Er will mich, er will mich nicht ... von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 3 - Nervige Plüschviecher -------------------------------------------- Sorry Leute, dass ich jetzt erst das nächste Kapitel hochlade, aber ich hatte so viel auf der Arbeit zu tun. *schnauf* Deswegen rede ich jetzt nicht lange rum, und wünsche euch viel Spaß mit meinen 4 Chaoten vom Dienst! ^^ Und Danke für die lieben Kommis! ♥ ♥ ♥ Kapitel 3 - Nervige Plüschviecher ~Sean~ "Was soll denn das sein?!" Mit zusammengekniffenen Augenbrauen zeige ich verstohlen auf ein dickes, plüschiges Etwas. "Das ist das Maskottchen des Parks", klärt mich Peter auf. "Und was soll das sein? Eine Ratte?" "Schwachsinn! Das ist ein Bär." "Das ist doch kein Bär Sascha. Ein Hund soll das sein. Bist du blind?" Jetzt bin ich es, der Chase dumm anblöckt. "Ein Hund? Seit wann hat ein Hund einen so langen Schwanz?" Sascha fängt tatsächlich an zu kichern. "Ich kenne da einen, der gerne mal auf Hund macht und einen langen ..." "Ach bitte!" Chase verzieht sein Gesicht. "Ein Wort mehr, und ich löse die Verlobung zwischen dir und Peter." "Verlobung?!" Peter verschluckt sich fast an dem Softeis, das wir uns eben gekauft haben. "Wir sind doch gar nicht verlobt! Und auch wenn wir es wären, könntest du dagegen nichts machen." "Denkst auch nur du!" "Ach ja?!" "Ja!" Giftig schielen sich Peter und Chase an. Bevor sich die zwei noch anfangen zu duellieren, schnappe ich mir Chases Hand. "Fragen wir das Plüschvieh doch einfach." Und schon schleife ich ihn hinter mir her, ohne auf sein Gezeter zu achten. "Vergiss es! Die reden nicht", sagt er hektisch und stolpert fast, da so ein Gör unkontrolliert durch die Menge flitzt. "Ach nein?" "Nein. Das dürfen die gar nicht." "Das wollen wir ja mal sehen!" Zielsicher erfasse ich das dicke Plüschdingens und bleibe direkt vor ihm stehen. Dabei rennt mich Chase fast über den Haufen, drängelt seinen sexy Körper an meinen Rücken und ich vergesse doch glatt für einen Moment, was ich von der Möchtegernratte wollte. Ich besinne mich aber recht schnell wieder und starre in die riesigen, unechten Augen vor mir. "Hey! Was willst'n du darstellen?" Das Vieh legt den Kopf schief und klatscht die Plüschpfoten auf seine Wange. "Du sprichst echt nicht, was?" Ein hektisches Nicken. "Ich will aber wissen was du für ein Tierchen bist." Übertriebenes Schulterzucken. "Flüstere es mir doch." Ich tippe auf mein Ohr und stelle mich auf die Zehnspitzen, während ich es ihm zudrehe. "Ganz leise", flüstere ich. Doch das Plüschvieh will nicht. Chase hinter mir kichert unter vorgehaltener Hand, was mich wieder zu sehr aus dem Konzept bringt und dem Plüschvieh die Chance gibt, sich davon zu stehlen. Klasse! "Danke Chase!" "Was denn?" Er fängt an lauter zu lachen und greift diesmal nach meiner Hand. "Gehen wir lieber zu den anderen. Ich hab hunger." "Ja ... Ich auch." Doch nicht auf Essen. Das, auf was ich hunger habe, läuft gerade neben mir her und kichert immer noch hin und wieder. Ich kann es nicht fassen! Chase und ich laufen händchenhaltend durch einen Freizeitpark! Einen mehr als übervollen Freizeitpark! Weiß er denn überhaupt, was er mir damit antut? Bestimmt nicht. Denn wenn er um die Gefühle wüsste, die ich mit mir rumschleppe, dann würde er das ganz sicher nicht tun. Ich versuche diesen Umstand zu ignorieren, versuche auch das Händchenhalten als einfache Geste der Freundschaft abzutun, kann ich aber nicht. Seine Hand liegt so schwer in meiner, bringt mich damit echt ins schwitzen und treibt meinen Blutdruck in die Höhe. Mein ganzes Vermögen zu Fühlen scheint sich nur auf meine Hand zu beschränken, denn all meine anderen Körperteile fühlen sich auf einen Schlag total Taub und leblos an. Das war doch vorhin noch nicht so! Weshalb dann jetzt! Weil er es war, der nach meiner Hand gegriffen hat! Ganz klarer Fall. Scheiße! Wäre er kein Hetero, könnte alles so schön sein! Warum sucht sich mein dummes Herz immer die Falschen aus?! Ich muss unbedingt etwas dagegen unternehmen. Bevor es wirklich zu spät für einen Rückzug ist. ~Chase~ Was für Menschenmassen! Wie soll ich da nur Peter und Sascha wiederfinden? Ich bin ja bekanntlich nicht der Kleinste, nicht so wie Sean, den ich vorsorglich an die Hand genommen habe, wie ein kleines Kind, damit es nicht verloren geht, aber dennoch muss ich mich strecken, um die beiden ausfindig machen zu können. "Da!" Ich winke ihnen zu, damit sie auch ja dort stehen bleiben wo sie gerade sind. "Und? Habt ihr das Rätsel lösen können?" "Nein", antworte ich. "Der Bärenhund hat uns nichts verraten. Wie ich es vorhergesagt habe." Triumphierend hebe ich mein Kinn an und schaue zu Sean hinab. Der hat meinen Kommentar leider nicht mitbekommen. Er lässt den Kopf hängen und inspiziert den Asphalt. "So schlimm, dass wir nichts herausgefunden haben? ... Sean?" "Wie?" Er hebt den Kopf und sieht irgendwie ertappt aus. "Dieses Ratten-Bären-Vieh. Du bläst doch etwa kein Trübsal deswegen?" "Nein. Ich war nur in Gedanken." "Ah so." Sehr komisch. Eben war er noch ganz der alte, großmäulige Giftzwerg und auf einmal scheint er eher das genaue Gegenteil davon zu sein. "Darf ich mal was fragen?" Sascha mustert uns. "Wieso haltet ihr Händchen?" Tun wir das? Da war was, wie ich mich nun entsinne ... "Sonst geht der Kleine mir doch verloren, bei all den Leuten hier", erkläre ich und lasse ihn wieder los. Saschas rechte Augenbraue wandert nach oben, doch er verkneift sich jeden Kommentar. Dafür flutscht mir was über die Lippen, dass jetzt unbedingt raus muss. "Eifersüchtig? Oder hast du was dagegen, wenn zwei Männer Händchen halten?" "Jetzt hört aber mal auf!" Peter klatscht in die Hände. "Ihr zickt ja schlimmer rum, als meine beiden Schwestern." Das ist unmöglich! Keiner zickt so schlimm, wie die beiden! "Ich zicke nicht. Dein Lover hat doch schon die ganze Zeit eine Laune zum reintreten!" Das musste jetzt auch noch raus. Wenn Zoff, dann muss auch alles auf den Tisch. "Ich hatte euch angeboten zuhause zu bleiben. Aber ihr wolltet ja nicht." Peter seufzt und zeigt auf eins der überfüllten Restaurants hier. "Gehen wir essen." Super! Dieses Aas geht dem Thema mal wieder aus dem Weg. Na gut. Wenn sie es unbedingt so wollen. Dann werde ich mir aber bestimmt nicht den ganzen Tag lang Saschas Fresse anschauen. "Sean?" Der Kleine dreht sich zu mir. "Wollen wir wo anders essen gehen?" "Was? Wieso?" "Keinen Bock auf Stress." "Ähm ..." Er schaut Peter und Sascha nach, die just in dieser Sekunde im Restaurant verschwinden. "Okay. Und wohin?" "Such du was aus." Ich zücke mein Handy und tippe Peter schnell eine SMS, dass Sean und ich uns alleine auf den Weg machen, und sie doch bitte den Tag zu zweit genießen sollen. "Komm. Laufen wir da lang." Wieder schnappe ich mir Seans Hand und los geht's. Wir können auch allein Spaß haben. Vor allem, da ich den vorlauten Giftzwerg immer lieber gewinne und ich es echt spaßig finde, wie er, wie ein kleiner Junge, ganz große leuchtende Augen bekommt, wenn er etwas Neues entdeckt. Echt zum schießen, der Kleine! *** ~Chase~ Der Magen ist endlich zufriedengestellt und nun scheint mir noch die Sonne herrlich wärmend aufs Haupt, als wir aus dem kleinen Imbiss treten. Mir geht's gut! Ich bleibe neben Sean stehen, der den Lageplan des Parks studiert. "Wohin zuerst?", frage ich ihn. "Hier gibt's ein Labyrinth. Für den Anfang nicht schlecht, oder?" "Für unsre vollgegessenen Bäuche auf jeden Fall." Ich reibe mir über meine Wampe. "Dann nach links, der Herr! Ich führe Sie sicher ins und wieder aus dem Labyrinth!" Da bin ich aber mal gespannt. Wir schlängeln uns durch die anderen Besucher, wobei ich Sean sicherheitshalber wieder an der Hand nehme. So voll habe selbst ich noch nie einen Freizeitpark erlebt. Muss am Wetter liegen, denn die Ferienzeit hat noch längst nicht begonnen. Der kleine Giftzwerg geleitet uns trotz des Gedränges sicher zum Eingang des Labyrinths, wovor sich schon eine lange Schlange gebildet hat. Das Schild nicht unweit von uns entfernt, kündigt eine Wartezeit von einer dreiviertel Stunde an. Ich atme tief ein und lasse Seans Hand wieder los. "Jetzt heißt es warten und warten und warten." Das ist das Ärgerlichste daran. Die vielen Leute, die alle das Selbe wollen. Eine Stunde anstehen für fünf Minuten Spaß. "Wir könnten uns die Zeit mit was anderem vertreiben." "Und was?" Hat er etwa ein Kartenspiel dabei? "Siehst du die zwei Frauen da vorn? Die sich so angeregt unterhalten?" Ich bejahe. "Du sprichst die Rechte und ich die Linke." Mir entkommt ein hicksendes Lachen. "Und über was könnten die sich unterhalten?" Sean räuspert sich und beobachtet die linke Frau aufmerksam. "Das letzte Mal war sowas von geil! Er hat sich die Schuhe ausgezogen, mich gepackt und verkündet: Du musst nie wieder staubsaugen mein Schatz!", kichert er mit hoher Stimme. Mit erhobener Augenbraue schaue ich auf Sean runter. "Was soll denn das für ein Unsinn sein?" "Na ja. Es muss doch unsinnig und lustig sein." "Das nennst du lustig?" "Ähm ..." "Das geht besser. Ich beweise es dir!" Ich warte, bis Seans Frau endlich mal die Klappe hält und meine das Wort ergreift. Auch ich verstelle meine Stimme. "Meine Liebe! Wie sehr es mich doch erfreut, dass du das elendige saugen des vermaledeiten Staubs, welchen du besonders hasst, endlich an deinen Gatten abwälzen konntest. Doch sag mir: Was musst du stattdessen saugen?" Passend hört meine Frau auf zu quasseln und Seans fängt an. Doch der hält sich die Hand vor den Mund. "Bekommst du noch genügend Luft?" "Pffft." Anscheinend verliert er welche. "Sean?" So lustig war's ja nun auch nicht. "Ich glaube, wir lassen das mit dem nachsprechen." Er nickt bloß. Irgendwie komme ich mir gerade ziemlich verarscht vor. ~Sean~ Ich kack gleich ab! Chase mit Frauenstimme, oder wie man das nennen soll! Er hörte sich eher wie ein fiependes Wahlross an. Du meine Güte! Beherrsch dich Sean! Nicht laut loslachen! Mir treten schon die Tränen in die Augen. "Langsam wird es unangenehm, Sean." "Sorry ... Kann nicht ... Pfff ..." Fest halte ich mir erneut den Mund zu. Ich zittere schon und mir schmerzen die Bauchmuskeln. "Wäre es nicht leichter, du lachst einfach drauf los? Dein Gejapse kann man ja nicht mitansehen." "Geht gleich ... wieder ..." Ich atme tief durch und versuche nicht an Chases verstellte Stimme zu denken. "Rede nie wieder ... mir dieser Stimme in meiner ... Gegenwart", sage ich und grinse noch immer leicht. "Du lachst wegen meiner Stimme?" "Jepp." "Du lachst mich also aus?" Ich ziehe einen kleinen Schmollmund. "Nicht sauer werden, aber du hörst dich wirklich, wie sage ich es am nettesten? ... Du hörst dich an, wie ein rostiger Blecheimer mit Magenverstimmung." Wieder unterdrücke ich ein Lachen. "Nimm es mir nicht übel. Als Transe kannst du damit keinen Blumentopf gewinnen." "Na danke auch." Chase verschränkt seine Arme und lehnt sich an das Holzgeländer, der den Wartebereich kennzeichnet. "Wir suchen uns besser einen Mann für dich aus", probiere ich es. "Keine Lust mehr. Ich muss meine Blecheimerstimme schonen. Deren Magen steht kurz vorm übergeben." Ich glaube, jetzt habe ich ihn verärgert. Ich halte lieber die Klappe und warte, bis er fertig ist mit verstimmt sein. So schaue ich mich hier etwas um, mustere die verschiedenen Menschen hier, deren teilweise furchtbaren Kleidungsstile (manchmal erkennt man daran sogar die Nationalität) und tapse immer mal wieder einige Schritte vor, wenn sich die Schlange in Bewegung setzt. Hin und wieder schiele ich zu Chase, der immer noch muffig dreinschaut. Ich ringe mich gerade dazu durch, mich ordentlich bei ihm zu entschuldigen, da fällt mir auf, wie er beginnt zu grinsen. "Was ist denn?", will ich wissen und kann nicht anders, als auch zu grinsen. Chase ist eben ansteckend. "Die Kleine da vorn flirtet mit mir." Meine Mundwinkel senken sich. "Die Braunhaarige. Dort an der dreißig Minuten Markierung." Unauffällig folge ich seinem Blick.Die kleine Brünette gafft tatsächlich zu uns. Eher zu Chase. Ganz billig wirft sie ihm heiße Blicke zu, klimpert mit ihren billigen Discounter-Aufklebewimpern und ihrem aufdringlichen Lipgloss-Lippen. Auf sowas steht Chase also?! Auf solche Tussis mit Aufblastitten?! Ich schaue an mir herunter. Natürlich sehe ich kein Stück weiblich aus. Meine Figur ist durch und durch die eines Mannes, auch wenn ich eher schmal bin und nur einen leichten Muskelansatz habe. Meine verwaschenen Jeans, meine grellgrünen Sneakers und mein graues Shirt rufen eindeutig Kerl. Den meisten wird auffallen, dass sie nicht nur Kerl, sondern auch schwuler Kerl rufen, was aber aufs Selbe hinausläuft. Jedenfalls was Chase betrifft. Und er? Er zieht alle Blicke auf sich. Männliche, wie auch weibliche. Kein Wunder also, dass schon nach so kurzer Zeit eine Tusse auf ihn anspringt. "Falls du vorhast sie im Labyrinth ins Gebüsch zu ziehen, sag mir vorher Bescheid. Damit ich zu Sascha und Peter kann", sage ich leise. "Was? Quatsch! Die fasse ich nicht an. Dieses Wochenende habe ich mir strengstes Flirt- und Aufreißverbot erteilt." Bumm bumm bumm. Ruhe auf den billigen Plätzen! Einen Herzkasper bei der Hitze kann ich mir nicht gebrauchen. "Darf ich fragen warum?" Ich zerkaue mir fast die Unterlippe vor Aufregung. Wegen mir wird er doch nicht ...? "Keinen Bock auf Stress und Rumgeheule", erwidert er schlicht und zuckt mit den Schultern. "Ach so. Ist auch, glaube ich, besser so. Man weiß ja nie, wohin das führt. Gerade hier. Nie weiß man, wen man trifft und da kann man schon mal ins Fettnäpfchen treten." War rede ich denn da? Habe ich sie nicht mehr alle? Klappe jetzt Sean! "Kann sein. Aber gucken schadet ja niemanden. ... Und du? Schon was Leckeres ausfindig gemacht?" Hat der eine Ahnung! "So hier und da ..." Chase legt ein Lächeln auf. "Sag mir Bescheid, wenn ich störe. Falls du einen gefunden hast, mit dem du gern alleine wärst." "Mach ich." Gefunden hätte ich schon einen. Nur möchte der ganz sicher nicht mit mir 'alleine sein'. *** ~Chase~ Mir bricht fast das Kreuz auseinander vom langen Anstehen. "Stehen ist nichts für mich. Meine Füße werden schon taub." "Kannst du laut sagen." Sean hat sich neben mich ans Geländer gelehnt. "Aber wir müssten gleich dran sein, wenn ich richtig gezählt habe." "Hoffentlich!", stöhne ich. Klein Sean behält recht und wir dürfen nach weiteren fünf Minuten Anstehen endlich durch das Tor des Irrgartens treten. Sean ist schon wieder gleich auf Hundertachzig und studiert die uns gereichte Karte. "Wir nehmen den Gang rechts", verkündet er und stürmt ins Labyrinth. "Wollen wir nicht erstmal warten und uns die Karte genauer anschauen?" "Nöö! Keine Lust!", ruft er mir zu und ich zockle gelassen hinterher. Zusammen irren wir durch das Labyrinth aus Wänden und Büschen, landen in Sackgassen und stoßen ein paar mal fast mit anderen Umherirrenden zusammen. Sean lacht dann jedes Mal ausgelassen, studiert dann wieder die Karte, runzelt seine Stirn, was mich dann immer zum grinsen bringt, und bestimmt einen neuen Weg. So auch jetzt. "Wenn wir nach rechts gehen und dann den dritten Gang links, müssten wir bald zum Ausgang finden." "Nichts gegen deine Navikünste, aber langsam bekomme ich Durst." "Keine Panik! Ich finde den Weg schneller als du verdursten sagen kannst." "Verdursten", sage ich und lege den Kopf schief. "Wir sind immer noch hier." "Witzbold!" Sean geht an mir vorbei und macht sich auf den sicheren Weg nach draußen, wie er meint. Fast bin ich versucht, ihm Giftzwerg hinterher zu rufen, lasse es aber. Hinterher versteht er es falsch. Deshalb eiere ich ihm brav hinterher und überlasse es ihm, mich an die herbeigesehnte Wasserstelle zu rotzen. Meine Kehle ist schon staubtrocken! "Chase?!" "Ja?" "Wo bleibst du?!" Sklaventreiber! Ein paar Meter vor mir sehe ich Sean in einen der Gänge nach links abbiegen, will ihm nach, da packt mich jemand am Arm. Die kleine Brünette aus der Schlange vor uns! "Hallo. Endlich habe ich dich gefunden. Das kann kein Zufall sein." Sie spielt sich in den Haaren rum und präsentiert mir ihre Möpse. Nicht schlecht ... Aber nicht das, was ich jetzt brauche oder will. "Ich muss weiter", wimmle ich sie daher ab und laufe in den Gang, in dem Sean verschwunden ist. "Na klasse! ... SEAN?!" Angestrengt lausche ich nach einer Antwort. "Chase?!" "Ich habe dich verloren! Wo bist du denn?!" "Hier!" Das hilft mir jetzt aber echt weiter! "Wo ist hier?" "Na hier eben ... Warte! Ich laufe zurück! Nicht bewegen!" Bleibt mir eine andere Wahl? "Gute Idee. Bleib schön bei mir." Ich drehe ich um und die Brünette ist schon wieder an mich rangerückt. "Tut mir leid, wenn du vorhin was falsches verstanden hast, aber ich will nichts von dir." Aufdringliche Ziege! Glaubt die wirklich, ich würde sie hier im Labyrinth ...? "Du hast mich fast mit deinen Augen ausgezogen, mein Süßer. Meinst du, dass habe ich nicht gemerkt? Komm mit. Dort hinten habe ich ein abgeschiedenes Plätzchen entdeckt." Für eine Sekunde lasse ich mir tatsächlich ihr Angebot durch den Kopf gehen. Ich muss bescheuert sein! Oder schwanzgesteuert. "Da bist du ja!" Ich drehe mich um. Sean! Endlich! Meine Rettung! "Gehen wir!" Ich schnappe seine Hand und zerre ihn mit mir. Nur weg von dieser Ziege! Bevor mein Schwanz doch noch die Oberhand gewinnt! ~Sean~ Hoppla! Chase ist aber mehr als auffällig darum bemüht, sich und mich von dieser Kuh wegzubringen. Hatten die etwa eben ...? Ich drehe meinen Kopf zu der Brünetten. Glücklich sieht die Gute nicht gerade aus. Ein gehässiges Grinsen legt sich auf meine Lippen. Ja schau nur! Der Traumtyp hier geht mit der kleinen, blonden Schwuchtel weg. HA! Na schön. Er will mich nicht ins nächste Gebüsch zerren. Aber das weiß die Tusse ja nicht. Vielleicht ist sie ja so schlau und hat bemerkt, dass ich auf Kerle stehe. Und vielleicht ärgert sie sich gerade zu Tode, dass Chase lieber mit mir verschwindet, als länger ihre Anwesenheit zu genießen. Wie auch immer, ich habe gewonnen! "Du bist genau im richtigen Moment gekommen!", sagt er. "Ich komme immer im richtigen Moment." Der Satz ist raus und ich werde rot. "Sorry." Chase lacht und lässt meine Hand los. Mist! "Ähm. Da lang. ... Was wollte sie eigentlich von dir?" Und habt ihr unanständige Sachen gemacht? Bestimmt doch nicht in so kurzer Zeit. Oder? Neugierig und ängstlich drehe ich mich zu Chase. "Sie wollte mich entführen." "Entführen? Und wohin?" "Keine Ahnung. Ist mir auch egal. ... Gib mal den Plan. Normal müssten wir gleich am Ausgang sein." Er schnappt sich meine Karte und studiert sie, während mir fünftausend Kilo Geröll vom Herzen stürzen. Da war nicht zwischen ihnen und es ist ihm sogar egal! Ich weiß, es dürfte mich nicht so sehr freuen, dass er kein großes Interesse an der Brünetten hat. Tut es aber. Ich glaube, langsam verliebe ich mich doch in den großen Hetero neben mir. Was mache ich denn jetzt? "Hab ihn! Hier her Sean!" Chase steht an einer Biegung und winkt mir freudig zu. Mein Herz macht einen Sprung, als ich ihn so strahlen sehe und ich werde mir immer sicherer, dass meine Gefühle mehr als nur freundschaftlich zu ihm sind. Ich atme tief durch, lächle zurück und klatsche ihn ab, da er mir die Hand hinhält. "Jetzt gehen wir was trinken! Meine Kehle schnurrt schon zusammen." "Dann geh vor." Dann kann ich mich erstmal sammeln und aufhören zu sabbern. Ob der Anblick von Chases Knackarsch dabei sehr hilfreich ist, bezweifle ich. *** ~Chase~ "Mir tun echt die Füße weh", jammre ich und hänge wie ein Schluck Wasser auf einer der unzähligen Bänke, die hier überall rumstehen. "Mir auch." Sean hockt neben mir und hat die Augen geschlossen. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Kurz vor zwanzig Uhr. Die Tagesbesucher sind schon längst verschwunden. Nur die hier übernachten können sich noch eine Weile auf dem Parkgelände austoben. "Magst du noch irgendwo rein? Die Schlangen sind jetzt wesentlich kürzer als Tagsüber. Das sollten wir ausnutzen." "Dann in die Wildwasserbahn!" Sofort funkeln die blauen Augen unternehmungslustig. "Alles klar!" Wir stehen auf und wer taucht plötzlich wie aus dem Nichts auf? Peter und Sascha. "Hey." "Hey." "Viel Spaß gehabt?", frage ich und unterliege der Versuchung, nach Seans Hand zu greifen, nur um damit Sascha fuchsig zu machen. "Oh ja! ... Und ihr?" "Jepp. Wir wollen nochmal in die Wildwasserbahn. Bock? Da können immer vier Personen rein." Die Frage richte ich an Sascha. Ein kleines Friedensangebot meinerseits. "Klasse. Da waren wir noch nicht." Er lächelt mich tatsächlich an! Wow! "Zu viel rumgemacht, was?" Lachend machen wir uns auf den Weg zur Wildwasserbahn und Saschas miese Laune scheint endlich verflogen zu sein. Wurde auch mal Zeit! Die Schlange ist wirklich viel kürzer und wir werden gleich zu den riesigen Reifen durchgewunken. Ich klettere als erster hinein, um den anderen beim Einsteigen zu helfen. Als wir alle drinsitzen geht es auch schon los. Erst noch recht ruhig, aber das dauert nicht lange an. Der Reifen bekommt immer mehr Seegang und prompt fängt Sean an wie am Spieß zu quietschen, was er schon den ganzen Tag lang macht, und drängelt sich an mich, damit er nicht aus dem Reifen kippt. So rauschen wir in dem künstlichen Pappmasche-Canyon dahin, werden durchgeschüttelt und nassgespritzt. Natürlich bekomme ich wieder das meiste Wasser ab, während klein Sean sich perfekt unter dem Wasserstrahl ducken kann. Das hat er auch schon bei der Wasserbahn gemacht. Ich Trottel durfte ganz vorn sitzen, wurde bis auf die Unterhose nass und hinter mir blieben alle relativ trocken. Manchmal hasse ich es, so groß zu sein! "Ich bin nass!", piepst Sean, als wie wieder trockenen Boden unter den Füße haben. "Wo denn? Du Zwerg duckst dich ja immer. Nur ich darf duschen gehen." Sean streckt mir wirklich die Zunge raus! "Ey! Ich hab dir gesagt, wenn du das nochmal machst, setzt es Prügel!" "Traust du dich doch sowieso nicht." Giftzwerg! "Warte nur." Düster verenge ich meine Augen zu schmalen Schlitzen. "Im Hotelzimmer wird dich niemand schreien hören." Seans Grinsen weicht einem erschrockenen Gesichtsausdruck. Wie in Zeitlupe segeln seine Mundwinkel herunter. Hoppla! "Das habe ich nicht so gemeint!", beschwichtige ich ihn. Sean räuspert sich, zwinkert ein paar mal und ... streckt mir erneut die Zunge raus! Schauspielender, schlechtes Gewissen machender Giftzwerg! "Das reicht jetzt Kinder! Gehen wir was essen und danach noch ein wenig im Park herum." Wir stimmen Peter geschlossen zu und suchen uns ein nettes Plätzchen in einem Restaurant, das noch offen hat. Das sind nicht mehr viele, daher ist hier auch wieder etwas mehr Gedränge, aber es ist erträglich. Stille kehrt ein und jeder blättert für sich die Speisekarte durch. Eine Kellnerin ist es, die unser Schweigen bricht, und wir bestellen schön nacheinander unser Essen. "Du isst also kein Fleisch? Kein Bisschen?", richte ich mich an Sean, der schon wieder ein Nudelgericht bestellt hat. "Kein Bisschen. Schon seit der Grundschule nicht." "Wie kommt's?" Ob er deshalb so klein geblieben ist? Ei ei ei. Das war jetzt ein mieser Gedanke von mir! Ich schäme mich gebührend dafür und höre dem kleinen Giftzwerg weiter interessiert zu. "Unsere Lehrerin war schuld. Sie schleppte uns zu einem Metzger und der veranstaltete ein wahres Massaker an einer toten Schweinehälfte. Keiner hatte mir vorher gesagt, dass die Wurst auf meinem Brot von einem lebenden Tier stammt. Ich fing also an zu heulen, wollte mein Pausenbrot nicht mehr anfassen und durfte früher nach Hause." "Ganz schön harter Tobak, eine Grundschulklasse in eine Metzgerei zu schleppen." Das finde ich jedenfalls. "Dafür lebe ich jetzt aber viel gesünder", meint Sean frech und grinst Spitzbübisch. "So? Meinst du?" Er nickt und ich kann einfach nicht anders und lächle zurück. Für einen Kerl hat er ganz schön feine Gesichtszüge, fällt mir gerade auf. Lange, dichte Wimpern und eine kleine Stupsnase. Dazu der volle Mund, mit dem er so hervorragend schmollen kann. Trotzdem wirkt er nicht weibisch. Man erkennt, dass er ein Mann ist, ein wirklich schöner Mann. Aber eben auch, dass er ... Ich schlucke hart und wende den Blick von ihm ab. Woher kamen diese Gedanken denn auf einmal? Ich finde Sean schön? Habe ich das jemals von einem anderen Mann gedacht? Das er gut aussieht, oder gar attraktiv ist? Klar schaue ich auch mal dem ein oder anderen Kerl nach, wenn er mir besonders ins Auge fällt, aber das ist was völlig anderes! Dabei denke ich eher an Peter und überlege, ob der diesen oder jenen Typen auch gut finden würde. Stopp mal! Was denke ich den hier die ganze Zeit? Ich finde Männer nicht schön! Keinesfalls! Es widerstrebt mir, jetzt darüber nachzudenken. Dabei muss ich nur an Vergangenes denken. Und das will ich nicht. Jugendsünden, die ich aus Neugierde fast begangen hätte und die ich niemals wiederholen werde! Ich habe keine Ahnung, wieso sie jetzt wieder hochkommen, aber ich verdränge sie so schnell es geht und fixiere meine Aufmerksamkeit auf Peter. Nur ob das gerade besser ist, wage ich zu bezweifeln. Er und Sascha befummeln sich heimlich unter dem Tisch, was natürlich jeder mitbekommt, der auch nur in unsere Richtung schielt, und spielen frisch verliebtes Paar. Hoffentlich räumen sie nicht gleich den ganzen Tisch ab, um darauf zu ... "Ihr Abendessen!" Die Kellnerin stolziert herbei mit zwei Tellern in der Hand und unterbindet zum Glück weiteres Turtelgehabe an unsrem Tisch. Peter räuspert sich und presst ein Danke heraus, nachdem er seinen Teller vorgesetzt bekommen hat. Natürlich kommt meiner als letzter. Als wir dann endlich anfangen können zu essen, vermeide ich immer noch jeden Blickkontakt zu Sean. Total kindisch, aber höchst effektiv. Dennoch wandern meine Gedanken immer noch unstet umher und wollen sich von mir partout nicht in eine andere Richtung drängen lassen. So ein Mist! ~Sean~ Neugierig mustere ich Chases Profil. Mit dem stimmt doch was nicht! Mit einem Mal ist er verdammt schweigsam, schaut mich nicht mehr an und stochert lustlos in seinem Essen rum. Was hat er denn nur? Gern würde ich ihn fragen, traue mich aber nicht. Dabei war der Tag doch so schön gewesen! Wir haben uns mehr als nur gut verstanden, haben viel gelacht, uns noch über einige dieser Plüschviecher lustig gemacht und eben ... Eben war ein so perfekter Moment, dass ich schon beinahe dachte, dass ... Ich schließe die Augen. Wunschdenken, Sean! Das habe ich mir nur wieder alles eingebildet, es mir schöngeredet. Der lange Augenkontakt vorhin war nichts anderes als Freundlichkeit. Was soll es auch sonst gewesen sein? Liebe?! Guter Scherz! Ich fange gleich an zu lachen, damit er mich vollends für bekloppt hält. Mir könnte es echt nicht mieser gehen, hätten wir da nicht noch Sascha und Peter, denen man genau ansieht, dass die beiden gedanklich schon in ihrem Hotelbett liegen und miteinander heiße Dinge anstellen. Zu meinem Frust gesellt sich natürlich auch noch Neid. Das muss aufhören! Ich muss ihn mit abschminken! Doch ein Blick in Chases Richtung genügt, und ich vergesse alle guten Vorsätze. Dagegen muss doch was zu machen sein! Nachdenklich drehe ich mir meine Spagetti auf die Gabel und überlege fieberhaft, was mich an diesem Mann stören könnte. Punkt eins: Er ist ein Weiberheld. Punkt zwei: Ein Hetero, der Angst davor hat, von einem Schwulen angefasst zu werden, aber keine Angst davor hat, dass ihn einer seiner schwulen Freunde anfasst. Punkt drei: ... Mir fällt nichts mehr ein. Das war's! Mehr Gegenargumente habe ich nicht. Und das mich Punkt eins nicht stört und Punkt zwei mich eher verwirrt, als stört, bringt mir am Ende gar nichts. Was mache ich denn jetzt? Wie bekomme ich Chase aus meinem Kopf, der schon viel zu nahe an mein Herz gekommen ist? "Wie wäre es mit was Süßem?" Verdutzt schaue ich zu Sascha, der mich das gerade gefragt hat. "Möchtest du auch einen Nachtisch?", setzt er nach, da ich immer noch dumm aus der Wäsche glotze. "Ja, lass mal sehen." Oh man! Es geht nur um einen dummen Nachtisch. Und ich dachte schon, sie hätten meine Überlegungen gehört! Also lassen wir uns noch einen Nachtisch kommen und bezahlen danach, um noch eine Runde im mittlerweile dunklen Park zu drehen. Peter und Sascha laufen vor, halten dabei Händchen und kuscheln sich verliebt aneinander. Schmerz! "Ist doof mitanzusehen, was?" Ich drehe meinen Kopf zu Chase, der neben mir herläuft. "Ja", nicke ich. "Besonders wenn man sich das Gleiche wünscht." "Hm. Soll ich dir etwas verraten?" "Was denn?" Mein Herz schlägt sofort schneller. Dieser riesige Hetero hat es vollkommen in seinem Griff. "Ich weiß gar nicht, ob ich es dir überhaupt sagen soll." "Erst anlocken und dann nicht zuschlagen? Das ist gemein!" Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. "Erzähl schon." "Du darfst es aber weder Sascha noch Peter erzählen." "Ist gut. Versprochen." Schlag langsamer, du verräterisches Herz! "Letzten Sonntag hatte ich ein Date." Schlag weiter! Nicht aufhören! "Hab's aber abgebrochen." Oh danke! Das bewahrt mich vor einem Herzstillstand! "Weshalb?" Ganz langsam rücke ich immer näher an ihn ran. Ich kann sein Rasierwasser riechen. "Wegen dir." Wie angewurzelt bleibe ich stehen, sehe, wie Chase noch einen Schritt weiter geht und sich dann zu mir dreht. "Sean?" "Wegen ... mir?" "Ja." Herzkammerflimmern! Gleich kippe ich um! Mir wird schon ganz schwummrig. "Ich wollte ihr nicht wehtun." "Wehtun?" Wieso wollte er IHR nicht wehtun?! "Sie suchte auch den Mann fürs Leben und ich, na ja. Ich wollte sie nur ins Bett bekommen. Wie immer. Aber da dachte ich an dich, und wie sehr dich die Sache mit deinem und Aarons Freund fertig gemacht hat, und da konnte ich es nicht mehr. Ich bezahlte das Essen und ging einfach. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich ... Ich bin fast dreißig und ich denke, es wird Zeit, dass ich etwas verändere. Verstehst du?" "Ja. Klar." Ich verstehe gar nichts! Er hat diese Uschi also nicht gebumst, weil er an mich denken musste? Das ist doch gut, oder? Aber auch irgendwie nicht. Schließlich ging es ihm ja dabei nicht richtig um mich. Ach, ich weiß doch auch nicht! Was soll das alles?! "Gehen wir weiter? Sonst turteln uns die beiden noch davon." Chase lächelt mich herzerweichend an und will meine Hand greifen, doch das kann ich gerade echt nicht ab! Ich nicke und laufe selbst mit festen Schritten voran und fühle mich mit einem Mal vollkommen leer. Ich hab keine Ahnung was ich mit der Info anfangen soll. Warum hat er mir das erzählt? Denkt er etwa, ich würde es als Kompliment auffassen, dass er nicht mehr blind durch die Gegend vögelt? Will er mir damit etwas beweisen? Oder gar sich selbst? Was auch immer es ist. Ich muss das erstmal verdauen und mich selbst dafür hassen, dass ich für einen winzigen Moment so etwas wie Hoffnung gespürt hatte. Ich Idiot! Jedes mal falle ich drauf rein! Jedes, verfluchte Mal! *** ~Sean~ "Ich geh schnell duschen. Oder willst du zuerst?" "Nö. Geh ruhig." Erleichtert schließe ich die Badezimmertür hinter mir. Endlich etwas Abstand zwischen mir und Chase. Der Spaziergang artete zu einem wahren Wandertrip aus, wobei er nicht aufhören wollte zu reden. Ich kann noch nicht mal mehr sagen, über was er alles geredet hat. Ich war nur so froh, wie ich in der Ferne unser Hotel ausmachen konnte und bin automatisch ein Schritt schneller gegangen. Innerlich immer noch wie betäubt, lege ich meinen Pyjama auf den Toilettendeckel und ziehe mich aus. Unter der Dusche schließe ich einfach nur meine Augen, versuche an nichts und vor allem an niemanden zu denken und bete insgeheim, dass all dieses Chaos in mit mit dem Wasser in Abfluss verschwindet. Das klappt natürlich nicht, aber ich fühle mich doch etwas besser, nachdem ich aus der Dusche trete und mich abtrockne. Jetzt habe ich zumindest die nötige Bettschwere, um hoffentlich auch gleich einschlafen zu können. Ich trotte aus dem Bad, in dem Chase auch dankbarerweise gleich verschwindet und schlüpfe unter die Decke. Ich muss auf jeden Fall eingeschlafen sein, bevor er wieder rauskommt! Sonst bekomme ich heute Nacht garantiert kein einziges Auge zu. ~Chase~ Was auch immer mit Sean los ist, er verrät es mir nicht. Seit ich ihm gebeichtet hatte, dass er der Grund meines Sinneswandels ist, ist er richtig Wortkarg geworden. Das bringt mich echt aus dem Konzept. Ich dachte, es sei was Gutes, und er würde sich darüber freuen, weshalb ich es ihm auch eigentlich erzählt hatte. Doch dem scheint nicht so. Könnte ich ihn damit irgendwie verletzt haben? Ich wüsste nicht wie. Und das Schlimme ist, ich kann darüber auch nicht mit Peter reden, denn sonst wüste er sofort über alles Bescheid. Ich steige aus der Dusche und wische über den Spiegel. Wäre das eigentlich so schlimm?'Ja', sage ich mir selbst. 'Das würde mir Peter ein Leben lang vorhalten.' Eins der wenigen Dinge, die ich nicht leiden kann. Jemand, der sagt: Ich hab's dir doch gesagt, aber du wolltest nicht auf mich hören. Das haben mir meine Eltern ständig vorgehalten. Immer wenn ich Scheiße gebaut habe oder etwas passiert war, wofür ich noch nicht mal etwas konnte. Ich höre meinen Vater noch heute ganz genau seine Predigt runterbeten. 'Habe ich es dir nicht gesagt? Irgendwann landest du im Knast! Aber wundere dich nicht, wenn wir dich da nicht mehr rausboxen! Du benimmst dich ab jetzt. Haben wir uns verstanden?' Wie ich es gehasst habe! Diesen hochnäsigen Blick, das versteckte Grinsen. Einfach alles an ihm hat mich auf die Palme gebracht. Doch das alles ist zum Glück Schnee von gestern, was mich aber nicht weniger aufregen lässt. Alles endete damit, dass sich meine Mutter scheiden lies. Da war ich schon siebzehn. Sie gestand mir, dass er nicht mein richtiger Vater ist, was ich allerdings schon von ganz allein auf die Kette gebracht hatte. Ich überragte beide schon damals fast um zwei Köpfe. Außerdem sind beide blond, ich eben nicht. Dazu noch mein extremes Wachstum und meine Alarmglocken schrillten auf. Wer mein richtiger Vater ist, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Er war nicht für mich da. Punkt. Der Einzige, der jemals für mich da war, war Peter. Bei ihm heulte ich mich aus, verstecke mich in seinem Zimmer, bis ich ängstlich und kleinlaut nach Hause schlich. Deshalb konnte ich ihn auch nicht verurteilen, wie alle anderen, als er sich outete. Er war, ist und bleibt mein bester Freund. Ich greife nach meiner Zahnbürste. Genug der trüben Vergangenheit. Die Gegenwart hält gerade genügend Rätsel parat, die mich beschäftigen. Zum Beispiel, wie ich mich Sean gegenüber verhalten soll. Vielleicht ist es ihm auch schlicht und einfach nur peinlich, dass er sich letztens bei mir ausgeheult hatte. Das muss es sein. Morgen früh rede ich mal mit ihm. Er braucht sich darüber nicht zu schämen. Nicht er und bestimmt nicht vor mir. *** ~Sean~ Alles um mich herum ist dunkel. Chase scheint fest zu pennen, weshalb ich mich leise aus dem Bett strample und ins Bad marschiere. Scheiß Konfirmandenblase! Endlich erleichtert, lösche ich zuerst das Licht im Bad, bevor ich die Tür aufmache. Ich will Chase nicht unnötig wecken. Leise öffne ich die Tür, stehle mich wieder ins angrenzende Schlafzimmer und werde plötzlich gegen die Wand links neben mir gedrückt. Erschrocken ziehe ich die Luft in meine Lunge und versuche was zu erkennen. "Chase?!" "Psst", macht er nur und drängelt sich an mich. "Sei einfach still. Sonst hört dich noch jemand." Mich hören? Was hat er vor? Auf die Antwort darauf muss ich nicht lange warten. Ohne Vorwarnung küsst er mich verlangend und dreht mich einmal herum, sodass ich mit meiner Vorderseite gegen die Wand gedrückt werde. Hektisch zieht er mir die Pyjamahose von den Hüften und drückt mir seine Härte gegen die Pobacken. Ich keuche auf, weiß gar nicht wo mir der Kopf steht. Nur noch meinem Instinkt folgend lehne ich mich an ihn, spüre, wie er mich mit einem Stoß in Besitz nimmt. Ich stöhne laut und lege meinen Kopf zurück, wobei er gleich beginnt mir über den Hals zu lecken, während er mich heftig nimmt. Ich bin so benebelt vor Lust, dass ich mich noch nicht mal darüber wundere, was hier gerade geschieht. Auch das ich keine Schmerzen habe, vergesse ich mit Freuden ganz schnell. Chase Hände wandern nach vorn, eine schleicht sich unter mein Oberteil, die Andere umfasst meinen Schwanz. Ich werde immer lauter und drängle mich ihm ungeduldig entgegen. Mir ist so heiß! "Oh Sean ... Sean ..." "Chase!" Ich will ihn küssen, finde aber seine Lippen nicht. "Chase?" "Sean! ... Sean!" Etwas verwirrt öffne ich meine Augen, sehe ihn aber nicht. Es ist alles dunkel. "Sean! ... Du träumst ... Sean!" Ich träume? Ich erstarre und lausche. "Sean?" Das ist eindeutig Chases Stimme. "Chase?" "Wach schon auf!" Shit! Als hätte ich eine Feder im Rücken, setzte ich mich aufrecht. Ich bin wirklich im Bett! Und Chase? Er hat die kleine Lampe auf seiner Seite des Bettes angeschaltet und glotzt mich wie ein Fisch an. "Endlich bist du wach!", seufzt er und fällt zurück ins Bett. "Was war denn?" "Du hast geschrien." "Ach so ..." "Hattest du einen Albtraum?" "Ja", lüge ich. "Danke, dass du mich geweckt hast." "Kein Ding. Bei deinem Rumgequietsche und Gestrampel hätte ich sowieso kein Auge zumachen können." Ganz toll! "Soll ich das Licht noch anlassen, oder ...?" "Mach aus. Bin ja kein Kind mehr." Fuck! "Gute Nacht." "Nacht", brumme ich und drehe Chase den Rücken zu. In Fötusstellung bleibe ich liegen und ignoriere das Pochen in meinem Schritt. Das war ja wieder mal so klar! Klasse Sean! Gut gemacht! Die heutige Fettnäpfchen-Trophäe geht hiermit an dich! ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)