Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube von CreamOverMoon (oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 – An schwarze Fäden geleint (Seelenfinsternis) ------------------------------------------------------------------- Fassungslos blinzelte Miroku. Das durfte nicht wahr sein, seine Augen spielten ihm sicher nur einen bösen Streich! Doch die Wirklichkeit war furchtbarer, als er sie sich in seinen schrecklichsten Träumen ausgemalt hatte. Dort unter dem Zeitenbaum standen Naraku und Kikyou friedlich beisammen. Zu ihren Füßen lagen Kagome, Inuyasha und Sango auf dem Boden, alle in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen. Was in aller Welt war nur geschehen? Warum gingen der Spinnendämon und die Hüterin des Juwels so vertraut miteinander um? Miroku beschloss noch etwas in seinem Versteck zwischen den Büschen auszuharren und die beiden zu belauschen. Vielleicht konnte er so herausfinden, was da gerade vor sich ging. Nichts Gutes, so viel ahnte er bereits jetzt. „Wie lange wird es dauern, bis das Halbblut sich von deinem Kuss erholt haben wird?“, fragte Naraku die tote Priesterin mit kalter Berechnung. Kühl und ohne jede Emotion wurde ihm geantwortet: „Nicht vor morgen früh, das Gift auf meinen Lippen wird ihn lähmen, da hilft ihm auch sein Youkaiblut nicht.“ Zufrieden grinste der Ränkeschmied. „Also wird er unseren Plänen nicht in die Quere kommen.“ Wie ein ausgehungertes Raubtier umkreiste Naraku die so seltsam ruhige Kikyou, gierig glitt sein Blick über ihren Körper und verharrte dann auf ihrer Brust. „Das schwarze Juwel, es steht dir, meine Schöne“, murmelte er gedankenverloren und seine langgliedrigen Finger spielten mit dem Kleinod, das um ihren Hals baumelte. Mirokus Augen folgten der Hand. Das Juwel, es war pechschwarz und tief verdorben! Der Funken Licht, den Kikyou in dem Juwel verborgen hatte, um Naraku damit zu läutern, er war in der Dunkelheit erloschen. Er besah sich Kikyou genauer. Die Untote hatte schon immer eine kühle Ausstrahlung, aber nun wirkte sie so tot, so seelenlos war sie. Ihr Gesicht war leer, eine starre Maske und die Augen hatten das sonst so entschlossene Feuer verloren. War das überhaupt Kikyou oder hatte Naraku wieder einmal eine Kreatur erschaffen, die diesmal aussah wie die Miko? Vorsichtig sah sich der Mönch um. Er hatte sich zwar zwischen den Sträuchern verborgen, aber er musste aufpassen und durfte sich nicht bewegen. Immer noch kreisten die Seelenfänger über seinem Kopf durch die Kronen der Bäume. Angestrengt überlegte er. Wenn das nicht Kikyou war, warum umschwärmten sie dann ihre Diener und brachten ihr weiter die Seelen der Verstorbenen? Wenn es doch Kikyou war, wieso war sie so anders und machte gemeinsame Sache mit Naraku? Besorgt sah er zu Sango, die regungslos zwischen den mächtigen Wurzeln des Baumes lag. Würde sie es überstehen, wenn er noch länger lauschte? Er war so hin und her gerissen; sein Herz befahl ihm sofort die Dämonenjägerin zu retten und sie zu versorgen, aber sein Verstand gebot ihm die Gelegenheit weiter zu nutzen und ihren eingeschworenen Erzfeind zu belauschen. Verzweifelt rang er mit sich, hektisch wechselte sein Blick immer wieder zwischen Kikyou und Sango. Sollte er auch nur das leiseste Gefühl haben, dass Sango etwas zustoßen könnte, würde er eingreifen. Naraku hatte inzwischen das Kinn der toten Miko in seine Hand genommen. Tief sah er ihr in die trüben Augen, er schien etwas darin zu suchen. „Inuyasha…. Töte ihn. Ich habe keine Verwendung für ihn und er steht mir schon zu lange im Weg“, ordnete er kalt an. Die Antwort auf den Befehl war noch eisiger: „Ja, Meister.“ Zufrieden mit dem Gehorsam seiner Dienerin zog der Spinnendämon sie dichter an sich heran. „Es ist ein Jammer, dass ich nicht schon viel früher auf den Gedanken gekommen bin und dir deine Widerspenstigkeit mit dem Juwel ausgetrieben habe. Eine solche Schönheit…. Verschwendet sich an einen erbärmlichen Köter. Aber jetzt gehörst du mir.“ „Ja, Meister“, antwortete Kikyou wieder monoton. Es schien sie weder im Guten noch im Schlechten zu berühren, dass Naraku sie umgarnte und seine Hand immer wieder in einer Mischung aus Zärtlichkeit und Gier über ihr Gesicht strich. Ihm war das jedoch völlig gleich, das Herz Onigumos hatte endlich aufgehört ihn zu quälen und seine Kraft zu blockieren, da es nun hatte, nach was es sich verzehrte. Grob zog er das Gesicht der Miko zu sich und raubte ihr einen hungrigen Kuss von den Lippen. Miroku analysierte das Schauspiel, welches sich ihm gerade bot. Es war tatsächlich Kikyou, denn Onigumos Herz würde nie einer Täuschung aufsitzen. Durch das schwarze Juwel musste Naraku sie wohl unter einen Bann gestellt haben, der sie zu seiner willenlosen Marionette machte, eine seelenlose Dienerin, die jedem Befehl ihres Meisters hingebungsvoll folgte. Es fehlten nur noch wenige Splitter um es zu vervollständigen. Vielleicht war es auch nur noch ein großer Splitter, er war sich nicht sicher. Für Inuyasha hatte der dunkle Hanyou keine Verwendung, für Sango wohl ebenfalls nicht. Seine Liebste war wohl eine Art Beifang zu Kagome. Inuyasha schien gezielt zu diesem Ort gelockt worden sein von Kikyou… Hatte sie nicht etwas von einem vergifteten Kuss gesagt? Offenbar wollte sich die Spinne endgültig ihres härtesten Widersachers entledigen. Ihm wurde Angst und Bange um Sango, doch je mehr er in Erfahrung bringen konnte, desto besser konnten sie die abscheulichen Pläne vereiteln. „Töte ihn!“, zischte Naraku und seine Augen flammten in Vorfreude auf. Das Unterholz erzitterte und die Tiere, die sich darin verbargen, flüchteten panisch. Wie ein Pfeil flog Sesshoumaru durch den Wald, immer der schwachen Fährte Narakus folgend. Zu dem widerwärtigen Gestank und dem Verwesungsgeruch der toten Miko kamen nun auch andere hinzu, das Bild in seinem Kopf gewann an Kontur. Ein verächtliches Knurren entwich seiner Kehle, als er den Geruch seines Bruders erkannte. Das dreckige Halbblut sollte es ja nicht wagen ihm seine Rache zu nehmen und das andere Halbblut vor ihm zu töten. Naraku würde dafür büßen ihn, Sesshoumaru, als seinen Lakaien benutzt zu haben und seine schmierigen Finger nach Rin ausgestreckt zu haben. Niemand kam ungeschoren davon, der den Zorn des Herrn der westlichen Länder auf sich gezogen hatte. Etwas irritierte ihn aber. Die Spuren der unterschiedlichen Düfte bewegten sich nicht, wirbelten nicht durcheinander, sondern verharrten still an einem Platz. Sie kämpften nicht, er witterte nicht einmal Aggression, geschweige denn Blut. Wieder zog er tief die Luft ein, konzentrierte all seine Sinne auf die versteckten Botschaften darin. Nein, kein Kampf, kein Adrenalin. Sein Halbbruder war wohl geschlagen, anders konnte er sich die Situation nicht erklären. Unwahrscheinlich war es nicht, der Hanyou war ein elender Schwächling und ohne sein Schwert ein leichter Gegner. Sesshoumaru wischte den Gedanken aus seinem Geist. Was kümmerte ihn das Schicksal Inuyashas? Bedauerlich war nur, dass er es nicht war, der den vorlauten Halbdämon beseitigt hatte. Der Wind trug aber noch einen anderen Duft an ihn heran. Kirschblüte und Lotus; Schönheit und Reinheit. Er erkannte auch diesen Duft, auch wenn er sich wünschte, ihn vergessen zu können. Etwas daran hatte einen Fluch auf ihn gelegt, schwächte ihn und hielt ihn davon ab, die Quelle des unseligen Geruchs endlich zu eliminieren. Er erinnerte sich genau an den Tag, als er das erste Mal ihr gegenüber stand. Sie war es, die ihm Tessaiga stahl, es aus dem Stein zog und etwas an ihr hatte ihn schon damals daran gehindert ihr ein blutiges Ende zu bereiten. Etwas in ihm hatte ihn gestoppt, hatte seine Entschlossenheit geschwächt. Die seltsame Miko, die seinen Bruder begleitete, hatte den Kampf unbeschadet überlebt und er selbst hatte seinen linken Arm eingebüßt. Ein weiteres Bild schlich sich in seinen Verstand, ein Haus tief im Wald. Ja, er erinnerte sich nur zu gut daran. Der Giftmischer der Shichinintai hatte sie betäubt und war kurz davor gewesen sich an ihr zu vergehen. Eigentlich konnte es ihm egal sein, was aus dem Mädchen wurde, aber kaum hatte er ihren Duft eingeatmet, zwang etwas tief in seinem Inneren ihn dazu ihr zur Hilfe zu eilen. Es musste ein Fluch sein, den die Frau auf ihn gelegt hatte, warum sollte er sonst einem Menschen helfen wollen? Außerdem hatte sie auch einen Bann über Inuyasha gelegt, der Gedanke war also gar nicht so abwegig. Sobald er mit Naraku fertig war, würde er herausfinden, was es mit dieser Reaktion auf den Duft der Frau auf sich hatte… und dann würde sie bitter für ihr Werk bezahlen. Das Dickicht um die Lichtung des Zeitenbaums raschelte. „Ich habe niemanden gefunden, Herr“, bedauerte eine alte Stimme. In Kikyous versteinertes Gesicht kehrte plötzlich wieder Leben ein. „Der Mönch und der Fuchs müssen noch in der Nähe sein, streng dich gefälligst an!“, keifte sie die Frau an, die zu Lebzeiten ihre Schwester war. „Wehe, sie stehen den Plänen unseres Meisters im Weg!“ Beschämt senkte Kaede den Kopf, dabei erhaschte Miroku einen Blick auf die Augen der alten Priesterin. Sie etwa auch? Die wachen Augen waren getrübt, kein Leben schien aus ihnen, nur duldsamer Gleichmut und Gehorsam spiegelte sich in dem fahlen Braun. Es war die einzige Erklärung, entschied Miroku. Dann war sie es wohl gewesen, die Sango und Kagome überwältigt hatte, kurz nachdem er mit Shippo gegangen war. „Aber aber, meine Schöne“, schaltete sich nun auch Naraku in den Streit der zwei Frauen ein, „Sei nicht so ungeduldig. Deine Schwester hat uns gute Dienste geleistet bisher, ohne sie hätten wir Kagome nie so leicht bekommen.“ Dabei legte er wieder eine Hand auf die kalte Haut ihrer Wange. „Es wird sicher nicht nochmal so einfach sein, die Übrigen werden nun misstrauisch sein.“ Ängstlich suchten Kikyous Augen in Narakus Gesicht nach einer Spur des Ärgers, sie wollte nicht glauben, dass er die andere Miko so einfach davon kommen ließ. „Aber mein Herr, wenn Kagome befreit wird, dann-“ Sie kam nicht dazu ihre Sorgen auszudrücken, denn Naraku schnitt ihr das Wort ab. „Genug! Zweifelst du etwa an mir?“ Sofort wandte sie sich ab und starrte erneut verlegen zu Boden. „Nein, mein Herr.“ Der Meister der Intrigen ließ seinen Blick ohne Ziel über den nahen Wald schweifen. Nachdenklich sinnierte er: „Sie werden uns finden… bald.“ Erschrocken zuckte Miroku zusammen. Hatte er ihn etwa entdeckt? Er duckte sich sofort etwas tiefer hinter den dichten Bambus und achtete darauf ja kein verdächtiges Geräusch zu verursachen. Das war übel… Kaede stand ebenfalls unter Narakus Kontrolle und er hatte Sango und Kagome allein mit ihr gelassen. Da niemand auch nur den leisesten Verdacht geschöpft hatte, war es sicher ein leichtes für sie gewesen die beiden zu überwältigen. War das seltsame Verhalten von Kaede heute schon Teil des Plans, war ihre Vorahnung nur gespielt? Er war wütend auf sich so unwissend in Narakus Netz gegangen zu sein – wieder einmal. Der vernünftige Teil seines Ichs wies ihn zwar energisch darauf hin, dass es keinen Grund gab mit sich selbst zu hadern, aber die Sorge um seine geliebte Dämonenjägerin raubte ihm den Verstand. Hätte er sie doch nicht allein gelassen…. Aber höchstwahrscheinlich wäre er dann auch von Kaede aus dem Hinterhalt besiegt worden. Jetzt war er wenigstens frei und konnte versuchen sie zu retten. Ruhig standen die beiden Schwestern da, ihre leeren Augen starrten ins Nichts. Sie standen beide unter Narakus Fluch, warteten auf neue Instruktionen. Der finstere Hanyou beendete sein Nachdenken und löste seinen Blick von der grünen Wand aus Blättern, die sie umgab. „Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir gestört werden. Wir sollten uns der lästigen und unnötigen Gefangenen entledigen.“ Mit einem diabolischen Lächeln schaute er zu dem am Boden liegenden Hanyou. Oh, wie er sich freute diesen nervigen Störenfried endlich zu beseitigen. Viel zu lange schon durchkreuzte er immer wieder seine Pläne, er begann wirklich lästig zu werden. Das Herz Onigumos schlug schneller in seinem Körper. Endlich würde der Mann sterben, der ihm die Liebe der schönen Priesterin gestohlen hatte. Nie mehr würde er sie bezaubern können oder ihr auch nur zu nahe kommen… Aber trotz dieser bösartigen Vorfreude konnte Naraku der Versuchung nicht widerstehen das Schicksal seines Feindes ganz besonders grausam zu besiegeln. „Kikyou, tu es! Töte ihn endlich, töte Inuyasha!“ Seine Stimme hallte harsch über die Lichtung, die Wut hatte ihr mehr Volumen als beabsichtigt gegeben. Stumm und ohne Gefühlsregung griff sie nach dem Bogen, der in dem Köcher auf ihrem Rücken verstaut war und spannte einen Pfeil. Doch kaum visierte sie ihr Ziel an, wich die Entschlossenheit aus ihr. Ein Zittern ging durch ihre Arme in ihre Hände, der Bogen bebte unter ihrer nervösen Anspannung, doch sie ließ ihn nicht sinken. Immer wieder verzog sich ihr zuvor noch so ausdrucksloses Gesicht zu Fratzen, in ihrer Brust schienen zwei Seelen zu kämpfen. Gebannt starrte Miroku Kikyou an. War da noch die richtige Kikyou, irgendwo in den Tiefen und versuchte sie gerade ihre erste Liebe vor dem sicheren Tod zu retten? Die surrealen Grimassen deuteten darauf hin. „Tu es endlich!“, spie Naraku ungeduldig aus und erdolchte die Miko fast mit seinem stechenden, aggressiven Blick. Doch wie erstarrt stand Kikyou weiter vor dem bewusstlosen Hanyou, einen Pfeil gespannt und zum Schuss bereit. Die Spitze hatte aber kein festes Ziel, sie zitterte in ihren Händen und zielte auf den Boden. „Los!“, spornte sie wieder Narakus Stimme an, die sich inzwischen vor Wut überschlag und mehr ein Kreischen war. „Inuyasha…“ Eine stumme Träne rann über ihre kühle Wange, bildete einen Tropfen an ihrem Kinn und fiel einen Moment später zu Boden. Der Aufschlag auf dem staubigen Boden setzte eine Kaskade von Ereignissen in Gang. Naraku explodierte förmlich vor Wut, seine Aura breitete sich rasend schnell um ihn herum aus und die schlaffen Fangarme, die eben noch entspannt von seinem Rücken hingen, wurden von zorniger Spannung durchfahren. Er musste seine Wut kanalisieren, sie brauchte ein Ziel – nein, besser, ein Opfer – und seine glühenden Augen entdeckten den regungslosen Leib der Dämonenjägerin. Die gewaltigen Tentakel rasten auf ihr Opfer zu, doch Miroku stürzte im gleichen Moment aus seinem sicheren Versteck. Im letzten Moment schaffte er es seinen Stab gegen die Fangarme zu schlagen und so Sango davor zu bewahren durchbohrt und aufgespießt zu werden. Schützend stellte er sich vor sie. „Sieh an“, lächelte Naraku höhnisch, „Bist du also doch noch gekommen um deine Teuerste zu retten?“ Miroku zog es vor nicht darauf zu antworten und umgriff seinen Stab mit grimmiger Entschlossenheit. „Schön, dann habe ich euch fast alle zusammen.“ Eine fremde Präsenz drängte plötzlich in das Bewusstsein des Mönchs, die sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Auch Naraku und die beiden gebannten Mikos sahen auf und spähten angespannt in das Dickicht um sie herum. Ein lautes Knacken im Geäst, kaum verhallt und einen Wimpernschlag später stand Sesshoumaru mit gezogenem Schwert auf der Lichtung. Sein kalter, abschätziger Blick lag auf Naraku. Angewidert verzog er kaum merklich den Mund, der Gestank des Spinnendämons war kaum zu ertragen, besonders in Verbindung mit dem Todeshauch, der von Kikyou ausging. Der Daiyoukai schwieg, was sollte er auch sagen? Er war nie ein Freund vieler oder großer Worte im Kampf gewesen und dieses größenwahnsinnige Halbblut war unter seiner Würde. Ruhig und ohne das geringste Zeichen von Anstrengung stand er in Mitten der Lichtung und richtete die Spitze Tokijins auf die Brust seines Widersachers. Unauffällig wanderte Narakus Blick zur Seite und traf auf Kikyou. Ein kurzes Aufblitzen in den roten Augen überbrachte den stummen Befehl an seine unfreiwillige Dienerin, die nun wieder vollständig unter seinem Bann stand. Nun, da das Netz gesponnen war, konnte sich der Hanyou wieder auf seinen Gegner konzentrieren, der von den Ränken nichts bemerkt hatte. „Sesshoumaru-sama, was verschafft mir die Ehre?“, begann er spöttisch zu sprechen und vergaß dabei nicht die formelle Anrede ganz besonders zu betonen. Er konnte diesen aufgeblasenen Daiyoukai noch nie leiden, er war einst eine willkommene Spielfigur, die er gegen Inuyasha ins Feld schickte. Aber der unsägliche Stolz des Herrn der westlichen Länder machte ihn völlig unbrauchbar für seine Pläne, er war einfach nicht zu kontrollieren und das machte ihn zu einem unkalkulierbaren Risiko. Schnell hatte er ihn wieder fallen lassen und musste sich jetzt mit der gekränkten Eitelkeit des Inuyoukai herumschlagen. Eigentlich war das nie mehr als zeitraubend und manchmal auch vergnüglich, doch heute war er wirklich störend. Die hämische Anrede brachte Sesshoumarus sowieso schon sehr strapazierten Geduldsfaden zum Reißen. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit holte sein Schwert Schwung und er zielte auf die Flanke Narakus. Doch im gleichen Moment dirigierte Kikyou mit einem Fingerwink Kaede in die Bahn der Klinge und ohne jede Gefühlsregung benutzte sie den Körper ihrer einst jüngeren Schwester als Schild um ihren Meister zu schützen. Tokijin schlug eine tiefe, klaffende Wunde in die Seite der alten Priesterin, die aber nicht den leisesten Laut des Schmerzes von sich gab. Er knurrte verärgert, diese beiden Menschenfrauen wagten es tatsächlich sich zwischen ihn und sein Opfer zu stellen. Naraku nutzte die kurze Irritation des Daiyoukai und verschwand in einer dichten Wolke Miasma. Er hatte Pläne und diese würde er sich nicht von einem nach Rache gierenden Köter durchkreuzen lassen! Angewidert zog Sesshoumaru sein Schwert aus dem Körper der alten Priesterin. Er hasste den Geruch, der aus dem Körper sterbender Menschen strömte; alles, was ihn an Menschen schon immer abstieß, manifestierte sich darin. Kaede fiel vorneüber und blieb regungslos am Boden liegen. Miroku hatte den kurzen Kampf entsetzt verfolgt. Sango hatte er dicht an sich gezogen, er hatte seinen Arm unter ihren Rücken gelegt und versuchte sie langsam in eine Position zu ziehen, in der er schnell mit ihr in den Wald fliehen können würde. Fassungslos starrte er Kikyou an, er konnte einfach nicht glauben, dass sie erbarmungslos und ohne zu zögern ihre eigene Schwester geopfert hatte, nur um ihren eigentlichen Erzfeind Naraku zu beschützen. Hatte er sie wirklich so sehr unter Kontrolle gebracht, dass sie jedem noch so brutalem Befehl gehorchte? Schnell verschaffte er sich einen kurzen Überblick über das Geschehen. Inuyasha lag immer noch bewusstlos am Boden, genau wie Kagome, aber außer ihrer Betäubung schienen die beiden unverletzt zu sein. Gut, denn er würde es nicht schaffen die beiden und auch noch Sango vor einem kaltschnäuzig mordenden Daiyoukai und einer besessenen Kiykou zu beschützen. Er wusste, wie sein Herz sich im Zweifel entscheiden würde und der Gedanke daran bescherte ihm schon jetzt ein schlechtes Gewissen. Sesshoumaru und Kikyou standen sich gegenüber, getrennt wurden sie nur durch den toten Körper, der zwischen ihnen lag. Ihre Blicke hielten den des anderen gefesselt, fochten so ein stummes Duell aus. Kikyou hatte schon die ganze Zeit über den Pfeil an der Sehne liegen, der eigentlich für Inuyasha bestimmt gewesen war. Ohne ihre Augen abwenden zu müssen prüften ihre Finger den Sitz des Holzschafts auf der Sehne und spannten diese. Sesshoumaru entging nicht, dass die untote Priesterin sich für den gleich ausbrechenden Kampf vorbereitete und seine Klauen umfassten das Heft Tokijins wieder fester. Doch eine Brise von Kirschblüte und Lotus riss ihn aus seiner Konzentration. Angespannt und hektisch zuckte seine Aufmerksamkeit über die Lichtung zu der jungen Frau. Er hoffte, dass Kikyou seine Unkonzentriertheit nicht bemerkte. Langsam kehrte wieder Leben in die junge Frau, die auf dem Boden unter dem Zeitenbaum lag. Müde blinzelte Kagome, ihre Augen flatterten und ihre Wahrnehmung war verschwommen. „Sesshoumaru`“, flüsterte sie kraftlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)