Fremde Märchen von Makoto17 (Wichtelgeschichte für Lilim-Angel) ================================================================================ Epilog: Die Vorstellung ----------------------- Wieder wurden sie von einer großen Rose am Himmel umschlossen, die sie aus der Märchenwelt hinaus zurück zu der Straße transportierte, auf der sie den Magical Stage zuvor gerufen hatten. Dort schien die Zeit still gestanden zu haben, denn sie waren nur für wenige Sekunden aus der Straße verschwunden. Alles sah genauso aus, wie sie es verlassen hatten. Niemand war zu sehen. „Wir sollten uns wieder zurückverwandeln, bevor uns doch noch jemand sieht.‟ Alle vier leiteten ihre Rückverwandlung ein, sodass niemand sie als Hexen oder Hexenschülerinnen identifizieren konnte. Dann verabschiedeten sie sich und liefen nach Hause, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass sie zu spät sein könnten. Am nächsten Tag stand die Vorstellung der jeweiligen Märchen an. Doremi war, nachdem sie zu Hause ankam, zu erschöpft, um ihre Hausaufgaben zu machen. Immerhin hatte der vorherige Tag gefühlte 100 Stunden besessen. Frau Seki überlegte, wie sie die Abstimmung leiten sollte. Es wäre fair, wenn jeder von ihnen eines der Märchen wählen würde, aber unter den Märchen gab es auch ein paar, bei denen nur wenige Schüler spielen konnten. Einige Schüler mussten sich zwar um die Hintergrundgestaltung kümmern, aber sie fand es besser, wenn mehr als nur 3 Personen auf der Bühne etwas zeigen konnten. Als sie die Klasse betrat, tuschelten die Schüler über ihre Märchen. Es schien fast so, als wenn sie sich schon in der Abstimmung befänden, oder dass Reika sich ihr Märchen sichern wolle, dass dieses auch von den anderen gewählt wurde. „Also gut. Fangen wir mit der Vorstellung der einzelnen Märchen an. Wer möchte beginnen? Ich möchte zusätzlich eine Einschätzung, wie viele Personen an dem jeweiligen Märchen auf der Bühne mitspielen können.‟ Viele Schüler meldeten sich. Lediglich Doremi und Hazuki hielten sich zurück. „Was ist mit dir, Hazuki-chan? Warum meldest du dich nicht?‟ Doremi wusste ihren Grund, aber ihre Freundin war so gut in der Schule, und hatte auch während des Zaubers genau gewusst, wie ihr Märchen verlief. Warum also sollte sie sich jetzt nicht melden? Frau Seki bemerkte, dass die Hände von nur zwei Schülerinnen unten blieben. Die beiden würden später drankommen, aber jetzt wollte sie ihnen noch eine Gnadenfrist für die Hausaufgaben geben. „Tamaki!‟ „Eine Prinzessin namens Schneewittchen wird von der neuen Königin gehasst, weil ein Spiegel ihr sagt, dass die Prinzessin die Schönste im ganzen Land ist. Sie will Schneewittchen töten lassen und schickt deshalb den Jäger aus. Doch der Jäger lässt sie laufen. Sie kommt an ein kleines Häuschen an, wo sieben Zwerge leben. Dort lebt sie mit den Zwergen eine Weile lang zusammen, während die Königin erfahren hat, dass Schneewittchen noch lebt. Sie versucht noch mehrere Male, Schneewittchen zu töten, scheitert aber aufgrund der Hilfe von den Zwergen. Die Königin vergiftet sie schließlich mit einem Apfel. Die Zwerge können ihr nicht mehr helfen, und stellen sie daher in einem Glassarg in dem Wald aus. Dort kommt ein Prinz vorbei, der dafür sorgt, dass sie fällt und das Apfelstück aus ihrem Mund heraus katapultiert wird. Schneewittchen erwacht wieder zum Leben und heiratet den Prinzen.‟ Dies klang nach einer langen Märchenbeschreibung. Reika war sehr ausführlich gewesen, weil sie wollte, dass ihr Märchen den Vorzug bekam. „Insgesamt können 13 Personen direkt vorne mitspielen, wenn man die Stimme des Spiegels und eventuelle Statisten nicht mit einbezieht.‟ Frau Seki schrieb an der Tafel >Schneewittchen - 13 Personen< und ließ nacheinander auch die anderen Schüler zu Wort kommen. Jedes mal schrieb sie anschließend das Märchen und die Anzahl der Personen auf, die an dem Stück vordergründig mitwirken konnten. Auch Doremi und Hazuki, die sich nicht gemeldet hatten, schafften es, ihr Märchen vorzustellen. Nachdem alle ihr Märchen vorgestellt hatten, folgte zuerst die grobe Abstimmung. „Wie viele Personen wollen wir denn mindestens mit einer Rolle versehen?‟ „Mindestens sechs.‟, kam es von einigen. „Mindestens fünf.‟, von einigen anderen, die nicht wollten, dass ihr Märchen aufgrund der Beschränkung aus der Auswahl flog. „Wir sollten anders vorgehen. Wir sollten eine Vorauswahl treffen, ob es überhaupt Interessenten für alle Märchen gibt. Jeder kann für mehrere Märchen abstimmen. So möchte ich herausfinden, welche Märchen überhaupt Zulauf finden würden.‟ Heraus kam, dass sich lediglich für Doremis Märchen keiner der Mitschüler begeistern konnte. Auch für Siebenschön, Rapunzel, die Bremer Stadtmusikanten, der Hase und der Igel und Rotkäppchen gab es viel zu wenig Stimmen. Die restlichen Märchen standen zur geheimen Wahl. Jetzt durfte sich jeder nur ein Märchen aussuchen. Nachdem die Stimmen ausgezählt wurden, gab es zwei Sieger, Schneewittchen und Dornröschen. Die Jungen in der Klasse stöhnten laut auf. Sie hatten ihre Stimmen auf die Märchen konzentriert, in denen es mehr als nur eine männliche Rolle gab. Und jetzt mussten sie sich mit einem typischen Mädchen-Märchen zufrieden geben. „Die geheime Wahl dauert zu lange. Ich wäre dafür, dass wir die Stichwahl ganz offen durchführen. Irgendjemand dagegen?‟ Alle schüttelten den Kopf. Es war schließlich nicht so, als wenn der Klassensprecher gewählt werden würde. Bei vielen Mädchen war klar, welches Märchen sie wählen würden. Schließlich hatte Reika alle ihre Freundinnen auf die Seite von Schneewittchen gezogen. Doremi und ihre Freundinnen hingegen favorisierten Dornröschen, und das nicht nur, weil es dort sehr viele Rollen gab. Sie wollten sich nicht vorstellen, wie Reika, die sich bei Schneewittchen sicher die Hauptrolle sichern würde, als anmutige Prinzessin durchging. Sie fanden, dass die Rolle der bösen Königin viel besser für sie geeignet wäre. Die meisten Jungen, auch jene, die nicht auf Reikas Seite standen, gaben dennoch Schneewittchen ihre Stimme. Die sieben Zwerge waren immerhin potentielle Männerrollen. Die Schüler stimmten eindeutig für Schneewittchen. Damit war die Entscheidung gefällt. Doch Reika bekam nicht, wie gewünscht, die Rolle der Schneewittchen, sondern musste die Rolle der bösen Königin spielen. Die Klasse gab Onpu die Hauptrolle. In den nächsten Tagen bereiteten sie die Hintergründe für das Haus der Zwerge, das Schloss der bösen Königin und den Wald vor, in dem die Zwerge lebten. Die Spieler studierten ihr Texte, während Hazuki die Kostüme nähte. Alle arbeiteten Hand in Hand. Dann kam der Tag der Vorführung. Die Klasse stellte die ersten bemalten Pappkartons auf, während die Parallelklasse die Stühle im Saal für die Gäste vorbereitete. Die Schauspieler warfen einen letzten Blick auf ihr Drehbuch und zogen sich für die Vorstellung um. Langsam trudelten die Gäste ein. Die vorderen Plätze waren für die Austauschschüler reserviert, während sich die Eltern und die anderen Schulkameraden auf die hinteren Plätze begaben. Der Schulleiter trat vor und nahm das Mikrofon in die Hand. Alle Blicke richteten sich auf ihn, während er die Gäste begrüßte. Zuerst sprach er über den Anlass des heutigen Besuchs, bevor er das Signal zum Start der Aufführung gab. Etwas abseits von ihm stand ein Dolmetscher, der jedes Wort auf Englisch wiedergab. Der Vorhang wurde aufgezogen. Zu sehen war die Kulisse eines Schlosses während des Winters. Einige Wattebüschel flogen nach unten, während weitere Watte am Fensterbrett als Schnee aufgetragen worden war. Marina saß am Fenster und schaute den Schneeflocken zu, während sie etwas nähte. Einen simulierten Nadelstich später tropfte etwas Tomatensaft auf die Watte. Schon bei dieser Szene ging den ausländischen Gäste ein Licht auf. Sie verstanden zwar nicht, was das Mädchen gerade in den Wind hinein gesprochen hatte, aber sie kannten den Text auch so. Außer natürlich, die Aufführung würde ihr bekanntes Märchen aufs Korn nehmen. Das Licht ging aus. Der Erzähler trat nach vorne, während einige Schüler die Bühne neu aufstellten. Wieder übersetzte der Dolmetscher ins Englische. „Die Königin bekam ein Mädchen, und da es so aussah, wie sie es sich in jener Nacht gewünscht hatte, nannte sie es Schneewittchen. Doch die Königin starb bei der Geburt. Einige Jahre später nahm der König sich eine neue Frau.‟ Der Erzähler trat zurück, während das Licht den Blick auf das Zimmer der Königin ermöglichte. Eine dunkle Holztruhe stand vor einem Wandspiegel. Das Zimmer war mit vielen glänzenden Vorhängen dekoriert. Reika ging in dem Raum auf und ab. Sie drehte sich zum Spiegel um und fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?‟ Naomi schaute hinter der Bühne dem Geschehen zu. Sie wusste zwar, wann ihre Einsätze waren, aber diesen verpennte sie. Reika musste ihren Spruch wiederholen, bevor Naomi antwortete: „Ihr seit die Schönste im ganzen Land.‟ Dieses Mal blieb das Licht an, während der Erzähler erneut auf die Jahre einging, die zwischen dieser und der nächsten Szene verging. Dieses Mal brachte die Antwort des Spiegels die Wut der Königin zum Vorschein. Sie befahl den Jäger zu sich. Aiko in Jägertracht trat vor die Königin. Sie befahl ihm etwas. Reikas Lachen, nachdem der Jäger gegangen war, passte richtig zu einer bösen Königin. Inzwischen bauten die Klassenkameraden die Bäume auf, und anschließend den Raum für die Königin ab. Da dieses mal keine Zeit zwischen den Szenen verging, konnte der Erzähler die Zeit nicht überbrücken. Aber die Schüler hatten sich vorbereitet. Schon während der vorherigen Szene konnten sie verdeckt die Bäume aufstellen. Aiko führte Onpu in den Wald hinein. Sie trug ein recht großes Messer am Bein, dass sie mitten im Wald zog. Damit ging sie auf Onpu zu. Diese schritt zurück. Onpu faltete die Hände zusammen und bat Aiko, sie gehen zu lassen. „Ich werde auch nie wieder zurück zum Schloss kommen. Bitte, ich verspreche es.‟ Danach trennten sie sich wieder. Beide gingen in entgegengesetzten Richtungen. Als das Licht wieder anging, bauten die Schüler sowohl das Zimmer der Königin inklusive dem Krönungssaal wie auch das Haus der Zwerge auf. Die Jungen schleppten einige Stühle, Tische und Betten in das Theater. Zwischen den nächsten Szenen musste nicht umgebaut werden, wodurch sie die Geschichte zusammenhängender erzählen konnten. Aiko trat gemeinsam mit Reika in den Bereich des Schlosses ein, während Onpu sich in dem Zwergenhaus setzte. Aiko überzeugte Reika, dass sie Schneewittchen getötet hatte. Diese aß die Beweise, während Onpu von jedem der Teller eine Kleinigkeit zu sich nahm. Aiko und Reika verließen kurzzeitig die Bühne. Auf der anderen Seite kamen sieben Schüler in das Haus hinein. Shiro öffnete die Tür, Ota stürmte nach vorne und setzte sich auf einen Stuhl, während Sammy, Nakata, Hasabe, Kenta und Masaharu sich an den Tisch stellten. Alle trugen kleine Zipfelmützen, die sie alle selber gestrickt hatten. Gemeinsam stellten sie fest, dass etwas nicht stimmte. „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?‟ Sammy schaute etwas verwirrt auf einen der Teller. „Wer hat von meinem Becherchen getrunken?‟ Ota hielt einen der Becher in der Hand. „Wer hat von meinem Gäbelchen gegessen?‟ Shiro brachte eine Gabel zur Spüle, weil diese offensichtlich benutzt worden war. „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?‟ Habase folgte ihm. „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?‟ Nakata schaute sich die Position ihres Stuhles genau an. „Und wer liegt in unserem Bettchen?‟ Kenta und Masaharu schauten zu der schlafenden Onpu hinüber. Die Tatsache, dass Onpu weitaus zierlicher war als die beiden Jungen, ließ die Szene etwas unglaubwürdig erscheinen. Sie stellten dich gegenseitig vor, und sprachen solange, bis die sieben Zwerge wieder den Raum verließen. Unterdessen schritt Reika zum Spiegel. Wieder gefiel ihr die Antwort des Spiegels keineswegs, verriet er ihr doch, dass der Jäger seine Aufgabe nicht erfüllt hatte. Sie packte ihre Tasche und verkleidete sich als alte Dame. Sie ließ einige alte und einige schöne Kämme in einen Korb fallen, nahm den Korb in die Hand und schleppte sich zu der nur einen Meter entfernten Hütte. Onpu hörte ein Klopfen an der Tür. Die Zwerge hatten sie gewarnt, niemanden ins Haus zu lassen und auch die Hütte nicht zu verlassen, solange sie alleine war. Aber sie dachte, dass eine kleine Unterhaltung nichts schaden könnte. Daher ließ sie die alte Frau in das Häuschen. Reika reichte Onpu einen Kamm, und steckte ihr diesen in ihr Haar. Es wirkte nicht so, als wenn Onpu es gewohnt war, solchen Haarschmuck zu tragen, auch wenn dieser Kamm ihr durchaus zusagte. Sie warteten ein paar Sekunden, bevor Onpu sich auf dem Boden fallen ließ. Reikas Lachen erfüllte den Raum, während sie diesen verließ. Die Zwerge kamen zurück und sahen ihre Mitbewohnerin auf dem Boden liegen. Schnell und hektisch liefen sie zu ihr hin. Da sie nichts besseres wussten, suchten sie diese nach ungewöhnlichen Objekten ab. Sie fanden den Kamm und entfernten diesen. Dies führte dazu, dass Schneewittchen wieder aufwachte. Reika lief jubelnd zum Schloss zurück, legte ihre Verkleidung ab und befragte erneut den Spiegel. Da die Antwort ihr wieder nicht gefiel, schmiss sie die restlichen Kämme zum Spiegel. Er fiel hin und zerbrach. Geschockt sahen die Schüler sich an. Diese Unterbrechung war seitens des Stückes nicht beabsichtigt gewesen. Die Technik löschte das Licht, während der Erzähler zu einer kleinen Pause einlud. „Was machen wir jetzt? Wo bekommen wir einen neuen Spiegel her, der so ähnlich aussieht?‟ Alle Schüler schauten sich panisch in der Requisitenkammer um. Doch sie fanden nichts. Hazuki fegte die Scherben auf und brachte diese nach hinten. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, dass sie gerade unbeobachtet war. Schnell zog sie ihr Tab hervor und verwandelte sich in eine Hexenschülerin. „Paipai Ponpoi Puwapuwa Puu, bitte repariere den Spiegel.‟ Während sie diese Worte sprach, zeigte Hazuki mit ihrem Karkodion auf die soeben zusammen gekehrten Scherben. Es funktionierte. Der Spiegel reparierte sich selber. Nachdem sie sich zurückverwandelt hatte, schnappte sie sich den Spiegel und lief zu der Bühne. Ihre Klassenkameraden nahmen diesen erleichtert entgegen und stellten ihn auf die Bühne. Der Rest der Vorstellung verlief ohne Zwischenfälle. Die Vorstellung wurde zu einem vollen Erfolg. Während des Applauses standen die Gäste auf. Die gesamte Klasse ging gemeinsam auf die Bühne. Zuerst nur die Schauspieler, dann auch die Helfer hinter den Kulissen. Alle gemeinsam verbeugten sich dem Publikum gegenüber, um dann anschließend den Stücken der anderen Klassen zuzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)