Entführte Ananas zum Geburtstag von Bagira ================================================================================ Kapitel 21: Funkenregen ----------------------- Vor der Tür suchte Mathleen bereits verzweifelt nach dem Steinkreis in dem sie das Lagerfeuer am Abend anzünden wollten. Laut Lilli musste er hier irgendwo sein, doch war er unter einer dicken flauschigen Schneeschicht von gefühlten fünzig Zentimetern begraben. Marco holte derweil schon ein paar Holzscheitel aus dem kleinen Schuppen nebenan, in dem auch die Skier und Snowboards standen. Gerade kam der Blonde durch den weißen Schnee schlurfend, auf den Armen einige Scheitel Holz tragend, zurück. „Wo soll ich die jetzt abladen?“ „Keine Ahnung, ich kann den Steinkreis unter dem ganzen Schnee einfach nicht finden“, Mathleen wollte eigentlich schon aufgeben, da sie sicher schon zehn Minuten nach dem blöden Ding suchte, doch Marco fand ihn in drei Sekunden. Dadurch dass er seine Füße nicht hob sondern einfach über den Boden zog, stieß er recht schnell auf einen der harten grauen Steine. Dieser dankte ihm den unsanften Tritt, indem er sich als Stolperfalle erwieß und Marco segelnd zu Boden gehen ließ. Die Holzscheiter, welche er bis eben noch auf seinen muskulösen Armen balanciert hatte flogen in hohen Bogen in alle Richtungen und er selber sagte dem kalten Weiß 'guten Tag'. „Irgendwie erinnert mich das ein wenig an dein Teppichstudium am Mittwoch“, kicherte das Mädchen in der dunkelvioletten, fast schwarzen Skijacke, bevor sie dem Gefallenen aufhalf und ihn etwas von dem Schnee befreite, welcher ihn einhüllte und ein wenig wie einen Schneemann aussehen ließ. „Zumindest haben wir jetzt den Lagerfeuerplatz gefunden und du scheinst dich ja köstlich amüsiert zu haben“, meinte Marco mit einem genervten Ton in der Stimme aber einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, als er wieder auf zwei Beinen stand und kniend den Schnee von der kleinen eingekreisten Fläche wegschaufelte. Mathleen hatte in der Zwischenzeit die Holzscheitel wieder eingesammelt, welche durch Marcos Fall rund um die Beiden verteilt worden sind. Diese reichte sie ihm nun, damit er sie zu einem Stappel, ähnlich einem Indianerzelt, schlichten konnte. Danach erhob er sich wieder und sie verschwanden in der warmen Hütte, hatte der kühle und winterliche Bergwind in der letzten Stunde doch sehr aufgefrischt und die langsam aber sicher kommende Dunkelheit trug nicht gerade dazu bei, dass ihnen wärmer wurde. In dem Moment, in dem Mathleen die Tür zum Inneren der kleinen Holzhütte geöffnet hatte, ging plötzlich ein ohrenbetäubendes Trötten los. Sich die Ohren zuhaltend und reichlich verwirrt blickte sie hinter die Tür wo der Ursprung besagten Geräusches an der Wand klebte, als auch schon Sara grinsend aus dem Wohnzimmer angerannt kam. „Damit steht es jetzt fünf zu drei.... Oh Shit!“, gegen Ende ihres schadenfrohen Ausrufes wurde die Schwarzhaarige immer leise, bevor sie sich umdrehte und ganz schnell die Flucht ergreifen wollte. Doch nichts da, Mathleen war schneller. Sie hatte die lärmende Trötte, welche auch schon die restlichen Bewohner angelockt hatte, einfach von der Wand gerissen und den Haltemechnanismus für den Auslöser gelöst. Jetzt hielt sie Sara am Kragen fest und in der anderen Hand hielt sie die mittlerweile kaputte Trötte und wedelte damit vor Saras Gesicht umher. Diese wurde immer kleiner mit Hut, wusste sie doch WAS sie jetzt erwarten würde. Und Mathleen ließ sich nicht lange bitten. Schneidender als beabsichtigt verließ ihre Stimme gefährlich ruhig ihren Mund, bis sie an Saras Ohren ankam. So leise, nur für Sara verständlich flüsterte Mathleen. „Ich sagte du sollst HANNA mit diesem Streich reinlegen, NICHT UNS“, sie zeigte auf Marco hinter sich und sie selbst. Ja, Marco stand immer noch draußen im Freien da Mathleen genau in der Tür stand und auch keine Anstallten machte dort so schnell wieder weg zu gehen, nicht bevor sie Sara nicht zur Schnecke gemacht hatte. „Ich dachte nicht, dass ihr zuerst in den Streich 'rein rennen würdet“, murmelte Sara und wich dem stechenden Blick von Mathleen konsequent aus. „WIR WAREN ALS EINZIGE DRAUßEN! WENN HANNA DRINNEN IST WIE UM ALLES IN DER WELT SOLL SIE DANN BEI DER HAUSTÜR DIE TRÖTTE AKTIVIEREN?!“, jetzt schrie sie schon richtig, was Sara die Ohren klingeln ließ, da Mathleen ihre Lippen noch genau neben dem Ohr der Schwarzhaarigen platziert hatte. Noch einmal schnaubte Mathleen wütend, bevor sie mit den Worten 'Als Strafe bekommt Hanna einen Punkt und es steht jetzt vier zu vier' im Haus verschwand und so auch die Tür frei machte, damit Marco endlich eintretten konnte. Da Sara es lieber nicht noch einmal auf eine Zusammenstauchung alá Mathleen anlegen wollte hielt sie sich den restlichen Nachmittag über zurück, was Hanna jedoch nicht abschreckte. Schließlich musste sie ihren armen Schokopudding rächen und auch ein paar Punkte sammeln, um sich den Sieg zu sichern. Sie hatte mit Sara ausgemacht, dass beide so lange Zeit hatten bis Marco wieder zurück an Bord der Moby Dick war, also noch heute, morgen und zumindest den halben Sonntag. Es heißt zwar immer 'Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen', aber bei Streichen heißt es lediglich, desto fieser desto besser. Zumindest bei Hanna und Sara. Gerade jetzt blockierte Hanna das Badezimmer unter dem Vorwand ein Entspannungsbad zu nehmen, doch in Wirklichkeit mischte sie gerade ihre Rache an. Sie verschmischte Saras Zahnpasta mit Lebensmittelfarbe, damit ihre Zähne eine ganz neue Farbe bekamen, wenn sie sich diese putzte. Das man schon an der Pasta erkennen konnte, dass etwas faul war übersah sie dabei einfach. Mit noch ein bisschen Brötchen schmieren war das der restliche Nachmittag und es wurde langsam Abend. Vor der Hütte hatte Lilli schon das Lagerfeuer entzündet, während Marco und Mathleen zwei Holzbänke von hinten hervor trugen. Praktisch, dass Lilli die damals aufbewahrt hatte. Zusammen mit ein paar dicken Wolldecken und dem Lagerfeuer ließ es sich in den eisigen Temparaturen eigentlich ganz gut aushalten. Es wurden Geschichten erzäht, Marshmallows und Würstchen gegrillt und vor allem viel gelacht. Die Sektflasche zum Anstoßen stand noch im Haus, da sie draußen Gefahr ließ einzufrieren und warmer Sekt schmeckt nicht, falls er zu Nahe an der knisternden Flamme des Lagerfeuers gestanden hätte. Flackernd stoben die rot und gelb leuchtenden Zungen des Feuers in die Dunkelheit, erleuchteten diese und entsandten vereinzelte Rußpartikel gen Himmel. Mathleen verlor sich in dem Spiel aus Hitze und hörte Marco nur mehr halb zu, der gerade eine witzige Geschichte erzählt haben musste, denn alle lachten ausgelassen. Als der Abend voranschritt und Hanna sich auf der Bank gegenüber von Marco und Mathleen neben ihrer Cousine schlafend zusammengerollt hatte verabschiedete sich Lilli schnell von der Gruppe, um Hanna ins Haus zu tragen. Mathleen trug ihre dicke Skijacke, hatte sich in zwei Decken eingewickelt und fröstelte dennoch angesichts der fast Minus zwanzig Grad. Als Marco das bemerkte befreite er sich von seiner Decke, bevor er Mathleen näher an sich heran zog und sie beide wieder in die wärmende Decke wickelte. Als die Brünette realisierte, dass sie sich instinktiv noch näher an den warmen Körper neben sich angeschmiegt hatte wurde sie rot im Gesicht, was Marco nur herzlichst lachen ließ. 'Gut das Hanna und Lilli im Haus sind und Sara so ins Sterne gucken vertieft ist', dachte sie sich als sich eine raue Hand vorsichtig unter ihr Kinn schob und dieses sanft anhob. Die Achtzehnjährige blickte auf und fand sich gefangen in den azurblauen Seelenspiegeln des Piraten wieder. Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen schon leicht berührten. Obwohl Mathleen aufgrund der Nähe anlief wie eine überreife Tomate konnte sie den Blick nicht abwenden. Marco schmunzelte, während irgendwo in einer fernen Welt eine Stimme, Saras Stimme, anfing von fünf hinunter zu zählen. Alles hörte sich für Mathleen an wie durch Watte. 5 – Marco schenkte Mathleen einen warmen Blick. 4 – Sie erwiederte diesen und lächelte leicht. 3 – Er sah sich bestätigt und drehte seinen Kopf leicht zur Seite. 2 – Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Lippen voneinander. Mathleen schloss ihre Augen. 1 – Zeitgleich mit dem Beginn des neuen Jahres vereinte Marco ihre Lippen. Während der Himmel vom Funkenregen des Neujahrsfeuerwerkes in ein helles Licht getaucht wurde durchfuhren Mathleen ebenso tausende von Funken. Noch nie war sie so sanft geküsst worden. Mathleen hatte ihre Augen wieder leicht geöffnet und beobachtete aus den Winkeln die bunten Punkte am Himmel. Sie lächelte in den Kuss hinein, einerseits weil er sie endlich geküsst hatte und niemand dazwischen gefunkt hatte und andererseits, weil sie einfach nur glücklich war. Ihre Gedanken sind zum Erliegen gekommen und all ihre Sinne waren im Hier und Jetzt, bei diesem einen Kuss, bei Marco. Ihr Herz setzte kurz aus, um dann mit doppelter Geschwindigkeit seinen Dienst wieder anzutretten. Sie genoss diesen Kuss und das schien auch Marco zu merken, denn er wurde fordernder. Sanft wie ein Windhauch in einer lauen Sommernacht strich seine Zunge über ihre Lippen und bat so stumm um Einlass, welchen sie ihm auch gerne und ohne zu zögern gewährte. Ihre Mundhöhle wurde ausgekundschaftete und ihre Zunge zum Spielen animiert. Sie ließ sich darauf ein und schlang ihre dünnen Arme um Marco breite Schultern, während er sie an der Hüfte näher zu sich zog. Sie saß nun schon fast auf seinem Schoss. Leider brauchte der Mensch nun einmal Sauerstoff um zu Überleben und so mussten sie ihren Kuss beenden. Man kann nämlich nicht für immer die Luft anhalten, aber doch ziemlich lange. Mathleen lehnte ihren Kopf an Marcos Schulter und beobachtete noch etwas das Feuerwerk, die Begrüßung des neuen, ihres perfekten, Jahres. Marco küsste sie noch einmal sanft auf den Scheitel bevor er seinen Kopf auf ihrem ablegte und ebenso den hell erleuchteten Nachthimmel beobachtete. Sie brauchten keine Worte mehr, um zu wissen WAS dieser Kuss bedeutet hatte. Die Brünette lächelte dem Himmel entgegen und schloss müde ihre Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)