Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 10: Marine, Moment was?! -------------------------------- Marine, Moment was?! „Ach das stimmt schon so“, die alte Dame lächelte die Rothaarige warm an und gab ihr das Geld für das Brot zurück. „Du kannst nicht jedes Mal die Bezahlung verweigern, wovon lebst du denn sonst?“, das junge Mädchen erwiderte das Lächeln und steckte das Geld zurück in ihre Tasche „Es gibt immer Ausnahmen Kleines“, Lio nickte lächelnd und verließ das Geschäft. Außerhalb davon schüttelte sie den Kopf, es war doch immer das Gleiche mit der Oma. Jeder behandelte sie anders seitdem ihre Mutter gestorben war, es hatte seine Vorteile, doch hauptsächlich erinnerte sie dieses Verhalten daran, dass sie noch so jung war und allein nicht zurechtkommen dürfte. Dabei hatte sie es doch schon geschafft sich einige Monate über Wasser zu halten. Am Anfang war es unglaublich schwer für die Zwölfjährige, doch mit der Zeit lernte sie damit umzugehen. Was blieben ihr auch für Optionen? Sie hatte ihrer Mutter ein Versprechen gegeben und sie würde sich auch daran halten, eines Tages würde sie Piratin werden und bis dahin gab es noch einiges zu tun. Und vorerst hieß es leben, so gut es eben ging. Die Rothaarige war gerade im Dorf, um den Einkauf zu tätigen. Nicht oft begab sie sich ins her, doch ab und zu musste sie sich auf den Weg machen. Heute war einer dieser Tage. Sie besorgte sich noch die restlichen Lebensmittel und ging zurück zum Haus. Es war inzwischen Nachmittag und sie würde nach dem Einräumen noch etwas Zeit finden, um zu trainieren. Im Haus stellte die Rothaarige den Einkauf ab und verstaute ihn in den Schränken der Küche. Sie schnappte sich ihr Schwert und ging in den Garten. Ihr Blick fiel auf das Meer und sie betrachtete das Glitzern, welches davon ausging. Es sah wie immer wunderschön aus, so unglaublich beruhigend. Die Rothaarige wandte sich davon ab, atmete tief durch und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und dann auf ihr Umfeld, sie hörte das Rascheln der Blätter, wenn der Wind hindurch wehte, das leise Rauschen der Wellen im Meer und dann plötzlich ein leises Knacken, als ob ein Ast brechen würde. Da war doch jemand.. Sie öffnete ihre Augen, doch sie konnte niemanden sehen. Sie spürte ganz genau, dass sie jemand beobachtete, doch da war niemand. Alles nur Einbildung? Lio schüttelte den Kopf. Wurde sie langsam paranoid oder war da tatsächlich jemand? Sie schloss wieder Augen und versuchte sich zu konzentrieren, doch sie wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Mit einem Seufzen öffnete sie ihre Augen und entschied sich mit dem eigentlichen Training anzufangen. Sie spürte, dass jemand dort war und sie die ganze Zeit über beobachtete, doch wer war es und vor allem was wollte diese Person? Das junge Mädchen war sich absolut sicher, dass sich jemand im Versteckten hielt. Viel zu schnell beendete sie ihr Training, unter solchen Umständen war sie mit ihren Gedanken völlig woanders und es machte keinen Sinn weiterzumachen. Mit einem beabsichtigt hörbaren Seufzer steckte sie ihr Schwert zurück und begab sich ins Haus. Sie schloss die Tür hinter sich und grübelte kurz, was sie mit ihrem Beobachter machen könnte, doch entschied sich, ihn erst mal zu ignorieren. Sie stellte ihr Schwert ab und ging ins Bad, eine heiße Dusche war jetzt angesagt. ~*~ Mit großen Schritten ging der Mann zu dem Häuschen außerhalb des Dorfes. Die Nacht brach schon so langsam an und er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Das Haus kam immer näher und er konnte erkennen, wie ein junges Mädchen dieses gerade verließ, in der Hand hielt sie ein Schwert. Also ging es ihr gut. Seine Schritte vergrößerten sich und er stand nun ziemlich dicht, doch immer noch gut versteckt im Gebüsch. Innerlich seufzte er. Er, einer der Sieben Samurai der Meere und dazu noch der beste Schwertkämpfer der Welt, versteckte sich tatsächlich im Gebüsch. Er beobachtete die Rothaarige, ihr Blick war zum Meer gewandt bis sie sich plötzlich umdrehte und die Augen schloss. Sie atmete regelmäßig und kontrolliert. Der Schwertkämpfer fragte sich, wie es ihrer Mutter wohl ging und überlegte, wie er es herausfinden könnte. Er trat einen Schritt näher zum Haus, doch bereute es sofort. Unvorsichtig hatte er einen Schritt gewagt und war doch tatsächlich auf einen kleinen Ast getreten, der betroffen ein Knacksen von sich gab. Sofort blieb er wie zur Salzsäule erstarrt stehen und blickte zu der Rothaarigen. Sie hatte ihre Augen sofort geöffnet und blickte sich um. Ihr war es also aufgefallen. Misstrauisch versuchte sie jemanden auszumachen, doch erkannte niemanden. Sie schloss nach einer Weile wieder die Augen und versuchte sich zu konzentrieren, doch sie wirkte dabei viel zu angespannt. Irgendwann brach sie ab und fing an zu trainieren. Mihawk merkte schnell, dass sie besser geworden war. Ihre Bewegungen waren genauso flüssig wie schon damals, doch war sie noch schneller und präziser, und ihr Angriff war um einiges selbstsicherer. Immer wieder ließ sie ihr Schwert nach vorne schnellen und täuschte Angriffe vor und änderte dann kurz davor noch ihre Richtung. Der Samurai stand ruhig in seinem Versteck und beobachtete jede noch so kleine Bewegung und konnte keinen Makel erkennen. Er fragte sich, wie sie wohl in einem echten Kampf kämpfen würde. Ohne Gegner zu trainieren, hatte zwar den Vorteil die Bewegungen zu perfektionieren, doch was würde das schon bringen, wenn man keine Erfahrung im Kampf hat. Viel zu schnell beendete sie ihr Training und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide. Mit einem lauten Seufzen ging sie geradewegs ins Haus. Etwas fragend sah der Schwarzhaarige ihr hinterher, damals hatte sie um einiges länger trainiert, warum hatte sie nach so kurzer Zeit schon aufgehört? Wahrscheinlich wurde sie das Gefühl nicht los beobachtet zu werden – Verständlich. Dafür könnte er sich gleich vergewissern, wie es um Lina stand. Er wartete noch eine kurze Zeit in seinem Versteck und ging näher zum Haus, er sah Licht brennen, wenn seine Erinnerung ihn nicht täuschte, sollte es das Bad sein. Er betrat die Küche und sah sich um, es war noch immer alles wie vor zwei Jahren. Es war aufgeräumt und es lag frisches Obst auf dem Tisch. Er ging weiter, im Wohnzimmer befand sich niemand, er ging weiter ins Schlafzimmer. Das Rauschen der Dusche war deutlicher zu hören, doch er störte sich nicht daran. Er sah sich im Zimmer um, doch auch hier war die Brünette nicht aufzufinden. War sie bereits gestorben? Er suchte nach irgendwelchen Anhaltspunkten, doch es gab keine. Er hörte wie das Wasser abgestellt wurde und er verschwand schnell aus dem Zimmer, durch die Küche verließ er das Haus und begab sich zurück zu seinem Versteck, es gab ihm Sichtschutz. Der Schwertkämpfer dachte nach, vor über zwei Jahren meinte Lina zu ihm, dass sie mit Glück noch auf zwei Jahre kommen würde. Da sie hier nirgendwo zu finden war, deutete alles daraufhin, dass sie bereits tot war. Leise seufzte er. Auch wenn sie sich nie großartig nahe standen, spürte er ihren Verlust. Zu sehr erinnerte ihn Linas Tod an den ihrer älteren Schwester Anna. Damals hatte es ihn fast zerrissen und er kam nur mit großer Mühe über ihren Tod hinweg. Lina ging der Verlust ihrer Schwester ähnlich und gemeinsam konnten sie sich daran gewöhnen ohne sie zu leben. Zu der Zeit hatten sie nie viel gesprochen, doch allein die Anwesenheit des Anderen hatte gereicht, um sich gegenseitig zu stützen. Und nun war auch sie tot. Wie würde Shanks wohl darauf reagieren? Wie ging Lio damit um? Äußerlich ging es ihr gut, immerhin lebte sie noch, dabei war sie doch gerade mal zwölf Jahre alt und völlig auf sich allein gestellt. Die Brünette hatte recht behalten, man bräuchte sich nicht um ihre Tochter kümmern, sie würde auch allein zurecht kommen. Mihawk hatte ihr damals versprochen ab und zu nach der Rothaarigen zu sehen und damit war das Versprechen fürs Erste eingehalten. Dem Mädchen ging es gut und er würde bald wieder nach ihr sehen. Er zog seinen Hut etwas tiefer ins Gesicht und ging zurück zum Hafen, an dem er sein Boot angelegt hatte. ~*~ Die Rothaarige wickelte sich in ein großes weiches Handtuch ein und rubbelte ihre Haare etwas trocken, damit sie nicht mehr tropften. Sie betrachtete sich im Spiegel, die roten Haare standen in sämtliche Richtungen ab, manche von ihnen wellten sich schon und lagen auf ihren Schultern. Die Haare müsste sie von ihrem Vater haben, ihre Mutter hatte schließlich braune Haare. Ihr Spiegelbild verzog den Mund bei dem Gedanken an ihren Vater. Sie verabscheute ihn so sehr und doch hatte sie von ihm diese grässliche Haarfarbe geerbt. Super, wirklich. Sie begutachtete ihre Augen und musste sich auch da eingestehen, dass sie sie wahrscheinlich von ihrem Vater hatte. Ihre Mutter hatte warme weiche braune Augen, ganz anders als ihre Schwarzen. Sie seufzte, wie sehr sie auch ihren Vater verachtete und nicht an ihn denken wollte, erinnerte selbst ihr Äußeres an ihn. Sie ließ vom Spiegel ab und ging ins Schlafzimmer, dort zog sie sich schnell bequeme Sachen an und rubbelte ihre Haare weiter trocken. Ihr Magen machte sie darauf aufmerksam etwas zu essen und so ging sie in die Küche. Eigentlich hatte sie gar keinen großen Appetit, doch sie sollte ausreichend essen, um bei Kräften zu bleiben. Sie machte sich ein paar Brote und setzte sich an den Tisch. An ihrem gewohnten Platz blickte sie auf den gegenüberliegenden Stuhl. Normalerweise würde ihre Mutter dort sitzen und ihr sämtliche Fragen zur Grandline beantworten, doch sie war nicht mehr da. Ihr Appetit war damit vollständig vergangen, sie zwang sich dennoch aufzuessen und spülte den leeren Teller schnell ab. Sie ging raus und setzte sich auf die alte Bank und betrachtete den Sternenhimmel. Es sah wunderschön aus, keine Wolke war am Himmel und die Sterne funkelten freudig vor sich hin. Ihr Blick sank auf das Meer, doch es war kaum zu sehen. Der Mond war zu klein, um das Meer zu erleuchten und so hörte sie nur das Rauschen der Wellen. Das Mädchen schloss ihre Augen und achtete auf das Rauschen, ihr Kopf war leer und sie dachte an nichts. Immer wenn sie an ihre Mutter dachte und nicht schlafen konnte, setzte sie sich hier her und das Meer schaffte es immer wieder sie zu beruhigen. Lio hatte die Beine auf die Bank gestellt und ihre Arme darum gelegt, der Kopf lag auf ihren Knien und sie genoss die nächtliche Ruhe und das leise Rauschen des Meeres. Ein leichter Wind wehte und sie zog ihre Beine noch etwas näher an sich, es war doch etwas kühler als erwartet. Sie dachte an den vergangenen Tag. Beim Einkaufen hatte wirklich jeder sie freundlich begrüßt und immer wieder nachgefragt, ob alles in Ordnung sei und wie es ihr denn gehen würde, ständig diese Fragen, als ob sie ein verdammtes Kleinkind wäre. Dann dieses kurze seltsame Training mit ihrem Beobachter. Sie hatte eindeutig gespürt, dass dort jemand oder zumindest etwas war. Aber nachdem sie ins Haus verschwunden war, war der heimliche Beobachter auch verschwunden. Immerhin hatte sich dieses Problem von allein gelöst. Sie blickte wieder auf und sah in den Sternenhimmel, leise flüsterte sie: „Wie es dir wohl geht Mama?“, der Wind wehte etwas stärker und ließ sie frösteln. Das war wohl eindeutig ein Zeichen wieder ins Haus zu gehen, sie stand auf und betrat die Küche. Ohne große Überlegungen ging sie ins Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett fallen, sie war erschöpft, obwohl sie nicht viel trainiert hatte. Sie hoffte, dass der morgige Tag besser werden würde, immerhin musste sie nicht einkaufen oder derartiges und somit hatte sie genug Zeit für sich. Sie schaffte es gerade noch mit letzter Kraft sich aus ihren Sachen zu schälen und ein weites T-Shirt anzuziehen, völlig übermüdet rutsche sie unter die Decke und glitt schnell in einen traumlosen Schlaf. ~*~ Auf einem winzigen Boot fuhr ein in einem Umhang gekleideter Mann zurück auf die Grandline, es war an der Zeit die weniger erfreulichen Nachrichten weiterzuleiten. Wie der Rote wohl reagieren würde? ~*~ Die Nacht verging viel zu schnell und Lio wachte völlig verschlafen auf, als sie ein lautes Klopfen, geradezu Poltern von der Tür in der Küche vernahm. Wer zur Hölle war das und was wollte er so früh von ihr? Völlig genervt stand sie auf und zog sich noch die Hose vom Vortag über, sie ging geradewegs in die Küche und öffnete die Tür. Ihr Blick wechselte von genervt zu verwundert. Vor ihr standen, wenn sie sich richtig an die Beschreibung erinnerte, Marinesoldaten in blau weiß gekleidet. Der, der anscheinend geklopft hatte, wandte sich zu ihr und fragte sie: „Du bist Lio?“, unsicher nickte sie. Was wollte die Marine von ihr, sie war noch nicht mal Pirat und jetzt waren sie schon hier? Wollten sie sie etwa festnehmen, bevor sie etwas getan hatte? „Ist deine Mutter da?“, verwirrt sah die Rothaarige den Heini vor sich an. Woher kannte die Marine ihre Mutter und warum hatten sie nicht ausreichend Informationen, um selbst zu wissen, dass sie schon gestorben war? „Nein, meine Mutter ist vor drei Monaten gestorben“ so neutral wie möglich sagte sie es und ließ sich keine Regung im Gesicht anmerken. Der Marinesoldat vor ihr sah sie etwas ungläubig an, nickte dann aber. Das Folgende hatte das Mädchen definitiv nicht erwartet „Du wirst hiermit festgenommen. Du trägst das Blut von Piraten in dir und wir können es nicht zulassen, dass jemand mit deiner Blutlinie weiterhin frei herumläuft“, völlig überrumpelt von diesen Worten starrte sie den Mann vor ihn an. Was hatte er gerade gesagt? Der Mann ging an ihr vorbei und im nächsten Moment hatte sie Handschellen an ihren Händen. War das sein Ernst? „Moment mal, ich weiß nicht mal wer mein Vater ist und ihr wollt mich festnehmen für etwas, was er getan hat?“, der Soldat hinter ihr drückte sie durch die Tür aus dem Haus „So lautet der Befehl“, ihr lief es kalt den Rücken runter. Der Hass gegenüber ihrem Vater wurde immer größer, was zur Hölle hatte er verbockt, dass sie gerade verhaftet wurde?! Sie hatte doch absolut nichts getan und wurde nur wegen seinem Blut verhaftet. Unsaft wurde sie durch die Gegend gescheucht, von Weitem konnte sie schon das Marineschiff sehen, welches im Hafen vor Anker lag. Es war einfach riesig. Waren tatsächlich so viele hier hergekommen, um sie festzunehmen? Ein kleines zwölfjähriges Mädchen, das keine Regel gebrochen hatte? Sie verlangsamte ihre Schritte und schüttelte den Kopf, das konnte doch alles nicht wahr sein! Von dem Heini hinter ihr wurde sie geschubst und sie stolperte den Weg weiter zum Hafen. Der einzige Weg dorthin verlief über das Dorf und so kamen sie nicht umhin, beobachtet zu werden. Einige Dorfbewohner waren schon früh wach und bereiteten ihre Stände für den wöchentlichen Markt vor, als sie die Marinesoldaten und mittendrin die junge Lio sahen, stellten sie alle ihre Arbeiten ein. Ungläubig sah man ihnen hinterher, manche riefen sogar: „Was wollt ihr von dem Mädchen?“, „Was hat sie getan, dass ihr sie mitnehmt?“, jeder im Dorf kannte sie und jeder wusste auch über ihre Abstammung Bescheid, doch es störte niemanden. Der Kaiser war hier bekannt und niemand hatte etwas gegen ihn, es war doch auch seine Heimatinsel. Auf die Rufe der Bewohner wurde nicht geachtet und die Rothaarige wurde weitergetrieben bis sie endlich am Schiff ankamen. Lio weigerte sich noch einen Schritt zu gehen, doch da wurde sie wieder geschubst und landete dabei schmerzhaft auf dem Boden. Grimmig sah sie den Übeltäter an, doch niemand machte sich die Umstände ihr aufzuhelfen und sie rappelte sich, so gut es eben mit gefesselten Händen ging, auf. Mit etwas weniger Nachdruck wurde sie den restlichen Weg weiter zum Schiff gedrückt, an Deck angekommen, schaute sie sich mit großen Augen um. Überall waren Menschen zu sehen, die diese Uniform trugen und dabei waren das Schiff startklar zu machen. Der Soldat, der die Aufgabe hatte sich um sie zu kümmern, packte sie an der Schulter und drückte sie weiter. „Käpt'n, das ist sie“, sie kamen vor einem Mann mit weißem Umhang an, dieser musterte sie von oben bis unten und nickte dann „Bring sie in eine der Zellen“, der Soldat salutierte und schliff die Rothaarige hinter sich her. Sie stolperte ihm geradezu hinterher, irgendwann blieb er stehen und schubste das Mädchen in die Zelle, hinter ihr schloss er ab und ließ sie damit auch schon allein. In diesem Raum gab es nur ein winziges Bullauge und man konnte nichts sehen, völlig genervt versuchte sich Lio in eine bequemere Lage zu bringen und setzte sich dann schließlich in den Schneidersitz hin, die Hände immer noch auf dem Rücken festgeschnallt. Sie verstand die Welt nicht mehr, es schien so, als wollte die Welt ihr einen Streich spielen. Erst wird sie von ihrem Vater völlig alleingelassen, dann stirbt ihre Mutter und jetzt kam die Marine auf die Idee, sie einfach gefangen zu nehmen für etwas, was sie gar nicht beeinflussen konnte. Und dann noch dieser verdammte Soldat, der sie behandelte, wie der letzte Dreck. Wie er wohl hieß? Die Rothaarige entschied sich ihn einfach nur noch Idiot zu nennen, damit hätte er schon mal einen Namen. Sie spürte einen Ruck, also waren sie gerade losgefahren. Ein Ruck ließ mich kurz erschrecken, wir waren also losgefahren. Wohin eigentlich? Was zur Hölle hatten die mit mir vor? Wollten die etwa versuchen mich als Köder für meinen Vater zu verwenden? Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein, als ob er sich um mich scheren würde! Dieser egoistische, selbstverliebte.. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als jemand diesen Raum voller Zellen betrat, es war der Marinesoldat mit dem Umhang, wahrscheinlich war er wichtig. Er stellte sich vor die Zelle und sah mich von oben herab an. Ich blickte nur stur zurück und wich seinem Blick nicht aus, soweit kommt es noch, dass ich so ein Blickduell verlieren würde. Plötzlich grinste er und sagte dann: „Du siehst deiner Mutter schon jetzt sehr ähnlich“, dieser Satz verfehlte seine Wirkung nicht. Ich wandte meinen Blick ab und verzog die Mundwinkel nach unten, er kannte also meine Mutter. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie er sich einen Stuhl holte und ihn vor die Zelle stellte „Ich habe kein Interesse, daran kleine Kinder zu verletzen“, ich richtete wieder den Blick auf ihn und sah ihn wütend an. Natürlich, er hatte kein Interesse daran mich zu verletzen, tat es aber trotzdem, sehr witzig von ihm, haha. Er sprach weiter: „Meine Aufgabe ist es, dich unversehrt ins Marinehauptquartier zu bringen, dort wird man entscheiden, was mit dir passiert“, ich drehte meinen Kopf und sah wieder zu Boden. Als ob sie noch nicht darüber entschieden hatten, es war doch klar, was sie mit mir vorhatten, sonst würden sie kein ganzes Kriegsschiff losschicken, um mich zu holen. Das war doch alles ein abgekartetes Spiel. Ich ließ ein Schnauben von mir hören, als ein Gedanke mich amüsierte. Mein Gegenüber sah mich an und fragte: „Was ist so witzig?“, irgendwann hob ich meinen Kopf und grinste ihn an „Wenn ihr denkt, dass ihr meinen Vater damit kriegen könnt, kann ich euch sagen, dass es absolut nichts bringt. Als Köder bin ich eine schlechte Wahl“, damit ließ ich wieder von ihm ab und versuchte mich bequemer zu setzen. Irgendwann stand dieser besonders tolle Marinesoldat auf und ließ mich wieder allein im Dunkeln sitzen. Daran sollte ich mich wohl gewöhnen, schließlich würde es etwas dauern bis wir dort ankamen. Was hatte Mama damals erzählt? Das Marinehauptquartier müsste auf der Grandline sein, daher würde es bestimmt einige Wochen dauern, bis wir dort ankamen. Ohje, einige Wochen? Wenn sie mich weiterhin so behandelten, wie schon auf den Weg hier her, würde ich die Wochen keineswegs überstehen. Ich musste schwer schlucken, als ich daran dachte. Es vergingen einige Minuten, vielleicht sogar Stunden, ich hatte absolut kein Zeitgefühl. In diesem Raum war es stockdunkel und man hatte keinen Anhaltspunkt dafür, wie spät es denn sein könnte. Irgendwann war ich aber so müde, dass ich in einen unbequemen Schlaf glitt. Ein Klirren ließ mich aufschrecken, zu erst hatte ich absolut keinen Plan, wo ich war, doch dann fiel es mir wieder ein. Die Marine hatte mich festgenommen. Ich seufzte. Dann hörte ich wieder dieses Klirren, was war das? Irgendwann ging die Tür auf und der Marinesoldat, den ich Idiot getauft hatte, trat in den Raum, in seinen Händen hielt er ein kleines Tablett, darauf ein Glas und eine Schüssel. Ich zog die Augenbrauen hoch, sie wollten mir wirklich Essen und Trinken geben? Vielleicht würde ich die Wochen doch überstehen, zumindest würde ich nicht an Hungersnot sterben. Tolle Aussichten, wirklich. Idiot schloss die Zelle auf und stellte vor mir auf den Boden das Tablett ab, er verließ gerade die Zelle und schloss wieder ab, als ich ihn auf etwas aufmerksam machte „Das ist aber richtig nett von dir, dass du mir etwas zu Essen gebracht hast, aber hast du dir vielleicht schon mal überlegt, wie ich das essen soll?!“, irritiert sah er mich an und dachte über meine Worte nach bis er verstand. War der irgendwie etwas langsam oder was? Er öffnete die Zelle wieder und stellte sich hinter mich, er griff nach den Fesseln und holte mich mit einem Ruck auf die Beine. Der Schmerz ließ mich aufkeuchen. Die Handschellen gruben sich tief in meine Haut und brannten unglaublich, konnte er nicht aufpassen? Wieso werde ich bestraft, wenn er doch derjenige war, der nicht mitdachte? Im nächsten Moment spürte ich, wie das Metall von meinen Handgelenken genommen wurde und meine Arme sofort schlaff neben meinem Körper hingen, auf Dauer war diese Haltung wirklich unerträglich. Kaum konnte ich die Freiheit genießen, wurden meine Hände vor meinem Körper festgeschnallt, genervt seufzte ich. Idiot verließ die Zelle, schloss ab und ließ mich allein im Raum, es war wieder dunkel. Na toll, wie sollte ich jetzt etwas essen? Wieso jammere ich eigentlich so, sie hatten mir Essen gegeben und meine Arme in eine bequemere Position gebracht. Einfach positiv sehen Lio, das wird schon, irgendwie. Ich ließ mich vorsichtig auf den Boden sinken und tastete mit beiden Händen nach dem Tablett, es stand nicht weit vor mir entfernt und ich griff als erstes zum Glas und trank es mit einem Zug aus. Wie gut das tat, das kühle Wasser benetzte meinen trockenen Mund und ich fühlte mich gleich ein Stück besser. Ich musste doch länger als ein paar Minuten hier gesessen haben, ich entschloss mich, Idiot das nächste Mal zu fragen. Ich tastete weiter und fühlte einen kalten Gegenstand, war wohl ein Löffel, ich griff nach der Schüssel und hielt sie mir unter meinen Kopf, mit den Schellen hatte ich keinen großen Spielraum, also musste es so doch irgendwie funktionieren. Und tatsächlich, ich konnte halbwegs unverkrampft essen, musste von Außen bestimmt richtig bescheuert aussehen. Na was solls, fürs Erste waren meine Bedürfnisse gestillt, ich rutschte auf dem Boden weiter nach hinten bis ich die Wand im Rücken spürte. Ich lehnte mich daran und zog die Knie an, die Hände legte ich darauf. Was haben die nur mit mir vor? Hatten die wirklich vor, noch darüber zu nachzudenken oder sagten sie das nur, weil sie es mussten? Wie Mama wohl reagiert hätte, wenn man ihr gesagt hätte, dass man mich festnehmen würde? Bestimmt hätte sie sich gewehrt und gekämpft, sie sagte ja mal, dass sie auch als Piratin gekämpft hatte. Hätte ich auch kämpfen sollen? Ja, ich hätte mich nicht so wehrlos ergeben dürfen, aber hätte es etwas gebracht? Wahrscheinlich nicht, ich hatte doch gar keine Kampferfahrung. Ich seufzte. Da hatte der gruselige Onkel von vor zwei Jahren recht. Was der wohl gerade machte? Nach vielen unsinnigen Gedanken und purer Langeweile schlief ich wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)