Last Desire 13 von Sky- ================================================================================ Epilog: Das Geheimnis mit dem Namen ----------------------------------- „Ach komm Nastasja, so schwer kann es doch nicht sein. Und überhaupt: denkst du nicht auch, dass es eventuell noch ein klein wenig verfrüht ist, sich jetzt schon über die Namen deiner Kinder Gedanken zu machen, wenn du doch gar nicht mal schwanger bist?“ „Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, einen schön klingenden russischen Namen für mein Kind auszusuchen? Und außerdem planen Henry und ich doch schon so langsam unsere Schwangerschaft. Wir beide wollen Kinder haben und da wollten wir uns so früh wie möglich Gedanken machen, damit wir auch Namen haben, wenn wir soweit sind.“ Alice seufzte und legte ihr Buch beiseite, während ihre beste Freundin unruhig auf und ab lief und angestrengt über einen guten Namen nachdachte. Dass es nicht gerade einfach war, einen guten Namen für ein Kind zu finden, war ja verständlich, denn so etwas war ja auch eine wichtige Sache. Immerhin würde dieses Kind den Namen für immer tragen. Aber sich schon Gedanken zu machen, wenn man noch nicht einmal schwanger war, das war in ihren Augen doch schon ein klein wenig übertrieben. Nun ja, das war eben Nastasja und bei ihr brauchte man sich gar nicht wundern. Sie war in vielerlei Hinsicht ein Original… etwas schräg und eigen und vor allem temperamentvoll und schlagfertig. „Also wenn du mich fragst“, sagte die Engländerin schließlich und wischte sich eine ihrer langen schwarzen Haarstränen aus dem Gesicht. „Ich finde, man sollte einem Kind einen Namen mit einer schönen Bedeutung geben. Dein Name zum Beispiel bedeutet „die Wiederauferstandene“. Meiner bedeutet „von edler Gestalt“…“ „Passt ja auch wie die Faust aufs Auge bei dir. Na super. Das macht es mir auch nicht gerade einfach. Und ehrlich gesagt gibt es nicht sonderlich viele schöne russische Männernamen. Und ich will auch nicht, dass mein Kind hinterher noch gehänselt wird, nur weil ich es mit so einem Namen wie „Wassili“ oder „Fjodor“ oder – noch viel schlimmer – „Igor“ strafe! Und selbst so Namen wie Sergej, Iwan oder Vladimir sind typische Namen, unter denen man sich bärtige stämmige ausgewachsene Kerle vorstellt, aber keinen kleinen Jungen. Stell du dir mal so einen süßen kleinen Fratz im Kinderwagen vor und du hörst dann, wie seine Mutter ihn Boris oder Vladislav nennt!“ Bei dem Gedanken musste Alice zugeben, dass es ein wenig merkwürdig auf sie wirken würde, wenn sie ihren süßen kleinen Jungen bei einem solchen Namen rufen würde. „Wenn dir kein Name einfällt, dann lass dir doch Zeit. Selbst wenn du von heute auf morgen schwanger wirst, hast du ganze neun Monate dafür Zeit. Aber wenn du einen konstruktiven Vorschlag hören willst, dann bitte. Dann gib deinem Kind doch einen englischen Namen, wenn dir das lieber ist.“ „Ich will wenigstens etwas haben, was ihn daran erinnert, dass er auch russische Wurzeln hat. Das ist mir eben wichtig, Alice. Ich bin Russin und Russland wird auch meine Heimat bleiben. Deshalb will ich wenigstens, dass mein Kind einen russischen Namen hat. Immerhin haben Henry und ich uns ja auch darauf geeinigt, dass ich meinen russischen Nachnamen behalte, auch wenn wir heiraten.“ Alice faltete die Hände, was sie oft tat, wenn sie nachdachte. Manchmal erschien es ihr echt so, als hätte Nastasja wirklich keine anderen Sorgen. Es war ihr einfach unverständlich, wie sie sich jetzt schon mit einem Thema beschäftigte, wenn noch nicht einmal eine Schwangerschaft vorlag. Aber sie wollte ja unbedingt Kinder und das am liebsten schnellstmöglich. Eine Weile lang schwieg sie und überlegte, wie sie ihrer besten Freundin bei dem Namenproblem helfen konnte. Einfach nur, damit das Thema auch vorerst mal beendet werden konnte. Außerdem würde sie ja die Patin werden, wenn das Kind zur Welt kam und da war es doch selbstverständlich, wenn sie half. „Und wenn es nun kein Junge, sondern ein Mädchen wird?“ „Mädchennamen denkt sich Henry aus. Und ich mir einen guten Jungennamen. Aber ehrlich gesagt war die Verteilung wohl doch nicht so gut geplant wie ich dachte. Bozhe moi, das ist echt scheiße!“ Schließlich setzte sich Nastasja aufs Sofa und legte den Kopf zurück. Irgendwie erschien es ihr unmöglich, einen schönen russischen Jungennamen für ihr Kind zu finden, denn egal wie viele ihr auch in den Sinn kamen, sie konnte sich diese einfach nicht für ein süßes kleines Baby vorstellen. Schließlich aber hatte Alice dann doch eine Idee. „Warum nennst du dein Kind nicht „Jeremiel“, hm?“ Jeremiel? Das war doch nicht mal ein russischer Name, sondern hebräisch. Und er klang auch ein wenig ungewöhnlich. Das klang irgendwie nach einer religiösen Version von Jeremy. „Wie kommst du jetzt auf so einen Namen? Was hat Jeremiel denn mit meiner Heimat zu tun?“ „Ist doch ganz einfach“, antwortete Alice und erklärte es ihr. „Jeremiel oder auch Jerahmeel ist der achte Erzengel der russisch orthodoxen Kirche. Man sagt ihm nach, dass er die Seelen der Verstorbenen sicher ins Jenseits geleitet und den Menschen Visionen bringt. Außerdem ist er der Engel des Mitgefühls. Das passt zum einen gut zu deiner Heimat und auch zu deinem Glauben.“ Einen Moment lang schwieg Nastasja und dachte darüber nach. Aber dann war sie vollends begeistert von dieser Idee, sprang vom Sofa auf und umarmte ihre beste Freundin. „Ach Alice, ich könnte dich küssen! Das ist ein toller Vorschlag. So machen wir es. Eines meiner Kinder werde ich auf jeden Fall Jeremiel nennen.“ „Eines? Wie viele willst du denn?“ „Am liebsten so viele wie möglich“, antwortete die Russin mit einem Grinsen. „Am liebsten hätte ich eine Großfamilie. Ich musste Henry ja versprechen, wenigstens einem meiner Kinder einen englischen Namen zu geben. Wenn es also Zwillinge werden sollten (und ich hoffe, dass es Zwillinge werden), dann wird der Ältere Jeremiel und der andere Collin heißen. Oder umgekehrt… Und dann würde ich am liebsten noch zwei Mädchen haben. Einem davon wird Henry einen russischen Namen geben und das andere Mädchen taufen wir Frederica.“ Als Alice das hörte, musste sie schmunzeln. Frederica… das war ein wirklich süßer Name und bedeutete ihres Wissens nach „die Friedensreiche“. Sie konnte sich auch schon ein süßes kleines Mädchen mit diesem Namen vorstellen und als sie so an ein eigenes Kind dachte, da verstand sie Nastasja auch ein Stück weit. Auch sie wollte Kinder. Aber sicherlich nicht in ihrer jetzigen Verfassung. Da konnte sie einfach keine gute Mutter sein und das wusste sie. Und solange sie ihren Rohypnolkonsum nicht im Griff hatte, wollte sie auch nicht das Risiko einer Schwangerschaft eingehen. Ansonsten könnte ihr Kind noch Schaden nehmen und das würde sie sich niemals verzeihen. „Wie willst du mal später deine Kinder nennen?“ unterbrach Nastasja schließlich ihre Gedanken und ihre Augen ruhten erwartungsvoll auf der Engländerin. Bei dieser Frage wurde die Schwarzhaarige etwas verlegen. „Also ich weiß noch nicht so recht, ob ich überhaupt Kinder bekommen werde. Aber ich hätte schon ganz gerne einen Jungen und ein Mädchen. Ich brauch keine Großfamilie so wie du, eine kleine reicht mir völlig. Und als Namen hätte ich mir Elion und Sariel ausgesucht.“ Noch zwei ungewöhnliche Namen? Nun, Alice pflegte ja zu sagen, dass ungewöhnliche Namen auch auf ungewöhnliche Menschen schließen ließen. Und so hob man sich ja auch ein Stück weit von der Masse ab. „Und wieso ausgerechnet die beiden?“ Nun, Sarah klingt zwar schön, aber der Name ist doch weit verbreitet. Und Sariel ist der Name des Todesengels, der zu den gütigen und barmherzigen Todesengeln zählt. Und in der jüdischen Kabbalah ist Sariel auch ein Erzengel. Und Elion bedeutet zum einen „Sonne“ und zum anderen steht er für den Engel des Friedens.“ Alice und ihre Engel, dachte Nastasja und schmunzelte. Aber es zeigte auch, dass sie sich sehr viele Gedanken über Namen machte. Denn sie pflegte auch zu sagen, dass der Name eines Menschen auch ausschlaggebend für den späteren Charakter und die berufliche Laufbahn sein könnten. Und wer einen besonderen und ästhetischen Namen hatte, der konnte tatsächlich mehr Erfolg haben als welche mit einem Modenamen. In der Hinsicht verstand sie Alice ja auch. Der Name „Alice“ hatte ja auch etwas Edles und Vornehmes und das war es auch, was sie ausstrahlte. „Also gut“, sagte Nastasja schließlich. „Wenn ich Kinder haben werde, dann werde ich sie definitiv Collin, Jeremiel und Frederica nennen. Und du nennst deine Elion und Sariel. Und ich und Henry werden dann die Paten deiner Kinder. Was hältst du davon?“ „Klingt wunderbar“, stimmte Alice zu und nickte. Damit war es beschlossen und so konnten sie sich wieder anderen Dingen widmen und das Thema Namengebung fürs Erste verschieben. Schließlich kam die Engländerin auf etwas anderes zu sprechen. „Hast du dich schon für die Weltmeisterschaft für Mixed Martial Arts angemeldet? Ich hab gehört bei den Männern haben sie einen absoluten Champion, der schon drei Mal in Folge gewonnen hat. Man nennt ihn auch den schwarzen Dämon.“ „Ja, von dem habe ich gehört. Sein Name ist Liam Adams, wenn ich mich recht entsinne. Ich hab mir seine Kämpfe mal angesehen. Ehrlich gesagt würde ich mal echt gerne gegen ihn kämpfen und sehen, wie er sich gegen mich schlägt. Ein würdiger Gegner ist er ja auf jeden Fall.“ Alice verschluckte sich fast an ihrem Tee und hustete, als sie das hörte. „Wie bitte? Hast du ihn dir mal angesehen?“ „Hab ich, aber mein Entschluss steht fest. Ich werde die Frauenmeisterschaft definitiv gewinnen und ihn dann herausfordern. Und selbst wenn ich verlieren sollte, so bin ich um eine Erfahrung reicher geworden. Außerdem hab ich gehört, er soll Chirurg sein. Und ein Akademiker, der so gut durchtrainiert ist, der ist genau mein Format.“ „Ich ahne, das wird noch böse enden, meine Liebe…“ Aber Nastasja war nicht mehr von ihrem Entschluss abzubringen. Sie war da auch viel zu sturköpfig, um von ihrem Entschluss abzuweichen und so würde sie es konsequent durchziehen. „Na hoffentlich lässt er dich am leben. So wie er aussieht, versteht er keinen Spaß…“ „Ach ich weiß nicht. Er wirkt zwar ziemlich finster und bösartig, aber vielleicht steckt ja auch ein guter Kern darin.“ Alice sagte da lieber nichts dazu. Sie schüttelte nur den Kopf und trank ihren Tee aus. Aber fest stand, dass sie auf jeden Fall mit zu den Meisterschaften gehen würde. So wie sie Henry kannte, würde der ja auch dabei sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)