Hoffen und Bangen von Camryn ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - April ---------------------------- April starrte Colt hinterher. „Du weißt, was er für dich empfindet.“ Wusste sie das denn? „Herein.“ Die Blondine betrat Fireballs Zimmer mit einem Stapel Papiere in der Hand, welche sie gerade nach einer bestimmten Tabelle suchend durchforstete. „Hey, Fireball. Ich hoffe ich störe nicht. Ich bin dabei den Schichtplan für unseren Trip nach Dakota zu erstellen.“ Ahh, da war das Blatt! April blickte auf. „Ich wollte“ sie stutzte „Hast du irgendwas vor?“ Ihr Kollege stand in Abendgarderobe vor dem Spiegel und betrachtete sich kritisch. Er trug sogar eine Fliege was April einfach nur potthässlich fand. Fireball grinste sie verspielt an. „Na? Gefalle ich dir?“ April hob eine Augenbraue. „Versuchst du etwa vom Thema abzulenken?“ Er seufzte und blickte resigniert in den Spiegel und zupfte an seinem Outfit herum. „Der Manager hat Mike breitgeschlagen und der hat mich dann breitgeschlagen, auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung eines Sponsors aufzukreuzen und ich hab auch noch zugesagt.“ Er drehte sich April zu, schenkte ihr ein wehleidiges Lächeln. „Die Veranstaltung ist nächsten Monat. So was mit Abendkleidung, Sektempfang, riesigem Buffet und den selben hirnlosen Gesprächspartnern, die einem immer die selben Fragen stellen. Bitte rette mich und komm mit.“ April war sprachlos. Hatte er sie allen ernstes gerade gefragt ob sie mit ihm auf eine Gala gehen wolle? Aprils Gedanken schwirrten um ein hübsches, grünes, rückenfreies Abendkleid, das sie vor kurzem erworben hatte und für das sie noch keinen passenden Anlass gehabt hatte. Sie überlegte gerade welche Schuhe sie dazu anziehen könnte, als ihr auffiel, dass Fireball immer noch auf eine Antwort wartete. Eine Gelegenheit sich hübsch zu machen? Wo muss ich unterschreiben! Allerdings, „Nicht wenn du das da anziehst.“ Er hob eine Augenbraue und betrachtete sich übertrieben entrüstet von allen Seiten. „Wieso? Was stimmt den hiermit nicht?“ April seufzte. Männer. „Ok, pass auf. Wir sind nächste Woche wieder in Yuma City. Ich kenne ein paar gute Herrenausstatter.“ Sie erhob mahnend den Finger. „Wir gehen shoppen und besorgen dir was Vernünftiges.“ Fireball schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln, dass Aprils Knie weich werden lies. „Das heißt du kommst mit?“ Ob dieser Kerl überhaupt wusste was für eine Wirkung er auf sie hatte wenn er sie so ansah? Energisch verdrängte sie diesen Gedanken. Das war absurd. Sie waren nur Freunde, er war zur Zeit Single und brauchte eine Begleitung für den Abend. Nichts weiter. „Ja, ja ok. Ich komme mit, aber nur um aufzupassen, das du dich nicht total daneben benimmst.“ Insgeheim wünschte sie sich es wäre mehr. „April?“ Eine Stimme unterbrach ihre Erinnerungen. „April? Ist alles OK?“ Verwirrte blickte die Blondine sich um. Ihre Begleitung stand direkt vor ihr, der junge Mann berührte sie sanft am Arm und sprach ruhig auf sie ein. Er wirkte besorgt. „Was? Ja.“ Fahrig sah sie sich um. Sie stand nicht länger in Fireballs Zimmer auf Ramrod sondern war zurück in der Gegenwart. Im Krankenhausflur in dem der Rennfahrer nun lag. Der Cowboy war verschwunden. „Entschuldige, Chris. Ich war nur kurz in Gedanken.“ Sie betrachtete betreten den hellen PVC Boden und studierte das Fleckenmuster, das hunderte von Schuhen im laufe der Zeit auf ihm hinterlassen hatten. „Hab an früher gedacht.“ Sie spürte wie er sein Gewicht verlagerte und leise seufzte. „Oh, April.“ Sie atmete tief durch, setze ein Lächeln auf, von dem sie hoffte, dass es nicht so gekünstelt aussah, wie es sich anfühlte und blickte ihren Freund optimistisch an. „Es geht schon.“ So ganz überzeugend schien ihre Miene nicht zu sein. „Möchtest du lieber wieder gehen?“ „Nein.“ Ihre Antwort kam prompt. Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht. April hatte sich für heute vorgenommen Fireball zu sehen, selbst wenn es bedeutete, dass sie sich danach drei Tage voller Heulkrämpfe in ihrem Schlafzimmer einsperren würde. Sie war es Leid Angst davor zu haben ihn zu sehen. Natürlich würde es nicht so sein wie sie es sich wünschte. Er würde nicht locker lässig mitten im Zimmer stehen. Nicht seine ihr vertrauten Klamotten tragen, die genauso zu ihm gehört hatten wie seine zerzauste schwarze Mähne. Fireball würde sie nicht mit seinem wundervollen strahlenden Lächeln begrüßen um ihr zu zeigen, dass er sich freute sie zu sehen. Und er würde auch keinen neckenden Spruch zum Besten geben, um sie zu ärgern. Doch am Schlimmsten, er würde sie nicht in dem Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut wird, so wie er es immer getan hatte wenn sie traurig war. Sie driftete schon wieder ab. Nein, das wollte sie nicht zulassen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht schon wieder. Energisch schüttelte sie den Kopf, umfasste Chris Arm und lotste ihn vor die Tür, die zu Fireballs Krankenlager führte. Sie waren fertig. Endlich. April und Fireball waren stundenlang durch die Stadt gerannt und hatten einen Anzug für Fireball gesucht und für April ein paar neue Schuhe. Zugegeben der Anzug war schnell gefunden gewesen, aber immerhin waren sie nur deswegen hier her gekommen, also war das auch der Grund weshalb sie den ganzen Tag mit Shoppen zugebracht hatten, fand April. Nun waren sie fix und fertig und unterwegs zum Parkplatz, wo ihr Wagen stand. Sie schritten nebeneinander, mit Tüten bepackt die Einkaufspassage entlang. Es wurde jetzt schnell dunkel und die Geschäfte schlossen nun eins nach dem anderen. Ein kalter Wind blies ihnen um die Nase und die Menschen um sie herum hasteten eilig nach Hause. April fror ein bisschen. Verdrießlich blickte sie zum Himmel empor und beäugte kritisch die dunklen Wolken die seit einiger Zeit aufzogen. „Es wird gleich anfangen zu regnen. Wir müssen uns beeilen.“ Fireball richtete den Blick nach oben. „Stimmt.“ April sah belustigt zu wie Fireballs` Stirn sich kräuselte, es war so untypisch für ihn, als der erste Regentropfen ihre Wange traf. „Oh Oh!“ „Was ist?“ er blickte sie fragend an. „Ich habe gerade einen Regentropfen abbekommen.“ Ein kaltes Klatschen landete auf ihrem Handrücken. „Oh, hier schon wieder. Siehst du?!“ Sie hielt ihm ihre Hand zur Begutachtung hin, doch zu Aprils Verwunderung ergriff er besagte Hand, schenkte ihr ein Lächeln und zog sie weiter. „Dann sollten wir machen, das wir hier wegkommen.“ Sie waren nur ein paar Meter weit gekommen als, wie aufs Stichwort, der Himmel aufbrach und sich auf die, die es wagten noch unterwegs zu sein, ergoss. Fireball verfiel in einen Laufschritt und zog April weiter mit sich. Krampfhaft hielt sie die Tüte mit Ihren neuen Schuhen an sich gedrückt. So gut das eben mit einer Hand möglich war. April bereute es keine Jacke mitgenommen zu haben, was nämlich nun dazu führte, dass sie in ihrem dünnen Top im nu völlig durchnässt war. Fireball zog die Blondine unter das erste Vordach, das sie fanden. Es gehörte zu einer Modeboutique, die bereits geschlossen hatte. Die Schaufenster waren dunkel und auch um sie herum wurde es allmählich Nacht. Die Straßenbeleuchtung sprang bereits an, ein paar Reklameschilder und diverse beleuchtete Schaufenster erhellten die Wege. April betrachtete den Regen, der nicht enden wollte und fror in ihren durchnässten Klamotten. Dazu kam auch noch dieser abscheulich kalte Wind, der an Ihr zerrte. Ihre Hände waren taub, genauso wie Nase und Ohren, ihre Haare pappten an ihrem Kopf und in ihrem Gesicht. Zitternd schlang sie die Arme um ihre Schuhtüte und verfluchte die Tatsache das ihre Jeans eklig an ihr klebten. Sie wollte gerade zu einer Schimpftirade auf ihr Wetterpech ansetzen, als zwei Arme sie umschlangen. „Du zitterst ja.“ Fireball war von hinten an sie getreten, hatte sie in den Arm genommen und seinen Kopf auf ihrer Schulter platziert. Sofort wurde April warm. Der Kerl musste doch selber total durchnässt sein und trotzdem strahlte er noch immer Wärme ab. Frauen waren wirklich benachteiligt wenn es um Kälte ging. Während April noch unter einer warmen Wolldecke gefroren hätte, schien Fireball die Kälte nicht im mindesten zu beeindrucken. So was unfaires. Seine Wärme kroch in ihren Körper. Sie hörte ihn neben ihrem Ohr atmen und legte ihre Wange an seine. So schön. Es fühlte sich gut an von ihm in den Arm genommen zu werden. Es war nicht das erste Mal, das er es tat und die Berührung war ihr vertraut. Doch nur selten hielt er sie für längere Zeit fest und April genoss die Zuwendung. Sie fühlte sich sehr wohl bei ihm, das hatte sie immer. Er war eben ein guter Kerl, etwas hitzköpfig aber wenn sie sich deshalb nicht gerade um sein Leben sorgen musste, fand sie es irgendwie süß wenn er in Rage war. Sie hatte zwischenzeitlich aufgehört zu zittern. „Geht es wieder?“ Seine Stimme war sanft und warm an ihrer Wange. „Ja, Danke.“ Als er sie losließ bereute sie es Ja gesagt zu haben. In einer spontanen Reaktion, die sie sich bis heute nicht erklären kann drehte sie sich um lies die Tüte auf den Boden sinken und schlang ihre Arme um ihn. Als sie wieder bei Verstand war, war es ihr unendlich peinlich. Sie waren Freunde und nichts rechtfertigte diese Reaktion. Doch als sie ihre Arme zurück ziehen wollte, hielt er sie fest an sich. Verwirrt, da sie eigentlich eher einen dummen Kommentar erwartet hatte, blickte sie zu ihm auf und traf auf seine warmen braunen Augen. Sie hatte diese Augen schon immer geliebt. April empfand sie als magisch anziehend und reagierte irrational eifersüchtig wenn es einer anderen Dame auch so erging. Fireball betrachtete sie ruhig mit diesem unverschämt anziehenden Blick und Aprils Herz hämmerte in ihrer Brust, so dass sie fürchtete er würde es spüren, so nah wie er ihr war. Sie überlegte schon, ob sie etwas sagen sollte, als er eine warme Hand an ihr Gesicht legte und mit dem Daumen sanft ihre Wange streichelte. Sie spürte die Schwielen an seiner Hand, er verbrachte viel Zeit in der Werkstatt, aber seine Berührung war sanft, zärtlich. April konnte ihren Blick nicht von seinen Augen abwenden. Ihr Herz hatte einen kurzen Aussetzer, nur um dann ein noch schnelleres Tempo anzuschlagen. Sie versuchte leise zu atmen, doch ihre Lungen benahmen sich als hätte sie grad einen Sprint hingelegt. Sein Blick war durchdringend und brennend. Sie sah das Verlangen darin und seufzte. April spürte wie er sie, mit einer Hand auf ihrem Rücken, an sich zog während die andere Hand von ihrer Wange zu ihrem Nacken glitt und dort einen angenehmen Druck ausübte. Nur zu gern lies sie sich von seinen starken Armen halten. Sie legte den Kopf leicht in den Nacken. Ihr Atem entwich in kurzen Stößen ihren Lippen. Er näherte sich ihrem Gesicht und April schloss die Augen, gab sich dem Moment hin. Als seine weichen Lippen sich begierig auf ihre legten verschwand die Welt um sie herum, es gab nur noch ihn und sie und jetzt. April hatte es irgendwie geschafft diesen kalten, trostlosen Raum zu betreten. Nun saß sie steif auf dem Stuhl, der bei ihrer Ankunft direkt neben Fireballs Bett gestanden hatte. Dieser war ihre Rettung, denn sie wusste nicht wie lange ihre weichen Knie ihr noch beigestanden hätten. Halt suchend griff sie nach Fireballs Hand und nahm sie in ihre. Viel zu dünn, viel zu kalt, nicht wonach sie gesucht hatte, kein Fireball. Sie spürte die ersten Tränen aufsteigen und schluckte diese krampfhaft hinunter. Chris hatte das mitgebrachte Gesteck auf einem kleinen Tisch, der an einer Wand im Raum stand, platziert und trat nun zu ihr. „Schon gut April. Er ist hier. Und er weiß das du da bist. Ganz sicher.“ Er legte seine starken Hände unterstützend auf ihre Schultern. Chris. Der gute Chris. Was hätte sie nur die letzten Monate ohne ihn gemacht? Als Fireball ins Krankenhaus eingeliefert wurde hatte sie Angst gehabt, grauenhafte Angst, aber sie hatte stark sein wollen. Sie hatte gehofft und gebetet und eine Zeit lang hatte es so ausgesehen als würde der Rennfahrer es schaffen. Nun, er war nicht gestorben, doch als er nicht aufwachte als es an der Zeit dafür war und die Ärzte keine Antwort auf ihre Fragen geben konnten war der Boden unter Aprils Füßen einfach weggebrochen. Ihr Fels in der Brandung, ihr bester Freund, der Mann den sie liebte war nur noch ein Schatten, eingepfercht an diesem grässlichen Ort voller Kummer und Tod. Irgendwann war sie Abends nach Hause in ihre Wohnung gekommen und einfach heulend mitten im Flur zusammengebrochen. Tagelang hatte sie sich in ihrer Wohnung eingeschlossen, war durch die menschenleeren Räume gestreift auf der Suche nach ihm ohne Hoffnung ihn jemals zu finden und unter Heulkrämpfen oder schreiend zusammengesackt. Irgendwann hatte ihr Vater in der Wohnung gestanden und sie zu einem Arzt geschleift. Nervenzusammenbruch, schwere Depression, bla bla. Sie hatte Antidepressiva und weiß sonst noch was verschrieben bekommen. Der Schund hatte rein gar nichts bewirkt, außer das sie wie ein Zombie durch die Gegend gelaufen war. Und die Therapiestunden, lachhaft. Dieser blöde Idiot hatte doch keine Ahnung gehabt. Und wieder war es ihr Vater der wirklich etwas gefunden hatte was ihr half. Zuerst hatte sie ihn für verrückt erklärt und sich mit Händen und Füßen gewehrt. Seine Verzweiflung ihr nicht helfen zu können war es schließlich die April dazu bewegt hatte sich seine Idee wenigstens mal anzusehen. Und diese sah wie folgt aus, Gruppentherapie bei einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Komapartienten. Grauenhaft, ein Raum voller Leute, die sich gegenseitig die Ohren voll heulen. Als wären ihr ihre Probleme nicht schon genug. Und dann kam Chris. Dieser verdammte Optimist. Irgendwie hatte er es geschafft April aus ihren Trüben Gedanken in die Gegenwart zurück zu holen und hatte diese weniger grauenvoll wirken lassen. Er gab ihr Halt und eine andere Sicht auf die Dinge. Alles schien plötzlich machbar wenn er in der Nähe war. Chris war für sie besser gewesen als jede Medizin und er war der beste Psychiater für sie, denn er wusste wovon er sprach. April hatte ihn dort kennen gelernt, auch ein Angehöriger. Seine Mutter war ins Koma gefallen als er etwa 14 war und knapp zwei Wochen bevor April ihn kennen lernte schließlich verstorben. Ohne jemals aufgewacht zu sein, hatte seine Mutter fast zehn Jahre im Koma gelegen, doch Chris hatte irgendwie gelernt damit zu leben und auch wenn es hart klingt hatte ihr Tod etwas befreiendes für ihn gehabt. Tod. Sein Tod. April betrachtete Fireballs fahles Gesicht. Wie wäre sein Tod für sie? Wäre es befreiend? Nein, nein er durfte nicht sterben, er würde nicht sterben, er würde zu ihr zurück kommen. Doch wann? Morgen? Übermorgen? Nächste Woche? Nächstes Jahr? In zehn Jahren? In 30? Wie lange würde es dauern? Und, Wie lange würde sie warten? Sie wusste es nicht. Seit diesem Kuss, seit diesem Morgen konnte sie sich ein Leben ohne ihn einfach nicht mehr vorstellen. Aber „Du weißt was er für dich empfindet“ Nein, das wusste sie nicht. Denn es blieb keine Zeit. Sie spürte Wärme auf ihrer nackten Haut und durch die geschlossenen Lieder sah sie Licht durchscheinen. Das weiche Lacken auf dem sie lag duftete herrlich. Sie wollte nicht, das es morgen war, sie wollte die Augen noch nicht öffnen. Lieber wollte April nur hier liegen die Sonne genießen, von der letzten Nacht träumen und sich vorstellen das diese niemals enden würde. Sie räkelte sich genüsslich in dem warmen Licht, als ihre Hand nackte Haut streifte und sie sich der Präsenz neben ihr bewusst wurde. April seufzte glücklich, kein Traum. Sie öffnete die Augen einen Spalt breit und erhaschte einen Blick auf ihren Bettgefährten. Sie musste schmunzeln. Fireball war ein Bild für die Götter. Nie zuvor hatte sie eine Gelegenheit gehabt ihn beim Schlafen zu beobachten. Nun ja, sie war auch nie zuvor auf den Gedanken gekommen dies zu tun. Vorsichtig richtete sie sich auf. Er war nackt genau wie sie, denn sie waren gestern befriedigt und glücklich an Ort und Stelle eingeschlafen. Er lag auf dem Rücken die Arme über dem Kopf und das Gesicht von ihr weg dem Fenster zugewandt. Seine definierte Brust hob und senkte sich sanft. April biss sich auf die Unterlippe und versuchte dem Drang zu widerstehen ihre Finger nach seiner Haut auszustrecken und darauf ihre Kreise zu ziehen. Nun, warum eigentlich nicht?! Schließlich waren sie jetzt so was wie zusammen, oder nicht? April wusste es nicht. Sie hatten gestern nicht mehr wirklich geredet. Nach einer wilden Knutscherei hatte Fireball sie in seine Wohnung geführt, da der Regen nicht mehr hatte enden wollen und sie es niemals ohne eine folgende satte Erkältung zurück zum Stützpunkt geschafft hätten. Aus der Übernachtungsgelegenheit war dann mehr geworden. Sie schmunzelte und betrachte die Klamotten die um das Bett herum verteilt lagen und strich genüsslich über die Stellen ihrer Haut die noch immer von seiner Berührung kribbelten. Aber hatte es für ihn das gleiche bedeutet wie für sie? Oder war sie nur eine Affäre? Sie wollte es genau wissen. Sich sicher sein, das nicht nur Verlangen sondern auch Liebe von ihm ausgegangen war. Sie würde es ansprechen sobald er aufgewacht war. Doch soweit kam es nicht. Denn es blieb keine Zeit. Ein Kommunikator fing plötzlich wie wild an zu piepsen. Fireball wurde jäh aus dem Schlaf gerissen und entsetzt warf April einen Blick auf die Uhr. „Scheiße!“ Sie hüpfte aufgebracht aus dem Bett und begann panisch ihre Sachen zusammen zu suchen, während Fireball nach seiner Hose angelte und den Kommunikator hervorkrammte. „Ja?“ Pause „Ja ich..“ „Ja, tut mir Leid, Säbelschwinger. Bin unterwegs“ Er warf April einen schuldbewussten Blick zu. „Ja, sie ist in der Nähe. Ich bring sie mit. Keine Sorge, Boss wir sind so gut wie bei euch.“ Bei seinen letzten Worten war er aufgestanden und hatte unbeholfen angefangen sich mit einer Hand anzuziehen. „Ist gut. Bis gleich. Tschau.“ Er schmiss den Kommunikator aufs Bett. „Wir kommen zu spät. Der Boss ist mächtig sauer.“ April war mittlerweile angezogen und versuchte ihre wild abstehende Mähne zu bändigen. „Verdammt, verdammt, verdammt. Nicht nur der Säbelschwinger. Daddy wird gar nicht glücklich sein. Verdammt.“ Für heute war eine Mission angesetzt und bis zur geplanten Abflugzeit blieben ihnen nur noch 37 Minuten. Verdammter Mist. Das konnte in ihrem Job ernste Konsequenzen haben. Sie gönnten sich jeder noch fünf Minuten im Bad und dann brachen sie auf. Fireball fuhr wie der Teufel auf vier Rädern und April wagte es nicht etwas zu sagen. Erstens weil ihr bereits schlecht wurde und sie dem Rennfahrer bestimmt nicht ins Auto kotzen wollte und zweitens weil sie ihm zwar vertraute aber doch irgendwie Angst hatte ihn abzulenken und im Graben zu landen. Der Red Fury stand bereits in Ramrods Hangar und Fireball hatte eines seiner Privatfahrzeuge aus der Tiefgarage geholt. Heißer Schlitten. Helle Ledersitze. April überlegte gerade krampfhaft ob sie den Waagen vorher schon mal zu Gesicht bekommen hatte, als sie am Stützpunkt ankamen. Mit quietschenden Reifen kam das Auto an der Startbahn zum stehen. „Puh, gerade noch rechtzeitig.“ Fireball grinste sie schelmisch an und zwinkerte ihr zu. Ein Blick auf die Uhr sagte April dass sie noch zwei Minuten hatten. Als sie ausstiegen kamen ihnen ein schnaubender Saber gefolgt von einem grinsender Colt entgegen. „Hi Leute. Da sind wir. Pünktlich auf die Minute. Seit ihr soweit? Kanns endlich losgehen?“ vergnügt stapfte Fireball an Saber vorbei Richtung Ramrod. „Scharfer Auftritt, Turbofreak. Aber ich fürchte dem Säbelschwinger wars ein bisschen zu scharf.“ Colts dummes Grinsen wurde noch breiter als April schuldbewusst zu Saber trat und eine Erklärung versuchte die es nicht gab. Die Wahrheit konnte sie ihm schlecht sagen. Gott sei Dank, war Saber nicht wirklich sauer. Und nachdem Fireball sich entschuldigt hatte, wobei April sich nicht sicher war wie er das angestellt hatte, die Jungs haben da ihre eigene Sprache, war alles wieder im Lot und sie brachen auf. April hatte gehofft unterwegs mit Fireball reden zu können, doch Colt packte die Pokerchips aus und als sie am Zielort ankamen schuldete der Cowboy April ein hübsches Sümmchen. Es war noch früher Abend und Saber beschloss dass die drei Herren noch eine Runde durch den Ort drehen und versuchen würden etwas zu den Outridervorfällen in der Gegend herauszufinden. Sie fuhren in Zivil los um sich unters Volk zu mischen und April hütete derweil ihr Riesenbaby. Sie ärgerte sich mittlerweile vor Abflug die Checklisten nicht, wie sonst auch, kontrolliert zu haben, also tat sie dies jetzt. Sie machte es sich in ihrer Satteleinheit gemütlich und rief die Wartungsberichte auf. Ihr Baby sollte schließlich in bester Verfassung sein wenn sie auf Outrider stießen. Irgendwann schweiften ihre Gedanken jedoch in eine ganz andere Richtung ab und ihre Wangen fingen verräterisch an zu glühen. Sie hoffte dass sie heute Abend Zeit für ein Gespräch finden würden und überlegte wie sie dieses am besten anfing. Doch soweit kam es nie. Denn es blieb keine Zeit. Als der Kommunikator ansprang zuckte April erschrocken zusammen. Es war Saber. Sie betätigte den Schalter für eine Antwort. „Ja?“ „April!“ Er klang panisch. Saber geriet nie in Panik! Irgendwas war schief gegangen! „Was ist los, Saber? Bei euch alles OK?“ „Wir brauchen Ramrod hier April und zwar schnell!“ April hatte bereits die Satteleinheit gewechselt und die Triebwerke gestartet und hätte die nächsten Worte fast nicht gehört. „Und wir brauchen einen Krankenwaagen.“ Er klang verzweifelt. Weint er etwa? „Was? Wer?“ Nun bekam April es mit der Angst zu tun. „Fireball. Er ist verletzt.“ Chris hatte sich einen zweiten Stuhl ans Bett gezogen und neben April Platz genommen. Seine Nähe beruhigte sie und sie fühlte sich schnell besser als er anfing drauf los zu plappern. „Tagchen Fireball, ich bin Chris. Ein Freund von April. Ich hoffe du bist nicht sauer auf die Süße, dass sie sich etwas rar gemacht hat in letzter Zeit aber sie hatte eine wirklich böse Erkältung.“ Chris redete völlig unbefangen und ohne Punkt und Komma. Bei dem Wort Erkältung musste April sogar grinsen. „Ja eine ganz besonders böser Bazillus hat mich da erwischt.“ Es war Chris Art Aprils Depressionen in der Öffentlichkeit zu überspielen. Sie vertraute ihm. Er würde es niemandem erzählen. Er war wunderbar. Durch Chris Anwesenheit wirkte der Raum nichtmehr so leer und gefühllos und April schaffte es sogar mit Fireball zu reden ohne in Tränen auszubrechen. Das war eindeutig ein Fortschritt. Sie blieben und redeten bis eine Schwester kam und ihnen das Ende der Besuchszeit verkündete. Sie standen auf und Chris stellte die Stühle zurück zu dem kleinen Tisch. April beugte sich zu Fireball herunter, strich ihm durchs Haar und küsste ihn auf die Augenlider. Nun konnte sie die Tränen doch nicht länger zurück halten und ein paar landeten auf Fireballs Wangen. Schniefend richtete die Blondine sich auf. „Bis dann, Turbofreak. Ich komme dich bald wieder besuchen. Versprochen.“ Chris ergriff ihre Hand und drückte diese Sanft. „Setzt dich nicht selbst unter Druck.“ „Nein, alles ok. Es ist ok. Wirklich.“ Sie lächelte Chris unter Tränen an, doch das Lächeln war echt. Mit Chris erschien der Schmerz nicht so endlos und die Zukunft weniger hoffnungslos. April wischte sich die Tränen ab und verlies festen Schrittes das Krankenhaus. Das war ein guter Tag. Sie hatte ihn endlich wiedergesehen und sie war nicht zusammengebrochen. Alles würde gut werden. Im Auto kam April ein Gedanke. „Fireball hat in drei Wochen Geburtstag. Vielleicht könnten wir ein bisschen feiern. Was meinst du?“ Sie sah Chris, der hinterm Steuer saß fragend an. „Ja, klar. Wieso nicht. Hattest du an was bestimmtes gedacht?“ Aprils Blick glitt in die Ferne. „Ich weiß nicht. Nichts wildes. Das geht im Krankenhaus wahrscheinlich eh nicht. Vieleicht eine Torte und ein paar Freunde einladen. Irgendwie sowas.“ „Klingt doch nett. Das wird ihm sicher gefallen.“ „Ja, ganz bestimmt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)