Per Anima Familiare von Flordelis ================================================================================ Prolog: Prolog: Mein Name ist Kieran Lane. ------------------------------------------ Zu Beginn war der Mann nett gewesen. Er hatte ihr Süßigkeiten angeboten, sofern sie gewillt wäre, ihm zu folgen und das war sie gewesen. Natürlich, von ihren Eltern war ihr beigebracht worden, nicht mit Fremden mitzugehen, besonders nicht mit solchen, die keine Menschen waren – aber sie war ja wirklich davon ausgegangen, dass dieser Fremde ein netter Mann und ein Mensch sei. Erst als sie bereits von der Polizei in die Enge getrieben worden waren und auf dem Dach eines Hochhauses in der Falle saßen, hatte er sich als Dämon zu erkennen gegeben. Unter dem Hut war kein langsam ergrauendes Haar zu sehen, sondern grüne Schuppen und hinter dem Schal waren keine Lippen, sondern trockene Haut, die sich über die scharfen Zähne spannten. Auch die rasiermesserscharfen Klauen waren ihr vorher nicht aufgefallen. Nun saß sie auf dem Dach, dieses Hauses, lange nachdem die Sonne untergegangen war. Grelle Scheinwerfer waren vom Boden aus auf sie gerichtet, die Polizisten, Presse und auch Schaulustige waren darum versammelt, die Köpfe in den Nacken gelegt. Hin und wieder klangen undeutlich die Worte eines Polizisten durch ein Megafon zu ihnen hoch, aber der Hubschrauber, der über ihnen kreiste, übertönte die Worte, ein Scheinwerfer zeigte deutlich ihre Position. Das nutzten die Männer auf dem Dach, das ihnen am nächsten war, um mit Gewehren auf den Dämon zu zielen. Bislang drückte aber keiner von ihnen ab, genausowenig wie ihr Entführer irgendetwas tat. Sie verstand nicht, worauf er überhaupt wartete, was er sich von dieser Situation erhoffte, aber sie wusste zumindest, dass ihr langsam kalt wurde. „Ich will nach Hause“, sagte sie leise. Sie weinte nicht, weil sie tapfer sein wollte. Auch wenn sie wusste, dass kleinen Kindern schlimme Dinge geschahen, war sie überzeugt, dass es sie nicht treffen könnte. Zumindest nicht, wenn es um einen Dämon ging. In dem Moment, in dem sie das dachte, landete plötzlich jemand bei ihnen auf dem Dach. Der Mann war aus dem Hubschrauber gesprungen und wandte sich ihnen nun zu. Die dunkelblaue Uniform wirkte im grellen Licht fast so schwarz wie das Haar des Mannes, das sein linkes Auge verdeckte, während das rechte aufmerksam musterte, was vor sich ging. Während er sich ihr und dem Dämon zuwandte, entfernte sich der Hubschrauber wieder ein wenig vom Dach, behielt den Scheinwerfer aber auf sie gerichtet. „Komm nicht näher!“, schrie ihr Entführer dem Fremden entgegen. Dieser ließ sich davon nicht beeindrucken, aber er näherte sich ihnen auch nicht weiter. „Mein Name ist Kieran Lane. Ich komme aus Abteracht und bin hier, um mit dir über deine Straftat zu sprechen, bevor es schlimmer wird.“ Der Dämon knurrte abwehrend und zog das Mädchen näher zu sich. Die Klauen bohrten sich dabei ein wenig in ihre weiche Schulter, so dass Blutstropfen ihr weißes T-Shirt einfärbten. Kierans Blick verfinsterte sich, als er das sah. Aber er konzentrierte sich rasch wieder auf den Dämon selbst. „Du solltest mein Angebot lieber nicht ausschlagen, wenn dir etwas an deinem Leben liegt. Ich kann nicht dafür garantieren, wenn du sie jetzt nicht gehen lässt.“ „Niemals!“ Mit einem wilden Schrei stürzte der Dämon sich auf Kieran. Dieser wich dem Angriff aus, direkt danach erschien eine Klinge aus Licht in seiner Hand, wie das Mädchen fasziniert beobachtete. Allerdings kam es nicht dazu, den Kampf zu beobachten, da es plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Als das Mädchen den Kopf wandte, blickte es direkt in ein lächelndes Gesicht. Die weiße Haut des weiblich anmutenden Wesens war viel zu hell, um menschlich sein zu können, die spitz zulaufenden Ohren standen aus dem langen rosafarbenen Haar hervor, dazu trug sie zwei lilafarbene Blüten im Haar, ihre grüne Kleidung wurde durch Efeuranken ergänzt. Dieses Wesen war kein Feind, wie sie bemerkte. Sie legte ihren Finger an ihre Lippen, damit das Mädchen still war, worauf dieses nur stumm nicken konnte. Vorsichtig brachte sie das Mädchen zu einem Hubschrauber, wo es von einem uniformierten Polizisten in die Luft gehoben und auf einem Sitz platziert wurde. Dann gab er dem Piloten ein Zeichen mit dem Daumen, worauf der Hubschrauber sich von dem Dach entfernte. Das letzte, was sie von dem Kampf sehen konnte, war, wie Kieran den Dämon mit unzähligen Ranken auf dem Dach fesselte. Kurz darauf fand sie sich bereits in den Armen ihrer Mutter wieder, die sie schluchzend an sich drückte. Blitzlichter von Kameras flammten immer wieder auf und blendeten sie, unzählige Stimmen strömten auf sie ein, weswegen sie nichts verstehen konnte. Erst als Kieran plötzlich ebenfalls neben ihnen stand, verstummte die Menge. Er lächelte dem Mädchen kurz zu, ehe er sich an die versammelte Presse wandte, die wie gebannt auf seine Aussage wartete. Er legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen, stellte sich vollkommen aufrecht hin und räusperte sich noch einmal, ehe er sprach: „Der Dämon wurde eingefangen und die Geisel befindet sich in Sicherheit – die Situation ist hiermit unter Kontrolle.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)