Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 15: Geborgenheit ------------------------ Noch mit diesem Gedanken beschäftigt sickerte Kurai in einen mattschwarzen Schlaf, der sich gleich einer Decke um sie legte. Anfangs schlief sie ruhig und hörte noch das angenehme Prasseln des Feuers, aber je älter die Nacht wurde, desto übler begann das Mädchen zu träumen. Kyuubi sprach kurz mit ihr, aber ihr Geist war nicht fähig, seine Worte aufzunehmen - und gleich darauf folgte ein wirklich realer Traum von Shabons Tod. Unbedingt wollte Kurai sie schützen, aber da schlitzte man erst ihr und dann Kakashi den Bauch auf, der plötzlich vor ihr erschienen war, ebenso wie es den Nuke-Nin heute ergangen war. Lorrenor war in Kurais Traum verschwunden. Als ihre blauen Augen aufschlugen, stand Schweiß auf Kurais Stirn. Wieder beschlich sie diese grauenhafte Angst, irgendetwas würde aus der nächsten Ecke kommen und sie ebenso zurichten wie die Gefangenen. Suchend huschte ihr Blick umher, blieb nervös an jedem Schatten haften und besann sich dann wieder. Das Lagerfeuer war inzwischen erloschen, nurnoch kleine Aschestückchen leuchteten leicht in der Dunkelheit auf. Auch diese Sicherheit war verschwunden. Kurz spähte Kurai zu Shabon; sie lag am Boden und schlief und auch Lorrenor trat in ihr Sichtfeld. Er atmete ebenso ruhig. Kurai hob langsam den Kopf. Der Meister saß nun auf dem Baumstamm, sie konnte seinen breiten Rücken erspähen. Sie zögerte und setzte sich so leise wie möglich auf, um ihre Kameraden nicht zu wecken. Es raschelte im Gebüsch und Kurai schwitzte mehr. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt. Jedes noch so kleine Geräusch brachte ihren Puls auf Hundertachtzig und ließ ihr Herz schnell pulsieren. Das Fuchsmädchen versuchte erneut, sich zu besinnen, aber dann stand es schließlich auf und schlurfte mit leisen Schritten hinüber zu Kakashi-Sensei. Die Dunkelheit kam ihr hier heller vor, obwohl das absoluter Unsinn war. Was hatte dieser Oberninja nur ansich, dass er Kurai in jeder Situation beruhigen konnte? »Schlafen sie?«, flüsterte Kurai leise und kam sich sogleich dumm vor. Natürlich schlief er nicht beim Wachehalten... Und wenn er doch schlief, hatte sie ihn damit geweckt. Mist... »Nein...«, flüsterte Kakashi leise, »Warum du nichtmehr?« »Ich kann nichtmehr schlafen...«, log Kurai. Sie hatte nur Angst die Augen zu schließen, mehr nicht. Müde war das Mädchen dennoch. »Versuch es«, er sah sie nicht an und ließ seinen Blick nicht von dem Wald um ihn herum ab, »Du brauchst die Erholung.« Kurai seufzte tonlos. Sie zögerte erneut. Sollte sie ihm sagen was Sache war? Oder lieber ihren falschen Stolz behalten und wieder zurück in die Dunkelheit spazieren? Ihr Herz pumpte plötzlich wieder so schnell. Sie dachte darüber nach, dass sie kein Einzelgänger mehr sein sollte. »Ich...«, begann Kurai fast lautlos, »...Ich habe Angst.« Der Meister schwieg einen Moment. Sicherlich würde er sie gleich tadeln, dass sie ein Ninja war und ihre Gefühle unterdrücken können musste. Aber der silberhaarige Jo-Nin sagte nichts und rutschte stumm auf dem Baumstamm ein Stück nach rechts. Kurai starrte einen Augenblick lang auf die Stelle, die er für sie freigemacht hatte und setzte sich dann leise. Noch immer war das Holz an der Stelle warm, an der er einst verweilt hatte. Beschämt aber froh saß Kurai nun neben ihm, nur eine Handlänge von dem Mann entfernt. Kurai legte ihre Hände auf ihren Knien ab und spähte ins Dunkel. »Ich bin noch... ein ganz schöner Schwächling«, murmelte sie. Ihre Aktion eben war peinlich gewesen, ohne Zweifel. »Du bist Ge-Nin...«, flüsterte der Sensei, »Du kannst dir soetwas noch erlauben... Es ist vollkommen natürlich, dass du jetzt Angst hast.« Dieser Satz erleichterte Kurai etwas. Ein leichter Luftzug ließ einige ihrer Haarsträhnen wehen. »Ich staune, dass Lorrenor und Shabon schlafen können...«, meinte Kakashi nach kurzer Stille. »Sie müssen sehr müde sein... Ich war auch müde, aber... ich habe schlecht geträumt.« Der Jo-Nin neben ihr sagte nichts. »Sensei...«, flüsterte Kurai nun fast lautlos. Sie wollte ihn unbedingt etwas fragen. Etwas, was ihr schon längere Zeit auf der Seele brannte. Und jetzt war eine gute Gelegenheit dafür. Der Mann horchte auf und bedeutete ihr so, weiterzusprechen. »Haben sie...«, sie verschluckte einen Teil der nächsten Worte, ehe sie fortfuhr: »Haben sie auch Angst, ihr Team zu verlieren?« Angespannt wartete Kurai auf eine Antwort. »Hast du sie?«, kam es als Gegenfrage. »Ja...«, gestand das Fuchsmädchen ehrlich, »Seitdem ich mein Team... so lieb gewonnen hab'... habe ich ständig Angst.« »Ich habe mein Team schon seit langer Zeit verloren...«, erzählte Kakashi leise, »Ihr seid das erste Team, das ich seit meinem Eigenen wieder hatte.« »Wirklich?« »Ja... Meine Prüfung hat vorher niemand bestanden.« »...Das mit ihrem Team tut mir leid...« Leicht schüttelte der Mann den Kopf, Kurai konnte seine Silhouette im Mondlicht erkennen. »Es ist gut, wenn du Angst um dein Team hast, Kurai...«, fuhr Kakashi fort, »Das ist die Grundlage für Zusammenarbeit. Wenn sie dir so viel bedeuten, dann beschütze sie. Dadurch wirst du stark.« Hieß das, dass Meister Kakashi das Gleiche für seine Schüler empfand wie Kurai für ihn und ihre Kameraden? War diese enge Bindung innerhalb der Gruppe normal? »Damit hast du doch heute schon angefangen.« Kurai schwieg beschämt. Sie wollte nicht hören, dass sie Shabon gerettet hatte... Es machte sie glücklich, es getan zu haben, mehr wollte sie nicht. Keinen überschwänglichen Dank oder irgendeine Gutheißung. »Geh und versuch zu schlafen«, sprach Kakashi durch ihre Gedanken hindurch, »Sonst bist du morgen nicht fit.« Gehorsam nickte Kurai, aber sie wusste, dass sie hinten nur wieder die Angst packen würde. Es raschelte erneut und alarmiert sah Kurai auf, aber Kakashi rührte sich nicht und so akzeptierte auch sie, dass es ein harmloses Tier sein musste. »Meister...«, fragte Kurai dann mit gesenktem Kopf, »Kann ich... hierbleiben?« Sie fürchtete seine Antwort nahezu, als sein dunkles Auge sie kurz fixierte. Dann jedoch stieß der Mann seinen Kopf zu einem seichten Nicken an. »Natürlich.« »Danke...«, entfuhr es Kurai und sie erhob sich langsam. Sie setzte sich hinter Kakashi ins Gras - es war kühl, aber nicht nass - und lehnte das Kreuz an den dicken Baumstamm, sodass sie sich nun gegenseitig im Rücken hatten. Im Augenwinkel sah Kurai noch den grünen Stoff von Kakashis Weste und einen Teil seines Oberschenkels und das schenkte ihr Ruhe. Wo er war, da war Kurai sicher. Woher kam nur dieser Glaube? Kurai hätte dieses Gefühl so gern verstanden, denn inzwischen brachte es sie beinahe um den Verstand. »Meister?«, sprach Kurai ihn nocheinmal an. Da sie inzwischen den Hinterkopf gegen das Holz gelehnt hatte, klang ihre Stimme tiefer als sonst. Wieder erwiderte er nichts, aber Kurai wusste, dass er hinhörte. »Die Narben...«, begann das Fuchsmädchen jetzt. Bei dem Auftrag in Kumo hatte er sie gefragt, woher sie stammten - Kurai hatte es ihm nicht erzählen wollen. Dennoch fühlte sie sich jetzt im Moment dazu in der Lage. Sie vertraute Kakashi-Sensei und war sich sicher, dass soetwas nicht noch einmal passieren würde. Noch immer schwieg der Jo-Nin. »Es... Es war ein Freund meines Vaters«, erzählte Kurai jetzt und schaute dabei gedankenversunken in den sternenlosen Himmel, »Kurz nachdem er gestorben war, hat sich sein Freund Yota um mich gekümmert. Ich war froh darüber und irgendwann mochte ich ihn auch wirklich, weil er mich davor bewahrt hatte, ins Heim zu müssen. Immerhin war ich noch ziemlich klein...« Kakashi nickte. »Na ja...«, fuhr sie fort, »...Er war ein Jahr, vielleicht noch etwas mehr, ständig bei mir. Aber irgendwann ist er reingekommen, als ich duschen wollte... Und er hat mein Siegel gesehen.« Kurz stockte Kurai. Sie hatte noch nie über ihr Siegel gesprochen und zumeist versucht es geheimzuhalten. »Ich habe es am... Bauchnabel.« »Ich weiß«, sagte Kakashi nur tief. Kurai dachte einen Moment lang nach. Er musste es gesehen haben, als er im Wald ihre Wunde begutachtet hatte. Sie zögerte, ehe sie weitersprach: »Er wurde auf einmal so komisch... Und er hat mich gefragt, was das ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht weiß. Er hat mich grob an den Armen gepackt und angebrüllt, dass ich ihn nicht anlügen soll und da hat er mir Angst gemacht. Sicherlich hatte er selbst nur Furcht, aber das konnte ich damals nicht verstehen...«, verbittert verengte Kurai ihre Augen ein Stück, »Ich hab gerufen, dass er mich loslassen soll... Und ein kleiner Chakrastoß von Kyuubi hat mich entkommen lassen. Ich hatte Panik und bin rausgerannt, aber auf der Straße bin ich hingefallen. Als ich mich zu ihm umgedreht habe, ist er mit einem Kunai auf mich losgegangen... Und da habe ich den Arm vors Gesicht geschlagen, um mich zu schützen. Er hat es nochmal versucht und es mir in den gleichen Arm gerammt... Was dann passiert ist, weiß ich nichtmehr. Ich glaube, dass mir jemand geholfen hat.« Noch während Kurai gesprochen hatte sank ihr Rücken schlaff hinunter ins Liegen. Ihr Hinterkopf ruhte nun dicht neben Kakashis Bein auf dem Stamm. Der Halbschlaf übermannte sie in Minutenschnelle und auch der Tiefschlaf ließ keine halbe Stunde auf sich warten. »Schlaf ruhig... Dir wird nichts passieren«, dieser Satz von Kakashi drang an Kurais Ohren, als sie gerade endgültig einschlief. Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie seine Äußerung allerdings vergessen. Müde und erschöpft öffnete Kurai die verklebten Augen, da Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten. Langsam hob sie den Nacken, der ihr von dieser unbequemen Haltung unendlich wehtat und erspähte noch immer Kakashi neben sich. Er schien sich keinen Millimeter bewegt zu haben und ruhte noch immer neben ihr, doch als Kurai sein Gesicht ansah, hob sich sein Augenlid. Er hatte anscheinend wirklich nicht geschlafen. Erneut wuchs das Vertrauensgefühl, was Kurai empfand und sie richtete sich langsam auf. Ihre Hand massierte einen kurzen Moment den verspannten Nacken, ehe sie zweimal mit dem Genick knacken konnte und sich besser fühlte. »Weck bitte die Anderen«, hörte Kurai Kakashi, »Wir sollten weiterziehen.« »In Ordnung...« Das Fuchsmädchen unterdrückte ein Gähnen und begab sich zu Shabon. Hintergekniet rüttelte sie leicht an der Schulter ihrer Freundin, bis diese ein brummendes Gemurmel vonsich gab: »Noch... Noch fünf Minuten...« »Nein«, wehrte Kurai ab und rüttelte ein wenig stärker, »Wir müssen weiter.« Nachdem Shabon mehr widerwillig eines ihrer Augen geöffnet hatte, nahm Kurai nun Ziel auf Lorrenor. Allerdings war bei diesem keine Weckaktion von Nöten, seine Augen schossen in die Höhe, kaum hatte Kurai sich ihm mehr als einen Meter genähert. Es dauerte einige Zeit, ehe das Team die Rucksäcke wieder geschultert hatte und weiterreiste. Während Kurai sich mithilfe ihrer Wasserflasche gerade die Zähne geputzt hatte, war ihr Blick abermals auf den silberhaarigen Oberninja gefallen. Er war die halbe Nacht wach gewesen, doch müde sah er nicht aus - zumindest nicht müder als sonst. Er hatte keine Augenringe und auch keine schlechte Laune. Kurai fragte sich in diesem Moment, warum sie überhaupt darüber nachdachte. Die Gruppe zog weiter. Das mulmige Gefühl in der Magengegend war beinahe verebbt, aber dennoch schaute sich jeder von ihnen ganz genau um. Die Angst blieb in den Knochen sitzen, auch wenn die Erinnerung die Blässe eines Traumes angenommen hatte. Es waren vielleicht noch sechs Stunden bis Ame und die würden sie schon noch überstehen. Kurai hoffte nur inständig, auf dieser Reise nicht wieder angegriffen zu werden, denn das konnten sie alle momentan nicht gebrauchen. Dennoch... Sollte es soweit kommen, würde Kurai ihre Freunde um jeden Preis beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)