Leben von -Ceres- ================================================================================ Kapitel 5: Wissen-Training-Bekannte ----------------------------------- Ich war nicht müde, dennoch fielen mir dauernd die Augen zu. Vielleicht hatten Raizel und ich es wirklich übertrieben. Erneut sah ich auf mein Körper hinab. Inzwischen sahen die Wunden so aus, als seien sie vor ein paar Tagen entstanden. Ich wollte nicht wissen wie ich aussah, als Raizel mit mir fertig war. Schaudernd, setzte ich mich auf. Noch immer fragte ich mich, warum ich das hatte mit mir anstellen lassen. Nach dem was passiert war. Nicht nur am Vortag, sondern auch in meiner Kindheit. Ich hasste Berührungen, selbst normales Händeschütteln rief bei mir eine Gänsepelle hervor. Wie konnte ich da mit Raizel schlafen, einen Vampir? "Solltest du nicht liegen bleiben?" fragte der in der Küchentür stehende Raizel. "Ich weiß" erwiderte ich schamlos und stand auf. "Ich muss eben mal ins Bad." das war nicht mal gelogen, nur nicht die ganze Wahrheit. Liegen schmerzte noch mehr als sitzen oder stehen. Also konnte ich genauso gut umher laufen und das Tagebuch meiner Eltern suchen. Raizel war nicht dumm, er erkannte meine Absicht sofort, dennoch sagte er nichts. Er schüttelte einfach nur den Kopf. Auch wenn ich schwören könnte etwas Verzweiflung in seinem zu finden. Sobald ich aus dem Bad wieder kam machte ich mich daran dieses Tagebuch zu suchen. Ich wusste das es irgendwo in der Wohnung war, immerhin hatte ich es schon mal gelesen. Weg geben würde ich es niemals, zu sehr hing ich an dem letzten Rest Erinnerung, den ein persönlicher Gegenstand meiner Eltern in mir wach rief. Im Schlafzimmer startete ich meine Suche, suchte unter dem Bett, dahinter, im Schrank, Nachttisch, sogar im Wäschekorb, aber bis auf ein Paar einzelne Socken fand ich nichts. Dann führte mich meine Suche ins Arbeitszimmer. Ich benutzte diesen Raum nur sehr selten. Eigentlich nur dann wenn ich einen Referat halten musste. Welches ich dann während meiner wenigen Freizeit hier ausarbeiten konnte, ohne das mir die Unterlagen im Weg waren. Auch jetzt sammelten sich lose Zettel auf dem großen, dunklen Mahagoni Schreibtisch. Unter dem Papier konnte man die Konturen eines Laptops erkennen, er war nicht das neueste Modell, für meine Zwecke aber reichte er aus. Beinahe zärtlich strich ich über die Ecken des Tisches, einige verstaubte Bilder und eine Kerbe, deren Ursprung ich nicht kannte. Jedenfalls dachte ich das Staub auf den Bildern war, er war es nicht. Noch immer herrschte ein kleines Chaos auf dem Tisch, aber es war kein Staub zu sehen. "Ich habe die Bilder abgewischt, als du schliefest." erklärte eine vertraute Stimme hinter mir. "Nach dem du mir erzählt hast, das deine Eltern Jäger waren, wurde ich neugierig. Tut mir Leid." fügte er hinzu, zur selben Zeit schlang er beide Arme um meinen Brustkorb. Diese Nähe war ungewohnt, aber es war kein unangenehmes Gefühl. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Meine Eltern könnten deine Feinde gewesen sein, ich kann verstehen wenn du sichergehen wolltest, ob ich wirklich ein Freund bin." "Selbst wenn ich deine Eltern gekannt hätte, hätten ihre Aktionen nichts mit dir zu tun." in seiner Stimme konnte ich sein Lächeln hören. Für mich stand fest, das es nicht nur diese Anziehungskraft war, die ihn bei Frauen und Männer gut ankommen ließ. Es zeugte von Charakter objektiv zu bleiben, wenn man den Spross eines alten Feindes vor sich hatte. Er hatte zwar recht damit, dass ich nichts für die Taten meiner Eltern konnte. Aber ich wüsste nicht, ob ich genauso reagieren würde, wenn ich wüsste das Raizels Verwandte meine Eltern umgebracht hätten. Ich hasste Vampire, aber ich hasste die Rasse und nicht jedes Individuum an sich. Das konnte sich aber schnell ändern, wenn man mich oder meine wenigen Freunde angriff. "Solltest du nicht im Bett bleiben?" hauchte er mir ins Ohr, gleichzeitig drückte er auf einen der vielen Hämatome, scharf zog ich die Luft ein als Schmerz durch diese Stelle schoss. "Das ist fies." keuchte ich nach oben. "Nein, das ist dein Zustand. Geh ins Bett zurück bevor ich böse werde." Unwillig löste ich mich von Raizel. Grummelnd ging ich also ins Wohnzimmer und legte mich auf die Couch, während ich mir eines der vielen Bücher schnappte. "Aaaah... ich habe es gefunden!" rief ich aus. Das Tagebuch war in einem anderen Buch versteckt, da hätte ich ja ewig suchen können. Manchmal fragte ich mich warum ich überhaupt anfing zu suchen. Ich fand das gesuchte nie! Wirklich nie! Vor nicht alt zu langer Zeit hatte ich meine Schlüssel verlegt, nichts ungewöhnlichen, so etwas passierte jeden zweiten Menschen vermutlich fast täglich. Besonders Leuten wie mir. Ich hatte überall gesucht. Auf den Kommoden, in der Wäsche, in der Waschmaschine, in meiner Tasche, zischen den Sitzkissen der Couch, sogar zwischen meinem Bettzeug und den Schuhen, aber dieses Schlüsselbund wollte einfach nicht auftauchen. Im Kopf schon grob die Kosten, für neue Schlösser überschlagend, hatte ich die Suche aufgeben und war gerade dabei mir etwas Salat aus dem Kühlschrank zu holen und dort fand ich dann den Schlüssel. Er lag zwischen meinem Gemüse, das ich am Vortag gekauft hatte. Genauso war es nun mit dem Buch gelaufen. Ich hatte überall da gesucht, wo ich es hätte ablegen können. Sobald ich aufhörte danach zu suchen, fand mich der Gegenstand selbst. "Wonach hast du eigentlich gesucht?" fragte mich ein Vampir aus der Küche. "Das Tagebuch meiner Eltern." "Ach du hattest etwas der gleichen erwähnt, da stand das doch mit dem Jagen drinnen, oder?" "Ja, obwohl nein. So genau steht das da nicht drinnen, nur wage Andeutungen, die ich erst verstanden hatte, nach dem ich mit dir gesprochen hatte." meine Stimme klang unsicher und gequält, dass hörte selbst ich heraus. Raizel steckte den Kopf in die Tür. Auf die unausgesprochene Frage schüttelte ich den Kopf. "Nein, es ist alles in Ordnung. Die Erinnerungen sind nur keine angenehmen." Verständnis zeichnete sich und sein Blick wurde bedauernd. "Ich frage nicht gerne, aber..." er brauchte gar nicht weiter zu reden, ich wusste auch so was er wollte. Ich seufzte, bevor ich meine Zustimmung gab. Warum sollte er das Buch nicht lesen dürfen, es war nach wie vor ein Buch. Auch wenn es für mich mehr wert war, als alles andere innerhalb der Wohnung. "Wann fangen wir mit dem Training an?" "Ist das dein ernst? Mit diesem Körper denkst du noch an Training?" fragte der Vampir geschockt. Wieder glitt mein Blick über die schillernden Farben meines Körpers. Und ich nickte. "Es tut zwar weh, aber es wird recht schnell abheilen." "Du solltest deinen Körper dennoch schonen. Auch wenn du schnell heilst, zerrst du deinen Körper damit zu sehr aus. Er verbraucht massig an Energie, schon alleine um deine Blutproduktion zu beschleunigen, deine ganzen kleineren Wunden schwächen ihn nur noch mehr. Und dein Arm..." jetzt schien auch er zu bemerken, das mein Arm gar nicht so gebrochen war, wie er es eigentlich sein müsste. "Wann..." "Ich habe keine Ahnung. Es muss gestern irgendwann verheilt sein, als ich heute morgen wach wurde, war er der einzige der nicht weh getan hatte. Vielleicht ein Nebeneffekt von dem Blutmangel, oder von den ganzen kleineren Wunden und Bissen. So genau weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr, was du alles mit mir gemacht hattest..." Bei dem Gedanken an der letzten Nacht, wurden wir beide rot wie eine reife Tomate. Verwundert schauten wir beide zur Tür, keine Minute später klingelte es. "Du hast auch so ein Ding?" "Ja, nur benutzt wurde sie bisher nur selten, auch nur von unerwünschten Gästen." erklärte ich dem Vampir und zog mir schnell einen Bademantel über. Nur in Unterhose wollte ich einem Fremden wirklich nicht gegenüber stehen. Als ich durch den Spion sah wollte ich das klingeln erst ignorieren, aber das konnte ich wohl kaum. Nicht bei dieser Art von Besuch. Ich seufzte und öffnete den Herren die Tür. "Was kann ich für sie tun, meine Herren?" fragte ich den Besuch, bat ihn aber auch nicht herein. Ich etwas gegen Beamte in meiner Wohnung, besonders wenn sie von Jugendamt, oder der Polizei waren. "Wir haben eine Anzeige erhalten. Sie sollen Grundlos, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft die Nase, und ein weiteres einige Rippen gebrochen haben. Als die Männer der beiden ihnen zu Hilfe eilen wollten, habe sie sie ebenfalls verletzt. Wir sind gekommen um sie aufs Präsidium zu begleiten." Wieso habe ich das nicht kommen sehen? "Diese Männer haben versucht mich zu vergewaltigen, es war reine Notwehr." erklärte ich den Beamten. "Sie sagen etwas anderes, es steht daher zwei gegen einen. Haben sie irgendwelche Beweise, das sie in Notwehr gehandelt haben?" Mit diesen Worten tauchte Raizel aus der Küche auf. "Ich bin Zeuge geworden. Zwar habe ich es nicht genau gesehen. Aber als ich dazu gekommen bin war Shirogane nackt und gefesselt. Außerdem ist sein Körper übersät mit Blutergüssen!" Ich war immer wieder von Raizels Art zu Argumentieren beeindruckt. Er Log in dem er nichts weiter als die Wahrheit sprach. Nur die Zeit, machte einen Unterschied in der Handlung. Auch wenn ich davon fasziniert war, verstand ich den Wink mit dem Zaunpfahl und ließ den Bademantel von meinem Körper gleiten. Die Männer schienen diese Wunden nicht erwartet zu haben und schluckten hart. Kurz darauf nickten sie. "Können wir mit einer Gegenanzeige rechnen?" fragte der etwas jüngere der Männer. Raizel war es der nickte. "Ja, können sie wegen Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung." die Männer nickten, reichten noch eine Karte an Raizel weiter, gaben noch ihr Kommentar ab das wir die Stadt nicht verlassen sollten und waren dann mit dem Versprechen verschwunden der Sache nach zu gehen. Mit einem Seufzen verschloss ich die Tür. "Jetzt darf ich mich auch noch mit der Polizei rum schlagen!" unmotiviert ging ich zurück auf meine schwarze Ledercouch. Zum Schlafen war sie ungeeignet, da sie an der Haut klebte, aber zum dösen und gammeln war sie echt ideal. Sie war weich und hatte verstellbare Lehnen. "Es war zu erwarten, das sie die Verletzungen nicht auf sich ruhen lassen. Du hast sie damit gedemütigt, dich verletzt und gefesselt so erfolgreich wehren zu können." Ich nickte leicht und setzte mich keuchend wieder auf. Bei der Erinnerung entstand eine unangenehme Gänsepelle auf meiner Haut. "Wenn Kaito mir nicht sein Teil in den Mund geschoben hätte, hätte ich mich nicht befreien können... die beiden Yakuza haben mich ins Gras gedrückt... Akira dieser Bastard..." ich schnaubte angewidert und schüttelte den Kopf. Kühle Arme schlossen sich um meinem Kopf, drückten mich an einen nur etwas wärmeren Oberkörper. "Es ist vorbei, Shiro. Du hast dich gewehrt das ist alles was zählt. Es ist nicht dazu gekommen, du bist hier bei mir." redete er unbeholfen auf mich ein, während eine Hand durch meine Haare glitt. Auch wenn Raizels Körpertemperatur einige Grad unter der eines normalen Menschen lag, strahlte er im Moment mehr Wärme aus, als es je eine andere Person getan hatte. Das schloss sogar die Erinnerungen an meine Eltern mit ein. Was mich mehr als erschreckte. Schnaubend schüttelte ich den Kopf und brachte Raizel dazu mich los zulassen. Sein Blick war missbilligend. "Nein, nein ... mir scheint das meine Erinnerungen an meine Eltern mir etwas vorspielen." "Wie meinst du das?" fragte der Vampir und setze sich neben mir auf die Couch. "Nun... das Gefühl eben... ich kann mich nicht daran erinnern das mich meine Eltern auf die Art umarmt haben..." Raizels Gesicht wurde wieder weicher. "Es ist lange her, wie du schon sagtest, vielleicht spielt dir deine Erinnerung nur etwas vor." Ich nickte. Verwundert hob ich den Kopf. Ein leicht beißender Geruch kroch in meine Nase. "Meinst du nicht auch, das hier etwas angebrannt riecht?" fragte ich verwundert. Ich war kaum in der Lage Raizels Bewegungen zu verfolgen, so schnell war er aufgesprungen und in der Küche. "Ach, ein Alb möge deine Kinder holen, ich habe die Nudeln vergessen!" kam ein Fluch aus der Küche. Schmunzelnd folgte ich ihm, um mir das Unglück anzusehen. Die Nudeln schmorten am Boden des Topfes. Mein Schmunzeln wurde breiter. "Es ist wirklich ein Kunststück Nudeln anbrennen zu lassen!" lachte ich in den Topf, während ich versuchte irgendetwas von dem Zeug abzukratzen. "So witzig ist das nun auch wieder nicht!" beschwerend verschränkte er die Arme vor der Brust. "Eigentlich schon.'Der Alb möge deine Kinder holen' ist auch ein wenig alt. Meinst du nicht? Leute in unserem Alter fluchen eher mit 'Damned', 'Verflucht', 'Scheiße' oder 'Misst' niemand glaubt heutzutage noch an einen Alb." erklärte ich, während ich weiter versuchte den armen Topf zu retten. Aber es nützte nichts. "Der ist hin." verkündete ich und warf den Topf in den Müll. "Mann sollte aber an sie glauben. Es gibt sie wirklich, nur sind sie keine kleinen Ungetüme die deine Schuhe verstecken. Es sind eher Geister, die sich von der Angst der Menschen ernähren. Meist durch Albträume, in den Gebirgen suchen sie auch gerne die Menschen heim, die von Tengus aufs Korn genommen wurden." Interessiert sah ich zu ihm auf. "Sagt man deswegen, der Alb hat dich geritten?" Raizel nickte lächelnd. "Genau, früher wusstet ihr Menschen über uns Bescheid, ihr wusstet was euch da Angriff. Ihr fürchtet die Nacht, aber das brachte euch Menschen zusammen. Man sieht nun was es euch bringt, keinen gemeinsamen Feind zu haben!" Ich verstand sofort was Raizel meinte. "Selbstzerstörung." Wieder nickte Raizel. "Deswegen wollen wir vermeiden das ihr Menschen von uns erfährt. Ihr seid zu viele geworden, jetzt könntet ihr uns durch eure bloße Zahl gefährlich werden." Dieses Mal nickte ich. "Vielleicht wäre es mal ganz gut, das wir bemerken, das wir eben nicht am Ende der Nahrungskette stehen." "Steht ihr auch nicht." Erschrocken fuhr ich zur Haustür herum. Dort stand ein Mann, vielleicht 21, er hatte rote Haare und ein seltsames Tattoo auf seinem Arm. "Keltische...Knoten?" der Mann zog die Augenbrauen nach oben und betrachte seinen Arm. "Sollte man mich nicht erst einmal Fragen was ich in Ihrer Wohnung tue?" jetzt wo er es erwähnte. "Was tun sie hier?" fragte ich dann endlich, er schmunzelte leicht und verneigte sich vor dem Vampir und mir. "Das ist Mordred..." "bitte was? Mordred doch nicht der aus Avalon oder? Die Augenbrauen wanderten noch weiter nach oben. "Doch genau der. " "Aha...dann ist dieses Schwert da auf seiner Schulter, wohl das was im Atem eines Drachen geschmiedet wurde..." "Sie können das Schwert sehen?" "Hmm?" "Shiro... da ist kein Schwert." Verwundert blinzelte ich, und ging zu dem Mann, deutete auf das Schwert. "Das kannst du nicht sehen?" Raizel schüttelte den Kopf. Der Mann griff an mein Kinn und betrachtete aus allen möglichen Winkeln meine Augen. Was hatten die Leute nur immer mit meinem Kinn? Es dauerte keine zwei Sekunden und ich stand hinter Raizel, während der Mann sich das Handgelenk hielt. "Du solltest ihn vielleicht nicht einfach anfassen, Mordred. Er hatte es nicht leicht im Leben." erklärte der Vampir und sah mich über seine Schulter hin an. "Ich habe ihn her gebeten. Vielleicht weiß er was mit dir ist." Etwas beruhigt trat ich wieder hinter mein Versteck hervor. "Ich dachte immer Druiden gäbe es gar nicht mehr." sagte ich leise und legte den Kopf etwas schief. "Woher..." "Der keltische Knoten... es ist zwar nicht mehr ganz so ungewöhnlich so ein Tattoo zu haben. Aber nicht mit dieser Art von Tinte. Außerdem lässt sich niemand so etwas auf einer gesamten Körperhälfte stechen. Schon gar nicht auf dem Handrücken... dort laufen zu wichtige Sehnen und Arterien entlang. Bei der Tinte heutzutage würde niemand eine Blutvergiftung riskieren. Und ich kenne nur eine Art von Mensch, die mit Symbolen Kraft ziehen. Die sogenannten Richter, Anwälte, Wächter und Vertraute der Erde... Druiden." erklärte ich den anderen beiden. Der Druide sah mich erstaunt an, während Raizel zufrieden lächelte. "Der Name war auch recht hilfreich." Der Mann schmunzelte leicht und verwuschelte seine eigenen Haare, wenn das überhaupt noch ging. Schon jetzt standen sie in alle Richtung ab. "Du hast einen ungewöhnlichen Menschen gefunden, mein alter Freund." sagte er an Raizel gewandt. Dieser nickte zustimmen. "Wenn du wüsstest wie sehr." Ich rollte mit den Augen, da war man mal einzigartig und man beschwerte sich noch darüber. "Aber ich dachte du kommst erst später vorbei, was hat dich aus deinem Kräuterladen vertrieben?" Raizel klang irgendwie besorgt, was seine Sorge auf mich übertrug. "Niemand. Ich kam her um dich zu warnen. Einige Jäger sind hier her unterwegs..." "Das ist doch nichts neues... das ist kein Grund sich zu sorgen. Ich..." "Sonst würde ich dir beipflichten, aber in diesem Fall wirst selbst du es schwer haben...." "Du meinst doch nicht..." "Doch genau die meine ich..." "MOMENT! Könntet ihr bitte aufhören euch laufend zu unterbrechen, ich will auch wissen um was es hier geht und wie es scheint bin ich der einzige im Raum, der nicht von irgendwelchen Jägern weiß!" platzte ich dazwischen. Ich mochte es gar nicht außen vor gelassen zu werden. Schon gar nicht wenn man etwas gefährliches besprach, wie es hier zu sein schien. Raizel seufzte und wand sich mir zu. "Mordred kam etwas früher an als erwartet deswegen..." leicht genervt stieß ich die Luft aus. "Die Vorgeschichte kannst du dir sparen, die haben ich auch mit euren angefangenen Sätzen begriffen. Was ich meinte sind diese Jäger, was ist so besonders an denen, das du Angst vor ihnen hast?" fuhr ich ihn dazwischen, was mir einen tadelnden Blick einhandelte. "Ich habe keine Angst, sondern Respekt. Das ist etwas anderes. Diese Jäger sind anders als herkömmliche. Normale Jäger sind schon gute Kämpfer, aber die von denen Mordred sprach, sind...ähm.." "Nicht ganz menschlich. Durch ihr Training und den Einfluss von Drogen haben sie ihre Gefühle abgetötet. Sie haben kein Gewissen mehr, empfinden keinen Schmerzen, keine Angst, kein Mitleid. Sie tun alles um ihr Ziel zu erreichen." sprang der Druide in die Bresche. Ich blinzelte ein paar Mal. "Ich mache uns einen Tee." bot ich an, zeigte zur selben Zeit auf das Sofa. Dort ließ sich Mordred nach einigen ungläubigen Blicken nieder. Dank Raizels Kochversuch hatte ich bereits heißes Wasser, also musste ich es nur noch schnell zum kochen bringen, um dann den Tee aufzukippen. Ich nahm Kamillentee, ließ auch eine Blüte auf der Oberfläche treiben. Mit zwei Tassen in der Hand ging ich zu den Beiden zurück. "Nutzt es doch einfach aus, das sie keine Gefühle mehr spüren. Angst, Mitleid, Schmerz das sind alles Warnsignale eines Körpers. Wenn man die ignoriert kann es passieren das der menschliche Körper zusammen bricht. Wenn sie nicht gerade schnell heilen, könnte man sie mit kleinen Wunden schwächen, bis der Körper nachgibt." Raizel schüttelte halb erheitert, halb verzweifelt den Kopf. "So einfach ist das nun auch wieder nicht. Sie nehmen täglich Tabletten ein, mit denen ihr Blut giftig für uns wird. Ein Tropfen reicht davon um mich ernsthaft zu verlangsamen. Einen Werwolf tötet das Blut sogar." "Dann kann es ja nur Eisenhut sein." Wieder zogen die Männer die Augenbrauen nach oben. "Ich hatte erst an Myrre oder Weihrauch gedacht, vielleicht auch Mädesüß, aber nur Wolfsbann hat diese starke Wirkung auf Lykantropen." "Was ist mit Eberesche?" fragte der Druide, hatte aber einen belustigten Ausdruck auf den Lippen. "Das soll das Böse nur blocken, außerdem wirkt es nicht auf Vampire. anderen Falls könnte Raizel hier nicht rein kommen. Die Fenster und Türen sind aus Eberesche." Ich hörte und sah wie der Vampir schwer schlucken musste. "Gut zu wissen. Was für Abwehrmechanismen hat deine Wohnung noch?" fragte er sichtlich verunsichert. Kurz musste ich nachdenken. "Ähm... soweit ich weiß ist in den Feuerlöschern Weihwasser, die Scharniere und Kaminbesteck bestehen aus Eisen, genau wie die Gitter an den Türen und den Fenstern aus Eisen waren. Leider wurden die von einem Vampir zerstört, und ich hatte nicht das Geld es reparieren zu lassen." Raizel lächelte entschuldigend, als wenn er etwas dafür könnte. "Was noch?" Wieder sah ich mich um, als könnte ich die Vorrichtungen mit bloßem Auge erkennen. "Die Wände die ihr seht sind doppelt gezogen. Der Zwischenraum wurde ein Meter hoch mit Steinsalz gefüllt... Ah ja... in der Lüftungsanlage befanden sich verschiedene Kräuter, darunter Mädesüß, Heidekraut, Wolfsbann und Eisenkraut. Ich bekam von dem Geruch ständige Migräne und habe sie daher auf die Dachterrasse verfrachtet. Und nicht zu vergessen das Waffenarsenal, das sich hier irgendwo verborgen hält. Allerdings habe ich es noch nicht gefunden. " Raizel war noch blasser geworden als er sowieso schon war. Der Druide hingegen betrachtete alles mit reiner Neugier. "Sie sollten die Eisengitter wieder einbauen lassen, dann wäre das einzige das Sie angreifen könnte ein Vampir. Das Eisen würde auch jegliche Magie von Ihnen fern halten. Aber auch nur da Sie die Pflanzen entfernt haben. Mit ihnen würde auch ein Vampir es hier drinnen schwer haben. Aber es wundert mich, das Sie sonst keine Probleme in dieser Wohnung bekamen." Verwirrt sahen Raizel und ich zu dem Mann, der genüsslich seinen Tee trank. "Ihr ganzer Körper ist in Magie gehüllt, sie pulsiert mit jedem Schlag ihres Herzens, durchströmt ihre Zellen, repariert geschädigtes Fleisch, oder Haut. Wie diese Hämatome, oder den alten Bruch Ihres Armes, ich kann ihn nur noch leicht in der Aura sehen." Raizel und ich sahen und erwartungsvoll an. "Was macht diese Magie?" fragten Raizel und ich zeitgleich. "Sie entfernt... Schäden im System. Verstärkt das Immunsystem, es erinnert mich an die Art wie Werwölfe heilen, oder wie ich mich mit der Macht der Erde heilen kann. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, das sie ein Gemisch aus Vampir, Druide, Werwolf und Mensch sind. Was auch immer sie dazu gemacht hat, es hat ganze Arbeit geleistet." "Mich dazu gemacht hat?" fragte ich geschockt nach. Er nickte und warf Raizel einen undeutbaren Blick zu. "Irgendjemand hat Runen in ihre Knochen geritzt, wie mein Tattoo zieht die Magie ihre Kraft aus der Umgebung." mir schwirrte der Kopf, irgendein Freak hat auf meinen Knochen Runen geritzt. Wann soll das denn bitte gewesen sein? Solang ich mich zurück erinnern konnte, heilte ich bereits so schnell. "Da ist noch etwas. Sie müssen wohl von einen Druiden dazu gemacht wurden sein. Diese Art der Knochengravur... das kann nur mein Volk, nur diejenigen die mit der Erde verbunden sind, können sich so etwas erlauben. Auch wenn der Druide nicht mehr leben kann. Er hat sein Blut und das eines reinblütigen Vampirs verwendet um die Runen zu zeichnen. Deswegen sind sie Immun gegen alle Krankheiten und Gifte. Ihr Körper baut die Fremdkörper einfach ab und macht sich die Kraft davon zu nutze." Raizel sah zu mir, als würde er einen Gaul im Stall kaufen müssen, wisse aber nicht ob er nun krank ist oder eben nicht. Ich war mehr als nur verwirrt, blinzelnd setzte ich mich auf die Couch und stürzte den heißen Tee in einem Zug herunter. Schade das es kein Alkohol war. "Ahhhh." stieß ich die Luft stöhnend aus und stellte die Tasse mit einem leisem Knall auf den Tisch. "Was genau wollen Sie mir damit sagen?" fragte ich noch mal nach, auch wenn ich bereits schlimmes ahnte. "Jedes Mal wenn sie von einem Vampir gebissen werden, werden sie Stärker, bei einem Werwolf schneller und animalischer. Außerdem hat der Druide dafür gesorgt, das Magie sie nicht trifft." Ob das nun gut oder schlecht war, überließ er ganz mir. Vermutlich hatte alles seine Vor- und Nachteile. Der Druide wannte sich nun dem Vampir zu. "Das Band das du mit ihm geformt hast, wird dadurch ewig bestehen. Du wirst nie wieder aus diesem Vertrag herauskommen, solange dieser Mensch noch lebt. Aber..." Raizel schien diese Nachricht gelassen hin zu nehmen. Ich hingegen kippte mir erneut Tee in die Tasse und stürzte ihn hinunter. "das Band zwischen euch, lässt dein Gift wirkungslos werden..." "Wenigstens etwas." fiel ich ihm ins Wort, bekam aber zwei finstere Blicke als Antwort. "Leider fließen auch deine Probleme auf ihn über, nur werden sie durch die Runen verkorkst. Es ist schwer zu beschreiben. Die Magie um ihn herum ist verzerrt, unkontrolliert, chaotisch. Nach Möglichkeit würde ich euch beide eine Weile beobachten." Langsam hatte ich die Schnauze voll. Also stand ich auf und ging Wortlos ins Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich zog eines der Bücher aus dem Regal. Gleichzeitig öffnete sich eine Luke an der Decke. Mit etwas Mühe kam ich an den Rest der vergammelten Schnur und zog sie herunter. Der Raum in dem ich mich nun begab, ließ keinen Mann gerade laufen, die Decke war gerade mal hoch genug das ich gebückt gehen konnte. Aber ich setzte mich einfach vor diesem verstaubten Regal. Licht bekam ich nur durch die Luke. Hier oben musste es zwar auch mal eine Lampe gegeben haben. Nur waren die Leitungen genauso vergammelt wie die Schnur. Nötig hatte ich es sowieso nicht. Auch so sah ich sanft geschwungene Klingen, verschiedene Bögen, Pfeile, Armbrüste, Stäbe und Schwerter. Sogar etwas das einer Peitsche ähnelte, nur das sie aus feinen Kettengliedern bestand. Einige Schwerter aus Holz lagen achtlos in einer Ecke, vermutlich zum üben. Was mein Blick jedoch immer wieder fesselte wenn ich hier oben war, waren die beiden Schwerter. Eines war sehr lang, schwer und breit. Definitiv für einen Mann gedacht, dennoch zeugten die Runen auf der Klinge, sowie der Drachenkopf als Heft von einer längst vergangen Kunst. Diesen Schwert flösste mir Respekt ein. Faszination jedoch löste nur das zweite aus. Auch auf dieser waren Zeichen eingeätzt, nur waren es keine Runen sondern Ranken, das ganze Schwert schien in eine Ranke geschmiedet zu sein. Die Klinge war aber trotz der ungewöhnlichen Form sehr scharf. Dieses Schwert gehörte meiner Mutter, das wusste ich, genau wie ich wusste das sich diese Klinge in drei Teile spalten ließ. Sie waren nicht richtig getrennt, sondern durch eine silbernes Band verbunden, weshalb sie auch zerteilt eine Waffe darstellte. Ich liebte dieses Schwert ebenso wie die passende Scheide dazu. Es war irgendeine Echse, die dafür ihr Leben gelassen hatte. Das Material war mir in diesem Fall egal. Mich fesselte der Spruch der darauf stand. 'Meines Trägers List spaltet mein selbst in drei, seinen Mut diene ich als Eins, seine Liebe verbirgt mein wahres ich, geborgen wache ich über die Knospen der aufgehenden Saat, erblühe in des Fruchtes Händen meiner Träger zwei.' es hatte eine Weile gedauert bis ich diesen Spruch verstanden hatte. Es war eine Klinge gefertigt für ein Paar, die Klinge sollte nur als Schutz benutzt werden und nicht als Waffe was es eigentlich war. Erkannt hatte ich es erst als die Klinge durch Zufall in drei Teile fiel, nachdem ich das Schwert mal fallen gelassen hatte. Der Auslöser war die Mitte des Handschutzes. Mit der Waffe in der Hand krabbelte ich zurück ins Arbeitszimmer. Dort hatte ich noch etwas Tuch und Öl, damit rieb ich die Klinge erneut sauber. Wie ich es immer Tat wenn ich mich aufregte. Raizel unterhielt sich noch immer mit dem Druiden, schien aber schon beim Abschied zu sein. Die Haustür klappte, kurz darauf befand sich der Vampir in der Tür zum Arbeitszimmer. "Eine sehr schöne Klinge. Mehr ein Kunstwerk, als eine Waffe." sagte er, kam mir aber nicht zu Nahe. Immerhin war sie aus Silber geschaffen. Ich nicke und legte das Schwert auf den Tisch. "Wie seit ihr verfahren?" "Mordred wird sich bei uns in der Schule einschreiben, wohnen tut er in einem Hotel ganz in der Nähe. Hier übernachten lassen... das ging mir zu weit." antwortete Raizel und trat nun etwas Näher. "Sehr gut. Ich hätte ihn im Haus auch nicht geduldet." zur selben Zeit wie ich das sagte, zog ich Raizel zu mir nach unten und küsste ihn herzhaft. Er grinste zufrieden. "Das war auch ein Grund." ob er nun den Kuss oder meine Einstellung meinte, sagte er jedoch nicht. Ich hoffte beides traf zu. "Aber mal den Druiden bei Seite, wo hast du das Schwert her?" fragte er nur wenige Millimeter von meinem Mund entfernt. Ich brauchte eine Weile um die Worte wirklich zu begreifen, erst dann sah ich zweifelnd nach unten, als ob ich nicht wüsste das sich dort ein Schwert befand. Blinzelnd legte ich das Schwert wieder auf den Tisch. "Ich sagte dir doch, das ich einige Waffen gefunden habe, oder? Da ist das her. Ich würde dir es ja zeigen. Nur wird selbst mir dadrinnen schwindlig, ich weiß nicht ob es so klug ist als Vampir da rein zu gehen." "Ah." war alles was er sagte und musterte die Klinge sehr genau, nur berührte er sie dabei nicht. "Sie ist wirklich atemberaubend. Weißt du wer sie geschmiedet hat? Dem Stil nach ist es einfach nicht zuzuordnen. Ich habe im Mittelalter diese Faltung gesehen, aber diese Pflanzliche Form... wenn man das so nennen kann... ist einzigartig. Ich kann auch keine Prägung entdecken." sagte er und verrenkte sich beinahe den Hals in dem Versuch dieses gefährliche Werkzeug von allen seiten zu mustern. "Ich habe keine Ahnung. Die von meinem Vater ist anders, auch Kunstvoll... aber bei ihr kann man sehen das sie zum Töten gedacht ist. Das erste mal als ich die Klinge meiner Mutter sah hätte ich nie gedacht das man wirklich damit schneiden kann." "Oh man kann damit schneiden, das hätte ich nie bezweifelt." versicherte er mir und trat einen Schritt zurück. Er schien zu überlegen, seine Stirn zog sich in Falten während er erst mich betrachtete, dann das Schwert, dann erneut mich, dann das Tageslicht. "Hast du auch Holzschwerter? Oder müssen wir in einem Sportgeschäft nach Kendoausrüstung suchen?" verwundert sah ich nach oben, zu der Stelle an der noch immer der Faden hing, auch wenn die Treppe verschwunden war. "Holzschwerter sind dort oben auch, aber sie sind etwas morsch. Zum Training sollten wir sie jedenfalls nicht mehr benutzen. " Raizel nickte, langsam. "Gut, ich werde Mordred bitten uns welche zu besorgen. Als Druide sollte es ihm leicht fallen." Dieses mal nickte ich. "Was hast du jetzt vor?" "Wir beginnen mit deinem Training. Normalerweise würde ich dich drillen, bis du die Grenze vom menschlichen Können erreichst. Aber du bist darüber bereits hinaus. Was dir fehlt sind die Techniken und Erfahrung." Erlächelte sanft während er an meiner Wange den Knochen nachzeichnete gefolgt von der Lippe. "Für heute tun wir nichts. Dein Körper brauch noch immer Ruhe, außerdem ist das Essen fertig, wenn auch inzwischen kalt. Leg dich in dein Bett ich bringe es dir dorthin. Sobald du gegessen hast, sehen wir uns einen Film an oder zeigen diesen Dreckskerl von einem Lehrer, das du intelligenter bist als er. Um auf den Punkt zu kommen, ich werde dir Kalligraphie beibringen, Traditionelles Japanisch, nur noch wenigen beherrschen es." Auf seinem Gesicht verzog sich das Lächeln zu einem bösartigen Grinsen. Mir persönlich jagte dieses Grinsen einen Schauer über den Rücken. "Was meinst du damit?" fragte ich unglücklicher Weise noch mal nach. "Ganz einfach, dein Training wird ab morgen beginnen." Ich hatte es geahnt. Ab morgen waren die ruhigen Abende wohl vorbei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)