Neid, Sehnsucht, Liebe von Rabenkralle (Sasuke x Sakura / Road to Ninja) ================================================================================ Kapitel 1: Neid, Sehnsucht, Liebe --------------------------------- Neid, Sehnsucht, Liebe Sakuras Herz klopfte. Ihr Atem ging schwer und an ihrem ganzen Körper klebte Schweiß. Sie fühlte den warmen Leib neben sich und verspürte eine unglaubliche Zufriedenheit. Alles in diesem Moment schien perfekt und doch legte sich dieser bittersüße Geschmack auf ihre Zunge, denn sie wusste, dass er gleich vorbei war. Sie ärgerte sich, dass sie schon jetzt daran dachte und den Augenblick nicht vollends genießen konnte. Am liebsten wollte sie wieder so träumen wie früher, aber nachdem sie den Tatsachen ins Auge geblickt hatte, war ihr dies nicht mehr möglich. Und trotzdem war da immer noch die Hoffnung, dass sich etwas nach den vergangenen zehn Monaten Stillstand änderte – er sich änderte … Sasuke stand auf und vernichtete ihre Hoffnung abermals. Er zog sich an und verabschiedete sich mit einem „Wir sehen uns dann!“ Dass er sie dabei nicht einmal ansah, brach ihr das Herz. Sie liebte ihn und die wenige Zeit, die sie mit ihm verbrachte, doch sie ertrug es mit jedem Mal weniger, dass er sie wie eine von vielen behandelte. Natürlich hatte sie damals gewusst, worauf sie sich einließ – Sasuke hatte schon lange seinen Ruf als Playboy –, aber dass sie sich in ihn verliebte, das hatte sie nicht eingeplant. Und nun hatte sie den Salat. So lange sie mit ihm zusammen war, fühlte die sich großartig, doch wenn er ging, kam das böse Erwachen. Aber was sollte sie tun? Sie wollte nicht, dass es so blieb und auch ändern wollte sie nichts, aus Angst vor den möglichen Konsequenzen. Denn selbst die begrenzte Zeit mit ihm war besser als nichts. Auch wenn es ihr letztendlich nur weh tat. Sakura bekam bei dem Gedanken eine Gänsehaut. Es war schon unheimlich, wie abhängig sie von ihm geworden war. Das hieß, wenn es denn Abhängigkeit war. Vielleicht spielte auch Gewohnheit eine gewisse Rolle, aber ganz so einfach war es nicht. Leider. In dem Fall könnte sie dieses Verhältnis mit einem Lächeln beenden, doch in Wirklichkeit war es ihr nicht möglich sich ein Leben ohne Sasuke vorzustellen. Sie wollte ihn ganz für sich – seine Nummer Eins sein … Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieses Luftschloss in Erfüllung ging und trotzdem wusste sie es besser. Sie kannte ihn schon so lange und bezweifelte, dass er sein Verhalten, was Frauen betraf, änderte – erst recht nicht aus Liebe zu ihr. Die Kunoichi richtete sich auf und ging ins Bad. So sehr sie es auch genoss, dass sein Geruch an ihr war, so wollte sie ihn doch schnellstmöglich wieder loswerden, um nicht noch in eine tiefere Depression zu fallen. Nein, sie wollte nicht länger das hoffnungslos naive Mädchen sein, das sich Fantasien hingab, sondern wieder sie selbst sein: Die selbstbewusste junge Frau mit dem losen Mundwerk. --- Nach der Dusche fühlte sie sich etwas besser. Sie wickelte sich in ihr Badetuch und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Ihre Mundwinkel zeigten neutral nach unten, doch die Traurigkeit in ihren Augen konnte sie nicht so einfach verbergen. Sakura zog eine Grimasse. Es war doch gelacht, wenn sie dieses Problem nicht in den Griff bekam! Wenn Sasuke sich nicht endlich zu ihr bekennte, dann konnte er eben gehen! Es gab genug andere Männer auf der Welt, die ihre Liebe sehr viel mehr verdient hatten und nicht ausnutzten wie dieser arrogante, selbstverliebte Schürzenjäger! Sie lachte los, wie eine Verrückte, die einen irren Plan geschmiedet hatte. Doch sie verstummte genau so plötzlich wieder. Allein der Versuch, sich selbst zu belügen, war so unsagbar dumm … Sakura zog sich an, nahm ihren Schlüssel vom Haken und verließ mit einem letzten Blick auf das Foto ihrer Eltern die Wohnung. --- Etwas ziellos wanderte sie durch Konoha und hoffte inständig, dass sie Sasuke nicht über den Weg lief. Sie brauchte für den Rest des Tages Abstand von ihm und sein Anblick, wie er mit anderen Frauen flirtete, konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Sakura ging in Richtung des Kageturms und ihr fiel auf, wie belebt die Straßen in diesen Tagen waren. Da die Chuunin-Prüfung direkt vor der Tür stand, wimmelte es nur so von Geninteams und Besuchern aus anderen Dörfern. Sie mochte diese Zeit besonders, da sie endlich mal nicht so sehr im Mittelpunkt stand und an jeder Ecke auf ihre Eltern angesprochen und als Heldentochter gefeiert wurde. Plötzlich bildete sich eine Windschneise. Jemand stolperte knapp an ihr vorbei, da er den Wind nicht mehr stand halten konnte, und landete unsanft auf dem Boden. „Hör endlich auf, mir nachzudackeln!", schrie Temari die Person an. „Mit einem Vollidioten wie dir werd ich niemals ausgehen! Und wenn du mich noch tausend mal fragst!" Sie klappte ihren Fächer zusammen, drehte sich um und ging. Shikamaru sprang auf, rief „Ich zermürbe dich noch!" und lief ihr hinterher. Sakura sah den beiden nach. Irgendwie tat Temari ihr schon ein wenig leid – Shikamaru stellte ihr schon seit Jahren nach und seine Ausdauer trotz der vielen Absagen, die er kassiert hatte, war beeindruckend – aber über diese Situation konnte man als Unbeteiligter nur schmunzeln. Ihr Grinsen verschwand. Im Grunde beneidete sie die Kunoichi aus Sunagakure. Auch wenn Shikamaru eine Nervensäge und wenig intelligent war, so legte er ihr die Welt zu Füßen und versuchte alles, um sie für sich zu gewinnen. Temari wusste gar nicht, was sie für ein Glück hatte. Sakura zumindest hätte alles dafür gegeben, dass Sasuke sie ebenfalls so behandelte. Sie schüttelte den Kopf. Nein, daran wollte sie nun auf keinen Fall denken. --- Ihre Füße trugen sie zu ihrer Lieblings-Eisdiele. Sie bestellte sich eine Portion Kirscheis mit Vanillesauce und setzte sich an einen kleinen Tisch in die Sonne. Sie genoss es, wie die Wärme ihr Gesicht streichelte und gleichzeitig verfluchte sie es, dass es sie so an Sasukes Berührungen erinnerte. Kurzerhand setzte sie sich einen Stuhl weiter in den Schatten und schaute ein wenig umher. In der Nähe stand Hinata – aufreizend und knapp bekleidet wie immer –, tippte ungeduldig mit einem Fuß auf und ab und schaute ständig auf die Uhr. Sakura war ein wenig neidisch auf ihre tolle Figur. Sie stellte sich die Frage, ob es mit der Liebe bei ihr vielleicht besser klappte, wenn sie ebenfalls einen entsprechenden Vorbau hätte, doch sie bezweifelte stark, dass ein großer Busen etwas an Sasuke Gefühle für sie änderte. Sie sah, wie Hinata losstürzte und sich Menma um den Hals warf, der gerade um die Ecke kam. Anschließend schüttelte sie ihn durch und machte ihn zur Sau, da er sich ein paar Minuten verspätet hatte, nur um ihn dann zu küssen. Sakura kicherte bei dem Anblick leise, doch auch diesmal verging ihr das Lachen wieder sehr schnell. Menma und Hinata waren ein ungleiches Paar und doch passten sie so gut zusammen, dass man sie nur beneiden konnte. Sie stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch, faltete ihre Hände und bettete ihren Kopf darauf. Alle um sie herum hatten so ein verdammtes Glück in der Liebe, warum wurde ausgerechnet sie davon ausgeschlossen? So sehr sie es den beiden auch gönnte, konnte sie diesen Anblick eines glücklichen Paares nicht eine Minute länger ertragen. Abermals setzte sie sich um, aß rasch ihr Eis auf, bezahlte und ging weiter. --- Ihr Weg führte sie diesmal zu ihrem Lieblingsladen für Bekleidung. Seufzend durchforstete Sakura die Unterwäscheabteilung. In den letzten Monaten war sie häufiger als sonst hier und kaufte Sachen, in der Hoffnung, dass sie Sasuke gefielen. Dieser zog sie ihr auch liebend gern aus, doch anscheinend machte es keinen Unterschied für ihn, was sie trug. Egal, wie viel Mühe sie sich gab, außer für das Eine schien er keine große Notiz von ihr zu nehmen. Sie blieb vor einem großen Standspiegel stehen und musterte sich. Es wunderte sie nicht, dass er sich so verhielt, so langweilig und durchschnittlich, wie sie aussah. Red dir doch nicht so einen Quatsch ein!, schalt sie sich. So übel siehst du doch gar nicht aus. Davon einmal abgesehen wollte sie von ihm nicht nur aus dem Grund geliebt werden, weil sie ein gutes Aussehen hatte. Mit jemandem wegen seines Körpers zusammen zu sein hatte schließlich absolut nichts mit echter Liebe zu tun. Und genau nach dieser sehnte sie sich. Ohne etwas zu kaufen verließ sie das Geschäft wieder und schlug unbewusst die Richtung zu Yamanakas Blumenladen ein. Sakura bemerkte erst, wo sie war, als sie direkt davor stand. Sie schaute sich um und da im Moment nicht allzu viel los war, betrat sie den Laden. Wie erhofft stand ihre beste Freundin hinter der Theke. Ino schnitt gerade einige Blumen für einen Strauß zurecht. „Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie, als sie Sakura erblickte. „Du willst doch sicher keine Blumen kaufen, oder?“ „Hast du einen Augenblick Zeit?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. Ino schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Für dich doch immer.“ --- „Und was meinst du? Eine beschissene Situation, oder?“ Sakura grinste. Galgenhumor war perfekt, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Ino fixierte den Blumenstrauß mit einem Band und roch an einer Rose. „Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann“, sagte sie schließlich. „Kennst du das Zitat?“ Sie schüttelte den Kopf. „Der erste Teil ist klar, denke ich. Der zweite Teil bedeutet, dass man aus Liebe alles in Kauf nimmt, nur um die Person, die man liebt, nicht zu verlieren“, meinte Ino. „In einer gesunden Beziehung ist es ein ausgeglichenes Geben und Nehmen, aber bei dir und Sasuke …“ Sie legte eine kurze Pause ein und fuhr fort: „Findest du nicht, dass du lange genug demütig warst? Du solltest unbedingt mit ihm reden und – auch wenn du es vielleicht nicht gern hörst – zur Not die Konsequenzen ziehen.“ Sakura schluckte. Das war nicht das, was sie hören wollte, doch sie schätzte die Ehrlichkeit ihrer Freundin. Besonders, da sie so verdammt recht hatte. „Danke, dass du mir zugehört hast!“ Sie hob die Hand zum Abschied und ging, bevor Ino noch etwas erwidern konnte. --- Selbstsicher schloss sie die Tür ihrer Wohnung auf. Sie hing ihren Schlüssel zurück an den Haken, betrachtete kurz das Foto ihrer Eltern und – Sie entdeckte einen Zettel, der am Boden lag. Er war durch den Briefschlitz geworfen worden. Sakura hob ihn auf und las: Heute Abend um sieben bei mir. Es ist wichtig! Obwohl keine Unterschrift drunter war, wusste sie, von wem die Nachricht war. Seine Schrift erkannte sie sofort. Sie zerknüllte sie und warf sie quer durch den Flur. Was bildete er sich ein? Am Morgen behandelte er sie wie Luft und nun glaubte er, dass sie wegen so einem lieblos dahin geklatschten Brief alles stehen und liegen ließ?! Dann hatte er sich getäuscht. Heute Abend konnte er es sich selbst besorgen oder zu einer seiner vielen Verehrerinnen gehen. Letzteres machte sie extrem wütend. Genau das tat er doch, wenn sie nicht auftauchte! Sie war ihm nicht einmal das Papier wert, auf dem er die Nachricht geschrieben hatte. Sakura klaubte das Knäuel auf und warf es in den Mülleimer. Sie hatte es satt, nur seine Gespielin zu sein und das sollte er ruhig merken. Auch wenn es ihn nicht groß interessierte. --- Verstohlen schaute sie auf die Uhr. Es war viertel vor sieben und das Wichtigste war: Es ging ihr blendend! Sie hatte kein schlechtes Gewissen, dass sie ihn versetzte. Ja, die Vorstellung, dass er gleich vergeblich auf sie wartete und schwarz ärgerte, weil ihm eine einfache Nummer entging, ließ ihre Laune sogar in ungeahnte Höhen aufsteigen. Sie grinste vor sich hin, legte eine DVD ein und nahm noch ein Stück der Familienpizza, die sie sich vor einer Stunde gekauft hatte. Der heutige Abend war nur für sie und nichts und niemand konnte ihn ihr verderben. --- Der Abspann ihres Lieblings-Animationfilms lief. Sakura wischte sich die Tränen aus den Augen – sie hatte den Film schon fünfmal gesehen, aber das Ende rührte sie immer noch –, dann stand sie auf, um die Disk zu wechseln. Nach dieser Prise abenteuerlichem Fluffs hatte sie Lust auf etwas Spannendes. Sie wählte den Horrorfilm aus, den sie sich ausgeliehen hatte und nach einem kurzen Abstecher auf die Toilette und in die Küche, um sich ein Glas Wein zu holen, konnte es losgehen. --- Gelangweilt folgte sie der x-ten Splattereinlage und schaltete ab. Nicht einmal das winzige bisschen Alkohol, das sie im Blut hatte, half ihr, die hundert Minuten dieses gedrehten Mülls zu überstehen. Sie trauerte dem Geld für die Leihgebühr nach und schnappte sich dann den Roman, den sie vor Wochen angefangen hatte zu lesen. Gerade als sie die Stelle aufschlug, an der sie beim letzten Mal aufgehört hatte, klingelte es an der Tür. Es war inzwischen nach neun und sie fragte sich, wer um diese Uhrzeit auf den Gedanken kam, sie zu besuchen. Schlagartig fiel ihr jemand ein, dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Er doch nicht. Er hatte sicher im Moment besseres zu tun … Definitiv. Sakura schlurfte über den Flur – sie hatte nicht den Drang, sich zu beeilen – und schaute durch den Spion. Sie konnte niemanden erkennen, aber der riesige Strauß Blumen, den sich diese Person vors Gesicht hielt, sprach Bände. Ihr Herz pochte wie wild. Von ihren Gefühlen geleitet schloss sie die Haustür auf und – Nein, du wirst jetzt nicht schwach!, ermahnte sie sich. Das ist doch bloß nur so eine Masche von ihm, um dich mal wieder ins Bett zu kriegen … Aber diese pinken Rosen müssen ein Vermögen gekostet haben!, dachte sie anschließend. Warum sollte man so viel Geld für jemanden ausgeben, wenn er einem nicht wichtig war? Klappe, ihr beiden! Sie brachte ihre inneren Stimmen zum Schweigen. Es war egal, was Sasuke für einen Grund hatte, sie wollte ihn zumindest anhören … Sie drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür. „Was willst du?“, fragte sie unfreundlich. Sasuke sah sie unverwandt an, lächelte ihr unwiderstehlich zu und streckte die Hand mit dem Strauß aus. „Auch wenn du nicht gekommen bist, wollte ich nicht, dass die Blumen bei mir zu Hause vergammeln.“ „Danke“, murmelte sie und musterte sie genauer. Das Gebinde sah wirklich hochwertig aus, das musste sie ihm lassen. Und sie hatte nicht allzu viel Ahnung von Blumen, doch die Rosen waren auf keinem Fall aus dem Supermarkt. „Eine spezielle Züchtung“, erklärte Sasuke. „Ino hat sie mir organisiert.“ „Ino?“, wiederholte Sakura. „Aber warum hat sie mir …?“ Weiter kam sie nicht. Wenn ihre Freundin davon wusste, warum hatte sie ihr diesen Rat gegeben? Andererseits hatte Ino ihr nicht direkt geraten, Sasuke abzuservieren, sondern lediglich die Verbindung zu ihm zu hinterfragen und gegebenenfalls zu handeln. „Sei ihr nicht böse“, warf er ein. „Sie musste mir versprechen, dass sie dir nichts sagt.“ Sie starrte ihn wortlos an. Es war zwar eine schöne Geste von ihm, aber … „Darf ich reinkommen?“, fragte er und Sakura war versucht, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. „Ich glaube, wir haben da was zu bereden.“ Der letzte Satz besänftigte sie wieder. Zumindest war er nicht gekommen, um sie auf der Stelle flachzulegen und wenn er es doch versuchte, konnte sie ihn immer noch rausschmeißen. Sie wandte sich um, ließ die Haustür offen stehen und ging in die Küche, um den Strauß in eine Vase zu stellen. Während sie das tat, hörte sie, wie Sasuke sich im Flur die Schuhe auszog und ins Wohnzimmer ging. Tief atmete sie durch. Sie hoffte inständig, dass sie sich nicht wieder von ihm einlullen ließ. Sakura nahm die Vase und stellte sie auf den Couchtisch. „Gefallen sie dir?“, fragte Sasuke. Sie nickte. „Warum sind sie pink? Du verschenkst doch sonst nur rote Rosen.“ Was war denn das für eine bescheuerte Frage? Wahrscheinlich gab es diese Sorte bloß in der Farbe und eine größere Bedeutung steckte nicht dahinter. „Weil es deine Lieblingsfarbe ist“, antwortete er wahrheitsgemäß. Das stimmte zwar, aber … „Warum machst du mir so ein teures Geschenk?“, wollte sie wissen. „Wenn du denkst, dass du dich damit für die nächsten Monate bei mir einschleimen kannst, dann hast du dich aber –“ Er nahm ihre Hand und sie verstummte. Seine Berührung fühlte sich so warm an und ihr wurde gleich anders zumute. Sie sehnte sich nach mehr, doch sie blieb standhaft. „Deswegen bin ich nicht hier. Auch wenn du das denkst.“ Seine Worte hörten sich so ernst an und sie wollte ihm glauben, doch was, wenn er sich wie so oft seinen Charme zunutze machte und sie darauf herein fiel? Nein, so leicht machte sie es ihm nicht. „Und warum dann? Hat dich der Ersatz für mich etwa auch versetzt?“, fragte sie angriffslustiger als beabsichtigt. Sasuke schaute, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. So einen Gesichtsausdruck hatte sie noch nie bei ihm gesehen … Er senkte den Blick. „Ich weiß, mein Ruf hier im Dorf ist – nun ja – eher speziell“, begann er. „Ich flirte gerne und viel und fand es eher langweilig, immer nur mit einem Mädchen auszugehen …“ Was du nicht sagst!, dachte sie verdrossen. Aber wenigstens gab er das jetzt mal zu. „Aber seit einiger Zeit, macht es mir irgendwie nicht mehr so richtig Spaß, mich mit so vielen Frauen zu treffen“, fuhr Sasuke fort und sah Sakura nun direkt in die Augen. „Und zwar, seit wir so viel Zeit miteinander verbringen.“ Ihr Herz rutschte eine Etage tiefer. So etwas aus seinem Mund … Das konnte nur ein Traum sein! Sie kniff sich in den Unterarm, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Die Stelle schmerzte. Und wie sie schmerzte! Sie sprang auf, sagte „Entschuldige mich bitte!“ und hechtete in die Küche. Das fließende Wasser kühlte nicht nur ihren Arm, sondern auch ihre Gedanken. War das etwa ein Liebesgeständnis? Ein Liebesgeständnis von dem Sasuke, der in puncto Frauen absolut nichts anbrennen ließ? Die Gefühle vom Tag kamen wieder in ihr hoch und sie kam sich albern vor. Der Neid auf Temari, die so hartnäckig von Shikamaru umworben wurde; der Neid auf Menma und Hinata, die trotz der Unterschiede so ein schönes Paar abgaben; die Sehnsucht, die sie nach Sasukes Berührungen – die Liebe, die sie zu ihm verspürte … Sollte Letzteres nun wirklich wahr werden? Er legte seine Arme um ihre Taille. „Es tut mir leid, dass ich so ein Arschloch zu dir war, ohne es zu merken“, flüsterte er ihr ins Ohr. Ihr Atem stockte und sie fühlte sich nicht in der Lage, ihm zu antworten. „Gibst du mir die Chance, dir zu zeigen, dass ich mich ändern kann?“ Der ganze Ärger, der sich in ihr angestaut hatte, verschwand. Er wollte sich für sie ändern … War das nicht genau das, was sie sich seit Monaten wünschte? Sakura entwand sich aus seinem Griff und sah ihn bestimmt an. „Versprichst du es mir?“ Sasuke nickte. „Du wirst also nicht mehr alles anflirten, was halbwegs attraktiv ist, dich mit anderen Frauen treffen, geschweige denn, sonst was mit denen betreiben?“ „Das Dritte habe ich ohnehin nur mit dir“, erwiderte er mit einem Grinsen. Er zog sie zu sich heran. Sakura zögerte noch einen Augenblick, dann ließ sie sich darauf ein und sie versanken in einem langen Kuss. Sie konnte ihr Glück kaum glauben. Er wollte es also tatsächlich ernsthaft mit ihr versuchen … Natürlich gab es für keine Beziehung eine lebenslange Garantie, aber das war doch schon mal ein vielversprechender Anfang. Allmählich löste sie sich von ihm. „Eines noch.“ Sasuke blickte sie fragend an. „Wir lassen es langsam angehen“, legte sie fest. „Ich weiß, es klingt bescheuert, aber ich möchte sichergehen, dass du …“ Er schenkte ihr ein Lächeln. „Einverstanden“, sagte er, nahm ihre Hände und küsste sie erneut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)