Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 15: Bei James --------------------- Nachdem wir den ganzen Tag in der Winkelgasse verbracht hatten, kehrten wir schließlich zum Tropfenden Kessel zurück. Während James meinen Koffer holen ging, verabschiedeten Marlene und ich uns voneinander. „Also dann, wir sehen uns dann nächste Woche am Bahnhof“, meinte sie und umarmte mich zum Abschied. „Ja, bis dann“, erwiderte ich. „Ich wünsch dir noch schöne Ferien bis dahin.“ „Ich euch auch. Und genieß die Zeit bei James.“ Sie zwinkerte und winkte mir noch einmal zu, bevor sie sich zum Kamin umdrehte und zu sich nach Hause reiste. Auch Sirius und Jana standen schon neben dem Kamin und warteten auf James und mich. „Da bin ich“, rief James, als er mit meinem Koffer dazu kam. Sirius griff schon nach dem Flohpulver. „Ich reise voraus“, sagte er. „Dann weiß Lily gleich, wo sie hinmuss.“ Und damit warf er eine Hand voll Pulver in das Feuer und stieg in den Kamin. „Hardwins Place“, rief er und schon verschwand er. „Hardwins Place?“, wiederholte ich und blickte James an. „Das war ein Vorfahre von mir“, erklärte er. „Meine Familie hält das Anwesen schon seit Generationen.“ „Aha.“ Auch Jana stieg in den Kamin und verschwand und James ließ mir nun den Vortritt. Ein Anwesen. Das klang so riesig! Wir kamen in einem geräumigen, aber gemütlich eingerichteten Kaminzimmer an, wo Sirius und Jana auf uns warteten. In einem Erker, neben dem Kamin standen ein ausladendes Ledersofa und zwei großzügige Ledersessel um einen Couchtisch herum. An der Wand entlang fanden sich Bücherregale und Kommoden, in der Mitte des Raumes standen ein Tischchen und vier Stühle rund rum und überall standen blühende Topfpflanzen. Vom Fenster im Erker aus, hatte man einen sehr guten Blick auf den Garten. „Willkommen bei mir zu Hause“, sagte James, nachdem er hinter mir aus dem Kamin gestiegen war. „Ich zeig dir erstmal dein Zimmer.“ Das Haus war wirklich riesig. Vom Kaminzimmer aus gelangte man in einen kleinen Flur, welcher, außer dem Kaminzimmer, auch in das Wohnzimmer führte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangsbereiches befand sich ein weiterer Flur, der, soweit ich das sehen konnte, in vier weitere Zimmer führte. Der Eingangsbereich selbst hatte eine offene Decke zum ersten Obergeschoss hin. An den Wänden hingen überall Familienportraits und ein großes, direkt neben der Eingangstür zeigte James und Jana als sie noch jünger waren. James führte mich ins erste Obergeschoss. Hier lagen offenbar die Schlaf- und Gästezimmer. Auch hier führten links und rechts jeweils ein Flur ab, die in die Zimmer führten. Die Zimmer von James, Jana und Sirius waren direkt vom Flur neben dem Treppenaufgang erreichbar. Das Gästezimmer, in das James mich führte lag am Ende dieses Flures, neben dem von James und gegenüber von Sirius. Das Zimmer glich fast einer Ferienwohnung. Es war unterteilt in zwei Zimmerchen, einem vorderen Aufenthaltsraum, mit einer gemütlichen Couch und einem großen Bücherregal, und einem hinteren Schlafzimmer, in dem ein breites Bett und ein Schreibtisch standen. „Es ist der Wahnsinn hier“, fand ich. „Danke“, erwiderte James und er schien sich darüber zu freuen. „Warum habt ihr eigentlich so viele Zimmer?“ „Naja, meine Eltern haben dieses Haus halt geerbt und vor mir gab es wohl Generationen mit mehr Kindern. Im Stockwerk über uns sind noch mehr Zimmer. Dort nutzen wir aber zurzeit nur den einen Raum, der auf die Terrasse rausführt als zweites Wohnzimmer und den größten Raum als Dachboden.“ Er hatte so einen Unterton, oder vielleicht bildete ich mir das ja auch bloß ein, als ob er die anderen Zimmer zukünftig eigentlich schon gerne wieder nutzen würde. Ich ging lieber nicht darauf ein. Ich wollte mir jetzt noch keine Gedanken darübermachen, ob und wie viele Kinder ich später vielleicht mal in die Welt setzen würde. Ein kleines Wesen mit großen Fledermausohren und leuchtenden blauen Glubschaugen kam mit einem großen Tablett mit einem Teller Keksen, einer Teekanne und einer Tasse ins Zimmer, das es auf den Tisch neben dem Sofa stellte. Dann drehte es sich zu mir um und verbeugte sich. „Willkommen, Miss“, piepste es. „Ich bin Kirbie, die Hauselfe. Wenn Sie etwas brauchen, dann rufen Sie einfach nach mir oder nach Corbie.“ „Danke, Kirbie“, antwortete James und die Hauselfe drehte sich wieder um und verschwand aus dem Zimmer. Ich blickte ihn blinzelnd an. „Ihr habt eine Hauselfe?“, fragte ich etwas irritiert. Ich kannte bisher keinen, der eine Hauselfe besaß und ich wusste auch nicht viel, außer dass sie den Zauberern dienten. „Zwei“, antwortete James. „Corbie und Kirbie.“ Ich blickte ihn immer noch verdutzt an. „Die sind lieb“, fügte James hinzu, als er mein Gesicht sah. „Du könntest dir sogar, wenn du das wölltest, zu jeder Tages- und Nachtzeit ‘nen großen Teller Sandwiches bringen lassen. Das macht Tatze manchmal so. Aber du solltest sie auf jeden Fall sehr freundlich und respektvoll behandeln. Da legt Mum nämlich sehr großen Wert drauf.“ „Aha…“ Ich beließ es dabei, weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf antworten sollte. „Pack erstmal in Ruhe deinen Koffer aus“, schlug James vor. „Ich bin nebenan, wenn irgendwas sein sollte.“ „OK“, erwiderte ich. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange und ging aus dem Zimmer. Ich hatte nun Zeit, mich ausgiebig umzuschauen. Neben dem Schreibtisch, in meinem Schlafbereich befand sich eine Kommode, deren Innenraum magisch vergrößert war, sodass ich meine Kleidung gut darin verstauen konnte. Meine sämtlichen Schulsachen fanden gut in einem der beiden Beistellschränkchen neben dem Bett Platz. Auch deren Innenräume waren magisch vergrößert. Ich packte meinen Koffer aus und sah mich noch ein wenig im Bücherregal um. Hier fanden sich alle möglichen Themen; Romane, Geschichtsbände, alte Zauberspruchbände, Lexika und so weiter und so weiter. Womöglich würde ich hier kaum zum Schlafen kommen und stattdessen die ganzen Nächte durchlesen. Schließlich wandte ich mich von den Büchern ab und ging zu James rüber. Sein Zimmer war in etwa so groß, wie meine beiden Zimmerchen zusammen. Es war durch ein Bücherregal in einen vorderen Lesebereich mit gemütlicher Sitzecke und einen hinteren Schlafbereich mit Schreibtisch unterteilt. Sein Schlafbereich war in den Gryffindorfarben gehalten und überall an den Wänden hingen Poster seiner Lieblings-Quidditchmannschaft, den Montrose Magpies. Sein Schreibtisch stand an der Rückwand des Bücherregals auf der Fensterseite, sein Bett, das ebenso breit war wie meins stand dem gegenüber. Eine ältere Dame stand noch in seinem Zimmer und hatte bis gerade eben noch mit ihm geredet. Als ich dazu kam, wandte sie sich gerade um zum Gehen. „Oh hallo“, grüßte sie mich lächelnd. „Herzlich willkommen bei uns zu Hause, aber ich lass euch zwei erstmal für euch.“ Damit verließ sie das Zimmer. Ich hatte eigentlich gedacht, dass James‘ Großmutter eigentlich schon verstorben wäre. Aber wenn ich es mir genau überlegte, hatte er ja eigentlich nur von einer Großmutter geredet gehabt. Bei so einem großen Haus war es ja auch gut möglich, dass seine noch verbliebene Großmutter mit unter einem Dach wohnte. James saß lässig auf seinem Bett und grinste mich an, als ich mich ihm zuwandte. „Wie gefällt es dir hier, bis jetzt?“, wollte er wissen. „Es ist riesig!“, fand ich. „Ich denke, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass ihr zwei Hauselfen habt… und so viele Zimmer…“ Er lachte. „Das wird hoffentlich nicht schwer“, sagte er. „Mal sehen“, erwiderte ich lächelnd. „Du hattest mir gar nicht erzählt, dass deine noch verbliebene Großmutter auch hier wohnt.“ Er guckte mich verdutzt an. Doch dann stieß er plötzlich einen kurzen Lacher aus. „Nein, was ich dir eigentlich vergessen habe, dir zu erzählen, ist, dass meine Eltern nur durch einen Trank so jung aussehen, wie du sie kennen gelernt hast,“ antwortete er und als er mein Gesicht daraufhin sah, lachte er noch mehr. „Ich hatte ja, glaube ich, erzählt, dass mein Vater Unternehmer war, oder? … Nun das Ding ist, dass er schon in den Ruhestand gegangen ist, bevor Jana und ich geboren wurden. Wir waren sozusagen noch eine Überraschung auf ihre alten Tage, aber in der Öffentlichkeit und um sich selber noch ein bisschen jünger zu fühlen, nehmen sie immer so einen Trank, um jünger auszusehen. Mein Vater hat ihn selber erfunden.“ Mir hatte es jetzt endgültig die Sprache verschlagen. James fand meinen Gesichtsausdruck offensichtlich witzig und zog mich lachend zu sich ran. „Tut mir leid“, sagte er. „Das ist so normal für mich, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dir das vorher zu sagen.“ „Gut, dass mir, ihr gegenüber, mein Gedanke nicht rausgerutscht ist“, kommentierte ich. „Sie hätte es mir wohl übelnehmen können.“ „Das glaube ich nicht“, versicherte James. „Woher hättest du es auch wissen sollen?“ Ich antwortete nicht darauf. Stattdessen wechselte ich lieber das Thema. „Dein Vater hat also Tränke vertrieben, die einen jünger aussehen lassen?“ „Ähm, nein“, antwortete James. „Er hat zwar Tränke vertrieben, die er selber erfunden hat, aber den Trank, um jünger auszusehen hat er erst nach seinem Ruhestand erfunden, eben für sich selbst und Mum.“ „Und was hat er stattdessen für Tränke vertrieben?“ „Ähm…“ Aus irgendeinem Grund schien James das wohl etwas peinlich zu sein. „Das meiste Geld hat er mit einem Trank eingenommen, der dafür sorgt, dass jede noch so unordentliche Frisur glatt liegt“, erzählte er etwas zögerlich. Jetzt lachte ich. „Aber du scheinst von diesem Trank noch nie was gesehen zu haben, oder?“, wollte ich wissen. „NEIN!“, protestierte James empört. „Meine Haare sind nicht unordentlich! Die sind Stil! An meine Haare kommt NICHT EIN Tropfen von diesem Teufelszeug!“ „Dein Vater muss doch ziemlich enttäuscht sein, weil sein eigener Sohn seine Erfindung so ablehnt“, lachte ich. „Dafür nutzt ja Tatze den Trank gelegentlich.“ „Aber der ist ja nicht sein Sohn.“ „Ach naja, seit er von sich zu Hause abgehauen ist, besteht da für ihn und meine Eltern kein Unterschied mehr. Mum und Dad haben ihn auch extra aufgefordert, dass er sie jetzt als seine neuen Eltern betrachtet.“ Damit wollte er offenbar diese Unterhaltung dem Ende zu führen. Ich tat ihm den Gefallen, aber es amüsierte mich immer noch. Er zeigte mir den Rest des Hauses. Vom gegenüberliegenden Flur aus gelangte man in zwei weitere Gästezimmer, ein Badezimmer und das Schlafzimmer seiner Eltern. Im Erdgeschoss waren ein weiteres Badezimmer, die Küche, das Esszimmer und ein Hausaufgabenzimmer. „Wozu braucht man ein Hausaufgabenzimmer?“, wollte ich wissen. „Naja, damit du dir halt aussuchen kannst, wo du deine Hausaufgaben machen möchtest“, erwiderte James und zuckte mit den Schultern. „Je nachdem, wo du halt findest, dass du gerade am besten arbeiten kannst, könntest du entweder in deinem Zimmer lernen, im Wohnzimmer, im Kaminzimmer, hier oder unten in der Bibliothek.“ „Ihr habt ‘ne eigene Bibliothek?!?“ „Ja, unten im Keller. Meine ganze Familie ist ziemlich lese-verrückt und die ganzen Bücher haben sich über die Generationen hinweg angesammelt. Insgesamt müssen in diesem Haus bestimmt mehr Bücher sein, als in der Bibliothek von Hogwarts.“ Er grinste und mir hatte es die Sprache verschlagen und ich schüttelte etwas ungläubig den Kopf. Offensichtlich fand er jedoch meinen Geschichtsausdruck komisch. „Du müsstest dich selbst mal beobachten“, meinte er belustigt. „Ich bin nur etwas geplättet“, erwiderte ich. „Das Haus meiner Eltern ist nicht halb so groß wie das hier!“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Wenn du willst, könnte ich dir ja anbieten, das Haus deiner Eltern größer zu zaubern“, schlug er vor. Ich prustete. „Du hast echt ‘nen Vogel!“, antwortete ich darauf. „Na was soll ich darauf schon antworten?“, wollte James wissen. „Ich bin halt hier aufgewachsen.“ Darauf fiel mir nichts weiter ein und in diesem Moment läutete eine der beiden Hauselfen eine Glocke, dass das Abendessen bereitstand. *** Die Woche verging geradezu wie im Flug. James entführte mich fast täglich nach draußen, um den ganzen Tag durch die Landschaft zu spazieren. Nur ein paar Kilometer von hier lag das kleine Dorf Godrics Hollow, das er offensichtlich mochte. Und jedes Mal wenn wir durch dieses Dorf spazierten, wollte unbedingt an einem Haus vorbei, das offenbar leer stand. Von außen betrachtet, wirkte es recht groß. Es hatte einen großen Garten und die Lage war idyllisch. „Warst du schon mal drin?“, wollte ich wissen, als wir wieder an diesem Haus vorbeikamen. Es war schließlich offensichtlich, dass er wohl ein gewisses Interesse an diesem Haus hatte. „Nein, aber ich wüsste, wer dieses Haus verkauft und könnte fragen, ob wir es uns ansehen dürfen“, schlug er vor. Ich rollte mit den Augen. Er hatte doch nur darauf gewartet, dass ich frage! „Warum nicht?“, antwortete ich. Er grinste und schleifte mich förmlich zum Makler, der etwas überrascht schien, dass es tatsächlich noch Interessenten für dieses Haus gab. Offensichtlich stand dieses Haus schon länger zum Verkauf, aber niemand wollte es haben. Es war geräumig und in gutem Zustand. James war hin und weg und ich konnte ihm ansehen, dass ich es ihm eh nicht ausreden könnte. Als der Makler jedoch den Preis nannte, stockte mir allerdings der Atem. Der war eindeutig zu hoch für meinen Geschmack. Das musste wohl der Grund sein, warum das Haus noch immer leer stand. Die Gegend hier war wohl zu abgelegen, als dass sich viele Interessenten gefunden hätten und für eine so abgelegene Gegend war der Preis wohl einfach zu unattraktiv. James allerdings schien noch immer die Ruhe selbst. „Wir nehmen es“, sagte er unvermittelt. Ich starrte ihn irritiert an. „Wie?“, wollte ich wissen. „Du willst es dir nicht erst noch in Ruhe überlegen und vergleichen?“ „Nö“, antwortete er vollkommen überzeugt und er sah aus, als würde er sich gerade seinen Kindheitstraum erfüllen. „Moment! Du hast gesagt ‚Wir nehmen es‘. Und WIR denken noch in Ruhe drüber nach und vergleichen!“ „Aber-“ „Wir melden uns“, teilte ich dem Makler freundlich mit und schleifte James nach draußen. Der guckte mich etwas bedröppelt an. Ich wartete bis der Makler außer Hörweite war, dann wandte ich mich ihm zu. „Hat dir das Haus nicht gefallen?“, fragte er, noch bevor ich etwas sagen konnte. „Doch, aber das heißt doch nicht, dass ich es gleich kaufen wollte“, antwortete ich. „Warum nicht?“ „Hast du den Preis mitbekommen? Das ist so teuer!“ „Ich fand nicht, dass es teuer ist.“ Natürlich! Er konnte es sich leisten. Und trotzdem… „James, das geht mir einfach zu schnell“, erwiderte ich. „Ich dachte, wir wollten uns das Haus nur angucken, aber nicht, dass wir es gleich kaufen. Wir sind doch noch nicht mal drei Monate zusammen und auch noch nicht mit Hogwarts fertig und …“ Ich brach ab. Mein Gesicht glühte und das Ganze war mir etwas peinlich. „Du hast Recht“, antwortete er. „Tut mir leid. Ich hatte versprochen, dir Zeit zu lassen, aber bin wohl etwas übermütig geworden.“ Ich konnte nur nicken. „Wollen wir uns noch ein Eis holen und dann zurück nach Hause gehen?“, schlug er vor und ich war froh darüber. „Gern“, sagte ich und er führte mich zur Eisdiele, nur ein paar Straßen weiter. Natürlich war er mal wieder schneller damit selber zu bezahlen, noch bevor ich überhaupt nach meinem Portemonnaie greifen konnte. So langsam gewöhnte ich mich daran und sagte lieber nichts weiter dazu. „Könntest du dir vorstellen, hier einmal zu wohnen?“, fragte er mich, als wir die Eisdiele wieder verließen und zu ihm nach Hause spazierten. „James, bitte…“, erwiderte ich peinlich verlegen. „Tut mir leid…“ Den Rest des Weges unterhielten wir uns lieber über neutralere Themen und James gab sich auch für den Rest der Ferien Mühe, mich nicht noch einmal so in Verlegenheit zu bringen. *** Der Rest der Ferien verlief etwas ruhiger, aber trotzdem hatten James und ich genügend Zeit, die wir nur zu zweit verbrachten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir die Zeit jetzt fast schon ein wenig zu schnell verging. Ehe ich mich jedenfalls versah, waren die Ferien auch schon vorbei und wir machten uns auf den Weg zum Bahnhof Kings Cross zum Gleis 9 ¾. Es war geradezu überwältigend, alle wiederzusehen. Es kam mir vor, als hätten die Ferien ein ganzes Jahr gedauert, so viel wie sich bei mir getan hatte. Jetzt, wo ich so drüber nachdachte, konnte ich es kaum selber glauben, dass ich noch vor zwei Monaten felsenfest davon überzeugt gewesen war, James und ich würden niemals zusammenkommen. Und jetzt hatte sich meine Meinung über ihn so grundlegend geändert. Ich war glücklich darüber. Und in diesem Moment wurde mir das erst schlagartig bewusst. Die ganzen Ferien über war es mir fast wie in einem Traum vorgekommen, doch jetzt wurde es mir wohl erst so richtig klar. Ich griff nach James‘ Arm und plötzlich machte es mir nichts mehr aus, dass all unsere Mitschüler uns anstarrten und aufgeregt über uns tuschelten. Es machte mir nichts mehr aus, dass Alice, Dorcas und Mary uns abfingen, noch bevor wir ein Abteil gefunden hatten. Sie überfielen uns geradezu mit ihren Fragen und ließen sich auch nicht abschütteln. Aber das alles machte mich jetzt irgendwie glücklich. Ich freute mich, Marlene wiederzusehen und erzählte ihr begeistert von der vergangenen Woche und sie war eine begeisterte Zuhörerin. Jetzt auf einmal, nachdem es mir die ganzen letzten Wochen über noch ein wenig peinlich gewesen war, war ich nun nur noch glücklich darüber, mit James zusammen zu sein. Ich freute mich auf das neue Schuljahr, ich freute mich darüber, dass James und ich zusammen Schulsprecher waren und dass wir ein eigenes Appartement für uns haben würden und irgendwie kam es mir jetzt noch nicht einmal mehr so abwegig vor, für immer mit ihm zusammen zu bleiben. „James“, flüsterte ich ihm ins Ohr, als wir offenbar den Großteil der neugieren Fragen beantwortet hatten und einen Moment Ruhe hatten. Er drehte seinen Kopf zu mir. „Ja?“, fragte er. „Ich glaube, mir wird jetzt erst so richtig klar, wie glücklich ich eigentlich bin“, erzählte ich ihm. Er grinste. „Das ist mir schon lange klar!“, neckte er mich. „Ich weiß. … Ich liebe dich.“ Und ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, noch bevor er Zeit hatte zu antworten. Er ließ sich nicht lange bitten, um den Kuss zu erwidern und alles, was jetzt noch um uns herum geschah, war uninteressant. THE END Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)