Break Down von Sangha (Zwei Schlagringe außer Rand und Band) ================================================================================ Kapitel 7: Die Nähe ist der Schwachpunkt ---------------------------------------- Die Nähe ist der Schwachpunkt „Wir müssen hier raus.“, sagte ich. Luise stimmte zu: „Komm mit Falk!“ Sie wollte gerade auf die Frontaltür zugehen, als Falk sagte: „Und was willst du dann draußen machen?“ „Na zur Polizei gehen!“ „Du glaubst, dass sie dir glauben?“ „Ja, natürlich!“, noch während sie diese Worte aussprach schien sie zu merken, wie absurd ihre Situation klang. „Wissen wir denn, dass das nur bei uns so ist?“, fragte ich in die Runde. „Richie hat recht.“, stimmte Hawk mir zu, „Was ist, wenn das überall so ist? Dann glauben sie uns.“ „Das ist richtig.“, Falk verschränkte die Arme und nickte, „Aber. Wenn das wirklich überall so ist, dann ist denen unsere Schule scheiß egal.“ „Dann haben die alle Hände voll zu tun…“, grübelte Yannick. „Also wird uns entweder nicht geglaubt, oder wir sind unwichtig. Na ganz tolle Optionen.“, knurrte Blue. „Wie können sie uns nicht glauben? Ich meine, habt ihr mich mal angeguckt?!“, alle Blicke ruhten auf mir und Viktor legte zustimmend den Kopf schief. „Solange du nicht gebissen wurdest -“, Falk seufzte langgezogen, „ist das kein Beweis für Zombies.“ Kurz zögerte er und musterte mich eingehend. „Du wurdest doch nicht gebissen, oder?“ „Nein! Natürlich nicht!“, fauchte ich. Es war ja nicht einmal gelogen. Ich ballte meine Fäuste stärker zusammen. „Dann haben wir nichts, dass sie uns glauben.“, meinte Falk. Luise fuchtelte mit Ihren Armen vor meinem Gesicht herum: „Mir egal! Wir müssen hier jedenfalls raus! Dringend!!“ In diesem Moment zerfetzte ein greller Schrei die Nacht. Er gehörte eindeutig einem Mädchen, stammte nicht von Luise oder Chris und kam aus dem Gebäude. „Lass mich! Hau ab! HILFE!!“, die Worte waren so geschrien, dass ich sie teils nur schwer verstand, letzteres war jedoch unverkennbar. Danach folge nur ein lautes Kreischen. „Da!“, Blue deutete mit dem Finger nach Oben. Dort sah ich jemanden rennen. Anhand der Laufart und dass ich ihr Keuchen bis hier unten hören konnte, erkannte ich die Todesangst. Kaum war sie in einem Flügel verschwunden, huschte blitzschnell der Schemen einer weitern Person hinterher. Ein weiterer Schrei war zu hören, dieses Mal jedoch ferner. „Alter, was war das?!“, fragte Viktor panisch. „Da oben ist jemand…“, knurrte Hawk, „…der uns gefährlich werden könnte.“ „Wir müssen ihr helfen!“, rief ich. In diesem Moment bemerkte ich, wie Zombies sich uns näherten. Sie kamen aus dem ersten Flügel und versperrten den Weg zum Ausgang. „Was machen wir jetzt?!“, fragte Blue mit vor Erregung zitternder Stimme. Ich riss den Kopf herum. Von den Zombies. Zum Ausgang. Die Treppe hinauf. Zum obersten Stock. Mein Blick glitt über meine Gefährten und blieb an Hawk hängen. Ich spürte, wie Schweiß auf meiner Stirn stand. Mein rechter kleiner Finger fühlte sich unendlich kalt an im Vergleich zum Rest meines Körpers, als wäre er gerade gestorben. Hawk schluckte, seine Augen schnellten hin und her. Mein Herz schlug so intensiv, dass die Schnüre meines Kapuzenpullis im rasanten Takt meines Pulsschlags von meiner Brust sprangen. „Los kommt!“, rief Hawk und packte mich an der Schulter. Kurz stolperte ich, fing mich dann jedoch gerade noch. Hawk rannte die Treppe nach oben. „Wir helfen dem Mädchen!“ „Spinnst du?!“, schrie Chris so laut, dass es sicher alle Zombies der Welt gehört hatten. Hawk lies sich jedoch nicht beirren und rannte weiter. Ich griff hinter mich und zerrte den paralysierten Yannick mit mir nach oben. Blue war direkt neben mir. „Bleib du gern da unten! Sollen dich die Zombies töten!“, bellte Falk. Doch dann hörte ich Chris’ Stöckelschritte die Treppe hinaufsprinten. Ein Glück kam sie zur Besinnung. Die Zombies waren zu langsam um uns zu folgen. Erst im zweiten Stock hielten wir an. Es war verdächtig ruhig. Keuchend ließ ich Yannick los, den ich den ganzen Sprint über hatte festgehalten. „Wir hätten die Zombies ganz einfach besiegen können! Und dann wären wir hier raus!“, fuhr Chris Hawk an. „Und das Mädchen da oben?!“, fragte ich. „Die ist doch egal. Vermutlich kennen wir sie nicht einmal! Und da war definitiv noch irgendwer, dem ich garantiert nicht begegnen wollen würde.“ Lulu schaltete sich ein: „Da unten waren ziemlich viele Zombies. Das wäre echt gefährlich geworden und wir haben nur provisorische Waffen. Mit über einem Dutzend wäre die Chance, dass es einen von uns trifft recht hoch gewesen…“ „Hier ist es nicht unbedingt besser!“, fauchte Falk und fasste seinen Vorschlaghammer fester. Jetzt sah ich die Zombies auch. Sie taumelten auf uns zu, stöhnende Laute von sich gebend. Ein bisschen kam ich mir vor wie in einem Porno. Nur mit weniger Titten, einer größeren Gefahr, als nur von den Eltern dabei erwischt zu werden und dem Geruch nach Blut und Tod. Es schauderte mich. Ich kam nicht dazu die Wesen zu zählen. Nach 7 kam mir einer so nahe, dass ich sofort zuschlug und mich auf meine Reflexe konzentrierte. Die Kettensäge heulte auf, das war das letzte, was ich aktiv wahr nahm, bevor ich mich auf den Kampf konzentrierte. Ich schlug sofort auf den Kopf ein. Ich verfluchte meine Größe, dieser Zombie war ein Riese und ich erreichte kaum das Kinn. Ich duckte mich unter den gefräßigen Zähnen hinweg, befand mich nun hinter dem Zombie, fasste ihn an den Schultern und schleuderte mich an ihm hinauf in die Luft. Dort praktizierte ich eine Drehung und trat auf den Schädel ein. Anschließend fiel ich jedoch hart auf den Boden. Zu meinem Unglück landete ich mit meinem linken Arm zuerst und mein gesamtes Gewicht zerquetschte ihn auf dem Boden. Ich riss die Augen auf. Mein linker Arm schickte eine gewaltige Welle Schmerzsignale an mein Gehirn, welche jenes für einige Herzschläge lahm legte. In Embryonalhaltung hielt ich mir den verwundeten Unterarm und blickte auf den Zombie. Der Kopf war deformiert, hing jedoch noch am Rest. Er war an der rechten Seite des Hinterkopfes eingedötscht und hing nich mehr unbedingt auf der Wirbelsäule. Der Zombie drehte sich in meine Richtung und kam näher. Ich versuchte aufzustehen, aber mein Körper war wie gelähmt vor Schmerz. Doch dann war Falk plötzlich vor mir. Er versperrte mir die Sicht auf den Zombie und ich hörte, wie der schwere Vorschlaghammer auf den blutigen Leib eindrosch. Das Blut spritzte bis zu mir und langsam schaffte ich es mich aufzurappeln. Ich sah an Falk vorbei und sah plötzlich, wie viele Zombies es inzwischen waren. Zwar lagen einige deformiert am Boden, aber genug standen immer noch. Naja, sie wankten eher. „Fuck, das sind zu viele!“, hörte ich Hawk die Kettensäge übertönend. Da sah ich hinter der Glaswand der Schule ein grelles Licht aufleuchten. Es blendete meine an die Dunkelheit gewöhnten Augen. Ich hockte noch immer zusammengekauert auf dem Boden und starrte wie ein Reh auf der Straße den Scheinwerfer an. Ein Motorrad brach durch die Fensterscheibe. Die Glassplitter flogen in alle Richtungen und der Fahrer des Gefährts duckte sich darunter hinweg. Das schnell rotierende Vorderrad des Fahrzeuges zerfetzte einen Zombie direkt. Dann kam das Motorrad, eine Harley Davidson, wie ich feststellte, auf dem Boden auf und begrub zwei weitere Zombies unter sich. Er driftete so, dass er zum Stehen kam und ließ die Köpfe der beiden überfahrenen Zombies wie Tomaten zerplatzen. Der Motor wurde leiser und der Fahrer schüttelte seinen Kopf um die kleinen Glassplitter loszuwerden. „What the fuck?!“, brachte ich nur hervor. Der Junge auf dem Gefährt war vielleicht etwas älter als ich, hatte asiatische Züge und schwarze Haare, darüber eine Mütze mit langen Bomeln an den Ohren und eine Cap darüber mit der Aufschrift „Badass“. Sein Shirt mit Fell an den Enden war ärmellos, die Lederhose enganliegend und die Lederstiefel sahen robust aus. Zufrieden strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah grinsend sein blutiges Werk an, was nicht viel mehr als ein schwarzer Fleck auf dem Boden war. „Donghae verdammt!!“, brüllte Falk, erleichtert und besorgt zugleich, „Was ist los? Warum bist du hier? Woher weißt du von den Zombies?“ Fast beiläufig schwenkte er seinen Vorschlaghammer gegen eine wandelnde Gestalt, die augenblicklich entzwei splitterte. „Reg dich ab, Schätzchen, Ich bin schon am Schultor einigen von denen begegnet…“, er bewegte seine Hand abwinkend so schnell hin und her, dass man meinen könnte, er versuche die Zombies tot zu fächern. Das war also Donghae, ich musterte ihn von oben bis unten. Er war nur ein bisschen größer als ich und sein Grinsen versprach einen abgedrehten Typen. Die Maschine schnurrte unter seinen Schenkeln, während er sich umsah. „Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr überlebt.“, er lächelte glückselig, wie ein Kind, dem man den letzten Keks überließ. Da sah ich hinter ihm einen Schatten. Alarmiert sprang ich auf die Beine mit einer Hockwende über seine Schulter hinweg und trat den Zombie zu Boden, wo ich zwei Mal auf ihn eintrat, bis die Schädeldecke meinem Stiefel nachgab. „Uh, du bist neu.“, sagte Donghae verblüfft auf den Leichnam sehend. „Das ist Richie… Er ist gestern neu in die Klasse gekommen?“, versuchte Viktor es. „Ach ja, da war was!“ „Genug gequatscht! Nichts wie weg hier!“, rief Hawk dazwischen und säbelte sauber einen Zombie kaputt. Keiner ließ sich das zwei Mal sagen und so rannten wir durch die Menge, Donghae voran, der eine Schneise in die immer größer werdende Menge fräste und wir hinter ihm her galoppierten. Ich biss mir auf die Unterlippe, ich war noch nie ein guter Ausdauersportler gewesen, alles was ich konnte war Kraftsport und kurze Anstrengung, weshalb ich schnell das Schlusslicht wurde. Vor mir machte ich Blues blauen Haarschopf und knapp hinter ihm Christina aus. Ich warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, die Zombies waren immer mehr geworden. Auf einmal hörte ich ein „Pflatsch“. Es war Blue, der ausgerutscht war, ein Zombie kroch ihm gefährlich nahe. Doch Christina überholte den am Boden liegenden einfach und rannte den anderen hinterher. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging ich in die Hocke, mit Schwung schlitterte ich leichtfertig zur Seite, schlang meinen Arm unter die Hüfte des ausgestreckt liegenden Blues und riss ihn mit mir hoch. So mochte ich kein ausdauernder Läufer, aber ein starker Träger sein, denn mit Blue unter Arm setzte ich meinen Spurt hinter den anderen fort, erreichte am Ende auch die Feuertreppe, auf dessen Stufen ich noch die Schritte der anderen verhallen hörte. Blue war wohl in eine Art Schockstarre verfallen, denn erst als ich oben bei den anderen angelangt war, schüttelte er seinen Kopf und sah mich überrascht an. Seine dunklen Augen schienen hoffnungslos verwirrt. Ich meinte sie fragen zu hören, wer ich sei und was ich hier mache. „Schnell, komm hier her!“, Donghaes Kopf zuckte hin und her, sich nach Zombies umsehend, dabei flogen die langen Bommeln seiner Mütze lustig durch die Gegend.. Er und die Anderen Waren in einem Klassenraum. Sofort trug ich Blue hinein und stellte ihn drinnen als die Türe zu war wieder auf die Füße. „Sag mal spinnst du?!“, mir zerriss es fast das Trommelfell. Ich zuckte so heftig zusammen, dass mein Arm wieder zu schmerzen begann. Schwungvoll drehte ich mich um. „Was ist los?“, wollte ich verwirrt wissen. Christina stand vor mir, ihre Wangen rot vor Zorn. „Nur weil wir auf DICH warten mussten, bringst du uns alle in Gefahr!“ „Ach? Wäre ich besser vorbei gerannt, so wie du?“, irritiert fixierte ich sie mit den Augen. Donghae sah sie fassungslos an, „Du bist WAS?“ Er ließ von seinem Motorrad ab, welches er in der Ecke geparkt hatte. Doch Christina ignorierte den brodelnden Asiaten und stieß mir vor die Brust. „Was machst du eigentlich hier?! Warum warten wir noch auf dich?“ „Bitte?“, jetzt verstand ich gar nichts mehr. Am Anfang war sie doch so nett zu mir gewesen. „Du gehst mir auf die Nerven, du und deine unausstehliche Art! Machst hier was du willst, aber ich sag dir was, das nervt einfach nur gewaltig, was du hier abziehst! Dein peinliches Verhalten bringt uns nur alle in Gefahr!“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ich hatte ihr doch gar nichts getan, aber so langsam reichte es mir. „Wirklich? MEINE Art nervt dich? Ich erzähl dir mal was! Du hast uns vom Schulhof in das Gebäude geholt nur um deine dämlichen Schwerter zu holen, du wolltest mir nicht einmal den Splitter aus dem Arm ziehen und am liebsten wäre es dir glaube ich, wenn einfach alle sterben würden, solange du dann überleben könntest.“ So etwas ließ ich nicht auf mir sitzen. Jetzt reichte es. Sie schnaubte verächtlich: „Wenn mir das was bringen würde, wäre ich die erste, die dir ein Messer in den Leib stoßen würde. Für dich interessiert sich doch eh keiner. Wäre es nicht unausweichlich hätte ich nie mit dir Kontakt haben wollen, du widerst mich an. Ich würde dich opfern, wie jeden anderen Menschen, der mir die Bestien auch nur eine Minuten länger vom Hals halten könne durch seinen Tod. Um dich wäre es nicht schade. So jemanden egozentrischen wie dich habe ich noch nie erlebt. Hör einfach auf zu existieren, du bist unausstehlich.“ Sie spuckte mir ins Gesicht. Jetzt war ich baff. Meine Faust erschlaffte und ich starrte sie an. Sie meinte das ernst. Das war kein schlechter Scherz. Sie meinte das wirklich ernst. Ich verstand die Welt nicht mehr. War sie doch so nett zu mir gewesen, ich dachte ich hätte mich mit ihr angefreundet und könnte zusammen mit ihr und den anderen das hier überstehen. Scheinbar hatte ich mich getäuscht. „Aber…“, weiter kam ich gar nicht, denn sie schrie mir entgegen: „Das steht NICHT zur Debatte!!“ Ich könnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie plötzlich mit der Klinge vor mir auftauchte. Ich sah es nur blitzen und dann war alles dunkel. Ist das das Ende? Ich fühlte eine unheimliche Leere in mir. Ich wusste nicht wo ich war, warum, wie? Ich versuchte mich zu erinnern. Da war die Schule. Die Zombies. Christina, wie sie mir sagte, wie sie über mich denkt. Ich hatte sie so falsch eingeschätzt. Wie konnte das passieren? Normalerweise war ich besser darin Menschen einzuschätzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)