Onii-sensei von Piratin ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Es war dunkel und kalt. Das Meer wiegte das kleine Boot sanft im Takt seiner Musik. Die Sterne funkelten über dem Schiffchen, doch der Junge Captain wusste nicht, was sie ihm sagen wollten. Er hatte nie gelernt, sich nach ihnen zu richten und einen Navigator gab es auf dem Schiff nicht. Seit Tagen schon wehte kein Lüftchen, weshalb das zerschlissene Segel traurig und tot am Mast hing. Seit Tagen, seit Wochen, seit Monaten war der Captain mit seiner Crew unterwegs, der Vorrat jedoch war seit vier Tagen völlig aufgebraucht. Langsam schwanden die Kräfte bei allen Piraten an Bord. Der Captain lag nun erschöpft an Deck, starrte zu den Sternen und flüsterte: „Ich werde sterben, ich will nicht sterben.“ Plötzlich am Horizont, ein Schiff, ein großes, nicht so eine Nussschale wie die des Captains. Seine Crew, bestehend aus einem Papagei, schrie auf: „Schiff, Schiff, Schiff! Schiff!“ Der Captain erhob sich, erblickte den Umriss eines Totenkopfes auf den Segeln des Schiffes und erstarrte. Langsam schaukelte die Nussschale näher. An Bord des großen Schiffes war sie schon längst entdeckt worden. Unsicher, ob die Piraten ihn freudig empfangen würden, hob der junge Captain ein weißes Tuch. „Ich komme in Frieden! Ich, ich bin unbewaffnet! Ich habe Hunger, ich, ich, ich weiß nicht weiter!“, rief er. Der Captain des großen Piratenschiffes lachte nur. „Komm an Bord.“, brüllte er. „Wir haben bestimmt etwas zu essen. Ich habe übrigens auch Hunger . . . Sanji?!“ „Du kriegst nichts.“, rief der Koch, der schon in der Kombüse verschwand. Als das kleine Segelboot näher kam, erkannte der junge Captain nur den Umriss des Piraten an Bord, doch selbst dieser kam ihm ungewohnt bekannt vor. Doch er war zu müde, zu erschöpft, zu hungrig um ihn richtig einzuordnen. Noch bevor er das Schiff betrat, rief der Pirat von oben herab: „Wie heißt du?“ „Lorenor Diego“ „Lorenor?“, fragte er. „Wie Lorenor Zorro?“ „Ja genau.“, antwortete der jüngere stolz. „Das ist mein Bruder.“ „Ach wirklich?“, der Ältere lachte. „Das ist interessant.“ Nun war das kleine Boot endlich an der großen Jolle angekommen. Wenig später fand sich Diego an Deck des Piratenschiffes wieder. Nun erkannte er auch den Umriss, er erkannte den Piraten. Es war Strohhut Ruffy, der nun lachend auf ihn zukam. Etwas beängstigt sah Diego sich um, wo war Zorro? Er wusste, dass sein Bruder mit den Strohhüten unterwegs war, er hatte schon lange nach ihm gesucht. Als könnte er seine Gedanken lesen, sagte Ruffy: „Zorro schläft. Er schläft eigentlich immer.“ Diego schmunzelte und nickte leicht. „Ich bin auch müde“, murmelte er. „Erst wird gegessen“, kam es nun von Sanji, der die Tür unter Deck aufhielt. Diego und Ruffy traten ein. „Das riecht aber gut, danke“, sprach Diego ehrfürchtig und ließ sich vor dem Teller, der auf dem Tisch stand, nieder. Mit so viel Gastfreundlichkeit hatte er nicht gerechnet, vor allem, da es mitten in der Nacht war. „Sanji? Krieg ich auch was?“, fragte Ruffy nun erneut, doch Sanji schüttelte nur den Kopf und brummte: „Du hattest schon genug, du frisst uns noch die Haare vom Kopf.“ „Aber ich habe Hunger!“, jammerte der Captain der Strohhutpiraten. „Ich habe nein gesagt“, erwiderte der Koch hartnäckig. Interessiert beobachtete Diego den Streit zwischen Captain und Koch und fragte sich dabei, ob es denn nicht üblich sei, dass die Crew dem Captain gehorchte? Seine Crew jedenfalls gehorchte ihm. Er gab seinem Papageien etwas von seinem Essen ab. Dieser bedankte sich höflich und aß ebenso zufrieden wie sein Captain. Als Diego fertig war, beendete Sanji auch den Streit mit seinem Captain. „Du bist sicher müde“, sagte er. „Du kannst uns ja morgen erzählen, wer du bist und was du hier machst.“ „Er ist der Bruder von Zorro!“, rief Ruffy nun begeistert. „Ich habe auch einen Bruder, Ace.“ „Ich weiß“, antwortete Sanji. „Zorros Bruder also? Interessant, wusste nicht, dass dieser Grünkopf auch noch Geschwister hat. Nun gut, erzähl uns trotzdem morgen mehr. Da drüben kannst du schlafen, gute Nacht.“ „Ja gute Nacht“, stimmte Ruffy ihm nun zu und erhob sich. „Bis morgen. Das wird ein Spaß.“ Diego nickte unsicher und als beide den Raum verlassen hatten, seufzte er und sprach zu seiner Crew: „Wie soll das nur enden?“ „Gute Nacht, gute Nacht“, krächzte der Papagei unbeteildigt und steckte seinen Kopf unter seinen Flügel. „Ja, gute Nacht“, murmelte Diego und legte sich auf die Bank. Wenig später war er eingeschlafen. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Am nächsten Tag war es Nami, die Diego weckte. „Nanu? Wer bist du denn?“, fragte sie, als sie den Fremden auf der Bank schlafend entdeckte. Erschrocken setze er sich auf, musterte das Mädchen kurz und sah sie dann an. „Ehm, guten Morgen.“, murmelte er verlegen und richtete sich seine grünen Haare. „Ich bin Diego.“ „Hallo Nami, oh wer ist das denn?“, fragte nun Robin, die ebenfalls den Raum betrat. Als hätte er die Anwesenheit der schönen Frauen gespürt, betrat Sanji den Raum und flötete fröhlich: „Namilein! Robinchen! Guten Morgen!“ „Morgen Sanji“, antwortete Robin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Kannst du mir mal erklären, was der Zwerg hier soll?“, fragte Nami nun leicht genervt. Sie hatte scheinbar wenig Lust auf ein weiteres männliches Crewmitglied an Bord. „Das ist Diego, Zorros Bruder. Wir haben ihn gestern aus dem Meer gefischt.“, erklärte Sanji. „Meer gefischt, Meer gefischt.“, krächzte der Papagei, der nun ebenfalls wach war. Er flatterte wild durch den Raum, stieß dabei gegen Namis Kopf, worauf sie wild mit den Armen fuchtelte, und landete schließlich auf Diegos Schulter. „Was ist das denn bitte?!“, brummte Nami nun und richtete sich die zerzausten Haare. „Das ist meine Crew.“, sagte Diego ruhig. „Und wie heißt der?“, fragte Robin nun lächelnd. „Hab ich doch gesagt, er heißt Crew.“ „Crew, Crew“, krächzte der Papagei und nickte mit dem Kopf. „Seltsamer Name“, sprach Robin, trat nun auf den Vogel zu und streckte ihm die Hand hin. Crew flatterte ohne zu zögern auf ihren Arm. „Heißt du wirklich Crew?“, fragte sie ihn. „Ja, Crew. Ich habe keinen richtigen Namen, nur Crew.“, krächzte der Vogel. Er war augenscheinlich ein außergewöhnlicher Vogel. Nun betrat Ruffy den Raum und sein erstes Wort war, wie üblich: „Hunger!“ Sein zweites war „Sanji“ und dann folgte erst ein „Guten Morgen, Crew!“ Der Papagei krächzte laut: „Guten Morgen!“ worauf Ruffy nur verdutzt dreinblickte. „Der Vogel heißt Crew.“, erklärte Robin ruhig. „Dir auch einen guten Morgen Ruffy.“ Sanji machte sich nun wirklich daran, das Frühstück vorzubereiten. Als nächstes kamen Lysop und Chopper herein, die ebenfalls fragten, wer Diego sei. Zum zweiten oder dritten Mal an diesem Tage erklärte er nun, wer er sei. Diego hatte etwas Angst vor Zorros Reaktion, doch der Schwertkämpfer blieb für gewöhnlich bis kurz vor dem Frühstück im Krähennest und Diego bat die anderen, erst nach dem Essen damit rauszurücken, dass er sein Bruder sei. Als Zorro schließlich den Raum betrat, wurde es schlagartig still. Alle starrten ihn erwartungsvoll an und als Ruffy den Mund öffnete, sicherlich um alles auszuplaudern, bekam er sogleich Sanjis Fuß auf seinem Kopf, weshalb her sofort die Klappe hielt. „Was ist denn hier los?“, fragte Zorro verschlafen und strich sich durch sein Haar. „Setz dich, es gibt Frühstück.“, antwortete Sanji ruhig. Der Blonde tischte der Crew also ein fabelhaftes Frühstück mit frischem Obst und Gemüse auf. Alle waren begeistert, bis auf Zorro, der mal wieder Streit suchte. „Willst du uns vergiften mit dem Zeug?“, blaffte er Sanji an. „Wieso vergiften?“, fauchte Sanji wütend. „Das ist gesund und lecker!“ „Ich will Reis.“, antwortete Zorro und schloss die Augen. „Du dummer Spinatkopf! Du isst gefälligst das, was alle essen!“ „Ich will aber Reis!“, beharrte Zorro, wie ein kleines Kind, auf seiner Meinung und fügte ein brummendes: „Blöder Löffelschwinger“ hinzu. Sanjis Gesichtsfarbe wechselte nun zu der Farbe einer reifen Tomate. Wütend ballerte er dem Schwerkämpfer seinen Fuß auf den Kopf, trat immer wieder zu und schrie dabei: „Undankbares Pack! Dir werde ich Manieren beibringen!“ Flugs hatte Zorro eines seiner Katana gezückt und schon wurde der Frühstückstisch zur Kampfzone. Die beiden Streitenden wirbelten soviel Staub auf, dass sie von der restlichen Crew bald nicht mehr zu sehen waren. Einzige ihre Beleidigungen ließen die anderen wissen, dass sie noch längst nicht fertig mit ihren Streitereien waren. Diego sah gespannt und auch geschockt auf die riesige Staubwolke, versuchte dabei irgendeinen der Beiden zu erkennen, doch es gelang ihm nicht. „Iss ruhig, die streiten sich ständig.“, sagte Chopper nun, der neben ihm saß. „Das legt sich wieder.“ Diego nickte und begann zu essen, konnte seinen Blick dabei jedoch nicht von der Staubwolke lassen. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Beide Streithähne beruhigten sich mit der Zeit und das Frühstück konnte sogar harmonisch beendet werden. Was Diego erstaunte war die Tatsache, dass Zorro ihn gar nicht zu bemerken schien. Er fragte nicht danach, wer er sei und was er hier mache, der Schwertkämpfer saß lediglich am Tisch und aß, hatte die Augen dabei halb geschlossen, als interessiere ihn rein gar nichts. Erst als sich die ersten Mitglieder der Piratenbande erhoben und den Tisch verließen, hob Zorro den Blick und starrte auf Diego. „Und du bist?“, fragte er ruhig. „Diego“, antwortete der Jüngere. Als der berühmte Schwertkämpfer ihm direkt in die Augen blickte, begann sein Herz wie wild zu schlagen, als wolle es einen Wettlauf gewinnen und Diego spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Was ist?“, fragte Zorro verwirrt. Das Verhalten des Jungens schien ihn leicht zu verunsichern. „Ich heiße Diego.“, wiederholte der Pirat. „Lorenor Diego.“ „Lorenor?“, fragte der sonst so ruhige Zorro leicht nervös. „Wie?“ „Ja, Lorenor. Ich bin dein Bruder.“ Diegos Herz raste immer noch so schnell, als wolle es den Wettkampf endgültig gewinnen. Es schlug schnell und fest gegen seine Rippen, fast so, als würde es in jedem Augenblick aus seiner Brust springen und davonlaufen. Zorro, der sonst immer gelassen und gefasst war, schon fast kaltblütig, starrte den Jungen mit offenem Mund an. „Das kann nicht sein.“, murmelte er. „Ich habe keine Geschwister. Ich bin allein.“ „Nein.“, antwortete Diego. „Ich bin dein Bruder. Ich wurde in ein Heim gegeben, weit weg von dir, doch als ich sechzehn wurde, hat mir meine Ziehmutter verraten, wer meine wahre Familie ist. Seitdem bin ich auf der Suche nach dir, Bruder.“ Zorro schüttelte stark den Kopf, stand auf und wiederholte: „Das kann nicht sein. Du lügst! Du lügst!“ Aufgebracht stürmte er aus dem Zimmer und ließ Diego allein mit Robin und Chopper zurück. Niedergeschlagen legte der Junge seinen Kopf auf den Tisch und seufzte. „Das wird schon“, murmelte Chopper aufmunternd. „Er wird das einsehen. Ich meine, ihr seht euch doch ähnlich, ihr habt beide grüne Haare...“ Robin nickte leicht, sah sich dann den grünen Schopf des Kleinen genauer an. Irgendwas war anders als bei Zorros Haaren, doch sie kam nicht darauf, was. Fürs erste war auch sie damit beschäftigt den niedergeschlagenen Piraten aufzumuntern und ihm Mut zu zusprechen. Immerhin sollte Zorro seine Zeit bekommen, um zu akzeptieren, dass er doch nicht so allein auf der Welt war. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Zorro verkroch sich in der Zeit ins Krähennest um nachzudenken. Das konnte doch nicht sein! Er konnte doch keine Geschwister haben! Dieser Junge log doch, oder? Er hatte sich nie groß Gedanken gemacht, ob er noch Geschwister haben könnte oder ähnliches. Er erinnerte sich sowieso nur an Kuina. Sie war die einzige Person aus seiner Vergangenheit, an die er gerne dachte. Nun tauchte dieser Bengel, kaum achtzehn Jahre, auf und wirbelte alles durcheinander? Konnte das wahr sein? Zorro stand auf, sah auf das endlose Meer hinaus und atmete tief durch. Wenn er Recht hatte? Würde das etwas ändern? Was erwartete dieser Diego? Dass sie jetzt so gute Brüder werden würden wie Ruffy und Ace es waren? Nein. Die beiden waren gemeinsam aufgewachsen, kein Vergleich zu Diego und Zorro. Der Knirps konnte nicht erwarten, dass der Schwertkämpfer ihn mit offenen Armen begrüßte, ihn freudig Bruder nennen würde und das alles innerhalb eines Tages. Nein. So etwas brauchte doch Zeit, oder? Erst gegen Abend stieg der Schwertkämpfer den Mast hinab und legte sich an Deck nieder. „Du alte Schlafmütze“, fauchte Nami ihn an. „Dein Bruder wartete drinnen.“ „Mir doch egal“, antwortete Zorro ruhig und schloss gelassen die Augen. Sollte er doch warten, wenn er wollte. „Wusstest du, dass du sein größtes Vorbild ist? Ja. Er hat erzählt, dass er eines Tages ein ebenso guter Schwertkämpfer sein will, wie du es bist.“, sprach die Navigatorin weiter. „Er hat doch sicher nicht einmal ein Schwert, der kleine Möchtegern.“, brummte Zorro mies gelaunt. „Das weiß ich nicht, kannst ihn ja mal selbst fragen.“ „Lass mich in Ruhe und verschwinde, dummes Weib!“ Eine Staubwolke bildete sich und aus ihr heraus schoss Sanji, der wütend auf Zorro zustürmte. Scheinbar hatte er die Beleidigung gehört, denn er schrie: „SO redet man nicht mit meiner Namilein! Du sollst dich schämen, dummer Säbelrassler!“ Sofort brach ein erneuter Kampf zwischen den beiden Dauerrivalen aus, der mit Beleidigungen bestückt war. Alle versammelten sich an Deck, auch Diego und Crew kamen dazu, und sahen sich den lustigen Kampf der beiden an. „Gib’s ihm, Zorro!“, kreischte Ruffy begeistert. „Du schaffst es, Sanji!“, rief hingegen Lysop. Beide hatten eine Wette abgeschlossen, wer von den Kämpfenden zuerst am Boden lag und natürlich wollte niemand diese verlieren. Chopper hatte sich hingegen hinter Robin versteckt und sagte schüchtern: „Können die nicht aufhören?“ Robin schüttelte verständnislos den Kopf und antwortete: „Die beiden werden nie aufhören sich zu bekämpfen.“ Erst als Zorros Blick auf Diego fiel, der ebenfalls am Rande des Geschehens stand, brach der Kampf ab. Irritiert von Diegos Blick und seiner Anwesenheit, erstarrte der Schwertkämpfer, was Sanji ausnutze und ihn zu Boden brachte. „Gewonnen.“, rief der Blonde stolz und Ruffy warf vor Wut seinen Strohhut zu Boden. Lysops Schadenfreude war riesig und beide verzogen sich, um über den Wetteinsatz zu verhandeln. „Verdammt.“, brummte Zorro und rieb sich den Kopf, starrte wütend zu Diego. „Das ist alles deine Schuld!“, brüllte er den Jüngeren an. „Es tut mir Leid.“, antwortete dieser verwirrt und beängstigt. „Ich wollte das nicht. Ich... wollte nur dem Meister beim Kämpfen zusehen.“ „Meister?“ Erneut erstarrte Zorro. Mit seinem Blick fixierte er Diego, versucht so herauszufinden, ob dieser in anlog oder ihm schmeicheln wollte, oder ob er es wirklich ernst meinte. War er für diesen Jungen ein Meister? „Ja.“, antwortete Diego schüchtern. „Ja, Zorro-senpai.“ „Sensei, wenn ich bitten darf.“, brummte Zorro und wand sich kurz ab. „Zorro-sensei.“ „Du denkst also, ich sei ein Meister?“, fragte er nun scharf. „Für mich bist du es. Mein größter Wunsch ist es, die Fertigkeiten meines Bruders zu erlernen.“, antwortete Diego mit voller Überzeugung. Zorro schwieg. Sein Blick wanderte zum Meer hinaus, sein Geist in die Vergangenheit. Diego stand einfach nur da, starrte seinen Bruder an und hoffte, dass dieser endlich zustimmen würde, sein Meister zu werden. „Wenn das so ist.“, sagte Zorro nun nach einiger Zeit. „Dann kannst du mein Schüler werden.“ „Wirklich?“ „Ja.“ „Ich danke dir, Sensei.“ Erleichtert und glücklich verbeugte sich Diego vor seinem neuen Lehrmeister. „Schon gut.“, meinte dieser. „Morgen früh beginnen wir mit dem Training. Welche Waffen besitzt du?“ „Ein Katana, ein Wakizashi und drei Dolche.“, war Diegos stolze Antwort. „Das Katana ist zu gebrauchen, das Wakizashi für kleine Sachen auch, die Dolche kannst du dem Koch als Brotmesser schenken. Die sind völlig unbrauchbar.“, brummte Zorro. „Also gut, Morgen früh geht es los. Schlaf gut.“ Er kletterte wieder den Mast hinauf zum Krähennest und ließ Diego völlig allein unten an Deck stehen. Es war bereits dunkel, die ersten Sterne funkelten bereits am Himmelszelt und Diego ging zur Reling, um ins Meer hinab zu schauen. „Er ist mein Meister, Crew. Hast du gehört?“, fragte er nun seinen Papageien. „Aye.“, war dessen Antwort. „Aber, dass er meine Dolche nicht mag, finde ich mehr als unschön.“ „Aye.“ „Kannst du auch was anderes sagen?“ „Aye.“ „Du nervst.“ Diego seufzte und sah seinen einzigen Freund an, der mit dem Kopf wippte und sprach: „Aye. Vielleicht ist dein Meister gar nicht so meisterlich, wie du denkst, Captain?“ „Wie bitte? Du denkst, dass Zorro kein Meister sei? So etwas will ich nie wieder hören, das ist ein Befehl des Captains, verstanden?!“ „Aye, aye Captain.“ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Zorro hielt sein Wort. Es war noch sehr früh, der Nebel zog sich über das Meer, umhüllte das Schiff und kroch über das Deck, als Diego sich mit Zorro auf diesem wiederfand. Der Nebel ließ den Jungen frösteln, doch er ließ sich nichts anmerken, wollte nicht als schwach gelten. Zorro ließ seinen Schüler zuerst hundert Liegestütze machen, während er sich selbst gemütlich in eine Ecke legte und zusah. Danach sollte Diego noch Gewichte stemmen, um seine Muskelkraft weiter zu trainieren. Ohne zu meckern oder zu stöhnen gehorchte der Junge seinem Meister, trainierte hart und kam ganz schön ins Schwitzen. Gerade als er sich fragte, wann er endlich im Schwertkampf unterrichtet werden würde, sagte Zorro: „Nach dem Frühstück machen wir eine Pause und dann will ich dich gegen mich kämpfen sehen, ich will wissen, was du drauf hast.“ Diego nickte eifrig und sprach: „Ja, Sensei.“ Das Essen schmeckte, wie immer eigentlich, hervorragend. Der junge Schwertkämpfer nahm sich immer wieder nach, denn das Training hatte ihm viel Kraft gekostet und er wusste, dass der Tag noch lang und hart werden würde. Zorro hingegen aß nicht so viel, er hatte bisher auch nichts geleistet. Ruffy und Lysop alberten mal wieder mit dem Essen herum, was Chopper zum Lachen und Sanji zur Weißglut brachte. Ein wenig später versammelten sich alle an Deck, sie hatten von dem Duell zwischen den Brüdern gehört und waren gespannt, wie es ausgehen werden würde. Die Sonne brannte unnachgiebig auf die Haut der beiden Rivalen. Diego begann bereits zu schwitzen, Zorro hingegen sah ihn mit einer gewissen Gleichgültigkeit an, lächelte dann überlegen und fragte: „Was ist los, Kleiner? Schon Angst?“ Sein Bruder schüttelte den Kopf und zog sein Kurzschwert. Zorro grinste nur, zog sein Shirt aus und zog seine drei Katana. Die Sonne glitzerte auf den Muskeln seines Oberkörpers und Diego starrte ihn eine Sekunde ehrfürchtig an. Mit solch einer Eleganz und purer Kraft hatte er nicht gerechnet. „Gibst du jetzt auf?“, fragte Zorro und sah ihn genaustens an. „Niemals.“, erwiderte Diego und hob sein Kurzschwert in die Höhe. „Wie du willst.“ Mit diesen Worten nahm Zorro sein drittes Katana zwischen die Zähne und machte sich bereit. Diego hingegen nahm sein Wakizashi in die linke Hand, zog einen Dolch heraus, um dieses zwischen seine Lippen zu platzieren und zog als letztes sein Katana, welches er mit der rechten Hand führte. „Auf geht’s“, zischte er und stelle sich ebenfalls kampfbereit auf. Zuerst schlichen beide Kämpfende umeinander herum, wie zwei Tiere, die Zähne gefletscht, den Blick auf den jeweils anderen gerichtet. Beide waren hochkonzentriert, nahmen die anderen nicht wahr, die gespannt auf den Beginn des Kampfes warteten. In ihrem Universum gab es nur die beiden und die Sonne, die auf Zorros nackte Haut brannte und Diego immer mehr zum schwitzen brachte. Niemand wollte den ersten Schritt wagen oder sie warteten um diesen ersten Schritt so perfekt wie möglich ausführen zu können. Es war Diego, der schließlich seinen Mut zusammen nahm und auf seinen älteren Bruder zu stürmte. Sein Katana hatte er hoch in die Luft gestreckt, doch Zorro lächelte nur und wehrte seinen lächerlichen Angriff leicht ab. In diesem Augenblick riss Diego seinen Wakizashi in die Höhe und verletzte Zorros linken Arm. Erschrocken über diesen Angriff stolperte dieser ein Stück zurück, starrte ihn an und sagte dann: „Nicht schlecht.“ Der nächste Angriff ging von dem Älteren aus, der auf seinen Bruder zutrat und diesen mit seinem Katana schwer verletzte. „Zorro!“, schrie Nami wütend, als Diego blutend auf dem Boden lag. „Hör auf! Du bringst ihn noch um!“ Seine Schwerter hatte Diego verloren, sie lagen hinter Zorro, doch aufgeben wollte er nicht. Zwar bluteten seine Arme stark, doch er wollte nicht, dass der Kampf schon nach zwei Angriffen vorüber war. Er nahm seinen Dolch aus seinem Mund und sprang auf Zorro zu, der ihm geschickt auswich und nur lachte. „Gib auf, Kleiner“, rief er hinüber. „Du hast keine Chance.“ „Oh doch“, fauchte Diego und sprang an den Mast des Schiffes. Zorro sah nach oben, war geblendet von der Sonne und deshalb verwirrt. Sein jüngerer Bruder ergriff seine Chance und sprang auf den Rücken des Schwertkämpfers, hielt ihm seinen Dolch an die Kehle und flüsterte in sein Ohr: „Gewonnen, würde ich sagen.“ „Super, Diego!“, rief Nami begeistert und auch die anderen begannen zu jubeln. Stolz kletterte der Junge von Zorros Rücken und grinste ihn siegessicher an. „Gewonnen hast du, das gebe ich zu.“, sprach sein Bruder. „Aber es ist eine Schande, dass du dich einen Schwertkämpfer nennst.“ Diegos Lächeln wich einem entsetzten Starren. „Wieso das?“, fragte er verwirrt. „Du hast mich mit einem Dolch erledigt. Ein wahrer Schwertkämpfer hätte es mit einem Katana geschafft. Du bist nichts als ein Stümper. Ich weiß nicht einmal, ob du es wert bist, von mir unterrichtet zu werden.“ „Nun sei doch nicht so streng.“, sagte Lysop, der nun mit der restlichen Crew auf die beiden Schwertkämpfer zu trat. Chopper tapste sofort zu Diego und verarztete seine Arme, ging dann zu Zorro, der ihn von sich stieß und sagte: „Danke, aber ich brauche keine ärztliche Versorgung, Chopper.“ Er lächelte seinen Nakama leicht an, der nur zustimmend nickte. „Dann lehre mir den Schwertkampf.“, bat Diego seinen Bruder. „Ich will es lernen, bitte!“ „Vielleicht.“, murmelte er nur. „Eine kurze Pause und dann trainieren wir richtig, okay?“ „Danke.“, sagte Diego und nickte. „Ja, das ist gut.“ Zorro nickte ebenfalls und kletterte zurück in das Krähennest, wo er erstmal eine Runde schlafen musste. „Lass dich von dem bloß nicht scheuchen.“, gab Nami dem Jüngeren einen Tipp und sah auf seine verbundenen Arme. „Wie geht es dir? Das tat sicher weh. Was fällt diesem Mistkerl ein, seinen eigenen Bruder so zu verletzen?“ „Schon gut.“, beruhigte Diego sie. „Er ist mein Lehrmeister, er muss so streng mit mir sein, nur so lerne ich.“ „Aber er behandelt dich wie ein Stück Dreck!“ „Ach was.“ Diego war wütend darüber, dass Nami so über sein Vorbild sprach und deshalb stapfte er zur Reling, ließ sich dort nieder und schloss die Augen. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Etwa eine Stunde später rief Zorro ihn zu einem erneuten Training. Diesmal musste er mit dem Katana Übungen in der Luft machen, immer wieder unnachgiebig. Es war anstrengend und nervig, da es immer die gleichen Bewegungen waren, doch Zorro ließ keine Pause zu, beleidigte Diego, wenn er es nicht richtig machte und gab ihm sogar zur Strafe Liegestütze auf. Am Abend, als Sanji zum Abendessen rief, war der Junge so fertig, dass er nur schwer den Löffel für die Suppe halten konnte. Bei jeder Bewegung zitterte er, seine Muskeln brannten und sein Kopf tat weh. „Morgen früh geht es weiter“, sagte Zorro, der völlig entspannt die Suppe aß. „Und morgen wird es richtig hart, Waschlappen.“ Diego nickte eifrig, versuchte Zorro nicht zu zeigen, wie kaputt er war. Er wollte vor seinem Bruder stark sein. „Und? Wie fühlt man sich so als großer Bruder?“, fragte Lysop nun Zorro und grinste breit. „Ich hätte gern einen kleinen Bruder.“ „Er ist nicht mein Bruder“, fauchte Zorro wütend. Dies verletzte Diego. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen, Zorro hatte ihn also noch immer noch als seinen Bruder akzeptiert. „Du bist immer so gemein zu dem kleinen, kannst du nicht einmal Gefühle zeigen?“, maulte Nami ihn nun an. „Du bist so stur.“ „Lass mich in Ruhe, dumme Pute.“, brummte er, worauf Sanji gleich wieder protestierte. Im Rummel des Streits bemerkte niemand, wie sich Diego leise hinausstahl und zum Bug des Schiffes ging. Der Mond war bereits aufgegangen, doch er versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke. Nur vereinzelt lugten einige Sterne zwischen dem schmutzigen Grau der Wolken hervor und funkelten den Piraten frech an. Dieser schaute auf das tiefblaue Meer unter sich und seufzte leise. Crew war noch in der Kombüse, weshalb sich Diego mehr als einsam fühlte. Plötzlich hörte er ein paar Schritte hinter sich. Erschrocken drehte er sich um, den Dolch gezückt. „Ich tu dir nichts“, beruhigte eine weibliche Stimme ihn. Robin lächelte sanft und stellte sich neben den Jungen, blickte dann gemeinsam mit ihm über die Reling auf das tiefe Meer. „Es muss schlimm sein, dass dein Bruder dich so behandelt, oder?“, fragte die Frau nach einer Weile der Stille. „Schon“, gab der Junge leise zu. „Er muss sich noch daran gewöhnen, dass er einen Bruder hat.“ „Ja.“ „Das braucht seine Zeit.“ „Ich weiß.“ „Möchtest du mir nicht etwas von dir erzählen?“, fragte sie nun lächelnd. „Woher kommst du?“ Diego überlegte eine Weile, begann aber zu sprechen: „Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen. Mehr gibt es eigentlich nicht über mich zu erzählen. Als ich sechzehn wurde, habe ich erfahren, dass Zorro mein Bruder ist und habe beschlossen, mich auf die Suche nach ihm zu machen. Wer meine Eltern sind, weiß ich nicht, ich will es auch nicht wissen. Ich will nur bei meinem großen Bruder sein, weißt du? Und irgendwann so ein großartiger Schwertkämpfer sein, wie er es ist.“ Die Augen des Jungen leuchteten voller Begeisterung, als er von seinem Bruder sprach und seine Stimme wurde leicht schwärmerisch. Robin lächelte sanft, strich dem Kleinen einige Strähnen, die wild über seinem Gesicht hingen, hinter die Ohren und sah ihm in die blauen Augen. „Du bist deinem Bruder überhaupt nicht ähnlich.“, sprach sie ruhig. Diego erstarrte, ließ den Kopf sinken und wurde rot. „Ja?“, fragte er leise. „Ja. Aber das ist schon in Ordnung, ihr seid auch nicht gemeinsam aufgewachsen, vielleicht deshalb.“ „Ja, vielleicht“, murmelte Diego und drehte Robin den Rücken zu. „Ich lerne aber gern von ihm, irgendwann bin ich ihm ähnlich.“ „Vielleicht ist es gar nicht so großartig zu sein, wie jemand anderes?“, war Robins Antwort, doch Diego schüttelte nur zornig den Kopf. „Ich geh jetzt schlafen, morgen wird es anstrengend“, murmelte er und tapste unter Deck, wo er inzwischen eine eigene Hängematte besaß. Scheinbar hatte die Strohhutbande ihn, wenn auch für einen begrenzten Zeitraum, vollkommen aufgenommen. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Der nächste Tag begann wie der letzte, nur, dass statt der Sonne immer noch eine dunkle Wolkendecke am Himmel hing. Bis zum Mittag musste Diego Kraftübungen absolvieren, während sein Lehrmeister in der Ecke lag und schlief. Nach dem hervorragenden Mittagessen ging es weiter mit Schwertkampübungen, die Diego schon bald nicht mehr forderten. Er wollte neue Techniken lernen und nicht die einfachen Tricks, die er schon konnte, weiter üben. Doch als er Zorro danach fragte, erwiderte dieser nur: „Ich bin der Meister, du dämlicher Möchtegern. Erst lernst du die Grundtechniken perfekt und nicht so stümperhaft wie du sie jetzt beherrscht und dann zeige ich dir weitere Tricks. Also los! Noch mal von vorne.“ Am Abend war Diego wieder einmal erschöpft, vielleicht noch erschöpfter als am Vorabend, und fiel schnell in einen tiefen Schlaf. Die nächsten Wochen liefen nach gleichem Schema ab. Diego trainierte viel und hart, ließ sich von Zorro beleidigen, gehorchte ihm aber weiterhin. Nach zwei Monaten forderte Zorro seinen Schüler zu einem erneuten Duell heraus. Es war nicht mehr so heiß wie beim letzten, trotzdem zog Zorro sein Shirt aus, um es nicht zu beschmutzen oder zu zerreißen. Diego hatte nur sein Katana in der Hand und aus Fairness benutze Zorro ebenfalls nur eines seiner drei Schwerter. „Los geht’s“, sagte er und griff den Jüngeren an. Der Kampf dauerte nicht lang, schon lag Diego am Boden, Zorro stand über ihm und grinste. „Du bist so schwach, so unglaublich schwach. Hast du denn gar nichts gelernt? Wie soll aus dir nur was werden?“ Endlich nach monatelangen Qualen platzte Diego der Kragen. „Du bist so ein egoistischer Idiot! Weißt du das eigentlich? Ich trainiere jeden verdammten Tag und trotzdem beleidigst du mich“, schrie er nun seinen Lehrer an. „Was fällt dir ein so mit deinem Meister zu reden, du Wicht?“, entgegnete Zorro entsetzt und trat ein paar Schritte zurück. Diego erhob, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und brüllte weiter: „Ich will nicht mehr dein Schüler sein! Du bist gemein und ungerecht, du hasst mich, nur weil ich dein Bruder bin! Ich kam hierher um meinen Bruder zu treffen, mein großes Vorbild, und um zu sein wie er. Aber die anderen hatten recht, du bist es nicht wert ein Vorbild zu sein! Lass mich in Ruhe.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging unter Deck, ließ den verblüfften Schwertkämpfer allein an Deck stehen. Wütend sprang der Junge in seine Hängematte und eine Sekunde später flog Crew durch das offene Bullauge herein. „Arrr, es wird alles gut“, krächzte der Vogel und ließ sich auf Diegos Kopf wieder. Dieser sagte nichts, ignorierte den Vogel und sah sich seine Wunden an Bauch, Beinen und Armen an. „Weinst du?“, fragte Crew nun, als er sich nach vorne lehnte und ihm kopfüber in die Augen blickte. „Du weinst ja!“ „Lass mich“, fauchte Diego und riss sich ein Stück seines Shirtes ab, um seinen Arm zu verbinden. „Ich hasse ihn.“, murmelte der Junge und wischte sich über die Augen. „Er ist so ein Idiot.“ „Aye“, war Crews Antwort. „Aye, das ist er.“ Gerade als Diego sich ein zweites Stoffteil abriss, um sich notdürftig zu verarzten tapste Chopper mit einem riesigen Arztkoffer herein. „Darf ich dir helfen?“, fragte er schüchtern. Er hatte scheinbar Angst vor dem wütenden Jungen, der jedoch nur dankbar nickte. Während Chopper ihn verarztete war es still in der Kajüte. Einzig der Flügelschlag Crews war zu hören, wenn dieser mal wieder seinen Platz im Raum wechselte. „Zorro ist ein schwieriger Mensch“, begann Chopper nun ein Gespräch. „Er ist sehr jähzornig und es scheint, als sei ihm alles egal. Doch wenn es drauf ankommt, kann man auf ihn zählen. Er ist ein guter Nakama. Ich bin mir sicher, dass er dich nicht demütigen wollte.“ „Lass gut sein, Chopper. Ich habe zwei Monate jeden Tag für ihn geschuftet und nicht einmal ein Lob bekommen. Er war nur gemein, streng, beleidigend und unfair. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“, antwortete Diego. „Aber er ist doch dein Bruder!“, warf der Elch ihm vor. Diego nickte ganz leicht und murmelte: „Mein Bruder, wenn du das sagst.“ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Drei Tage herrschte absolute Funkstille zwischen den Brüdern. Sie ignorierten sich gegenseitig, gingen sich aus dem Weg. Am Abend des dritten Tages schlich sich Diego beim Abendessen hinaus, er wollte nicht in Zorros Nähe sein, da dieser guter Laune war und es ihm scheinbar nicht leid tat. An Deck erblickte Diego Crew, mit dem er reden wollte. Allerdings flog der Vogel hinauf zum Krähennest, weshalb sich Diego gezwungen sah, ebenfalls dorthin zu klettern. Da saß er nun, hoch oben über dem Meer, und redete mit seinem Papagei. Dieser hörte ihm zu, nickte immer wieder und schien Verständnis zu zeigen. Plötzlich jedoch flog er einfach davon. Als Diego aufstand, um zu sehen, wohin der Vogel flog, sah er Zorro, der gerade hinaufkletterte. Verdammt! Er war in der Falle, konnte nicht unbemerkt hinunter und setzte sich deshalb einfach auf den Boden des Krähennests und wartete auf die Standpauke Zorros. Diese blieb allerdings aus. Er sagte lediglich: „Was? Du hier?“ „Mir war danach. Crew war hierher geflogen und deshalb sitz ich hier“, murmelte der Junge. „Ah. Was dagegen, wenn ich mich dazu setze?“ „Nein.“, murmelte er zögernd. Da saßen sie nun, hoch über dem Meer, über ihnen funkelten die Sterne. Der Wind wehte sanft, ließ die Flagge über den beiden tanzen und Diego leicht frösteln. Ohne zu fragen legte Zorro einen seiner starken Arme um den Jungen und zog ihn zu sich, um ihn zu wärmen. Tatsächlich wurde ihm schlagartig wärmer, sein Bruder strahlte eine unglaubliche Hitze aus. „Ich möchte, dass du mir zuhörst.“, flüsterte Zorro nun. „Weshalb ich dich gequält und gedemütigt habe, ist dir scheinbar nicht bewusst. Kämpfen ist hart, das Training ist härter. Natürlich war ich am Anfang böse auf dich, du tauchst hier auf, sagst, dass du mein Bruder seist und stellst alles auf den Kopf. Ich wollte dir am Anfang das Leben schwer machen mit dem Training und ich dachte, dass du schnell aufgibst. Aber du hast nicht aufgegeben, was mich beeindruckt hat. Mit dem harten Training und den Beleidigungen wollte ich dich mehr anspornen. Du solltest mich hassen und mir dann beweisen wollen, dass du es besser kannst, als ich es immer behaupte. Was soll ich sagen? Es hat geklappt. Der Kampf war spitze. Schon im ersten Kampf warst du sehr, sehr gut, dein Kampfstil ist gewöhnungsbedürftig, aber gut. Wenn du mir erlaubst, weiterhin dein Trainer zu werden, lehre ich dich im Kampf mit dem Wakizashi und dann kannst du die Dolche mit in deinen Kampf einbauen. Ich hoffe, du verzeihst mir. Ich würde mich freuen, wenn ich dich wieder unterrichten dürfte, mein Bruder.“ Diego starrte den Älteren an. „Ist das dein ernst?“, fragte er. „Du bist ... du bist unglaublich.“ Er war immer noch böse, so einfach würde er ihm nicht verzeihen. Doch Zorro lachte nur leise und drückte ihn an sich, da Diego wieder zu frieren begann. Sie saßen also dort oben, unter ihnen das Schiff und das tiefschwarze, unendliche Meer. Über ihnen das unendliche Himmelszelt mit funkelenden Sternen und einem freundlich lachendem Mond. Als Diego hinüber zu Zorro sah und dieser ihm direkt in die Augen blickte und lächelte, erstarrte der Jüngere. Ihm wurde erneut ganz warm, sogar recht heiß und er spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. Ebenfalls, und das verwirrte ihn, spürte er sein Herz, wie es gegen seine Rippen donnerte und ein seltsames, wenn auch angenehmes, Gefühl im Magen. „Also?“, flüsterte Zorro nun und kam seinem Bruder noch ein Stück näher. „Verzeihst du mir?“ Er blickte Diego so an, wie er noch nie vorher einen Menschen angeschaut hatte. In seinem Blick lag Liebe und ein Flehen. Noch nie hatte Lorenor Zorro einen Menschen angefleht, ihm zu verzeihen. Und noch nie hatte er einen Menschen mit so einem liebevollen Lächeln und dem gewissen Glitzern der Liebe in den Augen angeblickt. „Ja“, hauchte Diego ergeben und senkte den Blick. „Ja, ich verzeihe dir.“ „Danke, mein Bruder“, antwortete Zorro nun und lehnte sich zurück „Mein Bruder“, wiederholte Diego noch leiser. Sanft wiegte die See das Schiff in seinem Takt und Diego lehnte sich an die starke Schulter seinen großen Bruders und schloss die Augen. Kalt war ihm nun nicht mehr, eher zu warm, doch er fühlte sich sehr wohl in Zorros Arm und schlief deshalb in wenigen Sekunden ein. Am nächsten Morgen gingen beide gemeinsam zum Frühstück, um allen zu beweisen, dass sie sich wieder vertragen hatten. Als Diego dann Sanji beim Abräumen half, sah er sein Spiegelbild in einem der Töpfe und erschrak. Seine grünen Haare waren ein ganzes Stück gewachsen und am Scheitel wuchsen die Haare dunkel nach. Ohne sich etwas anmerken zu lassen schlich der Junge aus dem Essensraum und wühlte in seinen Sachen, die er von seiner Nussschale mitgebracht hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte er ein Kopftuch im dunkleren Lila gefunden, welches perfekt zu seiner schwarz-lila Kleidung passte. Er band es sich um und ging dann zurück zu den anderen, denen diese kleine Veränderung scheinbar gar nicht aufgefallen war. Nur Robin sah etwas verblüfft zu ihm herüber, scheinbar beobachtete diese Frau ihre Umgebung genauer, als die anderen. Sie war klug und verdammt gefährlich. Nach dem Frühstück ging dann das Training für Diego weiter. Es war immer noch hart und anstrengend, doch Zorro beleidigte seinen Bruder nicht mehr so stark, lobte ihn sogar ab und zu und nannte ihn öfter Bruder. Diego fühlte sich stark und stolz, der beste Schwertkämpfer der Welt war nun sein Lehrer, sein Freund, sein großer Bruder. Gab es etwas Besseres? Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- „Land in Sicht!“, rief Ruffy begeistert. Schon seit Monaten war die Flying Lamb unterwegs und inzwischen waren die Vorräte fast aufgebraucht. Deshalb waren alle begeistert und stürmten an Deck, als die Nachricht des Captains ausgerufen wurde. Selbst Diego und Zorro unterbrachten ihr tägliches Training, um sich an die Reling zu stellen und auf die kleine Insel vor ihnen zu blicken. Leider schien die Insel, jedenfalls von dieser Seite aus, unbewohnt, doch der Captain befahl, auf den Sandstrand zuzusteuern. Alle wollten an Land, sich die paradiesische Insel mit ihren Palmen und dem schneeweißen Sand genauer anschauen. Wenig später fanden sich die Strohhüte an eben diesem endlosen Sandstrand wieder. „Ich will mich etwas ausruhen.“, sagte Nami, die, wie alle, ihre Badekleidung unter der normalen trug. Sie zog ihre Kleidung aus, legte sich dann nur vom Bikini bedeckt in den weichen Sand. Robin machte es ihr nach, auch sie genoss die Sonne auf ihrer Haut, den weichen Sand unter ihren Füßen. Als Ruffy nun seinen Schwimmreifen aufblies und sich ebenfalls sein Shirt über den Kopf zog, war Diego leicht verwirrt. Wollte der Teufelsfruchtesser etwas schwimmen gehen? Tatsächlich. Lysop, Chopper und er stürmten auf das Meer zu und wenig später waren alle drei darin. Chopper und Ruffy konnten mit den Schwimmreifen um ihre Hüften sogar schwimmen. So etwas hatte der Junge noch nie gesehen. „Geht auch schwimmen, wir wollen ein paar Frauengespräche führen“, sagte Nami zu Sanji, Zorro und Diego. „Wenn du das wünscht“, säuselte Sanji begeistert, zog sich ebenfalls aus und lief ins Wasser. „Komm mit.“, sprach nun Zorro zu seinem Bruder, der nur nickte. Sein Kopftuch nahm Diego jedoch nicht ab, schon lange hatte ihn niemand ohne dieses gesehen. Er entkleidete sich und wartete auf Zorro, der sich ebenfalls das Shirt über den Kopf zog. Als der Schwertkämpfer seine Muskeln preisgab, erstarrte Diego erneut kurz. Gebannt musterte er den perfekten Körper des Mannes, betrachtete die Narbe, die quer über seine Brust verlief, und spürte erneut diesen Gefühl im Magen und das Rasen des Blutes in seinen Adern. Schnell blickte er hinüber zu den anderen Männern, die bereits im Wasser waren, doch obwohl objektiv gesehen die anderen ebenfalls muskulös und wirklich hübsch anzusehen waren, rief niemand diese Gefühle in Diego hervor wie Zorro es unbewusst tat. Auch sah der Junge nun hinüber zu den Frauen, die wirklich wunderschön waren, doch keine reizte ihn so, wie sein eigener Bruder. Das war doch verrückt! „Komm“, sagte Zorro, der nun bereits mit den Knöcheln im Wasser stand. „Oder traust du dich nicht, Brüderchen?“ Diego lachte laut auf, sprang dann mit großen Schritten auf das Meer zu und war noch vor seinem älteren Bruder unter Wasser getaucht. Im Wasser tobten und spielten die Bande wie kleine Kinder, sie lachten, zogen sich gegenseitig unter Wasser oder veranstalteten Wettschwimmen, die fast immer Zorro gewann. Diego war abgelenkt von ihm. Immer, wenn er ihn berührte, durchzuckte etwas seinen Körper, vergleichbar mit einem kleinen Stromstoß. Doch er genoss es auch gleichzeitig, wenn Zorro ihn anlächelte, ihn packte und unter Wasser zerrte oder gemeinsam mit ihm eben dies mit Sanji oder Lysop tat. Der Tag war herrlich, doch leider viel zu kurz. Nachdem die Crew aufs Schiff zurückgekehrt war, beschloss sie, um die Insel herum zu segeln, denn irgendwo müsste ihrer Meinung nach eine Stadt sein. Die ganze Nacht also schlief die Crew nicht, sie segelten um die Insel herum und als die Sonne bereits näher kam, erblickten sie Umrisse einer Stadt. Freudig sage Sanji: „Hervorragend, ich hoffe, wir können neuen Proviant besorgen.“ „Endlich wieder Land“, seufzte Nami zufrieden. „Ich bin fast verrückt geworden, ich brauche neue Kleidung.“ Robin lächelte leicht und nickte. Chopper sprach davon, sich nach neuen Medizinbüchern umzuschauen, Lysop wollte nach neuen Basteleien zu besorgen und Ruffy dachte nur ans Essen. „Was willst du an Land machen?“, fragte Chopper dann Diego, der nur schweigend neben seinem Bruder stand und ihn kurz ansah. „Ich will dich an Land nicht sehen“, meinte dieser brummend, lächelte dann aber leicht und gab ihm damit zu verstehen, dass er tun und lassen konnte, was er wollte. „Ich muss mir die Haare schneiden“, sagte er und zog sich das Kopftuch enger um den Kopf. „Ich sehe schon fast nichts mehr.“ „Nami kann dir auch die Haare schneiden. Sie ist wirklich gut darin“, sprach der Elch und lächelte. „Wirklich? Gut, wenn wir wieder an Bord sind, dann vielleicht. So ist es dann sicherlich günstiger.“, antwortete Diego. Ein Glück wusste niemand, weshalb er sich die Haare unbedingt an Land schneiden wollte. Doch bald, so wusste er, musste er nicht mehr das lästige Tuch um den Kopf tragen, soviel war sicher. Wenig später ging die Crew an Land, einzig Zorro blieb zurück, um auf das Schiff aufzupassen. Er nutzte die Zeit für ein ausgiebiges Nickerchen, denn sein Schlafverhalten hatte sich seit der Ankunft seines Bruders geändert. Während des Trainings döste er meist nur, konnte nicht schlafen, da sein Schützling seine Aufsicht und seine Tipps benötigte. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- An Land teilte sich die Crew in kleine Gruppen auf, jeder tat das, was er tun wollte und musste. Diego streifte mit Crew auf der Schulter durch die Gassen, bestaunte die Häuser und sah sich die Schaufenster der kleinen Läden an. Es war faszinierend nach so langer Zeit auf hoher See wieder festen Boden unter den Füßen und Zivilisation um sich zu haben. Von der Strohhutbande hatte er etwas Taschengeld bekommen, was er jedoch nicht ausgeben wollte. Er war ein Meister im Klauen und wollte nicht, dass die Strohhüte für ihn bezahlen mussten. Die Piratenbande hatte den kleinen Bruder Zorros scheinbar wirklich aufgenommen, was Diego einerseits freute, andererseits jedoch auch verängstigte. Es dauerte nicht lange, da fand Diego was er brauchte. In einem Friseursalon stand ein kleiner grüner Topf, genau danach hatte er gesucht. Da der Laden ziemlich klein war beschloss der Junge, das Produkt doch zu kaufen. Er verstaute das Töpfchen in seiner Tasche und verließ den Laden, hoffte dabei, nicht von den anderen Crewmitgliedern gesehen zu werden. Die Sonne ging bereits wieder unter, als die Crew langsam zurück zur Flying Lamb kam. Diego war einer der letzten, nur Robin und Nami fehlten noch, die anderen Männer standen bereits an Deck und warteten. „Diego! Was machst du denn hier?“, rief nun eine ihm bekannte Stimme, als er gerade an Bord gehen wollte. Als er sich umdrehte, sah er einen Jungen in seinem Alter, mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Seine Haare waren in etwa so lang wie Diegos und verdeckten sein linkes Auge fast vollkommen. Der Junge trug eine lange, schwarze Hose und ein schwarzes T-shirt, auf dem ein Totenkopf abgebildet war. „Ich kenne dich nicht“, sagte Diego schnell und drehte sich wieder um. „Aber Lorenzo Diego! Ich bin mir sicher, dass wir uns kennen. Wir sind doch im gleichen Heim aufgewachsen. Was machst du hier?“, rief der Junge erneut, doch Diego ignorierte ihn. „Sag mal, du musst mich doch kennen. Sagt dir der Name Monster nichts? Komm schon, du kennst mich!“, nun wurde der andere Junge wütender, schrie nun laut, sodass sich bereits Leute am Steg nach ihm umdrehten. „Lass mich in Ruhe. Ich kenne keinen Monster“, fauchte Diego wütend. Nun wurde der Fremde noch wütender und sprang vor ihm auf den Steg, so dass es Diego unmöglich war, an ihm vorbei zu kommen. „Du kennst mich, verdammt! Jetzt tu nicht so stolz!“, brüllte Monster. „Vielleicht kommt deine Erinnerung zurück, wenn wir kämpfen? Los, ich fordere dich heraus. Oder hast du etwa Angst?“ Kurz sah Zorro zu seinen Freunden an Deck der Flying Lamb, sah auch Zorro und ihm wurde bewusst, dass er unmöglich kneifen konnte. „Gut, kämpfen wir. Niemand nennt mich einen Feigling“, sprach Diego. Beide bauten sich voreinander auf dem Steg vor der Flying Lamb auf, Diego zückte seine Schwerter und nahm einen Dolch zwischen die Zähne. Sein gegenüber hatte keine Waffen in der Hand, doch Diego wusste, was das zu bedeuten hatte. „Los geht’s“, fauchte er nun und duckte sich. Wie eine Katze bereitete er sich auf den Sprung vor, während Monster nur gelassen da stand und ihn beobachtete. Mit einem riesigen Satz sprang Diego nun auf seinen Gegner zu, verletzte ihn mit dem Katana am Arm, doch wurde dann sofort zurück geworfen. Monster hielt einen riesigen Felsen wie eine Feder in der Hand und stieß ihn damit von sich. „Ich hasse Teufelsfrüchte“, brummte Diego wütend und sprang erneut auf ihn zu. Monster schleuderte kleinere Felsbrocken in seine Richtung, die Diego aber geschickt auszuweichen wusste. Er schaffte es, vor seinem Gegner zu stehen und ihn erneut zu verletzen, sprang dann jedoch einen Satz zurück, um nicht erneut von den Steinen verletzt zu werden. „Du wirst verlieren“, drohte Monster ihm. „Ich habe mich gerade erst aufgewärmt, mein Freund.“ „Ich weiß“, antwortete Diego. „Du bist so feige.“ „Was du nicht sagst.“ Im nächsten Augenblick war Monster hinter einer Rüstung aus Stein verschwunden und der Kampf ging in die zweite Runde. Er feuerte weiterhin Steine auf seinen Gegner, doch Diego konnte diesen ausweichen. Mehr blieb ihm auch nicht übrig, da seine Schwerter nichts gegen die Felsen und gegen Monsters Rüstung auszusetzen hatten. Jedoch kannte er auch die Schwäche seines Gegners und es gelang ihm in einem unbeobachteten Moment hinter ihn zu springen. Sein Rücken war ungeschützt, weshalb es Diego gelang, ihn dort zu verletzten. Doch im nächsten Augenblick wandte sich Monster um und warf erneut Steine auf ihn. Wie eine Raubkatze sprang Diego hoch in die Luft und landete einige Meter von Monster entfernt auf dem Steg. Sein Gegner feuerte weiterhin mit Leichtigkeit tausende Steine auf den Schwertkämpfer und dieser wurde allmählich müde vom ganzen Springen und Ausweichen. Die Müdigkeit, immerhin hatte er die Nacht wenig Schlaf bekommen, führte nun zu Unkonzentriertheit und diese war der Grund dafür, dass sich Diego vertrat und zu Boden fiel. Dies sollte das Ende für Diego sein, soviel war sicher, denn Monster schleuderte schon den nächsten Felsblock auf seinen Gegner zu. „Lass meinen Bruder in Ruhe!“, brüllte Zorro, der nun vor dem zu Boden liegenden sprang und den nahenden Felsen mit seinen Schwertern in kleine Stücke schlug. „Schluss jetzt! Es ist nicht fair, gegen einen Nicht-Teufelsfrüchteesser zu kämpfen, du solltest dich schämen.“ Der Schwertkämpfer half nun seinem Bruder auf die Beine, welcher einige Schritte zur Seite machte und den Kopf sinken ließ, wohl wissend, was als nächstes passieren würde. „Dein Bruder?“, fragte Monster verwirrt und ließ nun seinen Steinmantel fallen. „Das ist nicht dein Bruder.“ „Natürlich ist er mein Bruder. Lorenor Diego und ich bin Lorenor Zorro.“, sprach Zorro nun mit einem gewissen Stolz in der Stimme. „Was? Das ist Lorenzo Diego, nicht Lorenor. Er ist mit mir im Waisenhaus aufgewachsen und seine Eltern waren arme Bauern, die bei einem Brand ums Leben kamen. Diego lief vor Jahren fort um einen Schwertkämpfer zu suchen, er wollte sein Schüler werden.“, erklärte Monster nun. Zorro sah zu Diego und fragte: „Ist das wahr?“. Doch dieser schwieg nur, sah einfach nicht zu seinem Bruder hinüber. „Was sollen eigentlich die grünen Haare?“, fragte Monster nun abwertend. „Ach, jetzt wird’s mir klar. Zorro ist der Schwertmeister, von dem du so geschwärmt hast!“ Sein alter Freund lachte nun und Diego spürte, wie er erneut rot wurde und murrte: „Ich hab nicht geschwärmt.“ „Nimm das alberne Kopftuch ab!“, befahl Monster ihm nun grinsend. „Nein.“ Nun sprang sein Freund auf Diego zu und riss es ihm vom Kopf. Der Strohhutbande wurde nun bewusst, weshalb der Junge es die ganze Zeit getragen hatte. Sein Scheitel war dunkel, ein Lilastich war in seinen Haaren zu erkennen. „Da ist der lila Schopf, den wir von dir kennen, Diego-chan.“, sprach Monster nun grinsend. Obwohl Diego ihn in diesem Augenblick hasste, immerhin hatte er seine Tarnung verraten, umarmte er seinen langjährigen Freund nun und murmelte: „Schön, dich wieder zu sehen, Kumpel.“ „Oh ja“, antwortete Monster. „Ich würde dir jetzt gern alles von meinem Leben erzählen, aber mein Captain wartet auf mich, ich muss gehen. Wir sehen uns bald wieder. Und es tut mir Leid, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe.“ Er grinste ironisch und Diego wusste, dass es nicht ganz ernst gemeint war. Er kannte Monster nun schon seit er ein Baby war, er war sein wahrer Bruder, jedenfalls dem Gefühl nach. Zorro jedoch war nun bereits an Bord der Flying Lamb und als Monster verschwunden war, blieb Diego unschlüssig am Steg stehen. „Komm mit“, sprach nun Nami, die den Kampf und vor allem das Ende mit angesehen hatte und zog ihn mit an Bord. „Du gehörst immer noch zur Crew.“ Diego stiefelte der Frau mit gesenktem Kopf nach und als er zu den anderen kam, empfingen ihn alle mit einem endlosen Schweigen. Trotzdem stach die Flying Lamb samt Diego in See und die Crew beschloss, das Gespräch mit Diego auf den nächsten Morgen zu verschieben. Diego schlief schlecht, nein er schlief sogar gar nicht. Deshalb beschloss er hinaus zu gehen und etwas in die Sterne zu blicken. Er kletterte auf den Schafskopf der Galionsfigur und sah hinunter ins Meer. Kurz überlegte er, einfach zu springen und abzuhauen, doch er wusste, dass es ihn töten würde. Nicht, weil er den Sprung nicht überleben würde, es würde ihn töten, nicht bei Zorro zu sein, auch wenn dieser ihn nun hasste. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Die Tage vergingen wie im Flug. Diego schwieg die meiste Zeit, nur das nötigste wurde gesprochen. Wenn die Anderen ihn nach dem Grund für seine Lügen fragten, schüttelte er nur den Kopf. Er wollte, dass Zorro der erste sein würde, der von den Gründen erfuhr. In der Nacht schrieb er oft seine Gedanken nieder, um sie zu sammeln für den Tag, wenn er Zorro alles gestand. Zorro. Das war das unerträglichste. Auch er schwieg, sobald Diego den Raum betrat, er sah ihn nicht einmal mehr an. Das brachte den Jungen jeden Abend zum Weinen. Immer, wenn er auf dem Schafskopf vorne am Buck saß und schrieb, sah er Zorros Gesicht vor sich, wie er ihn anlächelte und sogar voller stolz auf ihn hinab sah. Im nächsten Augenblick sah er dann sein enttäuschtes Gesicht, seine Ignoranz, all das, was ihn so sehr verletzte. Tagsüber setzte der Schwertkämpfer sein Training fort, auch wenn sein Meister nun kein Interesse mehr an seinen Forschritten hatte. Was Diego nicht wusste, auch Zorro ging es schlecht. Er dachte ständig über Diego nach, versuchte seine Gründe zu erfahren, doch ihm leuchtete nicht ein, weshalb er ihn so belogen hatte. Jedoch beeindruckte es ihn, dass der Junge trotz allem weiterhin trainierte. Scheinbar war ihm sein Training wirklich wichtig. Inzwischen war alles grün aus Diegos Haaren gewachsen und sein langer Schopf, der ihm wild ins Gesicht hing, hatte nun eine dunkle lila Farbe. Zorro fand, dass es ihm besser stand als das Grün und lächelte leicht, wenn er ihn beim Kämpfen und Trainieren beobachtete. Tief in seinem inneren war ihm bewusst, dass er seinen Freund vermisste, dass sein Lachen und seine ganze Art ganz einfach fehlte. Doch er war zu stolz, den ersten Schritt zu tun. „Land in Sicht!“, ertönte Ruffys Stimme späten Nachtmittags über die Flying Lamb. „Scheint unbewohnt zu sein, wir gehen trotzdem an Land.“ Die Crew stimmte zu und so segelte das Schiff nahe an den Strand heran und die Crew setzte sich in das kleine Beiboot und paddelte zum Land. „Endlich festen Boden“, freute sich Chopper und lief mit Lysop erst einmal ein paar Meter durch den groben Sand des Strandes. „Heute schlafen wir an Land und schauen dann morgen, ob wir etwas essbares finden“, beschloss der Captain und seiner Crew blieb nichts anderes übrig als auch hierbei zuzustimmen. Aus Ästen und Blättern bastelten sie einen kleinen Unterschlupf, falls es regnen sollte. Echte Piraten schliefen jedoch unter freiem Himmel und so zündete Zorro ein Lagerfeuer an, um das sich alle versammelten. Sanji benutzte jener Feuer als Kochstelle und briet einige Fische, die Lysop, Ruffy und Chopper am Tage gefangen hatten. Alle saßen nun ums Feuer herum, nur Diego hatte sich abseits, weit weg von den anderen unentdeckt, auf einen Felsen am Strand gesetzt und ließ seine blanken Füße ins kalte Meer baumeln. Plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich und erstarrte. „Darf ich mich setzen?“ Diego spürte, wie seine Wangen erröteten. Er konnte nicht Antworten, ihm fehlten die Worte, so nickte er nur und Zorro ließ sich neben ihm nieder. Eine Weile saßen beide einfach schweigend nebeneinander, Diego hörte sein Herz laut schlagen und wusste, dass Zorro es auch hören musste. „Erklär mir, wieso“, sprach Zorro nun ruhig. Diego holte tief Luft, er wollte nicht stottern oder stoppen, und dachte an die Worte, die er Nacht für Nacht aufgeschrieben hatte. Alle Worte nur für diesen Augenblick: „Ehm.“ Er stockte, dachte nach, doch die Worte fielen ihm nicht ein. So sprach er einfach ehrlich heraus, genau das, was er gerade dachte: „Du warst schon lange ein Vorbild für mich und mein Wunsch war es, dass du mein Lehrmeister wirst. Im Waisenhaus habe ich von nichts anderem geredet und als ich dann los zog, um dich zu finden, bekam ich es mit der Angst zu tun. Es gibt so viele Geschichten über dich und die Strohhüte und ich dachte, dass ihr mich sicher nicht aufnehmen werdet, wenn ich einfach so auf euer Schiff kommen wollte. Deshalb dachte ich mir das mit der Bruderschaft aus, ich dachte, den Bruder Zorros würden sie sicher nicht von Bord jagen. Es tut mir Leid, ich hätte das nicht machen sollen, das war mehr als doof von mir.“ „Ja, das war es“, antwortete Zorro. „Du hättest auch so mein Lehrling sein können.“ „Du hasst mich jetzt, oder?“ „Nein. Ich bin zwar sauer auf dich, aber hassen ist was anderes.“ Zorro lachte kurz und meinte: „Ich hasse Sanji zum Beispiel.“ Diego schmunzelte leicht und murmelte: „Aber gleich wirst du mich hassen. Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muss.“ „Achja?“, fragte Zorro gespannt. „Was denn?“ Erneut schwieg Diego. Er sah hinaus aufs weite Meer, in dem nun die Sonne versank und den Himmel blutrot färbte. Es sah fast so aus, als würde das Meer die Sonne verschlingen und der Himmel deshalb mit dem Blut der Sonne benetzt war. Doch man erkannte bereits einige Sterne, die mutig den Himmel eroberten und die Sonne nun ganz verdrängen wollten, um den Weg für den großen, hellen Mond frei zu machen. Das Meer wiederum umspülte die nackten Füße der beiden sanft und kühlte sie so sehr, dass Diego erneut fröstelte. Als Zorro ihm den Arm um die Schulter legte, um ihn zu wärmen, zuckte Diego stark zusammen. Er sah zu dem älteren hinüber und seufzte. „Lass das“, murmelte er. „Wieso das?“, fragte Zorro verwirrt und ließ ihn los. „Deshalb.“ Ohne richtig zu überlegen drückte Diego seinem älteren Freund die Lippen auf die seine. Der Kuss an diesem Bilderbuch romantischen Ort dauerte nur eine Sekunde, doch die reichte Diego, um es ein für alle mal festzustellen. „Ich habe mich in dich verliebt“, sprach er es nun aus. „Es tut mir leid.“ „Aber. Aber das geht doch nicht!“, antwortete Zorro verdutzt und rückte ein Stück von Diego weg. Der Jüngere zitterte nun am ganzen Körper, vor Kälte, aber auch scheinbar vor Angst. „Wir sind beides Männer!“, meinte Zorro. „Ich weiß“, murmelte Diego. „Aber es ist nun mal so. Es tut mir Leid. Jetzt hasst du mich eindeutig, oder?“ „Ich... weiß nicht“, antwortete der Schwertkämpfer und stand auf. „Lass mich ... Lass mich nachdenken.“ Mit diesen Worten verschwand er und ließ den Jüngeren allein auf seinem Felsen zurück. (Ende) ...oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)