Highway To Hell von Jason ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ - Nico - Es regnete in Strömen und er saß irgendwo im Nirgendwo. Er hatte gehofft an dieser Tankstelle auf jemanden zu treffen, der ihn mitnehmen könnte. Irgendwer, er war nicht einmal sonderlich anspruchsvoll was seine Reisebegleitung anging. Die einzigen Voraussetzungen die er stellte waren der Besitz eines Autos. Nico saß an einer der Zapfsäulen. Kein Wunder, dass diese Tankstelle geschlossen war. Welche Menschenseele verirrte sich auch schon hier her? Wer, außer er? Er zog seinen Rucksack zu sich heran und öffnete diesen. Ein halbes Käsesandwich, zwei Coladosen und eine Packung Kekse. Das war alles, was ihm noch an Proviant geblieben war. Für den heutigen Tag sollte es noch reichen, aber er sollte es bald bis in die nächste Stadt schaffen. Der Italiener fischte das Sandwich aus dem Rucksack, zog den Reißverschluss zu, schulterte ihn und stand auf. Während er die sandige Straße weiter ging, schob er sich das Sandwich in den Mund und aß dieses. Dieses Mahl war unverkennbar bereits ein paar Tage alt… Der Regen durchnässte ihn. Sein schwarzes Haar klebte ihm auf der Haut und er strich es sich aus der Stirn, als dieser Zustand ein Level der Nervigkeit erreichte, den er nicht mehr dulden konnte. Er lief durch einige Pfützen und erhielt somit den spürbaren Beweis für die nicht vorhandene Wasserundurchlässigkeit seiner Schuhe. Es kümmerte ihn jedoch nicht. Nach all dem, was ihm in den letzten Wochen passiert war, schien ihm eine daraus resultierende Erkältung eine belanglose Unwichtigkeit zu sein. Als das Sandwich verzehrt war, rumorte sein Magen noch immer und verlangte nach mehr. Der kleine Rest seines vorgestrigen Mittagessens schien nicht ausreichend gewesen zu sein. Er weigerte sich jedoch, bereits jetzt die Kekse anzubrechen also setzte er seinen Weg mit knurrendem Magen fort. Ein Zeitgefühl hatte er nicht mehr. Nico machte daran, dass es langsam hell wurde, aus, dass er bereits seit ein paar Stunden ohne jeden Plan oder Orientierung unterwegs war. Der Regen hatte bereits vor einiger Zeit ausgesetzt, seine Kleidung klebte ihm ekelhaft an der Haut und das Wasser tropfte von seinen Haaren. Die Sonne war bereits vollends hinterm Horizont aufgetaucht und blendete ihn, als er beschloss wieder eine Rast einzulegen. Er ließ sich am Straßenrand auf den Hintern fallen und blieb dort sitzen. Seine Füße schmerzten, seine Beine schmerzten und ihm war kalt. Zitternd lehnte er sich an ein Straßenschild und versuchte die Augen offen zu halten. Er war alleine im Freien, ihm war kalt und er fühlte sich schwach. Jetzt einzuschlafen wäre fatal, aber er benötigte ein paar Momente der Ruhe… -     - Nico schreckte auf, als er den Motor eines Autos hörte. Er war tatsächlich eingeschlafen. Er verfluchte sich selbst auf italienisch, während er in fremde dunkle Augen blickte. „Oh, du lebst also noch. Glück gehabt.“ Eine junge Frau, vielleicht Anfang 20, richtete sich vor ihm auf. „Ich dachte schon, ich müsste die Polizei rufen.“ „Was?“, sofort stand Nico kerzengerade dar und suchte, mit festem Griff, Halt an der Stange des Straßenschildes. „Keine Polizei! Bloß nicht!“ Er hätte sich wohl kaum verdächtiger machen können, dabei hatte er nichts verbrochen. ‚Fassung bewahren‘, ermahnte er sich selbst. ‚Cool bleiben.‘ Die junge Frau runzelte die Stirn. „Hey Kleiner“, er hasste es, wenn man ihn so nannte. Er war immerhin schon 17. „Was hast du verbrochen?“ „Gar nichts“, Nico zog die Augenbrauen zusammen. Sie schien ihm nicht zu glauben. Er konnte es ihr nicht verübeln. Jeder Mensch, der um jeden Preis den Kontakt mit der Polizei vermeiden wollte, machte sich prinzipiell bei anderen verdächtig. Nico schob die Hände in seine Hosentasche und zog 20$ aus dieser. „Nimm mich mit“, bat er sie. „Wohin?“ „Hollywood.“ Sie runzelte die Stirn als würde sie darauf warten, dass sich das als ein Scherz heraus stellte. Nico schwieg jedoch. Er sah sie ernst an und streckte ihr das Geld entgegen. „Junge, selbst wenn 20$ bis nach Hollywood reichen würden, ich nehme keinen Kriminellen mit.“ Nico schnaubte abfällig und zog die Augenbrauen zusammen. Seine Blick war hart. „Ich bin kein Krimineller, das schwöre ich! Aber ich bin auch niemand, der Fremden seine Lebensgeschichte erzählt!“ Er streckte ihr das Geld noch einmal mit Nachdruck entgegen. „Ich bin auch zufrieden, wenn du mich einfach mit bis in die nächste Stadt nimmst!“ Er sah sie ernst an, dennoch lag eine deutliche Bitte in seiner Stimme, welche er sich jedoch weigerte offen auszusprechen. Die junge Frau atmete einmal schwer durch. Sie strich sich über den Nacken und seufzte. „Ich werde das mit Sicherheit noch bereuen.“ Sie fischte das Geld aus Nicos Hand. Offenkundig wollte sie ihn nicht aus Gutherzigkeit mitnehmen, aber er sah ein für diesen Dienst zu bezahlen. „Mein Name ist Reyna.“ Nico zuckte mit den Schultern und hob seinen Rucksack auf. „Meiner nicht.“ Er ging um das Auto herum auf die Beifahrerseite, um dort einzusteigen. Er öffnete die Tür und nahm seinen Platz ein. Reyna schob sich das Geld in die Hosentasche. „Ich verlange nicht nach deiner Lebensgeschichte“, sie setzte sich hinter das Steuer. „Aber zumindest deinen Namen könntest du mir verraten.“ Nico schwieg. Er wollte nicht. Reyna schien diese Reaktion offenkundig nicht zu gefallen. Sie zog das Geld aus ihrer Tasche heraus und hielt es dem Jungen wieder entgegen. „Ich bin auf dich nicht angewiesen, Kleiner. Unsere Beziehung ist keine Symbiose und ich kann auf deine Existenz verzichten.“ Er sah zu ihr. Wie sehr er es doch hasste, dass sie Recht hatte. Er war derjenige, der sich in einer Abhängigkeit befand. Wenn sie ihn nicht mitnahm hatte er keine Ahnung wann und ob er es in die nächste Stadt schaffen würde. „Nico“, murmelte er daher trotzig. Er dachte sich keinen falschen Namen aus. Er kannte sich selbst sehr gut und wusste, dass er sich keine Mühe geben würde sich einen falschen Namen zu merken. „Geht doch.“ Reyna schob das Geld wieder in ihre Tasche. Sie griff hinter sich auf den Rücksitz und drückte Nico ein Handtuch in die Hand. „Leg dir das unter, du versaust hier noch alles.“ Er widersprach nicht und ließ ihren Worten Taten folgen. „Und es wird nicht im Auto gegessen.“ Er runzelte die Stirn. Auf dem Armaturenbrett lag eine leere Tüte aus einer bekannten Fast-Food-Kette. Offenbar schien diese Regel also nur für ihn zu gelten? „Aber-“ „Nha!“, sie schnitt ihm das Wort ab, startete den Motor und fuhr los. „Nicht, dass du noch anfängst dich hier heimisch zu fühlen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)