeistert über die selbstverschuldete Unterbrechung stand er auf. Er hatte Stofftaschentücher in seinem Koffer, doch würde er sie hier nicht wieder angemessen sauber bekommen. In der Küche befand sich Küchenrolle, die ihm jedoch zu rau erschien. Blieb also nur das Bad, das er sich noch nicht angesehen hatte. Mit dem Aufgehen der Tür schaltete sich automatisch das Deckenlicht ein und beleuchtete etwas, das für normale Menschen ein Traum in weiß gewesen wäre. Fast die Hälfte des quadratischen Raumes wurde von einer großen Badewanne eingenommen, neben der sich direkt eine geräumige Dusche befand. Eine große milchige Scheibe erlaubte tagsüber anscheinend Tageslicht, während verschiedenste Vorsprünge genug Platz für die Kosmetika des Gastes boten. Links neben der Tür befand sich ein Schrank, in dem offensichtlich Handtücher und ähnliches verstaut waren. Doch das, was er suchte, fand er direkt am Rand der Badewanne. Schnell griff er nach dem rechteckigen Karton, während er sich mit der anderen Hand den Knopf und den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Augenblicklich verspürte er an gewissen Stellen weniger Druck. Seto war bewusst, dass er, wenn er wie beabsichtigt weiter las, wieder dieses Problem haben würde, doch im Moment brauchte er nur Erleichterung. Hastig zog er Slip und Hose gleichzeitig nach unten. Ein kleiner Stich vorne wies ihn darauf hin, dass er dies etwas zu hastig und unbedacht tat. Darauf achtete er aber jetzt nicht mehr. Er legte die Tücher um seine Eichel und fixierte sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, während er sich gegen die Wand aus kalten, weißen Fliesen lehnte. Anfangs bewegte er die Hand langsam, fügte immer wieder Finger hinzu, die ihn umfassten, steigerte das Tempo, variierte den Griff. Als er merkte wie kurz er davor war abzuspritzen, drehte er sich zur Wand um. Ihre Kühle fühlte sich angenehm auf dem erhitzten Gesicht an. Ein Stöhnen entschlüpfte seinen Lippen, während spürte wie seine Knie langsam schwach wurden. Allerdings presste er sie fest aufeinander, als die Wogen der Erleichterung tatsächlich über ihn kamen. Schlimm genug, dass er immer noch an ihn dachte, wenn er sich in Ermangelung einer besseren Lösung selbst befriedigte, da musste er sich nicht auch noch der Schmach ergeben seinen Namen laut auszusprechen, wenn er kam. Da seine Beine endgültig keine Lust mehr verspürten ihn zu tragen, setzte er sich auf den leicht warmen Boden und reinigte sich. Wieder vollständig bekleidet wollte Seto erneut Platz im Sessel nehmen, als ihm eine bessere Idee kam. Er schnappte sich das Buch und begab sich ins Schlafzimmer. Dort legte er es auf dem Nachtisch ab der links vom Bett stand und begann sich bis auf die Unterhose auszuziehen. Schnell huschte er unter die Bettdecke und versank erst einmal in Kissen und der angenehm weichen Matratze. Er knipste das Licht an des unscheinbar wirkenden Lämpchens an. Blinzelnd stellte er fest, dass bei seiner Auswahl offensichtlich an nächtliche Leser gedacht worden war. Selbst seine Bürotischlampe in der Kaiba Coorp. war nicht so hell! Und vor allem war ihr Licht nicht gleichzeitig so angenehm. Zufrieden kuschelte er sich weiter unter die Bettdecke, nur die rechte Hand blieb draußen und hielt das Buch. Würde er vor dem gleichen Problem wie vorhin stehen, würde er wohl leider noch einmal aufstehen müssen, da sein Sauberkeitsgefühl gewissen Aktionen in seinem Bett widersprach. Doch zunächst würde er wohl eine entspannende Zeit vor sich haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)