Petrichor von Raindrop21 (~Der Geruch von Regen auf trockener Erde) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hitze. Nichts anderes als brennende Hitze. Mit jedem Schritt hatte ich das Gefühl, ich würde meinem Tode näher kommen. Seit Tagen hatte ich nichts mehr zu trinken bekommen, weil diese furchtbaren Menschenhändler selber alles wegsaufen wollten und das im Überfluss. Ich verfluchte sie und diesen für mich unnötigen, runden, heißen Feuerball namens Sonne. Ich hatte nicht viel Bildung, aber das war in unserem kleinen Dorf schon normal. Aber kein Mensch mit noch so viel Bildung könnte verstehen, wie es ist, von seiner Familie weggenommen zu werden... Und dann zu erfahren, dass der eigene Vater einen verkauft hat. Für ein paar mickrige Taler. Mehr scheine ich ihm nicht wert gewesen zu sein. Ich war die einzige, die aus unserem Dorf mitgenommen wurde, weil ich noch nicht älter als 18 war. Die Familien hatten irgendwann aufgehört, Kinder zu bekommen. Es hatte einfach keinen Sinn für sie. Verständlich... "Hey, Kleine. Wie ist dein Rufname?", fragte einer von den Männern auf den Kamelen. Ich wollte ihm meinen Namen nicht sagen. Ich wollte Stärke zeigen und ihnen nicht gehorchen, wie ein dummer Hund. Außerdem wusste ich nicht, wozu das gut sein sollte. Sein Blick wurde stechend. "Antworte!" Seine Stimme war sehr tief und er hatte einen mir unbekannten Akzent. Ich wurde ängstlich und meine erhoffte Stärke verabschiedete sich. Leise brachte ich ein "Imanti" hervor. Er und der Rest der Karawane fingen an zu lachen. Der Reiter des Kamels, hinter dem ich angebunden war und hinterher gehen musste, drehte sich zu mir um und flüsterte: "Keine Sorge, ...Imanti. Sie müssen nur ein paar Sachen über dich wissen, um einen Preis festzulegen." Ich musterte ihn nur nickend von unten. Ich kam mir so hilflos vor. Schnell wischte ich mir getrocknete Tränen aus den Augenwinkeln und schreckte wieder auf, als der Mann schließlich nach meinem genauen Alter fragte. "Ich bin 17.", antwortete ich dieses Mal brav. "Ich sagte, dein genaues Alter!" Langsam stieg Wut in mir auf. "Ich bin 17 Jahre und 10 Monate alt. In genau 2 Monaten bin ich 18!" Er lachte wieder sein bescheuertes Lachen und stellte noch eine Frage. "Jungfrau?" Ich verstand nicht und schaute ihn nur fragend an. Was er damit meinte, wusste ich wirklich nicht. "Meine Güte, hast du deine Jungfräulichkeit schon verloren, hattest du schon Gechlechtsverkehr, hast du schon mit jemandem geschlafen?" Jetzt verstand ich und schüttelte den Kopf. So etwas war normal bei uns. Bis zur Hochzeit. Eigentlich hätte ich schon längst verheiratet werden müssen, aber niemand wollte mich annehmen, weil ich so helle Haut hatte. Er grinste zu den anderen. "Eine Jungfrau... Und dann noch so eine Schönheit. Das wird viel Kohle einbringen!" Ein unwohliges Gefühl verbreitete sich in mir und ich wollte nur noch zurück. Auch wenn ich nicht wusste, wo das war. Natürlich hatte ich schon oft versucht zu flüchten, aber ich scheiterte jedes Mal. Also hatte ich die Hoffnung aufgegeben. Als es endlich dunkel wurde, machten wir Rast an einem alten Brunnen. Natürlich bekam ich nur wenige Schlucke Wasser. Ich genoss es trotzdem und merkte, wie gut es tat. Je dunkler es wurde, desto kälter wurde es auch. Am Tag hatte ich das Gefühl, ich würde vertrocknen und in der Nacht das Gefühl, ich würde erfrieren. Auf dem harten Sandboden konnte man nur schlecht schlafen, aber wenigstens hatte ich mein mittlerweile schäbiges Kleid an. Es war mein Lieblingskleid. Es war komplett rot und ganz schlicht, aber aus irgendeinem Grund liebte ich es. Leider war es zu dünn, um warm zu halten. Aber ich war zu schüchtern, um nach einer Decke oder einer Matte zu fragen. Ich war es eh schon gewöhnt, auf dem nackten Boden zu schlafen. Es dauerte nicht lange, bis ich eingeschlafen war. Am nächsten Morgen war es heißer als die letzten Tage, zumindest kam es mir so vor. Ich lief wieder hinter dem selben Kamel her, wie am Tag zuvor. Und das Kamel hatte denselben Reiter. Ich war irgendwie froh darüber, weil er der am wenigsten unverschämteste von den Männern war. Er drehte sich wieder zu mir um und flüsterte: "Ich habe gute Nachrichten für dich: Wir werden wahrscheinlich noch heute ankommen." Ich versuchte ein Lächeln. Offenbar klappte es, denn er lächelte ebenfalls ein bisschen zurück und drehte sich wieder um. Es stimmte, was der Mann vor mir gesagt hatte. Irgendwann bemerkte ich etwas, was den geraden Horizont unterbrach. Man konnte es nur schwer erkennen, durch die heiße Luft, die aufstieg und alles verschwommen erscheinen ließ. Trotzdem konnte ich Palmen erkennen. Obwohl wir nicht mehr weit entfernt waren, war das Gehen auf einmal schwerer als zuvor. Der unerträgliche Durst machte mir sehr zu schaffen und durch die Hitze war mein Kreislauf am Ende. Ich dachte nur noch an Wasser. Als wir schließlich in der kleinen Stadt ankamen, hatte ich das Gefühl, ich würde jeden Moment zusammenbrechen. Ich schleppte mich nur noch hinterher und versuchte nicht auf die Bewohner zu achten, die mich mit herabwertenden Blicken musterten. Für sie war ich dasselbe wie Dreck. Ein kleines, armes, dreckiges Mädchen. Für nichts zu gebrauchen, außer als Sklavin. Ich hoffte, mein ''Besitzer'' war anders. Wir waren bald an seinem Hof angekommen. Er war sehr groß. Fast so groß, wie unser gesamtes Dorf. Ein Mann aus der Karawane klopfte an das große Holztor und eine etwas ältere Frau als ich öffnete sie uns. Sie war in etwa so groß wie ich, nur etwas kräftiger gebaut. Ihre Haut war dunkler, aber ihr Haar heller als meins. Sie hatte es nach hinten gebunden und schaute uns alle mit ihren grünen Augen an. "Bringt ihr die neue Arbeiterin?" Mir gefiel das Wort ''Arbeiterin'' wesentlich besser, als das Wort ''Sklavin''. Ihre Frage wurde bejaht und wir durften den Hof betreten. Er war noch größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Es gab viele Palmen und Stallungen mit Kamelen, Pferden und Rindern. Ein paar Hühner und ein Hahn liefen frei auf dem Hof herum. Sie liefen jedoch gackernd weg, als eine von vielen Türen aufging und ein älterer Herr herauskam. Er hatte schwarze, leicht graue Haare, die so lang waren, dass er sie zu einem kleinen Zopf gebunden hatte. Sein Gesicht sah nicht unbedingt freundlich aus und er hatte einen grauen Stoppelbart. "Ah, eine neue Arbeiterin. Ich hoffe, diese ist zu was zu gebrauchen, nicht so wie die letzte." Die Frau, die uns aufgemacht hatte, senkte den Kopf. Offenbar war sie damit gemeint. Ich sah sie schuldig an und sie lächelte mich aufmunternd an. Der Hausherr ging auf mich zu und packte mich am Kinn er musterte mein Gesicht und wendete sich wieder an die Karawane. "Wie alt?" Der Mann, der mich das alles schon gefragt hatte, erzählte ihm alles über mich. "Sie ist 18, ihr Name ist Imanti und sie ist eine Jungfrau. Nur das Beste. Das wären 40 Taler plus weitere 10 Taler, weil sie so 'ne kleine Hübsche ist." Der Hausherr musterte mich ein weiteres Mal. "45!" "49!" "47 Taler, das ist mein letztes Angebot. Sonst könnt ihr sie wieder mitnehmen." "Einverstanden, verkauft für 47 Taler." Er nickte zufrieden und holte einen Geldbeutel hervor. So einfach war es. Einfach 47 Taler hingegeben und schon gehörte ich jemand anders. Was ist das für ein Leben? Man wird erst dem Vater, der Mutter und den Brüdern weggenommen und dann verkauft. Ich hatte mir mein Leben immer anders vorgestellt. Komplett anders. Der Hausherr nahm das Seil an dem ich festgebunden war und zog mich durch eine der Türen. Er befreite mich von dem Seil und ich konnte endlich meine Hände strecken. Aber ich war immer noch am Ende. Ich hoffte, dass ich jetzt Wasser bekommen würde und brachte nur dieses eine Wort heraus. "Wasser", sagte ich heiser. Er funkelte mich an. "Wasser bekommst du erst, wenn du es dir verdient hast. Erstmal wirst du jetzt eine Schürze bekommen und mich gefälligst mit ''Mein Herr'' ansprechen. Und wasch dir deine Hände. Sie sehen furchtbar aus. Und wage es ja nicht, davon zu trinken. Jasira wird darauf achten." Ich schaute ihm hinterher. Ich hasste ihn jetzt schon. Aber die Frau, Jasira, war glücklicherweise sehr nett. "Komm, wir holen dir deine Schürze. Deine Hände kannst du da vorne waschen." Ich folgte ihr. Meine Schürze gefiel mir gut. Sie passte gut zu meinem Kleid und war aus Lein. Meine Hände waren gewaschen und ich ging in einen Raum, der offenbar eine Küche war. Sie war ziemlich groß. Ich war alleine, aber ''mein Herr'' kam herein. "Du wirst jetzt Tomatensuppe kochen. Ich erwarte, dass sie um 12 Uhr serviert wird. Und ach ja: Sie muss für zwei Personen reichen, mein Sohn isst auch mit." Damit verschwand er wieder und ließ mich völlig überfordert zurück. 'Was sind Tomaten?', fragte ich mich. Ich fing an zu weinen. Woher sollte ich wissen, wie man Tomatensuppe macht? Bei uns zuhause aß man keine Suppe, schon gar nicht welche mit Tomaten. Es war viel zu trocken, um sie anzubauen. Zum Glück kam Jasira in die Küche und erklärte mir schnell, was Tomaten sind. Leider musste sie selber auch weiter arbeiten und ließ mich ebenfalls zurück. Mit zitternden Knien und einem Topf in den Händen ging ich einen Gang entlang. Ich betrat einen riesigen Saal, in dem ein langer Tisch stand. Am Ende des Tisches saßen zwei Personen gegenüber. Ich stellte den Topf zwischen die beiden. Der Mann neben meinem Herren war sicherlich erst 20 bis 25 Jahre alt. Er lächelte mich offen an und wendete sich an seinen... Vater. "Willst du mir denn nicht diese reizende Dame vorstellen, Paps?" Er sah auf und blickte mich von der Seite an und nuschelte mit vollem Mund: "Imanti, 18, Jungfrau und KEINE Dame, sondern meine neue Arbeiterin." Der Mann lächelte mich wieder an. "Freut mich, ich bin Amaniel, aber du kannst mich Aman nennen." Ich nickte mit einem zaghaften Lächeln. Plötzlich passierte etwas, was ich nicht erwartet hatte. Ich fiel einfach so zu Boden. Mein Kreislauf war am Ende. Aber ich hatte meine Augen noch offen und war noch wach genug, um mitzubekommen, was dann geschah. Mein Herr sprang auf und trat mir kräftig gegen den Kopf. Er schrie mich außer sich an. "Erstens: Hier wird erst nachts geschlafen! Zweitens: Wenn ich esse, hast du zu gehen! Und drittens: Diese Suppe ist das widerlichste, was ich je gegessen habe!" Ich merkte, wie Blut an meiner Stirn herunter lief. Ich schaffte es aufzustehen und aus dem Saal zu flüchten. Als ich die Tür geschlossen hatte, merkte ich nur noch, wie mir schwarz vor den Augen wurde und ich fiel auf den harten Steinboden. Kapitel 2: ----------- Ich wachte von Tätscheln an meiner Wange und Stimmen auf. Um genauer zu sein, nur von einer Stimme. Es war Amaniels Stimme, die besorgt klang. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und schaute in seine. Sie waren so blau... Ich stellte mir so das Meer vor. Mein Kopf lag auf seinem Schoß und er lächelte erleichtert auf mich runter. "Gut, dass du wach bist. Du hast bestimmt Durst." Ich rappelte mich schnell auf und sackte prompt wieder zusammen. "Bitte, bleib liegen. Du bist zu schwach." "Aber ich muss arbeiten. Sonst... Ich will keine Probleme bekommen. Auch nicht mit dir. Bitte, lass mich gehen!" Er wich ein bisschen von mir zurück, um mir keine Angst zu machen. "Du bekommst keine Probleme mit mir. Ich bin nicht wie mein Vater und die anderen Männer, die dich... an ihn verkauft haben." Fragend schaute ich ihn an und sagte schließlich misstrauisch: "Weißt du eigentlich, was sie mir angetan haben? Ich werde das nie vergessen und schon gar nicht überwinden können." Er rückte ein kleines Stück wieder auf mich zu. "Würdest du es mir erzählen?" Ich stand auf und antwortete: "Nein, aber vielleicht später. Ich muss... jetzt meine Pflichten erfüllen." Er stand ebenfalls auf. "Trink erstmal was. Das ist auch eine Pflicht. Und dann helfe ich dir. Irgendwer muss dir ja alles zeigen und auf dich aufpassen." Zaghaft nickte ich. Er gab mir einen großen Wasserbeutel und ich trank hastig den ganzen Beutel aus. Ich hatte ihn gerade aus, als er mir schon den nächsten hinhielt. Ein Lachen entwich aus meinem Mund. Aman legte seinen Kopf schief. "Was ist so lustig?" "Gar nichts... Tut mir leid, ich wollte nicht..." Er unterbrach mich. "Es muss dir nicht leid tun, ich freue mich, wenn du lachst." Ich gab ihm den zweiten halbleeren Wasserbeutel und ging in die Richtung der Stallungen. Wenigstens diesen Weg kannte ich schon. Für mich war es nicht gerade schön, dass er mir folgte. Aber ich sagte nichts. Als ich die Tür zum Pferdestall öffnete und aus dem Fenster sah, traute ich meinen Augen nicht. Ich rannte auf den Innenhof um es mir genauer anzusehen und es zu spüren. Es war tatsächlich keine Einbildung. Es fielen Wassertropfen vom Himmel. Sowas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich stand einfach nur da und ließ mich nasswerden. Ich streckte meine Zunge raus und fing Tropfen auf. Es war so schön, wie das Wasser alle Farben sättigte, auch meine Haut. Fasziniert beobachtete ich, wie es an meinen Fingern und Haarspitzen runtertropfte. Aman stand unter dem Vordach und beobachtete mich mit verschränkten Armen an der Wand lehnend. "Hast du noch nie Regen gesehen, oder was?" "Regen", murmelte ich, "R-E-G-E-N... Rrrrreeeegeeennnn..." Ich spielte mit dem neuen und interessanten Wort. "Das Himmelswasser heißt also Regen?" Er nickte immer noch lachend. Ich verstand nie, warum er das lustig fand. Es waren Diamanten, die vom Himmel fielen. Himmelsdiamanten! Und sie verströmten einen unglaublichen Duft. Leicht säuerlich und rein. "Ist der Geruch vom... Regen?" Aman hörte auf zu lachen. "Ja, man nennt diesen Geruch Petrichor. Er entsteht, wenn sich Regen mit trockener Erde verbindet." Ich merkte mir nur ''Petrichor''. Zwei neue, wunderbare Wörter. Es war mittlerweile fast dunkel, als ich Stimmen auf dem Hof hörte. Ich kannte sie von irgendwoher, kam aber nicht darauf, woher ich sie kannte. Aber ich wollte es unbedingt wissen. Leise öffnete ich die Tür nach draußen und erkannte Amaniel und Jasira, die mit einem schwarzhaarigen, jungen Mann sprachen. Das war... "Ace!", schrie ich. Er drehte sich verwundert um, aber erkannte mich offenbar. "Hey, Imanti!" Er fing mich mit seinen starken Armen auf und drehte mich, während er mich umarmte. Auf einmal stoppte er und setzte mich ab. "Was machst du hier in Meda?" Ich schwieg und sah ihn nur an. Er schien langsam zu verstehen und stampfte auf Aman zu und stellte ihn zur Rede. "Dein Vater hat sie verschleppen lassen? So etwas hat sie nicht verdient!" Er konterte: "Ich weiß, dass sie es nicht verdient hat. Ich kann die Entscheidungen meines Vater nicht beeinflussen. Ich finde es auch nicht gut, okey ?!" Ace lief nervös hin und her. Nach einiger Zeit wendete er sich wieder an mich und sagte leise: "Ich hole dich hier raus. Morgen gehst du in die Stadt um einzukaufen und dann flüchten wir zusammen von hier." Ich freute mich. Endlich bekam ich wieder Hoffnung auf ein schönes Leben. Zurück zu meiner Familie. Ich schaute zu Aman, weil ich befürchtete, er würde es vielleicht verbieten. Aber er starrte nur zu Boden. In der Nacht konnte ich kaum schlafen und ich war am nächsten Morgen schon früh wach. Das Frühstück für meinen Herren, auch Gibril genannt, was ich von Jasira erfuhr, hatte ich fertig und serviert. Ich meldete mich bei ihm ab, um einkaufen zu gehen. Sozusagen. Er war einverstanden und ich verfluchte ihn ein letztes Mal leise, bevor ich die Tür des Saals hinter mir schloss. Ich lief den Gang entlang und wurde von Aman abgefangen. Meine Hoffnung rückte in den Schatten, weil ich dachte, er würde mich verpetzen oder nicht gehen lassen. Aber ich täuschte mich. "Keine Sorge, ich will dich nur zu Ace bringen und mich von dir richtig verabschieden." Und so kam die Hoffnung wieder zurück ans Licht. Wir kamen an einen Papaya-Stand, an dem Ace stand. In seiner linken Hand hielt er eine Ledertasche, die offenbar mit Essen und Trinken gefüllt war. Er grinste mich an. "Bereit?" "Bereit!", antwortete ich ebenfalls grinsend. Aman umfasste mein Handgelenk und fragte: "Kann ich noch kurz mit dir reden?" Ich bejahte seine Frage und Ace ließ uns allein. Er schaute mir in die Augen. "Also... Das ist also unser Abschied. Ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll. Es ist gut, dass du deine Freiheit bekommst, aber schlecht, dass ich dich heute zum letzten Mal sehe. Aber ich möchte es nutzen um dir ein paar Sachen zu sagen." Er nahm mein anderes Handgelenk. "Immer wenn es regnet, werde ich an dich denken und dich vor mir sehen, wie du ihn so fasziniert betrachtest. Ich hoffe, du wirst auch manchmal an mich denken. Ich will nur, dass du weißt, dass du mir nicht egal bist und du mir vertrauen kannst. Mein Vater erfährt nichts von mir." Ich lächelte ihn an und küsste ihn auf die Wange. "Danke!" Er lächelte auch. Ace kam mit vollem Mund zurück und nuschelte: "So ihr Süßen, wir müssen dann mal los. Keine Sorge, man sieht sich bestimmt ein zweites Mal." Der Schwarzhaarige ging zu seinem Kamel. Ich lief rückwärts zu Ace und Aman ließ langsam meine Hände los und rief mir noch ein "Petrichor" hinterher. Lächelnd nickte ich und stieg zu Ace auf das Kamel. Lange schaute ich ihm noch hinterher, genauso wie er mir. Kapitel 3: ----------- Mein Gesäß tat weh. Vom ewigen Kamelreiten. Aber es dauerte nicht mehr lange, bis wir da waren. Zumindest dachte ich es. Wir waren tagelang in der Wüste unterwegs. Eigentlich hätten wir dann auch ankommen müssen, aber... mein Heimatdorf war weitergezogen. Spuren waren nicht mehr zu finden. Die Sandwehen hatten alles verwischt. Ich hatte so oft meinen Tränen freien Lauf gelassen. Und Ace war immer für mich da. So wie damals. Ich hatte ihn bei einer seiner Reisen getroffen, als er im Dorf Rast gemacht hat. Wir haben uns sehr gut verstanden und er hat mir viel erzählt und ich hatte ihm auch viel erzählt. Und jetzt hatte ich ihn wieder getroffen, denn man sieht sich immer zweimal. "Ich glaube es hat keinen Sinn... Sie könnten überall sein und wir können nicht die ganze Wüste nach ihnen absuchen." Ace stocherte mit einem vertrocknetem Ästchen im Sand rum. Ich überlegte. Lange. Aber mir viel nichts ein. "Was sollen wir jetzt machen? Zurück können wir nicht." Ihm schien etwas einzufallen, aber er sagte nichts, also quetschte ich ihn aus, bis er es mir sagte: "Naja, alsoo... Du könntest eventuell... Piratin werden... Natürlich musst du es nicht ewig machen, aber du könntest eine Weile... bei meinem Bruder in die Strohhut-Bande." Ich grinste ihn breit an. "Ich als Piratin? Eine echte Piratin? Auf einem echten Schiff auf dem... MEER?" "Ja, klar! Ruffy ist gerade in der Nähe. Sie haben vor kurzem erst hier gegen die Marine gekämpft. Sowas spricht sich schnell rum..." Schnell nickte ich. Das Meer wollte ich schon lange sehen. Vor allem wollte ich wissen, ob es wirklich blau war. Das Brunnenwasser was ich kannte, war braun bis durchsichtig. Wir ritten lange quer durch die Wüste. Ace sagte immer wieder, wir wären bald da. Und irgendwann nach einer Ewigkeit waren wir tatsächlich da. Das Schiff war größer als ich es mir vorgestellt hatte. Und die Leute sahen aus der Ferne eigentlich nett aus. Aber als wir auf das Schiff kamen, änderte sich mein Eindruck ein klitzekleines bisschen. Der Kapitän verhielt sich eigentlich normal, bis auf die Tatsache, dass er ununterbrochen mampfte. Die anderen verwunderten mich auch. Der eine hatte eine enorm lange Nase, der andere bekam nichts mit, weil er am pennen war, einer war ein... Elch und der, der mich am meisten aufregte, tänzelte mit seltsamen Gequietsche um mich herum. Das eine Mädchen gab ihm eine Kopfnuss und das andere Mädchen... fand ich nicht sonderbar. Sie blieb angenehm gelassen und begrüßte mich offen. Ace raunte mir zu: "Du gewöhnst dich sicher schnell an sie. Sind alle voll korrekt." Das tat ich auch schnell. Ace musste leider weiter reisen, aber in Nami und Robin hatte ich schnell die Freundinnen gefunden, die ich nie hatte. Und Ruffy, Zorro, Sanji, Lysop und Chopper waren auch tolle, neue Freunde. Die wirklich tiefblauen Wellen rauschten laut, als ich an der Rehling stand. Ich starrte auf das Blau. Nami holte mich aus der Hypnose zwischen dem Blau und mir. "Na, alles okey?" Ich schaute zu ihr auf. "Ist das Meer jeden Tag so blau?" Sie war verwirrt. "Ja, wieso?" Vor mir sah ich eine Szene von meiner Zeit in Meda ablaufen. Wie mein Kopf auf Amans Schoß lag und ich seine Augen sehen konnte. Dasselbe Blau. "Verstehe schon... Du bist verliebt, das merke ich doch!" Ertappt spielte ich mit meinen Fingern und nickte langsam. "Wer ist in wen verliebt?" Es war Sanjis Stimme. "Aber Namilein! Ich habe doch nur gefragt... Bist du etwa eifersüchtig?" Nami hatte ihm eine geklatscht. "Red keinen Schwachsinn! Und jetzt lass' uns allein, das ist ein Frauengespräch!" Beleidigt zog er ab. Nami verzog das Gesicht. Ich fragte: "Bist du denn eifersüchtig?" Erschrocken sah sie zu mir. "W-Was? Wieso sollte ich?" Grinsend antwortete ich: "Du erkennst, dass ich verliebt bin. Wieso sollte ich das nicht auch erkennen?" Sie grübelte und strich sich durch die Haare. "Vielleicht mag es sein, dass ich schon irgendwie... in ihn verliebt bin. Aber er ist nicht in mich verliebt. Von daher hat es eh keinen Sinn, dann bin ich lieber abstoßend zu ihm." "Wieso sollte er nicht in dich verliebt sein? Er hat dich gerade total happy gefragt, ob du eifersüchtig bist." "Toll, er umschwärmt mich. Aber welche Frau umschwärmt er nicht? Hast du nicht gesehen, wie er dich begrüßt hat? Oder wie er Robin jeden Nachmittag Tee bringt? Dann bin ich auch nur eine von vielen." Antworten konnte ich nicht. Diese Situation war schwierig und ich wollte nichts falsches sagen. Aber trotzdem wollte ich mehr über Sanji herausfinden. Nami unterbrach meine Gedanken. "Und was ist jetzt mit dir? Wie ist der Mann so, in den du dich verliebt hast?" Ich lächelte verträumt. "Er ist was besonderes, ganz anders als alle anderen Männer. Und er hat wunderschöne Augen und riecht gut... man könnte sich einbilden, er riecht nach Regen." Sie lächelte auch. "Du siehst ihn bestimmt wieder." Das hoffte ich. Nami ließ mich wieder alleine und ich dachte über ihn nach. "Ob er gerade an mich denkt?", dachte ich mir. Meine Antwort bekam ich ein paar Minuten später, als es anfing zu regnen. Alle gingen unter Deck, aber ich blieb im Regen stehen. Als die anderen unten waren, kam Sanji nach oben zu mir. "Willst du nicht ins Trockene gehen?" Er verwunderte mich. Sonst, wenn Nami in der Nähe war, reagierte er komplett anders bei Frauen. Ich nutzte die Gelegenheit und fing an, ihn auszufragen. "Du magst Nami sehr, oder?", platzte es aus mir heraus. Die Situation schien ihn ein wenig zu überfordern. Endlich sah ich ihn mal verzweifelt. Ich lächelte und sagte: "Das ist dann wohl die Antwort!" Er kratzte sich am Kopf und wischte sich Regentropfen aus dem Gesicht. "Mag sein, dass ich in sie... verliebt bin. Aber sie ist nicht in mich verliebt. Von daher hat es eh keinen Sinn." Ich fing wieder an. "Wieso sollte sie nicht in dich verliebt sein?" Immer diese Wiederholungen... "Sie ist so abstoßend. Ich merke, dass sie mich nicht liebt. Ich teste es ja immer wieder aus, aber sie wird nie eifersüchtig!" Ich lachte in mich rein. Sah so aus, als hätte ich eine Mission... Kapitel 4: ----------- Ich wachte von Krach in der Küche auf. Sanji machte Frühstück. Nur widerwillig stand ich auf und zog mich an. Es schien so, als hielte ich es kaum noch aus ohne ihn. Ich hatte ihn gerade erst kennengelernt und musste ihn wieder verlassen. Meine armen Gedanken hatten gar keinen anderen Mittelpunkt mehr. Aber jetzt wollte ich mich darauf konzentrieren, Sanji und Nami irgendwie näher zu bringen. Es war einfach zu schade, dass beide nicht wussten, dass sie sich gegenseitig lieben. Als Sanji das dreckige Geschirr in die Küche brachte, nutzte ich die Chance und sprach ihn auf das gestrige Gespräch an. "Du meintest doch, dass du in Nami verliebt bist... und du glaubst, sie liebt dich nicht." "Ja. Aber Gefühle kann man nicht abschalten." Ich wusste nicht wie ich es ihm beibringen sollte, aber ich versuchte es dennoch. "Du solltest vielleicht mal deine... Technik ändern. Sonst hat sie noch am Ende noch ein völlig falsches Bild von dir." "Und was genau für ein falsches Bild?" Das war kompliziert zu erklären. "In ihren Augen bist du doch so jemand, der gar nicht EINE im Blickfeld, sondern ALLE im Blickfeld hat. Kannst du mir folgen?" Er nickte, während er da stand und die Teller abwusch. "Ja schon, aber ich würde es gerne mal sehen, dass sie eifersüchtig wird. Aber vielleicht sollte ich es wirklich nicht übertreiben. Ich werde bloß immer wahnsinnig, wenn sie irgendwas... besonderes macht. Du weißt schon, was ich mit Besonders meine." Nickend stelle ich mich wieder aufrecht hin und verabschiedete mich von ihm. Jetzt musste ich nur noch Nami ein wenig beeinflussen. "Nami?" "Ja? Was ist denn?" "Du sagtest doch, dass du in Sanji verliebt bist, oder?" Sie setzte sich auf einen Stuhl. "Ja... Meinst du, ich sollte ihn vergessen?" Leicht erschrocken schüttelte ich mit dem Kopf. "Nein, aber vielleicht solltest du mal auf seine... "Umwerbungen" eingehen. Dann kannst du sichergehen, ob er es auf dich oder auf alle abgesehen hat." "Und du denkst, das funktioniert?" "Ich bin mir sicher, dass das funktioniert." Damit ließ ich auch sie allein und verzog mich wieder ins Krähennest, um Nachzudenken, bis irgendwas passieren würde. Und tatsächlich: Nami ging aus ihrer Kajüte, Sanji aus der Küche und sie rannten fast ineinander. Er half ihr auf und entschuldigte sich bei "Nami-Mausi". Sie entschuldigte sich auch lächelnd und ging weiter. Als er ihr dann noch hinterher sah, musste ich grinsen. Das klappte wie am Schnürchen. Es war mittlerweile 13 Uhr und es gab Mittagessen. Ruffy konnte es kaum erwarten und stürzte sich auf die Gemüsesuppe. Er spuckte es jedoch wieder angewidert aus und kreischte: "Bah, das ist total versalzen! Sanji, wie viel Salz hast du daran gehauen?" Zorro musste breit grinsen: "Ruffy, wenn ein Koch zu viel salzt, ist er verliebt. Weißt du das nicht?" Er schüttelte den Kopf und sah neugierig zu Sanji, genau wie die anderen. Der wurde knallrot und sah verlegen werdend zu Nami, die ebenfalls rot wurde und nervös in ihrer Suppe rührte. Immerhin sahen sie sich endlich mal an. Sanji nahm schnell die Suppe vom Tisch und wollte in die Küche, um sie wieder genießbar zu machen. "Warte Sanji, ich helf' dir dabei.", sagte Nami und ging hinter ihm her. Ruffy starrte die beiden mit großen Augen an. "Will Nami jetzt kochen?" "Ja!", antwortete ich ihm schnell, bevor ein anderer ihm anderes erzählte. Alle bis auf Ruffy hatten Namis Reaktion verstanden. Als wir die neue Suppe aufhatten, ging ich wieder zum Krähennest. Mir gefiel dieser Ort wirklich. Nami folgte mir nach oben. "Es hat wirklich geklappt, danke." "Keine Ursache.", grinste ich. "Habt ihr euch jetzt ausgesprochen?" Sie nickte. "Ja, er hat mir gesagt, dass er mich mehr als nur freundschaftlich mag und das schon immer. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich mich auch irgendwie in ihn verliebt habe. Keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll." Ich zuckte mit den Schultern. "Hey, guck mal Imanti. Dahinten ist ein Schiff." Es war Chopper, der mit einem Huf auf den Horizont deutete. Ich blinzelte und konnte wirklich ein kleines Segelschiff erkennen. "Winkt da jemand am Bug?", fragte Nami verwundert. Ich kniff die Augen zusammen und konnte auch fuchtelnde Arme erkennen. Ich nahm mir ein Fernglas, dass im Krähennest lag und schaute durch. Mein Herzschlag setzte aus und ich klammerte mich an Namis Arm. "Was ist denn, wer ist da?" Ich drehte mich zu ihr und sagte lautlos "Aman". Sie fing an zu grinsen. "Dann geh mal ruhig runter und bereite den Captain auf Besuch vor. Ich kletterte schnell die Leiter runter und stolperte zu Ruffy und sagte ihm alles. Er war einverstanden und ich lief aufgeregt an die Rehling. Ich konnte ihn jetzt näher sehen. Ihn und ein Lächeln auf seinen Lippen. Nach ein paar Minuten konnte er auf unser Schiff und rannte auf mich zu. Er blieb ein paar Zentimeter vor mir stehen um mich dann zu umarmen. Ich hätte ewig so stehen bleiben können. Endlich wieder sein Geruch in meiner Nase, seine strubbeligen Haare an meinem Hals und sein unregelmäßiger Atem an meinem Schlüsselbein. Irgendwann musste ich ihn dann doch loslassen, weil er die anderen kennenlernen wollte. Kaum zu fassen, dass ich sogar ein klein wenig eifersüchtig wurde, als er zur Begrüßung die Hände von Nami und Robin küsste. Aber anscheinend war Sanji auch nicht gerade glücklich darüber. Und sogar Zorro musste sich bei Robin zusammenreißen. Schien so, als könnte man zwischen Robin und Zorro auch noch was entfachen. Ich war etwas erleichtert, als er wieder zu mir kam und mich in den Arm nahm. Die anderen ließen uns grinsend allein und Sanji nahm Namis Hand. Aman beugte sich zu mir runter und flüsterte: "Tut mir leid, aber ich habe es nicht ohne dich in Meda ausgehalten. Ich hab' dich einfach zu sehr vermisst. Und weil du ja schlecht zurück kommen kannst, bin ich zu dir gekommen." "Verstehe schon. Ich habe dich auch ziemlich vermisst." Er musste wie ein glückliches Kleinkind lächeln und steckte mich damit an. Ich verbrachte den ganzen restlichen Tag damit, ihm das Schiff zu zeigen, mit ihm zu reden und ihm zuzuhören. Das war wahrscheinlich der schönste Tag meines Lebens. Er war hier. Bei mir. Ich tappte im Dunkeln in die Mädchenkajüte. Es musste mittlerweile nach Mitternacht sein, aber die anderen beiden waren auch noch wach. "Weiß er eigentlich, dass du ihn... "magst"?" Ich schüttelte den Kopf. "Ne... Zwischen uns würde das eh nicht gut gehen. Ich bin nur eine Sklavin und zwar auch noch von seinem Vater. Wenn er das irgendwie rauskriegt, bin ich tot. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er mich so mag, wie ich ihn mag. Ich komme nicht aus dem selben Stand wie er." Sie konnten jetzt auch nichts mehr sagen. Es war einfach die bittere Wahrheit, auch wenn ich es gerne anders hätte. Kapitel 5: ----------- "Hey, psssst, Imanti!" Amans Stimme und Rütteln an meiner Schulter weckte mich mitten in der Nacht auf. "Was zum Teufel machst du hier? Es ist mitten in der Nacht!" "Um genau zu sein ist es 4 Uhr morgens. " Er grinste mich unverschämt wach an und fuhr fort: "Komm' mit raus, das musst du dir ansehen." Ich fasste den Entschluss, ihm mal einfach zu vertrauen. Das hatte er mir ja schließlich versprochen. Er fasste meine Hand, was ziemlich neu für mich war und zog mich leise durch die angelehnte Tür. Der Anblick von der aufgehenden Sonne raubte mir den Atem. "Schön, oder? Aber es gibt noch was viel schöneres für dich hier draußen." Jetzt wurde ich neugierig. "Und was?" "Warte ab." Seine Stimme klang geheimnisvoll. Er führte mich an Deck des Schiffes. Dort war eine Decke ausgebreitet, darauf ganz viele Kissen und ein paar Kerzen, weil die Sonne noch nicht allzu hell war. Mein Mund blieb offen und ich staunte. Das war so nett von ihm. "Aus deinem Gesichtsausdruck kann ich schlussfolgern, dass es dir gefällt." Ich musste lachen und fiel ihm um den Hals. "Danke!", flüsterte ich. Er grinste und setzte sich mit mir auf die Decke. "Ich dachte, wir sollten uns erstmal richtig begrüßen... Ohne die anderen." "Na dann: Freut mich dich wiederzusehen." Wir grinsten beide. Der Sonnenaufgang und der Platz waren wirklich ein guter Grund, aufzustehen. "Ich dachte, du könntest mir vielleicht... Also in Meda wolltest du mir doch erzählen, was... sie... dir angetan haben. Würdest du?" Nickend begann ich, alles zusammenzufassen. Wie ich Ace kennengelernt hatte, über die ganzen fehlgeschlagenen Hochzeiten, die Verschleppung, mein Vater, meine... tote Mutter, meine Brüder, die Menschenhändler und wie ...verwundert... ich war, als sie sich über meine Unschuld freuten. Er war sprachlos. "Das ist aber ziemlich viel Geschichte für so eine junge Frau wie dich." Ich musste lächeln. "Und deine Geschichte?" "Hmm, meine Geschichte ist bei weitem nicht so traurig, aber gut. Meine Mutter habe ich ziemlich früh verloren, aber ich weiß zumindest wie sie aussah, nicht so wie bei dir... Mein Vater hat mich großgezogen. Er hat schon immer Sklaven gehabt, sie waren auch selten fröhlich, aber für mich war es normal, bis ich wegging, um mehr zu lernen. Seitdem hat sich mein Verhältnis zu meinem Vater ziemlich verändert. Das hat auch Grund, dass er so verbittert ist..." Er schaute mich an. Ich glaubte ihm alles, aber ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwas verschwieg. "Ist das alles, oder fehlt noch ein Teil der Geschichte?", fragte ich ihn. Sein Blick wurde fragend und verwirrt. "Fehlt deiner Meinung etwas?" Ich überlegte lange, wie ich es ihm sagen sollte. "Ich habe das Gefühl, du verschweigst mir etwas. Irgendwas wichtiges, was große Bedeutung in deiner Geschichte hat." Er senkte seinen Kopf. Also hatte ich ins Schwarze getroffen. Aber anscheinend wusste er nicht, ob er es mir sagen sollte, oder wie er es mir sagen sollte. Unsere Blicke trafen sich. "Also gut. Es gibt da so eine Sache, die du nicht weißt. Keiner weiß es, außer mein Vater. Wenn ich es dir jetzt ZEIGE, wirst du versprechen, keine Angst zu haben? Mein Vertrauen hast du, dass du es niemandem sagst." Jetzt war ich erst recht verwirrt. "Ich werde bestimmt keine Angst vor dir haben." Das schien ihm zu reichen. Er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich hätte Wasser in der Hand. Nein, es war kein Gefühl, ich hatte wirklich Wasser in der Hand. Aber es lief nicht aus meiner Hand raus. Und es war nur seine Hand, die zu Wasser wurde. "Oh... Okay... Kneif mich mal bitte.", brachte ich heraus. Er lächelte. "Du läufst nicht weg. Danke!" "Ähm... nein ich laufe... nicht weg, ich vertraue dir ja schließlich. Aber wa- was ist das? Wenn ich gerade träume, musst du es mir sagen." Er lachte. "Nein, du träumst wirklich nicht. Ich kann meinen Körper oder auch nur Teile von meinem Körper in Wasser verwandeln. Es gibt sogenannte Teufelsfrüchte. Jede Teufelsfrucht hat eine einmalige Teufelskraft, die man beim Verzehr erhält. Und ich habe von der Wasser-Frucht gegessen." Ich war völlig fertig. "A-Achso... Teufelsfrüchte... Und gibt es viele... von denen?" Sein Lachen wurde stockend. "Soll ich dir sagen, wer welche Teufelskraft hat? Ich will dein Gesicht unbedingt sehen, wenn du es erfährst." Ich nickte neugierig. "Also: Ruffy hat genascht, er kann seinen Körper so elastisch wie Gummi machen, Robin kann überall wo sie will Hände sprießen lassen und Ace... Er kann das selbe wie ich, bloß nicht mit Wasser, sondern mit Feuer." Ace hatte Teufelskräfte... Schön, auch mal diese Information zu erhalten... "A-Ace? ACE? DER Ace?" Er musste wieder laut lachen. "Genau dieses Gesicht hatte ich erwartet. Und ich glaube du kennst nur diesen einen Ace." Ich nickte auch lachend. Was für ein aufregender Morgen. In letzter Zeit hatte ich viel zu viel gelernt. Wir betrachteten noch lange die aufgehende Sonne. Irgendwann nahm er wieder meine Hand, aber dieses Mal ohne Wasser. "Ähm, Imanti... Ich habe das alles eigentlich nur vorbereitet, weil... Ähm, oh mann, ich weiß echt nicht, wie ich dir das sagen soll." Ich versuchte ihm mein Vertrauen zu zeigen. "Sag es einfach. Schlimmer als deine Teufelskraft wird es wohl nicht sein. Und wenn doch, dann ist es halt so." "Ähm, okay... Also... Ich glaube, dass ... dass ich mich in dich verliebt habe." Kapitel 6: ----------- "Du ... Du liebst mich?" Er hatte mich sehr überrascht mit diesem Geständnis. Ich wusste, dass ich ihm etwas bedeutete, aber ich wusste nicht, dass ich ihm so viel bedeutete. "Ja, das tue ich. Und ich würde alles für dich tun, egal was. Du bist der Mittelpunkt meines ganzen Universums und es gibt nichts und niemanden, den ich mehr liebe und vergöttere als dich! Sag, liebst du mich auch? Und befürchte nicht, dass ich dich verlassen würde, wenn du es nicht tust. Ich werde darüber hinwegkommen, irgendwann jedenfalls..." Das war ein erneuter Anflug von hoffnungsvollem Glück! "Was geht bloß in deinem Kopf vor? Natürlich liebe ich dich. Und ich würde alles für dich aufgeben, aber du kannst doch nicht deinen Vater aufgeben... Wenn er es erfährt, dann... dann ist das mein Tod und er wird dich niemals wieder sehen wollen!" Er legte seine Hand an meine Schläfe, näherte sich meinem Ohr und flüsterte: "Was ist, wenn er es nicht erfährt?" "Aber Aman... Du kannst es ihm doch nicht vorenthalten. Er ist dein Vater!" Er lächelte mich mit einem unbeschreiblich süßem, schiefen Lächeln an. "Selbst wenn er es irgendwann mal erfahren sollte, würde ich es niemals zulassen, dass er dich auch nur mit Unrecht anschaut. Er muss mit meiner Entscheidung leben, sonst bin ich nicht mehr sein Sohn!" "Amaniel...", flüsterte ich verzweifelt, aber er legte seinen Zeigefinger auf meine bebenden Lippen. Ich wollte ihm widersprechen, aber er brach mein Vorhaben ab, indem er mich küsste. Der Kuss war kurz und leicht, aber es war wie ein Wirbelwind in meinem Herzen. Sein Mund formte sich wieder zu diesem unwiderstehlichen Lächeln und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. "Du wirst mich wohl nicht widersprechen lassen... Auch wenn es mir das Herz zerreißt, dass du deinem Vater nichts sagen kannst. Aber ich liebe dich und es ist deine Entscheidung." Er strahlte mich glücklich an. "Du liebst mich... Du ahnst nicht, wie viel mir diese Worte bedeuten!" Ich wusste nicht wieso, aber ich zweifelte. "Wieso liebst du mich eigentlich?" Verdutzt schaute er aus der Wäsche. "Du bist anders. Du hast eine sehr starke Persönlichkeit, aber du bist trotzdem so bodenständig!" "Wieso bin ich für dich stark, wenn du meinen Hintergrund bemitleidenswert findest?" "Dein Hintergrund ist sehr ungerecht und traurig, aber du verbirgst es und willst andere damit nicht belasten. Du tust einfach so, als wäre nie etwas passiert. Das ist für mich innere Stärke und ist ein wichtiger Teil von deinem wahnsinnig interessanten Charakter." Seine Worte waren so ehrlich und so wahr, dass ich nicht anders konnte, als ihm um den Hals zu fallen und ihm einen Kuss zu geben. "Sie... Sie blockt einfach ab, wenn ich sie mal richtig küssen will... Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich mache doch alles richtig, aber irgendwas scheint sie ja anscheinend davon abzuhalten, sich mir zu nähern!" Sanji ging nervös auf und ab. "Rede mit ihr. Versuche einfach mal, erstmal ihr Vertrauen zu bekommen, bevor du diesen Schritt machst. Wahrscheinlich muss sie erstmal regestieren, dass du nur sie liebst und es wirklich, wirklich ernst meinst." Langsam nervte es mich ein wenig, dass sie es nicht hinbekamen. Reden ist die beste Lösung, Probleme zu lösen, dass wusste ich bereits gut genug. Er verschwand wieder, um mit ihr zu reden. Ich hatte beschlossen, ihnen nicht mehr zu helfen. Sie liebten sich und Liebe sprengt alle Hindernisse und Probleme. Mein eigenes Leben stand gerade selber Kopf. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mich Aman nähern sollte. Mit sowas hatte ich nicht besonders gute Erfahrungen und konnte einfach nicht damit umgehen, dass ich so viel für ihn empfand. Trotzdem konnte ich es nicht an mir vorbei gehen lassen, dass er seinem Vater nichts sagen konnte. Ich wollte unbedingt seinen Segen für uns beide haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)