Onii-sensei von Piratin ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Etwa eine Stunde später rief Zorro ihn zu einem erneuten Training. Diesmal musste er mit dem Katana Übungen in der Luft machen, immer wieder unnachgiebig. Es war anstrengend und nervig, da es immer die gleichen Bewegungen waren, doch Zorro ließ keine Pause zu, beleidigte Diego, wenn er es nicht richtig machte und gab ihm sogar zur Strafe Liegestütze auf. Am Abend, als Sanji zum Abendessen rief, war der Junge so fertig, dass er nur schwer den Löffel für die Suppe halten konnte. Bei jeder Bewegung zitterte er, seine Muskeln brannten und sein Kopf tat weh. „Morgen früh geht es weiter“, sagte Zorro, der völlig entspannt die Suppe aß. „Und morgen wird es richtig hart, Waschlappen.“ Diego nickte eifrig, versuchte Zorro nicht zu zeigen, wie kaputt er war. Er wollte vor seinem Bruder stark sein. „Und? Wie fühlt man sich so als großer Bruder?“, fragte Lysop nun Zorro und grinste breit. „Ich hätte gern einen kleinen Bruder.“ „Er ist nicht mein Bruder“, fauchte Zorro wütend. Dies verletzte Diego. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen, Zorro hatte ihn also noch immer noch als seinen Bruder akzeptiert. „Du bist immer so gemein zu dem kleinen, kannst du nicht einmal Gefühle zeigen?“, maulte Nami ihn nun an. „Du bist so stur.“ „Lass mich in Ruhe, dumme Pute.“, brummte er, worauf Sanji gleich wieder protestierte. Im Rummel des Streits bemerkte niemand, wie sich Diego leise hinausstahl und zum Bug des Schiffes ging. Der Mond war bereits aufgegangen, doch er versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke. Nur vereinzelt lugten einige Sterne zwischen dem schmutzigen Grau der Wolken hervor und funkelten den Piraten frech an. Dieser schaute auf das tiefblaue Meer unter sich und seufzte leise. Crew war noch in der Kombüse, weshalb sich Diego mehr als einsam fühlte. Plötzlich hörte er ein paar Schritte hinter sich. Erschrocken drehte er sich um, den Dolch gezückt. „Ich tu dir nichts“, beruhigte eine weibliche Stimme ihn. Robin lächelte sanft und stellte sich neben den Jungen, blickte dann gemeinsam mit ihm über die Reling auf das tiefe Meer. „Es muss schlimm sein, dass dein Bruder dich so behandelt, oder?“, fragte die Frau nach einer Weile der Stille. „Schon“, gab der Junge leise zu. „Er muss sich noch daran gewöhnen, dass er einen Bruder hat.“ „Ja.“ „Das braucht seine Zeit.“ „Ich weiß.“ „Möchtest du mir nicht etwas von dir erzählen?“, fragte sie nun lächelnd. „Woher kommst du?“ Diego überlegte eine Weile, begann aber zu sprechen: „Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen. Mehr gibt es eigentlich nicht über mich zu erzählen. Als ich sechzehn wurde, habe ich erfahren, dass Zorro mein Bruder ist und habe beschlossen, mich auf die Suche nach ihm zu machen. Wer meine Eltern sind, weiß ich nicht, ich will es auch nicht wissen. Ich will nur bei meinem großen Bruder sein, weißt du? Und irgendwann so ein großartiger Schwertkämpfer sein, wie er es ist.“ Die Augen des Jungen leuchteten voller Begeisterung, als er von seinem Bruder sprach und seine Stimme wurde leicht schwärmerisch. Robin lächelte sanft, strich dem Kleinen einige Strähnen, die wild über seinem Gesicht hingen, hinter die Ohren und sah ihm in die blauen Augen. „Du bist deinem Bruder überhaupt nicht ähnlich.“, sprach sie ruhig. Diego erstarrte, ließ den Kopf sinken und wurde rot. „Ja?“, fragte er leise. „Ja. Aber das ist schon in Ordnung, ihr seid auch nicht gemeinsam aufgewachsen, vielleicht deshalb.“ „Ja, vielleicht“, murmelte Diego und drehte Robin den Rücken zu. „Ich lerne aber gern von ihm, irgendwann bin ich ihm ähnlich.“ „Vielleicht ist es gar nicht so großartig zu sein, wie jemand anderes?“, war Robins Antwort, doch Diego schüttelte nur zornig den Kopf. „Ich geh jetzt schlafen, morgen wird es anstrengend“, murmelte er und tapste unter Deck, wo er inzwischen eine eigene Hängematte besaß. Scheinbar hatte die Strohhutbande ihn, wenn auch für einen begrenzten Zeitraum, vollkommen aufgenommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)