What if? von CharChar (Es könnte alles anders sein) ================================================================================ Kapitel 1: Die Wahrheit ----------------------- //Er wird mir das niemals verzeihen... er wird mich niemals verstehen.// Hastig eilte Draco Malfoy durch die Flure Hogwarts, der schwarzhaarige dicht auf seinen Fersen. //Der dunkle Lord würde Vater töten, und Mutter. Ich kann das nicht zulassen. Er hatte nie eine Familie, wie soll er das auch verstehen.// Bewusst lief der Blonde einen Zick-Zack-Kurs durch das ganze Schulgebäude. Er hatte einen deutlichen Vorsprung aufgebaut, als er das Jungenklo erreichte. Außer Atem stütze er sich am Wachbecken ab und blickte in den Spiegel. Eine aschbleiche Silhouette mit dunklen Ringen unter den Augen blickte zurück. Wann hatte er das letzte Mal gegessen? Wann geschlafen? Er konnte sich nicht erinnern. Tränen der Furcht, der Verzweiflung und der Angst stiegen in ihm auf. Selbst das kühle Wasser, das er sich ins Gesicht spritze, beruhigte ihn auch nicht. Hilflos und mit seinem Leben überfordert stand er da und weinte. ER der Sohn der stolzen Malfoy-Familie, er der Auserwählte des Dunklen Lords. Draco Malfoy. Genau ER stand jetzt weinend da, verloren wie ein kleiner Junge. Ein schluchzen entkam seiner Kehle. Der Blonde war müde. Er wollte all das nicht mehr. Schritte halten im Gang und der blonde Junge schrak auf. Potter hatte ihn also endlich eingeholt. //Hoffentlich greift er mich direkt an, ohne zu fragen.// Von einem Fluch getroffen zu werden wäre seine erhoffte Erlösung. Doch Stille machte sich breit. Eine bedrückende Stille. Er hielt den Blick fest auf seine Hände gerichtet. Sie klammerten um das Waschbecken, als ob der Boden jeden Moment unter ihm einstürzen könnte. Die Schritte kamen immer näher. Der Grauäugige wagte es gar nicht, seinen Blick zu heben. Die Möglichkeit IHN im Spiegelbild zu sehen war zu hoch. ER durfte nicht sein ausgezehrtes Gesicht, seinen verweinten Augen sehen. Die Schritte waren direkt hinter dem Blonden. //Jetzt töte mich doch endlich. Zieh mich für meine Taten zur Rechenschaft.// Plötzlich schlangen sich Arme von hinten um ihn und er konnte spüren wie der Schwarzhaarige seine Stirn an Dracos Rücken lehnte. „Du bist nicht allein.“ Die Worte waren nur geflüstert doch der blonde Junge brach unter ihnen zusammen, als wogen sie die Welt. Schluchzend ging er auf die Knie. „Was soll das Potter?“ Es war erbärmlich. Seine Stimme brach unter den eigenen Tränen. Das Erniedrigendeste war der verständnisvolle Blick des Gryffindor, welcher deutlich auf Draco gerichtet war. Das konnte er genau spüren. „Du verstehst das doch eh nicht“ „Dann erkläre es mir.“ Seine Stimme war ruhig und doch bestimmt. „Das hätte keinen Sinn. Du bist mein Feind.“ Er rang mit sich ¬– einerseits wollte er darüber reden, andererseits durfte er nichts sagen. Der blonde Junge spürte wie die Umarmung fester wurde, tröstender. Der grünäugige Junge drehte Malfoy, sodass er ihm in die Augen schauen musste. „Ich sag es noch einmal: du bist nicht allein.“ Und dann brachen alle Dämme. „Ich soll Dumbledore töten, verdammt nochmal. Ich. Jemand töten. Damit wenigstens meine Familie sicher ist. Wie könntest du mich verstehen, Potter, wo deine Familie doch schon lange tot ist!“ Er konnte die Worte nicht länger zurück halten. Es hatte etwas Befreiendes. Doch kaum waren die Worte gesprochen bereute er es. Der schmerzvolle Ausdruck, der sich für den Bruchteil einer Sekunde auf Harrys Gesicht legte war wie ein Stich ins Herz. Doch dann trat Verständnis in die Augen des Schwarzhaarigen. //Wieso tut er das? Wieso verdrängt er seine Gefühle? Er sollte mich hassen und angreifen. Ich bin ein Verräter. Ich bin sein Feind. Aber ich darf ihn nicht weiter verletzen. Ich bin schon weit genug gegangen.// Beschämt wandte der Slytherin seinen Blick ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. So saß er da, wie ein Häufchen Elend. Auf dem schmutzigen, kalten Boden kniend, zusammengekauert sein Gesicht versteckend. Er, der Stolz der Familie Malfoy. Harry ging auf die Knie, um mit dem verstörten Jungen auf einer Höhe zu sein. Er legte seine Arme um den ausgezehrten, zerbrechlich wirkenden Körper des Blonden. Draco zitterte am ganzen Leib. So verängstigt und verstört hatte Harry ihn nie zuvor gesehen. Der Grauäugige Junge versteifte sich, als Harry sein Gesicht fest in beide Hände nahm und ihn zwang ihn anzusehen. „Wir werden einen Weg finden. Wenn wir zu Dumbledore gehen, könnte er....“ „Nein! Du darfst es ihm nicht sagen. Wenn der Dunkle Lord das herausfindet wird er meine Familie töten! Bitte erzähl ihm nichts...“ Panik und Angst entstellten das sonst so hübsche Gesicht des Blonden. Auf einmal war dem „Auserwählten des Dunklen Lords“ nicht mehr nach allein sein, nicht mehr nach alle Geheimnisse für sich behalten. Er wollte es jemand erzählen. Er wollte jemand bei sich haben. Er wollte HARRY bei sich haben. Entmutigt lehnte er seinen Kopf an die Schulter des Grünäugigen. Durch seine Tränen hindurch konnte er und vage die Umrisse des heruntergekommenen Herrenklos erkennen, in dem sie sich befanden. „Wieso tust du das für mich? Ich war immer ekelhaft deinen Freunden gegenüber, durch mich musstest du schon so viel durchmachen. Ich werde Dumbledore töten.“ Seine zittrige Stimme war nur ein Flüstern, welches sich in dem großen Raum verlor. „Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Ich hab dich immer verachtet. Aber... Dank dir bin ich stärker geworden. Ich hatte einen Rivalen, ein Ziel. Dank die bin ich gewachsen.“ Ein liebevolles Lächeln legte sich auf Potters Lippen. „Wärst du nicht gewesen, hätte ich es niemals in die Quidditch-Mannschaft geschafft. Du hast dir schon einiges erlaubt. Aber egal was alles war, all die Wut, Verachtung und Bitterkeit dir gegenüber, sind verschwunden und jetzt sitze ich hier mit dir. Was Dumbledore betrifft, werden wir uns was einfallen lassen. Gemeinsam.“ Da waren sie wieder. Die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten und Draco klammerte sich an Harrys Umhang, als sei es das Letzte auf der Welt was ihn hielt. Der Gryffindor ließ seine Hand durch die Haare des blonden streifen. Es war ein angenehmes Gefühl. „Was soll ich nur tun? Er wird uns alle töten. Ich muss tun was er sagt. Ich habe keine Wahl. I-Ich...“ Zärtlich legte Harry dem Grauäugigen einen Finger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. „Uns wird schon etwas einfallen.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Draco den Schwarzhaarigen an. Sein zittern verebbte und er schmiegte sich noch enger an den jungen Potter. Eine Hand in den Haaren, die andere immer noch auf seinen Lippen gelegt, drehte Harry Dracos Kopf. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter. „Lass uns doch einfach mal für einen Moment alles vergessen.“ Draco hörte diese letzten gemurmelten Wörter von Harry nicht mehr, denn schon im nächsten Atemzug spürte er die Lippen des Schwarzhaarigen auf seinen eigenen und alles um ihn herum verschwand. Sie waren warm und weich. Ein Gefühl von Geborgenheit stieg in dem jungen Malfoy auf, etwas, das er schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte. Ein aufgeregtes Kribbeln wanderte von seiner Brust durch seinen ganzen Körper. Plötzlich wurde er wieder zurück in die eiskalte Realität gerissen. Snape. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)