Earning Angel Wings von fiZi ================================================================================ Kapitel 9: ~: Acclimatization :~ -------------------------------- » Bei vielen Menschen müssen die Erzengel bestimmt Überstunden machen. « (Dr. Ebo Rau) ~* Erde, Lokis Appartement im offiziell nicht vorhandenen 13. Stock des Kazewolkenkratzers, der nächste Morgen *~ Ein weiteres Mal berührte Eve prüfend ihre Ohren, und starrte dabei wie hypnotisiert in den Spiegel. Nein, sie waren tatsächlich nicht zu sehen. Aber sie konnte spüren, dass dort nicht nur die schlichten, an kleine Diamanten erinnernde Stecker waren, die in dem Licht der Lampen funkelten. Ihre scheinbar in der Luft schwebenden Finger konnten feine Ketten, an denen sich verschiedene winzige Steinchen unterschiedlicher Form befanden ertasten. Diese waren anscheinend verbunden mit weiteren Klemmen, die vor allem in der Mitte und dem oberen Teil ihres Ohres befestigt waren. Aber sie konnte sie nicht sehen! Die junge Frau starrte ihr kindliches Spiegelbild, das ihren Blick aus großen, rehbraunen Augen erwiderte noch einige Sekunden länger an. Dann beschloss sie, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie könnte ohnehin mit niemand anderem als den Dämonen darüber sprechen. Und dass der ganze Schmuck unsichtbar war, sollte ihn mit Sicherheit genau vor deren neugierigen Augen verbergen. Auch wenn sich ihr der Sinn der Ohrringe an sich nicht erschloss. Nervös nestelte der Engel an der nagelneuen Schuluniform, die mit der kurzärmligen weißen Bluse, um deren kleinen Stehkragen ein dunkelblaues Seidenband gebunden war, dem schlichten, V-artig ausgeschnittenen, ärmellosen Strickpullover in dunkelblau, dem knapp über dem Knie endenden Bundfaltenrock und den Söckchen in der gleichen Farbe sehr adrett wirkte. Und die Eve nachdrücklich daran erinnerte, dass sie im Moment aussah wie eine Zwölfjährige. Sie hatte sich ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, doch das ließ sie keineswegs älter erscheinen. Höchstens noch ordentlicher. Sie seufzte und beschloss, das Bad, das sie nun schon sicherlich eine halbe Stunde lang blockiert hatte, zu verlassen und ihrem Peiniger – denn um nichts anderes handelte es sich hier, er hatte sie sogar im Schlaf verfolgt - gegenüber zu treten. Hoffentlich konnte sie ihm in die Augen sehen ohne rot zu werden. Nach dem Zwischenfall in der Küche hatte er ihr gestern Abend lediglich ihr komplett neu eingerichtetes Zimmer gezeigt und sie dann mit einem geraunten „Süße Träume“ alleine gelassen. Der Raum hatte ebenso großzügige Maße wie anscheinend alles in der Wohnung. Loki hatte gnädigerweise das Licht angemacht, so dass sie ohne Probleme alles in voller Pracht sehen konnte. Von dem schwarz lackierten Bett mit der mit blutrotem Satin bezogenen Bettwäsche hatte sie sich hastig abgewandt. Stattdessen hatte sie, um sich abzulenken und ihre überreizten Nerven etwas zu beruhigen, den dunklen Schreibtisch samt dazu passendem Schreibtischstuhl angesehen. Das Farbschema zeugte eindeutig von dämonischem Geschmack. Als sie ihren ebenfalls schwarzen Schulrucksack entdeckt hatte, hatte sie nicht widerstehen können und einen Blick hinein geworfen. Neben einem Ordner, einem Schlampermäppchen mit einer großzügigen Stiftauswahl und einem Block enthielt er nichts. Dafür waren der große Spiegelschrank und die Kommode bis zum Bersten mit Kleidung gefüllt, und diesmal hatte sich derjenige bemüht, sich zumindest farblich ein wenig an dem gängigen Engelscolorit zu orientieren. Die Schnitte waren allerdings allesamt sehr figurbetont und knapp geschnitten. Und als sie die Schublade mit der Unterwäsche aufzog, quoll diese beinahe über vor feinster Lingerie mit Rüschen, Schnüren und zum Teil auch durchsichtigen Elementen. Es war nichts zu gewagtes dabei aber Eve war sich nicht sicher, ob sie diese Dessous als Erwachsene anziehen würde, und im Moment besaß sie den Körper einer Zwölfjährigen. Schließlich war die Erschöpfung wiedergekommen. Sie war in den bereitliegenden weißen Schlafanzug geschlüpft – die kleinen aufgedruckten Engechen hatten ihr ein schiefes Lächeln entlockt – war ins Bad gegangen, hatte sich schnell gewaschen und mit einer funkelnagelneuen Zahnbürste die Zähne geputzt. Anschließend war sie in die ungewohnt kühlen Laken geschlüpft. An dieses Material musste sie sich zweifellos erst gewöhnen. Sie war dann erstaunlich schnell eingeschlafen – ihr Körper war nach wie vor total geschwächt – was sie allerdings leider nicht davon abgehalten hatte, die ganze Nacht von dieser Szene am Kühlschrank zu träumen. Die Blonde verbannte alle weiteren Erinnerungen in diese Richtung rigoros aus ihren Gedanken und betrat die Küche, die von der aufgehenden Sonne in zart orangefarbenes Licht getaucht wurde. Sofort bemerkte sie die geöffneten Glastüren, durch die die für den Frühling bereits ungewöhnlich warme Luft zusammen mit gedämpften Stimmen und Geschirrgeklapper hereinströmte. Neugierig trat sie nach draußen auf die hellen Holzbretter, die die weitläufige Terrasse bedeckten. Der Wolkenkratzer war eines der höchsten Gebäude und befand sich gleichzeitig im Zentrum. Zudem erlaubte der dreizehnte Stock eine atemberaubende Aussicht über die gesamte Stadt, die im hellen Morgenlicht in Gold gebadet vor ihr lag. Mit wenigen Schritten hastete sie zu dem etwa fünf Meter entfernten, filigranen Stahlgeländer und starrte über die Brüstung auf den unglaublichen Anblick, der sich ihr bot. Vor ihr erstreckten sich ein Meer aus Gebäuden und Dächern, durchbrochen von Straßenschluchten und Grünanlagen. Die Autos und Menschen wirkten wie Spielzeuge. Da der Lärm der Großstadt nicht bis hier nach oben drang, herrschte eine beinahe schon andächtige Stille, nur durchbrochen vom leisen Säuseln des Windes und dem vereinzelten Zwitschern eines Vogels. Dem Engel verschlug es die Sprache. „Guten Morgen, Eve. Wir fühlen uns gerade ein bisschen ignoriert.“ Lokis Stimme riss sie aus ihrem Staunen und sickerte gleichzeitig wie dunkler Honig zwischen ihren Schulterblättern über ihren Rücken weiter nach unten. Die junge Frau schluckte schwer, als sie brennende Hitze in ihr Gesicht steigen spürte. *Als ob ich ihn ignorieren könnte. Wenn das so weiter geht, halte ich es keine zehn Minuten mehr in seiner Gegenwart aus.* Sie hoffte, ihr erhitztes Gesicht würde als Reaktion auf die zugegeben peinliche Anspielung ihre Unfreundlichkeit betreffend ausgelegt werden und wandte ihre Aufmerksamkeit nach rechts. Dort saß der Schwarzhaarige zusammen mit Wantonness und Greed an einem reichlich gedeckten großen Holztisch und – frühstückte. Die Szene hatte etwas verstörend heimeliges und vor allem menschliches, was irgendwie nicht so recht zu ihren Eindrücken von gestern passte. Mühsam besann sie sich auf ihre guten Manieren. „Guten Morgen. Entschuldigt, die Aussicht hat mich etwas … mitgenommen.“ *Arg – schlechte Wortwahl, ganz schlechte Wortwahl!* schoss es ihr durch den Kopf, als Loki ihr ein belustigtes Lächeln schenkte und sie prompt über ihre eigenen Füße stolperte. Natürlich stand ausgerechnet ihm gegenüber ein weiteres, noch unbenutztes Gedeck, und widerstrebend ließ sie sich auf dem gepolsterten Stuhl nieder. „Gut geschlafen?“ *Herrgott, macht er das absichtlich?* Sie zwang sich, den Blick dieser amüsiert funkelnden, momentan schwarzen Augen zu erwidern. Und der Tatsache, dass ihr Kopf einer überreifen Tomate glich und ihr Herzschlag sich verdoppelt hatte keine Bedeutung beizumessen. „Ja, danke. Du auch?“ Das anzügliche Grinsen, mit dem er sie daraufhin bedachte, sorgte dafür, dass sich auch noch Luftmangel zu den Symptomen gesellte. *Na ganz toll, vielen Dank auch. Das waren noch keine fünf Minuten. Von jetzt ab keine Konversation mehr. Ich werde so tun als sei gar nichts gewesen und ihn einfach nicht ansehen.* „Ich hatte einiges nachzuholen, ...“ Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er Wantoness einen eindeutig zweideutigen Blick zuwarf, und die Blonde starrte hastig auf ihren mitternachtsblauen Teller. „... aber wir Dämonen brauchen sowieso wenig Schlaf.“ fuhr er fort, während der Engel den sich plötzlich in ihrer Kehle manifestierenden Kloß ignorierte. Stattdessen langte sie nach einem der knusprigen Brötchen, die neben ihr standen. Der Appetit war der jungen Frau allerdings gerade gründlich vergangen. *Was ist nur los mit mir? Diese Reaktionen … ich bin zwölf! Noch nicht mal in der Pubertät! Warum benehme ich mich wie ein verliebter Teenager? Ein eifersüchtiger verliebter Teenager, was eindeutig nicht unbedingt zu den Eigenschaften eines Engels zählen sollte. Genetik hin oder her, meine Hormone dürften doch noch gar nicht so verrückt spielen. Niemand kann wollen, dass ich solche Gefühle in meiner Kindform auslebe, oder? Ich bin viel zu jung dafür – also rein körperlich gesehen. Wobei ich mich auch sonst nicht unbedingt bereit fühle um ...* „Nachdem du gestern bereits eine gewisse Vorliebe für Schokolade gezeigt hast - magst du einen Kakao?“ Damit riss er sie ein weiteres Mal äußerst effektiv aus ihren ohnehin immer verworrener werdenden Überlegungen. Und als er sie mit betont arglosem Unterton so unverfroren an die Szene gestern Nacht erinnerte, brachte das ihren gerade noch so heldenhaft gefassten Entschluss, dieses Folterfrühstück um jeden Preis durchzuziehen, endgültig zum Einsturz. Im Moment war ihr Nervenkostüm einfach noch nicht bereit, einer weiteren Belastung dieser Art stand zu halten. Gestern Abend hatte erst Mal vollkommen gereicht. Sie erhob abrupt. „Entschuldigt mich bitte, eigentlich habe ich gar keinen Hunger. Ich bin viel zu aufgewühlt und muss jetzt dann sowieso los in die Schule.“ *Gott sei Dank sind Halbwahrheiten kein großes Problem wie richtiges lügen.* Eve verließ die Terrasse fluchtartig, damit nicht doch noch jemand auf die Idee kommen konnte, sie aufzuhalten. Das spöttische Gelächter das kurz darauf von draußen zu ihr hereindrang, während sie ihr heißes Gesicht an das kühle Metall des Kühlschranks presste und versuchte, sich zu beruhigen, passte schon viel eher zu den Dämonen die sie gestern kennengelernt hatte. *Wenn das so weiter geht fange ich noch an zu fluchen.* ~* Etwa eine halbe Stunde später vor dem Sekretariat der Tanemura Gesamt-Mädchenschule *~ *Die 13. Stockwerke sind nicht etwa aus Aberglauben ausgelassen worden, sondern einfach nur den Dämonen vorbehalten. Das war vor allem früher sehr praktisch, als die Menschen noch abergläubischer waren, dafür aber auch frommer. Da hatten es die Höllengeborenen schwerer, vor allem weil sie durch ihr Aussehen auch leicht aufgefallen sind. Denn insbesondere die niederen Dämonen sind in ihrer menschlichen Form nicht so unauffällig, da sie ihre wahre Natur nicht so gut verschleiern können wie die hochrangigen. Wir Himmlischen hatten es im Gegensatz zu den armen Höllenbewohnern, die sich verstecken mussten, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu landen, natürlich nicht schwer.* Eisern wiederholte Eve in Gedanken das Gespräch, das Loki und sie im Aufzug geführt hatten, als ihr aufgefallen war, dass es gar keinen Etagenknopf für das Stockwerk gab, in dem sie wohnten. Er hatte ihr laut eigener Aussage eine kleine Unterrichtsstunde in magischer Geschichte gegeben und sie bildete im Moment eine unverfängliche, willkommene Ablenkung von der Situation, die sich gerade vor ihren Augen abspielte. So musste sie nicht mit anhören, wie sich die Sekretärin, die sich der Schwarzhaarige als Opfer ausgesucht hatte, tausendmal bei „Mr. Black“ dafür entschuldigte, dass sie in ihrem Computer übersehen hatte, dass heute seine kleine Schwester eingeschult wurde. Gleichzeitig wurde die arme Frau immer wieder rot, sobald er ihr ein Lächeln schenkte und ihr versicherte, dass so etwas ja schon mal vorkommen konnte. Von wegen. Im Auto hatte ihr der Dämon mitgeteilt, dass sich eine der Todsünden – Pride, den sie noch nicht kannte – in das Computersystem der Schule gehackt hatte um dort die entsprechenden Änderungen vorzunehmen. Die Sekretärin, die sich beinahe überschlug Mr. Black jeden Wunsch von den Augen abzulesen, hatte gar keine Chance gehabt, sich auf ihr Kommen vorzubereiten. Hastig wandte Eve die Augen ab und ließ stattdessen wieder das im Aufzug geführte Gespräch Revue passieren, darum bemüht, keine anderen Gedanken an die Oberfläche zu lassen. *Heutzutage haben sich die Zeiten aber zum Glück für die Dämonen geändert, jeder läuft rum wie er will, ausgefallen sticht nicht mehr hervor und die Höllenwesen haben außerdem neue Techniken entwickelt um sich zu verbergen. Allerdings sind die Menschen jetzt nicht mehr so abergläubisch, deswegen gibt es oft keine ausgelassenen 13. Stockwerke mehr und sie müssen mehr Energie darauf verwenden, um ihre Orte zu tarnen. Oh bitte, lass die arme Sekretärin endlich fertig werden!* „So, nachdem das erledigt ist, dürfte deine Lehrerin gleich hier sein um dich deiner neuen Klasse vorzustellen. Laut Stundenplan hast du heute um drei Uhr aus. Ich hole dich dann wieder ab.“ Es machte Eve nervös, dass Loki unmittelbar hinter ihr stand. Nicht, dass sie entspannter war, wenn sie in dieses gutaussehende Gesicht blicken musste, aber so … kribbelte ihr ganzer Rücken und es machte sie fast wahnsinnig. „Ich könnte doch auch einfach heim laufen oder mit dem Bus fahren.“ Die Fahrt war die Hölle gewesen und sie war nicht unbedingt scharf auf eine Wiederholung. Nicht nur, dass Loki fuhr als wäre - haha – der Teufel hinter ihm her. Nein, die zweideutigen Sätze und Anspielungen von heute morgen schienen seit gestern Abend - *Und schon wieder dran gedacht. Das gibt’s doch nicht!* - sein bevorzugter Umgangston zu sein, wenn er mit ihr sprach. Vielleicht hatten alle Dämonen so eine Art. Sie war ganz ausgezeichnet dazu geeignet, um Engel langsam in den Wahnsinn zu treiben. Sie jedenfalls hatte seit gestern das Gefühl, an Bluthochdruck zu leiden und ihre Wangen schienen gar nicht mehr zu wissen, dass rot nicht ihre normale Farbe war. *Wenn ich alleine heim gehen würde hätte ich noch ein bisschen Ruhe und könnte mich wappnen ehe ich ihm wieder unter die Augen treten muss. Ich könnte mich kurz in irgendeinen Park setzen um etwas Energie zu tanken und dann ...* „Nein, ich hole dich ab.“ murmelte er bestimmend direkt an ihrem Ohr und ließ sie erschreckt zusammenzucken. Gleichzeitig durchrieselte sie ein köstlicher Schauer, als sein warmer Atem liebkosend über ihre Haut strich. Alle ihre Gedanken waren zum erliegen gekommen, während er unbeirrt fortfuhr. „Unterwegs besteht die Gefahr, dass du irgendwelchem unliebsamen … Gesindel begegnest und dann müsste ich mir Sorgen machen.“ Dieser Satz brachte dankenswerterweise ihre Gehirntätigkeit wieder in Gang. Die Tatsache, dass er unter Gesindel etwas ganz anderes verstand als sie oder jeder Durchschnittsbürger machte ihr die wahre Bedeutung dieser Aussage umso mehr bewusst. *Er will anscheinend um jeden Preis, dass ich erst Mal bei ihm bleibe und keine Möglichkeit habe, auch nur zufällig mit irgendwelchen anderen Engeln Kontakt aufzunehmen. Aber warum? Macht es ihm so viel Spaß, mich mit diesen Anzüglichkeiten zu quälen, dass er mich hier behalten will?* Plötzlich stand er vor ihr und sie blickte direkt in seine durchdringenden schwarzen Augen. „Versprich mir, dass du auf mich wartest, Eve.“ Sie schluckte. Es war ganz und gar seltsam, von ihm in diesem befehlenden Ton angesprochen zu werden. Ob er sie bestrafen würde wenn sie nicht gehorchte? *Hilfe, wo kam das schon wieder her?* „Ehm … ich … verspreche es?“ „Was, Eve?“ Ihr Herz schlug so heftig, dass es sie nicht wundern würde, wenn er es hören konnte. „Ich verspreche, dass ich auf dich warten werde.“ wisperte sie und hatte das Gefühl, damit so viel mehr zu besiegeln als lediglich die Tatsache, sich nicht allein von der Schule zu entfernen. Zufrieden entließ Loki sie aus seiner intensiven Musterung, trat einen Schritt zur Seite und lehnte sich lässig an die weiß gestrichene Wand. „Du weißt schon, dass Engel unwiderruflich an ihre Versprechen gebunden sind?“ Erkundigte er sich beiläufig, sie dabei nicht aus den Augen lassend. Die Blonde biss sich auf die Lippe. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Aber es war ohnehin nicht ihre Absicht gewesen, gegen die Absprache zu verstoßen. Trotzdem hatte sie das nagende Gefühl, sich auf etwas festgelegt zu haben, dessen Ausmaße ihr noch nicht einmal im Entferntesten klar waren. Glücklicherweise steuerte in diesem Moment eine attraktive Brünette auf sie zu. Deren Wangen wurden prompt von einem rosa Hauch überzogen, als sie Loki erblickte. „Guten Morgen, Sie sind sicherlich Kai Black? Ich bin Miss Brown.“ Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die der Schwarzhaarige mit einem Lächeln, das dafür sorgte, dass sie noch mehr errötete, ergriff. Sanft fuhr er wie zufällig mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Sehr erfreut, Miss Brown.“ murmelte er mit dunkler Stimme. Ihre zukünftige Klassenlehrerin sah so aus, als würde sie ihm gleich ohnmächtig zu Füßen sinken und Eve stellte fest, dass der gutaussehende Dämon offensichtlich auf alle weiblichen Wesen diese Wirkung hatte. Die Sekretärin war ja auch schon so gewesen und beinahe vor Scham im Boden versunken, da sie dachte, die Einschulung der kleinen Schwester dieses Prachtkerls übersehen zu haben. Dass er sich seiner Anziehungskraft nur zu bewusst war und diese schamlos einsetzte machte es umso schlimmer, dass sie ebenfalls zu denjenigen zählte, bei denen er diesen gewünschten Effekt mühelos erzielte. *Oh Gott, bitte lass mich ein wenig resistenter werden, nur ein bisschen, ich weiß nicht, wie ich es sonst schaffen soll, irgendetwas, geschweige denn meinen Schutzengelauftrag, auszuführen...* dachte sie verzweifelt, als sie schon wieder diese nagende Eifersucht spürte, während Miss Brown in den Augen von Loki zu versinken schien. Beinahe augenblicklich fühlte der Engel sich ruhiger. „Nun, dann übergebe ich meine kleine Schwester mal in Ihre Obhut und verabschiede mich fürs Erste. Viel Spaß, Kleines, ich hol dich dann ab.“ er schenkte ihr ein träges Grinsen, nickte der Brünetten noch einmal zu und wandte sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung zum Gehen. „Ja, bis dann.“ Murmelte die Blonde, weigerte sich jedoch, ihm nachzusehen, und beobachtete stattdessen, wie das ihre Klassenlehrerin für sie übernahm. Dann blinzelte Miss Brown, als würde sie erst jetzt wieder in die Wirklichkeit zurückkehren und warf Eve einen schuldbewussten Blick aus braunen Augen zu. „Oh, entschuldige bitte, ich hatte dich vollkommen übersehen.“ *Offensichtlich.* Dachte der Engel seufzend und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Du bist dann wohl Mia.“ *Laut meinen neuen Dokumenten schon. Allerdings muss ich mich daran erst noch gewöhnen.* dachte die junge Frau in Kindform frustriert. Natürlich hatte Loki darauf bestanden, dass auch sie einen Decknamen trug, das taten ihres Wissens nach die Engel ebenso wie die Dämonen. Aber dadurch, dass es ihr immer noch schwer fiel, zu lügen, beließ sie es lieber bei einem unverbindlichen Nicken. Ihre Klassenlehrerin reichte ihr die Hand. „Du hast ja schon mitbekommen, wer ich bin. Du hast mich in Englisch, Deutsch und Geschichte. Wir sollten in die Klasse gehen, der Unterricht beginnt gleich.“ „Okay.“ Eve lief hinter der Brünetten den Korridor entlang. Wie das Sekretariat auch befand sich ihr Klassenzimmer im ersten Stock der riesigen, zartgelb gestrichenen Mädchenschule, die mitten in einem parkähnlichen Grundstück lag. Sie war umgeben von Hochhäusern und befand sich in einer der besten Gegenden der Stadt. Gar nicht soweit weg von dem Viertel, in dem Loki wohnte. Sie erreichten die offenstehende weiße Tür der 7b aus der leises Gemurmel drang und traten ein. „Guten Morgen, Klasse.“ begrüßte Miss Brown die Mädchen, und augenblicklich verstummte jedes Gespräch. Stattdessen wandte sich die gesamte Aufmerksamkeit nach vorne und leises Stühle schieben war zu vernehmen, als sich die zwanzig Schülerinnen erhoben und mit klarer Stimme „Guten Morgen Miss Brown“ antworteten. Die Blonde bemerkte, wie sie neugierige Blicke trafen und sah sich ihrerseits interessiert um. Dabei erlitt sie beinahe einen Schock, denn die meisten Mädchen sahen keineswegs mehr so kindlich aus, wie sie es erwartet hatte, im Gegenteil. Sie waren sorgfältig zurecht gemacht mit gefärbten Haaren und geschminkt, körperlich schon beinahe junge Frauen und mitten in der Pubertät. Offensichtlich mussten die kindlichen Erscheinungsformen, die sie hier auf der Erde annahmen, im Himmel noch einmal überdacht und angeglichen werden. Natürlich gab es auch Ausnahmen, deren Aussehen in etwa dem ihren entsprach und zu denen auch Alica, auf die ihr Blick als erstes gefallen war zählte, doch war das eindeutig die Minderheit. „Mädchen, ich möchte euch Mia Black vorstellen, sie ist neu in die Stadt gezogen und wird unsere Schule besuchen. Wenn du möchtest, kannst du gerne ein paar Worte sagen, Mia.“ Eve schluckte. Vor so vielen Leuten überzeugend eine ausführliche Lügengeschichte zum Besten zu geben war unmöglich. Sie würde sich auf ein paar Halbwahrheiten beschränken müssen. „Hallo. Ich bin … Mia Black und wohne hier nun zusammen mit … meinem älteren Bruder, was sich überraschend ergeben hat. Ich bin erst gestern hier angekommen und stamme ursprünglich aus einer völlig anderen Gegend. Bislang war ich noch nie in einer Großstadt oder einer Mädchenschule und alles ist neu für mich. Ich freue mich darauf, euch kennen zu lernen.“ Als die Blonde lächelnd in die Runde blickte, fügte Miss Brown hinzu. „Sehr schön. Ich bin davon überzeugt, dass ihr Mädchen eure neue Mitschülerin unterstützen werdet. Mia, setz dich doch neben Alica dort drüben. Ihre Banknachbarin ist heute krank und sie kann dir alles zeigen und erklären.“ „Vielen Dank.“ Mit einem mulmigen Gefühl steuerte Eve auf ihren Schützling zu. Das Mädchen das eigentlich hier saß war krank? Das war ein bisschen zu viel des Zufalls. Sie würde Loki zur Rede stellen müssen – sie wollte nicht, dass die Dämonen ihretwegen irgendeinem Menschen schadeten, und wenn es aus deren Sicht noch so harmlos war. „Hallo.“ begrüßte sie Alica leise und mit einem schüchternen Lächeln, die sie ihrerseits anstrahlte. „Hi. Ich helfe dir gerne und führe dich später in der Pause rum wenn du möchtest. Solltest du irgendwelche Fragen haben, dann stell sie mir einfach.“ Miss Brown räusperte sich. „Gut Mädchen, dann lasst uns mit dem Unterricht beginnen. Holt eure Englischhefte heraus und schlagt Seite 26 auf.“ Da die Blonde noch keine Bücher hatte - die würde ihr die Sekretärin zu ihrem größten Bedauern erst in der Mittagspause geben können – musste sie bei Alica mit hinein schauen. Glücklicherweise war Eve nicht unwissend – da ihr von Kind an auch menschliche Dinge beigebracht worden waren, war keines der Fächer ein Problem für sie. Und irdische Fremdsprachen gab es für Engel und Dämonen ohnehin nicht. Nach den ersten drei Schulstunden hatten sie 30 Minuten Pause. Zu ihrer Überraschung befand sich eine große, dunkelrot lackierte Lunchbox mit drei übereinander gestapelten Behältern in ihrem Schulrucksack. Vor allem in der letzten halben Stunde hatte ihr Magen begonnen, ziemlich weh zu tun und sie hatte sich schon gefragt, ob sie den Tag über hungern musste - schließlich hatte sie noch nicht einmal gefrühstückt. Unter dem Gummi der alles zusammen hielt war ein kleiner weißer Zettel eingeklemmt und neugierig zog sie ihn hervor. Schön aufessen. Hungrig genug bist du mit Sicherheit ... Die Blonde blinzelte. Zwar war die Notiz mal wieder dazu geeignet gewesen, sie erröten zu lassen, aber alles in allem war es unglaublich nett von Loki, dafür zu sorgen, dass sie etwas zu Essen dabei hatte – oder? Als sie die Lunchbox öffnete, war sie prall gefüllt mit allerlei Leckereien und … der komplette untere Behälter war voll mit Mousse au Chocolat. Ein weiteres Mal spürte sie brennende Röte in ihren Wangen. Sie hatte es die ganze Zeit über erfolgreich vermeiden können, an den Schwarzhaarigen und diverse damit verbundenen peinlich-verfänglichen Situationen zu denken und er machte ihre ganzen Mühen mit einer simplen Aktion wieder zunichte. *Am Besten, ich gewöhne mich daran.* dachte sie und unterdrückte ein Seufzen, während sie die Dose wieder schloss und ihre Aufmerksamkeit Alica zuwandte, die geduldig an der Klassenzimmertür auf sie wartete, ihr Essen ebenfalls in der Hand. Sie hatte vorgeschlagen, ihre Mahlzeit unterwegs an einem Plätzchen, das Mia gefallen würde einzunehmen. „Okay, es kann los gehen.“ Hier gab es genug Ablenkung und ihr blieben noch einige Stunden, ehe sie Kai Black wieder gegenüber treten musste. Alica hielt ihr Versprechen und zeigte ihr das weitläufige Schulgelände, auch wenn die halbe Stunde bei Weitem nicht ausreichte, um alles zu sehen. Die Blonde war beeindruckt, als ihr die Dunkelhaarige sagte, dass sie den Rest in der Mittagspause ansehen würden, nachdem sie Mias Bücher in ihrem Spind verstaut hätten. Alles in allem verging der Schultag wie im Fluge und die beiden Mädchen verstanden sich ausgezeichnet. Eve war froh, dass es ihr so leicht fiel, ihrer Schutzbefohlenen näher zu kommen – wenn das so weiter ging, hätte Alica bestimmt nichts dagegen, wenn sie sich auch so öfter sahen und dann würde es nicht so schwer werden, sie vor möglichen Dämonenangriffen zu schützen, da sie in der Nähe war. Viel zu schnell verabschiedete sich die Dunkelhaarige und Eve erblickte Loki. Er lehnte entspannt an einem der großen Sandsteinpfosten, die das Ende des parkähnlichen Schulgeländes markierten und links und rechts von dem breiten Durchgang in einen hohen, verschlungenen Metallzaun übergingen, und wartete auf sie. Der Engel registrierte augenblicklich, dass sich auffällig viele Mädchen trotz Schulschluss noch in der Nähe des Eingangsbereichs aufhielten und den gutaussehenden jungen Mann unauffällig anschmachteten. Zu ihrem Entsetzen befanden sich auch einige ihrer Klassenkameradinnen darunter. *Um Gottes Willen, er ist viel älter als ihr! Was ist nur mit diesen Menschen los? Arg!* „Hallo Mia, wie war dein Schultag?“ erkundigte sich der Schwarzhaarige, ganz großer Bruder, und – tätschelte ihr tatsächlich den Kopf! Eve errötete vor Scham, vor allem, weil seine Finger gleich darauf scheinbar zufällig in ihren Nacken glitten. Dort begann Loki gedankenverloren mit einigen Haarsträhnen zu spielen, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte und ihren Pulsschlag schon wieder in verdächtige Höhen schnellen ließ. „Hallo Kai. Ganz gut, danke.“ würgte sie angestrengt hervor, bemüht, ihre Fassung zurückzuerlangen und gleichzeitig irgendwie diese verflixte Hand loszuwerden. Als sie einfach an ihm vorbei weiter ging, reagierte er entgegen ihren Hoffnungen schnell genug. Nun hatte sie statt der Finger auf einmal einen besitzergreifenden Arm um ihre Schultern liegen, was ihr „Bruder“ dazu nutzte um sie mit sanftem Druck die Straße entlang nach rechts zu dirigieren, wo wahrscheinlich sein Auto stand. „Vielen Dank für das Essen, war sehr lecker.“ presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, bestrebt, sich zumindest einigermaßen normal zu verhalten. Im Hintergrund hörte sie die Mädchen kichern und tuscheln. Sie glaubte Sätze wie „So süß, er holt sie von der Schule ab!“ und „Oh, er sieht so gut aus!“ zu hören und beschleunigte ihre Schritte. Das wollte sie sich gerade wirklich nicht antun! „Gern geschehen, mein süßes Schwesterchen. Da wären wir auch schon. Steig ein.“ Loki hielt ihr die Autotür des schwarzen Flitzers auf und ihr blieb nichts anderes übrig, als vorne Platz zu nehmen, auch wenn sie die Rückbank bei weitem vorgezogen hätte. Die Blonde hatte heute Früh zwar schon feststellen müssen, dass diese super unbequem und eng war – so ein Sportwagen war nun mal eher als Zweisitzer ausgelegt - doch wenn sie wie jetzt direkt neben ihm sitzen musste, war sie ihm viel näher als ihr lieb sein konnte. Nervös schnallte sie sich an, dann spielte sie mit den Trägern ihres Rucksacks, während der Dämon neben ihr einstieg und los fuhr. Schließlich hatte sie sich soweit wieder gefasst, dass sie das Thema ansprechen konnte, das ihr schon seit heute früh auf der Seele brannte. „Was ist mit Alicas Banknachbarin passiert?“ wollte sie mit angespannter Stimme wissen. Der Schwarzhaarige warf ihr einen Seitenblick zu. „Was soll mit ihr sein? Sie war im Weg und musste aus dem Verkehr gezogen werden. Also hatte sie einen kleinen Unfall und liegt für die nächste Zeit im Krankenhaus.“ Eve wurde schlecht. Er hörte sich an, als würde er mit ihr über das Wetter plaudern. „Das ging am Schnellsten, alles andere hätte eine gewisse Inkubationszeit benötigt und der Platz musste heute frei sein.“ fuhr er mit dieser unerträglichen Sachlichkeit fort. Offensichtlich sah er kein Problem in dieser Vorgehensweise. Sie starrte ihn sprachlos an. Ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren und ihre Augen waren dunkel vor unterdrückter Wut. „Sie hatte einen Unfall? Der sie ins KRANKENHAUS gebracht hat?“ zischte sie aufgebracht. Loki zuckte mit den Schultern. „Ich habe Pride geschickt. Er macht seine Sachen sauber und effektiv, lässt sich nur selten hinreißen ... im Gegensatz zu Anger oder Envy.“ „Es ist mir piepegal, wer seine Sachen wie macht!“ fauchte sie unbeherrscht. „Was fällt dir ein, ein junges zwölfjähriges Mädchen verletzen zu lassen, nur weil es dir vielleicht gerade in den Kram passt?“ Ihre Stimme überschlug sich beinahe. „Du hast ja doch ein wenig Feuer in dir.“ Er klang trügerisch sanft, das Lächeln, das er ihr schenkte, war jedoch eindeutig gefährlich und sorgte dafür, dass sich ihr sämtliche Nackenhärchen aufstellten. „Jetzt hör mir mal gut zu, kleiner Engel. Ich habe dir lediglich gesagt, dass Alica am Leben bleibt. Was sie in der Tat noch ist. Das bedeutet nicht, dass ich meine Methoden umstelle, weil es nicht mit deinen himmlischen Moralvorstellungen zusammenpasst. Haben wir uns verstanden?“ „Nur weil dir meine Ansichten gegen den Strich gehen heißt das noch lange nicht, dass ich es akzeptieren muss, wenn du Menschen verletzt! Und du brauchst mich auch nicht wie ein kleines Kind zu behandeln, das bin ich nämlich nicht!“ explodierte sie wider besseren Wissens. Sie bewegte sich auf dünnem Eis und ihn zu reizen war sicherlich nicht das Sinnvollste, aber sie konnte und wollte ihren Ärger bei dieser Sache nicht unterdrücken. Loki bremste so abrupt, dass Eve heftig in den Sitz gedrückt wurde und erschrocken aufschrie. Das Auto kam schlingernd zum Stehen und mit klopfendem Herzen starrte sie wie hypnotisiert in die pechschwarzen, glühenden Augen des Dämons, die sich plötzlich nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt befanden. „Du meinst also, ich sollte dich wie eine Frau behandeln?“ schnurrte Loki, ohne auf ihre anderen Argumente einzugehen. „Was?“ erwiderte sie total perplex und presste sich noch tiefer in den Sitz, als sie seinen warmen Atem über ihre Haut geistern spürte. *Nicht auf seine Lippen sehen, nicht ...* „Bist du ein wenig unausgeglichen, kleines Engelchen?“ Ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in ihre Handinnenfläche, so fest umklammerte sie den Riemen ihres Schulrucksacks. „Das … hat damit gar nichts zu tun!“ ihre Stimme klang selbst in ihren Ohren zittrig und schwach. *Ich habe es nicht abgestritten! Warum habe ich seine absurde Behauptung nicht abgestritten?* Sein Lächeln war raubtierhaft. „Du hast hier noch einiges mehr zu verlieren, Kleine. Vielleicht musst du einmal nachdrücklich daran erinnert werden?“ „Ich verzichte dankend.“ Diesmal kam ihr die Lüge ohne das geringste Stocken von den Lippen, auch wenn sie Lokis spöttisches Lächeln wissen ließ, dass er sie problemlos durchschaut hatte. *Blöde Hormone!* Mit einem amüsierten Grinsen beobachtete der Schwarzhaarige, dass sie eine Schnute zog und mit verschränkten Armen beleidigt aus dem Fenster sah und schmollte. *Du bist durchsichtiger als Glas, kleines Engelchen. Wenn das so weitergeht brauche ich nicht mal einen Monat, und du bist Wachs in meinen Händen.* ~* Erde, Eisgrube, zur gleichen Zeit *~ Eine junge Frau mit langen bordeauxfarbenen Haaren und geradem Pony über großen, schokoladenbraunen Augen lächelte zufrieden, während sie das Pergament, auf dem das Blut der Unterschrift noch nicht ganz getrocknet war, in ihrer schwarzen kleinen Lacktasche verstaute. Sie ließ ihren Blick über die Fenster der sie umgebenden Häuser schweifen. Ihre hohen Schuhe machten klackende Geräusche auf dem Kopfsteinpflaster des breiten Gehsteigs. Das war ausgezeichnet gelaufen. Wie leicht die Menschen doch zu einem Packt mit dem Teufel bereit waren, wenn man ihre Gelüste richtig schürte. Damit hatte sie dem Tag gerade seinen krönenden Abschluss verpasst und zwei – nein, drei – Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hatte der Unterwelt nicht nur eine neue Seele gesichert, denn wenn alles wie geplant lief, würden in den nächsten Tagen noch zwei weitere dazu kommen, die zudem beide lupenrein waren. Und eine von ihnen wäre mehr Wert als alles was sie bislang erbeutet hatten. Gleichzeitig würde sie ein Ärgernis loswerden, das sie bereits jetzt mehr störte als alles andere. Das schrie geradezu danach, ordentlich gefeiert zu werden - sie hatte da einen jungen Mann im Auge, der von seiner Verlobten betrogen wurde und es noch nicht wusste. Ihr Grinsen wurde breiter und bekam etwas unheimliches. Ja, ein kleines Blutbad wäre genau das Richtige, um die heutige Nacht zu beginnen. Envy lachte voller Vorfreude. *:------------------------~*~--------------------------:* TBC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)