Winter Carols von Frigg ================================================================================ Kapitel 9: Türchen 9 – Ein Lichtlein brennt ------------------------------------------- Der kalte und emotionslose Blick traf ihn wie ein Schlag. Obwohl die blauen Augen so vertraut waren und er sie jeden Morgen im Spiegel sah, wirkten sie dennoch fremd und wie von einer anderen Person. Das braune Haar fiel ihm in feinen Strähnen in die Augen und betonten den stechenden Blick umso mehr. Sein Mund war zu einem süffisanten Grinsen verzogen, als könnte er nie verlieren und als wäre er allen gegenüber überlegen. Schaute er immer so drein? Seto konnte sich selbst im Spiegel durch einen großen, verzierten Rahmen in Gold sehen. Es war ein sehr schönes viktorianisches Muster. Doch etwas stimmte mit seinem Spiegelbild nicht. Seine Züge waren jünger und die Haare ein wenig länger. Der rote Königsmantel mit dem weißen Saum hing locker und schwer auf seinen Schultern. Mit einer langen Schleppe fiel er zu Boden und verdeckte den unteren Teil des Thrones auf dem er saß. Lässig saß er in dem hohen Stuhl mit dem blauen Sitzpolster. Sein Spiegelbild überschlug lässig die Beine und Seto tat es ihm gleich, ohne den Befehl dazu an sein Gehirn gegeben zu haben. Was ging hier vor? Seto blinzelte überrascht den Spiegel an und fröstelte bei dem Anblick. So erging es also den Leuten, wenn sie ihm gegenüber gestanden hatten damals. Dieser ausdruckslose Blick jagte selbst ihm Angst ein. Hinter ihm blinkte die Lampe einer Schaltzentrale. Einsam und im gleichen Rhythmus ging es verlockend an und aus, als würde es einem zurufen seinen Finger darauf zu legen und den Knopf zu drücken. Was würde passieren, wenn er es täte? Von irgendwoher kam ein schwacher Lichtschein. Sein anderes Ich, sein jüngeres Ich von vor zwei Jahren, lehnte sich entspannt zurück. Die viel zu kalten Augen unverwandt auf den Spiegel gerichtet. Sein Mundwinkel zuckte und auch diesmal spürte Seto die Bewegung, ohne es befohlen zu haben. Sein Spiegelbild stieß einen amüsierten Laut aus und lehnte sich mit dem Arm auf die Lehne, die die Form eines Kopfes vom weißen Drachen hatte. Auch die andere Lehne hatte dieselbe Form. Die Flügel der Drachen gingen in die Rückenlehne über und sein anderes Ich füllte diesen Thron nicht mal zur Hälfte aus. Nicht wegen der Körpergröße, sondern auch von der Reife. Hatte er so vor zwei Jahren ausgesehen? Es war ein befremdlicher Anblick sich selbst so zu sehen und zu wissen, wie er auf sein Umfeld gewirkt hatte. Ein wenig Scham überkam ihn, dass er damals so hochmütig gewesen war und sich auch unantastbar gefühlt hatte bis Yugi ihn besiegt hatte. Selbst sein kleiner Bruder war so kaltherzig gewesen. Seto musste auch zugeben, dass Mokuba ihm selbst nichts bedeutet gehabt hatte. Dabei war er seine einzige Familie und alles, was er noch hatte. Inzwischen fragte sich Seto, wie er damals nur so dumm hatte sein können? Wie grausam war er gewesen? Er wollte nicht an die unzähligen Lügen, Bestechungen und Erpressungen denken, die er begangen hatte, um an seine Ziele zu kommen. Auch Mokuba hatte er damals nur für seine Zwecke benutzt gehabt. Es war ein erschreckender Gedanke, wie skrupellos er gewesen war und auch ohne mit der Wimper zu zucken, hätte er jemanden einfach so getötet. Zwar wäre er heute noch bereit dazu, wenn es darum ging, Mokuba zu beschützen, aber er würde es nicht mehr so leichtfertig tun. Der Gedanke, wie er damals gewesen war, bereitete ihm Unbehagen und ein Schauer rann ihm über den Rücken. Seto schluckte und betrachtete weiter sein Spiegelbild. Eine Strähne kitzelte seine Nase und Seto hob die Hand, um sie aus seinem Gesicht zu streichen, doch der Arm blieb an Ort und Stelle. Er konnte sich nicht bewegen. Was ging hier vor? Wieso konnte er sich nicht bewegen? „Du bist schwach geworden!“, schnarrte ihn sein Spiegelbild hochmütig an. Sein anderes Ich blinzelte und reckte das Kinn stolz nach vorne. Fragend sah Seto sein Ebenbild an, wollte das kalte Glas berühren, doch auch diesmal konnte er sich nicht bewegen. Langsam stieg sein Puls und mit ihm sein Herzschlag. „Du hast dich von diesem emotionalen Unsinn einlullen lassen!“, fuhr sein jüngeres Ich fort und sah ihn an, als wäre er ein Verbrecher auf der Anklagebank und als hätte er Hochverrat begangen. „Als wäre das nicht ekelerregend genug, lässt du dich von einer dahergelaufenen Schlampe verführen!“ Von wem sprach sein Ebenbild? Seit seiner letzten Beziehung vor zwei Jahren hatte er keine feste Freundin mehr gehabt und selbst diese Bindung damals, war mehr zu dem Zweck gewesen an eine der weißen Drachen Karten zu kommen, als dass es etwas mit Liebe zu tun gehabt hätte. Danach waren es nur ein paar One Night Stands gewesen, aber auch nicht viele. Von wem also sprach sein Ebenbild? Wieder schluckte Seto. „Bist du überrascht, dass ich immer noch da bin?“, fragte sein Ebenbild amüsiert und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. „Ich war immer da“, erklärte er kalt, „Ich werde auch immer da sein. Ich bin du und du wirst mich nicht los.“ Seto schwieg. Wovon sprach er? Er hatte sich geändert in den letzten Jahren. Er war nicht mehr so skrupellos! „Denkst du das?“, fragte sein jüngeres Ich, als hätte er seine Gedanken gelesen. Was passierte hier? Sein Puls stieg weiter und ein wenig Angst durchdrang seinen Körper. „Du hast dich kein bisschen verändert, wenn du genau darüber nachdenkst.“ „Das stimmt nicht“, hörte Seto eine Stimme sagen. Fragend huschten seine Augen durch den dunklen Raum, aber er konnte keinen Körper dazu ausmachen. Er sah wieder zu dem Spiegelbild. Es schien nichts gehört zu haben. „Du bist noch genauso eiskalt und gefühllos wie früher, als wir noch gemeinsam ein Mensch waren. Damals hast du dich nicht von ein paar grüner Augen weich klopfen lassen. Es hätte dich nicht interessiert, was passiert wäre. Du hättest dieses Flittchen im Schnee liegen gelassen.“ Sprach sein Ebenbild von Naomie? „Sie ist kein Flittchen!“, fuhr er das Spiegelbild an und seine Stimme hatte einen merkwürdigen Nachhall in der Dunkelheit. „Ach?“, fragend hob sein anderes Ich die Augenbraue, „Sie kennt dich kaum und steckt dir schon die Zunge in den Hals. Wie würdest du das nennen?“ Seto schwieg. Natürlich sollte niemand einem anderen so einfach küssen, aber in dem Fall war es doch nicht ihre Schuld, sondern seine. Er hatte sich hinreißen lassen. Sie traf keine Schuld. Eine Berührung am Rücken ließ ihn zusammen zucken. Es fühlte sich an wie Fingernägel, die sich in den Stoff fest krallten und nicht mehr los ließen. Kurz zuckte er zusammen. Er versuchte sich umzudrehen, war aber dazu verdammt genauso da zu sitzen, wie es sein Spiegelbild vorschrieb. Es zeigte keine Regung, dass es das selbe wie er fühlte oder es ignorierte es nur besser. „Dachte ich es mir doch“, fuhr der jüngere Seto fort, „Du denkst genauso wie ich. Wir gehören zusammen. Sieh es ein.“ „Ich denke nicht mehr so wie du!“, fuhr Seto den Spiegel an. „Rede es dir ruhig ein“, sagte es ruhig und strich mit den Fingerspitzen bedächtig über den Kopf des weißen Drachen von der Armlehne, als wäre es eine Katze. „Aber weißt du, ich dachte, ich lebe schon viel zu lange in deinem Unterbewusstsein und es wird Zeit, dass ich wieder das Ruder in die Hand nehme, ehe sie dich komplett weich klopft. Außerdem hatten wir immer so viel Spaß. Erinnerst du dich an unsere letzte Beziehung? Sie war so zierlich und unschuldig.“ Natürlich erinnerte sich Seto an das Mädchen und auch daran, was er getan hatte, um an die Karte des weißen Drachen zu kommen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Immerhin war es nicht wieder gut zu machen, wie viel Schmerz er ihr bereitet hatte. Aber es war geschehen und er bereute es inzwischen. „Was denkst du? Soll ich mit der Kleinen genauso umgehen?“ Amüsiert kicherte das Ebenbild und wandte den Blick von dem Drachenkopf wieder ab. Mit kalten Augen sah er ihn wieder an. „Fass sie nicht an!“, fuhr Kaiba ihn an und sein Herz klopfte nervös in seiner Brust. Nur zu gut konnte er noch hören, wie das Mädchen ihn damals um Vorsicht gebeten hatte, als er mit ihr geschlafen hatte. Doch er hatte keine Rücksicht genommen, dass sie unerfahren gewesen war und beim ersten Mal schmerz empfinden würde. Unnachgiebig hatte er seine Gelüste an ihr ausgelebt. „Angst, dass ich ihr weh tue?“ Wieder kicherte er. „Ich will nicht“, hörte er wieder eine fremde Stimme in dem Raum und der Druck auf seinem Rücken verstärkte sich. Die Stimme klang etwas leidlich. Doch auch diesmal hörte sein Spiegelbild es nicht. „Fass sie nicht an!“, knurrte Seto sein jüngeres Ich an und er spürte, wie das Adrenalin durch seine Blutbahnen raste. „Oh keine Sorge“, sagte er, „Du fasst sie an. Ich bin nur ein Teil deiner Persönlichkeit. Wenn sie danach vor jemanden Angst hat, dann vor dir. Vor uns.“ „Ich will nicht“, hörte er wieder die selbe Stimme. Sie klang flehender. „Lass mich gehen.“ „Wieso willst du ihr weh tun?“, fragte er und fragte sich, wie er das verhindern konnte. „Damit du lernst, dass Gefühle Schwachsinn sind!“, fuhr er ihn wieder an und klang dabei wie sein Stiefvater, „Sie ist nicht gut für uns. Du lässt dich viel zu sehr von ihr ablenken! Anstatt zu arbeiten, hast du sie geküsst! Hast du nichts Besseres zu tun?“ Was war schon dabei? Es waren nur ein paar Küsse gewesen und sie hätte ihn auch von sich stoßen können. Aber stattdessen hatte sie es sogar erwidert, ihre Lippen ganz leicht geöffnet, damit seine Zunge in ihren Mund gleiten konnte. Aber der Kuss war von ihm ausgegangen. Doch natürlich hatte er besseres zu tun. Er hätte natürlich arbeiten können, aber in dem Moment war sie wichtiger gewesen. „Genau das ist das Problem! Sie sollte nicht wichtiger als die Firma sein! Selbst diese kleine Ratte Mokuba sollte nicht wichtiger sein!“ Wieder war da der kalte Blick, der ihn zu durchbohren schien. War er wirklich so wie Gozaburo geworden? Bedeutete ihm die Firma mehr als Mokuba? Was war mit Kuzuki? Sie war... Nun was war sie denn? Seto wusste es nicht. Immerhin war sie jemand, der für ihn arbeiten konnte. Aber mehr konnte er nicht sagen. Erst recht nicht, was genau ihn geritten hatte sie zu küssen. „Deshalb werde ich mich der Sache annehmen und sie aus unserem Leben verbannen!“, unterbrach die schnarrende Stimme seine Gedanken. Seto spürte einen Druck auf seinen Brustkorb, als würden sich zwei Arme um ihn schlingen. Aber dort war nichts und niemand. „Ich möchte aber nicht“, war wieder dieses Flehen zu hören, „Bitte nicht.“ Woher kam diese irritierende Stimme nur? Zu wem gehörte sie und was wollte sie nicht? Seto versuchte den Kopf zu bewegen, doch nicht einmal diese kleine Geste war ihm vergönnt. Es fühlte sich an als sei er ein Gefangener und das beklemmende Gefühl in der Brust stieg an. Ganz langsam, als hätte er alle Zeit der Welt, erhob sich sein Ebenbild und Seto spürte, dass auch er sich bewegte. Der rote Königsumhang fiel seinem jüngeren Ich um die Füße. Er stolperte nicht, als er näher an den Rahmen heran trat und den Umhang hinter sich her zog. Seine Beine setzten sich ebenfalls in Bewegung, obwohl er es gar nicht wollte. Seto versuchte stehen zu bleiben, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Es fühlte sich an, als würde er an Marionettenstrippen gezogen werden. „Du kannst dich nicht wehren“, sagte sein anderes Ich, „Ich bin du und diesmal tust du das, was ich will!“ Sein jüngeres Ich stand nun ganz dicht vor der Scheibe und berührte die glatte Oberfläche. Auch Seto hob die Hand und mimte die Geste nach. Das Glas fühlte sich kalt und gleichmäßig unter seiner Haut an. Er versuchte die Hand sinken zu lassen. Doch nichts passierte. „Ich werde schon dafür Sorgen, dass wir wieder so zielstrebig wie früher werden.“ Süffisant zog sich der Mundwinkel wieder nach oben und er ließ, genauso wie sein Spiegelbild, die Hand sinken. Ein kleiner Handabdruck blieb zurück. „Es wird Zeit, dass ich spielen gehe.“ „Nein!“, schrie er seinem Ich zu, doch es wandte sich ab und drehte ihm den Rücken zu. Entweder wollte oder konnte sein Spiegelbild ihn nicht hören. Seto vermutete ersteres. Mit schnellen Schritten ging er zu der Schaltzentrale bei der noch immer das Lämpchen blinkte. Sei Finger drückte den Knopf und er wartete, dass etwas passierte. Was hatte sein anderes Ich vor? „Nein ich will nicht“, mischte sich wieder diese fremde Stimme ein und er konnte spüren, wie das Gefühl von ihm abließ, dass ihn jemand fest hielt. Was passierte hier nur? Sein Herzschlag war inzwischen zu einem schnellen Rhythmus übergegangen und fühlte sich an, als wäre er nur gelaufen. Er atmete schnell, wie zu schnell. Sein Brustkorb schmerzte schon. Seto streckte die Hand aus. Er konnte sich bewegen. Ein Fortschritt. Seine Finger trafen auf das Glas, doch es war nicht kalt. Es fühlte sich warm an. Im nächsten Augenblick kam die Dunkelheit auf ihn zu, während sein anderes Ich langsam verblasste und von der Finsternis verschluckt wurde. Auch das Lämpchen hatte aufgehört zu blinken. Was passierte hier? Sein Herz schlug noch mal einige Takte schneller. Die Dunkelheit kam auf ihn zu und drohte ihn zu verschlucken. Doch er musste durch das Glas. Er musste sein früheres Ich aufhalten. Er konnte doch nicht zulassen, dass er wieder so wurde, wie damals! „Bleib hier!“, schrie er, doch sein Ebenbild war bereits verschwunden. Er war allein und lediglich der Nachhall seiner Stimme war noch zu hören, während das Licht immer karger wurde. Die Finsternis kam unaufhörlich auf ihn zu und drohte ihn zu verschlucken. Seto schloss die Augen, bereit darauf zu verschwinden. Sein Ebenbild siegte und als nächstes spürte er einen Fall. Sein Herz klopfte schmerzhaft gegen seine Brust und kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Unter sich spürte er etwas Weiches und warmes. Seine Hände hielten ein Stück Stoff fest. „Nicht…“, hörte er wieder die weibliche Stimme. Seto wagte nicht die Augen zu öffnen. Sein Herz pochte noch viel zu schnell und die Angst saß noch in seinen Knochen. Feine Haare kitzelten sein Gesicht und der Geruch von einer süßen Wärme stieg in seine Nase. Tief atmete er diesen Duft ein und sein Arm schlang sich um den warmen Körper neben sich. Ganz vorsichtig zog er ihn zu sich, als wäre er aus Glas und könnte unter der Berührung zerbrechen. Unter seinen Händen spürte er das Heben und Senken des Bauches. Ganz langsam wurde sein Kopf wach und sein Puls beruhigte sich. Es war ein Traum gewesen. Nur ein Traum. Die zwei Jahre waren vorbei und er hatte sich verändert. Sein früheres Ich hatte keine Kontrolle über ihn! Erleichtert atmete er auf und vergrub sein Gesicht in dem weichen Haar. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper. Niemand sonst. Seine Arme schlangen sich etwas fester um den Körper. „Es ist alles gut“, murmelte er leise und seine Lippen berührten die warme Haut im Nacken. Sein Atem beruhigte sich. Vorsichtig schluckte er und öffnete die Augen. Zuerst sah er nur die blonden Haarsträhnen. Wer war das? Die Erinnerung kehrte nur langsam zurück und erleichtert atmete Seto auf, als er merkte, dass Kuzuki friedlich neben ihm schlief. Es ging ihr gut und ihm fiel ein Stein vom Herzen. Ein weiterer Hinweis, dass alles nur ein Traum war. Nur der Kuss. Der war wirklich kein Traum oder Illusion gewesen. Sie hatten sich geküsst und das nicht nur einmal. Im Eifer war das Hemd auf den Boden gelandet und sein Hemd hing offen auf seiner nackten Brust. Er konnte den Stoff spüren, der sich unter den Bewegungen vom Schlafen verzogen hatte und nun knittrig war. Es hatte sich alles andere als falsch angefühlt und sie hatte genauso wenig aufgehört wie er es hatte tun können. Seto hatte auch kein schlechtes Gewissen, dass er es getan hatte. Wenn es danach gegangen wäre, hätte er auch nicht aufgehört, als er ihren Hals geküsst und ganz leicht an ihrer süßen Haut geknabbert hatte. Doch er hatte aufgehört, worüber er noch immer ein wenig enttäuscht war. Es war nicht so, als ob er ihre Notlage hätte ausnutzen wollen, aber er gehörte auch nicht zu der triebgesteuerten Sorte Mann. Wäre das Fangirl auch nicht gewesen, hätte er sie schon auf dem Markt geküsst. Aber leider war da dieses nervige Weib gewesen, was ihre manikürten Finger nicht von ihm hatte lassen können. Bei genauerer Überlegung war es doch gar nicht so schlimm. Immerhin waren sie so ungeachtet von neugierigen Reportern gewesen. Über die Schlagzeile wollte er nicht nachdenken, wenn man sie gesehen hätte. Er seufzte leise und ihre Haare bewegten sich ein wenig. Noch immer hielt er sie an sich gedrückt. Das Gefühl sie in den Arm zu haben, hatte etwas Tröstendes und es fühlte sich nach dem Alptraum gut an. Wie ein Licht in der Dunkelheit, warm und geborgen. Seto schloss wieder die Augen und genoss den Augenblick. Er wollte sie noch nicht los lassen. Zumal er auch noch keine Ahnung hatte, wie es nach der gestrigen Nacht weiter gehen sollte. Jetzt konnte er sie erst Recht nicht mehr fragen, ob sie für ihn arbeiten wollte. Die Grenze hatte er überschritten und zurückgehen, ging nicht. Ein Ruck ging durch ihren Körper und er konnte sie gerade noch festhalten, ehe sie aus dem Bett gerollt wäre. Schnell drehte er sie zurück und hielt sie fest umschlungen. Leise seufzte er. Wie sollte er nur Mokuba erklären, wieso er sie nicht fragen konnte? Sein kleiner Bruder würde nur unnötige Dinge hinein interpretieren, die es gar nicht gab und ihm sagen, wo seine Daten versteckt waren, würde der Kleine auch nicht. Wieder seufzte er leise und sein Atem strich wieder durch ihre Haare. Hoffentlich dachte sie jetzt nicht, dass er eine Beziehung mit ihr führen wollte? Als er sich gestern mit ihr hier herum gewälzt hatte, schien der Kuss so verlockend und gut zu sein. Wenn er jetzt darüber nachdachte, kamen ihn unglaublich viele Gedanken, wieso er es hätte lassen sollen. Aber das Gefühl von Reue blieb aus. „Nicht…“, murmelte sie und versuchte sich aus seinem Arm zu winden. Doch Seto hielt sie fest und zog sie etwas mehr zur Mitte, damit sie nicht heraus fiel. War es ihre Stimme, die sich in seinen Traum mit vermischt hatte? „Ich will nicht, Ryu…“, sagte sie leise und klang gequält. Wer war Ryu? Von wem sprach sie da? „Hei“, sagte er leise und vorsichtig strich er ihr über die Schulter. „Es ist alles gut. Du bist hier in Sicherheit.“ „Ryu, ich will nicht!“ Naomie wand sich unter seiner Berührung. Hatte dieser Typ ihr wehgetan oder sie bedrängt? Automatisch hielt er sie etwas fester. „Es ist alles gut“, versuchte Seto es weiter und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. Kalter Schweiß klebte auf ihrer Stirn. „Lass mich los!“, fuhr sie ihn im Schlaf an und sofort ließ Seto sie los. Sie rollte sich von ihm weg und öffnete mit einem Schlag die Augen. Ihr Atem ging schnell. Ängstlich drückte sie die Decke an sich. „Was…?“, fragte sie verwirrt und sah ihn aus großen Augen an. „Es ist alles in Ordnung“, beschwichtigte Seto sie und rutschte etwas zur anderen Seite des Bettes. Er richtete sich auf und das offene Hemd wurde sichtbar. „Was ist passiert?“ Fragend sah sie sich um. „Nichts“, antwortete er ehrlich und mit einem Schulterzucken. „Aber…?“ Fragend sah sie ihn an und nickte zu seinem offenen Hemd und ihrem freien Oberkörper, der nur noch durch den BH bekleidet war. „Es ist nichts passiert“, beteuerte er erneut, „Du bist eingeschlafen.“ „Eingeschlafen?“, fragte sie peinlich berührt und legte beschämt die Hände über die Augen. Seto nickte. „An meiner Schulter, als ich grade deinen Hals geküsst hatte.“ Er sprach die Worte nüchtern und trocken aus, als hätten sie keine Bedeutung. Dennoch merkte er, dass es ihm nur schwer über die Lippen kam. „Das tut mir leid“, sagte sie leise und sah beschämt auf. Ihre Wangen hatten an Röte gewonnen. „Schon gut. War wohl besser so“, wehrte er ab. „Wieso lügst du?“, mischte sich sein Gewissen wieder ein. Seto hatte schon leichte Sorgen gemacht, weil es den gestrigen Tag über geschwiegen hatte. „Es tut mir trotzdem leid“, sagte sie verlegen, „Es war keine Absicht und soll auch nicht bedeuten, dass du langweilig wärst oder sowas…“ „Es ist vorbei“, sagte Seto kalt, „Du warst müde und es gibt da nichts zu entschuldigen.“ Aber er konnte nicht verhindern, dass er erleichtert aufatmete. Sie duzte ihn und das war schon mal positiv. „Ok, es tut mir aber trotzdem leid“, sagte sie noch einmal. Er nickte nur und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sie die Decke etwas enger um sich schlang, als wäre es ihr unangenehm. Am liebsten hätte er sie wieder in seine Arme gezogen und wäre dem Drang nachgekommen, sie zu küssen und dort weiter zu machen, wo sie in der Nacht unterbrochen worden waren. Aber der Moment war vorbei. „Von was oder wem hast du geträumt?“, fragte er nach einem Augenblick der Stille. „Wie?“ „Du hast die ganze Zeit vor dich hin geredet, dass du etwas nicht willst und Ryu dich in Ruhe lassen soll. Ich glaube, du hast dich in der Nacht auch an mich geklammert“, sagte er und erinnerte sich an das Gefühl im Traum. Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass sie das Gefühl einer Berührung bei ihm ausgelöst hatte. Ebenso war es ihre Stimme in seinem Traum gewesen. „Oh wirklich?“, fragte sie und sah ihn erschrocken an. Kaiba nickte wieder. Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“ „Was hast du geträumt?“ „Von Ryuichi, meinem Exfreund.“ „Der, der dich betrogen hat?“ Schwach nickte Naomie. „Was ist passiert?“ „Ich…“ Sie schwieg und fuhr sich nervös durch die Haare. „Es ist nicht einfach zu erklären.“ „Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Seto merkte, wie schwer es ihr fiel. Dennoch brannte er innerlich darauf zu erfahren, was passiert war. „Nein, schon gut“, kurz seufzte sie, „Er und ich wir hatten nach der Trennung noch Sex.“ „Wieso das?“, fragte er perplex und fragte sich, was es mit dem Traum zu tun hatte. Eigentlich ging es ihn nichts an, was sie mit wem tat, aber in dem Fall, war seine Zunge schneller als sein Verstand gewesen. „Ach gib lieber zu, dass du wissen willst, was da los war“, mischte sich wieder die Fistelstimme ein. „Bitte denk nicht schlecht von mir“, sagte Naomie bittend und sah ihm in die Augen, in denen ein trauriger Blick lag. „Es ist einfach passiert. Also…wir haben uns nach der Trennung noch ein paar Mal gesehen, wegen ein paar Sachen, die noch beim anderen lagen und naja…er wollte dann immer. Aber ich nicht und er hat mich ins Bett gezerrt. Obwohl ich gesagt habe, ich will nicht, hat er nicht aufgehört.“ „Mit anderen Worten, er hat dich vergewaltigt?“ Sein Blick wurde eisig. Wie konnte man nur so triebgesteuert sein? Ein leises Knurren entfuhr ihm. „Nein, so ist das nicht…“ Sie rang mit Worten. „Also es stimmt schon. Er konnte die Finger nicht von mir lassen und auch wenn ich alles versucht habe, um los zu kommen, hat er mich im Bett festgehalten bis ich an dem Punkt war, dass ich auch wollte.“ Naomie schwieg. „Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass ich ihm vielleicht doch noch etwas bedeute und hatte gehofft, er liebt mich noch.“ „Das ist dumm gewesen“, sagte er. „Ich weiß.“ Ihre Stimme klang leise und belegt. „Und er ist ein Arschloch“, fügte Seto hinzu und wandte sich ihr zu. „Und du bist auch eins!“, mischte sich sein Gewissen wieder ein, „Als ob sie sich nicht schämt dafür und du? Du streust Salz in die Wunde!“ Fast konnte Seto sehen, wie sich die Stimme mit der imaginären Hand vor die Stirn schlug und fassungslos den Kopf schüttelte. Vorsichtig rutschte er näher an sie heran. „Er hat deine Grenzen überschritten und dich genötigt.“ Naomie sah ihn an und nickte. „Ich weiß.“ Es sah aus, als hätte sie ein paar Tränen im Gesicht. Wenn sie jetzt weinen würde, wüsste er nicht, was er tun sollte. „Du kannst dich ja anstellen. In den Arm nehmen natürlich!“, fuhr ihn die Fistelstimme genervt an, doch Seto ignorierte sie wieder. Natürlich war es dumm von ihr gewesen, dass sie gedacht hatte, dass sie ihm noch was bedeutete, nachdem er sie betrogen hatte. Aber Seto konnte es auch ein wenig verstehen. Liebe war eben nicht so einfach wie Zahlen, Tabellen und Kalkulationen und aus diesem Grund hatte er sich noch nie verliebt gehabt. Mit dem Wissen war es wohl noch besser, dass nichts zwischen ihnen vorgefallen war. Sonst dachte sie vielleicht, dass er Gefühle für sie hatte. „Belüg dich nur selbst“, kam es wieder von der Fistelstimme. „Hör zu, wegen dem Kuss…“, fing sie an und kam damit auf das Thema der gestrigen Nacht zu sprechen. Sein Herz machte kurz einen Aussetzer. Jetzt würde sich entscheiden, wie es weiter ging und er würde wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Seto wusste es nämlich immer noch nicht. Er war kein Beziehungsmensch, aber es fiel ihm auch irgendwie schwer, ihr klar zu machen, dass es bei dieser einmaligen Sache bliebe. Es war befremdlich hier mit einer Frau zu sein und noch viel befremdlicher war das Gefühl in seiner Magengegend. „Ich glaube, es ist…“, fuhr sie fort, wurde aber von dem lauten Klingeln seines Telefons aus dem Büro unterbrochen. Leise knurrte Seto. Wer hatte die Nerven jetzt anzurufen und zu stören? „Warte hier. Ich bin gleich zurück“, sagte er und stand auf. Gemächlichen Schrittes ging er in sein Büro und nahm den Hörer ab. „Kaiba“, sagte er forsch in die Sprechmuschel. Viel forscher als beabsichtigt. Jemand summte für einen Moment noch ein Weihnachtslied mit. Hatte jemand schon wieder seine Warteschleifenmusik in Weihnachtsmusik verändert? Innerlich brummte er darüber. „Herr Kaiba, guten Morgen“, sagte eine Männerstimme und der Mann klang abgehetzt, als wäre er gerannt. Guten Morgen war gut. Wie spät war es eigentlich? Seto warf einen Blick auf die Uhr und riss erschrocken die Augen auf. Es war bereits nach zehn und ging auf halb elf zu. Wie lange hatte er geschlafen? Viel zu lange. Seine Firma hatte bereits offen und die Mitarbeiter waren auch alle am Arbeitsplatz. Nur er lag noch faul im Bett herum. Zum Glück kam seine Sekretärin nie morgens zu ihm herein, solange sie ihn nicht auch gesehen hatte. Doch er sagte nichts und hörte dem Mann am Ende der Leitung weiter zu. Es war ein Geschäftspartner mit dem er grade ein paar Geschäfte für Kaiba Land abwickelte. „Ich weiß nicht, ob Sie es schon wissen, aber…“, sagte der Mann und Seto schweifte ab. Aus dem Nebenzimmer hörte er ein Handyklingeln und das Rascheln von Stoff. Dann erklang ihre Stimme. „Ja?“, fragte sie und Seto versuchte sich nicht ablenken zu lassen. „Herr Kaiba, sind Sie noch da?“, sagte der Mann und Seto brummte. „Nein, bin noch da“, hörte er sie aus dem Nebenzimmer sagen. Ihre Stimme klang besorgt und es fiel ihm schwer sich auf das Telefonat zu konzentrieren. „Wir können das Projekt so nicht planen!“, sagte der Mann am Ende der Leitung, „Wir müssen uns etwas einfallen lassen!“ Wieder brummte er abweisend und sah aus dem Augenwinkel zu dem Schlafzimmer. „Ja…in Ordnung“, hörte er sie sagen und sah eine Bewegung. Dann hörte er die Zimmertür vom Bad zuschlagen. Seto kramte einen Zettel aus einer Schublade und zückte einen Stift. Er lauschte, ob etwas aus dem Badezimmer zu hören war. Doch es blieb still. Angestrengt versuchte er den Geschäftspartner abzuweisen, doch dieser ignorierte seine kalte Art völlig. Dabei bekam er nicht mal mit, worum es ging oder wer er war. „Ich hoffe, Sie verstehen das Problem?“ „Ja, natürlich“, sagte er geschäftsmäßig und malte kleine Kringel auf den Rand des Notizzettels. Wieso konnte er nicht endlich auflegen? Nebenan hatte er ein wichtigeres Gespräch zu führen! Seto hörte, wie die Badezimmertür wieder auf ging. Er sah, wie Naomie angezogen heraus trat und schnell in die Schuhe schlüpfte. Wie schnell konnte sie sich anziehen? Brauchten Frauen nicht sonst Stunden? Fragend sah er sie an, doch sie ignorierte ihn und suchte ihre Sachen zusammen. Was war denn passiert? Sollten sie nicht noch über den Kuss sprechen? Immerhin stand das doch noch im Raum. Wieder warf er einen Blick auf die Uhr. Stimmt. Sie arbeitete auch und müsste vermutlich schon längst auf der Arbeit sein. Nachher würde er sich noch bei ihrem Chef melden müssen und ihm erklären müssen, was passiert war. „Das ist ja lieb von dir, Seto“, mischte sich die Fistelstimme ein. „Wir sollten die nächsten Tage ein Treffen machen und die Details besprechen“, sagte der Mann und Seto merkte, dass er ihm gar nicht zugehört hatte. „Natürlich“, sagte er und überspielte, dass er keine Ahnung hatte, worum es ging. „Finden Sie das nicht auch schrecklich?“ Naomie kam aus dem Schlafzimmer. Sie wirkte abgehetzt und griff sich den Mantel. Ihre Haare waren mehr schlecht als recht zusammen gebunden. Wollte sie so wirklich zur Arbeit gehen? Wieso hetzte sie sich noch ab? Sie war zu spät und es wäre besser, wenn sie noch über die Sache sprachen, anstatt dass sie verschwand. Seto öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als er wieder von dem Geschäftsmann unterbrochen wurde, der ihm gerade sein Leid klagte, wie schwer es doch war gutes Personal zu bekommen und er niemanden hätte für die Pressearbeit. Etwas, was Seto nur zu gut kannte und da lief ihm grade jemand davon, den er eigentlich grade als Mitarbeiter gebrauchen könnte. Doch er konnte den Mann schlecht unterbrechen. Naomie sah kurz über die Schulter, sah ihn auch entschuldigend an und sie öffnete die Tür und rannte aus seinem Büro. Die Tür schlug hinter ihr wieder ins Schloss. Was sollte der Unsinn? War es so schlimm mit ihm darüber zu sprechen, dass sie lieber die Flucht antrat? Schön, wenn sie es so wollte, sollte sie weglaufen. Dann war er sie wenigstens los! „Spiel nicht die beleidigte Leberwurst, Seto“, sagte wieder sein Gewissen, „Außerdem schau mal zur Tür.“ Seto folgte der Aufforderung und sah, dass ihr Schal dort noch hing und er seufzte. „Stimmt was nicht, Herr Kaiba?“, fragte der Mann. „Nein, schon gut. Ich war nur gerade abgelenkt“, sagte er schnell und hoffte, nicht allzu verwirrt zu klingen, „Kann ich Sie gleich zurück rufen?“ „Natürlich“, sagte der Mann und gab Seto seine Mobilnummer durch. Seto verabschiedete sich und legte mit einem lauten Seufzer auf. Er sah auf den Notizzettel und schüttelte den Kopf. So viele Kringel und Kreise hatte er noch nie darauf gemalt. Er fuhr sich durch die unordentlichen Haare und sah auf den Schal, den Naomie vergessen hatte. Er wurde sie wohl nie los. „Willst du das wirklich, du Torfkopf?“, mischte sich wieder sein Gewissen ein und es hatte ein leichtes Seufzen in der Stimme. Seto entging dabei auch nicht der belehrende Unterton. Das Gefühl in seiner Magengegend wurde schwer und irgendwie kroch ein enttäuschtes Gefühl durch seinen Körper. War es wirklich so schlimm gewesen, was passiert war? Seufzend setzte er sich in seinen Bürostuhl und legte den Kopf in den Nacken. „Morgen!“, sagte eine fröhliche Stimme und Seto zuckte zusammen. „Wieso rennt denn Naomie an mir vorbei, Seto?“ Mokuba stand in seinem Büro und schloss grade wieder die Tür. Als sein Blick auf die nackte Brust von ihm fiel, schwieg er. Sein kleiner Bruder machte große Augen. „Das erklärt natürlich, wieso sie mich fast über den Haufen gerannt hat“, sagte er kichernd und kam auf seinen großen Bruder zu. „War es so schlimm? Warst du so schlimm?“ Seto sah seinen Bruder mit einem kalten Blick an, der sofort schwieg. „Oh du bist wohl nicht zum scherzen aufgelegt.“ Wissend sah er ihn an. „Es ist nichts zwischen uns passiert.“ „Ja, klar“, sagte der leine Kaiba und ging in das Schlafzimmer. „Beweis Nummer eins: Das zerwühlte Bett. Beweis Nummer zwei: Die Kleidung auf dem Boden. Beweis Nummer drei: Die Schokoladentäfelchen auf dem Tablett. Vielleicht hättest du Wein statt Tee zum verführen nehmen sollen.“ Seto schwieg zu allem. Er kam zurück. „Beweis Nummer vier: Dein zerknittertes und offenes Hemd.“ „Mokuba, es ist nichts passiert!“, betonte Seto nachdrücklich. „Klar. Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein. Ich bin alt genug und weiß, was los ist. Wolltest du sie deshalb nicht einstellen, weil du sie ins Bett kriegen wolltest?“ „Mokuba, wir haben nicht miteinander geschlafen“, sagte er noch einmal nachdrücklich. „Wieso ist sie dann mit einem affenzahn an mir vorbei ohne zu grüßen?“ „Das weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie zu spät zur Arbeit kommt oder weil es ihr unangenehm ist, dass sie hier schlafen musste. Was weiß ich, was in ihrem Kopf vor sich geht!“ „Wieso musste sie hier schlafen?“ „Wegen dem Unwetter gestern“, erklärte Seto genervt und mit kühler Stimme. Mit wenigen und knappen Worte, klärte er Mokuba darüber auf, wieso sie in dem Zimmer geschlafen hatte. Den Kuss ließ er dabei aus. „Verstehe“, sagte Mokuba wenig überzeugt. „Musst du nicht in die Schule?“, fragte er und sah seinen Bruder skeptisch an. „Nein“, sagte er, „Ich hab ein paar Freistunden. Wir sollen uns was einfallen lassen.“ „Wegen was?“ „Du hast heute noch keine Nachrichten gesehen, oder?“ Seto schüttelte schwach den Kopf. „Gut, bleib du hier. Ich hol dir einen Kaffee und dann bring ich dich auf den Stand der Dinge“, sagte Mokuba und verschwand aus seinem Büro. Seto seufzte erneut auf. Wieso war sie weg gerannt? Er sah zu dem roten Schal und fragte sich, ob sie heute wieder reinschneien würde, um ihn zu holen und ob sie dann über die Sache sprechen konnten. Ohne weiter nachzudenken, rief er den Mann zurück. „Herr Kaiba, das ging ja sehr schnell“, sagte er erfreut und klang noch immer, als wäre er im Stress. Es war sein Abteilungsleiter der Presseabteilung. „Haben Sie denn eine Idee, was wir tun können?“ „Klären Sie mich noch mal auf, worum es genau geht“, bat er. „Natürlich, Herr Kaiba“, sagte er und Seto hörte, wie er Luft holte, „Ein Waisenhaus ist in dieser Nacht abgebrannt und es ist ein völlig anderes für das Sie dieses Jahr sozial engagiert sind!“ „Was?“, entfuhr es ihm entsetzt und Seto sah Mokuba aus großen Augen an, als er mit einem Becher Kaffee zurückkam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)