Er will mich, er will mich nicht ... von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1 - Willige Weiber und Potente Männer für verkorkste Kerle ----------------------------------------------------------------------------- Kapitel 1 - Willige Weiber und Potente Männer für verkorkste Kerle ~Chase~ So verlaufen diese 'Treffen' immer. Dabei habe ich nicht immer bewusst vor, die Weiber, in dessen Bett ich lande, so zu behandeln. Es ist einfach mal Fakt, dass sie mir nichts mehr bedeuten, sobald ich meine Munition verschossen habe. Ich weiß nicht woran es liegt. Zusammen mit meinem Sperma verlassen mich auch die Gefühle, die ich vorher für die Frauen hegte. Punkt. Betitelt mich ruhig als Arschloch. Das bin ich ja auch. Dessen bin ich mir mehr als bewusst. Ich fahre mir mit einer Hand durch meine Haare und klingle anschließend an der Tür meines Freundes. Prompt wird sie aufgerissen, als habe er nur darauf gewartet, dass ich komme. "Chase! Endlich bist du da!" Peter zieht mich in seine Arme. "Komm schnell rein. Ich kann es kaum erwarten, dass ihr euch kennenlernt!" Peters Augen leuchten richtig. Wer auch immer meinen besten Freund so zum strahlen bringt. Ich mag ihn jetzt schon. Endlich mal was positives an diesem Abend. "Sascha? Das ist Chase. Mein Fels in der Brandung." "Übertreibe mal nicht so!", lache ich und begrüße diesen Sascha, der meinen lieben Peter so zum Glückskeks mutieren lässt. Das ist also sein Neuer. Groß, braunes, kurzes Haar und grüne Augen. "Hallo. Schön dich kennen zu lernen." "Ebenfalls. Ich habe schon viel von dir gehört." Dazu kommt ein nettes Lächeln, ehrliche Augen und eine angenehme Stimme. Ja, den könnte ich wirklich mögen. Nicht alle Freunde von Peter habe ich gemocht. Einige waren so wie ich. Nur hinter einem schnellen Fick her und dann nichts wie weg. Aber zum Glück hat Peter ja mich. Ich habe ihn schon vor so einigen Arschlöchern bewahrt und dank mir, steigt er auch nicht gleich mit jedem ins Bett. Peter ist schon immer zu gutgläubig gewesen. Das konnte ich ihm wenigstens austreiben. Mit mir als schlechten Vorbild, sozusagen. "Ich hole uns was zu Trinken." Peter schaut mich an und ich verstehe sofort. Ich soll Sascha abchecken. Bis jetzt kann ich nichts Negatives entdecken, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Auch wenn ich Peter wirklich wünsche, dass er endlich jemanden findet, der ihn aufrichtig liebt. Ich setze mich also diesem Sascha gegenüber, direkt an den großen Esstisch. Peter legt viel wert auf große, alte Möbel. Ich weniger. Bei mir muss alles praktisch und platzsparend sein. Nicht, weil meine Wohnung klein ist, sondern weil ich zugestellte Wohnungen hasse. Doch hier, in Peters Wohnung fühle ich mich wohl. Hier haben wir schon viele lustige und schöne Stunden verbracht. Peter ist die Familie, die ich niemals hatte. Vielleicht liegt es daran. "Darf ich dich was fragen?", beginnt Sascha. Ich nicke. Dann frag mal schön, mein Lieber. "Wieso sagte Peter eben, du seist sein Fels in der Brandung?" Ich fange an zu grinsen. Diese Frage musste ja kommen. "Weil ich ihm damals Halt gab und als Einziger zu ihm hielt. Sein Outing rief einige hässliche Seiten bei unseren damaligen Freunden hervor. Den Scherz macht er deswegen manchmal und nennt mich dann so." Und weil ich knapp zwei Meter groß bin. Aber das erwähne ich jetzt nicht noch extra. Manche von Peters Bekanntschaften verunsichere ich damit meist. Oder sie werden eifersüchtig auf mich und verbringen mehr Zeit damit, ein skeptisches Auge auf mich zu werfen, als sich um meinem Freund Peter zu kümmern. Beides eher suboptimal für eine Beziehung. "Und du? Peter scheint dich ja ganz schön zu mögen, wenn er dich mir schon vorstellt", plaudere ich weiter, versuche dabei ein wenig herauszufordernd zu klingen und schaue ihn leicht herablassend an. Davon unbeeindruckt lacht Sascha nur und schüttelt den Kopf. "Du willst ihn beschützen, was?", fragt er. "Ich will es nicht nur. Ich tue es auch." Stummes Blickduell. Sascha scheint sich von mir nicht einschüchtern zu lassen. Das macht ihn mir gleich sympathischer. "Wie lange kennt ihr euch schon?", unterbreche ich unseren kleinen Kampf. Jetzt überlegt Sascha kurz. "Kennen tun wir uns schon länger. Also flüchtig. Und näher gekommen sind wir uns vor drei Wochen." Drei Wochen. Okay. "Wie nah?" "Beschützerinstinkt und neugierig? Dann frag lieber Peter darüber aus. Über sowas schweige ich." Hmmm. Sascha ist schlagfertig und kommt mir nicht so vor, als wolle er nur Sex. Und vor allem: Er respektiert Peters Privatsphäre und plappert nicht über Bettgeschichten. Man sollte ja meinen, sowas erzählt man nicht dem besten Freund seines Liebsten. Erst recht nicht beim ersten Kennenlernen. Aber ich habe da schon so einiges mitgemacht. Und es ist wirklich nicht schön zu wissen, was mein Kumpel so alles im Bett macht. Ausgerechnet auch noch mit einem anderen Mann. Nicht, dass ich seine sexuelle Orientierung verurteilen würde. Nein. Aber es gibt eben Dinge, die man auch als beste Freunde nicht unbedingt voneinander wissen muss. Tja. Doch solche Plappermäuler gibt es auch. Mehr als ich mir vorstellen mag. Männer sind eben Schweine und ich bin der beste Beweis dafür. Egal ob Homo oder Hetero. Und nicht nur Peter kann davon ein Lied singen, denke ich. "Dann ist es dir ernst mit Peter?", frage ich weiter nach. Herausfordernd funkeln mich seine Augen an. "Sehr ernst. Ich liebe ihn." Wow! Ich grinse. Ja, diesem Sascha kann man vertrauen, denke ich. Er ist nicht so einer wie ich. Das spüre ich. "Das ist gut", sage ich und stehe auf. "Mal sehen wo Peter überhaupt bleibt." "Ja. Tu das mal." Sascha grinst ebenfalls und ich weiß sofort, dass er Peter und mein kleines Spiel durchschaut hat. Mal sehen, ob er es uns auch übel nimmt. "Er scheint nett zu sein", flüstere ich Peter zu, der in der Küche auf mich wartet. "Ich mag ihn. Irgendwie." "Habe auch nichts anderes erwartet." Er lächelt glücklich und schaut mich dann schief an. "Das hier ist gar kein Besuch, um Sascha auf den Zahn zu fühlen, habe ich recht?" "Was hat mich verraten?" "Deine Glückshormone, die mir hier schon seit dem Eintreffen um die Ohren fliegen. Außerdem habe ich dich schon lange nicht mehr so glücklich gesehen." Peter lacht leise und errötet sogar ein wenig. Wenn da mal jemand nicht bis über beide Ohren verknallt ist. "Und du? Warst heute auch schon glücklich, was?" Peter wackelt mit seinen Augenbrauen auf und ab. "Es geht. Sie war mittelmäßig." Peter schüttelt dem Kopf, sagt aber nichts weiter. Er hat sich mit meiner Art abgefunden. Er sucht die große Liebe, ich den nächsten Fick. Wobei ... Als ob ich eine andere Wahl hätte. "Meinst du, es wird nicht mal Zeit, endlich sesshaft zu werden? Du hast doch wirklich genug 'gespielt'. Findest du nicht?" Ich lache leise und verschränke meine Arme vor der Brust. "Ich bin nicht hier, um mir wieder deine Moralpredigten anzuhören. Erzähl mir lieber ein wenig über deinen Neuen. Ist er es? Dein Mr. Right?" Mir werden zwei Flaschen in die Hand gedrückt. Wasser und Wein. "Ich denke ja. Ich habe endlich das Gefühl, angekommen zu sein." Peter ist also angekommen. Wie auch immer sich das anfühlt. "Schön. Ich freue mich wirklich für dich." "Na, das hoffe ich doch! Und weißt du was?" Ich verneine. "Sascha ist Arzt", lächelt Peter und holt drei Weingläser aus dem Schrank. "Oho! Wir heiraten in eine angesehene Familie ein?" "Neidisch?" "Ganz doll", grinse ich und folge meinem besten Freund zurück ins Wohnzimmer. "Wollen wir uns was bestellen?", fragt Peter in die Runde. "Gerne. Wie immer?", will Sascha wissen und zückt sein Handy. "Klar." Peter lächelt ihn verliebt an und ich fühle mich leicht übergangen. "Chase nimmt immer die 132 mit extra Käse und Oliven." "Nett, dass du auch an mich denkst", brumme ich. Allerdings lässt mich die Aussicht auf ein Essen von unserem Lieblingsitaliener wieder milde stimmen. Peter setzt sich neben Sascha, während dieser bestellt. Meinen Freund hast es echt ganz schön erwischt. So dämlich grinsend habe ich ihn noch nie gesehen. Doch wenn sich die Zwei schon seit drei Wochen treffen, wieso hat er mir vorher nichts von ihnen erzählt? Nun, auf die Antwort auf diese Frage muss ich wohl noch warten, bis ich mal allein mit Peter bin. Und das wird er heute ganz sicher nicht mehr sein. Die fressen sich ja jetzt schon auf! Lautstark räuspere ich mich und die Beiden lösen sich grinsend voneinander. "Danke", murre ich. "Eifersüchtig?", fragt mich Sascha und schaut mich eindringlich an. Denkt er etwa, ihr Rumgeturtel würde mir etwas ausmachen, oder gar eifersüchtig werden lassen? "Nicht wirklich. Ich stehe nur nicht auf Männergeknutsche." "Chase ist Hetero", klärt Peter seinen Liebsten auf. "Dann ist ja gut." Saschas Blick wird sanfter und wieder fangen die beiden an sich abzulecken. Ich verdrehe die Augen. Das wird bestimmt ein feuchtfröhlicher Abend! *** ~Chase~ Nach dem wirklich unglaublich guten Essen, bringt uns Peter noch einen leckeren Nachtisch. Eis in allen Geschmacksrichtungen. Mein Freund ist verrückt nach Eiscreme. Wobei es mir nicht anders geht. "Ich wollte dich noch was fragen Chase", unterbricht Peter unser gefräßiges Schweigen. Ich schaue ihn neugierig an, gespannt was jetzt kommt. "Wir wollen nächstes Wochenende ausgehen und sozusagen unser Zusammensein feiern. Mit unseren engsten Freunden. Und du gehörst da unbedingt dazu." "Das will ich ja hoffen!" "Ja! Nur ... Es ist in einem Schwulenclub." Bitte nicht! Peter deutet meinen geschockten Blick richtig. "Bitte Chase! Es ist mir wichtig, dass du dabei bist. Wir passen auch alle auf dich auf." Gut das ich das Eis schon heruntergeschluckt hatte, als er diese Bombe platzen lies. "Du weißt, dass ich nie wieder in so einen Schuppen gehen werde. Du warst das letzte Mal dabei. Tu mir das nicht nochmal an!" Ich will gar nicht erst daran denken, was dort damals passiert war! Sascha lacht leise. "Was war den beim letzten Mal?" "Nichts!", fahre ich ihn an. Im laufe des Abends habe ich ihn richtig gern gewonnen, doch im Angesicht dieser neugierigen Frage könnte sich das auch wieder schlagartig ändern. "Er begleitete mich das erste Mal in eine Schwulenbar, weil ich so große Angst alleine hatte. Da wurde er, ... So ein Kerl ..." "Sei ruhig Peter!" Er lacht! Peter kann sich nur schwer zurückhalten nicht gleich laut loszubrüllen! Einen tollen Freund habe ich da! "Es war harmlos!", lacht er. "Du findest es harmlos, wenn ein Kerl dir seinen Schwengel zeigt?" Ich glaube, da frage ich gerade den Falschen. "Du warst auf der Toilette! Außerdem hat er sich doch entschuldigt, nachdem du gesagt hast, dass du eine Hete bist." "Und? Die ständigen Anmachversuche waren fast noch schlimmer!" Ich wurde von allen Seiten umschwärmt. Es war der Horror! "Keine Angst Chase. Wir halten die bösen Männer von dir fern." "Danke Sascha! Sehr lustig!" Also wollte Peter mir nicht nur seinen tollen Sascha vorstellen. Er wollte mich zudem rumbekommen, damit ich mit ihnen in diesen Männerclub komme. "Ehrlich. Wir würden uns beide freuen, wenn du mit uns kommst zum feiern", meint Sascha ruhig. "Das war eine ganz linke Nummer heute! Das ist dir hoffentlich klar!", knurre ich Peter an und zeige mit dem Finger auf ihn. "Mich mit einem Essen von meinem Lieblingsitaliener zu bestechen!" "Ich weiß. Tut mir leid." Blaue Kulleräugelein schmachten mich verzeihend an. Ich seufze laut. "Gut. Ich komme mit. Aber wenn nur ein Typ mich anbaggert, oder mir auch nur einer einen mehrdeutigen Blick zuwirft, dann bin ich da weg!" Peter lacht und rauscht mir in die Arme. "Du bist wirklich der beste und mutigste Hetero-Freund auf Erden." "Danke." Auf was lasse ich mich da nur wieder wegen ihm ein? *** ~Sean~ "Los Aaron! Gib Gas! Wir kommen sonst noch zu spät!" "Ich kann nichts dafür! Bedank dich bei den ganzen scheiß-verdammten, roten Ampeln!", schnaubt Aaron mich an. "Du hast vorhin total getrödelt! Also ist alles hier deine Schuld! Schieb's nicht auf die Ampelregelung." "Kannst du mir mal verraten, wieso du heute so motzig bist?" Na, das fragt mich ja jetzt genau der Richtige! Aber irgendwie hat er auch recht. Ich bin wirklich etwas launisch. Obwohl ich eigentlich gar keinen Grund dazu habe. "Tut mir leid." Seufzend schaue ich aus dem Fenster. "Ich freue mich wirklich auf die Party. Ich will einfach nicht zu spät kommen. ... Sascha hat so ein Glück. Endlich hat er jemanden." Letzteres ist wahrscheinlich der Grund meiner miesen Laune. Ich bin neidisch auf sein Glück und es wurmt mich, dass ich so empfinde. "Hm", brummt Aaron. "Du magst ihn nicht. Stimmt's?" Peter war ihm von Anfang an ein Dorn im Auge. Wieso auch immer. "Er passt nicht zu Sascha." "Machst du Witze? Die Beiden sind verliebt. Mehr braucht man nicht." "Ach? Da bist du wohl der große Experte?" "Fang jetzt nicht damit an! Damit tust du uns beiden keinen Gefallen!" Falls er jetzt von Andy anfängt, dann werfe ich mich aus dem fahrenden Wagen! Obwohl die Wahrscheinlichkeit dazu nicht sehr hoch ist. Er redet kaum über ihn. "Ich will damit ja nur sagen, dass wir beide da keine großen Experten sind." "Stimmt. Aber im Gegensatz zu dir will ich das dringend ändern!" Ich kann das alles nicht mehr. Ich möchte keine dämlichen Dates mehr, die nur aufs vögeln hinauslaufen. Und ich mag auch nicht mehr um Andy trauern. Aaron ist da anders. Er vergräbt sich immer noch in seinem Schneckenhaus und lässt niemanden von uns wirklich an sich ran. Doch so sehr ich das hasse, so sehr verstehe ich ihn auch. Ich habe Andy geliebt, tue es noch, genauso wie Aaron. Eine unglückliche Liebe, da Andy nur eins wollte: Sex, Sex und noch mehr Sex. Und das hat ihn das Leben gekostet. "Da sind wir", unterbricht Aaron meine trüben Gedanken. Gerade noch rechtzeitig. Unvorstellbar, wenn ich jetzt in eins meiner 'Andy-Löcher' fallen würde. "Dann Beeilung! Die anderen warten schon." Aufmunternd klopfe ich Aaron aufs Knie und versuche zu lächeln. ~Chase~ Ich hasse es hier! Laute Musik, schwitzende Körper, aber keine einzige Frau in Sicht. Ich hasse Schwulenclubs! Eingekeilt zwischen Peter und Sascha stehe ich mit dem Rücken dicht an den Tresen gedrängt. Wehe einer fasst mir an den Hintern! "Jetzt schau doch nicht so verkniffen!", brüllt mir Peter ins Ohr. "Außerdem würden wir ganz gerne auch mal tanzen!" "Ihr könnt jetzt nicht gehen!", schreie ich panisch. "Da vorn kommen Aaron und Sean. Die lösen uns sicher ab!" Wie bitte? Die wollen mich allein mit zwei ihrer schwulen Freunde lassen? Ich kenne die doch noch nicht mal! "Hey! Aaron!", ruft Peter und fällt einem Kerl mit schwarzem Haaren um den Hals. Der lächelt nur schmal und klopft Peter auf die Schulter. Das Selbe passiert mit einem kleinen blonden Kerl, welcher sich aber sichtlich mehr über Peters Begrüßung freut als dieser Aaron. "Ich freue mich so für euch!", quietscht der Blonde. "Endlich ist mal jemand von uns unter der Haube." Dann sind die Beiden also nicht zusammen? Mist! Mein Alarm geht an. Der große Schwarzhaarige könnte mir gefährlich werden! Automatisch kneife ich meinen Hintern fester zusammen. "Chase? Das sind Aaron und Sean. Wärt ihr so lieb, auf ihn aufzupassen? Er hat Angst, vernascht zu werden." Danke Peter! Dafür bekommst du nachher eine Tracht Prügel! "Klar passen wir auf ihn auf", meint der kleine Blonde, Sean ist sein Name, und grinst mich breit an. "Schön dich kennenzulernen Chase. Du bist also der weltberühmte, beste Freund von Peter?" Weltberühmt? Was hat Peter ihnen nur alles von mir erzählt? "Ja." "Wie lange kennt ihr euch schon?" "Lange." Oh Kleiner nerve nicht! Misstrauisch beäuge ich Aaron. Er hat sich neben mich gestellt und was zu trinken beim Barkeeper geordert. Er beachtet mich zum Glück nicht. "Wieso schaust du so mürrisch?", zieht der Blonde seine Fragerunde an mich weiter durch. "Tue ich gar nicht." Man Kleiner! Hör auf mich zu nerven! Er stellt sich neben mich an die andere Seite, sodass ich von ihm und Aaron umzingelt bin, und sein Grinsen wächst zu einem Lächeln heran. Anscheinend bemerkt er meine leicht ansteigende Panik. "Wenn du nicht willst, dass dich hier einer anmacht, dann sag einfach, du bist vergeben. Das klapp meistens." "Aber nicht immer", knurre ich. "Nein. Dazu bräuchtest du auch einen Beweis, dass du vergeben bist." Na toll! Das nächste Mal schleppe ich eine Freundin mit! Das wäre gar keine schlechte Idee gewesen ... Wieso hat Peter eigentlich Steff nicht eingeladen? Ich hätte sie auch bestimmt einfach mitbringen können. Darauf hätte ich auch mal kommen können. "Ich kann deinen Freund spielen. Wird sicher lustig." "Du?! Meinen Freund?!" Ich schaue auf Sean herab. Diese halbe Portion soll meinen Freund geben?! Der reicht mir ja gerade mal bis zur Brust! Wer soll uns denn das abkaufen? "Klar! Ich beweise es dir! Komm mit!" Mit einer erstaunlichen Kraft, die ich dem Kleinen gar nicht zugetraut hätte, packt er meine Hand und zerrt mich vom sicheren Tresen weg. "Und was ist mit Aaron?!" "Der kommt allein klar." Klasse! Hilfe!!! ~Sean~ Woll'n doch mal sehen, ob ich Chase nicht dazu bringen kann, etwas aufzutauen. Seine verkniffene Miene ist ja kaum zum aushalten! Ohne große Umschweife schleife ich ihn unter das tanzende Volk und drehe mich zu ihm um. "Hopp! Beweg dich!", lache ich und tanze um ihn herum. "Was soll der Mist?" Er fühlt sich sichtlich unwohl, was mich aber nicht davon abhält weiter zu machen. Seine Augen irren umher und er scheint wirklich Angst vor Baggerversuchen zu haben. "Dir zeigen, dass du vor nichts Angst haben musst." "Sag das nicht mir. Sag das denen!" Lachend greife ich nach seinen Händen. "Hey!" Er zieht sie energisch weg. "Was wird das bitte schön?" "Und was bitte schön, bist du den für eine Mimose? Sehe ich etwa so aus, als könnte ich dir was antun? Nein! Also Hände her jetzt! Wie sollen wir sonst hier alle überzeugen, dass wir ein Paar sind?" Ich erobere mir seine Hände zurück und diesmal hält er sogar still. "Na geht doch! Ist es so schlimm?" "Nein ...", gibt er leise zu. Lachend schüttle ich meinen Kopf. So groß und so viel Schiss! Ich bewege mich zur Musik und endlich bewegt sich Chase ebenfalls. Allerdings sieht Tanzen normalerweise ganz anders aus. Aber ich will mal nicht so sein und bin überhaupt schon zufrieden, dass er mir eben nicht einfach abgehauen ist, als ich seine Hände gepackt hatte. Und wie er sich so unbeholfen bewegt, komme ich nicht umhin, Peters besten Freund ausgiebig zu mustern. Chase hat mir auf Anhieb gefallen. Er ist groß, hat braune Haare, die ihm bis zum Ohr reichen, einen leichten Bartschatten und dunkle Augen. Bestimmt sind sie braun, was ich aber in dem schummrigen Licht hier nicht genau sagen kann. Kurzum: Chase ist genau mein Typ. Nur leider Hetero. Ein Hetero mit einer merkwürdigen Homophobie, wie uns Peter letztens vorgewarnt hatte. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass er mir nicht gefallen kann, oder wir uns nicht miteinander anfreunden können. So langsam taut er wirklich auf, bewegt sich jetzt sogar viel begeisterter im Takt der Musik und schaut nicht mehr ganz so muffig drein wie noch vor wenigen Minuten. "Und? Schlimm?", frage ich ihn und schiebe mich ganz vorsichtig etwas näher an ihn ran. "Nein. Es ist nur ungewohnt mit einem Kerl zu tanzen." "Ich glaube, hier stört das niemanden!", zwinkere ich ihm zu. Er lacht! Chase fängt tatsächlich an zu lachen! Und mein dummes, kleines Herz macht einen Sprung. Da ist er wieder! Mein ganz persönlicher Fluch, genau den Falschen ins Auge zu fassen. Es ist zwar nur ein kleiner Funken, der da gerade in mir aufgeflammt ist, doch ich muss aufpassen, dass daraus kein Flächenbrand wird. Noch kann ich die Reißleine ziehen! Ich muss mir nur immer wieder klarmachen, dass er eine Hete ist und jeder Baggerversuch bei ihm im Sande verlaufen wird! Oder im Krankenhaus ... Ich schüttle den Gedanken schnell ab. Das würde er nicht tun! Oder ...? Egal! Ich darf es einfach nicht soweit kommen lassen. Such dir einen Anderen Sean! An so jemanden verbrennst du dir nur wieder die Finger. Und darin habe ich wirklich genug Erfahrungen gemacht. ~Chase~ Dieser Sean ist ein kleiner Giftzwerg, wie mir scheint. Dafür aber hält er sein Versprechen. Er verjagt jeden, der mir auch nur schöne Augen machen will. Wirklich praktisch. Der blonde Sean ist eine echt wirksame Homo-Abwehrvorrichtung. So schnell weiche ich ihm heute Abend sicher nicht von der Seite. "Hast du auch so einen Durst wie? Hier ist es ganz schön stickig", frage ich ihn und er nickt mir zu. "Wir können uns auch etwas ausruhen und uns setzen", schlägt Sean vor und zeigt auf eine Reihe von flauschigen Sofas. Wer's mag. "Okay." Zusammen bahnen wir uns einen Weg zur Bar, als mich eine fremde Hand am Hintern tätschelt. "HEY! Lass deine dreckigen Griffel von mir!", brülle ich und drehe mich um, bereit zuzuschlagen. Ein frech grinsender Peter steht vor mir. "Mensch Peter!" "Pfoten weg! Der ist mir!" Sean kichert und hängt sich an mich. "Ach? Wie lange waren wir denn tanzen?" "Sehr lustig Sascha", maule ich. "Sean verjagt mir alle Grapscher." "Nach dir will jemand grapschen? Manche leiden eben echt an Geschmacksverirrung." Aaron! Was ist das denn für ein Arsch?! "Nur damit du es weißt: Die Mädels fliegen auf mich." "Die zählen nicht!", zischt er und greift nach Sean. "Sean? Wir fahren!" Was? Der kann doch jetzt nicht mit Sean abdampfen! Wer hilft mir den jetzt hier? "Du fährst nirgendwo hin Aaron. Du bist wieder ja stockbesoffen! Musste das jetzt wieder sein?!" Der kleine Sean kann ja richtig zornig werden. Sag ich doch! Er ist ein kleiner Giftzwerg. Langsam kann ich das Blondchen echt gut leiden. "Ich fahre dich Aaron." Sascha nimmt ihn fest am Arm. "Nein!" "Zick nicht rum Aaron! Wir fahren! Bevor du wieder irgendwelche Dummheiten anstellst." Beherrscht zieht Sascha den besoffen-schwankenden Aaron mit sich. "Aber Sean! Wie kommt er jetzt nach Hause?", lallt Aaron und fuchtelt wild in der Luft herum. "Ich fahre ihn." Kam das eben von mir? Ja! Das war meine Stimme! "Du?! Du rührst ihn nicht an!" Huh! Der sollte definitiv weniger trinken. "Nur die Ruhe! Ich bespringe nur weibliche Blondinen", versuche ich ihn zu beruhigen. "Sean ist bei mir sicher." Aarons finsterer Blick trifft mich, sagen tut er aber nichts mehr, sondern lässt sich endlich von Sascha mitschleifen. "Du willst mich also nach Hause fahren?", fragt Sean. Seine Fröhlichkeit allerdings ist verschwunden. "Als Dank für deine Hilfe hier." "Danke." Es macht mich richtig unruhig, dass er auf einmal so ernst ist. Liegt das an Aaron? "Trinken! Wir wollten doch ..." "Ach so. Ja." Jetzt lächelt er wieder, was aber nicht bei seinen Augen ankommt. "Ich gebe dir einen aus", versuche ich ihn abzulenken. Mit mäßigen Erfolg. Er nickt nur, lächelt schmal und schielt zum Ausgang, wo Sascha gerade mit Aaron verschwindet. Ich bezahle inzwischen die Drinks. Damit bewaffnet, suchen wir uns ein bequemes Plätzchen. Hoffentlich hält die bedrückende Stimmung nicht den Rest des Abends an. Mache ich mir gerade etwa tatsächlich Sorgen um den Kleinen? Sieht ganz danach aus. ~Sean~ Und wieder mache ich mir einen Kopf um Aaron. Es läuft doch jedes mal aufs Selbe hinaus. Er besäuft sich, um seine Trauer zu betäuben und zettelt Ärger an. Zum Glück ist Sascha jetzt bei ihm. Der wäscht ihm hoffentlich den Kopf. Nutzen tut das zwar wie immer nichts, aber schaden tut es ganz sicher auch nicht. Trotzdem macht er damit Saschas und Peters Feier kaputt. Alles nur wegen Andy ... Andere Gedanken Sean! Etwas verlegen blicke ich rüber zu Chase, der neben mir sitzt. Der scheint mich die ganze Zeit über beobachtet zu haben. "Sag mal, darf ich dich was fragen, ohne das ich dir zu nahe trete?", unterbricht er die vergangenen schweigsamen Minuten. "Klar." Chase wird ja plötzlich richtig umgänglich und gesprächig! Das hebt doch meine Laune gleich wieder ein kleines bisschen. "Kann es sein, dass Aaron was von dir will?" Ich verschlucke mich fast an meinem Getränk. "Was?! Oh Gott nein!" * "Sicher? Er sah eifersüchtig aus." Aaron und eifersüchtig! Das ist echt zu lustig! "Aaron und mich verbindet einfach viel. Obwohl wir uns noch nicht lange kennen. Aber nur als Freunde. Mehr ist da nicht und wir beide wollen da auch nicht mehr." "Was für ein Glück!" Verdutzt sehe ich zu Chase auf. Er empfindet es als Glück, dass bei Aaron und mir nichts läuft? Schweig still, mein dummes, kleines Herz! Hektisch versuche ich den hartnäckig auflodernden Funken zu löschen und trinke das halbe Glas mit einem Zug leer. "Ich hatte schon die Befürchtung, dass er mir die Birne einschlagen will." "Ach so ..." Herzstillstand. Der Funken erlischt. "Ich glaube, Aaron sucht auch gar nichts Festes. Im Gegensatz zu mir." "Also ist Aaron auch nur auf den nächsten Fick aus, wie die Meisten hier." "Früher war das wohl mal so. Aber jetzt nicht mehr." Wieder komme ich an den Punkt, an den ich heute nicht wollte. Die Trauer um meine verstorbene Liebe schwemmt hoch. Wäre es besser gewesen, doch mit Aaron zu fahren? "Liebst du ihn?" "Was?" "Aaron. Ob du ihn liebst?" Ich verneine leise. "Du wirkst gerade so. Also ob ..." "Aaron und ich haben den selben Mann geliebt", unterbreche ich ihn. Das habe ich noch nie einem mir fast Unbekannten erzählt. Es platzte einfach aus mir heraus. 'Toll! Und das bei so einem Traumtypen! Einem Hetero-Traumtypen.' Irgendwie hat er sogar etwas Ähnlichkeit mit Andy ... ~Chase~ "Wow! Und wer hat ihn bekommen?" Ich schließe meine Augen. Ich Idiot! Sofort bereue ich diese dämliche Frage! "Tut mir lei... Sean?!" Shit! Er weint. "Sorry ... Ich ... Es ist nur ..." Ohne groß nachzudenken ziehe ich den Kleinen in meine Arme. Sanft tätschle ich ihm den Rücken und bin mehr als überrascht über die ganze Situation. Nicht nur das Sean sich in meinen Armen mehr als nur vertraut anfühlt, nein! Am meisten überrascht es mich, dass ich ihn so nahe an mich lassen kann. Bestimmt weil er keine Gefahr für meinen Hintern darstellt. Außerdem mag ich ihn. Irgendwie. Sean beruhigt sich relativ schnell wieder, bleibt aber an meinem Oberkörper gelehnt. Und nun? Soll ich ihn von mir schieben? Das wäre etwas gemein, oder? Aber lange brauche ich nicht drüber nachzugrübeln, denn Sean setzt sich nach einem kleinen Schniefer wieder auf. "Danke", murmelt er. "Man ist mir das peinlich." "Muss es nicht." "Es ist einfach nur ... Andy wollte uns beide nicht. Mich nicht, da ich für ihn nur eine schnelle Nummer war, und Aaron nicht, weil die zwei beste Freunde waren. Na ja. Dann ist was passiert und ... Andy hat sich entschieden, sich ... Er ging weg und ich vermisse ihn einfach. Genau wie Aaron." "Ach so. Dann habt ihr beide Liebeskummer und tröstet euch einfach nur gegenseitig?" Oh nein! Kamm das gerade aus meinem Mund? Was rede ich heute nur für einen Schwachsinn?! "Trösten ist gut!", lacht der Kleine und senkt seinen Blick. "Wir reden viel miteinander und sind mit der Zeit Freunde geworden. Aaron passt einfach auf mich auf. Und das er dich augenscheinlich nicht leiden kann, liegt wohl an deiner Ausstrahlung." Wie soll ich denn das verstehen? Das frage ich ihn auch. "Was strahle ich denn deiner Meinung nach aus?" "Du bist ein Weiberheld. Nicht wahr? Abstreiten bringt nichts." Das bringt nun auch mich zum lachen. Sean ist echt eine Nummer! "Ja. Das bin ich wohl." "Freiwillig? Oder bist du auf der Suche nach der Richtigen?" "Irgendwie beides. Ich weiß nicht woran es liegt. Einmal gevögelt ist mir jede egal. Das war schon immer so. Auch als ich nach Jahren mit einer meiner engsten Freundinnen im Bett gelandet war. Dabei dachte ich, dass könnte wirklich klappen. Ich mochte sie." Isabelle ... Ich hatte sie wirklich gern. "Und danach nicht mehr?" Ich schüttle mein Haupt. "Keine Gefühle. Nichts. Wir haben uns schließlich aus den Augen verloren. Die gemeinsame Nacht stand ab da an immer zwischen uns." "Tut mir leid", murmelt Sean. "Muss es nicht. Es ist gut so wie es ist." Wieso höre ich mich nicht halb so überzeugt an, wie ich es gerne würde? "Man kann eben nichts erzwingen. Auch wenn man es gerne möchte." "Hört sich an, als weißt du wovon du redest." "Leider ja. Ich glaube aber manchmal, dass es einfach nur an mir liegt, dass ich nichts hinbekomme. Die Sache damals hat mich ganz schön verkorkst. Genau wie Aaron." Seine Stimme ist immer leise geworden und ich hatte eben echt Mühe, ihn richtig zu verstehen. "Verkorkst ... Ja. Das bin ich auch", gebe ich zu. "Oh man! Wir sitzen hier wie zwei alte, verbitterte Weiter!", lacht Sean plötzlich. "Aber sei's drum! Auf uns!" Sean stößt sein Glas an meins. "Auf willige Weiber und potente Männer die uns verkorkste Kerle über Wasser halten! Prösterchen!" "Deine Worte in allen Ehren!" Dieser kleine Blondschopf ist wirklich eine Nummer! Ich werde immer neugieriger, was der Abend noch so für mich bereit hält. Hauptsache, Sean hält mir weiterhin die ganzen schwulen Typen hier vom Hals. ****** * Aaron: Wieso reagieren alle so geschockt auf diese Frage? (Siehe Manchmal ist es einfach Schicksal) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)