In letzter Sekunde von CookieNatsu (Yogi x Gareki) ================================================================================ Kapitel 1: In letzter Sekunde ----------------------------- Yogi mochte es nicht zu Kämpfen. Er mochte die Gefahr und den Adrenalinrausch nicht, ebenso wenig wie unschuldige Leben auszuhauchen, weil sie zu etwas wurden, was sie nie sein wollten. Noch weniger mochte er es, alleine auf Missionen geschickt zu werden; und am aller wenigsten mochte er es, tagelang alleine auf Missionen zu sein. Er fand unterwegs keine Ruhe, dachte permanent an das zweite Schiff der Circus Flotte zurück und wünschte sich in sein kuscheliges Bett. Wenn er nachts in irgendeinem Hotelzimmer in einem Bett lag, fand er keinen Schlaf. Anstatt Schäfchen zu zählen stellte er sich vor, wie es wäre, wenn sie ihm jetzt ein mechanisch verzerrtes „Okaeri-mee“ entgegnen würden. Oft verbrachte er die Nächte deswegen auch weiterhin mit seiner Mission. Seit einer Weile kreisten seine Gedanken jedoch um weitaus mehr als nur sein Bett und die Schafe, wenn er alleine unterwegs war. Oft blieben sie bei einem gewissen schwarzhaarigen Teenager hängen. Wenn der Blonde in einem ruhigen Moment die Augen schloss, konnte er ihn vor sich sehen. Wie er vor Yogis Abreise im Gemeinschaftsraum saß und ein Buch las, die Augen starr auf die Zeilen gerichtet und die Lippen leicht aufeinander gepresst. Schon allein bei dem Gedanken an den Anderen begann Yogis Herz ein paar Takte schneller zu schlagen. Sobald er seine Augen jedoch wieder öffnete, war er immer noch alleine. Nach solchen Momenten war der Blonde dafür noch entschlossener, seine Mission schnell zu Ende zu bringen und nach Hause zurück zu kehren. Oftmals kam er nachts von seinen Missionen nach Hause. Erschöpft betrat er das zweite Schiff und wurde immer sofort von mehreren Schafen erwartet. Ein kraftloses und dennoch erleichtertes „Tadaima“ war immer das einzige, was er noch sagen konnte. Die „Okaeri-mee“'s bekam er meist schon gar nicht mehr mit. Doch in einer Nacht war plötzlich etwas anders als zuvor. Wie immer kam er erschöpft durch das Eingangsportal und wie immer stieß er seine Begrüßungsfloskel hervor. Und wie immer überhörte er die mechanische Antwort. Denn seine ganze Aufmerksamkeit war auf den kleinen Gang gerichtet. An dessen Anfang – kaum auffällig – stand Gareki. Der Schwarzhaarige trug seine Schlafklamotten und schien extrem müde zu sein. Er machte auch keine Anstalten, sich zu bewegen. Sobald die beiden Augenkontakt hatten und Yogi ihn entgeistert anstarrte, drehte der Schwarzhaarige sich auch schon wieder weg und lief rasch den dunklen Gang entlang zurück. Völlig verdutzt trottete der Blonde in sein Zimmer und wunderte sich über das Erscheinen des Anderen. Vielleicht war es ja nur ein Zufall gewesen. Er konnte sich kaum vorstellen, dass der Teenager auf ihn gewartet hatte. Wozu auch, wenn er ihm noch nicht einmal „Hallo“ sagt, sondern einfach wieder ging?! Normalerweise wäre Yogi in sein Zimmer, zu seinem Bett und wäre mit dem Aufprall des Kopfes auf dem Kopfkissen eingeschlafen. Doch dieses Mal nicht. Sein Herz schlug schneller als zuvor und er musste noch lange an den Anderen denken. Die seltsame Erscheinung des Teenagers blieb kein Einzelfall. Seit diesem Abend stand Gareki immer am Anfang des Ganges, wenn Yogi zurückkehrte. Erst dachte er noch an einen Zufall, irgendwann konnte er die Verwunderung jedoch ablegen. Mit dem achten Mal war Yogi bei seiner Ankunft nicht mehr erschöpft und kraftlos, sondern freute sich darauf, als erstes Gesicht das des Anderen sehen zu können. Ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund, als er wieder einmal das Zweite Schiff betrat und Gareki erblickte. Sobald er ihm dann zuwinkte, machte der Schwarzhaarige zwar auf dem Absatz kehrt und ging weg, doch mit jedem Mal stand er etwas weiter in dem Eingangsraum. Bei der Heimkehr der vierzehnten tagelangen Mission stand Gareki plötzlich nicht mehr am Anfang des Ganges; er stand hinter den Schafen. Das sanfte Lächeln schlug in Verwirrung um. Nachdem er sich bei den Schafen angemeldet hatte, ging der Blonde zu dem Jüngeren und blieb vor ihm stehen. Erst breitete sich eine unbehagliche Stille aus, dann fand Yogi jedoch die richtigen Worte. „Tadaima, Gareki-kun!“, begrüßte er den Schwarzhaarigen mit einem strahlenden Lächeln. Der Angesprochene wirkte erschrocken, blickte an ihm vorbei. Angespannt ballte er die Hände zu Fäusten und schien nach Worten zu ringen. Dann zischte er etwas, errötete leicht und lief sofort wieder weg. Verblüfft und mit hochrotem Kopf stand Yogi noch einige Minuten da. Wenn er vorher gedacht hatte, sein Herz hatte schnell geschlagen, schien es jetzt einen Marathon zu laufen. Mit einer Hand auf seiner Brust lief er los und rief sich einige Male das leise, gezischte „Okaeri“ in den Sinn. Auch in dieser Nacht fand Yogi keinen Schlaf mehr und dachte permanent an den Schwarzhaarigen zurück. Die nächsten Missionen Yogis endeten mit genau diesem Szenario; der Blonde kam Heim, begrüßte die Schafe, lief wenige Schritte, bis er vor Gareki stand, und begrüßte diesen mit einem sanften Lächeln und den Worten „Tadaima, Gareki-kun.“. Dieser wich seinem Blick noch immer aus, musterte ihn jedoch immer erst von oben bis unten kritisch, bis er sein „Okaeri“ entgegnete und dann wieder verschwand. Manchmal kam es ihm so vor, als würde der Blick des Schwarzhaarigen an einigen Stellen hängen bleiben und seine Miene sich verdunkeln. Erst nach vielen weiteren nächtlichen Aufeinandertreffen befragte Yogi Nai zu dem Verhalten des Schwarzhaarigen. „Nai-chan, sag mal...“, begann er drucksend, als er mit dem Niji zusammen auf dem Weg zu einer Untersuchung im Research Tower war. Die großen roten Augen schauten ihn neugierig an. „Wenn ich manchmal auf einer Mission bin... und erst spät nachts wieder zurück komme... H-hat Hirato-san euch dann gesagt, dass ich zurückkomme?“ Nai legte den Kopf schief und dachte kurz über die Frage nach. „Nein. Aber ich weiß immer, wann du zurück bist!“, entgegnete er mit einem Grinsen. Verdutzt blieb Yogi stehen. „Hörst du mich etwas vorher schon?“ Erneut schüttelte der Niji den Kopf. „Wenn Yogi zurück ist, schläft Gareki wieder... Weißt du, jede Nacht, in der Yogi nicht da ist, kann Gareki nicht schlafen oder hat unruhige Träume. Und dann verlässt Gareki das Zimmer und geht zum Eingang.“ Kurz blickt Nai traurig auf den Boden. Mit jedem weiteren Wort legt sich jedoch ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. „Aber manchmal kommt Gareki vor Sonnenaufgang zurück und kann Schlafen. Und jeden Morgen darauf ist Yogi wieder da.“ Yogi konnte deutlich spüren, wie seine Wangen heiß wurden. Das war die Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten des Anderen gewesen; er vermisste Yogi. Vielleicht machte er sich sogar Sorgen um den Blonden. Womöglich musterte er ihn deswegen immer. Nachdenklich kam Yogi in den Sinn, dass er immer dann, wenn der Schwarzhaarige ihn längere Zeit mit diesem ungewohnten Blick in den Augen gemustert hatte, mit Verletzungen zurück gekommen war. Plötzlich ergab Gareki's ganzes Verhalten einen Sinn; und Yogi schämte sich dafür, dass ihm dieser Gedanke nicht schon eher gekommen war. Tief in Gedanken setzte er seinen Weg mit dem Niji fort und nahm sich vor, in Zukunft im Kampf noch besser auf sich Acht zu geben. Als seine neueste Mission bekannt gegeben wurde, lief es Yogi kurz kalt den Rücken hinunter. Ein Blick in seinen Kalender verriet ihm, dass an diesem Tag bereits der 18. Mai war. Während er sich auf seine Mission vorbereitete, blickte er immer wieder auf den roten Kreis, der am Tag des 20. Mai in seinem quitschbunten Nyanperowna Kalender war; Gareki's Geburtstag. Er hatte sich bereits so auf diesen Tag gefreut und jetzt würde er ihn womöglich sogar verpassen. „Ich muss einfach schnell genug fertig werden, damit ich rechtzeitig wieder da bin!“ Entschlossen packte er die letzten Sachen zusammen und sprintete los. Auf dem Rückweg seiner Mission blickte er einige Male geknickt auf sein Handy. Die Mission hatte länger gedauert als erhofft. Der Morgen des 20. Mai's war voller Kämpfe gegen Varuga gewesen. Auch am Mittag konnte er die Mission noch nicht beenden und erst zum Sonnenuntergang konnte der Blonde sich endlich wieder auf den Weg machen. Trotz des kräftezehrenden Kampfes flog er so schnell er nur konnte. Mehrere Male wurde ihm schwarz vor Augen und er war sich sicher mitten im Flug einzuschlafen. Doch er rief sich immer wieder Gareki in den Kopf; der Schwarzhaarige, der in der Nacht vor und an seinem Geburtstag alleine am Eingang des Zweiten Schiffs steht und dort darauf wartete, dass der Blonde heil wieder zurückkam. Die Schultern straff vor Anspannung und die Knöchel seiner Hände weiß. Als er vor Erschöpfung kaum noch gerade aus fliegen konnte, kam endlich das ersehnte Zuhause in Sichtweite. Ein weiterer Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es 23:53 Uhr war. Noch hatte er Zeit. Etwas zu schnell flog er durch den Eingang des Schiffes. Als er dort ankam, konnte er sehen, wie der Schwarzhaarige verblüfft den Kopf hochriss. Beinahe vergaß er, sich zur Stimmerkennung bei den Schafen zu melden. „Gareki-kun!“ Prompt landete er vor dem Schwarzhaarigen. Dieser wich vor Schreck einen Schritt zurück. „Bist du völlig bescheuert? Willst du mich umbringen?!“ Sobald jedoch seine Füße den Boden berührt hatte, sackte der Blonde auf den Boden herunter. Sofort änderte sich Gareki's Blick und er kniete schnell vor dem Kämpfer nieder. Seine Hände packten ihn an der Schulter und rüttelten etwas an ihm. „Oi, Yogi? Was ist mit dir?“ Etwas fremdes schwang in seiner Stimme mit. Yogi hatte es bisher nur selten bei dem Schwarzhaarigen gehört. Doch nachdem, was Nai ihm erzählt hatte, konnte er sich sicher sein, dass Gareki besorgt um ihn war. Mit zitternder Hand zog er noch einmal sein Handy hervor und betrachtete die leuchtenden Ziffern. Zwei Minuten vor Mitternacht. „Sag doch was!“, verlangte die unruhige Stimme des Teenagers von ihm. Das Handy fiel Yogi aus der Hand und als er den Kopf anhob, legte er seine Hände an Gareki's Schultern. Seine Sinne schienen plötzlich wie vernebelt und seine Sicht wurde mit jeder Sekunde schlechter. Doch bevor er einschlief, musste er dem Jüngeren noch gratulieren! Mit letzter Kraft zog er den Jüngeren näher an sich heran und presste seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen. Dieser erstarrte sofort; erst versteifte er sich komplett, als Yogi jedoch anfing den scheuen Kuss zu vertiefen, lockerte sich die Haltung des Anderen. Er ließ die Hände, die auf den Schultern des Blonden lagen hinter dessen Nacken gleiten und drückte sich Yogi etwas entgegen. Dann – für einen kurzen Augenblick – erwiederte er den Kuss. Als Yogi sich von Gareki löste und in dessen Augen blickte, sah er die verschiedensten Gefühle in diesen. Sanft streichelte er die Wangen des Jüngeren entlang und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. Er konnte sehen, wie die sonst so blasse Haut sich rot verfärbte, ebenso wie die Verwirrung des Anderen. Dennoch konnte er auch die Gefühle ihm selbst gegenüber in den tiefblauen Augen wahrnehmen. Spätestens an dem schnellen Herzschlag des Jüngeren fand Yogi seine Gewissheit. Bevor ihn seine letzten Kraftreserven verließen, beugte er sich erneut vor, küsste Garekis Stirn und hauchte dem überforderten Teenager dann ins Ohr. „Alles Gute zum Geburtstag, Gareki-kun!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)