The Victorian Vampires von Schreiberchen (Hektor x Lucy) ================================================================================ Kapitel 1: #1 ------------- The Victorian Vampires ~1~ The Welcoming Der Rolls Royce Oldtimer hielt vor der original viktorianischen Manor. Der Wagen war auch so ziemlich das einzige hier in der Gegend, was nicht original viktorianisch war. Ich hatte versprochen, sitzen zu bleiben, damit mir Joseph, der Butler, standesgemäß die Tür aufhalten konnte. Er ließ mich aussteigen und holte dann sofort mein Gepäck aus dem Kofferraum. In den passte allerdings nicht so viel rein, was auch egal war, weil ich die meisten meiner Klamotten sowieso nicht anziehen können würde. Hier war nämlich Schuluniform angesagt. Die Manor gehört meinem Clan und war vor gut zweihundert Jahren an die Vampire Academy gegen worden, damit die Schüler der Academy, die von meinem Clan kamen, in der Manor wohnen konnten, die nicht allzu weit von der Schule weg war. Bis jetzt war ich einige male hier gewesen. Normalerweise wohnte ich im eher gegenwärtigen London des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Ich wartete nicht auf mein Gepäck, weil Joseph es mir sowieso nicht geben würde und ging die Treppe zur Haustür hoch. Jene Haustür wurde sofort und ohne, dass ich klopfen oder diese steinzeitliche Klingel benutzen musste, geöffnet. Und zwar vom original viktorianischen Dienstmädchen Beatrice, die, wovon ich echt ausging, wirklich aus dem 19. Jahrhundert abstammte. Dabei sah sie natürlich noch wie zwanzig aus, weil sie ein Vampir war. Allerdings kein Pureblood, was sie zu einem Diener machte. Vermutlich hatte sie mich gerochen, weil ich meinen menschlichen Geruch noch nicht ganz abgelegt hatte. Und ich vermutete, dass auch das den Vampir auf den Plan rief, den ich im Moment gar nicht sehen wollte. Nämlich den nicht original viktorianischen, aber durchaus so gekleideten, Pureblood Hektor. Jetzt stand er vor mir im Foyer auf dem roten Teppich, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und sah mich grinsend an. „Hat mich meine Nase also doch nicht belogen.“ Meinte er, seine Fänge präsentierend. „Hallo, Hektor.“ Sagte ich nur etwas kühl und trat auf den roten Teppich. „Irgendwie passt du nicht ins Bild.“ Meinte er, nachdem er mich zwei Sekunden lang kritisch gemustert hatte. Stimmt. Ich trug noch eine schwarze Leggins und einen weißen Strickpulli mit Rollkragen und schwarzem Schneeflockenmuster, außerdem schwarze Stiefel. Außerdem hatte ich die Haare locker zu einem Zopf gebunden. Aber eventuell hätte ich noch meine Wimpern tuschen und etwas roten Lippenstift auftragen sollen, um nicht so unschuldig zu wirken, wie ich aussah. „Du dafür aber ziemlich gut. Bist du eigentlich ein Fan von Stolz und Vorurteil?“ war ich nämlich schon, aber das war natürlich nichts für Jungs… Ich fand nur, dass er modisch genau darein passte. Aber seine Frisur sah deutlich besser aus, als die im Stolz und Vorurteil Film mit Keira Knightley. „Nie gelesen. Aber danke.“ „Wohin mit den Koffern, Mylady?“ fragte Joseph, der in diesem Moment neben mir aufgetaucht war und meine neuen, überhaupt nicht ästhetisch zu allem anderen passenden, Gepäckstücke abstellte. „Sie können gehen, Joseph. Ich mache das schon.“ Sagte Hektor, ganz der Gentlemen, der er sonst nicht war. „Wie sie wünschen, Sir.“ Und mit einer tiefen Verbeugung machte sich mein Butler vom Acker, um den Rolls irgendwo zu parken. Ich blickte Joseph noch eine Sekunde nach und wollte dann eigentlich Hektor mit einer hochgezogenen Augenbraue anschauen, allerdings stand er schon nach vorne gebeugt direkt vor mir und roch an meiner Busenregion. Ich erschrak so sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte, aber nicht auf dem Boden aufkam, weil Hektor mich lässig mit einer Hand auffing und noch etwas schief stehenließ, während er weiter an mir roch. „Warum schnüffelst du an mir?“ fragte ich empört. „Du riest so nach Winter…weißt du, dass wir April haben?“ „Ich war in Schweden im Skiurlaub.“ „Du kannst Skifahren?“ er hörte nicht mal auf, an mir zu schnuppern, während er redete. „Ich snowboarde vorzugsweise.“ „Du riechst nach Kaminfeuer, Sandelholz, Vanillekipferln, heißer Schokolade mit Mini-Marshmallows, Zimt und Nelken und Orangen…und Rosen.“ Sagte er. Er war wirklich gut, aber er war ja auch schon seit drei oder vier Jahren ein erwachsener Vampir. „Seit wann ist in Schweden im April Weihnachten?“ „Kannst du mal aufhören an mir zu schnüffeln?“ „Aber du riechst so verdammt gut.“ „Hektor, was zur Hölle machst du da?“ fragte dann plötzlich jemand ziemlich empört. „Und was riecht hier so nach – oh, du bist es nur.“ Diese schnippische Bemerkung konnte nur von einer Person in diesem Haus kommen. Scarlett Redwood. Sie stand original viktorianisch in einem bodenlangen, roten Stolz und Vorurteil Kleid auf dem Treppenabsatz und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sogar einen Fächer hatte sie dabei. „Was machst du denn wieder hier?“ Ja, ich kann Scarlett auch so super gut leiden… Hektor ließ sich von nichts beirren und schnüffelte weiter. „Nichts Besonderes.“ Sagte ich. „Hektor, kannst du das nicht lassen?“ giftete Scarlett. „Weißt du, ich rieche nun mal so unglaublich gerne dieses jungfräuliche Blut.“ Meinte Hektor und damit war das Fass übergelaufen. Ich schupste ihn von mir, sodass er zurückwankte und ich ihm einen Tritt in den Bauch verpassen konnte, wodurch er ans andere Ende der Halle flog. Weh tat ihm das ja nicht. „Du bist ja stärker geworden, Prinzessin.“ Grinste er, als er sich aufrichtete. „Hab ich was falsches gesagt?“ fragte er. „Nein, überhaupt nicht. Ich war deiner nur – wie sagt man noch – ach ja, überdrüssig.“ Sagte ich eiskalt und ließ mein Gepäck mit einem Fingerschnippen hinter mir her schweben. Ich ging nicht die Treppe hoch, die Scarlett gerade beschlagnahmte und aussah, als würde sie gleich vor Wut kopfüber an der Decke laufen (etwas, was ich noch gar nicht konnte), sondern ging schnurstracks an Hektor vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen und genau bis dahin konnte ich meine Miene halten, bevor ich die Treppe zum hinteren Bereich der Manor runter ging und mir heiß wurde. Wieso war Hektor Black nur so ein Arschloch? Er machte immer sowas. Jedes Mal, wenn ich herkam. Ich kam nach der Treppe und einem schmalen Wandelgang zu dem langen Wohnzimmer. Auf der einen Seite hatte es einen großen Kamin und auf der anderen Seite ein riesiges Portrait meines Vorfahr Duke Daston der allererste. Geradeaus über den hohen zugehangenen Fenstern (weil Scarlett was gegen die Sonne hatte, auch wenn alle anderen mit der Sonne kein Problem hatten) war eine schmale Galerie. Und neben Duke Daston war auch der schmale Treppenaufgang, auf den ich jetzt zuging. Ich fand, die Treppen in dieser Manor besonders schön. Es gab breite, eckige Treppen, wie in der Eingangshalle, oder geschwungene Treppen, wie im Ballsaal, oder schmale, verschlungene Treppen, die ich am meisten mochte. Die Treppe neben Duke Daston war eine davon. Keine echte Wendeltreppe, aber so ähnlich. Sie führte zu einem kleinen Salon im untersten Zwischengeschoss, dann zur Galerie und in die höheren Stockwerke, bis ganz hoch in einen Turm. Diese Treppe war ein einziges Kunstwerk. Ich ging bis in den dritten Stock hoch und verschwand dann hinter einem schweren Wandteppich, auf dem eine Kriegsszene abgebildet war. Dahinter war einer der Geheimgänge, die gar nicht mal so geheim waren, weil sie jeder im Haus benutzte. Irgendjemand wischte in den Gängen und geheimen Treppenhäusern auch Staub. Ich wollte gerade am anderen Ende des Gangs das Gemälde von einem alten Pferd aufdrücken, als ich schon Madam Astorias Stimme hörte. Sie war die steinalte Hausdame. Auch original viktorianisch. „Wieso schickt der Duke dieses Kind überhaupt noch her?“ fragte Madam Astoria und meinte mich dabei. Der Duke war nämlich mein Vater. Ich nannte ihn vorzugsweise nicht Duke, sondern Dad. Er war auch nicht Duke Daston der allererste, sondern Duke Lathan der XII. „Was fragen Sie mich das?“ das war Jonathan. Ebenfalls ein Arschloch, aber nicht so sadistisch wie Hektors, sondern einfach nur ein Arschloch. „Wenn sie nicht so aufmüpfig wäre. Sie ist so nichtsnutzig.“ Meinte Madam Astoria. Ja, vielen Dank auch. Jetzt fühle ich mich besser. Aber ich kann nicht sagen, als wäre ich das nicht schon gewohnt. „Finden Sie auch, dass es hier nach Sandelholz riecht?“ fragte Jonathan. Verdammt! „Nein.“ Sagte Madam Astoria. Gut, dass sie alt war. „Lassen Sie uns jetzt runter gehen. Ich denke, dieses nichtsnutzige Kind ist noch in der Eingangshalle.“ Ich hoffte inständig, dass sie nicht den Geheimgang nehmen würden, aber, nein, Leute wie Madam Astoria würden niemals einen Geheimgang nehmen. Ich wartete noch eine halbe Minute, dann schob ich das Gemälde auf und schlüpfte in den Salon, der auch grüner Salon genannt wurde, weil man ihn vor wer-weiß-wie-lange grün eingerichtet hatte. Ich ging ein paar Flure und Wandelgänge entlang, verfolgt von meinem schwebenden Gepäck und fand dann am Ende eines Flurs die vier teppichbelegten Stufen, die in mein Reich führten. Ein schönes, großes Schlafzimmer, ein begehbarer Kleiderschrank in der Größe einer Doppelgarage, ein Badezimmer (nicht original viktorianisch, aber ästhetisch fabriziert) und ein paar überflüssige Zimmer und Kammern. Madam Astorias Gemeinheiten kratzten mich schon ein bisschen, aber ich war zu müde von meinem Flug, um darüber nachzudenken, dass alle mich hassten. Ich verstand ja selbst nicht wirklich, warum Dad mich an diesen Ort des viktorianischen Grauens verfrachten musste – schon wieder. Mein Gepäck plumpste auf den Boden, als ich mich seufzend aufs Bett fallen ließ, die Augen schloss und mich erstmal räkelte. „Ich hasse diesen Drecksladen.“ Sagte ich zu mir selbst. „Warum?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)