Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 1: Urlaubspläne ----------------------- Ich öffnete die Tür zu meinem alten Zimmer und bugsierte meinen riesigen Koffer hinein. Das sechste Schuljahr war nun vorbei und vor mir lagen zwei herrliche Monate Sommerferien. Ich hievte meinen Koffer auf das Bett, um ihn auszupacken. Hinter mir betrat meine Mutter das Zimmer und stellte meinen Katzenkorb ab. „Lily, Schatz“, sagte sie, nachdem sie meine Katze Amber daraus frei gelassen hatte, „magst du nicht erst einmal mit nach Unten kommen. Dein Vater und ich wollten dir unseren Plan für diesen Sommer erklären.“ „Ja, ich komme, Mum“, antwortete ich und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort saß mein Vater gerade und hatte sich seine Zeitung genommen. Als wir eintraten, legte er sie jedoch beiseite. Er wartete bis meine Mutter und ich uns zu ihm gesetzt hatten und uns etwas Kaffee eingeschenkt hatten, den er vorbereitet hatte. „Also?“, fragte ich. „Was habt ihr denn so schönes diesen Sommer vor?“ „Wir dachten uns“, fing mein Vater an, „da das dieses Jahr deine letzten Sommerferien sind, könnten wir doch noch einmal mit der ganzen Familie zusammen etwas Schönes unternehmen und in den Urlaub fliegen.“ „Das klingt großartig!“, freute ich mich. „Wo fliegen wir hin? Und wann geht’s los?“ Ich war total aufgeregt. Seit Jahren hatten wir keinen Urlaub mehr zusammen gemacht. Mein Vater war Leiter eines kleinen lokalen Reparatur Services für alle möglichen technischen Geräte. Er nahm sich nur sehr selten frei. Meistens nur mal für ein paar Tage. Aber, dass er für einen Sommerurlaub sein Geschäft für ein paar ganze Wochen schloss, war etwas Besonderes. „Wir fliegen erst in drei Wochen“, antwortete meine Mutter. „Aber es geht nach Malta an die Golden Bay. Wir werden dort im Radisson Blu Hotel übernachten. Etwa anderthalb Wochen vor dem neuen Schuljahr werden wir dann wieder hier sein, um all deine neuen Schulsachen besorgen zu können.“ Ich bekam ganz große Augen. Das waren vier ganze Wochen Urlaub auf Malta! In einem Luxus-Hotel! Meine Eltern mussten das ganze letzte Schuljahr über diese Überraschung geplant und darauf gespart haben. Ich war überwältigt. „Ihr seid die Besten!“, rief ich aus und fiel ihnen nacheinander um den Hals. „Ich freu mich schon total! Danke, danke, danke!“ „Das freut uns“, erwiderte mein Vater und strahlte mich an. Und ich konnte ahnen, dass dieser Urlaub seine Idee gewesen sein musste. Ich war schon als kleines Mädchen immer ein Papa-Kind gewesen und seit ich denken konnte, hatte er mir immer jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Als ausgleichende Gerechtigkeit hatte Petunia immer eine etwas engere Bindung zu unserer Mutter gehabt. Aufgeregt löcherte ich meine Eltern mindestens die nächsten zwei Stunden lang darüber, ob sie wohl schon ein paar Ausflüge geplant hatten und über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, von denen sie gehört hatten. Es gab einiges. Historische Städte. Grotten, die man besichtigen konnte, man konnte die benachbarten kleineren Inseln besuchen, … aber vor allem konnte man baden gehen. War das nicht herrlich? Stundenlang am Strand liegen und einfach nur die Seele baumeln lassen! Nach dem Kaffee rannte ich wieder nach oben in mein Zimmer und suchte nach Pergament, meiner Feder und Tinte. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Amber sprang mir auf den Schoß und machte es sich gemütlich. Ich streichelte sie kurz dann begann ich meinen Brief an meine beste Freundin Marlene Ellis. Ich musste es ihr einfach erzählen. Da ich keine eigene Eule hatte, falte ich meinen fertigen Brief hinterher nur zusammen und ließ ihn auf meinem Tisch liegen. Ich würde warten müssen bis Marlene sich meldete. Das tat sie eigentlich immer recht zügig innerhalb der ersten ein oder zwei Tage der Sommerferien. Schließlich hielt sie es natürlich auch nicht lange aus, ohne von mir zu hören. Jetzt wandte ich mich endlich meinem Koffer zu und begann ihn also auszuräumen. Ich räumte meine Klamotten, die mir die Hauselfen gestern Abend noch alle gewaschen hatten, in meinen Kleiderschrank, sämtliche Bücher verstaute ich in meinem Regal, diverse andere Gegenstände hatten ebenfalls ihre angestammten Plätze in meinem Zimmer. Mein Zimmer wirkte wohl für jemand außenstehenden schon sehr seltsam. Zwischen all den normalen Dingen, die ich besaß (ein kleiner Schwarz-Weiß-Fernseher, ein Radio, diverse Romane etc.) fanden sich auch Zauberspruchbücher, ein Zaubertrank-Kessel, diverse Flaschen und Zaubertrank-Zutaten und eben etliche Beweise dafür, dass ich nach Hogwarts der Schule für Hexerei und Zauberei ging. Wie gut, dass außer meiner Familie niemand Nicht-Magisches das Zimmer mehr betreten hatte, seit ich vor mittlerweile sechs Jahren meinen Brief bekommen hatte, dass ich eine Hexe sei. Es war als würde ich in zwei verschiedenen Welten leben. Der magischen Welt in der ich das ganze Schuljahr über lebte und der nicht-magischen gegen die ich die magische Welt jeden Sommer und an Weihnachten eintauschte. Allerdings fanden sich eben auch in meiner nicht-magischen Welt Spuren meiner magischen Welt. Zu meinen ehemaligen Freunden aus der Grundschulzeit hatte ich längst keinen Kontakt mehr und Marlene und meine anderen Freundinnen kamen gelegentlich zu Besuch. Mal ganz abgesehen natürlich von meinen sämtlichen Schulsachen, die sich natürlich in meinem Zimmer fanden. Schließlich schloss ich meinen nun geleerten Koffer und verstaute ihn an meinem Bettende in der Ecke. Ich streckte mich etwas, nahm mir ein Buch, ließ mich auf mein Bett fallen und begann zu lesen. Tatsächlich schrieb Marlene mir schon am nächsten Morgen. Ich saß mit meiner Familie noch am Frühstückstisch als ihre Eule Iris ans Fenster klackerte. Ich sprang auf. „Musst du dieses Vieh hier in die Küche lassen?“, schrie Tunia entsetzt. „Dieses Vieh heißt Iris und ist die Eule meiner besten Freundin“, entgegnete ich ihr, während ich Iris das Fenster öffnete. „Und außerdem ist sie wohl erzogen. Sie wird hier nichts anstellen.“ Ich nahm ihr den Brief ab den sie bei sich hatte und streichelte sie zur Belohnung. „Das Vieh gehört hier trotzdem nicht in die Küche“, forderte Tunia. Ich verdrehte die Augen und ich sah auch meine Eltern die Augen verdrehen. Sie sagten dazu allerdings nichts. Sie hatten lange aufgegeben bei den Streitigkeiten zwischen Tunia und mir zu vermitteln. „Ist ja schon gut!“, sagte ich genervt. „Ich bring sie nach oben in mein Zimmer, wenn es dich glücklich macht.“ Ich wartete nicht, bis Tunia darauf etwas erwiderte, ließ Iris mir auf den Arm flattern und ging mit ihr nach oben. Ich hatte immer ein paar Eulenkekse für sie, wenn sie mir Post von Marlene brachte. Begierig futterte sie mir einen aus der Hand. Ich legte ihr noch drei weitere hin und streichelte sie. „Warte hier auf mich“, redete ich mit ihr. Dann nahm ich den Brief wieder und ging zurück in die Küche. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und öffnete Marlenes Nachricht. Allerliebste Lily, da sind wir erst gestern aus Hogwarts zurück nach Hause gekommen und du fehlst mir jetzt schon! – Ja, ich weiß, das schreibe ich dir jedes Jahr. Aber du bist ja nicht umsonst meine beste Freundin. Ich habe dieses Jahr in den Ferien rein gar nichts vor. Meine Eltern sind sehr beschäftigt im Ministerium und im Grunde nur zum Schlafen zu Hause. Ich bin hier also alleine mit meinen Geschwistern und muss auf sie aufpassen. Ich hoffe du wirst mich mal besuchen kommen. Ich werde dich nämlich, wie es aussieht, höchstwahrscheinlich nicht besuchen kommen können, weil sonst niemand ein Auge auf meine Geschwister hat. Bitte schreib mir sobald wie möglich. Ich denke, meine Eltern werden kein Problem damit haben, wenn du hier bist. Du musst mir nur schreiben, wann du da sein willst, damit ich es ihnen sagen kann. Liebste Grüße Deine Marlene „Mum, Dad“, sagte ich, nachdem ich den Brief zu Ende gelesen hatte. „Marlene schreibt, dass sie mich gerne mal in den Ferien zu Besuch hätte. Hättet ihr was dagegen, wenn ich nächste Woche bei ihr verbringe?“ „Von mir aus könntest du auch gleich den ganzen Sommer bei ihr verbringen“, mischte sich Tunia ein, noch bevor unsere Eltern auch nur ein Wort hatten sagen können. „Ich bin nicht so scharf darauf den Sommerurlaub mit einem Freak wie dir zu verbringen.“ Egoistische Pute! Ich beschwerte mich doch auch nicht darüber, dass sie mit in den Urlaub flog. Familienurlaub hieß ja nun mal, dass die ganze Familie verreiste. Ich streckte ihr die Zunge raus und behielt meine Gedanken für mich. „Petunia“, schimpfte meine Mutter. „Wir haben schon so lange keinen Familienurlaub mehr gemacht und du wirst deiner Schwester den Urlaub nicht durch euer ständiges Gezanke vermiesen!“ Tunia reagierte nur mit einem Augenrollen. Meine Mutter wandte sich nun an mich. „Solange du rechtzeitig vor dem Urlaub wieder da bist, Schatz, hätte ich nichts dagegen“, sagte sie. „Was meinst du dazu, Edward?“, fügte sie an meinen Vater gewandt hinzu. „Wir fliegen ja erst am 25. Juli nach Malta“, antwortete mein Vater. „Wenn du möchtest, verbring ruhig ein oder zwei Wochen noch bei Marlene, aber bitte sei eine Woche vorher wieder zurück. Du möchtest ja sicherlich deine Sachen vorher alle nochmal waschen und deinen Koffer für unsere Reise packen.“ Ich lachte innerlich ein wenig darüber. Meine Sachen zu waschen und den Koffer neu packen, würde nicht so lange dauern. Aber ich wollte nicht widersprechen. Immerhin sahen meine Eltern die meiste Zeit des Jahres kaum etwas von mir. „Mach ich, Dad“, versprach ich. „Ich schreib Marlene also, dass ich sie ab Montag für zwei Wochen besuchen werde, Okay?“ „Mach das, Schatz“, antwortete mein Vater. „Danke, Dad“, erwiderte ich. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, rannte ich wieder nach oben in mein Zimmer. Iris hatte es sich auf einer Querstange meines Bettes bequem gemacht und schlief nun etwas. Ich streifte ihr kurz über ihr Gefieder. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch, beschriftete noch meinen Brief von gestern mit „Brief von gestern Abend“ und begann dann mein Antwortschreiben an Marlene. Liebe Marlene, natürlich kann ich meiner allerbesten Freundin, doch einen solchen Wunsch nicht abschlagen. Ich kann dich von Montag an für zwei Wochen besuchen kommen. Aber ich soll eine Woche, bevor ich nach Malta in den Urlaub fliege wieder zurück sein. Ich habe dir ja schon in dem Brief von gestern Abend die Neuigkeit erzählt. Ich verspreche dir, ich werde dir jeden Tag eine Ansichtskarte schicken und dir ein Souvenir mitbringen. Aber jetzt freue ich mich erstmal auf unsere zwei gemeinsamen Wochen vorneweg. Bis Montag Deine Lily Ich faltete auch diesen Brief zusammen und steckte ihn zusammen mit meinem Brief von gestern Abend in einen Umschlag. Dann weckte ich Iris auf. Sie zwickte mir zärtlich in den Finger. „Ich habe eine Antwort für Marlene fertig“, erklärte ich ihr und gab ihr den Umschlag. Iris ließ ihn sich ans Bein binden und nahm noch einen Eulenkeks von mir. Dann flatterte sie aus meinem Fenster. Ich sah ihr einen Moment hinterher. Dann drehte ich mich um und begann mir Gedanken zu machen, was ich zu Marlene mitnehmen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)