Liebling von Peacer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war wie jeder andere Tag. Nach der Arbeit, die wie immer lange und langweilig gewesen war, stellte er seinen ebenso langweiligen, alten Mercedes Benz in die Garage, stieg aus und hängte die Autoschlüssel an den extra dafür angebrachten Nagel. Er ließ sie nie stecken. Er drückte den Knopf der Fernbedienung, wartete, vergewisserte sich, dass das Garagentor sich auch wirklich schloss, ehe er in den Keller trat, das Licht einschaltete und sich auf seinen Stuhl setzte. Er zog seine Schuhe aus, schwarz und alt, aber gepflegt, und stellte sie auf den freien Platz in dem dafür vorgesehenen Schuhschrank, neben seine anderen, schwarzen Schuhe. Er mochte Ordnung. Er öffnete die Tür, die hoch zum Haus führte, schaltete das Licht wieder aus und stieg die Treppen hinauf. Um seine weißen Socken machte er sich keine Sorgen, denn das Haus war wie immer blitzblank. Dafür sorgte er. Er betrat das Schlafzimmer. „Hallo, Liebling“, sagte er wie jeden Tag und öffnete den Kleiderschrank, um seinen schwarzen Anzug sorgfältig neben die anderen zu hängen. Er hasste Unordnung. „Hallo“, antwortete sie und er stellte zufrieden fest, dass ihre Stimme kaum noch zitterte. Das war anfangs wirklich ein Problem gewesen. Er war froh, dass sie sich so langsam an die Situation, an seine Routine gewöhnte. Er mochte seine Routine. „Müde, Liebling?“, fragte er, nahm seine Krawatte ab und hängte sie sorgfältig neben die anderen, alle gleichermaßen grau und tadellos. Er begann sein Hemd aufzuknöpfen, ein Knopf nach dem anderen, von oben nach unten. Sorgfältig faltete er auch dieses, und legte es weg, ehe er sich endlich umdrehte, ungeduldig auf eine Antwort wartend. Er hasste warten. „Ja, ich bin müde“, rezitierte sie gehorsam, das Zittern in der Stimme nun wieder stärker, und er schnalzte unmutig mit der Zunge. Sie zuckte zusammen. Sie wusste, dass er Lügen hasste, und obwohl sie im Bett lag, sah sie alles andere als müde aus, die Augen wachsam und ängstlich auf ihn gerichtet. Kopfschüttelnd ging er zum Nachttisch, öffnete die Schublade. Er verstand einfach nicht, warum sie sich so schwer tat. Er nahm das Messer, alt, viel genutzt, aber sorgfältig gepflegt, wie alles in seinem Besitz. Er würde dafür sorgen, dass sie es verstand. „Nein, bitte nicht...“ Er seufzte und trat ans Bett heran, schüttelte enttäuscht den Kopf, als die Frau unnütz an ihren Fesseln zerrte. Er machte seine Knoten genauso sorgfältig wie alles andere. Er überlegte nicht, ehe er seine Arbeit begann, denn die war Routine. Was war daran so kompliziert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)