Leben von -Ceres- ================================================================================ Kapitel 6: Einladung -------------------- Seufzend ergab ich mich in meinem Schicksal und ging in mein Bett. Keine fünf Minuten später stand Raizel wieder neben mir, in seiner Hand ein Tablett. Vorsichtig stellte er das Tablett auf meinen Schoß ab und drückte mir zuerst einen Löffel in die Hand. Verwundert zog ich eine Augenbraue nach oben. Raizel hatte ein ganzes Menü zusammen gekocht: Suppe, Fisch, Reis, verschiedene Soßen, gedünstetes Gemüse und natürlich etwas Fleisch. "Ähm... du meinst doch nicht wirklich ich könnte das Alles verdrücken, oder?" fragte ich lieber noch mal nach und sah zweifelnd auf das ganze Essen. "Es ist doch nicht so viel, falls etwas übrig bleibt können wir es immer noch kaltstellen und morgen noch mal Essen... naja gut bis auf den Fisch.“ erwiderte er Schulter zuckend und setzte sich neben mich aufs Bett. Zweifelnd betrachtete ich eine Weile das Essen, fing dann aber doch an die Suppe zu löffeln. Es schmeckte besser als ich erwartet hatte. Vor allem nach dem letzten Kochversuch. Ich musste immer noch bei dem Gedanken grinsen, dass er es schaffte Nudeln anbrennen zu lassen. Weiter grinsend löffelte ich brav weiter die Suppe. "Sag mal, wie hast du den Druiden eigentlich kennengelernt?" fragte ich irgendwann, nachdem es mir zu dumm war nur mein Besteck klappern zu hören. Raizel sah mich eine Weile mit hochgezogenen Augenbrauen an, als würde er erwarten, dass ich die Frage zurückziehen würde. Aber bei mir klappte so ein Spiel nur selten, eher im Gegenteil je länger er wartete je mehr wollte ich wissen was er zu sagen hatte. Also wartete ich brav und begann nebenbei den Fisch zu essen. Als auch er merkte das ich nicht nachgab seufzte er und lehnte sich ins Kissen zurück. " Es ist gar nicht so lange her, Anfang des 19 Jahrhunderts würde ich sagen." begann er leise und starrte an die Decke. Ich schnaubte etwas, was ihn dazu brachte mir einen bösen Blick zu zuwerfen. "Für mich ist das nicht so lange her!" zischte er in meine Richtung bevor er fortfuhr: " Der ganze Goldrausch hatte gerade erst angefangen, da setzte ich von England nach dem heutigen New York über. Die Fahrt dauert damals knapp einen Monat...bevor du mich wieder unterbrichst... ich hatte auf einem Dreimaster angeheuert- ein Segelschiff- Die anderen Schiffe waren mir zu voll und zu vollgestopft. Außerdem viel es nicht auf, wenn auf ein Segelschiff ein kleiner Kampf unter der Mannschaft ausbrach. Ich musste immerhin auch etwas zu mir nehmen, jemand der so jung aussieht wie ich, wurde bei einem Kampf nie ernst genommen. Sie hatten schnell ihre Meinung geändert, nach dem ich einige Kämpfe unbeschadet überstanden hatte. " Kurz sah ich über meine Schulter. Es war verständlich, wer Raizel so sah konnte man schnell anzweifeln das er wusste wie man ein Segelschiff bediente, oder mit einem Säbel umzugehen wusste. Auch Raizels Mundwinkel zuckte leicht, er schien wieder mal meine Gedanken gelesen zu haben! "Sie waren überrascht wie gut ich mit einem Schwert umzugehen wusste. Ein Säbel war mir zwar noch immer etwas zu leicht, aber ein gutes Bastardschwert und niemand an diesem Schiff konnte mir das Wasser reichen. "Das war auch unfair, du hattest auch mehr Zeit zum Üben!" lachte ich leise, er viel ebenfalls etwas später mit ein und machte eine leichte Handbewegung, dass ich weiter essen sollte. "Um die Schifffahrt ging es aber nicht, sondern um Mordred wenn ich mich nicht irre." er machte eine kurze Kunstpause bevor er fortfuhr. "Ich war zu der Zeit noch nicht lange in New York, da traf ich auf eine Gruppe Siedler, sie suchten jemanden der sie sicher nach Bosten führte. Ich bot meine Dienste als Beschützer an und begleitete, nach einiger Überzeugungskraft den Track. Geführt wurde er von einem alten Bärenjäger, und der wiederum hatte einen Indianer als Scout. Er war ein Yuchi Indianer, der Stamm war damals sehr klein und waren daher den Weißen schnell unterlegen... Aber zurück zum Thema. Anfangs verlief alles wie geplant, wir kamen gut voran. Die Vorräte waren ausreichend, kein Pferd oder Siedler wurde krank oder verletzte sich. Aber das änderte sich als wir ins Gebiet der Cherokee eindrangen. Die ersten Angriffe waren leicht, sie beschossen uns nur mit Pfeilen und stahlen einige unserer Vorräte und Pferde, nichts worüber ich mir Gedanken machte. Es kam niemand wirklich zu Schaden, eine Wache bekam ein Pfeil ins Bein, aber mehr auch nicht. Eines Abends wollte ich mir etwas zu trinken besorgen, ging also mit einer jungen Dame nach hinten zu den Vorräten. " Inzwischen war ich fertig mit dem Essen und hatte das Tablett auf den Nachtschrank gestellt. "Lass mich raten... dort war ein Indianer, der hat die Frau getötet, du hast die Beherrschung verloren und ihn daraufhin getötet. Er war vermutlich der Sohn des Häuptlings, weshalb die Angriffe nun schwerer wurden und die ersten Siedler den Tod fanden und dann..." "Willst du weitererzählen?" fauchte Raizel aufgebracht, weshalb ich zur Abwehr die Arme hochriss und leise lachend versuchte ihn zu besänftigen. Er knurrte irgendetwas das ich nicht verstand bevor er fortfuhr. "Ja du hast recht, so in etwa war es abgelaufen. Weil ich verantwortlich für die Kämpfe war sollte ich gehängt werden. Zur selben Zeit als ich zu meinem Ast geführt wurde griffen uns die Indianer an. Sie erschossen meine Aufpasser, ich bekam etwas mit dem Tomahawk und landete ebenfalls im Dreck..." Gedankenverloren rieb er sich über die Schulter. Ich vermutete mal, das ihn dort der Schlag getroffen hatte. "Mein Glück war, das ein Pfeil zwar tötet, aber nicht annähernd so viel Blut vergießt wie es eine andere Waffe vermochte." "Du hast die beiden Männer neben dir ausgetrunken und bist dadurch geheilt worden." "Ja... es war das erste Mal seit Wochen das ich wieder wirklich gesättigt war. " Er seufzte leise und zog mich an sich. "Es waren hunderte die uns angriffen. Im Track überlebte niemand, einige Männer wurden gefangen genommen, darunter der Bärenjäger und der Scout. Wie du dir denken kannst bin ich nicht einfach liegen geblieben, sondern habe versucht irgendwie zu helfen..." dieses Mal war nicht ich es der ihn unterbrach. Es war ein zersplitterndes Fenster, das klirrend zu Boden rieselte. Kurz darauf ertönten Schritte einen Raum weiter. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und fing an zu zittern. In meinem jetzigen Zustand konnte ich nicht mal darauf hoffen mich irgendwie wehren zu können. Selbst in meinen fitten Momenten war ich kaum in der Lage mich gegen einen Vampir zu wehren. Jetzt wo mir alles weh tat bezweifelte ich, das ich auch nur eine Sekunde standhielt. Mir wurde die Luft langsam knapp, ich atmete schneller als sonst und vergaß den Vampir neben mir vollkommen. Erst als ich eine Hand auf meine Wange spürte sah ich ihn wieder. Er lächelte mir aufmunternd zu und drückte seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Mit seinen Lippen formte er zwei Worte: "Beruhige Dich!" verzweifelt blinzelte ich ein paar Mal und nickte dann. Erst jetzt stand Raizel auf und marschierte ins Wohnzimmer. "Tut mir leid euch die Nacht zu vermiesen, aber ich glaube nicht das ihr hier willkommen seid!" Raizels Ton war beinahe freundlich und ich könnte schwören in seinen Worten ein freundliches Lächeln zu hören. "Der Mensch lebt noch... wer bist du, das du es wagst in unser Revier einzudringen. Los schnapp dir den Menschen, ich kümmere mich um den hier." Es war eine Männerstimme, sie klang etwas älter als die von Raizel, aber nicht annähernd so melodisch, sondern kalt und gefühlslos. "Das glaub ich eher weniger!" fauchte Raizel, dann ging der Radau los. Es hörte sich schlimm an. Verschiedene Stimmen kreischten durcheinander. Fluchten. Schrien vor Schmerz. Als ich Raizels Stimme darunter vernahm. Hielt ich es in meinem Bett nicht mehr aus. Ich sprang auf, eilte durch den Raum und sah auf die Szenerie. Mein Bücherregal lag in Trümmern, Staub und Putz rieselten zu Boden. Blut zierte meine eigentlich weißen Wände und Raizel stand vor zwei Vampiren, Aus mehr als zwei Wunden blutend. Obwohl er schwerer atmete sprang er fauchend auf den älteren der beiden Vampire zu. Beide verschwanden in einer weiteren Wolke aus Staub. Sie waren sehr schnell, ein normaler Mensch konnte den Kampf wohl kaum mit seinen Augen ohne weiteres verfolgen. Aber ich konnte es. Die beide waren beinahe gleichstark. Raizel war nur einen Bisschen schneller als der andere und gewann langsam die Oberhand, wenigstens bis sich der jüngere beschloss einzumischen und Raizel in die Seite trat und sich zusammen mit seinem Kollegen auf ihn stürzte. "Nein!" flüsterte ich leise und konnte meinen Augen kaum trauen, als einer Raizel zu Boden drückte und der andere Raizels Kopf ergriff. Raizel durfte nicht sterben, nicht so, nicht wegen mir! Meine Gedanken überschlugen sich. Wenn ich eingriff machte ich alles vermutlich nur schlimmer, ich konnte mich kaum gegen einen Vampir behaupten schon gar nicht gegen zwei. Aber wenn ich nichts tat starb Raizel. Verzweifelt wie ich war, hoffte ich sie wenigsten genug ablenken zu können, das Raizel irgendetwas tun konnte. Ich schluckte schwer, aber meine Entscheidung stand fest. "Hey. Hier bin ich!" schrie ich den Vampiren entgegen und biss mir selbst so fest ins Handgelenk bis ich mein eigenes Blut im Mund sammelte. Zur selben Zeit hob ich mein Bein und trat zu. Ein Schmerz zog bis in meine Hüfte nach oben, als der Rückstoß durch meine Muskeln fuhr. Wenn man oft genug angegriffen wurde lernte man irgendwann ein Muster zu erkennen. Diese verdammten Monster waren so versessen auf mein Blut, dass sie geradewegs auf mich zu stürmten, vor allem wenn ich verletzt war. Auch dieses Mal war es so. Der Tritt traf den jüngeren der beiden Männer in die Magengrube. Aber mehr als ihn taumeln zu lassen brachte es nicht. Den Älteren der beiden störte es nicht mal, er war in der Lage auszuweichen und umschloss nun mit einer Hand meine Kehle und drückte mich so gegen die Wand. Nach Luft ringend trat ich immer wieder auf seinen Oberschenkel, immer wieder auf die selbe. Als es endlich knackte war auch Raizel wieder auf den Beinen. Benommen schüttelte er die letzten Reste der Benommenheit ab. Kurz darauf verlor der Mann vor mir seinen Kopf und er wurde zu Staub. Hustend hielt ich mir meine Kehle und versuchte wieder Luft zu bekommen. Aber mein Freund schenkte mir gar keine Beachtung, sondern kümmerte sich um den letzten Vampir. Er war vollkommen von meinem Blut besessen, vergaß alles andere. In seinen Augen erkannte ich nur die Gier nach Blut, Raizel machte kurzen Prozess mit ihm. Er stieß ihm einfach eine Hand in die Brust und riss sein Herz heraus. Raizel sank an derselben Stelle zusammen wie auch der Vampir. Mir war noch etwas schummrig, aber sonst war ich wieder ganz auf der Höhe. Leicht schwankend trat ich zu ihm und nahm neben ihm Platz. "Wir haben morgen wohl eine Menge zum Aufräumen!" kündigte ich schon mal an und ließ meinen Blick über die Staubhaufen, zu meinem zerstörten Bücherregal, den Chaos an Büchern am Boden bis zu dem fehlenden Fenster wandern. Vor allem die Blutflecke sahen nicht toll aus. Ich spürte Raizels Blick auf mir Ruhen, deswegen sah ich wieder zu ihm nach unten. "Meinst du nicht, das mein Bett etwas bequemer ist als der Boden?" lächelnd deutete ich auf mein Schlafzimmer. Auch um Raizels Lippen spielte ein leichtes Lächeln, das verschwand aber wieder als er zu meinem Handgelenk sah. "Das war eine dumme Idee. Nur weil du schnell heilst heißt das nicht du bist unsterblich! Verletze dich bitte nicht noch mal um Vampire zu dir zu locken!" ich war erschreckt wie gepresst seine Stimme klang. "Aber..." "Kein aber. Du bist... " er seufzte angestrengt und setzte sich mit einem gequälten Stöhnen auf. "Du bist mir zu wichtig geworden, nein... warte... du hast mir eben zwar das Leben gerettet, aber ich will nicht das du dich deswegen selbst in Gefahr bringst." er brauchte zwar einige Anläufe, aber letztendlich schaffte er es doch zu sagen was er sagen wollte, auch wenn ich die Befürchtung hatte, dass es nicht alles war was er auf dem Herzen hatte. Ich sah kurz auf mein Handgelenk, von meinem Biss war kaum noch etwas zusehen, der Biss war nicht tief genug gewesen um bis zur Vene zu reichen. "Ich verstehe... ich werde mir das nächste Mal etwas Anderes einfallen lassen... aber ich werde mich deswegen nicht entschuldigen. Mir geht es nämlich genauso, ich will nicht das du wegen mir leiden musst." damit streckte ich ihm meine Hand entgegen und half ihm auf die Beine zu kommen. Der Vampir war noch immer schwach und schien mit Schwindel zu kämpfen. Das meiste seines Gewichtes lag auf meinen Schultern, aber es machte mir nichts aus. Inzwischen hatte ich mich von meinem Sauerstoffmangel erholt und die ganzen Blauen Flecke waren alles andere als ungewöhnlich nach einem Angriff, dass sie dieses Mal von etwas Angenehmen stammen, war mal eine willkommene Abwechslung, es änderte aber nichts daran das ich es gewöhnt war. Also trug ich Raizel mehr oder weniger in mein Bett und nahm nun selbst am Rand Platz. "Wie lange wirst du brauchen bis du wieder vollkommen geheilt bist?" fragte ich nach einiger Zeit. Erst dachte ich Raizel sei eingeschlafen, denn seine Augen waren wieder geschlossen und er rührte sich nicht mehr. "Eine ganze Weile. Diese Wunden sind nicht weiter schlimm, aber ich habe viel Blut verloren und das bekomme ich eigentlich nur durch trinken ausgeglichen." kam dann doch irgendwann eine Antwort. Ich lächelte leicht, schob das Tablett weiter auf den Schrank und legte mich neben ihm ins Bett. Halb nackt war ich ja eh schon, also rutschte ich nur etwas näher an den geschundenen Körper Raizels heran und neigte leicht meinen Kopf. "Trink so viel wie du willst und brauchst." meine Stimme klang fordernd, aber auch sanft. "Nein... du bist nicht meine wandernde Blutkonserve, außerdem ist es gegen das Gesetz." widersprach der Vampir und drückte mich mit erschreckend wenig Kraft von sich weg. "Raizel, du bist ein verdammter Dickschädel. Was meinst du wohl würde passieren, wenn noch ein Vampir auftauchen würde. Ich kann mich noch nicht wehren, allerdings wird er mich auch nicht umbringen, sondern dich. Also kommt es aufs Selbe hinaus, nur das dein Biss nicht annähernd so weh tut wie der eines anderen Vampirs. Außerdem bist du mein Freund. Ich werde dich gewiss nicht so liegen lassen, wenn ich dir helfen kann und ganz im ernst. Wenn ich mir jetzt die Pulsader aufschneiden würde und dich zwingen würde mein Blut zutrinken... ich glaube nicht das du mich daran hindern würdest." auch wenn meine Worte mehr als ein Scherz gemeint waren, war es noch immer die Wahrheit. Raizel knurrte unwillig nickte aber, nachdem er mir irgendwelche Schimpfwörter in unterschiedlichen Sprachen an den Kopf geknallt hatte. Zufrieden über meinen Sieg setzte ich mich wieder hin, lächelte kurz auf Raizel herab und zog ihn dann zu mir nach oben und drückte seinen Kopf gegen meinen Hals. Er zögerte nur kurz, dann biss er zu. Ich stöhnte leise auf. Raizel hatte sich nicht gerade bemüht zärtlich zu sein. Aber der Schmerz war ebenso schnell vergangen wie er gekommen war, es war nur noch ein leichtes ziehen im Muskel. Meine Anämie hatte sich dank der Ruhe und dem Essen gelegt, deswegen ging es mir eine Weile wirklich gut. Ich merkte nichts vom Blutverlust, ich merkte nur wie wir die Rollen irgendwann getauscht hatten. Jetzt hielt Raizel mich fest und nicht anders herum. Ich war noch immer bei vollem Bewusstsein, allerdings fing ich an meine Kraft zu verlieren. Nichts desto trotz ließ ich Raizel weitertrinken, wenn ich ihm etwas geben konnte dann war es Blut. Als ich bemerkte das Raizels Wunden anfingen zu heilen schloss ich meine Augen und lächelte. Es war noch immer ein seltsames Gefühl, allerdings war es ein angenehmes. Ich wollte gar nicht das er aufhörte, nicht mal als mir anfing schwindlig zu werden und Raizel zu viel Kraft benutzte um mich an sich zu pressen. Ein Stöhnen konnte ich jedoch nicht unterdrücken, als seine Hand meinen Rücken herab wanderte und er mich auf seinen Schoß hob. Erst dachte ich er wollte wieder mit mir schlafen. Der Gedanke verschwand jedoch als er den Biss erneuerte, dieses Mal jedoch drangen seine Zähne tiefer in mein Fleisch und fanden zielsicher meine Halsschlagader. "Autsch..." stöhnte ich und zuckte automatisch zurück. Nur gab es kein zurück, im Gegenteil Raizel schien seine Arme nur noch enger um meinen Oberkörper zu schlingen. Außerdem drehte er uns in eine Position, in der er die perfekte Kontrolle über mich hatte. Ich lag auf dem Bett und er mit seinem Oberkörper auf mir drauf, seine Arme drückten meine einfach an den Bettpfosten über mir und versiegelten damit jegliche Art der Gegenwehr meinerseits. Selbst wenn ich es wollte konnte ich mich inzwischen gar nicht mehr wehren, ich bekam von all dem kaum noch etwas mit. Immer wieder driftete mein Bewusstsein ins Delirium ab. Bis ich es schließlich nicht mehr schaffte meine Augen zu öffnen und mir die Welt entglitt. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß Raizel erneut neben mir. Allerdings wusste ich nicht so recht ob mir sein lächeln gefallen sollte oder nicht. Ich hätte ehrlich gesagt damit gerechnet das er wütend sei, aber doch nicht das er solch hervorragende Laune besaß. "Autsch... mein Schädel... ich habe das Gefühl die letzte Nacht durchgezecht zu haben..." murmelte ich leise und setzte mich ebenfalls auf. Noch immer war ich etwas wackelig und es dauerte einen Augenblick bis sich meine Welt aufhörte zu drehen, dann aber sah ich den Grund für Raizels guter Laune. Er hatte mir in der letzten Nacht vermutlich fast mein ganzes Blut genommen, aber dafür wies mein Körper keinen einzigen Kratzer auf. Wirklich keinen. Die Bisse waren verschwunden, meine gebrochene Rippe war weg und die Hämatome sowieso. Das einzige was nun weh tat war mein Kopf und mein Hals. "Du scheinst schneller zu heilen, wenn dein Blut neu gebildet werden muss. Nach dem ich wieder bei Sinnen war, warst du zwar bewusstlos aber sonst komplett geheilt. Die einzige Wunde die du noch hast scheint der Biss von letzter Nacht zu sein." erklang wirklich begeistert, ich konnte mir aber denken, dass sich seine Freude wirklich nur auf die Heilung bezog und nicht auf sein Mahl der letzten Nacht. "Ich hätte dennoch gedacht, das du mir den Kopf abreist. Du warst schon so sauer, als ich diese Vampire von gestern ableckte!" warf ich stirnrunzelnd einen Blick auf meinen Brustkorb. Es war wirklich erstaunlich. Ich wusste ja, dass ich schnell heilte und auch das ich selten andere Wunden hatte, als der Biss. Aber ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich wegen dem Blutverlust heilte. "Ich war anfangs auch ziemlich sauer, aber auf mich und nicht auf deine Person. Es war unverantwortlich von mir dein Blut zu trinken, selbst dann, wenn du es mir angeboten hast." Seufzend verdrehte ich die Augen und tastete über die Wunde, die er mir geschlagen hatte. "Aber danken möchte ich dir trotzdem, für Beides." fragend sah ich wieder zu ihm auf und legte den Kopf leicht schräg. "Du hast mir gleich zweimal das Leben gerettet. Einmal als du den Vampir mit deinem Blut abgelenkt hast und kurz darauf hast du mir dein Blut gegeben, so dass ich mich wieder erholen konnte." "Du wärst an der Wunde gestorben?" fragte ich überrascht, eigentlich hatte ich immer angenommen Vampire wären widerstandsfähiger. "Nun... nein... ich wäre davon vermutlich nicht gestorben. Aber es hätte sehr lange gedauert bis ich mich wieder davon erholt hätte und ich wüsste nicht ob ich zu dem Zeitpunkt noch ganz bei Sinnen wäre. Vermutlich hätte ich alles angegriffen das in irgendeiner Weise Blut in sich trägt. Also danke." Als wir uns vor ein paar Tagen kennen lernten vermutete ich das er die Hiesigen Umgangsformen nicht kannte, aber gerade verbeugte sich der Vampir vor mir als wäre er einer der noblen Shinsengumi aus der Geschichte. Ich lächelte zu ihm auf, griff hinter seinen Nacken und zog ihn zu mir nach unten um ihn innig zu küssen. "Du wärst beinahe wegen mir gestorben, da ist eine kleine Blutspende das mindeste was ich tun konnte. Wenn du Blut brauchst, dann gebe ich es dir. Ich weiß nicht ob es deine Anziehungskraft ist, oder ob es meine eigenen Gefühle sind. Aber ich habe nicht vor dich wieder gehen zu lassen, geschweige denn es hinzunehmen das du stirbst." Ich schloss einen Moment meine Augen bevor ich sanft den Blick dieser violetten Augen erwiderte. "Wir kennen uns erst wenige Tage, dennoch hast du es geschafft mir mein Leben wieder zu geben. Bevor du dich neben mir gesetzt hast bestand mein Leben darin von einen Tag in den anderen zu stolpern. Die Angriffe der Vampire waren mir egal geworden, der Schmerz vom Gift war mir egal, die Einsamkeit war mir egal, die Schule war mir egal, mein Leben war mir egal... vermutlich wäre mir sogar die Vergewaltigung egal gewesen. Es gab nichts mehr was mich zum Lächeln brachte, niemand löste je solch Gefühle in mir aus wie du es in wenigen Augenblicken zu tun vermagst. Du bringst mich ständig in Verlegenheit, amüsierst dich auf meine Kosten und scheinst irgendwie in der Lage zu sein meine Gedanken zu lesen." lächelnd hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und ließ ihn dann los. "hehe... der Flüssigkeitsmangel lässt mich sentimental werden...komm hilf mir hoch, bevor ich mich noch ganz lächerlich mache." bat ich Raizel, aber der schien noch immer nicht zu wissen, was er mit meiner kleinen Rede anfangen soll. Es dauerte eine ganze Weile, jedenfalls für einen Vampir, bis er reagierte und mich auf die Beine zog. "Du..." begann er leise, stockte dann aber und schüttelte den Kopf. "Ach was, schon gut. Nur so viel... du hast den Druiden doch gehört, du bist immun gegen jede Art der Magie. Auch gegen eine auf die ich keinen Einfluss habe." Ich blinzelte ein paar Mal bevor ich mich von ihm weiter ins Wohnzimmer führen ließ. Gegen aller Erwartungen war es wieder sauber. "Wann hast du...?" "Als ich wieder aufwachte und mir sicher war, dass es dir gut ging. Nur saugen wollte ich nicht gerade." Ich lächelte leicht und betrachtete die ordentlich gestapelten Bücher an der Wand. "Ich bin schon überrascht das du überhaupt schon angefangen hast. Eigentlich hatte ich vermutet zuerst aufzuwachen. Du sahst gestern wirklich fertig aus." "Danke für das Kompliment." knurrte er als Erwiderung. "Bitte, bitte immer wieder gerne." lachend ging ich schon mal in die Küche und setzte mir Wasser auf. Bei Blutmangel sollte man kein Kaffee trinken, Tee oder warme Milch das ja, aber Kaffee war bei einer Anämie ungesund. "Es steht noch etwas vom gestrigen Essen im Kühlschrank." rief Raizel aus dem Wohnzimmer in meine Richtung, bevor er den Staubsauger anwarf und die Reste unserer Angreifer entsorgte. In dieser Hinsicht waren die Blutsauger wirklich zuvorkommend. "Wir sollten nachher noch ein neues Bücherregal und Fenster kaufen! Es zieht hier drinnen ein wenig." riet er junge Mann hinter mir. Er schien wohl auch der Ansicht zu sein, den ganzen Dreck wegzuräumen, wenn das Fenster eingebaut ist, eigentlich musste nur das Glas ersetzt werden, dank meiner hinreichenden Erfahrung brauchte ich dafür nicht mal einen Handwerker, inzwischen schaffte ich das auch alleine. Das Problem war nur die richtige Größe zu finden. Für gewöhnlich hatten die Baumärkte keine Fenster dieser Größenordnung. Das war auch der Grund, warum ich immer ein Fenster mehr anfertigen ließ als ich eigentlich brauchte, es war zwar nicht gerade billig, aber es war mir lieber als vollkommen ungeschützt zu sein. "Unten in meinem Keller habe ich noch ein Fenster, bei der Masse die ich schon ersetzen durfte hielt ich es für ratsam eines als Ersatz zu haben. Bis diese Größe Lieferbar ist dauert es für gewöhnlich zwei oder drei Tage und die will ich nicht ohne verbringen." "Verständlich. Dann sollten wir gleich neue bestellen und zwar mehr als eines. Sie müssen es ja nicht gleich liefern. Bei deinem Verschleiß ist es wahrscheinlich sogar billiger eine Massenbestellung aufzugeben." "Als wenn du diesen Rabatt nötig hättest." "Stimmt schon... für meine Verhältnisse ist es nicht wirklich viel, aber für deine. Wir haben gestern gesehen das auch ich nicht unsterblich bin. Es kann also nicht schaden schon mal vorzusorgen." Ich wollte schon widersprechen. Das Ganze passte mir nicht, ich wollte nicht das Raizel stirbt schon gar nicht wegen mir, aber leider wusste ich auch das er recht hatte. Mal wieder. Ergeben nickte ich und goss zur selben Zeit meinen Tee auf. Ich zuckte zusammen als sich kalte Arme über meine Taille schlossen und Raizel mich an sich zog. "Ich habe nicht vor in den nächsten Jahren zu sterben, Shiro. Jetzt wo ich endlich jemanden gefunden habe der mich so akzeptiert wie ich bin. Jemanden der es wagt mir zu widersprechen, der weder Angst vor mir hat noch mich vergöttert, jemanden bei dem meine Magie nicht wirkt, jemanden der noch nicht von der Nacht verschlungen wurde." mit jeder Aufzählung hauchte er einen Kuss in meinen Nacken, glitt mit seiner rechten Hand zu meiner Brust, während die andere meine Hüfte an seine presste. "Ich brauche bloß an dir zu riechen und schon habe ich diesen einzigartigen Geschmack auf der Zunge. Es ist kein Wunder, das andere meiner Art solch ein Verhalten an den Tag legen nachdem sie es einmal gekostet haben. Ich hatte das Vergnügen nun schon drei Mal, dennoch kann ich nicht genug davon bekommen. Dein ganzer Körper strahlt, vielleicht kannst du meine Dunkelheit vertreiben. Es ist ein Jammer... das andere es nicht auch sehen können. " nuschelte er gegen meinen Hals und küsste genüsslich die Bisswunde, als könne er sie so heilen. "'Shirogane' wie passend der Name doch ist, 'weißes Metall'" verwundert sah ich aus den Augenwinkeln zu Raizel. Seine Augen waren geschlossen, er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Weit weg von hier. Er schreckte ebenso auf wie ich, als es an der Tür klingelte. "Verwundert sah ich zur Uhr und dann noch mal zur Tür. Wer auch immer da vor der Tür stand hatte genügend Geduld um lange genug zu warten, bis ich mich aus Raizels Armen befreit hatte bevor er erneut klingelte. "Raizel kannst du bitte zur Tür gehen? Falls es die Polizei ist wird meine plötzliche Genesung schwer zu erklären sein. Ich gehe mir schnell etwas drüberziehen." beeilte ich mich zusagen und verschwand dann im Schlafzimmer um mir einen Pulli überziehen. Aus dem Nebenraum hörte ich zur selben Zeit die Tür klappen, wie ich mein Kopf in das entsprechende Loch im Kleidungsstück gesteckt hatte. "Sind sie Shirogane Okumura?" fragte eine raue Stimme, damit war klar, dass es sich nicht um die Polizei handelte. Sie wusste bereits wie ich aussah. Also konnte dieser Besuch nur Probleme bedeuten. "Was wäre wenn?" fragte Raizel zurück, in seinem Ton klang so ein gewisser Unterton mit. Als wolle er sein Gegenüber provozieren. "Sind sie es nun oder nicht?" fragte er zurück. Er war wirklich gut, man hörte nicht heraus wie er auf Raizel freche Art reagierte. Eigentlich wollte ich wirklich nur etwas anziehen, jetzt aber fand ich es viel interessanter zu sehen wie der andere mit Raizel umging. "Ich weiß nicht." antwortete Raizel mit einem hörbaren Grinsen in der Stimme. Kurz darauf hörte man ein leises Piepen, gefolgt von Vibrationen und einem Freizeichen. "Ja, Chef ich bin es. Wie sieht dieser Okumura aus?" fragte er ins Telefon, es dauerte nicht sehr lange und er bekam die Antwort. "Sein Name passt zu ihm, fast alles an ihm ist weiß" "Danke, bis später Boss." als er sein Wort dieses Mal an Raizel richtete klang Zufriedenheit in seiner Stimme mit. "Also... ich würde dann wirklich gerne mit dem Jungen reden!" verlangte er von Raizel. Das war jetzt mein Stichwort Gähnend ging ich zu den beiden Männern und rieb mir dabei meinen Arm. Er tat nicht wirklich weh, aber man brauchte kein Genie zu sein um zu sehen, welcher Gruppe dieser Mann angehörte. Er war ein Yakuza und damit wusste er bestimmt auch über meinen gebrochenen Arm Bescheid. "Raizel, was ist hier los?" fragte ich treu doof und warf dem Mann nur kurz einen Blick zu. Ich hatte aus meinem Schlafzimmer einen hinreichenden Blick auf dem Mann gehabt. Er war in etwa meiner Größe, vielleicht 10 cm kleiner als ich, seine Haare waren schwarz und recht kurz. Sein Anzug war ebenfalls schwarz, in seiner Tasche steckte eine dezente Sonnenbrille und eine Schachtel Zigaretten. Der Mann roch auch nach kalten Qualm und Aftershave, außerdem zeichnete sich eine Waffe durch seine Jacke ab. "Dieser nette Mann wünscht dich zu sehen." antwortete Raizel und gab den Mann damit wohl sein Stichwort. "Shirogane Okumura, ich wurde gebeten ihnen eine Einladung zu überbringen." verwirrt beobachtete ich wie der Mann sich vor mir leicht verneigte und die Einladung in meine Richtung hielt. Jetzt doch ein wenig neugierig nahm ich den Umschlag entgegen, der Umschlag war nichts Besonderes, er war einfach nur weiß auf dem in schwarzer Tinte die Kanjis für meinen Namen stand. Kurz warf ich einen Blick auf den Mann. er hatte sich noch immer nicht bewegt. Er schien auf meine Antwort zu warten. Vorsichtig öffnete ich den Brief und las ihn laut vor, damit auch Raizel wusste was drinstand. "Shirogane Okumura, von meinen Mitarbeitern ist mir zu Ohren gekommen, dass meine Familie in die kindlichen Differenzen zwischen Ihnen und meinen Neffen gezogen wurde. Es lag nicht in meiner Absicht, Ihnen in irgendeiner Art und Weise Schaden zuzufügen, daher möchte ich Sie persönlich um Verzeihung bitten. Der Mann der Ihnen diese Einladung überbrachte wird sie zu mir aufs Anwesen bringen. Es ist Ihnen natürlich erlaubt eine Begleitung mitzubringen. Es steht ihnen natürlich frei, diese Einladung abzulehnen, allerdings wird dann jeden Tag ein neuer Mann vor ihrer Tür auftauchen, es erspart uns beiden eine Menge Ärger, wenn sie sich dazu entschließen, die Dienste des Mannes vor Ihnen in Anspruch zu nehmen. In voller Hochachtung Yamato Yamagushi" Sobald ich geendet hatte sah ich den Mann erneut an. "Das ist keine Einladung, sondern eine Vorladung." sagte ich giftig zu meinem neuen Chauffeur, der richtete sich jetzt wieder auf und lächelte in meine Richtung. "Ich habe darauf keinen Einfluss, ich führe nur die Befehle meines Oberhauptes aus. Aber ich kann ihnen verraten, er ist ziemlich stur und bekommt meist was er will. Es würde mich in eine missliche Lage bringen, wenn ich ohne sie zurückfahren würde. Also bitte willigen sie ein." "Ist das eine Drohung?" fragte Raizel mit einer hochgezogenen Augenbraue und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Der Mann schüttelte leicht mit seinem Kopf. "Nein, ich habe kein Interesse daran meine Knochen brechen zu lassen. Ich bin nur ein Geschäftsmann und kein Kämpfer. Ihr junger Freund kann sich wehren, selbst ohne Hände und ich bin alleine. Nein, ich bin nicht so versessen darauf einen Gips zu tragen. Außerdem habe ich die Anweisung erhalten dafür zu sorgen das unsere Jungs Sie in Ruhe lassen. Ich und die Einladung fungieren als eine Art Schutzbrief. Sie stehen damit unter dem Schutz vom Boss." beeilte er sich zu sagen und steckte seine Hände in die Manteltaschen. Raizel knurrte leise und sah zu mir. "Was wirst du tun?" "keine Ahnung..." mit den Schultern zuckend faltete ich den Brief wieder zusammen und legte ihn zu meinen Schlüsseln auf einen kleinen Schrank. Ich seufzte leise und sah zu dem Mann. "Ich habe keine Lust mich mit euch rumzuschlagen, ich nehme die Einladung an. Das können sie ihrem Oberhaupt schon mal sagen. Allerdings habe ich erst noch einige Dinge zu erledigen bevor ich der Bitte nachkommen kann. Würde es ihnen etwas ausmachen, mich gegen fünf von hier abzuholen. Oder nein... holen sie mich morgen von der Schule ab und nach Möglichkeit in einem NORMALEN Wagen!" der Mann lächelte zufrieden und nickte anschließend. "Ich hole sie morgen von der Schule ab, sie beide. Es wurde auch eine Einladung an Herrn Raizel hier gesendet." das war kaum überraschend, Raizel nickte leicht und schlug dem Mann dann die Tür vor der Nase zu. "das.… war nicht gerade höflich." schmunzelte ich leise und sah zu dem Vampir. Er hatte schon wieder diesen Ausdruck in den Augen. Als wollte er irgendetwas kaputt machen, nur um seinen Frust loszuwerden. "Pah... mir wäre es lieber gewesen, er hätte den Kopf zwischen der Tür gehabt." "Du weist aber, dass das alles nicht seine Schuld ist, oder?" fragte ich nur um sicher zu gehen. Während ich zu meinem Tee und damit der Küche ging. "Das ist der einzige Grund warum, ich so höflich war." knurrte er als Antwort und setzte sich mir gegenüber. "Warum hast du die Einladung angenommen und gesagt das er uns morgen vor der Schule abholen soll?" "Du kannst dir die Antwort vermutlich denken..." er nickte leicht, wartete aber dennoch auf eine Antwort. "Ganz einfach, ich brauchte nur einen Blick auf den Mann zu werfen um zu erkennen, dass er von den Yakuza ist. Ich will vermeiden das solche Leute tagtäglich vor meiner Haustür erscheinen. Ich bin nicht der einzige Bewohner hier drinnen. Ich will nicht, dass die Kinder in Gefahr geraten. " Raizel nickte leicht, aber ich war noch nicht fertig. "Es wäre vermutlich ratsam gewesen, gleich mitzugehen aber nach der Sache gestern Abend will ich vermeiden mit Anämie zu tun zu haben, wenn ich mich in die Höhle des Löwen begebe." ich streckte mich stöhnend und sah dann den Blick von Raizel. "Es ist alles in Ordnung, gibt mir ein oder zwei Stunden dann bin ich wieder fit." Raizels Gesicht wurde immer noch nicht besser. "Mach nicht so ein Gesicht, es war meine eigene Entscheidung. Ich wusste das du eine Menge Blut nehmen würdest, ich wusste also worauf ich mich einlasse." "Es war dennoch nicht richtig." "Was ist schon richtig oder falsch? Wer kann das entscheiden. Richtig und falsch, Gut und Böse, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, das sind alles Begriffe die von der menschlichen Moral abhängig sind. Für jeden haben diese Wörter eine eigene Bedeutung und unterschiedliche Werte. Für mich war es die richtige Entscheidung dir das Blut zu geben, aber es war ungerecht dir keine Wahl zulassen. Für dich war es vermutlich die falsche Entscheidung mein Blut zutrinken, und gerecht alleine alles aufzuräumen und auf mich aufzupassen." Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen. "So philosophisch kenne ich dich gar nicht, das passt gar nicht zu dir." Ich lachte leise. "Das hat nichts mit Philosophie zu tun, sondern mit der menschlichen Natur. Wir Menschen lassen uns von Worten nicht wirklich beeindrucken. Es ist alles gerecht solange das Umfeld nicht etwas Anderes sagt. Wer jemanden aus Rache umbringt, handelt in Augen der Familie gerecht, für andere ist es wieder kaltblütiger Mord. In der menschlichen Gesellschaft gibt so absolutes Gut und Böse, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit nicht, Richtig und Falsch sind da kein Unterschied. " ich machte eine wegwerfende Geste und aß weiter. "Du bist ziemlich pessimistisch veranlagt." grollte Raizel wenig begeistert und kippte mir etwas Tee nach, ich nickte dankend und lachte leise über seine Aussage. "Mag sein, bis jetzt hat mir niemand einen Grund gegeben anders zu denken. Diese Einladung zum Beispiel, er empfindet es als selbstverständlich das ich zusagen werde, schon alleine, weil dieser Yamato das Oberhaupt des Yamagushi Klans ist. Kaito behandelt seine Diener wie Dreck und dieser Akira denkt ebenfalls er kann sich alles erlauben, solange er niemanden ans Bein pinkelt der mehr Macht hat als er. Meine Eltern wurden getötet... ohne dass irgendjemand deswegen zur Rechenschaft gezogen wurde. Das einzige gute das mir bisher passierte bist du. Also meinst du nicht, dass ich allen Grund habe etwas pessimistisch zu sein." Raizel seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Etwas Pessimismus ist nicht verkehrt, nur solltest du nicht alles damit werten." dem konnte ich kaum widersprechen, deswegen schwieg ich und beendete mein Essen. Nun da ich etwas gegessen und getrunken hatte, ging es mir auch wieder etwas besser. "Erzählst du mir die Geschichte von gestern zu Ende? Wir wurden mittendrin unterbrochen." bat ich Raizel schließlich und fing an das Geschirr abzuspülen. "Du meinst die mit Mordred?" ich nickte schweigend und stellte einen Topf zur Seite. Raizel schnappte ihn sich und machte sich daran ihn abzutrocknen. "Ähm... wo ich denn stehen geblieben... ach ja... bei dem Angriff der Indianer." ich nickte erneut und reichte ihm einen Teller rüber. "Wie ich schon erwähnte waren der Indianer, der Bärentöter und ich die einzigen Überlebenden. Die Krieger der Cherokee drohten die beiden umzubringen, wenn ich nicht endlich Ruhe gab und mein Schwert zur Seite legte, da ich auch da nicht dran dachte mich gefangen nehmen zulassen wollten sie wieder auf mich schießen, dann aber trat ihr Häuptling näher an mich heran. Er schlug mir einen Handel vor. Ich sollte mich in ihre Obhut begeben, dafür wurden die anderen weißen freigelassen und konnte ihres Weges ziehen. Ich stimmte dem zu. Der Bärentöter wurde freigelassen, nur der Indianer blieb gefesselt wie er war. Als ich fragte was das sollte erwiderte man mir. Der Häuptling habe von Weißen gesprochen, der Scout sei eine Rothaut und damit nicht vom Handel getroffen, ich hingegen habe zugestimmt und musste daher nachgeben." ich schnaubte leise als ich das hörte, war sonst aber still. "Schon alleine, weil er mich in der Art überlistet hatte, ging ich mit ihnen. Sie behandelten mich wirklich gut. Ich bekam mein eigenes Pferd, ein störrisches Biest sag ich dir. Es hat auf dem Weg zu ihrem Lager andauernd versucht mich abzuwerfen." "Kannst du es ihm verübeln?" fragte ich grinsend nach. Als Reaktion lachte Raizel und schüttelte den Kopf. "Nein. Eigentlich nicht ich stank gewiss nach Blut und meine Art scheint sowieso bei Tieren unbeliebt zu sein. Aber zurück zu mir und Mordred. Ich lebte einige Zeit in ihrem Lager als Gefangener, mir ging es gut aber der Scout wurde an den Marterpfahl gebunden, er litt höllische Qualen. Der Medizinmann heilte seine Wunden immer und immer wieder zusammen. Also machte ich dem Häuptling erneut ein Angebot. Ich würde seinem Stamm beitreten, wenn es jemand schaffte mich in einem Kampf zu besiegen." "Warum sollte er darauf eingehen?" fragte ich nach und machte die Küche nach dem Abwasch weiter sauber, einfach nur um nicht nur blöd rum zu sitzen. "Nun er hat mich gut behandelt, hat mich des Öfteren besucht und gewährte es mir mich frei im Lager zu bewegen, natürlich mit zwei Kriegern als Wache. Ich konnte mir einfach keinen Grund vorstellen warum er das tun sollte, außer er wollte sich mit mir anfreunden." "Logisch..." "Eben... er ging nicht gleich auf meinen Handel ein, sondern dachte darüber nach. Der Yuchi bekam aber solange seine Ruhe, er wurde noch immer als Gefangener behandelt aber er wurde nicht mehr verwundet. Nach einigen Tagen bekam ich meine Antwort, er stimmte zu. Allerdings durfte ich mir nur eine Waffe aussuchen und die durfte ich nicht mehr ändern und es war mir verboten einen der ihren zu töten. Ich stimmte den Bedingungen zu. Ich wählte natürlich mein Schwert und trat in den Ring aus Kriegern, es war nicht wirklich schwer zu erraten was sie nehmen würden. Sie nahmen entweder ihren Bogen, oder ein Gewehr." "Es trotzdem ein unfairer Kampf, mit deiner Geschwindigkeit kannst du Kugeln ebenso ausweichen wie Pfeilen und du bist schwer zu töten." schimpfte ich mit ihm und setzte mich nun doch ihm gegenüber auf den Stuhl. Er grinste etwas und fuhr fort. "Das haben sie irgendwann auch bemerkt und beschlossen die Regeln etwas zu ändern. Ich stimmte zu das fünf Krieger gegen mich kämpfen sollten. Da trat ihr Medizinmann hervor und sprach zum Häuptling: 'Du kannst es solange versuchen wie du willst, Häuptling. Niemand hier wird ihn besiegen können, nicht mal wenn all deine Krieger ihn angreifen würden. Der große Manitu will seinen Geist nicht unter sich haben. Denn er ist kein Mensch, sondern jemand der Menschen jagt. Er befindet sich nur in deinem Lager, weil er es so will.' dieser Medizinmann war kein Indianer sondern wie ich ein weißer, seine Haare waren rot und er hatte ein seltsames Tattoo auf seinem rechten Arm.2 "Ah... der Druide." Raizel nickte und fuhr fort. "Der Mann wendete sich mir zu und streckte mir die Hand entgegen, stellte sich als einen Iren namens Mordred vor und bedankte sich bei mir, dass ich so freundlich war nicht all diese Menschen zu töten." "Ja so habe ich mir Druiden vorgestellt, als nette Pazifisten, die es lieben sich mit Pflanzen zu beschäftigen." lachte ich leise und schwenkte meinen Becher mit Tee etwas umher. "Da irrst du dich aber gewaltig. Dieser Ire war in der Lage mich mit dem Schwert in Bedrängnis zu bringen. Ich war gezwungen aufzugeben. Ich konnte ihn nicht besiegen ohne das ich ihn töten würde, damit hatte ich verloren. Das selbe sagte Mordred auch zum Häuptling, ich wäre in der Lage ihn zu besiegen hätte mich aber aufgrund meines Versprechens dagegen entschieden. Mordred sorgte dafür das der Scout freigelassen wurde. Ich lebte einige Jahre zusammen mit dem Stamm. Wenn weiße versuchten uns anzugreifen kämpfte ich an ihrer Seite. Sie versorgten mich mit Nahrung, auch wenn es etwas komisch war. Sie hatten mich mehr oder wenigen zu ihrem Henker ernannt. Wenn die Gefangenen sterben sollten, wurden sie mir als Nahrung gebracht. In Zeiten des Friedens war es Mordred der mich von sich trinken ließ, natürlich ohne Biss. Er schnitt sich einfach den Arm auf und füllte sein Blut in ein eine Art Becher. Irgendwann hatten wir uns angefreundet, der Stamm sah mich inzwischen als einer der ihren an und hörten auf meine Meinung, wenn sie in den Krieg zogen. Für gewöhnlich überzeugten Mordred und ich sie das ganze gleich sein zu lassen. Aber nach einigen Generationen konnten wir uns nicht mehr gegen die weißen wehren. Ich wäre zwar in der Lage zusammen mit Mordred die Freiheit des Stammes zu garantieren, wir waren uns aber bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Mordred und ich verhandelten mit dem Anführer und unterschrieben im Namen des Stammes eine Vereinbarung, dass der Stamm in ein Reservat ziehen würde. Die Grenzen aber unantastbar seien, und das das Vieh und Wild ebenfalls den Indianern gehörte, wenn nicht müsse das Land Amerika den Stamm entsprechend entschädigen. Ich blieb noch einige Jahre bei dem Stamm zog dann aber irgendwann weiter. Im ersten Weltkrieg verließ dann auch Mordred den Stamm und zog in eine Stadt der weißen, allerdings fungierte er noch immer als ihr Medizinmann. Der Vertrag wurde erst einmal gebrochen, Mordred und ich statteten denjenigen dann einen nächtlichen Besuch ab. Und überzeugten ihn höflichst es doch bitte zu unterlassen. Danach gingen wir wieder unserer Wege, hielten aber Kontakt über Briefverkehr, und jetzt übers Handy." jetzt war die Geschichte wohl zu ende. Ich seufzte leise und rieb mir den Nacken. "Verstehe. Ich frage mich nur wie er dich besiegen konnte." Raizel lachte leise und zuckte mit den Schultern. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, er ist wirklich gut mit dem Schwert. Er kämpfte damals im Krieg gegen England mit und schien sich wohl den Ruf als Eisendruide erworben zu haben. Wie du schon sagtest sind Druiden auch die Wächter der Erde, sie kämpfen in ihrem Namen und das mit dem Schwert. Jedenfalls tut es Mordred auf diese Weise." Dann musste ich den Druiden wohl selbst mal fragen. Ich streckte mich ächzend und entschied, dass es Zeit war neue Fenster zu besorgen. "Sehr gut wollen wir dann los?" Raizel schien etwas zu brauchen, bis er mir gedanklich folgen konnte, dann aber nickte er und stand ebenfalls auf. Die Besorgungen erledigten sich recht schnell. Raizel orderte fürs erste 10 Fenster, bezahlte auch gleich das Ganze und bat Bescheid zusagen, wenn die Fenster fertig seien. Das Bücherregal erwies sich als etwas schwieriger. Ich suchte eines das dem ähnlich war, das ich zuvor besaß. Wir fanden eines aus Mahagoni. Raizel bezahlte auch das und verlangte am Abend die entsprechende Lieferung. Sobald wir wieder zuhause waren, bauten wir zusammen die neue Scheibe ein und begannen dann mit dem Training. Fürs erste zeigte mir Raizel einige einfache Bewegungen und ließ sie mich mit einem gekauften Bambusschwert nachmachen. Es fühlte sich seltsam an, irgendwie verkehrt, aber ich wagte es nicht irgendetwas zu sagen. Zwischendurch gingen Raizel und ich uns noch neue Schuluniformen kaufen und neues Bettzeug, Gardinen und Tapete, Raizel bestand sogar auf einen neuen Teppich. Allerdings gewann mein Argument, dass diese Vampirüberreste wirklich schwer zu entfernen waren, wenn ein flauschiger Teppich sie einfach nicht gehen lassen wollte. Also brauchten wir nur den ganzen Rest nach Hause tragen. Nicht das die Sachen schwer waren, aber ich verstand auch nicht warum Raizel so darauf bestand meine Wohnung zu renovieren. Nun, als ich sie wieder betrat verstand ich warum. Es stank hier drinnen nach Blut. "Wie viele Vampire waren es eigentlich...?" fragte ich während ich versuchte die Tapete von meiner Wand zu kratzen, es gab einen Trick dabei: Einfach die Tapete nass machen, dann löste sich der Kleber und es ließ sich einfach abziehen. Nur die Stellen mit dem Blut waren so hartnäckig. "Ähm acht glaube ich... ich bin mir aber nicht sicher. Die ersten Paar machten mir keine Probleme, aber ihr Meister... der war wirklich schnell und stark... irgendwann wurden es mir dann einfach zu viele. Du hast ja gesehen, das ich am Ende unterlag." Ja das hatte ich tatsächlich, aber wenn es wirklich so viele waren war es auch kein Wunder. Es war schon erstaunlich das Raizel überhaupt geschafft hatte so schnell so viele auszuschalten. "Der Alte war dann wohl der Meister." Raizel antwortete nicht, brauchte er auch nicht. Er war der einzige der überlebt hatte, der jüngere starb auch recht schnell, nachdem sich Raizel auf ihn konzentrieren konnte. Der alte... eine Hand wanderte an meine Kehle, die Erinnerung daran ließ meinen Hals schmerzen. Die ganzen Angriffe hatten mich abgehärtet, aber der Mann gestern hatte mir wirklich einen Schrecken eingejagt. In seinen Augen stand ebenfalls Gier, aber nicht nur nach meinem Blut, sondern auch nach meinem Leben. "Ist alles in Ordnung?" fragte Raizel hinter mir und drehte mich zu sich um. "Ja... es war nur eine Erinnerung an gestern." gestand ich ihm ehrlich und lehnte meinen Kopf an seine Schultern. "Dieser wollte mich töten, nicht nur die Gier nach meinem Blut stand in seinem Gesicht, sondern einfach nur das Verlangen meine Eingeweide auf dem Boden zu verteilen. Es... jagt mir noch immer Schauer über den Rücken, wenn ich an sein Gesicht denke. " "Dann denke nicht daran. Komm lass uns weitermachen, die Wohnung tapeziert sich nicht von alleine." er strich langsam über meinen Rücken und schenkte mir einen innigen Kuss. "Mmpf." keuchte ich leicht und erwiderte den Kuss ebenso gierig wie er ihn vorgab. Wieder stieg in mir dieses warme Gefühl auf: Ein Kribbeln das sich von meiner Brust, langsam seinen Weg in meinen Unterleib bahnte und sich dort etwas zu regen begann.Aber bevor ich auch nur die Chance hatte irgendetwas in der Richtung zu unternehmen hatte sich der Vampir bereits wieder von mir gelöst. Auch wenn ich glaubte ein amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen zu sehen, nach dem er einen Blick auf die leichte Beule in meiner Hose werfen konnte. "Du bist fies!" warf ich ihn vor, da war es für den Vampir vorbei und er fing an zu lachen. Ich versuchte zwar ein ernstes Gesicht zumachen, versagte aber kläglich darin und musste dann ebenfalls lachen. Die Renovierung ging bis in die späte Nacht hinein, der Abschluss lag im einsetzen der Fenster und dem Aufbau des Regales, den Aufbau hatte Raizel übernommen, er brauchte keine helfende Hand um die ganzen Balken an Ort und Stelle zu halten, er schaffte es einfach mit seiner simplen Muskelkraft, nur die Bohrmaschine wollte nicht so wie er es wollte. Aber sobald ich die beiden Fester eingesetzt hatte, war auch Raizel mit dem Regal fertig. Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen und schaute nun dem neuen Wohnzimmer entgegen. Morgen mussten wir dann nur noch mal durchsaugen und die Bücher einsortieren, dann war es wirklich vollendet und wir konnten es uns bequem machen. "Du willst morgen wirklich in die Schule gehen?" fragte er mich nach einiger Zeit, er war gerade dabei den ganzen Müll in irgendwelche Tüten zu stopfen und griffbereit vor die Tür zu stellen. "Ja, ich kann den Rektor nicht Ewigkeiten alleine lassen. Außerdem ist morgen meine Befreiung vorbei." erklärte ich ihm und sah auf die Uhr. es war kurz vor 1, die Schule begann um 8, ich hatte also keine sieben Stunden mehr Zeit. "Ich sollte in mein Bett gehen." ließ ich verlauten und erhob mich wieder. Aber statt ins Schlafzimmer, ging ich ins Bad um noch mal zu duschen, meine Zähne zuputzen und dann in Unterwäsche in mein Bett zu fallen. Ich bemerkte noch wie sich Raizel zu mir legte, dann war ich eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)