Erste Male von fragile ================================================================================ Kapitel 1: Erste Male --------------------- Das erste Mal Ich komme mir ehrlich gesagt ziemlich idiotisch vor, aber in mir brodelt etwas, was mich dazu bewegt diesen Brief zu verfassen, den Du vielleicht nie oder vielleicht schon gleich morgen von mir erhalten wirst. Eigentlich, so wie es die Norm vorschreibt, beginnt man so einen Brief immer mit den üblichen Floskeln, aber ich will darauf verzichten. Ich glaube, Du würdest bei einem typischen Anfang mit den Augen rollen, möglicherweise sogar schmunzelnd den Kopf schütteln und mir womöglich alle Gehirnzellen absprechen, weil ich auf diese dumme Idee gekommen war, einen Brief mit einer so nervtötend-normalen Begrüßungsformel wie "Lieber Sasuke" oder "Mein Liebster" zu beginnen. Ehrlich gesagt keimt das Bedürfnis gerade auf, dass doch zutun, nur um eventuell Deinen Blick zu sehen. Wer weiß schon, wie du wirklich reagieren wirst. Amüsiert oder erbost. Eventuell so genervt, dass Du den Brief ohne mit der Wimper zu zucken zerreißt und in den Müll wirfst. Aber wir wissen beide, dass Du das nicht tun würdest. Niemals. Das einzige, was ich mir tatsächlich vorstellen kann, ist, das Du den Brief ohne zu öffnen erst einmal einsteckst, um ihn dann in aller Ruhe irgendwo alleine zu lesen. Damit niemand Deine Reaktion zu Gesicht bekommt. Nicht mal ich. Das ist eigentlich ziemlich unfair, immerhin schreibe ich stundenlang an diesen Worten und merke, dass ich so sehr abschweife, ja fast schon eine Einleitung zu einem Roman verfasse, obwohl ich doch ganz andere Worte im Sinn habe. Verzeih bitte. Warum ich Dir schreibe? Ich möchte Dir für all die ersten Male danken, die ich durch Dich und mit Dir erleben durfte. Für jede einzelne Minute, Sekunde und manchmal sogar Stunden. Für jedes Lachen, jedes Weinen und für all das Chaos in meinem Herzen, dass allein durch Dich entstanden war. Und im Leben gibt es so viel von diesen ersten Malen. Du warst meine erste Verlegenheit. Du warst mein erstes Herzrasen. Du warst meine erste schüchterne Berührung. Du warst meine erste Verliebtheit. Ich muss kurz stoppen, weil ich Deine Präsenz ganz deutlich spüren kann. Machst Du das extra? Damit ich Dich entdecke und Dich dann betrachte, bis unsere Blicke sich fast schon zufällig treffen? Ich sehe dann ganz kurz dieses Leuchten in Deinen Augen, das Du allerdings schon Millisekunden später wieder verbannst. Du läufst gerade Richtung Krankenhaus, um Deinen Arm untersuchen zu lassen. Es muss ziemlich schmerzhaft sein und ich bin wirklich froh, dass es mir nicht so ergangen ist wie Dir und ich freue mich, dass die Prozedur bei Naruto erfolgreich überstanden ist. Eben war dieser besondere Moment, indem sich unsere Blicke getroffen haben. Es kribbelt in meinem Herz und lässt es sich in freudiger Erwartung auf unser Aufeinandertreffen zusammenziehen. Ich glaube, Deine Augen sind weniger dunkel wie sie es früher waren, als Du entschlossen hattest, Konoha zu verlassen. Du warst mein erster Herzschmerz. Du warst mein erstes Tränenmeer. Du warst meine erste Verzweiflung. Ich kann deutlich spüren, wie Du näher kommst und ich frage mich, warum Du in diese Richtung läufst, immerhin ist Tsunades Behandlungsraum in einem ganz anderen Krankenhausflügel. „Was machst du da?“ Ich zucke zusammen. Wann war Sasuke hier herein gekommen? Ich habe nicht mal gehört, wie er die Tür geöffnet hat. Ich schaue auf und starre in sein Gesicht. Er ist während seiner Reise so viel erwachsender geworden. Kann ein Mann so hübsch sein, ohne auch nur im Geringsten feminin zu wirken? Vor allem durch seine lange Mähne, die in der Sonne noch mehr glänzt, als sie es ohnehin schon tut und ganz besonders dieser helle Teint. Ich habe ihn schon gesehen, als er einen Drei-Tage-Bart hatte. Mein Herz pocht automatisch schneller und lauter und er kann es ganz bestimmt hören, denn seine rechte Augenbraue wird nach oben gezogen und er verschränkt abwartend seine Arme vor seiner muskulösen Brust. Seit einigen Tagen versucht er seine Haare mit einem Tuch zu bändigen. Meine Wangen werden ganz heiß, wenn ich daran denke, dass dieses Tuch von mir ist. Ein Willkommensgeschenk sozusagen. „Sakura?“ Ich schrecke erneut zusammen und lege nun endlich den Stift beiseite. „Was machst du?“, fragt er erneut und kommt auf den Schreibtisch zu. Ich kann nicht anders, als ihm ein breites Grinsen zu schenken. „Ich schreibe einen Brief“, antworte ich. „An wen?“ „An dich.“ „Und was wird darin stehen?“ Seine Augen leuchten neugierig und ich komme nicht umhin, vor Verzückung zu schmunzeln. Ich liebe es, ihm kleine Gefühlsregungen zu entlocken. Wahrscheinlich glaubt er, man könne ihm das nicht ansehen, aber ich kann es. „Das wirst du sehen, sobald ich ihn dir gebe.“ Er bleibt direkt vor meinem Schreibtisch stehen und beugt sich über den Tisch, um somit einen Blick auf meine Worte zu werfen. „Lass das, Sasuke!“ Ich kichere und lege meine Hände auf das eben Geschriebene. „Hn.“ Er schmunzelt. Mein Herz beschleunigt schon wieder sein Tempo. „Lass es mich jetzt lesen“, brummt er verstimmt, was mich kurz auflachen lässt. Ich kann ihm nichts abschlagen und grinse. „Na gut. Ausnahmsweise“, entgegne ich. Ohne auch nur zu warten, schnappt er dich das Papier und lässt seinen Blick darüber gleiten. Was er wohl sagen wird? Wird er überhaupt was sagen? Hin und wieder schaut er mich an und ich frage mich wirklich, was er denkt. Ich spiele mit dem Kugelschreiber und versuche meine Aufmerksamkeit nicht nur auf diesen Mann zu lenken, was mir ziemlich schwer fällt. „Was noch, Sakura?“ Ich stutze, lege meinen Kopf schief und warte auf ein weiteres Wort. Er runzelt die Stirn und denkt höchstwahrscheinlich, dass ich jetzt komplett den Verstand verloren hab. Jedenfalls deute ich seinen Blick genau so. „Erste Male. Was noch?“ Ich lache laut, stehe auf und bewege mich ganz langsam auf ihn zu. „Du warst meine erstes Aufgeben, nur um kurz darauf mein erstes Hoffen zu werden.“ Sasuke verlagert sein Gewicht auf das linke Bein und verschränkt erneut seine Arme vor der Brust. Eine typische Sasuke-Geste. „Du warst mein erster Kuss.“ Ich erinnere mich genau an diesen Moment, als er zurück nach Konoha kam und mich sogar noch vor Naruto besucht hat. Noch bevor überhaupt ein ‚Hallo‘ getauscht wurde, hatte er mich grob gepackt und seine Lippen auf meine gelegt. Es war nicht so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Weder sanft, noch zärtlich. Aber ich habe all die Ungeduld gefühlt und einen anderen Kuss hätte ich mir nicht vorstellen können. Er war besitzergreifend und sagte, ich wäre seins. Als wäre ich es schon immer gewesen. „Du warst mein erstes Mal.“ Er legt den Brief beiseite und streicht eine Haarsträhne von mir hinters Ohr. Ich lächle, nehme seine Hand und hauche einen Kuss auf seine Fingerknöchel. Ein Lächeln legt sich kurz auf seine Lippen und mein Bauch kribbelt. „Du warst mein erstes Ich liebe dich“. Er zieht mich an sich und haucht mir vorsichtig ein Kuss auf die Stirn. „Und jetzt?“, wispert er fragend und legt seinen Kopf in meine Halsbeuge. „Werden wir ganz viele erste Male zusammen erleben“, antworte ich. „Zum Beispiel?“ Sasuke haucht mir Küsse auf den Hals. „Unsere erste gemeinsame Wohnung.“ Ihm entfährt ein Brummen und er presst mich noch näher an sich. „Unsere Hochzeit.“ Er lacht leise gegen meinen Hals, weil ich schon daran denke Mrs. Uchiha zu werden. Aber ich habe schon so lange gewartet, da kann er es mir kaum verübeln. „Unser erstes Kind.“ Seine Hände packen mich am Po und er hebt mich so schnell hoch, dass ich vor Schreck meine Beine um seine Hüften schlinge und kichere. Seine Lippen fahren ganz langsam über meinen Hals, über mein Kinn und bleiben an meinen hängen. Er knabbert zärtlich an ihnen und setzt mich auf dem Schreibtisch ab, damit seine Hände über meinen Rücken fahren können. „Das ist jetzt zwar nicht das erste Mal, aber ich spüre gerade Erregung“, flüstere ich ihm ins Ohr und höre erneut das tiefe Brummen aus seiner Kehle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)