Colorful von Ai_Mikaze (GLPaddl) ================================================================================ Kapitel 1: Awake ---------------- „Mach dir keine Sorgen, man. Ich hab die Operation überlebt." „Du hast keinem Menschen irgendwas erzählt." „Du weißt es doch jetzt." „Ja, weil mich Peter panisch angerufen hat. Mit den Worten, dass du zusammengebrochen und nun im Krankenhaus bist. Was denkst du, was für einen Schiss ich hatte? Und nicht einmal wusste, WORUM es eigentlich ging." Manuel starrte müde auf sein Handy, mit dem er nun schon seit über einer Stunde mit Taddl hin und her schrieb. Schweigend las er sich die kurzen Zeilen immer und immer wieder durch. Ob er wirklich etwas davon hätte erzählen sollen? Die Anderen waren ihm eigentlich egal, aber Taddl machte sich ja jetzt schon wieder so unglaubliche Sorgen um Manuel, dass es dieser kaum fassen konnte. Taddl war schon immer sehr emotional gewesen und nahm sich einiges zu Herzen, wenn es um seine Freunde ging. Manuel hätte nur nie erwartet, dass er wirklich zu dem Teil gehörte, über den sich Taddl so viele Gedanken machen würde. Vielleicht hatte er auch deswegen nichts von sich gegeben. So musste sich Taddl bis heute, keine großen Gedanken machen und konnte sich auf seine eigenen Sachen konzentrieren. Außerdem musste er so keine „Wie geht's dir"- Fragen ertragen, die er so hasste. Es stand nun schon fast zwei Monate fest, dass Manu operiert werden musste. Er wollte es allerdings so weit wie möglich hinauszögern und so kam es eben, dass alles viel zu schnell passierte. An dem Tag, als Taddl zurück aus Amerika kam, brach Manuel blutspuckend zusammen. Dabei hatte er sich auf diesen Tag gefreut, da er endlich wieder richtig mit ihm hätte reden können. Zu Manuels Glück, war seine Mutter gerade in der Nähe und rief sofort einen Krankenwagen. Die Ärzte hatten auch nicht mehr lange gezögert und ihn sofort in den OP gebracht, da sie bereits Bescheid gewusst hatten. So einen Notfall hatten sie allerdings verhindern wollen. Manuel war hier schon öfters einmal zu Besuch gewesen, wenn es gar nicht mehr ging. Nun hatte er auch kein Entscheidungsrecht mehr über die OP und musste es wohl oder übel über sich ergehen lassen. Dies hatte letztlich sein Leben auch gerade noch gerettet. Hätte er noch länger gewartet, wäre das wohl nicht mehr möglich gewesen. Nach fast 10 Stunden, gab es endlich die erste Entwarnung. Die Operation war gut verlaufen, aber es dauerte weitere zwei Stunden, bis Manuel endlich aufwachte und die Ärzte grünes Licht gaben. Die ersten kleinen Untersuchungen bei Bewusstsein, fielen positiv aus und er konnte schon einige Stunden später auf die normale Station verlegt werden. Nachdem er noch Einiges über sich hatte ergehen lassen müssen, schlief er noch einmal ein, da die Narkose noch nicht komplett nachgelassen hatte und er die Augen dadurch sowieso kaum offen halten konnte. Fast einen Tag später wachte Manuel in so weit auf, dass er wieder nach seinem Handy greifen konnte, welches sie ihm praktischerweise ans Bett gelegt hatten. Er war noch immer an Maschinen angeschlossen und hatte sowohl am Arm, als auch am Hals Schläuche, die ihn mit irgendwelchen Medikamenten versorgten. Trotzdem hielt es ihn nicht davon ab auf sein Display zu schauen und erkannte dabei leicht verschwommen Taddls Namen. Sofort versuchte er die Nachricht zu öffnen und schluckte dabei stark. Die ersten Gedanken, die er dabei hatte, drehten sich nur darum, woher Taddl denn wusste, was passiert war. Doch dann erinnerte er sich wage, dass er Peter irgendwann mal darum gebeten hatte, Taddl sofort Bescheid zu sagen, wenn irgendetwas passierte. Und es ging dabei nur um Taddl, es sollte er sein und niemand anderes. Zombey und Delay waren ihm zwar auch wichtig und diese wussten auch, dass er krank war, aber sie sollten nicht sofort etwas davon erfahren. Warum, konnte sich Manu anfangs auch nicht erklären und Peter dachte sich seinen Teil dazu wahrscheinlich auch nur. Zudem wollte er sich nicht von jeder Seite mit Fragen quälen, die garantiert gekommen wären. Je länger er nun auf das Handy schaute, desto klarer wurden zwar die Worte und das Verständnis, dennoch hatte er immer noch mit der Müdigkeit zu kämpfen. Die Schmerzen von der Operation, hielten ihn allerdings davon ab, wieder einschlafen zu können. Scheinbar hatten die Ärzte, die Schmerzmittel auch ein wenig verringert. „Fuck man, ich krepiere vor Schmerzen fast und die geben mir nichts", fluchte Manuel nur leise und versuchte sich wieder auf die Nachricht zu konzentrieren. Er wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte und sein Kopf machte auch noch nicht voll mit. „Nun junger Mann, wenn sie schon so etwas von sich geben können, dann scheint es ihnen gar nicht so schlecht zu gehen", kam plötzlich eine Schwester herein, die nach ihm sehen wollte. „Geben sie mir einfach was... das ist ja unerträglich", meinte er daraufhin nur. „Tut mir leid, eine kleine Menge kann ich ihnen zwar noch geben, aber wir müssen auf ihre Werte aufpassen." Manuel verdrehte die Augen, was er gleich wieder bereute, als ihm schwindlig wurde. „Manu?", vibrierte sein Handy wieder, um ihn daran zu erinnern, dass er vielleicht noch etwas schreiben sollte, bevor sich Taddl noch mehr Sorgen machte. „Ich hab ihm nur gesagt, er soll dir auf jeden Fall Bescheid geben. Wusste ja nicht, dass er das sofort macht... oder sich überhaupt noch daran erinnern kann", schrieb ihm Manu zurück und stöhnte vor Schmerzen. Die Schwester hatte ihm inzwischen irgendetwas in die Infusion gespritzt, was scheinbar auch wirkte, nur eben noch nicht genug. „Du bist so ein Dummkopf. Es ist kein Scherz, wenn ich sage, dass ich mir Sorgen mache." „Hab ich auch nicht gesagt, aber ich lebe trotzdem." „Manu." Da stand einfach nur Manuels Name in der Nachricht, weshalb er noch kurz auf eine weitere Mitteilung wartete, die nicht kam. Deshalb schloss er einfach seine Augen und versuchte noch etwas zur Ruhe zu kommen. Jetzt hatte er endlich einmal so viel Zeit, dass er diese einfach nur mit Schlafen nutzen konnte, ohne an das Aufnehmen zu denken, aber das funktionierte nicht so einfach. Er konnte sich schon vorstellen, dass er sich die nächsten Stunden wach um die Ohren schlagen musste. „Das klingt jetzt total bescheuert, aber ich würde dich sehr gern sehen." Manu wachte gut zwei Stunden später auf, war er tatsächlich kurz eingeschlafen, das Handy hatte er aber dabei nicht los gelassen. Er hatte noch immer auf eine Nachricht von Taddl gehofft und er verpasste sie einfach. Als er den Satz zum ersten Mal las, glaubte er, dass ihn die Medikamente so extrem vernebelten, dass er sich einfach nur verlesen hatte. Doch er las die Nachricht immer und immer wieder, bis er endlich verstand, was diese Worte bedeuteten. „Soll ich mir meine Maske bringen lassen?" Manuel schmunzelte, als er die Nachricht abschickte. Das Lächeln blieb jedoch nicht lange. Wenn er es ihm über Teamspeak gesagt hätte, dann hätte er sich das Lachen wohl nicht verkneifen können. Aber jetzt konnte er darüber nachdenken und er wusste genau, dass Taddl so etwas nie im Leben einfach nur so fragen würde. Auch wenn er ihn nicht hören konnte und deshalb nicht wusste, wie er diese Aussage rübergebracht hätte, war ihm klar, dass es ernst war. Manuel lag einiges an Taddl und umgekehrt schien es genauso zu sein. Es war halb vier Uhr morgens und da Taddl erst von Amerika wieder gekommen war, ging er nicht davon aus, dass er jetzt noch antwortete. Doch da hatte er sich geirrt. „Halt mich für behindert. Von mir aus verbinde ich mir die Augen oder lass das Zimmer abdunkeln, aber ich würde gerade wirklich gerne in deiner Nähe sein. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, welche Angst ich um dich hatte. Peter hatte noch nicht einmal ausgesprochen, da ist mir das Herz fast stehen geblieben. Außerdem ist heute schon der 31. und ich würde Silvester nur in meinem Zimmer verbringen, wenn ich wüsste, dass du da in deinem Krankenhausbett liegst." Leicht schluckte der Braunhaarige und biss sich auf die Unterlippe. Okay, jetzt war er sich zu 100 Prozent sicher, dass es Taddl ernst meinte. Natürlich ging es hier um eine ernste Sache, wäre Manu fast gestorben und es gab noch so viele Geheimnisse um ihn, die er irgendwann einmal gelüftet haben wollte. Wahrscheinlich dann, wenn diese enormen Ausmaße, die diese ganze Youtube-Sache mittlerweile angenommen hatten, wieder zurück gingen und sich kaum noch einer für ihn interessierte. Hinter seiner Maske versteckte er ja so ziemlich alles. Viel mehr, als sich alle immer vorstellten. Und es wäre ein großer Schritt, wenn er jemanden in sein Leben lassen würde. Auch wenn sich Taddl wahrscheinlich sogar die Augen dafür ausgestochen hätte, aber so etwas brauchte eigentlich Zeit. Sehr viel mehr Zeit, um genauer darüber nachzudenken und Denken war gerade etwas, was er am allerwenigsten konnte. „Du brauchst sie dir nicht zu verbinden. Wahrscheinlich wirst du eh blind, wenn du mich siehst. Ich seh bestimmt gerade so scheiße aus, wie ich mich fühle. Willst du echt extra nach Essen fahren? An Silvester?" Manuel hatte keine Ahnung, welches Bild er gerade auf andere machte. Er konnte von Glück reden, wenn ihn hier im Krankenhaus niemand erkannte und er seine Ruhe hatte. Nicht vorzustellen, wenn wegen so einer Sache, sein kleines Geheimnis aufflog. Aber seine Stimmer brach immer noch teils beim Reden und es hörte sich nicht unbedingt nach ihm an, also konnte er sich noch in Sicherheit wiegen. Seine Mutter kannte auch niemand und weder Peter, noch Sebastian waren im Krankenhaus gewesen. Schnell verdrängte er diese Gedanken wieder, denn jetzt in Panik zu verfallen, würde seinen Heilprozess nicht beschleunigen. „Red kein Scheiß, man. Ich bewerte Menschen eh nicht nach ihrem Äußeren. Mir ist egal, wie du aussiehst. Ich werd gegen Mittag da sein. In welches Krankenhaus muss ich?" Da hatte Manuel wirklich zugestimmt, dass Taddl ihn besuchen durfte. Das allein brachte sein Herz dazu schneller zu schlagen, was er deutlich spüren konnte. Zum Glück war er nicht mehr an diese Maschinen angeschlossen, die seinen Puls und alles maßen, sonst würden gleich wohl alle Ärzte und Schwestern das Zimmer stürmen. „Ich glaube, es gibt nichts behinderteres in meinem Kopf, als das gerade. Oh man, Manuel~", seufzte er in Gedanken. Er wollte Taddl schon so oft treffen, aber es ging einfach nicht. Er hatte seine ‚geheimen Wünsche' auch niemanden erzählt, wobei ihn Peter mittlerweile schon öfters aufzog, wenn er Taddl nur erwähnte. Mal ganz zu schweigen davon, dass er Manuel und Taddl in seinem Sims Let's Play auch noch miteinander verkuppeln wollte. Glücklicherweise ging das wohl an einem Großteil der Zuschauer vorbei, auch wenn Manu dadurch noch einige ernstgemeinte GLPaddl Fragen bekommen hatte. Was irgendwie logisch war, denn als Bruder wusste man sicher mehr, auch wenn sich Peter nur einen Spaß erlaubt hatte. Unter ihren Freunden, waren sie auch etwas Besonderes... zusammen. Sie gingen ja auch schon relativ offen miteinander um und Manuel erzählte Taddl oft Dinge, die ihre Freunde nicht wussten. Das führte sogar hin und wieder zu kleinen Streits mit Ardy, aber das mussten sie wohl hinnehmen. Ardy und Taddl waren schließlich auch die besten Freunde und wohnten immerhin zusammen. Ein weiterer Grund, warum es unmöglich gewesen wäre, nur Taddl zu treffen. Und zu sich nach Hause einladen, wollte er ihn nicht. Den Grund dafür, wusste er aber selbst nicht so genau. Vielleicht wäre ihm das zu schnell gegangen, hätte zu viel offen gelegt und Taddl zu viel Einblick in seine Privatsphäre gegeben. „In die Uniklinik." Viel mehr schrieb Manuel auch gar nicht mehr. Die Adresse wusste er auch nicht aus dem Kopf, aber Taddl war ja nicht auf den Kopf gefallen und wusste, wie man Google benutzen musste. Zumindest konnte er Taddl dann erklären, warum er im Krankenhaus war und warum er hatte operiert werden müssen. Er machte zwar kein großes Geheimnis darum, dass er krank war, aber was er wirklich hatte, das erwähnte er nie sonderlich groß. Seine Familie wusste Bescheid und das hätte eigentlich auch reichen sollen. Jetzt war es eben Taddl, der ihm ein wenig näher kam. Wobei ‚ein wenig' wirklich untertrieben war, immerhin durfte er ihn sehen. Die erste Person, vor der er seine Maske fallen ließ und sich komplett offenbarte. Vielleicht half ihm seine Krankheit jetzt sogar einen Schritt nach vorn zu machen und gab ihm die Chance, wieder menschliche Nähe zuzulassen. Und die ganzen Medikamente taten womöglich den Rest, denn er war sich nicht sicher, ob er es ‚nüchtern' wirklich zulassen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass die Ärzte noch nicht einmal richtig mit ihm geredet hatten, aber es war auch mitten in der Nacht und diese schliefen sicher auch irgendwann einmal. Das er die Operation gut überstanden hatte, wusste er zwar, aber er wusste nicht, ob noch weitere nötig waren oder ob sie sein Leben dadurch nun tatsächlich verlängert hatten oder nicht. Dinge, die er Taddl auch mitteilen sollte, wenn er sich schon die Mühe machte vorbei zu kommen. Ein wenig Angst hatte er schon davor, vor der Reaktion, wie er es aufnehmen würde und was danach passieren würde. Manuel machte zwar gern Scherze über seine Krankheiten, aber wenn er genauer darüber nachdachte, dann hatte er gerade eigentlich viel zu viel Spaß an seinem Leben. Wobei es nicht direkt das Leben war, denn das fickte ihn tagtäglich aufs Neue, sondern viel mehr die Zeit, die er mit seinen Freunden im Teamspeak verbrachte und ganz wichtig war ihm da natürlich Taddl. Sie waren sich sehr ähnlich und es gab eigentlich fast nichts, bei dem sie mal nicht einer Meinung waren. Das heute schon Silvester war, war ihm eigentlich egal. Das Feuerwerk war vielleicht zwei Minuten interessant, aber dann nervte es ihn viel eher. Diese Zeit hatte er die letzten Jahre, sowieso alleine mit zocken oder irgendetwas anderem verbracht, aber Taddl würde die Jahreswende nun hier verbringen, anstatt Spaß mit seinen Freunden zu haben. Schon allein deswegen, hätte er ihm gar nicht zustimmen sollen. Während er sich, so gut wie jedes Szenario über ihr erstes Treffen vorgestellt hatte, schloss Manuel irgendwann die Augen. Es war anstrengend nachzudenken, wenn man so müde und kaputt war. Die Schmerzen waren noch immer vorhanden und er überlegte zwischen drin immer wieder, eine Schwester zu rufen, doch als er noch einmal auf sein Handy blickte und die Worte „Warte auf mich, Liebling", mit einem Herz am Ende las, legte sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen, auch wenn das nicht das erste Mal war, dass Taddl ihm mit so etwas kam. Er konnte sich den Wortlaut von Taddl genau vorstellen, hatten sich ihre spaßigen Gespräch teils in sein Hirn eingebracht, doch letztlich war es doch so, dass er endlich zur Ruhe kam und einschlief... Kapitel 2: Panic...? -------------------- Taddl hatte sich nach der letzten Nachricht überlegt, ob er sich nicht noch zwei, drei Stunden hätte hinlegen sollen, doch letztlich entschied er sich doch dagegen. Er war viel zu nervös und realisierte noch gar nicht, dass er gleich nach Essen, zu Manuel fahren würde. Das er ihn wirklich danach gefragt hatte, war schon so surreal, dass er sich erst einmal kneifen musste. Da sein Schlafrhythmus sowieso völlig hinüber war und das nicht das erste Mal war, dass er sich in so eine Stresssituation gebracht hatte, sollte das schon in Ordnung gehen. Auch wenn er bald 24 Stunden wach war und immer noch mit einem Jetlag zu kämpfen hatte, suchte er sich die nötigsten Sachen zusammen und guckte auch gleich nach einer passenden Zugverbindung. Wohin er fahren würde, würde er auch niemanden mitteilen, musste er sich eben etwas einfallen lassen, wenn ihn jemanden fragen sollte. Zumindest für Ardy sollte er sich etwas ausdenken und wie lange er wegbleiben würde, wusste er auch nicht. Er wollte einfach nur bei Manuel sein, wenn das neue Jahr begann, auch wenn er wusste, dass dieser Silvester bisher immer alleine verbracht hatte… nur wahrscheinlich nicht im Krankenhaus. Taddl wusste überhaupt nicht, was ihn erwarten würde. Er gehörte bisher nicht zu den Menschen, die wussten, wie Manuel aussah. Zudem wusste er nicht, warum Manu überhaupt im Krankenhaus lag und das alles verschaffte ihm ein ziemlich mulmiges Gefühl, was er schon lange nicht mehr so stark verspürt hatte. Das alles vermischte sich jedoch mit einigen unklaren Gefühlen, Neugier und der Freude, dass es endlich so weit war. Bevor sich Taddl, mit der Ausrede, er würde einen alten Bekannten besuchen, von Ardy verabschiedete, informierte er sich noch über Besuchszeiten und packte genug Geld ein, dass er sich vom Bahnhof einfach schnell ein Taxi nehmen konnte. Es war fast 10 Uhr und vor Mittag wollte er dort nicht auftauchen, schließlich wollte er Manuel auch nicht mit seiner dauerhaften Anwesenheit nerven. Wo er dann die restliche Nacht verbringen sollte, das wusste er noch nicht, aber wenn er wirklich etwas länger im Krankenhaus bleiben konnte, würde er sich nach dem Feuerwerk einfach auf die Suche nach einem Hotel machen. Nachts fuhr wahrscheinlich sowieso kein Zug mehr zurück nach Hause. Die Fahrt verlief für Taddl relativ normal, musste er sich nicht einmal vor irgendwelchen Fans in Sicherheit bringen, denn wenn er alleine in einem Zug nach Essen saß, dann warf das sicher wieder irgendwelche Gerüchte auf, die dann wohl auch noch stimmten. Aber Manu zu liebe, würde er sich wohl sonst etwas dafür ausdenken. Nur war das bisher ja nicht notwendig. Manuel war die vergangene Nacht, recht schnell wieder aufgewacht, terrorisierte die Nachtschwester mit irgendwelchen komischen Wünschen, aber vor allem wollte er einfach nur Schmerzmittel. Dabei vergaß er vollkommen, dass Taddl die nächsten Stunden hier auftauchen würde. Je mehr Zeit verging, desto schlimmer wurden die Schmerzen, da die ersten Medikamente von der OP wohl komplett nachließen und sich alle weigerten, ihm wieder stärkere Schmerzmittel zu geben. Gerade in seinem Fall, war das nicht sehr förderlich, da sein Körper die Medikamente nicht mehr so gut absetzen konnte, auch wenn die Operation gut verlaufen war. Manuel hatte schon fast das Gefühl, dass es ihm direkt nach der OP besser ging, als jetzt. Deutlich konnte man sehen, dass er sich nur noch quälte und erst am Morgen, als die Ärzte zur Visite kamen, entschlossen sie, ihm doch noch etwas zu geben. Manu verfluchte Ärzte inzwischen, verkniff sich aber jedes Kommentar dazu. Viel Kraft hatte er sowieso nicht mehr, nachdem er solche Qualen ertragen musste, konnte er sich nicht daran erinnern, dass er schon einmal so starke Schmerzen hatte. Die stärkere Medikation führte allerdings zu stärkerer Müdigkeit, die sich aber legte, wenn Manuel ausgeschlafen hatte. Danach würde es ihm auch besser gehen. Und da Manuel schon die ganze Zeit nach Schlaf verlangte, welchen er auch genießen konnte und nicht wieder nach ein paar Minuten aufwachte, gab er sich dem auch hin. Seit Monaten war Schlafen für ihn sowieso zur Rarität geworden, konnte er trotz starker Müdigkeit eigentlich nie durchschlafen. Auch, wenn Taddl während der Fahrt immer wieder glaubte, dass er bald einschlafen würde, dachte er nur kurz an Manuel und war gleich wieder wach. Wenn er den Ausstieg verpasst hätte, wäre er noch später gekommen und jetzt waren es wirklich nur noch Minuten, die sie von einander trennten. Auf das Essen verzichtete er, machte sich viel lieber schnell auf die Suche nach einem Taxi und ließ sich auch zum Krankenhaus fahren. Inzwischen legte sich Taddl sogar schon Worte zurecht, obwohl er sonst nicht der schüchterne Typ war und er eigentlich genug zu erzählen hatte. Außerdem sprachen sie so oft via Teamspeak miteinander, dass es eigentlich keinen großen Unterschied machen sollte. Manuel war immer noch der selbe Mensch und es war völlig egal, wie er aussah. Hinter Manuels Maske befand sie nur mehr eine leere Fläche in Taddls Kopf, die sich bald mit Details füllen würde. So in Gedanken versunken, musste ihn der Taxifahrer sogar aus dem Taxi werfen, hatte Taddl gar nicht mitbekommen, dass er endlich da war. Da stand er nun vor dem großen Krankenhaus und atmete tief durch. „Ich kann mir schon vorstellen, was Manu zu so einer Aktion sagen würde: Scheiß Fanboy“, dachte sich Taddl schmunzelnd und ging schließlich in das Gebäude. An der Rezeption fragte er nach dem Zimmer, denn das hatte ihm der Andere nicht mitgeteilt. Es wunderte ihn sowieso, dass er so etwas überhaupt zuließ und man ihn so leicht finden konnte. Seinen Nachnamen herauszubekommen, war inzwischen nämlich gar nicht mehr so schwer. Ein kurzer Blick auf sein Handy verriet ihm die Uhrzeit, welche fast 14 Uhr anzeigte, sowie ein leeres Display. Manuel hatte ihm noch nicht wieder geschrieben, was Taddls Puls gleich noch einmal enorm in die Höhe trieb. Richtig war er hier schon einmal, aber vielleicht hatte es sich Manu anders überlegt und absichtlich die Zimmernummer nicht genannt? „Verdammt, Thaddäus reiß dich zusammen“, mahnte er sich in Gedanken selbst, als er plötzlich von einer Krankenschwester aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Entschuldigen sie bitte? Ich müsste da mal rein…“, meinte sich und wurde zum Satzende hin immer leiser. „Oh, tut mir leid. Hier“, meinte Taddl schuldbewusst und trat beiseite. „Ich will mich ja nicht aufdrängen und hier ist sicher nicht der geeignetste Ort dafür, aber… aber…. Taddl?!“, stieß sie plötzlich aus und schlug sich sofort die Hände auf den Mund. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte ganz vergessen, dass er ja um einiges leichter in der Öffentlichkeit zu finden war. Zudem kam noch, dass Manu da in dem Zimmer lag und wenn man ihn kannte, kannte man Manuel garantiert auch. Abstreiten kam auch nicht in Frage, denn jetzt hatte man auch noch seine Stimme gehört. „Tut mir leid. Ich bin aus privaten Gründen hier“, meinte Taddl sachlich. „Wollten sie nicht eben noch in das Zimmer?“, wechselt er das Thema und hoffte darauf, dass sie es verstehen würde. Sie war immerhin keiner von den 13-Jährigen Fans, die sie nicht zu benehmen wussten. „Verstehe. Ähm, ja, natürlich. Tut mir leid. Ich wollte nur noch einmal nach ihm sehen. Laut meinen Kollegen, hat er die ganze Nacht nicht geschlafen“, erzählte sie, ohne darauf zu achten, dass sie hier ein wenig zu viel preis gab und damit lieber warten sollte, bis sie im Zimmer waren. Taddl hingegen fand es ganz nett nun endlich ein paar Details zu erfahren. Die Schwester vor ihm, schien gerade Schichtwechsel zu haben. Keine Minute später, löste sich die Krankenschwester endlich von ihrem Platz und betrat das Zimmer. Natürlich hielt sie auch Taddl die Tür auf und schloss sie hinter diesem. „Er hat recht starke Schmerzmittel bekommen, die das Schlafvermögen noch zusätzlich fördern. Scheint, dass es bei ihm endlich wirkt“, erklärte sie leise, als sie an der Infusion herumschraubte und alle Schläuche überprüfte. Manuel schlief noch immer und wachte auch durch seinen Besuch nicht auf. Taddl hörte auch nur noch halb zu, wollte er sich eigentlich nicht anmerken lassen, dass er überrascht war, doch das war schier unmöglich. Er stand noch immer an der Tür und blickte auf Bett, auf dem Manuel ruhig schlief. Seine Haare waren ein wenig wirr und man hätte sie ihm ruhig noch ein wenig aus dem Gesicht machen können, aber das hielt das Personal hier wohl nicht für nötig. Jedoch war das alles nur Nebensache, als Taddl die ersten Schritte auf das Bett zumachte. Er verdrängte dabei, dass sie gar nicht alleine im Zimmer waren. „Manu“, flüsterte Taddl, blieb vor dessen Bett stehen und blickte ihm ziemlich offensichtlich ins Gesicht. Ein Glück, dass er schlief, denn diese Situation wäre wirklich verdammt peinlich geworden. Ganz automatisch hob er seinen Arm und strich ihm zumindest ein paar längere Haarsträhnen aus dem Gesicht, was ihn ganz automatisch zum Lächeln brachte. Die ganzen Schläuche, Geräte und was hier sonst nicht so alles herumstand, ignorierte er dabei vollkommen. Manuel sah nicht sonderlich fit aus, aber in Anbetracht der Tatsachen, war das ja auch kein Wunder. Eigentlich wollte Taddl gar keinen so großen Wind um das alles machen, aber er sah so vollkommen anders aus, als er es sich eigentlich vorgestellt hatte. Es hatte absolut nichts gebracht, sich darüber Gedanken zu machen und nach einer Ähnlichkeit zu seiner Familie zu suchen, denn da war keine. Zumindest sah er in ihm weder Peter, noch Sebastian. „Hier, bitte. Du… Sie, können sich gerne an sein Bett setzen. Er wird sicher noch ein bisschen schlafen“, gab die Schwester von sich und lächelte wissend. Zudem hatte sich einen kleinen Stuhl zu Taddl getragen, damit dieser sich setzen konnte, denn es sah nicht so aus, als würde er den Blickkontakt abbrechen wollen. Somit verließ die Schwester den Raum auch endlich, sodass die beiden alleine waren. Endlich. „Da lässt du mich endlich dein Gesicht sehen und dann schläfst du“, flüsterte Taddl und setzte sich auf den Stuhl, der ein wenig kleiner war als das Bett. Natürlich meinte er diesen Satz nicht ernst, wollte er ihn ja auch nicht wecken, wenn er die ganze Zeit nicht schlafen konnte. Es vergingen Minuten, in denen Taddl einfach nur dasaß, Manuel anblickte und darauf wartete, dass er sich endlich regte. In der Zeit bemerkte aber auch er, dass er gar nicht geschlafen hatte und je mehr Zeit verging, desto müder wurde er. Natürlich war es interessant und Taddl fühlte sich irgendwie komisch, jetzt hier zu sein, aber sein Körper verlangte eindeutig nach Schlaf. Seinen Kopf legte er dabei einfach auf das Bett, war dort noch genug Platz. Ganz automatisch wanderte seine eine Hand dabei zu der von Manuel, nach der er ganz leicht griff und schließlich auch darauf ruhen ließ, während er den anderen Arm unter seinem Kopf platzierte um sie als Kissen zu verwenden. Auch wenn es nicht die bequemste Position war, schloss Taddl die Augen und schlief tatsächlich ein. Wie viel Zeit letztlich verging, konnte keiner sagen, aber Taddl wurde nicht so geweckt, wie er es sich gerne gewünscht hätte. Trotz der Müdigkeit hatte er einen recht leichten Schlaf und schreckte zusammen, als sich Manuel plötzlich regte. „Was?“, gab er noch perplex von sich, als er müde in Manuels Gesicht blickte. Manuel drückte dabei Taddls Hand so fest es ging und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Seine Augen waren noch immer geschlossen und es war ausgeschlossen, dass er nur einen schlechten Traum hatte. „Oh fuck“, stieß Taddl aus, sah sich panisch um und drückte gleich mehrfach auf den roten Knopf, der die Schwestern rief. Die hastigen Bewegungen, die Manu dabei machte, beunruhigten Taddl stetig und auch die Tatsache, dass er ihn gar nicht loslassen wollte. „Hey, Manu. Manu? Hörst du mich…?“, klang Taddl völlig verzweifelt, traute sich gar nicht ihn irgendwo zu berühren, denn das er Schmerzen hatte, konnte ein Blinder sehen. Zu Erst ging die Tür nur langsam auf und man merkte, dass die Schwester fragen wollte, was denn los sei, doch als sie die ersten Geräusche hörte, holte sie sich gleich noch Hilfe dazu und stürmte schließlich das Zimmer. „Gehen sie da bitte weg“, meinte plötzlich eine andere Frau, die Taddl somit zur Seite schob, welcher unfreiwillig Manus Hand dabei loslassen musste. „Was ist denn los?“, wollte er wissen und spürte, wie sein Herz immer schneller gegen seinen Brustkorb schlug. „Verlassen sie bitte das Zimmer“, meinte die Schwester, doch Taddl schüttelte nur den Kopf. Er konnte ihn doch jetzt nicht alleine lassen? Er war doch extra zu ihm gefahren, außerdem dachte Taddl, dass alles in Ordnung war. „RAUS HIER!“, schrie sie plötzlich und fummelte an irgendwelchen Schläuchen herum. Da die andere Schwester jedoch die restliche Sicht blockierte, nachdem sie ihm die Bettdecke förmlich weggerissen hatten, ging Taddl ein paar Schritte nach hinten. Er konnte seinen Blick nicht von dieser Szene lassen, bis er durch die Tür ging und noch ein weiterer Mann den Raum betrat, welcher wohl der zuständige Arzt sein musste. „Oh Gott“, ging es Taddl dabei nur immer wieder durch den Kopf. Kapitel 3: Stay --------------- „Oh Gott, oh Gott, oh Gott“, dachte sich Taddl die ganze Zeit und lief nervös vor dem Zimmer herum, welches mittlerweile von zwei weiteren Ärzten betreten wurde. Er erwischte sich immer wieder dabei, das Zimmer doch wieder betreten zu wollen, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Und das war sicher nicht allein die Tatsache, dass er da eben noch herausgeworfen wurde. Es wäre noch viel schlimmer gewesen, wenn er einfach nur dabei hätte zusehen müssen. Taddl hatte noch immer dessen schmerzverzerrtes Gesicht vor Augen und machte sich tatsächlich Vorwürfe, dass es vielleicht an ihm liegen könnte. Ob es besser gewesen wäre, wenn er dann doch nicht gekommen wäre? Aber wenn er nicht gekommen wäre und er erfahren hätte, dass so etwas passiert wäre, dann lief es im Endeffekt auf dasselbe hinaus. „Verdammt“, zischte Taddl, bis er stehen blieb, nur noch starr auf die verschlossene Tür blickte und sich nervös auf der Unterlippe herumkaute. „Entschuldigung?“, wurde Taddl plötzlich überrascht und zuckte auch dementsprechend zusammen. „Wollen sie vielleicht etwas trinken? Oder sich nicht setzen? Sie machen sich nur unnötig fertig, wenn sie hier so nervös herumlaufen. Und die anderen Patienten beunruhigen sie damit auch…“ „Nein! Ich will da rein. Sagen sie mir, was mit Manu ist! Bitte“, antwortete Taddl etwas lauter, spürte aber, wie seine Stimme dabei brach. Die Schwester war vorhin eindeutig auch noch in dem Raum gewesen, aber wie und wann sie da heraus gekommen war, konnte er nicht sagen. Er war völlig aufgelöst und wusste nicht, was er tun sollte, da ihm niemand etwas sagte. Er hatte ja noch nicht einmal richtig mit ihm sprechen können und die Schwester war auch nicht so nett gewesen um ihm mehr zu erzählen. „Warten sie einfach einen Moment… er scheint nur die Medikamente einfach nicht zu vertragen, die wir ihm vorhin geben mussten.“ „Wie er verträgt sie nicht? Was soll das heißen?“ „Das müssen die Ärzte sehen, ich kann ihnen da wirklich nicht weiterhelfen“, entschuldigte sie sich und man konnte auch genau sehen, dass sie es wohl auch ein wenig mehr mitnahm, als es eigentlich sollte. Es verging fast eine Stunde, in der Taddl nichts anderes tun konnte, als zu warten und sich in Gedanken, sämtliche Szenarien auszumalen, die ihm nicht gefallen wollten. Wenn es wirklich böse enden würde, dann hatte er Manuel zwar endlich gesehen, aber das war nicht das, was er wollte. Er war nicht gekommen, um ihn einmal kurz zu sehen. Er wollte mit ihm reden, mit ihm Zeit verbringen und sogar das neue Jahr beginnen. Ihm lag bei weitem mehr an Manuel, als er es sich je eingestehen wollte, aber jetzt hatte er das Gefühl, einfach gleich zusammen zu brechen, da er sich zu viele Sorgen machte. Doch dann ging die Tür endlich auf. Die Ärzte liefen allerdings nur seufzend an Taddl vorbei und schüttelten den Kopf, ohne ihn auch nur zu bemerken. Da sie Manuel nicht aus dem Zimmer geschoben haben, konnte es doch eigentlich gar nicht so schlimm sein... oder? Zwar wurde ein Wagen, mit unbekannten Geräten und Mitteln in das Zimmer geschoben, aber er konnte nicht erkennen, was genau es eigentlich war. Die Ärzte sahen zumindest nicht so aus, als wäre es sonderlich gut verlaufen und das versetzte Taddl einen Stich im Herz. Zwar hatte Taddl nicht geweint, dennoch brannten seine Augen als er aufstand und versuchte wieder in das Zimmer zu gehen, doch wurde er aufgehalten. „Ihm geht es jetzt wieder besser. Er ist wach und wartet auf sie. Sollte wieder etwas sein, müssen sie nur Bescheid sagen. Im Moment kann leider keiner von uns sagen, ob es das war“, erklärte sie Taddl, der dabei sofort erleichtert ausatmete. Man konnte deutlich sehen, wie sich sein kreidebleiches Gesicht wieder einer gesunden Farbe näherte. Jetzt wollte er ihn wirklich sehen, doch war die Schwester noch nicht fertig mit erklären. „Er hat die Schmerzmittel nicht vertragen und sein Körper hat dabei mit einem Schock reagiert. Er bekommt zwar immer noch etwas gegen die Schmerzen, jedoch nichts stärkeres mehr. Es kann daher sein, dass er ziemliche Schmerzen haben könnte, sobald alles nachgelassen hat. Aber bitte… ich will sie nicht aufhalten“, meinte sie lächelnd und trat einen Schritt zur Seite. „Danke“, meinte Taddl und ging dann auch zielstrebig auf die Tür zu. Kurz zögerte er noch, bevor er diese wieder öffnete, da er nun wusste, dass Manuel bei Bewusstsein war. Manu saß aufrecht im Bett, hatte die Lehne des Bettes in seinem Rücken und hatte von diesem Vorfall eben, nur bedingt etwas mitbekommen. Zwar konnte er sich noch an Schmerzen erinnern und das sein Körper ziemlich arg reagiert hatte, ohne, dass er etwas machen konnte, doch das war auch schon alles. Was sie mit ihm gemacht haben und was nicht, konnte er nicht sagen. Jetzt ging es ihm zumindest wieder besser, auch wenn er deutlich spürte, dass die Schmerzen zurück kamen. Die Krankenschwester, die als letztes noch zurück blieb, erzählte ihm auch, dass Taddl bereits hier war und an seinem Bett gewartet hatte und auch, dass er es war, der die Hilfe gerufen hatte. Alleine wäre er dazu gar nicht in der Lage gewesen und wer wusste, was passiert wäre, wenn es niemand bemerkt hätte? „Jetzt komm schon rein, du Spast. Ich seh doch, dass du die Tür ein Stück geöffnet hast“, meinte Manuel lautstark, da er seinen Blick auch nicht von der Tür nehmen konnte. Denn er wollte seinen ‚Lebensretter‘ endlich sehen. Alles andere wäre unfair gewesen, denn Taddl war die ganze Zeit hier gesessen und hatte ihn sehen dürfen. Taddl hatte gar nicht mitbekommen, wie er die Klinke nach unten drückte und schreckte leicht zusammen, als er plötzlich Manuels Stimme hörte. „Sorry. Ich dachte, ich lass dir noch ein bisschen Ruhe“, erwiderte Taddl darauf, der sich endlich traute das Zimmer zu betreten. Nun stand er aber wieder an der Tür, blickte Manuel diesmal allerdings direkt ins Gesicht. Er war wach, sah ihn an und hatte sogar ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen liegen. „Jetzt ist wohl ein Danke angebracht, hm?“, meinte Manu eher scherzhaft, bekam es aber gar nicht hin seine Stimme so zu verstellen, wie er es gerne wollte. „Du bist echt gut darin, anderen Sorgen zu bereiten!“, sagte Taddl darauf allerdings nur. Es war gut, dass Manuel überhaupt nicht den Eindruck machte, dass es ihm so Mega beschissen ging. Das erleichterte Taddl wirklich ungemein. „Na was ist? Hab gehört du hast an meinem Bett gepennt und jetzt bleibst du da stehen?“ „Was für Quatschtanten“, lachte Taddl. Der Stuhl stand noch immer in der Nähe des Bettes, weshalb er ihn sich schnappte und sich zurück an das Bett setzte. „Wer sagt, dass sie mir das erzählt haben?“ „Häh? Na, du hast doch geschlafen.“ „Hab ich wohl“, erwiderte Manu ganz gelassen darauf und ließ den Satz einfach offen. Natürlich hatte er geschlafen, aber er hatte genauso mitbekommen, dass jemand kurzfristig seine Hand hielt und er konnte immerhin eins und eins zusammen zählen. „Man, du hättest doch mit mir reden können“, seufzte Taddl und fuhr sich durch die Haare. Manuel hatte ihm so gut es ging, alles erzählt, was ihn belastete. Beziehungsweise eben das, warum er hier war und was alles passiert war. Seine Leberprobleme waren schlimmer, als er anfangs angenommen hatte und auch, dass er sich eigentlich nicht operieren lassen wollte, erzählte er Taddl. Das war aber auch schon alles, was Manuel wusste. Die Ärzte haben immer noch kein Statement dazu abgegeben, nur, dass das wohl nicht das letzte Mal war und Manuel dringend eine neue Leber brauchte, die mit seiner Blutgruppe allerdings nicht so einfach zu bekommen war. „Du kennst mich doch. Ich rede da nicht so gern drüber“, erwiderte Manuel darauf. Früher sprach er in seinen Lets Plays zwar ab und zu noch darüber, dass es ihm gesundheitlich nicht so gut ginge, aber irgendwann hatte er sogar damit aufgehört. Je mehr Zuschauer er bekam, desto stiller wurde es um seine Krankheiten, was natürlich nicht hieß, dass sie verschwunden waren. Er stand nicht so auf dieses Mitleid von Leuten, die er nicht kannte und außerdem wollte er auch nicht, dass sich seine Fans um ihn Sorgen machten. Eigentlich dachte er, dass es einfacher mit seiner Maske war, denn wenn keiner wusste, wie er aussah, dann würde man auch nicht so viel darüber nachdenken und wenn wirklich mal etwa sein sollte, dann würde ihn keiner vermissen. Wie auch? Man kannte nur seine Stimme und ein Ich, das stets von seiner Maske überdeckt wurde. „Ich hab ja auch nicht gesagt, dass du das jedem erzählen sollst. Aber ich dachte, dass du wenigstens mir vertraust…“ „Gerade weil du es bist, habe ich es dir nicht erzählt.“ „Häh?“ Taddl sah sichtlich verwirrt aus. „Du bist so unglaublich emotional. Ich kann mir genau vorstellen, wie du reagiert hättest… wahrscheinlich auch nicht anders als jetzt, aber ich wollte nicht, dass du Rücksicht auf mich nimmst oder dir den Kopf darüber zerbrichst, wie es mir geht. Das musste einfach nicht sein.“ „Du bist echt behindert“, stellte Taddl ironischerweise fest. „Als ob das irgendetwas an unserer Freundschaft geändert hätte.“ „Mh… das vielleicht nicht, aber es hätte dich bedrückt.“ „Kann schon sein.“ „Siehst du. Also lass jetzt gut sein. Ich hab kein Bock mehr darüber zu reden. Lenk mich lieber ab, oder sag mir, warum du her kommen wolltest“, versuchte Manuel das Thema wieder zu wechseln, da er so ernste Themen über sich einfach nicht gebrauchen konnte. „Keine Ahnung… ich hatte plötzlich dieses Bedürfnis, dich sehen zu müssen“, antwortete Taddl. „Und? Bist du zufrieden mit dem, was du siehst? Mal abgesehen davon, dass ich hier im Krankenhaus liege.“ Manuel versuchte so normal, wie möglich zu klingen, doch hörte man ab und an heraus, dass er Schmerzen hatte. „Ich denke schon. Bist halt echt ein süßer Boy~“, erklärte sich Taddl, so wie er es eben sooft tat, doch diesmal wusste er zumindest, wie GermanLetsPlay aussah. Damit sollte er zwar nicht unbedingt prahlen, aber es reichte ihm, wenn er es einfach nur für sich wusste. Das musste er niemanden mitteilen. Er hatte ja sogar Ardy angelogen und ihm verschwiegen, dass er hier war. „Och Taddl, from GLPaddl~“, ließ Manuel den alten Insider wieder aufkommen und lachte. Der wurde sowieso nie alt und die Fans benutzten den auch noch oft genug. „Ich finds n bisschen schade, dass du ans Bett gefesselt bist… siehst nicht so aus, als könntest du rausgehen“, stellte Taddl fest und ließ seinen Blick dabei, einmal komplett über dessen Bett wandern. Von dessen Körper sah er ja dummerweise nicht so viel und selbst wenn, er hatte sowieso nur so ein dummes Krankenhaushemd an. „Lustig“, erwiderte Manuel. „Du hast hier aber große Fenster und nen guten Blick“, meinte Taddl, dem dabei gerade eine gute Idee kam. Es sollte ja kein Problem sein, das Bett ein wenig näher an das Fenster zu schieben, dann konnten sie das Feuerwerk zumindest sehen. Zusammen. „Und was hast du dann vor?“ „Lass dich überraschen, wir haben ja noch ein wenig Zeit.“ Die Zeit verging, ohne, dass es Manuel wirklich schlechter ging. Mit den Schmerzen kam er nach einiger Zeit klar, auch wenn er sich ab und zu wirklich noch ein paar Schmerzmittel dazu wünschte, doch nach seiner letzten Reaktion, ließ er das lieber bleiben. Sein Körper war ein einziges Schlachtfeld und wenn das nicht bald besser werden würde, dann musste er sich wohl noch sein ganzes Leben damit herumschlagen. Mittlerweile war er sogar froh, dass Taddl gekommen war, denn so verging die Zeit viel schneller und es war nicht langweilig. So wurde er auch gekonnt von seinen Schmerzen abgelenkt und musste sich nicht ständig darauf konzentrieren, denn sie hatten Spaß. Eigentlich unterhielten sie sich nur über alles Mögliche und Taddl übernahm für Manuel die Sache mit der verstellten Stimme. Einige Videos auf Youtube wurden auch via Handy geguckt, auch wenn Taddl sein Internetvolumen schon ziemlich strapazierte. Er dachte gar nicht daran, seinen Laptop mitzunehmen, was in Manuels Fall aber gar nicht so schlecht gewesen wäre. „Willst du eigentlich hier bleiben?“, fragte Manuel irgendwann, während sie sich ein paar alte TTT Folgen, von sich anguckten. „Ich wollte schon solange, wie möglich bleiben. Ich weiß ja nicht, ab wann die mich hier rauswerfen.“ „Besuchszeit ist eigentlich schon lange vorbei, es ist immerhin schon fast 23 Uhr“, stellte Manu fest. „Naja, die Schwester da draußen, hat mich vorhin erkannt… vielleicht drückt sie ja ein Auge zu?“ „Aha… hat schon jemand ein Auge auf dich geworfen, hm?“, grinste Manuel. „Kann schon sein, aber sie hat mich immerhin in Ruhe gelassen.“ „Fansficken?“, konnte sich Manuel nicht verkneifen. „Als ob! Du Hurensohn! Ich bin nicht hier her gekommen, um nen Fan flachzulegen. Überhaupt, würde ich das doch nie machen“, meinte Taddl empört und verzog das Gesicht dabei. „Sondern?“, forderte Manuel ihn noch weiter heraus. Er hatte seine gesamte Aufregung völlig vergessen, nachdem die ganzen Ärzte sein Zimmer verlassen hatten und er wieder ruhig sitzen konnte. Natürlich war er die ganze Zeit aufgeregt und war gespannt, was Taddl sagen würde, aber das erledigte sich scheinbar alles von alleine. Sogar die Gefühle verdrängte er, doch je länger sie miteinander redeten, desto schwerer wurde es. „Natürlich nur, um dich in den Arsch zu ficken~“, scherzte Taddl. Ihm ging es im Grunde auch gar nicht anders, nur ansprechen tat es irgendwie keiner von beiden. „Oh, ja!“, keuchte Manuel gespielt, bevor er lachte. Die letzten Minuten bis Mitternacht, beleidigten sich die Beiden nur noch in einer Tour und mussten sich oft zusammenreisen, als eine Schwester kam, um nach Manuel zu schauen. Da alles soweit in Ordnung schien und Manuels Werte, weder in den Keller gingen, noch zu hoch waren, sprach auch nichts dagegen, dass Taddl das Bett letztlich in Richtung des Fensters schob. Die Infusion musste er natürlich mit verschieben, aber das war alles kein Problem. Egal, wie kitschig das alles klingen musste, jetzt war er endlich bei ihm und würde sich gleich gemeinsam mit ihm das Feuerwerk ansehen, auch wenn er wusste, dass Manu so etwas eher nicht mochte. „Setz dich aufs Bett“, forderte Manu Taddl auf, der sich gerade noch in den kleinen Spalt, zwischen Bett und Fenster gedrängt hatte um von dort aus etwas sehen zu können. „Sicher, dass ich dir dann nicht weh tu?“ „Setz dich, du Spast! Da unten ist doch genug Platz“, sagte Manuel, der seine Beine etwas zur Seite legte, damit sich Taddl wirklich noch hinsetzen konnte. Allerdings lag er sowieso schon nur auf einer Seite des Bettes, dass sich Taddl ein Stück weiter nach oben setzte. „Sehr bequem“, flüsterte Taddl und dämpfte schließlich das Licht im Zimmer, was ganz einfach mit dem Schalter an Manus Nachttischchen funktionierte. Sein Blick fiel dabei kurz auf Manuel, den er leicht anlächelte, bis die ersten Feuerwerkskörper im Himmel explodierten und ein buntes Licht im Zimmer hinterließen. Manuel schwieg bei dem Anblick. Das Feuerwerk war ihm immer noch egal, auch wenn er zugeben musste, dass das gerade einen sehr geilen Effekt erzeugte. Vor allem, da sich Taddls Blick nicht nach draußen richtete, sondern weiterhin auf Manuel blieb. „Wolltest dus nicht sehen?“, meinte Manuel leise, da er das Gefühl hatte, die Stimmung, die gerade herrschte kaputt zu machen. „Ich sehe das, was ich die ganze Zeit sehen wollte, Manu.“ Taddls tiefe Stimme vibrierte leicht, was bei Manuel eine leichte Gänsehaut verursachte. „Wie behindert das alles klingt, ey“, fügte Taddl noch hinzu. „Total…“ Die wenigen Situationen in denen Manuel nichts sagte, waren meist die, in denen es ihm wirklich scheiße ging, aber jetzt war es eher das Gegenteil. Sein starkes Herzklopfen machte ihn verrückt und Taddls durchdringender Blick ebenfalls. „Im Augenblick, möchte ich echt für immer hier bleiben“, gab Taddl von sich und griff dabei tatsächlich nach der Hand des Anderen. Obwohl das alles wirklich mehr als nur seltsam war, wehrte sich Manuel nicht dagegen, fand es viel eher schön. Es fühlte sich genauso an, wie vorhin, als er geschlafen hatte. „Was hält dich davon ab“, hauchte Manuel. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte er sich einfach nach vorn gebeugt und Taddl geküsst. Dessen Lippen waren so unglaublich verlockend und dessen Zunge, die kurz hervor blitzte. „Dummkopf“, lächelte Taddl. Wahrscheinlich war es schon nach 0 Uhr, was die beiden nicht interessierte. Auch hatte keiner von beiden, auch nur einmal nach draußen gesehen. Taddl war dann auch derjenige, der sich ein wenig nach vorn beugte, aber wieder stoppte. „Ich würde dich jetzt so gern küssen.“ Und da das mehr als nur normal ausgesprochen war, konnte man davon ausgehen, dass das kein Scherz sein sollte. „Dann tus doch einfach.“ Manuel wartete darauf, doch bewegen war immer noch nicht möglich. Viel länger musste er dann aber auch gar nicht warten, denn Taddl kam dieser Einladung nur zu gerne nach und senkte seine weichen Lippen, auf die von Manuel. Hereinkommen sollte gerade keiner, denn das Feuerwerk kam gerade zu seinem Höhepunkt und erleuchtete das Zimmer noch immer, in allen möglichen Farben. Beide hatten ihre Augen geschlossen, während der Kuss dauerte und sie dabei einfach die Zeit vergaßen … - Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)