You are Forever mine von AliceNoWonder ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Der Wasserkessel gibt ein Pfeifen von sich, ein Zeichen, dass er fertig ist. Lächelnd gehe ich auf ihn zu und führe das Wasser in zwei Tassen ein. Ein Teebeutel schwimmt auf der Oberfläche. Die eine Tasse bekommt zwei Stückchen Zucker und dann kehre ich mit beiden zurück ins Wohnzimmer. Mein Liebster sitzt auf der Couch und hält das Fotoalbum in der Hand. Ich lächle leicht, als ich ihn da sitzen sehe. Sanft stelle ich die beiden Tassen auf den Tisch und setze mich dann neben ihn. Ich lehne mich an ihn und schaue ihm dabei zu, wie er die Bilder durchgeht. Auf ein Foto bleibt mein Blick ruhen. Er will schon weiter blättern, doch lege ich meine Hand auf die Seite. „Warte kurz“, sage ich und blättere zurück. Breit grinse ich ihn an. „Kannst du dich daran noch erinnern?“, frage ich ihn. Auch er dreht seinen Kopf zu mir um. „Ja, der Tag an dem wir beide abgehauen sind“, meint er. Ich nicke nur und mustere wieder das Bild. Es zeigt mich und meinen Liebsten, wie wir beide Arm in Arm im Wald stehen. Hinter uns eine kleine Hütte, welche am brennen ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Die Hitze war erdrückend. Ich hatte kaum noch Luft bekommen, doch wollte ich unbedingt das Foto machen. Es war was Besonderes. Diesen Moment wollte ich in Erinnerung behalten und es hat geklappt. Wir hatten das Foto geschossen und jetzt besitze ich es noch immer. Sanft lege ich meinen Kopf auf seine Schulter. „Weißt du, ich bin wirklich froh, dass Vater uns in den Wald verbannt hat“, sage ich glücklich. Eine Wärme überkommt mich und ich strahle ihn regelrecht an. Er klappt das Buch zu und lächelt mich auch leicht an. „Das bin ich auch“, meint er und wir küssen uns. Ich liebe unsere Küsse und erwidere ihn nur zu gerne. Ja, ich sollte Vater wirklich dankbar sein, auch wenn ich ihn für seine Verurteilung hasse. Mit Freunden – aber auch gleichzeitig mit Ekel - erinnere ich mich an die Vergangenheit zurück. Mein Magen fängt an zu kribbeln, als ich mich an jenen Tag zurück denke. Kapitel 1: Verloren im Wald --------------------------- „Das ist doch wirklich ungeheuerlich!“, schrie mein Vater uns an. Er hielt mich am Ohr fest und zog mich zur Tür. Meine Stiefmutter stand da, als eine Art Wache. Mein Stiefbruder war auch schon an der Tür. „Ihr beide seid eine Schande für die Familie!“, schrie Dad. Er hielt eine Whiskey Flasche in der Hand und wedelte wild damit rum, dabei verlor er ein paar Tropfen von dem Getränk. Ich konnte seine Alkoholfahne riechen. Es war so widerlich. Ich hasste den Geruch von Alkohol und das tue ich noch immer. „Los verschwindet ihr beide!“ Mein Vater stieß uns nach draußen. „So etwas wie euch will ich nicht in meinem Haus haben!“, schrie er und deutete in Richtung Wald. „Los!“ Langsam drehten mein Bruder und ich uns um. Wenn wir in die Stadt wollten dann mussten wir durch den Wald. Unser Haus lag mitten drin. Kaum hatten wir uns ein paar Schritte von dem Haus entfernt, hörten wir ein Klirren hinter uns. James und ich zuckten bei dem Geräusch zusammen. Wir drehten uns um und sahen die Glassplitter von der Whiskey Flasche auf den Boden. Mein Vater hatte sie uns also hinterher geworfen. Er meinte es wirklich ernst. Ein Schauer lief mir über den Rücken bei den Gedanken, dass er es wirklich ernst meinte und das hieß, wenn wir wieder zurück kamen dann würde uns ein schreckliches Schicksal erwarten. Schmerzen, Vergewaltigungen und vielleicht sogar der Tod. Mein Vater konnte uns beide noch nie richtig leiden und ihm war es egal, ob wir noch am Leben waren oder nicht. Wenn wir im Wald sterben würden, dann würde es so sein. Uns umzubringen würde ihn auch nichts ausmachen und wenn er uns nicht wieder sah … tja aus dem Augen aus dem Sinn, oder wie sagte man so schön? So gingen mein Bruder und ich schweigsam durch den Wald. Es wurde immer später und wir gingen weiter in den Wald. So langsam hatte ich das Gefühl, dass wir uns verlaufen hatten, doch wollte ich nichts sagen, damit James nicht beunruhigt wird. Stunden vergingen. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und wir beide taumelten nur noch über den Boden. „Ja … mes … la … lass uns stehen … bleiben“, keuchte ich und blieb auch sofort auf der Stelle. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht einen Zentimeter mehr gehen. Meine Beine wurden wacklig, wie Pudding und knickten ein. Ich ließ mich auf den harten, kalten Boden fallen. Es war zwar ungemütlich, doch immer noch besser, als zu stehen. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Mit müden Augen schaute ich zu meinem Stiefbruder hoch, welcher immer noch an der Stelle stand und mich anstarrte. Ich konnte die Erschöpfung in seinem Gesicht sehen. Seine sonst so braunen, offenen Augen sahen nun klein und müde aus. Er wollte schlafen, genau wie ich. „Wir … sollten morgen es … versuchen“, keuchte ich. Mit jedem Atemzug brannte mein Brustkorb noch mehr. James sah nicht begeistert aus. Er war trainierter als ich, jedenfalls ein bisschen und so wusste er, dass er nichts tun oder sagen konnte, damit ich aufstand. Er musterte mich eindringlich. Studierte meine Erschöpfung und kam schließlich zu dem Punkt, dass ich Recht hatte. Leise seufzte er. „Und was machen wir morgen? Wir haben nichts zu Essen oder zu trinken. Wie sollen wir überleben?“, fragte er mich. Trotz seiner Zweifel setzte er sich schon in Bewegung, um sich neben mich zu platzieren. Ich war ihm dankbar darüber, dass er solche Rücksicht auf mich nahm und kuschelte mich leicht an ihn. „In der Nacht hat es eh keinen Sinn irgendwas zu suchen. Wir können kaum was sehen“, flüsterte ich. Mein Kopf lag auf seiner Brust. Ich atmete seinen Duft ein. Es war einfach wunderbar. James roch so gut. Auch wenn sein T – Shirt vom Schweiß durchnässt war, machte es mir nichts aus. Nein, ich fand es noch viel anziehender. Das war so sexy, als hätte er gerade trainiert. Wieder seufzte James. Er wusste, dass ich Recht hatte und konnte nichts dagegen sagen. „Ist gut“, meine er leise und schloss die Augen. Lächelnd sah ich ihm dabei zu, spürte, wie seine Atmung flacher wurde. Er ist so niedlich, wenn er am schlafen ist. Normalerweise schaue ich ihm gerne beim Schlafen zu, doch dieses Mal sollte ich mich auch ausruhen. Morgen mussten wir was Essbares finden und den Ausgang finden oder wenigstens jemand, der uns helfen kann. Ich musste also meine Energie wieder aufladen und durfte keine Zeit verschwenden. Also schloss ich auch die Augen und schlief bald ein. Kapitel 2: Das Haus des Hexers ------------------------------ Die Sonne streichelte mein Gesicht. Ich musste leicht Lächeln und öffnete die Augen. Sonnenstrahlen durchdrangen die Baumkrone. Neben mir fühlte ich nichts. Ein Adrenalinschub durchzog meinen Körper. Neben mir lag James nicht mehr. Wo war er nur? Sofort sprang ich auf und schaute mich um. „James!“, rief ich seinen Namen und lief durch den Wald. Mein Herz raste. Ich musste ihn finden. Wie sollte ich alleine klar kommen? Gar nicht. Ich würde sehr schnell sterben. Es dauerte nicht lange und dann hörte ich eine Stimme. „Kai, was ist?“ Ich schaute mich verwirrt um. Wo stand er nur? Dieses Geräusch hätte von überall her stammen können. „James?!“, rief ich wieder. Plötzlich hörte ich ein Rascheln hinter mir. Ich drehte mich überrascht um. Angst breitete sich in meinem Körper aus. Was war, wenn es ein Wolf oder ähnliches war? Erleichtert atmete ich aus, als ich merkte, dass es James war. Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. „Ich hatte schon Angst, dass du abgehauen bist“, flüsterte ich überglücklich. Was sollte ich nur ohne ihn machen? Sanft legte er seine Arme um meinen Körper. Wir blieben für einen Moment so stehen und genossen die Nähe von dem anderen. Bis unseren Mägen knurrten. Wir beiden schreckten auf und lösten uns voneinander. „Ich glaube“, räusperte sich James. „Wir müssen los.“ Ich nickte nur. Er hatte Recht, dass wusste ich. Wir mussten was zu Essen suchen, sonst würden wir es lange nicht mehr machen. Also begingen wir uns auf den Weg. Wir mussten eine Quelle finden. Wenigstens ein bisschen Wasser, sonst starben wir bald. Wir liefen eine Weile durch die Gegend. Die Sonne stach vom Himmel und unsere Kräfte wurden langsam aufgebraucht. Wir fühlten, dass wir schwächer wurden. Wegen der Hitze, kein Wasser und unserer Bewegung. Wir taumelten, wie Zombies, durch die Gegend. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es gedauert hat, doch voller Freude sahen wir schließlich ein Haus. Es wurde von einem weißen Zaun umrandet und war eine dunkel braune Holzhütte. Nichts Besonderes, doch wir waren glücklich überhaupt ein bisschen Zivilisation zu sehen. Nun hofften wir nur noch, dass da auch wirklich jemand wohnte. Wenn nicht würden wir aber vielleicht was zu essen finden. Egal, wie man die Situation auch betrachtete, ein Haus war ein kleiner Segen für uns. Also liefen wir darauf zu. Wie wilde, hungrige Wölfe klopften wir an der Tür. Von unserem guten Benehmen war nichts zu sehen. Sowohl James, als auch ich hatte nur noch „Essen“ im Kopf. Wir gingen automatisch davon aus, dass in dieser Hütte irgendwas zu futtern geben würde. Die Tür öffnete sich und ein Mann trat aus. James sah ihn mit sabberndem Mund an, während ich meinen Blick nicht von dem Fremden losreisen konnte. Er hat braune Haare, relativ kurz und stechend grüne Augen. Ich verlor mich ganz in diesen Augen. So eine Intensivität hatte ich noch nie gesehen. Sie funkelnden wie Smaragde. Der Mann musterte uns beide eindringlich. Sein Blick sagte Widerwillen aus. Er mochte uns nicht, dass sah man ihn an. „Entschuldigen Sie …“, flüsterte ich und gab meinen Bruder einen Stoß in die Seite. Er sollte aufhören, wie ein hungriges Schaf auszusehen. Damit würde er den Mann wahrscheinlich noch erschrecken. „Wir haben uns im Wald verlaufen und wollten fragen, ob wir bei Ihnen vielleicht eine Kleinigkeit zu uns nehmen können? Und ob Sie uns vielleicht den Weg in die Stadt beschreiben können.“ Ich probierte so zivilisiert, wie es mir in meiner Lage gestattet war, zu reden. Wir hatten schon einen schlechten Start hingelegt, dass sah man den Mann an, dass er uns nicht wirklich mochte. Doch jetzt durften wir ihn nicht verschrecken. Er war unsere einzige Möglichkeit, um etwas zu Essen zu bekommen. Wenn er uns wegschickte, dann würden wir wahrscheinlich verdursten. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass wir noch eine zweite Chance bekommen würden, um etwas anderes zu finden. Der Mann musterte uns nochmal, ehe er dann leicht Lächelte. Es sah dämonisch aus. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Sein Lächeln erinnerte mich an etwas, doch wollte mir nicht einfallen an was es war. Ich wusste nur, dass es mir Angst machte. Auch seine Augen sahen überfreundlich aus, als wäre es gefälscht. „Aber natürlich. Kommt doch bitte rein. Ich bin gerade beim Backen“, meinte der Mann und lies uns rein. James stolzierte ohne weiter darüber nachzudenken durch die Tür. Doch ich musterte ihn misstrauisch. Irgendwas gefiel mir an diesen Mann nicht. Er war zu freundlich. Kaum war ich in das Haus getreten, kam mir der Geruch von Keksen entgegen. Für einen Moment vergaß ich jeden Zweifel. Ich konnte nur an das süße Gebäck denken. Wie saftig es war. Wie lecker dürften die wohl schmecken? Mein Magen knurrte, wie auf Befehl, um den anderen – und mir – zu signalisieren, dass ich dem Essen nicht widerstehen könnte. Der Fremde schloss die Tür hinter mir und ging in die Küche, welche offen gelegt war und einen Ausblick auf das Wohnzimmer bietet und holte das Blech aus dem Ofen. „Bitte setzt euch doch“, sagte er freundlich und deutete auf den Tisch im Raum, um den einige Stühle standen. James nahm sofort platz. Er kam mir, wie ein willenloser Sklave vor, währenddessen hatte ich immer noch Zweifel und es dauerte ein bisschen, ehe ich mich auch gesetzt hatte. Als das Essen auf den Tisch gelegt wurde, war mir plötzlich alles egal. James und ich stürzten uns regelrecht auf die Kekse und verschlangen diese sehr schnell. Wir achteten nicht mehr auf unseren Gastgeber. Auch ich vergaß meine guten Manieren. In diesem Moment gab es für mir nur eine einzige Sache: Essen! Mein Magen konnte gefühlt werden und das war das einzige, was ich wollte. Sichtlich zufrieden schaute der Mann uns zu. Als ich dies bemerkte – und mein Magen ein bisschen gefüllt war – schaute ich die Person an. „Wie heißen Sie?“, fragte ich und probierte freundlich zu klingen. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich ihm nicht wirklich vertraute. Auch wusste ich, dass das Essen hätte vergiftet sein können. Doch da steuerte mein Gesunder Menschenverstand gegen. Wenn sie vergiftet gewesen wäre, dann hätte es ja gehießen, dass er uns erwartet hatte und das wäre vollkommen unmöglich gewesen. Wir kannten ihn nicht und kein Mensch konnte in die Zukunft sehen. „Jake“, antworte er knapp auf meine Frage. Okay, er schien nicht besonders gesprächig zu sein. Ich lächelte leicht. „Ich bin Kai. Freut mich und das ist James“, stellte ich uns beide nun auch vor. Ich wollte einen auf Freund machen. Man sollte nicht immer gleich das schlechte in Menschen sehen. Ich sollte probieren ein bisschen offener zu sein, aber nicht zu offen. Nun brauchte auch er ein kleines Lächeln zustande. „Mich auch.“ In diesem Moment glaubte ich sogar, dass er es ernst meinte. Es kam mir nicht so vor, als hätte er was Böses im schilde, sondern als würde er sich wirklich freuen uns kennenzulernen. James und ich aßen noch zu Ende, ehe wir aufstanden. „Vielen Dank für das Mahl. Es war wirklich lecker“, sagte ich freundlich. Es wunderte mich ein bisschen, dass ich von ein paar Keksen satt wurde. „Aber wir sollten jetzt wieder los gehen.“ Mit einem Kopfschwenker in Richtung Tür deutete ich James an, dass wir raus gehen wollten. Er nickte. „Ja, wir müssen wirklich wieder“, stimmte er mir zu. „Wartet doch. Wieso die Eile? Wollt ihr euch nicht lieber bei mir ausruhen? Nur diese eine Nacht? Es ist so einsam im Wald“, meinte Jake wehmütig. Überrascht schaute ich mich zu ihm um. Okay, im Wald konnte es wirklich ganz schön einsam werden und ich konnte verstehen, dass er jemand haben wollte, mit dem er reden konnte. Doch vertraute ich ihm immer noch nicht. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus schon allein bei dem Gedanken noch länger hier zu bleiben. Es schüttelte mich leicht. „Nein, wir sollten“, fing ich an, doch weiter kam ich nicht. Ehe ich zu Ende sprechen konnte unterbrach mich mein Bruder. „Klar wir bleiben gerne hier“, rief er und schon saßen wir im Schlamassel. Kapitel 3: Misstrauen --------------------- Zufrieden lächelte Jake. Ein Schauer lief mir über den Rücken, bei dieser Reaktion. Es hatte was Diabolisches. Ich konnte es nicht richtig deuten. Doch wusste ich, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte. "Kommt. Ich zeige euch eure Zimmer und dann könnt ihr euch ausruhen", sagte Jake und ging vor, deute uns ihm zu folgen. James schien dieses Gefühl, welches ich hatte, nicht zu haben, denn er folgte dem Mann sofort. Währenddessen schaute ich ihn skeptisch an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand so nett zu Fremden war. Aber vielleicht war ich auch zu misstrauisch. Vielleicht sollte ich etwas lockerer sein, wie mein Bruder. Jake zeigte uns ein Zimmer. Während wir auspacken konnten, ging er in die Küche, um uns was zu essen zu machen, wie er uns erzählte. Wir konnten schon mal unsere Sachen auspacken und es uns gemütlich machen. Das eigenartige daran war, dass wir gar keine Sachen besaßen. Mein Vater hatte uns ohne irgendwelches Hab und Gut rausgeschmissen. Wir hatten nur das, was wir am Körper trugen. Aber uns ausruhen ... ja das tat uns wirklich gut. James ließ sich sofort auf das Bett nieder, während ich nur langsam mich darauf legte. So ganz war mir das alles nicht geheuer. Die Matratze war überraschend weich. Ich ließ mich auf ihr nieder und atmete glücklich ein. Sie war so sanft. Mein Körper ging sofort in ihr unter. Es fühlte sich schwerelos an, als könnte ich in diesem Moment alle meine Sorgen vergessen. Dazu kam noch, dass der Geruch von Essen, von der Küche nach oben in unserem Raum stieg. Die ganze Atmosphäre fühlte sich gut an. Das weiche Bett und der schöne Geruch, es beflügelte mich. Doch halt! Was dachte ich da? Sofort sprang ich auf. "James wir sollten gehen", sagte ich hektisch. Ich redete ein bisschen laut. Erst nachdem ich ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass ich leiser sein sollte. Er könnte uns hören. Was würde passieren, wenn er mich hörte. Wie würde er reagieren? Das Beste war, ich machte mir keine Gedanken darüber. Etwas verwirrt richtete sich James auf. "Was? Wieso das denn? Lass uns doch etwas hier bleiben. Das Haus ist klasse, dass Essen super und er scheint auch nett zu sein." Ich schüttelte den Kopf. Zwar konnte ich nicht widersprechen. Irgendwie hatte James Recht, doch da war noch etwas ... "Mag schon sein. Aber er ist ein bisschen zu nett. Ich wette er hat einen gemeinen Plan", flüsterte ich. James sah mich unglaubwürdig an. Irgendwie hatte ich es mir schon beinahe gedacht, dass mein Bruder mir nicht glauben würde. Ich würde es doch sicher selbst nicht. "Ich kann nicht sagen, was in meinem Kopf vorgeht, doch irgendwie glaube ich, dass er was mit uns vor hat und sicher kein nettes Beisammen sein. Überlege doch mal. Zwei Fremde Männer - völlig dreckig und heruntergekommenen - klopfen an deiner Tür und wollen Unterschlupf. Das ist doch schon verdächtig. Aber noch viel verdächtiger ist, dass die Person, die uns rein gelassen hat so nett zu uns ist. Würdest du das machen? Wenn du in seiner Lage wärst, hättest du diese Menschen - diese dreckigen, heruntergekommenen Menschen, welche wir jetzt sind - rein gelassen und wärst noch so nett? Vielleicht hätte ich sie rein gelassen, aber ich wäre sicher nicht so nett. Sondern viel skeptischer." James sah mich eindringlich an. Er machte den Mund auf, um mir zu antworten. "Oh, Hallo Jake", meinte er lächelnd. Etwas verwirrt drehte ich mich um. Hatte ich gerade richtig gehört? Oh ja! Das hatte ich. Jake stand hinter mir und lächelte uns beide an. "Das Essen ist fertig", teilte er uns mit, als hätte ich nichts gesagt und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Eigenartig. Er sagte nichts. Ging nicht auf meine Meinung ein. Es hatte den Anschein, als wäre es ihm egal. "Du willst mir also nicht sagen, dass du ihn gruselig findest?", fragte ich meinen Bruder, doch war mir die Antwort egal. Ich drehte mich um und begab mich in die Küche. Das Essen verlief schweigend ab. Niemand sagte was. Alle genossen es. Ich musste zugeben, dass Jake wirklich gut kochen konnte, doch war ich immer noch misstrauisch ihm gegenüber. Erst nach dem Essen kam mir der Gedanke, dass es vielleicht vergiftet gewesen wäre. Jedenfalls unsere Portionen. Es würde niemanden auffallen, wenn wir starben. Doch da war das Essen schon runter geschluckt und ausspucken konnte ich es nicht. Zwar drehte sich mir der Magen um, doch irgendwas in mir wehrte sich zu erbrechen. James stand nach dem Essen auf, weil er müde war. Mittlerweile war es spät am Abend. Währenddessen half ich Jake beim Spülen. Ich wusste nicht warum. Vielleicht lag es daran, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, weil er mich gehört hatte. Schließlich wird niemand gerne beim Lästern zugehört. Vielleicht lag es aber auch daran, weil ich mehr über ihn wissen wollte. Es würde sicher nur vom Vorteil sein, wenn ich mehr Informationen über ihn hatte. Vielleicht bekam ich dann ein anderes Bild von ihm. Vielleicht würde ich meine Meinung ändern. Wer konnte das schon sagen? Ich trocknete das Geschirr ab. Irgendwas wollte ich sagen. Irgendwie ein Gespräch zum Laufen bekommen, doch fiel mir absolut nichts ein. Immer wenn ich den Mund aufmachte, um zu beginnen, fühlte sich mein Hals trocken an. Ich wusste, dass ich nicht mehr als ein Krächzen zustande bekommen würde, also schloss ich wieder meinen Mund und blieb still. Ich wollte mich nicht, wie eine heisere Krähe anhören. Die Blöße wollte ich mir nicht geben. „Ich weiß, dass du mich nicht besonders leiden kannst“, fing Jake mit einem Gespräch an. Ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich sein sollte, doch schwieg ich erst mal. Ich war froh darüber, dass ein bisschen Lautstärke durch den Raum ging. Was sollte ich nun sagen? Er hatte Recht. Ich war einfach zu misstrauisch. „Es … es tut mir leid“, flüsterte ich, auch wenn ich nicht wusste, ob es richtig war sich zu entschuldigen. „Muss es nicht“, antwortete er knapp. Ich schaute ihn kurz an. Er sah nicht zu mir, sondern senkte seinen Blick auf das Geschirr. Ich weiß nicht warum, doch aus irgendeinem Grund tat er mir leid. Er hatte es nur gut gemeint. Ich schaute kurz über die Schulter nach oben. James lag da oben und schlief. Ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte, doch wand ich mich wieder der Arbeit zu. „Doch. Tut es. Schließlich hast du uns nichts getan. Du warst so nett zu uns. Ich … ich bin einfach zu misstrauisch“, ich brach ab. Nicht das ich mich noch zu sehr verplapperte. Jake sah mich an und Lächelte leicht. „Wie wäre es, wenn wir uns besser kennenlernen?“, fragte er dann freundlich. Mein Gesicht erhellte sie etwas. Seine Augen drückten so viel Freundlichkeit aus. Ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht anlügen würde. Also nickte ich sofort. „Ja, sicher, gerne“, meinte ich lächelnd. Kapitel 4: Ein Gespräch ----------------------- Nach der Arbeit saßen wir beide uns auf die Couch. Eine Lücke ließ ich zwischen uns, schließlich brauchte man ein bisschen Distanz. „Wie kommt es eigentlich, dass du hier alleine lebst?“, fing ich nach einer Pause an. Ich wollte irgendwie ein Gespräch beginnen, in der Hoffnung, dass wir uns nun etwas mehr unterhalten konnten. „Meine Eltern sind gestorben. Seitdem lebe ich hier“, war seine Antwort. Sofort überkam mich das schlechte Gewissen. „Das tut mir leid“, sagte ich ehrlich Traurig. Ich war so misstrauisch und so gemein zu ihm. Gleichzeitig fühlte ich mich so von ihm angezogen. Verdammt, warum musste ich nur so gemein zu ihm sein? Weil ich ihm auch nicht traute. Ich sollte wenigstens probieren einen auf nett zu tun, auch wenn ich in Wirklichkeit noch einen Hintergedanken hatte, dass man ihm nicht vertrauen konnte. Jake zuckte mit den Schultern. „Das muss es dir nicht. Schließlich kannst du nichts dafür.“ Ich nickte langsam. „Kann schon sein.“ Dennoch tat er mir leid. Seine Eltern zu verlieren ist schrecklich. „Und wieso bist du ausgerechnet im Wald?“ Jake lächelte leicht. Es war ein Traurige, verletztes Lächeln. „Städte liegen mir nicht. Viel zu viele Menschen, auch wenn die Stadt klein ist. An einem Ort zu leben, wo jeder jeden kennt, nein danke.“ Ich konnte seinen Standpunkt etwas nachvollziehen. Mit dem riesen Unterschied, dass ich schon immer an ein Leben in der Stadt geträumt hatte. Ich wollte schon immer mal wissen, wie es da sein muss. Schließlich lebten mein Bruder und ich die ganze Zeit bei meinen Eltern und waren nur zwischendurch zu Besuch da. Aber von Leben konnte man das nicht nennen. Dennoch verstand ich gut, was Jake sagen wollte. „Aber die ganze Zeit im Wald zu leben, alleine. Das muss doch schrecklich einsam sein“, warf ich ein. „Ein bisschen“, gab Jake zu. „Aber ich lebe lieber einsam und habe meine Ruhe, als das ich überall anderen Menschen begrüßen muss und mit anderen zusammen leben, im Stress.“ Ich nickte langsam. Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen konnte oder ihn fragen. Aber zum Glück musste ich das auch nicht, da Jake mit einer Frage rausplatzte: „Wieso seid ihr beiden im Wald?“ Mein Blick richtete sich auf ihn. Ich musterte ihn. „Mein Vater ist Alkoholiker. Er hat uns rausgeschmissen, weil …“, ich stockte. Sollte ich es ihm sagen? Er würde mich für verrückt halten. Jake drehte seinen Kopf zu mir um. Er sah mich auffordernd an. In seinen Augen lag Interesse, doch hatte ich auch das Gefühl, dass er nicht nachfragen wollte, aus reinem Takt. In diesem Moment fühlte ich mich geborgen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm alles anvertrauen konnte. Er würde mir zuhören, dass sagte mir eine innere Stimme. „Weil ich und mein Stiefbruder ein Paar sind“, sagte ich dann seufzend. Ich schaute ihm tief in die Augen, wartete auf den Ekel darin. Aber nichts der Gleichen war zu sehen. Er sah mich immer noch so Interessiert an, wie vorher. „Und was soll daran so Schlimm sein?“, fragte er erstaunlicherweise nach. War ihm das wirklich egal, dass wir beide ein Paar waren? Wollte er mich auf den Arm nehmen? „Nun ja. Es kommt nicht immer vor, dass Männer ein Paar sind und dazu kommt noch, dass wir Stiefgeschwister sind. Mein Vater konnte es einfach nicht ertragen zu sehen, dass seine Söhne Schwul sind“, erklärte ich. Jake sah mich eine Weile schweigend an, ehe er dann mit den Schultern zuckte. „Na und? Was soll daran so schlimm sein. Ihr seid Offiziell nicht miteinander verwandt, also ist das Verhalten vollkommen legitim. Ich selber, bin dem eigenen Geschlecht auch nicht abgeneigt“, meinte er Lächelnd. In diesem Moment machte mein Herz einen Sprung. Sein Lächelnd verzauberte mich. All das Missvertrauen war wie wegeblasen. Seine Offenheit überraschte mich und gefiel mir gleichzeitig. In diesem Moment gab es nur uns beide. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Nur ganz langsam kamen wir beide uns näher. Ob wir in diesen Moment das gleiche Gefühlt hatten? „Jake … es … tut mir leid“, hauchte ich, ehe sich unsere Lippen berührten. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam mich. In meinen Magen fing es an zu kribbeln. Mein ganzer Körper knisterte. Die ganze Umgebung schien zu verschwimmen. Ich schloss meine Augen. In diesem Moment gab es nur Jake und mich. Ich nahm die anderen Geräusche nicht mehr wahr. Alles schien taub zu sein. Ich fühlte nur Jakes Lippen, unseren Kuss, immer wieder aufeinander. Seine Zunge tastete sich in meiner Mundhölle ein, suchte nach meiner, welche ihn wärmsten Empfang. Sein Geschmack war undefinierbar. Ein bisschen nach Kuchen, aber da war noch mehr, Milch und noch irgendwas Herzhaftes. Ich konnte nur nicht rausfinden, was das war. Dieser Moment war was Besonderes, das fühlte ich. Ich glaubte, dass wir in diesem Moment beide das gleiche fühlten, nämlich Liebe! Ich hatte ihn gerade kennengelernt und war so misstrauisch, dass es nur eine Fassade sein konnte, damit ich nicht meine wahren Gefühle eingestehen musste. Plötzlich hörten wir hinter uns ein räuspern. Vollkommen überrascht lösten wir uns voneinander und drehten uns zu der Stimme um. Ich traute meinen Augen nicht. James stand direkt hinter der Couch. Er war nicht mehr am Schlafen. Warum musste das nur passieren? Dieser wunderschöne Moment von vorhin wurde nun von meinem Bruder kaputt gemacht. Kapitel 5: The End ------------------ Mein Bruder stand direkt hinter uns. Ich sah den Hass in seinen Augen, die Kälte. „Ich bin am Schlafen und machst mit jemand anderes rum?!“, schrie er mich an. „James … bitte lass es mich erklären“, versuchte ich verzweifelt. Ich stand auf und wollte auf ihn zu gehen, seine Hand nehmen, ihm etwas Wärme schenken, doch er wehrte ab, ging ein paar Schritte nach hinten. „Nein, Kai. Ich will keine Entschuldigung von dir hören. Es ist doch eh gelogen!“, rief er panisch. Dieser Satz verletzte mir einen Stich ins Herz. Irgendwas in meinen Körper zog sich zusammen, war am Zerreisen. Wie konnte er das nur von mir denken? Wir hatten so viel durchgemacht und ich war immer ehrlich zu ihm. Ich hatte ihn auch nicht jetzt angelogen. Ich hatte nur was gemacht, was Falsch war. Aber dennoch konnte er mir doch glauben. Ich machte noch einen Schritt auf James zu, doch er wich wieder zurück. „Geh weg!“, sagte er panisch. Meine Hand streckte ich nach ihm aus, doch er ging zurück. „Fass mich nicht an!“ Tränen schossen mir in die Augen. Mein ganzer Körper schmerzte von innen. Es tat so weh zu sehen, wie hasserfüllt seine Augen waren, sein ganzes Benehmen führte mir Schmerzen zu. „James … lass mich es dir doch erklären“, bat ich ihn wieder. James Blick ging von mir ein bisschen zur Seite hinter mir und seine Augen weiteten sich. In diesem Moment wusste ich, dass Jake aufgestanden war. „Du bist selbst nicht viel besser!“, schrie James, ehe Jake anfangen konnte. Er stellte sich neben mir und legte seinen Arm um meine Schulter. Was machte er da? Gleichzeitig schlug mein Herz schneller und eine Wärme umgab mich, doch auf der anderen Seite wusste ich, dass es James nur noch rasender machte. „Na ihr passt ja wunderbar zusammen!“, schrie er und zeigte mir, damit dass ich Recht hatte. Tränen stiegen ihm in die Augen, doch nicht aus Trauer, sondern aus Wut. Er hasste mich für diesen Kuss. James wurde immer sehr schnell eifersüchtig. Schließlich hatten wir vorher nur mit unseren Eltern gelebt und keine anderen Personen in unserem Alter kennengelernt. James ging rückwärts. Er achtete gar nicht auf das was am Boden lag. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, was hinter ihm war. Nur ein kleines Schmuckästchen, doch dieses konnte schon verehrende Folgen haben, denn hinter ihm war ein Tisch. „James, pass auf!“, rief ich, doch er schüttelte nur den Kopf. „Es ist zu spät, Kai“, flüsterte er, ging noch einen Schritt zurück und stolperte. Alles schien, wie in Zeitlupe abzulaufen. Ich wollte noch auf ihn zu laufen, und seine Hand nehmen, doch mein Körper rührte sich nicht. Nur meine Hand streckte sich nach ihm aus, die konnte ihn aber nicht erreichen. James Augen waren geweitet, der Mund offen, doch kein Schrei drang aus seiner Kehle. Nur ganz langsam schien er zu fallen. Es schien Ewigkeiten zu dauern, ehe er auf den Tisch ankam, direkt an die Kante und ein lautes Knacken zu hören war. Dann bewegte sich die Zeit wieder normal. Ich wollte auf ihn zu stürmen, war aber so wacklig, dass ich sofort ein Knickte. Ein Schrei entwich meiner Kehle. Ich schreite Jakes Wohnung voll, als ich sah, dass eine rote Flüssigkeit sich um James Kopf bildete und immer Größer wurde, sich um den Körper verteilte. Tränen stiegen mir in die Augen und rannen einfach so über meine Wange. Irgendwas in mir schien gerade zu sterben. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er zerrissen werden, doch von Innen. Ich wollte aufstehen und auf James zu eilen. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, seinen Kopf streicheln. Es war meine Schuld, dass er gestorben war. Es war meine Schuld, dass dies nun passiert war. Hätte ich Jake nicht geküsst, dann wäre er noch am Leben. Doch kam ich nicht weit. Ich konnte mich gerade aufrichten und einen Schritt machen, als mich jemand am Arm festhielt und mich nach hinten zog. „Er ist Tod“, sagte Jake, sanft strich er mir über die Haare. Die Tränen kullerten über meine Wange. Ich fing an zu schreien. „Nein!“ Meine Beine knickten ein und ich fiel auf den Boden. Ich wollte es nicht wahr haben. James konnte nicht Tod sein. Er war mein Bruder. Wir wollten zusammen alt werden und nun war er nicht mehr da. Was sollte ich nun machen? Wie sollte ich nun weiter leben? Oder überhaupt, überleben? Es dauerte – gefühlte Stunden – ehe ich mich beruhigt hatte. Die ganze Zeit war Jake bei mir. Er sagte nichts, doch die Tatsache, dass er in meiner Nähe war und seine Hände auf meinen Schultern lag, tat mir gut. Ich wollte was sagen, mich bedanken, fragen, wie es nun weiter gehen sollte, doch bekam ich kein Wort raus, nur ein schluchzen. Nur langsam drehte ich meinen Kopf zu Jake um und sah ihn verzweifelt an. Er sollte sagen, wie es nun weiter ging. Doch auch er schien zu überlegen, es nicht genau zu wissen. „Wir … hauen ab“, hörte ich ihn dann leise murmeln. Meine Augen weiteten sich kurz. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Jake schien meine Bedenken gemerkt zu haben, denn er führte seine These sofort fort. „Wenn die Polizei irgendwann in meine Hütte kommt und die Leiche findet, wird sie denken, dass ich es war oder wir zusammen. Vielleicht stempeln sie es auch als Unfall ab, wie es nun mal war. Aber auf jeden Fall werden sie mein Haus für einige Zeit als Tatort abstempeln. Außerdem kann ich hier eh nicht drin schlafen, wenn ich weiß, dass hier jemand gestorben ist. Also lass uns beide abhauen. Wir gehen in die Stadt, suchen uns eine Wohnung, eine Arbeit und fangen ein Leben zusammen an. Die Hütte brennen wir ab.“ Meine Augen weiteten sich, nachdem er fertig gesprochen hatte. Konnte das wirklich sein ernst sein? Tränen flossen mir über die Wange und ich fing an zu schreien. Ich wollte weglaufen, zu James laufen, doch meine Beine wollten sich nicht bewegen. Jake kam zu mir runter und schwang seine Arme um meinen Körper. Er drückte mich fest an sich. Seine Wärme tat mir gut, es beruhigte mich ein wenig. „Du hast doch vorhin dasselbe gespürt, oder nicht?“, flüsterte Jake. Langsam nickte ich. Ich wusste was er meinte. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zu ihm um, sein Gesicht. Es war so nahe. Ich konnte seinen Atem auf meiner Wange spüren. „Ich liebe dich“, flüsterte ich. Dann küssten wir uns. Es war nicht so schön, wie beim ersten Mal. Es hatte sich auch wieder ergeben, doch dieses Mal hatten wir beide den Hintergedanken, dass mein Stiefbruder direkt neben uns lag, Tod. Es fühlte sich schlecht an. Ich hatte das Gefühl, dass ich James verraten würde, doch gleichzeitig war es wunderschön. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander. Es schien, als wären nun meine ganzen Sorgen davon geschwommen. Ich fühlte mich erleichtert. Natürlich lag mein toter Bruder noch im Raum, doch wusste ich, was wir nun machen mussten. Also nickte ich langsam. „Ja, lass uns zusammen ein Leben aufbauen“, flüsterte ich. Jake war so lieb zu mir. Er half mir auf die Füße und führte mich nach draußen, wo ich auf ihn wartete, dass er wieder kam. Jake wollte alles vorbereiten, damit ich meinen Bruder nicht nochmal wieder sehen musste oder auch, damit ich seine Leiche nicht verbrennen musste. Es dauerte eine schier halbe Ewigkeit, ehe er wieder kam. Ich hatte schon Angst, dass er mich vergessen würde, doch nein Jake kam wieder. Er hatte ein Feuerzeug in der Hand und eine Kamera. Ich schaute ihn verwirrt an, doch er grinste nur. „Lass uns ein Foto machen. Als Erinnerung an den neu Anfang. Wenn das ganze Haus brennt“, war sein Vorschlag. Ich hielt ihn für verrückt. Es war auch vollkommen verrückt, doch willigte ich ein. Irgendwie war die Idee ganz niedlich. Auch wenn sie gleichzeitig so krank zu scheinen schien. „Brauchst du nichts mehr aus deinem Haus?“, fragte ich ihn. Nicht, dass wir es gleich angezündet hatten und er nochmal rein musste, weil er was vergessen hatte. Jake lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Ich habe alles“, meinte er, machte das Feuerzeug an und warf es ins Haus. Es dauerte eine Weile, ehe die ganze Wohnung in Flammen stand. Als es Lichterloh glühte, zog Jake mich näher an sich und hob seine Hände nach oben, um ein Foto zu machen. Wir lächelten beide und er drückte ab. Dann liefen wir von dem Haus weg, da die Flammen uns langsam zu warm wurden. So hatten wir ein neues Leben begonnen. So endete mein Altes und auch jetzt bereue ich nichts von allem was passiert ist. Ich bin glücklich so, wie es gekommen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)