Er ist wie der Mond von caramel-bonbon ================================================================================ Kapitel 8: Misslungene Ablenkung -------------------------------- Kai war mies gelaunt. Wegen Rei, der der sich einfach Zugang zu seiner Wohnung verschafft hatte, der da auf seiner Couch saß und seinen Whiskey trank, der einfach zu hartnäckig war. Aber noch mehr war er wegen sich selbst mies gelaunt. Weil er sich für einen kleinen Augenblick nicht unter Kontrolle hatte. Und gerade kämpfe er damit, ruhig zu bleiben. Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich neben Rei auf das Sofa fallen und legte den Kopf in den Nacken. Er schloss die Augen, atmete tief ein, atmete wieder aus. Er öffnete die Augen wieder und starrte die Decke an. Atmete nochmal tief ein und aus. “Wir sollten uns nicht mehr sehen”, sagte Kai schliesslich und starrte weiterhin die Decke an. “Ja, wahrscheinlich hast du Recht”, antwortete Rei belanglos und schaute zu, wie der Whiskey im Glas schwenkte. “Aber das ist mir egal”, fügte er an und grinste, als er in Kais Gesicht blickte, das, wie erwartet, keine Mine zog. Aber wenigstens schaute er ihn jetzt an. “Du bist nicht der einzige sture Bock hier, Kai. Und ich weiss, dass du mir nicht das sagen wolltest, bevor du abgehauen bist.” Kai lachte trocken auf. “Du bist eine Nervensäge.” “Aber eine sexy Nervensäge.” Kai grinste schief. “Stimmt”, sagte er und hob einen Arm um Rei das Glas aus der Hand zu nehmen. “Aber ich meine es so. Du bringst mein Leben durcheinander.” “Ist das etwas Schlechtes?”, fragte Rei. Doch Kai schwieg. Er rang mit sich selbst. Hatte Rei recht? Was, wenn es so war? Er hatte noch nie so etwas zugelassen. Nähe zu einem anderen Menschen. Wollte er das überhaupt? Vor dem Kindergarten dachte er das für einen Moment. Da war er für einen Augenblick schwach. Wenn Rei da war, fühlte er sich irgendwie locker. Das Gewicht seiner Arbeit fiel von ihm ab und es gab einfach diesen Moment. Aber er hatte so hart für seine Karriere gearbeitet. Er konnte niemanden brauchen, der sein strukturiertes Leben auf den Kopf stellte. “Ja”, antwortete Kai. Rei seufzte. Er hatte nicht gewusst, was ihn erwarten würde, wenn er einfach vor Kais Tür auftauchte. Damit hatte er nicht gerechnet, auch wenn er es vermutlich hätte tun sollen. Er hob die Hand und legte sie in Kais Nacken, zog ihn an sich und küsste ihn auf den Mund. “Okay”, flüsterte er und strich mit seiner Hand Kais Kiefer entlang, während er sich erhob. Kai schloss kurz die Augen und starrte ins Leere, als Rei sich umdrehte und aus dem Raum schritt. “Du bist nicht bei der Sache.” Rei schaute in das runzlige Gesicht seines Senseis, dessen tiefblickende Augen auf ihm ruhten. “Tut mir leid, Sensei”, sagte Rei und beugte sich in entschuldigender Manier leicht vor. “Ich habe gerade… sehr viel zu tun in der Uni.” Doch der alte Mann schüttelte den Kopf. “Nein, nein. Was dich bedrückt, ist nicht hier drin”, sagte er und tippte Rei an die Stirn. “Was dich bedrückt, ist da drin.” Sanft legte er zwei Fingerspitzen auf seine Brust. Rei erwiderte nichts. Er wusste, dass er recht hatte. “Ja, Sensei”, meinte er und fuhr stumm fort, die gewaschenen Bandagen aufzurollen. “Bring das in Ordnung”, sagte der alte Mann und zeigte mit dem Finger auf ihn, seine Augenbrauen mahnend in die Höhe gezogen. Rei konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Ja, Sensei.” Ein paar Stunden später verließ Rei den Dojo. Draussen war es bitterkalt und der Wind drang durch seine Jacke hindurch bis in sein Knochenmark. Er schauderte. Er mochte den Winter nicht besonders. Er zog seine Kapuze über den Kopf und vergrub das Gesicht im dicken Schal. Mit dem Blick auf die Strasse gerichtet, stapfte er durch den frischen Schnee bis zur Bushaltestelle. Es war bereits spät und nur zwei Menschen standen an der Station. Ein Pärchen. Es hielt sich fest in den Armen und kuschelte und turtelte verliebt. Rei verdrehte die Augen und spürte ein bisschen von deinem Abendessen hochkommen. Gleichzeitig schnürte es ihm den Hals zu. Ob er wollte oder nicht, er dachte viel zu oft an Kai. Diesen arroganten Mistkerl. Wieso nur hatte er es so weit kommen lassen? Ob er ab und zu noch an ihn dachte? So wie er an Kai? Rei blickte nach oben, wo die Schneeflocken im Schein der Straßenlaternen tanzten. Seit jenem Abend waren bereits zwei Monate vergangen. Kai nieste und blinzelte in den Bildschirm. Wie spät war es eigentlich? Schon fast Mitternacht, wie er mit einem Blick auf die Uhr feststellte. Er wischte sich über die Augen, streckte sich und speicherte das Dokument ab, an dem er gearbeitet hatte. Morgen musste er wieder früh raus, also sollte er wohl am besten schlafen gehen. Er fuhr seinen Computer herunter und brachte die Kartonschachtel in die Küche. Die Pizza war kalt und praktisch unberührt. Ein schnurrendes Miauen lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Boden. Cira, seine schwarze Katze schlängelte sich zwischen seinen Füssen hindurch und rieb ihren Kopf an seiner Wade. Er bückte sich und streicheltes sie ein paar Mal, bevor er sich die beiden Schalen griff und sich wieder erhob, um die Schalen mit frischem Wasser und Futter aufzufüllen. Cira bedankte sich, indem sie ihre Nase direkt ins Futter steckte und Kai ignorierte. Kai grinste schief und ging ins Badezimmer, um sich kurz das Gesicht zu waschen und steckte sich dann die Zahnbürste in den Mund. Während er sich die Zähne putzte, stützte er sich am Brünnchen ab und sah sich im Spiegel an. Er sah müde aus. Noch müder. Die dunklen Augenringe waren langsam echt nicht mehr schön anzusehen. Er arbeitete noch mehr als sonst, nicht selten bis tief in die Nacht hinein. Manchmal schlief er sogar vor dem Computer ein. Aber das war sein Ziel. Er wollte vor Erschöpfung einschlafen. Er brauchte das. Ansonsten… Nein, mahnte er sich, keine Gedanken an ihn. Er spuckte die Zahnpasta aus und spülte den Mund. Warf die Zahnbürste in den Behälter. Dann drehte er sich um und ging in sein Schlafzimmer, taumelte kurz und ließ sich ins Bett fallen. Er schlief sofort ein. Er merkte nicht einmal, wie Cira auf sein Bett hüpfte und sich schnurrend neben seinem Kopf zusammen rollte. Nur fünf Stunden später riss ihn sein Wecker mit einem schrillen Klingeln gnadenlos aus dem Schlaf. Kai verlor keine Zeit und schob sofort die Beine über den Bettrand. Schlaftrunken, wie er war, schlurfte er ins Bad, um sich unter die kalte Dusche zu stellen. So wirklich effektiv war die kalte Dusche mittlerweile zwar auch nicht mehr, aber nach zwei, drei Tassen Kaffee würde sich das schon irgendwie ergeben. Und wenn er dann wieder im Büro war, hatte er seine Arbeit, auf die er sich konzentrieren konnte. Derzeit war das sowieso sein einziger Lebensinhalt. Arbeiten. Arbeiten und Sport. Seit ihn nämlich der Leiter der Personalabteilung zu sich gerufen und ihm erklärt hatte, er dürfe nicht mehr so viel arbeiten, da sie sonst Probleme mit dem Arbeitsamt kriegen würden, hatte er sein Sport-Abonnement reaktiviert und ging nun vor und nach der Arbeit ins Fitnesscenter. Auf dem Laufband und an den Geräten hörte er Podcasts, damit seine Gedanken nicht zu sehr abschweiften. Seit mehreren Wochen hatte er sich nicht einmal mehr ein freies Wochenende oder Ausschlafen gegönnt. Er konnte nicht. Rei würde sich sonst sofort in seine Gedanken drängen. Und das wollte er nicht. Dieser Kerl löste Unsicherheit in ihm aus und das konnte er in seinem Leben nicht gebrauchen. Das hatte er ihm auch gesagt. Dementsprechend glaubte er fest daran, Rei bereits aus seinem Leben verscheucht zu haben. Und er lebte lieber so; mit viel Arbeit und wenig Schlaf, als mit Gefühlen der Unsicherheit. Rei würde dann auch irgendwann wieder aus seinen Gedanken verschwinden. Sein Plan wäre wohl auch aufgegangen, hätte er nicht ein paar sehr hartnäckige Freunde. Yuriy, Boris und die anderen ließen ihn einfach nicht in Ruhe. Mittlerweile drängten sie ihn fast jedes Wochenende, mit ihnen feiern zu gehen. Brudi, komm mal wieder raus zum Spielen, schrieb Yuriy am Freitagabend. Lebst du überhaupt noch?. Jaja, antwortete Kai knapp. Und weil er wusste, dass sich Yuriy damit nicht zufrieden geben würde, schickte er noch ein Nächste Woche dann hinterher. Versprochen? Wenn’s sein muss, antwortete Kai und knurrte leicht, als er auf Senden drückte. Die Woche verging und Kai hatte sein halbherziges Versprechen bereits wieder vergessen. Doch nicht Yuriy und seine anderen Freunde. Als es am nächsten Freitag um 10 Uhr Abends an Kais Wohnungstür klingelte und er sie genervt öffnete, sah er sich 4 Gesichtern gegenüber, die ihn angrinsten und ihm eine Flasche Hochprozentiges entgegen streckten. “Fuck”, steiss er aus und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. “Wir freuen uns auch, dich zu sehen”, sagte Yuriy und sie drängten sich an Kai vorbei in die Wohnung. Kai konnte kaum die Tür schließen, da wurde ihm auch schon ein Glas in die Hand gedrückt. “Junge, wie siehst du denn bitte aus? Ist das etwa ein Bizeps?”, stichelte Yuriy und drückte mit einem Finger gegen Kais Oberarm. Kai konnte nicht anders und lachte schnaubend, während er Yuriys Hand mit dem Ellbogen weg schob. “Zieh Leine.” Doch Yuriy legte die Hände um den Mund und rief in Richtung des Wohnzimmers, wo die anderen es sich bereits auf der Couch gemütlich gemacht hatten: “Hey Jungs, Kai ist zu einem richtigen Kasten geworden! Der schnappt uns im Club alles weg, was zwei Beine hat.” Aus dem Wohnzimmer drang lautes Gröhlen und Buhrufe. “Jetzt mal im Ernst”, meinte Yuriy aber dann plötzlich und drehte sich wieder zu Kai. “Wir wissen ja, dass du ein Arbeitstier bist, aber das ist nicht mal mehr für dich normal. Was ist los?” Kai seufzte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Yuriy ihn darauf ansprach. Sie kannten sich seit dem Sandkasten. “Nicht heute”, entgegnete er aber nur und rieb sich mit den Fingern die Augen und Schläfen. “Too soon?”, fragte Yuriy, der Kais Reaktion genaustens beobachtete. “Too soon”, bestätigte Kai. “Na dann”, meinte Yuriy plötzlich grinsend und klopfte ihm hart auf den Rücken, “geh du mal duschen und wasch dir die Augenringe aus dem Gesicht. Der Bizeps ist zwar ganz nett, aber mit den Augenringen schreckst du jeden Zombie ab.” Rei war genervt. Nicht von den Mitmenschen um ihn rum, obwohl er jeden Grund dazu gehabt hätte, und auch nicht vom Winter, obwohl er Schnee und Kälte echt nicht mochte. Er war genervt von sich selbst. Es nervte ihn, dass er sich über Kai aufregte und wie der ihn abserviert hatte. Es nervte ihn, dass er nicht einfach die Schultern zuckte und so weiter machen konnte wie vorher. Es war ja schließlich nicht das erste Mal, dass es zwischen ihm und einer seiner Affären zu Ende ging. Es nervte ihn. Und es nervte ihn noch mehr, dass es ihn überhaupt nervte. Rei schnaubte und räumte ein paar Bandagen und sonstige Schutzausrüstung zur Seite, die heute im Training verwendet wurden. Dann riss er die Fenster auf um gut durchzulüften und griff zum Besen, um den Boden zu reinigen. Wenn er hier fertig war, fasste er den Entschluss, würde er duschen, nach Hause gehen, etwas Essen und dann würde er ins Roundabout gehen. Etwas Ablenkung täte ihm bestimmt gut. Und seine Freunde waren eh dort. Und dann gab’s ein paar Drinks und er würde Spaß haben. Mit seinen Freunden. Genau. Rei hatte nicht nur Spaß, sondern auch einige Drinks. Die Musik war genau sein Style und er und seine Freunde tanzten ausgelassen zu den dröhnenden Bässen, die sie sogar spüren konnten. Hie und da zwinkerte er jemanden an und grinste keck, bis er sich an einen Frauenkörper gedrückt wiederfand, die Arme um seinen Hals geschlungen. Hinter sich spürte er weitere Körper, die immer wieder den seinen streiften. Die Frau, die an seinem Hals hing, turnte ihn zwar nicht wirklich an, aber der Alkohol, der Bass in seiner Brust, die Hitze und die Körper um ihn herum ließen ihn schwindelig werden. Es war fantastisch. Auf der anderen Seite des Clubs saßen Kai und seine Freunden auf den weissen Sofas und kippten sich einen Drink nach dem anderen in die Rachen. Kai wurde tatsächlich öfters angequatscht als normalerweise und die anderen kommentierten das gröhlend, obwohl er alle abblitzen ließ. Oder vielleicht gerade deswegen. “Ihr seid nur neidisch”, erwiderte Kai in die Runde und grinste schief. “Pff als ob, wir sehen immer noch besser aus als du”, winkte Boris ab und lehnte sich mit erhobener Nase zurück. Kai lachte und leerte einen Shot, knallte das Glas auf den Tisch. “In deinen Träumen, du Spinner”, raunte er und stand auf. Er musste aufs Klo. Kai musterte sich kurz im Spiegel, als er sich die Hände wusch. Seine Augenringe waren zwar nach wie vor da, aber er fühlte sich besser. Er war beinahe froh, dass sich seine Freunde ihm einfach aufgedrängt hatten. Und der Sport machte sich auch bezahlt. Er sah gut aus. Als er sich die Hände abgetrocknet hatte, fuhr er sich kurz durch die Haare und drehte sich um. Und blieb abrupt stehen. Nur drei Schritte von ihm entfernt stand Rei und blickte ihn an. Er war leicht außer Atem und die schwarzen Fransen hingen ihm feucht und ein wenig zerzaust ins Gesicht. Kai wusste einen Augenblick nicht, was er tun oder ob er etwas sagen sollte. Doch während Kai zögerte, machte sich Reis Körper selbstständig. Er schritt auf ihn zu, packte ihn am Kragen und schob ihn rückwärts durch den Raum. Dabei ignorierte er die verwunderten Blicke rund herum. Er öffnete die zweithinterste Kabinentür und schob Kai hinein, schlüpfte hinterher und schloss die Tür hinter sich. Drückte Kai dagegen. Das altbekannte Ziehen machte sich in Kais Bauch breit. Sein Herz schlug ihm in die Brust. Und er erstickte die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass er dieser Situation doch eigentlich aus dem Weg zu gehen versuchte. Nein, gestand er sich ein. Genau in dieser Situation wollte er sein. Als Reis Gesicht vor ihm auftauchte, das ihn mit leicht verschleiertem Blick ansah, packte er seinen Hinterkopf und zog ihn an sich, verwickelte ihn in einen stürmischen Kuss. Shit, fühlte sich das gut an. Reis Zunge, die sich um seine eigene schlang, sein Atem, der sich mit seinem vermischte, sein Körper, der sich gegen seinen schmiegte. Kai zog etwas an Reis Haaren und wanderte mit seinen Lippen zu seinem Hals. Er konnte fühlen, wie Reis Knie nicht einfach nur weich wurden, sondern er jede Berührung regelrecht aufsog. Er atmete schwer. Und plötzlich rutschte Rei langsam an ihm runter. *** Sie verabschiedeten sich nicht. Sie stiegen einfach in ein Taxi und fuhren zu Kai. Sie fielen nicht so übereinander her wie beim ersten mal. Damals war es einfach die pure Lust gewesen. Diesmal mischte sich noch etwas anderes in ihre Gefühle. Sehnsucht. Erleichterung. Stürmisch war es trotzdem. Leidenschaftlich. Als sie einschliefen, verfärbte sich der Himmel bereits. Und als Rei viele Stunden danach wieder aufwachte, lag Kai immer noch neben ihm. Er lag auf dem Bauch, die Arme unter dem Kissen. Rei richtete sich etwas auf und musterte ihn. Er war muskulöser geworden, aber immer noch genauso blass wie zuvor. Die Haare hatten dringend mal wieder einen Schnitt nötig. Sie standen hartnäckig ab und verdeckten seine Augen. Rei schob sie etwas zur Seite. Die Ringe unter Kais Augen waren dunkel. Rei seufzte. Kai musste kaum geschlafen haben die letzten Wochen. Dieser Idiot. Rei ließ seine Finger weiter über Kais Körper gleiten. Fuhr die Konturen seiner Muskel nach und was er spürte, gefiel ihm gar nicht. Kais Rückenmuskulatur war total verhärtet. Vorsichtig stand er auf und schlich auf Zehenspitzen in die Küche, um so viele Schranktüren zu öffnen, bis er tatsächlich Kokosöl fand. Kokosöl war fantastisch. Er selbst verwendete es nicht nur zum kochen, sondern oft auch für seine Haare oder einfach als Körper- oder Gesichtscrème. Mit dem Kokosöl in der Hand schlich er sich zurück ins Schlafzimmer. Kai hatte sich keinen Millimeter gerührt. Er schlief wie ein Stein. Vorsichtig setzte sich Rei auf seinen Hintern und schöpfte sich eine großzügige Portion des Öls auf seine Handflächen, um es auf Körpertemperatur zu bringen. Dann verteilte er es auf Kais Rücken und Schultern und strich erst sanft über die verhärteten Muskeln um sie aufzuwärmen. Dann verstärkte er Druck etwas und fand sofort ein paar ganz üble Stellen. Kai stöhnte. “Was machst du?”, fragte er mit heiserer Stimme, rührte sich aber nicht und öffnete nicht mal die Augen. “Es gibt genau einen Muskel in deinem Körper, den ich hart mag”, triezte ihn Rei und drückte etwas härter in den Knoten. “Du perverser Sadist”, antwortete Kai und schnaubte ins Kissen. “Gibt’s wenigstens ein Happy End?”, nuschelte er nach einer Weile und grinste. Rei lachte und beugte sich zu Kais Ohr. “Wenn dich Schmerzen anturnen”, raunte er. Kai vergrub das Gesicht tiefer im Kissen. “Nicht wirklich.” “Tja”, sagte Rei und setzte sich wieder auf, “dein Pech.” Dann fuhr er fort, Kais verhärtete Rückenmuskulatur zu massieren. Kai ließ ihn machen. Er war sowieso noch viel zu müde um irgendetwas zu tun. Seit Monaten hatte er mal wieder wirklich gut geschlafen. Das erste Mal in einer Ewigkeit wurde er nicht von einem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Er wusste zwar noch nicht genau, was er von der Situation halten sollte, in der er sich nun befand. Noch vor weniger als 24 Stunden war er davon überzeugt gewesen, dass er das hier nicht wollte. Dass Rei aus seinem Leben verschwinden musste. Und nun sass dieser auf seinem Hintern, nach einer ziemlich intensiven Nacht, und massierte seinen Rücken. Und es fühlte sich irgendwie gut an. Er wollte nicht einmal wissen, wie viel Uhr gerade war. Und er verlor keinen Gedanken an die Arbeit, während er da lag und langsam wieder zurück in den Schlaf glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)