AdLeG Random Stories von BlackVelvet-Mieze (Parodie- / Kurzgeschichten zu 'Aus dem Leben eines Gestaltwandlers') ================================================================================ Kapitel 1: Catnapping (RyanxKai) -------------------------------- Es war ein schöner Abend im Frühling; gerade hatte ich Kuchen und Kaffee besorgt und wollte zurück zur Wandlervilla fahren, als plötzlich ein dunkelgrauer Wagen neben mir stehen blieb. Innerlich stellte ich mich darauf ein, dem Autofahrer eine Auskunft zu geben, doch die dunklen Scheiben blieben oben. Augenblicklich überkam mich ein ungutes Gefühl, doch um meinem Unbehagen keinen Ausdruck zu verleihen, vermied ich es in einen schnelleren Gang zu wechseln. Vielleicht hatte ich zu viele Horrorfilme geschaut... ...doch im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, ich wäre wie ein ängstliches Kätzchen weggerannt. Ich bemerkte, wie der Wagen neben mir herfuhr. Ganz langsam, als würde er sich meinen Schritten anpassen. Keine Panik; da vorne war mein Twingo. Ich musste nur einsteigen und wie ein Idiot vom Parkplatz rasen. Mein Blick glitt hinüber, als ich hörte, wie der Fahrer sein Fenster hinunterfuhr. „Guten Abend.“, hörte ich eine junge Männerstimme, doch bevor ich etwas erwidern konnte, blickte ich dem Lauf einer Waffe entgegen. Ich ließ meinen Einkauf fallen und für eine Sekunde erstarrte mein Körper, bevor ich versuchte hastig zu meinem Auto zu gelangen. Vergebens. Ich stürzte zu Boden und meine Hand fuhr zu meinem Bein. „Was...“, verwundert zog ich eine dünne Nadel aus meinem Oberschenkel. Hinter mir stiegen zwei Gestalten aus dem dunkelgrauen Wagen. Ich wollte aufstehen und weiterlaufen, doch es schien als wären meine Beine lahm geworden. „Versuch gar nicht erst aufzustehen; du landest sowieso wieder im Dreck.“, einer der beiden Gestalten hockte sich neben mich, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Die gelben Augen waren zu Schlitzen verengt; das blonde Haar schimmerte Grün und Piercings steckten in beiden Mundwinkeln – den Giftzähnen einer Schlange ähnelnd. „Wie gefällt dir meine Giftspritze?“, zügelte der Mann, den ich deutlich als Schlangenwandler identifizieren konnte. „Komm jetzt, oder willst du Wurzeln schlagen?“, rief der andere, worauf mich der Schlangenwandler packte und auf die Rückbank des Autos verfrachtete. Ich wollte mich wehren und versuchte zu schreien, doch meine Bemühungen brachten nichts. „Mein Gift lähmt deinen Körper für eine gewisse Zeit; aber wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist ganz schön schwer.“ /Sei still./, dachte ich, /Sei still und sag mir, was ihr wollt./ „Keine Angst. Soweit ich weiß, gibt es keine bleibenden Schäden. Du musst nur brav sein und tun, was wir dir sagen.“ Der Schlangenwandler schloss die Tür und setzte sich ans Steuer. Jetzt konnte ich den anderen sehen. Kurze, braune Haare; breite Schultern... und der unverwechselbare Geruch eines Hundeartigen. Ich wusste nicht, wie lange wir gefahren waren, doch nach unerträglich langer Zeit in dieser unbequemen Position blieben wir stehen. „Wir sind da, Katze.“, sagte der Hundeartige. Ich konnte mich noch immer nicht bewegen, als der Schlangenwandler zu mir nach hinten stieg. „Kannst du schon wieder sprechen, Ryan?“ /Ryan?/, dieser Kerl kannte meinen Namen. „Du siehst überrascht aus. Freust du dich denn gar nicht, dass wir uns über dich informiert haben?“ Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Typ war, aber seine gespielte Naivität brachte mich zur Weißglut. Er seufzte. „Wie ich sehe freust du dich kein Bisschen.“ „Hör auf mit dem Quatsch und denk an unseren Plan!“, bellte der andere erbost. Die Schlange seufzte erneut. „Tu einfach, was ich dir sage; mein Kollege ist nämlich nicht so angenehm, wie ich.“, Lächelnd holte er Handschellen und Fußfesseln hervor. „Damit du mir nicht abhaust.“, erklärte er, „Weil du in genau dreißig Sekunden wieder laufen kannst.“ Als er mir die Handschellen und Fußfesseln anlegte, stach er erneut mit einer Nadel in meinen Oberschenkel. Meine Lungen füllten sich mit Luft; doch noch immer kam kein Laut über meine Lippen. Es war bereits dunkel geworden. Er führte mich zu einem Gebäude. /Roskoshnye.../, ich blieb stehen, /Kais Erbe?/ „Komm schon! Nicht so schüchtern!“, ich wurde weitergezogen. „Weißt du, warum wir deine Hilfe benötigen?“, begann der Schlangenwandler, „Wir haben da nämlich so ein kleines Problemchen. Schau mal. Wenn wir da rein wollen, brauchen wir ein Passwort.“ Er zeigte auf die Eisentür des Hintereingangs, die durch ein hochmodernes Sicherheitssystem verschlossen war. „Du kennst das Passwort doch, oder Ryan?“, züngelte der Schlangenwandler, während ich nur mit dem Kopf schüttelte. „Wie?“, kam es perplex von meinem Gegenüber. Hinter mir hörte ich ein Klicken; kurz darauf spürte ich kaltes Metall an meinem Hinterkopf. „Gedächtnisstütze gefällig?“, knurrte der Hundeartige. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich kannte dieses Passwort nicht! „Wir haben es auch schon mal probiert, aber nach dem dritten Versuch kam die Polizei und wir mussten abhauen.“ „Also, was ist jetzt?!“, brüllte der Hundeartige hinter mir. Meine Hände zitterten, als ich wahllos irgendetwas eingab. Das Eingabefeld blinkte rot auf. „Das war wohl nichts.“, zischte die Schlange, „Naja, du hast noch zwei Versuche.“ Ich spürte, wie der Typ hinter mir unruhiger wurde. Was sollte das für ein Passwort sein? Ich hob meine Hände erneut um etwas einzugeben; doch ein Gedanke stoppte mich sofort. /Wenn es ein russisches Wort ist, was dann?/ Ich konnte nur auf eine Eingebung hoffen, die mich aus dieser Situation rettete. Kai... Welches Passwort war es? „Wird´s bald?!“, knurrte es erneut hinter mir. Ich tippte das nächste Wort ein und auf dem roten Display zeigte sich spöttisch der Schriftzug: ERROR. „Zweimal falsch, Katze? Oh weih...“, schüttelte der Blonde den Kopf. „Beim dritten Mal bist du tot.“, fügte der andere mit ernster Stimme hinzu. Was sollte ich tun? Plötzlich klingelte mein Handy in der Hosentasche. „Dein Telefon klingelt. Willst du nicht ran gehen?“, diese Frage hätte sich der Kerl auch sparen können, „Sorry, das ist blöd mit den Handschellen und so... aber es macht dir doch nichts aus, wenn ich dran gehe.“ Ich nickte einfach und hoffte, er würde seinen Namen am Telefon sagen. „Oh, es ist Kai Worobjow persönlich.“, freute er sich, „Hallo, Kai! Wie schön, dass du anrufst! Wir stehen hier gerade mit unserem Kumpel Ryan und haben uns gefragt, wie denn nochmal das Passwort für euren Geldspeicher ist?“ Das Grinsen verflüchtigte sich aus seinem Gesicht. Er hielt mir das Telefon hin, sodass ich es mit beiden Händen entgegennehmen konnte. „Er will nur mit dir sprechen.“, meinte die Schlange beleidigt. „Ryan? Geht es dir gut?“, hörte ich die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. „Kai.“, kam es leise von mir, „Ich bin...“ „Ich weiß, wo du bist. Ry, hör zu. Nach eurer zweiten, falschen Eingabe, wurde bei uns der Alarm ausgelöst. Clemens beobachtet alles über den Monitor und hat schon die Polizei benachrichtigt.“ Während Kai mir seinen Plan offenlegte, spielte ich auf Zeit. „Kai, wenn das hier das letzte Mal ist, dass ich deine Stimme höre...“, erwiderte ich zusammenhangslos, „...dann möchte ich dir sagen, dass...“ Der Hundeartige riss mir das Handy weg. „Was soll das Gesülze?! Ist ja widerlich!“, bellte er, „Worobjow! Sag mir das Passwort, sonst zieh ich deinem Schmusekater das Fell über die Ohren!“ „So machst du dir aber keine Freunde...“, bemerkte der Schlangenwandler. „Schnauze!“, brüllte der andere zurück, „Also, das Passwort! Sonst hat die Katze zum letzten Mal miaut!“ Der Hundeartige tippte ein Wort und eine Zahlenkombination ein. Das Display leuchtete Grün und die Tür öffnete sich. „Oh, ging ja schneller, als gedacht.“, freute sich der Blonde zu meiner Linken und führte mich hinein. Hinter uns schloss sich die Tür mit einem lauten Knall. Wir gingen durch einen langen, dunklen Flur, bis wir erneut an einer passwortgeschützten Tür ankamen. „Die nächste Tür. Los! Sing, mein Rotkehlchen!“, er tippte das nächste Passwort ein und wir konnten passieren. „Beeilung! Oder soll ich alleine die Schatzkammer plündern?!“, rief der Braunhaarige, der bereits einige Meter vorangegangen war. „Mit den Fußfesseln bist du viel zu langsam, Katze... Warte mal.“, kurzerhand befreite der Schlangenwandler meine Beine, „Du bist doch brav, oder?“ Ich nickte; was blieb mir auch anderes übrig? Ohne die Fesseln hatten wir den Hundeartigen schnell eingeholt und die dritte und letzte Tür lag vor uns. „Nein, nein, nein!“, lachte der Hundeartige am Telefon, „Zuerst gibst du uns das Zauberwort für diese Tür und dann überlegen wir uns, ob wir den Tiger laufen lassen. Also? Muss ich erst grob werden?“ Zufrieden gab er das letzte Passwort ein. „Bitte, geht doch.“ Die Tür öffnete sich langsam und wir blickten in eine dunkle Kammer. „Mann, hier sieht man ja seine Hand vor den eigenen Augen nicht...“, zischte der Schlangenwandler neben mir. Der andere hatte derweil den Lichtschalter gefunden. „Da hinten muss es sein!“, rief er und eilte voraus. „Du wartest hier.“, die Schlange folgte seinem Kollegen und ließ mich zurück. Ich hörte, wie Glas zerschlagen wurde. „Was soll das hier sein?! Ein Weinkeller?!“ Ein Ruck ging durch meinen Körper. Raus hier! „Hoffentlich klappt das, Kai...“, ich rannte zurück zu der dritten Türe und erinnerte mich genau an Kais Worte. /Sobald sich die dritte Tür schließt, lasse ich Clemens die Passwörter so ändern, dass nur du sie wissen kannst./ Ich kam bei der dritten Tür an und traute meinen Augen nicht! Auf dem Display stand nicht mehr PASSWORT, sondern DEIN GEBURTSTAG? Ich tippte die Zahlen: 0906. Hinter mir hörte ich bereits meine beiden Entführer fluchen. „Wo ist die verdammte Katze?!“ Die Tür ging auf und ich rannte den Flur entlang zur nächsten. Ich hörte, wie der Hundeartige frustriert bellte. Ihn hatte ich einsperren können, doch der Schlangenwandler zischte noch gefährlich nahe hinter mir. Das Eingabefeld zeigte die zweite Frage: UNSER ERSTES TREFFEN? Kai... dankbar tippte ich das Datum ein: 2811. Ich rannte zum Ausgang. UNSERE ZEREMONIE? Meine Finger glitten wie von selbst über die Tasten. 1203. Ich rannte hinaus. „Keine Bewegung!“, rief ein Mann in Uniform. Ich sackte auf die Knie und sah in die grellen Lichter der Taschenlampen. Nun bemerkte ich, dass die Polizisten zur Seite traten um jemanden durchzulassen. „Ryan. Gott sei Dank!“, jemand zog mich in seine Arme. Mein Blick wanderte langsam nach oben und durch einen Tränenschleier lächelte mir das hellste Licht meiner Welt entgegen. Denn kein Stern strahlte so hell, wie mein Feuervogel Kai. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)