Harry Potter, the Real Story von Zaje (die Geschichte beginnt) ================================================================================ Kapitel 11: Paranoia und neue Freunde ------------------------------------- Je kälter die Tage wurden, desto besser verstand sich das eigenartige Trio. Charly ermutigte Sally zu mehr Selbstbewusstsein, weshalb die Gryffindor ihre Mahlzeiten inzwischen an ihrem Haustisch einnahm. Vielleicht lag es auch an der Drohung »Wenn ich dich noch einmal bei Simon sitzen sehe, verhexe ich dich«, aber das war wohl weit hergeholt. Charly wusste mit dem Zauberstab umzugehen und Sally wollte nicht ihren Groll auf sich ziehen. Unfreiwillig war sie in eine Lerngruppe mit den Weasley-Zwillingen und Lee Jordan befördert worden. Lee hatte auf seinen Zauberkunstaufsatz eine sehr gute Note bekommen und so war Sally zwangsbeglückt worden. Sie wäre ja ganz zufrieden damit, wenn die drei Burschen nicht gerade einen Wettbewerb daraus machen würden, wer am wenigsten im Unterricht aufpasste. »Tut mir leid, aber ich hab noch was vor.« Sally war inzwischen etwas genervt von den dreien. Sie packte ihre Sachen, brachte sie in den Schlafsaal und verließ schließlich den Gemeinschaftsraum. Sie, Charly und Simon würden Hagrid besuchen gehen, weshalb sie sich den dicken Umhang fest um den Körper wickelte, während sie durch den Geheimgang hinter dem Wandteppich, in die Eingangshalle lief. Als sie das Erdgeschoss erreicht hatte und nach dem Wandteppich greifen wollte, wurde er von außen geöffnet und einer der Zwillinge stand grinsend vor ihr. Sally machte vor Schreck einen Schritt zurück, was den Weasley köstlich zu amüsieren schien. »Bin nur ich, du brauchst keine Angst zu haben.« Er zwinkerte ihr zu, als sie sich an ihm vorbeiquetschte. Wie konnte das möglich sein? Er war doch gerade noch im Gemeinschaftsraum gewesen! Doch Sallys Aufmerksamkeit wurde auf Charly gelenkt, die quer durch die Eingangshalle ihren Namen brüllte. »Viel Spaaaß!«, rief ihr der Weasley noch hinterher, doch Sally wandte sich nicht mehr nach ihm um. »Was hat dir denn den Zauberstab verknotet?« Charly warf ihr einen fragenden Blick zu, als Sally schließlich neben ihr stehen blieb. »Keine Ahnung. Irgendwie… ist das komisch.« Sie drehte sich noch einmal zu dem Weasley um, der plötzlich wieder verschwunden war. Etwas verwirrt wandte sie sich wieder Charly zu. »Ich schwöre, der Typ war gerade noch im Gemeinschaftsraum!« Doch bevor Charly noch etwas sagen konnte, tauchte auch Simon schon auf und die drei verließen das Schloss. Es war bitterkalt draußen und Sally war froh, dass sie sich in ihren dicken Umhang gehüllt hatte. Auf ihrem Weg zu Hagrid beschwerte sich Charly lauthals über Professor McGonagall, während Sally das Gefühl nicht los wurde, verfolgt zu werden. Immer wieder drehte sie sich um, bis Simon schließlich stehen blieb und sie in ihn hineinlief. »Alles okay bei dir? Du wirkst irgendwie etwas nervös.« Besorgt musterte er sie, doch sie zuckte nur mit den Schultern. »Tut mir leid. Ich hab nur irgendwie das Gefühl, dass uns jemand beobachtet.« »Das wundert mich nicht. Da drüben hocken Perov und Weasley«, mischte sich Charly schließlich ein und deutete auf einen Baum in ihrer Nähe. Und tatsächlich. Michail und einer der Zwillinge standen an einen Baum gelehnt und unterhielten sich über irgendwas. Die drei Freunde hatten ihre Blicke auf ihre Schulkollegen gerichtet, als diese sich zu ihnen umwandten und - zumindest der Rotschopf - ihnen überschwänglich zuwinkten. »Gehen wir«, ordnete Charly an, nachdem sie sich ein paar Momente lang ein Blickduell mit Michail geliefert hatte. Hagrid schaffte es schließlich, dass Sally sich nicht mehr den Kopf über das komische Verhalten der Zwillinge und Michail zerbrach. Der Wildhüter hatte ihnen drei große Tassen Tee vor die Nase gestellt und seine Felsenkekse, die Sally lieber mied. Sie hatte sich vorige Woche beinahe einen Zahn ausgebissen und den Keks dann heimlich an Fang verfüttert, der ihn wohl als Kauknochen verwendet hatte… Der Wildhüter erzählte ihnen von dem bevorstehenden Weihnachtsfest, der Dekoration, dem Festessen und Sally war beeindruckt, konnte sich das ganze nicht so ganz vorstellen, da es wirklich atemberaubend sein musste. Als es draußen zu dämmern begann schlug Hagrid mit der Faust auf den Tisch, sodass Simon der Keks aus der Hand fiel - was er offensichtlich nicht gerade traurig fand. »So s´reicht. Bring´ euch jez´ rauf ins Schloss«, grummelte der Wildhüter, erhob sich von dem Tisch und schob diesen sogleich zwei Meter von sich weg. Charly sprang schnell auf, unterdrückte einen Schrei und eilte an Sallys Seite. Diese warf ihr einen amüsierten Blick zu und griff nach ihrem Umhang. Hagrid hüllte sich in seinen dicken Maulwurfmantel, griff nach einer Laterne und bat die drei nach draußen. »Un´ wisst ihr schon ob ihr über Weihnachten nach Hause fahrt?« Hagrid machte so große Schritte, dass sich die drei beeilen mussten um ihm hinterher zu kommen. Sally hatte eigentlich noch nicht genau darüber nachgedacht, ob sie nach Hause fahren sollte oder nicht. Auch wenn es eigentlich klar war, dass sie Weihnachten bei ihrer Familie verbringen würde. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Charly schon den Mund aufgemacht. »Also ich werde nach Hause fahren. Meine Eltern veranstalten immer ein großes Fest mit der ganzen Familie - auch wenn ich da nicht wirklich Bock drauf habe muss ich da wohl hin.« Sally warf der Slytherin einen kurzen Blick zu und auch wenn sie es nicht sehen konnte, war sie sich sicher, dass der Rotschopf gerade die Augen verdreht hatte. Bevor Hagrid allerdings antworten konnte, stieß Charly einen spitzen Schrei aus. »Was ist passiert?«, riefen Simon und Sally gleichzeitig aus, doch die Slytherin antwortete nicht. Stattdessen hatte sie sich etwas vorgebeugt und schien etwas im Verbotenen Wald zu fixieren, doch die anderen konnten nicht genau sagen was. Einige Momente der Stille vergingen, bis ein Geräusch aus dem Wald kam, das die vier zusammenzucken ließ. Es war das selbe Geräusch eines knackenden Astes, das Charly zuvor schon erschreckt hatte. »Kommt… is´ bestimmt nur ne Maus.« Doch auch in Hagrids Stimme lag etwas Unbehagen. Er drängte die drei Erstklässler schnell weiter und Sally warf noch einmal einen kurzen Blick zurück. Sie hätte schwören können einen roten Haarschopf gesehen zu haben, doch der war nun definitiv nicht mehr da. Irgendwie war das alles mehr als seltsam. Wurde sie langsam paranoid? Aber dann müssten Simon, Charly und Hagrid doch auch nicht mehr richtig im Kopf laufen. Sally spürte wieder dieses Kribbeln im Nacken, als würde sie jemand beobachten - ihr Kopf schnellte herum, doch da war niemand. Hätte sie auch gewundert. »Komm weiter«, meinte Charly mit einem nervösen Unterton, den Sally gar nicht von ihr kannte. Die Slytherin griff nach Sallys Hand und zog sie mit sich. Der restliche Weg zum Schloss hoch, schien länger als normal zu sein. Selbst Simon wurde langsam etwas unwohl und er drehte sich ein paar Mal um. Auch wenn niemand etwas sagte, oder es zugeben würde, doch sie waren alle drei froh, dass Hagrid an ihrer Seite war. Als sie endlich im Schloss angekommen waren, entwich den drei Erstklässlern ein erleichtertes Seufzen. »So un´ nun ab mit euch in eure Schlafsäle. Das is´ mir alles nich´ ganz geheuer«, fügte Hagrid grummelnd hinzu. Sally, Charly und Simon warfen sich einen kurzen Blick zu und verabschiedeten sich schließlich von Hagrid. Sie warteten, bis er das große Schlossportal hinter sich geschlossen hatte und versteckten sich in dem Gang, der zur Küche und zu Simons Gemeinschaftsraum führte. »Was denkt ihr war das?«, platzte Simon sogleich heraus. Die beiden Mädchen zuckten mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber angeblich soll es im Wald Werwölfe geben. Und Zentauren. Und was weiß ich noch alles. Er ist ja nicht ohne Grund verboten«, gab Charly leise flüsternd zurück. »Werwölfe?« Sally starrte ihre Freundin mit großen Augen an und schluckte schwer. Ob Hagrid etwas gesehen hatte? Oder hatte er sie einfach aus allgemeinen Sicherheitsgründen schnell weitergeschoben? Zwischen den drei Freunden herrschte nachdenkliches Schweigen, bis das Zuschlagen einer Tür sie alle aus den Gedanken riss. Charly klammerte sich an Sallys Arm und starrte gebannt in den dunklen Flur hinunter. Eine Gestalt, die nur ein Stück größer war als sie drei, kam auf sie zu. Wenn sie Pech hatten, war es Professor Flitwick. Wenn sie Glück hatten, war es »Michail!« Charly fasste sich erleichtert an die Brust und auch Sally atmete wieder auf. Der Slytherin grinste breit und sah die drei abwechselnd an. »Ihr seht aus als hättet ihr ein Gespenst gesehen. Bin nur ich«, meinte der Junge leichthin. »Ich denke… wir sollten langsam in unsere Gemeinschaftsräume«, warf Simon schließlich ein. Auch ihm schien die ganze Situation nicht allzu geheuer zu sein und Sally war erleichtert, dass endlich jemand diesen Vorschlag machte. Michail schien von dieser etwas abstrusen Atmosphäre nichts mitzubekommen. Oder er wollte es nicht mitbekommen. Oder aber er überspielte es ziemlich gut, denn sein Grinsen reichte immer noch von einem Ohr zum anderen. Nachdem sie sich schließlich voneinander verabschiedet hatten, machte Sally sich auf den schnellsten Weg zurück in den Gryffindorturm. Das ungute Gefühl hielt den ganzen Weg über an, weshalb sie auch den Geheimgang nach oben nahm. Immer wieder blickte sie sich um, doch es war niemand hinter ihr. Sie atmete ein paar Mal tief durch - sie war bald da und dann könnte sie sich ausgiebig duschen und schlafen gehen. Bald war sie da. Bald war sie da. Wie ein Mantra wiederholte sie dies in ihrem Kopf. Als dann endlich das Ende des Geheimganges in Sicht kam und sie wusste, dass sie endlich den siebten Stock erreicht hatte, atmete sie erleichtert aus. Noch einmal drehte sie sich um, während sie nach der Türklinke griff, doch sie griff ins Leere. Sally wandte sich um und vor ihr stand einer der Weasleyzwillinge. Ein spitzer Schrei entwich ihr und sie stolperte ein paar Schritte zurück und wäre beinahe die Treppe hinuntergepurzelt, hätte Fred oder George nicht nach ihrer Hand gegriffen und sie zurückgezogen. »So schreckhaft heute?« Der Weasley grinste frech und hielt Sally die Tür auf. Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu, sagte aber nichts. Sie ließ seine Hand los und drückte sich an ihm vorbei nach draußen. »Danke«, murmelte sie schließlich. Der heutige Tag war… mehr als verwirrend. Und die nächsten Tage wurden nicht besser. Egal wo Sally, Simon und Charly sich aufhielten, es schien als schwänzelten die Weasleyzwillinge und Micha immer irgendwo in der Nähe herum. Gingen sie einen langen Gang entlang, konnte man sich sicher sein, dass sie einen der drei am Anfang und am Ende des Ganges begegneten. Wanderten sie von der Großen Halle in die Bibliothek, konnte man sich sicher sein, dass ihnen einer der drei die Türen öffnete. An die Tatsache, dass Fred oder George Sally jedes Mal den Wandteppich öffneten, sobald sie vom Gryffindorturm kam, hatte sie sich - mehr oder weniger - gewöhnt. Sie hatte keine Ahnung wie sie das machten und allzu genau wollte sie es wahrscheinlich auch nicht wissen. »Ich würd da nicht hochgehen.« Charly und Sally blieben stehen, warfen sich einen kurzen, vielsagenden Blick zu und wandten sich schließlich um. Micha stand lässig an der Mauer gelehnt da und sah sie an. »Ach und warum nicht?«, fragte Charly bissig. Sie wollten hoch in den Krankenflügel um Simon zu besuchen. Er war heute Vormittag, als er mit Emily in den Gewächshäusern war, ausgerutscht und hatte sich den Fuß gebrochen. Auch wenn Madam Pomfrey den Bruch in kurzer Zeit geheilt hatte, wurde ihm Ruhe verordnet. Micha hatte sich von der Wand gestoßen und ging ein paar Schritte auf die beiden zu, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und eine Unschuldsmiene aufgesetzt, dass man zehn Meter gegen den Wind riechen konnte, dass etwas falsch war. Allerdings roch es wirklich ziemlich streng. Sally rümpfte die Nase und wandte sich um. Der Gang, den sie entlanggehen wollten, war inzwischen nicht mehr sichtbar. Ein paar Schüler kreischten und versuchten sich aus dem Stinkbombenangriff zu retten. Oder vielleicht lag es gar nicht an den Stinkbomben, dass die Schüler schrien, denn Charly zog Sally gerade noch rechtzeitig Richtung Boden, als ein beißendes Frisbee auf sie zugeflogen kam. »Lass uns abhauen!«, rief die Rothaarige und zog die Gryffindor mit sich. Michail stand immer noch am selben Platz und lachte laut auf, als die Mädchen das Weite suchten. »Ich hab euch doch gesagt, dass ich mir nen anderen Weg suchen würde!«, rief er ihnen hinterher, doch Charly und Sally ignorierten ihn und versuchten so schnell wie möglich zu verschwinden. »Die sind doch alle verrückt!«, beschwerte Charly sich zwei Stockwerke höher, als sich ihre Schritte endlich verlangsamt hatten. Sally schnaubte zur Antwort und bekam beinahe einen Herzinfarkt, als die Weasleyzwillinge drei Meter vor ihnen standen. Ihr Grinsen reichte von einem Ohr bis zum anderen, und wieder einmal hatte Sally keine Ahnung wer wer war. Charly stemmte die Hände in die Hüften und hob die Augenbrauen. Sally warf ihr einen verwirrten Blick zu, da sie keine Ahnung hatte was ihre Freundin vorhatte, doch diese Haltung bedeutete normalerweise nichts Gutes. »Ihr wart das, oder?« »Was denn?« »Na die Stinkbombenattacke im zweiten Stock. Wegen euch müffeln unsere Umhänge jetzt! Und eure bescheuerten Frisbees könnt ihr euch auch schenken. Ich hoffe Filch erwischt euch! Komm Sal, wir gehen.« Charly machte auf dem Absatz kehrt und zog die Gryffindor erneut mit sich. Sally wandte sich noch einmal zu den Jungs um, von denen einer etwas in seinem Rucksack suchte. Keine zwei Sekunden später flog schon ein beißendes Frisbee auf sie zu. »Lauf!«, rief Sally doch es war schon zu spät. Charly war stehen geblieben und Sally war direkt in sie hineingelaufen und über sie gestolpert. Die beiden Mädchen lagen am Boden und das Frisbee hatte absolut kein Mitleid mit ihnen. Als sie schließlich eine knappe Stunde später als versprochen im Krankenflügel ankamen, sahen sie beide aus, als hätten sie sich mit dem Kraken im See angelegt. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Schulunfiorm großteils zerissen und ihre Arme übersäht mit roten Kratzern. »Was ist denn mit euch passiert?« Simon saß mit dem Tagespropheten auf dem Schoß und einem Schokofrosch in der Hand auf dem Bett und starrte die beiden verwirrt an. »Weasleys«, schnaubte Charly nur und legte sich erschöpft auf das Bett neben Simon. Sally zuckte nur die Schultern, und ließ sich ebenso erschöpft auf einen Sessel zwischen den beiden Betten fallen. Madam Pomfrey kam sogleich angewuselt, wollte sich über den Lärm beschweren, bemerkte jedoch schnell dass die Mädchen verletzt waren und brachte ihnen eine übel riechende, grünliche Creme, die sie auf die Haut auftragen sollten. Während Sally ihre und Charlys Arme eincremte - die Slytherin würde ›dieses stinkende Ding in tausend Jahren nicht angreifen!‹ - erzählten sie Simon von der Stinkbombenattacke und den beißenden Frisbees im vierten Stock. »Die haben ja echt nicht mehr alle«, meinte er und hob die Augenbrauen. Doch Sally konnte sehen, dass seine Mundwinkel zuckten und er sich schwer tat dieses Zucken zu verbergen. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen - ja, irgendwie war es ja doch lustig, aber wenn sie das laut neben Charly sagen würden, hätten sie schon ihr Todesurteil unterzeichnet. Charly war irgendwann eingeschlafen und Sally und Simon hatten begonnen eine Runde Zaubererschach zu spielen. Sally hatte das Spiel mal vor einigen Jahren von Nymphadora zum Geburtstag geschenkt bekommen - es war eine Reiseausgabe: klein und kompakt. Sie saßen auf Simons Bett und naschten nebenbei Schokofrösche. Dass Sally das Schachspiel verlor, war kein Wunder - sie war grottenschlecht darin. Und ihre Konzentration war im Moment auch nicht gerade die beste. Sie und Simon unterhielten sich nebenbei über alles mögliche. »Wie geht´s eigentlich unserer Nieswurz?«, fragte Sally schließlich als sie einen Läufer opferte um ihren Masterplan durchzusetzen. Allerdings war der Masterplan ziemlich in die Hose gegangen, denn Simon hatte sie nun Schachmatt gesetzt. »Keine Ahnung. Emily behütet das Ding wie ihren eigenen Augapfel. Mum hat ihr schon neue Pergamentrollen schicken müssen, weil sie einen ziemlichen Verschleiß hat.« Amüsiert hob er die Brauen und half Sally die Figuren erneut aufzustellen. »Na auch gut. Ich bin froh, wenn dieses Projekt endlich vorbei ist.« Sally schickte einen ihrer Bauern nach vorne und das Desaster begann von vorne. »Ja, ich auch. Und ehrlich mal - Professor Sprout hätte die Atemschutzmasken echt früher austeilen können.« Inzwischen konnte man ohne Schutzmaske gar nicht mehr in das Gewächshaus 1 gehen - die Pflanzen waren wie wild am sprießen und jede Woche gab es mindestens eine Person, die dank eines nicht enden wollenden Niesanfalles in den Krankenflügel musste. »Hey was soll das? Wieso mampft ihr ohne mich Schokolade?«, meldete sich plötzlich eine müde Stimme zu Wort. Charly richtete sich in ihrem Bett auf, wickelte sich in die Decke und tapste zu den anderen hinüber. Sie schubste Simon etwas hinüber um sich neben ihn auf das Bett zu setzen. Dass sie dabei gleich das Schachbrett umriss, war ihr natürlich egal. Sally war darüber allerdings froh, denn so entkam sie einer weiteren Niederlage. Während die Gryffindor das Schachspiel wegräumte, mopste sich Charly einen Schokofrosch, dem sie sogleich den Kopf abbiss. »Sagt mal wie spät ist es eigentlich?«, fragte sie mit vollem Mund. Simon und Sally zuckten die Schultern. Die Mädchen waren gegen halb vier in den Krankenflügel gekommen und seitdem hatte keiner mehr über die Uhrzeit geachtet. »Es ist Zeit für´s Abendessen«, ertönte eine bekannte Stimme. Die drei Freunde fuhren herum und erblickten drei Mädchen, die im Eingang standen. Es war Simons Schwester Emily mit ihren beiden Freundinnen Marlena Ebdon aus Hufflepuff und Catriona Callahan aus Ravenclaw. Charly verzog kaum merklich das Gesicht. Sally wusste, dass sie nicht gerade der größte Fan von den dreien war und sich nur mit ihnen abgab, damit sich Simon nicht beschwerte. Aber alles brauchte einfach seine Zeit. Und Emily, Marlena und Catriona waren auch nicht gerade begeistert von der Slytherin. Es dauerte keine Minute bis Madam Pomfrey wieder herangewuselt kam. Sie gab Sally und Charly ihre reparierte Schuluniform zurück, die sie hinter dem Vorhang anzogen, während Madam Pomfrey nach Simons Bein sah. »Na dann wollen wir«, grinste Simon als er aus dem Bett aufstand und sich einmal druchstreckte. Man könnte fast meinen er hätte einen Wellnesstag hinter sich, so ausgeruht wie er aussah. Die merkwürdige Truppe machte sich auf den Weg in die Große Halle. Und ohne es vorher überhaupt anzusprechen, setzten sich die drei Freunde an den Hufflepufftisch, als wäre es alltäglich. Charly wurde zwar von einigen Hufflepuffs etwas schief angesehen, doch sie scherte sich nicht drum. Andererseits scherte sich Charly sowieso um nichts. Der immense Schokoladenkonsum der drei Erstklässler hätte zwar eigentlich dazu führen müssen, dass absolut und gar nichts mehr in ihre Mägen passte, doch die drei aßen als hätten sie den ganzen Tag noch nichts zwischen die Zähne bekommen. Ein paar Tage später hatte es schließlich zu schneien begonnen. In ganz Hogwarts wurde der Schnee schon sehnsüchtig erwartet und es war kaum ein Wunder, dass man, kaum war die Wiese weiß, schon die ersten Schüler draußen sah. Simon war mit Emily (zwangsweise) in die Gewächshäuser gegangen – in diesem Stadium der Nieswurz zog Emily es vor alle auf Sicherheitsabstand zu halten. Sally durfte nur in die Nähe der Pflanze, wenn es denn unbedingt nötig war. Simon hatte sie ja eigentlich auch nur mitgenommen, damit er aufschreiben konnte, was sie sagte. Als würde das Ding tot umfallen, wenn Sally oder Simon es schief anschauten. Emily litt wohl an Paranoia… Charly hatte sich dazu entschlossen diesen Samstag an ihren Hausaufgaben zu arbeiten und ein Buch zu lesen, daher hatte sie sich nach dem Mittagessen verabschiedet und lungerte nun im Slytheringemeinschaftsraum herum. Aber Sally war sich trotzdem ziemlich sicher, dass die Mason einfach nur auf ihrem Bett lag und schlief. Inzwischen kannte sie den Rotschopf gut genug. Sally streunte also alleine durch das Schloss. Fred, George, Michail und inzwischen auch Lee hatten wohl den Spaß daran verloren ihnen überall aufzulauern. Und um ehrlich zu sein, war sie auch ziemlich froh darüber. Denn sie war sich nicht mehr ganz sicher gewesen, ob nicht sie diejenige mit der Paranoia gewesen war. Etwas planlos lief sie also durch das Schloss, bis sie Stimmen hörte. Es war nur ein leises Tuscheln, doch sie hatte ganz deutlich Lee Jordans Stimme herausgehört. Ihre Schritte verlangsamten sich und ihr Blick glitt zu einer Tür, die einen Spalt offen stand. Wahrscheinlich planten die vier ihren nächsten Streich, und wenn Sally davon wusste könnte sie dafür sorgen, dass sie, Charly und Simon am anderen Ende des Schlosses waren! Sally blieb an der Tür stehen und lauschte an dem kleinen Spalt. Doch die vier sprachen so leise und schnell, dass sie überhaupt nichts verstehen konnte. Sie wollte noch ein Stück näher ran, doch im nächsten Moment lag sie schon in dem beinah leeren Klassenzimmer auf dem Boden. Hinter sich hörte sie ein Gackern, das wohl nur zu Peeves gehören konnte. Und den Kreidestückchen nach zu urteilen, die nach ihr geworfen wurden, gab es wohl keinen Zweifel mehr. Gackernd und irgendeinen Blödsinn singen flog der Poltergeist wieder davon und Sally lag nun im wahrsten Sinne des Wortes im Schlamassel. Etwas verwirrt wurde sie von den vier Burschen angestarrt, bis schließlich George aufstand und ihr auf die Beine half. »Danke«, murmelte sie und klopfte sich etwas Staub von den Klamotten. Nachdem sich George schließlich gesetzt hatte - inzwischen konnte sie die Zwillinge nämlich so irgendwie auseinanderhalten, da George ein kleines Muttermal am Kinn hatte, welches Fred nicht vorweisen konnte - sah Sally zu den vieren um sie erstmal zu grüßen. Vor ihnen auf dem Tisch lagen Haufen von Pergament und auf einem davon bewegten sich doch tatsächlich kleine Füße! Der Schwarzhaarigen klappte der Mund auf und sie hatte schon wieder vergessen was sie eigentlich sagen wollte. »Was zum Teufel?« Ungefragt trat sie vor und beugte sich über Georges Schulter. »Was ist das?« Die vier wechselten einen kurzen Blick, bevor Michail schließlich grinsend das Wort ergriff. »Das ist die Karte des Rumtreibers.« Sally hob den Kopf und starrte ihn verwirrt an. »Wie bitte, was?« »Die Karte des Rumtreibers«, wiederholte er und grinste wieder. Die Gryffindor blickte wieder auf das Pergament und langsam dämmerte es ihr. »Das… das ist doch Hogwarts!« Michail nickte, doch das nahm sie gar nicht wahr. »Verdammt… das gibt´s doch nicht. Wo habt ihr das Ding bitte her?« Man konnte einfach jeden sehen! Egal wo er war. Und Sally hatte wohl Recht behalten, denn der kleine Punkt, der den Namen ›Charlotte Mason‹ trug, bewegte sich nicht vom Fleck und befand sich im Slytherinmädchenschlafsaal. ›Emily Carter‹ und ›Simon Carter‹ verließen gerade Gewächshaus Nummer 1 und gingen zurück Richtung Schloss. Fred und George hatten inzwischen begonnen ausführlichst zu erzählen, wie sie zu der Karte kamen. Anscheinend hatten sie sie aus Filchs Büro geklaut, bei dem sie ihre Starfarbeit absitzen mussten, die Snape ihnen aufgehalst hatte, nachdem sie Michails Kessel geschmolzen hatten. Sally konnte den Blick gar nicht mehr von der Karte abwenden. ›Albus Dumbledore‹ lief in seinem Büro auf und ab. ›Minerva McGonagall‹ war mit ›Filius Flitwick‹ und ›Pomona Sprout‹ im Lehrerzimmer. »So habt ihr es also geschafft, dass ihr mir nachstellt.« Sally setzte sich auf einen freien Platz zwischen den Zwillingen - Lee hatte inzwischen die Tür geschlossen und so hatten sie ihre Ruhe. Dank der Karte wusste sie, dass ›George Weasley‹ zu ihrer linken saß. Sie fixierte den kleinen Punkt, der den Namen ›Sally Tonks‹ trug. Für einen kurzen Moment beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie hatte gar nicht daran gedacht, was gewesen wäre wenn… Doch ihre Gedanken wurden schnell unterbrochen, als Fred ihr schließlich eine Antwort gab: »Ja, das war ziemlich lustig. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen. Aber du warst nicht unser einziges Opfer. Percy ist beinahe durchgedreht, ich dachte schon er schreibt Mum und Dad, damit er vorzeitig in die Ferien gehen darf.« Ein spitzbübisches Grinsen zierte sein Gesicht, was Sally nur die Augen verdrehen ließ. »Und was ist das alles?«, fragte sie schließlich weiter und deutete auf den ganzen anderen Pergamentkram. »Oh, nur ein paar Ideen für Streiche«, meinte George lässig und lehnte sich zurück. Neugierig wie sie war, stellte sie sogleich die nächste Frage: »Was plant ihr als nächstes?« Die Zwillinge wechselten einen kurzen Blick, bevor George fortfuhr. »Als erstes wollten wir Percys Klamotten verstecken, wenn er unter der Dusche steht. Irgendwo im Gemeinschaftsraum aufhängen, das wird ihn freuen.« Er rieb sich die Hände und ein siegessicheres Grinsen lag auf seinem Gesicht. »Wieso werft ihr seine Sachen nicht raus in den Schnee? Es zieht sowieso jeden nach draußen, im Schloss versäumt Percy ja was. Und ihr könntet ihm ja noch eine Stinkbombe in seinen Koffer legen und eines eurer komischen Frisbees nachwerfen«, schlug Sally vor und legte die Unterarme auf den Tisch. Irgendwie war das schon ziemlich gemein. Andererseits war Percy Weasley ein wirklich lästiger Mensch. Und vielleicht würde ihn das mal für zwei Tage ruhig stellen. Sally musste zugeben, dass es irgendwie ganz witzig war sich Streiche zu überlegen. Michail, der ihr gegenüber saß, hatte die Unterarme ebenso auf den Tisch gelegt und warf ihr einen verwunderten, aber dennoch amüsierten Blick zu. »Ich seh schon, das kleine Löwenmädchen hat Potenzial.« Er ließ sie nicht aus den Augen, als er das sagte, was ihr irgendwie unheimlich war. Dennoch gab sie frech zurück: »Dankeschön, Schlange.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)